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ab, um den Landsleuten in Livland   beizustehen. Der Dampfer heißt Ostsee  " und kann voraussichtlich am Dienstag in Riga  eintreffen.

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Wenn die Nachricht zutrifft, so wird den heldenmütigen deutschen  Jünglingen, die dem bedrängten Junkertum in Rußland   zu Hülfe eilen, die Weltgeschichte sicher einen Lorbeer um die Korpsmüzen flechten.

Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 22. Dezember. Liebängeln mit der Säbeldiktatur.

Die Kreuz- Zeitung  " nennt den Leitartikel in Nr. 297 des Vorwärts"" Bis hierher und nicht weiter" eine Fuchs predigt". Der Vorwärts" fühle offenbar das Bedürfnis, sich als " getränktes Unschuldslanım" hinzustellen. Offenbar sei den Stadt­ hagen   und Luremburg die Feder aus der müden Hand geglitten und habe sich ihrer einer unsrer bewährten" Sozialreformer zu versöhnendem Tun bedient". Diese Auffassung ist umso humo­ristischer, als die freisinnige Vossische Zeitung" diesen nämlichen Artikel als törichte fanatische Großsprecherei" denunzieren zu müssen geglaubt hatte! Beißender kann die feige Winselei des Freisinnsblattes nicht gut charakterisiert werden.

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Unser Artikel war in Wirklichkeit ebenso weit entfernt von fanatischer Großsprecherei wie von vorsichtigem Zurückweichen. Wohl aber müht sich heute die Kreuz- 3tg.", ihr scharfmacherisches Wolfs gebiß hinter dem Bließ des getränkten Unschuldslammes" zu ver­bergen. Sie stellt sich, als ob im Grunde kein Mensch daran denke, die ohnehin rechtlosen Massen noch brutaler zu knebeln. Dabei warnte die Kreuz- 8tg." noch am letzten Dienstag vor dem System des Gehen lassens"!

Zum Schlusse freilich findet das Blatt des seligen Hammerstein feine Unverfrorenheit wieder. Es schreibt:

Wir können uns darauf beschränken, der Kreuz- Zeitung  " ent­gegenzuhalten, was heute das Berl. Tageblatt" über die Wetterzeichen" in Rußland   sagt:

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sage, die das Ministerium Metsch von der Jahresversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller" kürzlich aus dem Munde eines der hervorragendsten Fabrikanten des Landes unter dem demonstrativen Beifall der Anwesenden erhielt. Die sächsischen Industriellen verfallen heute in eine Schärfe des Tones gegen die Regierung, aus der man deutlich ermessen kann, wie wenig sie von dem herrschenden System wissen wollen. Auch im Bürgertum hört man jetzt die Frage erörtern: Auf welche Bevölkerungskreise stüßt sich diese Regierung eigentlich noch? Die Antwort lautet:" Auf die Landwirtschaft"; aber in dieser ist nur der siebente Teil der Erwerbstätigen beschäftigt."

würde nur der Reaktion nüßen, und ein Krieg gegen Deutschland  , um Frankreich   oder England vor einem Angriffe zu schützen, würde ziveifellos ein solcher" populärer" Krieg sein. Deshalb ist es nötig, daß sich Engländer und Deutsche   verständigen, um den Chauvinismus niederzuhalten; wir haben in ähnlicher Weise vor sechs Jahren zusammen mit unseren französischen Freunden gehandelt, als beide Länder vor einem Konflikte standen."

wir

Der Wahlrechtsraub in Sachsen   hat sich gerächt; er hat das die Land völlig den konservativen Cliquen ausgeliefert, die seitdem, Sie obgleich die Landwirtschaft gegenüber der Industrie nur eine un­bedeutende Rolle im sächsischen Wirtschaftsleben spielt, die ein­seitigste Interessenwirtschaft betreiben. Tatsächlich steht der in­dustriell am weitesten vorgeschrittene aller deutschen   Staaten unter der Fuchtel des extremsten Agrariertums, das den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Landes stets nur so weit Rechnung trägt, als in seinem eigenen Vorteil liegt. Dieser Zustand hat in den Kreisen der Großindustrie und des Handels eine gewisse Erbitterung gegen das gegenwärtige Regime hervorgerufen, die in gelegentlichen Protesten der industriellen Interessenverbände deutlich zutage tritt. Aber mehr noch als das agrarfonservative Regiment hassen diese Kreise die sozialdemokratische Arbeiterbewegung. Sie wünschen eine Aenderung des sächsischen Wahlrechts jedoch nur so weit, daß die Industrie- und Handelsbourgeoisie das Uebergewicht erlangt; die Arbeiterschaft soll zwar nicht ganz aus dem Landtag ferngehalten, aber ihre Vertretung derart eingeschränkt werden, daß sie ohne Einfluß auf die Beschlüsse der Zweiten Kammer bleibt. Deshalb gehen denn auch die meisten der sogenannten Liberalen nicht mal bis zur Forderung einer Rückkehr zu dem früheren Wahlrecht von 1868. Jedesmal, wenn es gilt, die Regierung vorwärts zu treiben, weichen sie feige zurück wie auch bei den jüngsten sozialdemo­fratischen Wahlrechtsdemonstrationen und leisten dem agrar­konservativen Regiment freiwillige Schlepperdienste.

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Hyndman und die deutsche Politik.

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Deutfches Reich.

Frivoler Zentrumsschacher. Ueber unsere Kolonialpolitik stimm öln. Volksztg." wieder einmal ein heuchlerisches Geflenne an jammert:

" In gleicher Weise war es für die Deutschen   viel leichter, den Weg nach Afrika   zu finden, als mit Ehren wieder heraus zu kommen. Wenn wir damals gewußt hätten, was wir heute wissen, so hätte wohl kein einziger Reichstags- Abgeordneter der Schutzherrschaft" über Südwestafrika und Ostafrika   zugestimmt. Jezt führen in Südwestafrika schon zwei Jahre Krieg, die Verluste an Menschen übersteigen schon diejenigen im dänischen Kriege von 1863/64, und die Kosten betragen heute 300 Millionen Mark! Und was ist im günstigsten Falle der Siegespreis Die Herrschaft über ein ziemlich wertloses, meist aus Einöde bestehendes Gebiet, in dem nach Ansicht von Sachkennern höchstens 5000 deutsche Ansiedler ihren Unterhalt finden können. Das ist ein niederdrückendes Gefühl und erklärt die Interesselosigkeit der weitesten Kreise den afrikanischen Kämpfen gegenüber. In ver schiedenen Zeitungen wird bitter darüber geklagt, daß für Weih­nachtsgaben an unsere Krieger in Afrika   aus ganz Deutschland  so beschämend wenig Geld eingekommen sei, während für die verfolgten russischen   Juden mit vollen Händen gegeben werde. Aber Mangel an Teilnahme für unsere kämpfenden Landsleute liegt gewiß nicht vor; die Ursache liegt darin, daß die Schutz­gebiete" selbst der großen Masse an sich vollständig gleichgültig find. Wenn sie morgen weggegeben würden, so wären die meisten Leute sehr zufrieden. Nach Lage der Sache ist das aber unmöglich. Wir sind in Afrika   und fitzen dort vorläufig fest, müssen auch weiter tämpfen, so wenig uns das freut."

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" Für die Sozialdemokratie wäre es ja allerdings einfacher, wenn ihr allmählich soviel Ellbogenfreiheit ge­währt, so viel Entgegenkommen dargebracht würde, daß sie eines Es wird dem Zentrum schwer fallen, einen vernünftigen Grund schönen Tages ganz von selbst die politischen Geschäfte in anzugeben, warum wir uns nicht schleunigst aus Südwestafrika die Hand nehmen könnte. Da aber die Genossen" genau zurückziehen könnten! Ein Geschäftsmann, der sein Kapital in ein wissen, daß die morsche" bürgerliche Gesellschaft noch immer London  , 20. Dezember.( Eig. Ber.) Hyndman ist der Gründer faules Unternehmen gesteckt hat, wäre ein ausgemachter Narr, wenn start genug ist, solchen Zumutungen entschiedenen Widerstand der sozialdemokratischen Bewegung in England und verdient deshalb er, statt sich schleunigst zu salvieren, immer neues Kapital für entgegenzusetzen, haben sie eben neue" Waffen- den Massen die Achtung der internationalen Sozialdemokratie. Aber seine eine aussichtslose Das Zentrum Aber seine eine aussichtslose Sache verpulvern wollte! streit und die Straßendemonstrationen a la Russie  - ins Auge gefaßt. Die sozialdemokratische Parteileitung möchte das offen- Persönlichkeit, seine Erziehung und seine ganze Lebensgeschichte läßt aber ruhig immer neue Reichsmittel für unsere unfinnige Kolonialpolitik verschleudern, damit es mit der Stegierung bar jetzt vertuschen, um in der Stille desto kräftiger rüsten zu haben bei ihm auch manche Ansichten und Stimmungen erzeugt, die Schachergeschäfte, wie bei der Verpfaffung der können. Aber so dumm ist der deutsche   Michel nicht, nicht jeder Sozialist teilen kann. Er besitzt große Energie, viel Volksschule, treiben kann! Eine solche Politik ist noch zehn daß er sich durch solche Komödien an der Nase herumführen Wissen, ein glänzendes Rednertalent, unerschöpfliche Arbeitskraft und mal verwerflicher als die der Regierung selbst!- ließe." wurde zum Staatsmann er zogen. Zu seinem Glück oder Unglück Das heißt also: mag das Proletariat durch die kapitalistischen   gab ihm die Natur auch ein révolutionäres Temperament, das ihn Steuer- Schacher. Entwickelungstendenzen auch noch so zahlreich werden, mag es auch schon frühzeitig in das Lager der Unterdrückten, der Armen und der Wie die Sozialpolitische Rundschau" berichtet, hat Freiherr  zehnmal die große Majorität der gesamten Bevölkerung verkörpern, Rebellen führte. Wäre er als Radikaler in der liberalen Partei von Stengel gegenüber einem einflußreichen Parlamentarier die das Junkertum denkt gar nicht daran, ihm die ihm gebührenden geblieben oder als Staatssozialist in der konservativen Partei, Grenzlinien, innerhalb deren eine Verständigung mit der Regierung Rechte einzuräumen! Im Gegenteil, die Regierung als Ausschuß so würde er sicherlich einem der Kabinette angehört haben; allein möglich sei, gezogen. Diese laffen nur einen verhältnismäßig der winzigen herrschenden Klasse wird das Proletariat umso stärker denn abgesehen von Sir Charles Diffe gibt es in den Reihen der engen Spielraum frei. Zunächst, meinte Herr von Stengel, Inebeln, je gewaltiger die Macht des Proletariats mit seiner Masse Liberalen kaum einen Politiker, der Hyndman gewachsen wäre. müsse daran festgehalten werden, daß der Gesamt­anschwillt. Da haben wir also das nackteste Bekenntnis zur Säbel- Er ist auch den besten der Konservativen in jeder Beziehung eben aufbau der Regierungs- Vorlage in feinen diktatur a la Russie  ! bürtig. Hauptbestandteilen erhalten bleibe, die völlige eines wesentlichen Hyndman hat in den siebziger Jahren Karl Mary kennen ge- Ausscheidung Gliedes, lernt, und dieses Ereignis gab seinem Leben eine Richtung, die ihn beispielsweise der Bier- oder Tabaksteuer, in England auf einen einsamen Pfad führen mußte. Die Arbeiter würde die ganze Finanzreform zum Scheitern Der jahrhundertelang auf dem unglücklichen Volke lastende haben bis jetzt teils unter liberalen, teils unter dem Einflusse der bringen. Ebenso müsse die Regierung darauf Без Despotismus, der alle Rechtsbegriffe plump zermalmte und die Gewerkschaftsführer gestanden, so daß ein Sozialdemokrat wie stehen, daß die in Aussicht genommene Einnahmevermehrung in ungezählten Massen zu einem stumpfsinnigen Gehorsam Hyndman, der für das Parlament erzogen und zum Volksführer ihrer Höhe nicht wesentlich verkürzt werde, da sonst Herunterdrückte, hat es trob aller seiner Ver­geboren ist, seine Bestimmung nicht erfüllen konnte. die erstrebte dauernde Gesundung der Reichsfinanzen gefährdet werde. waltungsbarbarismen nicht fertig gebracht, das jedem Menschen nun einmal angeborene Empfinden seiner Menschen- Sein Schicksal ist tragisch. Und wer England kennt, wo ein Sitz im Komme die Kommission zu Veränderungen an einzelnen Gliedern würde bis auf die letzte Spur auszutilgen." Parlament und dann im Kabinett zu den begehrenswertesten Dingen des Steuerplanes der Regierung, die eine Verringerung der in Aus­Gleichwohl wäre es ein arges Verkennen der Ge- gehört, und wo es als selbstverständlich gilt, daß ein reicher, ge- ficht genommenen Mehreinnahmen bedeuteten, so müsse hierfür fahren, welche in dieser russischen Revolution dennoch für die bildeter und ehrgeiziger Politiker Parteiführer wird, der begreift Ersatz geschaffen werden. Einer Wehrsteuer werde die Regierung übrige nichtrussische Welt und vornehmlich für unser auch, wie ungünstig dieses Schicksal auf Hhudmans Stimmungen nicht unbedingt ablehnend gegenüberstehen, obgleich ihre finanzielle deutsches Waterland liegen, wollten unsere leitenden wirken mußte. Hyndman ist verbittert; feine Energie, die unter Ergiebigkeit voraussichtlich nur gering fein werde; gegen Politiker sich lediglich auf die Beobachtung eines für die gesamte den traurigen politischen Verhältnissen Englands keine rechte Be- die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf die Diplomatie ungemein interessanten voltspsychologischen Vorganges beschränken. Es ist und bleibt eine alte Klugheitsregel, friedigung findet, macht sich oft in der Justice" Luft. Man muß nun Deszendenten dagegen müßten sich schwer zu beim Brande des Nachbarhauses auf den Schutz des beim Lesen seiner Artikel immer im Auge haben, daß der Verfasser überwindende Bedenken erheben. Mit Rücksicht auf die eigenen rechtzeitig Bedacht zu nehmen und die von einem gewissen Groll erfüllt ist. Er erinnert oft an den ent- Finanzen der Einzelstaaten würde erst mit einem späteren Termin ettva erforderlich werdenden Löschgeräte in Bereitschaft laffenen Bismard, an Bismard den Frondeur, der zum Journalisten für das Inkrafttreten dieses Teils einer Erbschaftssteuer zu rechnen zu halten. Das Knochengerüst des preußischen Staates und freund wurde, um seinen brachgelegten Energien einen Abfluß zu sein, ferner würden nur die großen Vermögen für die Besteuerung sein Nervensystem mag unerschüttert sein. Aber es gibt verschaffen. in Kraft kommen dürfen. Eine Ausscheidung der Bier­auf physischen wie auf moralischem Gebiet eine Belastungsgrenze, Hyndman ist wie so viele gebildete Engländer ein oder Tabaksteuer aus der Reichsfinanzreform sei nicht disku. und es ist gefährlich, die Spannung bis aufs äußerste zu steigern. Freund der romanischen Völker. Als Kriegskorrespondent im tabel, dagegen sei die Regierung bereit, durchführbare Vor­Es will uns fcheinen, als vernachlässige unsere Staats­er er die fchläge, die eine mindere Belastung der geringsten Tabaksorten sowie leitung und unsere Staatsverwaltung die Bedeutung solch eines österreichisch- italienischen Feldzuge von 1866 machte moralischen Belastungskoeffizienten in unserem öffentlichen Leben." Bekanntschaft Garibaldis   und Mazzinis; in den siebziger Jahren bei der Brausteuer der Kleinen Brauereien bezweckten, einer Prüfung Mögen diejenigen, die es angeht, diese Warnung beherzigen verkehrte er viel mit Franzosen   und wurde später ein intimer zu unterziehen. Auch würde eine Modifizierung der Quittungssteuer oder in den Wind schlagen das ist ihre Sache. Nur mögen sie Freund Clemenceaus. In diesen Kreisen ist man nicht deutsch  - in Betracht kommen können, sofern für den etwaigen Einnahmeausfall sich nicht einbilden, die Arbeiterklasse in ihrem Vormarsche aufhalten freundlich, wie überhaupt Preußen- Deutschland   sich bei der euro  - ein genügender Ersatz sicher gestellt sei. Damit seien die Grenzen päischen Demokratie feiner Beliebtheit erfreut; denn unleugbar steht für ein Entgegenkommen der Regierung gezogen." zu können! fest, daß das offizielle Deutschland   sehr unpopulär ist. Auch Der Herr Reichsschatzsekretär wird sich wohl dazu bequemen Hyndman ist ohne Zweifel ein Gegner der offiziellen deutschen   müssen, bei dem Schachergeschäft mit dem Zentrum und den Politik, die er für brutal, herausfordernd und vor allem für tattlos Liberalen in seinen Forderungen noch etwas weiter herunterzugehen hält. Und er schreibt in diesem Sinne. Aber er schreibt ebenso und sicher rechnet er auch selbst damit, in diesem oder jenem Punkt, scharf und spricht ebenso rückhaltlos gegen die britische Regierung. 3. B. bei der Erbschaftssteuer, dem Zentrum noch einige andere Konzessionen machen zu müssen. Als guter Geschäftsmann befolgt er Diesen Umstand darf man nicht vergessen. Der einzige Deutsche, den Hyndman   achtete, war Liebknecht  . jedoch die beim Kuhhandel üblichen Usancen und erklärt von vornherein Beide sind Produkte derselben geistigen Periode. Liebknecht war höchstens in einigen nebensächlichen Bedingungen nachgeben zu sehr international und haßte Preußen aus ganzem Herzen. fönnen; wenn dann aber der Gegenpart Miene macht, den Handel die deutsche Sozialdemokratie sei abzubrechen, wird er sich schon erinnern, daß für das Reichs­Sonst meint Hyndman  , national und erfülle ihre internationalen Pflichten nicht. Erst schazzamt immerhin noch ein recht ansehnlicher Nutzen bleibt und die legten Reden Bebels haben Hyndman   einige Worte des Beifalls die fogen. untersten Grenzlinien" etwas tiefer absteden.- entlockt. In der Justice" vom 16. Dezember findet sich ein Leit­artifel Hyndmans über Die deutsche Bedrohung des Friedens", worin er die bekannten Angriffe auf die deutsche Politik macht, die er als Friedensstörerin bezeichnet:

Das Ministerium Metsch. Dresdens   Bürgertum hat sich den Minister v. Metsch zum Ehrenbürger erforen, wie es im Ehrenbürgerbrief heißt, in dank­barer Würdigung seiner zielbewußten und gerechten Zeitung der inneren Verwaltung" Sachsens und seiner vielen anderen be­sonderen Verdienste". Wie es mit diesen Verdiensten des Herrn v. Metsch um Staat und Stadt bestellt ist, zeigt eine feineswegs vom sozialdemokratischen, sondern vom liberalen Standpunkt ge= schriebene Schilderung feines ministeriellen Wirkens, welche die Frankf. 8tg." veröffentlicht:

Im Minister des Innern Freiherrn   v. Metsch erblicken die Massen die Verkörperung des gegenwärtigen politischen Systems. Seit Beust war in Sachsen   fein Minister so unbeliebt wie er. Herr v. Meßsch ist in allen nicht politischen Dingen ein aus gezeichneter Minister. In der Politik haben wir ihn immer für einen ehrlichen Charakter gehalten, aber er war auf diesem Ge­biete nur Polizeimann und nicht Politiker. In dieser Stellung des leitenden Ministers liegt der Schlüssel für die heutigen Zustände in Sachsen  . Der sächsischen Gesetzgebung fehlt seit langer Zeit jede Fühlung mit dem Volfe, man hatte schon lange vor der Beseitigung des alten Wahlrechts diese Fühlung erloren. Man fah jede Volksregung nur mit dem Polizeiauge an, man glaubte dabei vorurteilslos zu sein und war einseitig. Diese sächsische Regierungspraris hat Minister v. Metsch über­nommen, und da er nicht die innere Kraft bejaß, mit ihr zu brechen, wurde er immer weiter nach rechts getrieben. Die Kluft zwischen Regierung und Arbeitern wurde nach der Beseitigung des alten Wahlrechts unüberbrückbar. Dann kamen die wirt­schaftlichen Kämpfe um die Handelsverträge, und die Regierung unter der Leitung des Ministers v. Metsch konnte sich von den Einflüssen der ertremen Agrarier nicht frei machen. Es ist un­eschreiblich, wie das in Sachsen   wirkte. Der politische & ffett war eine Verbitterung, der Groß= industrie und des Handels, und jetzt wurden diese Kreise eigentlich erst auf die widersinnige Tatsache aufmerksam, daß das in allen seinen wirtschaftlichen und kulturellen Grund­lagen von der Industrie abhängige Sachsen   von einer agrarischen Bandtagsmehrheit regiert wird. Der Kampf der Industrie gegen diese Mehrheit füllt die letzten Jahre der sächsischen Politik aus. Bis zu welchem Grade auch auf diesem Kampfplatze die Er­bitterung gestiegen ist, beweist die außeroordentlich energische Ab­

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Zur Fleischienerung.

genau

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wert

Preußens große landwirtschaftliche Autorität, der Herr Minister von Podbielski, hat zwar im Reichstag verkündet, daß die Deffnung " Der Bangermanismus hat gegenwärtig den Panflavismus der deutschen   Grenzen für die Vieheinfuhr aus dem Auslande keinen verdrängt und ist an seine Stelle als der Friedensstörer Europas 3wed   hätte, da die Viehpreise in den Nachbarstaaten so beträcht­getreten. Bebels ausgezeichnete Rede im Reichstage beweist, daß lich gestiegen seien, daß diese das Schlachtvieh auch nicht billiger zu er diese Lage jetzt versteht. Wenn ich bedauere, daß er dies liefern vermöchten, als die deutschen   Viehzüchter; die Preise in den nicht früher sah und sogar soweit ging, über diejenigen Genossen ausländischen Grenzgebieten beweisen jedoch, daß diese Behauptung des Viehministers ebenso viel ist, wie die zu spotten, die besser informiert waren und weiter sahen; anderen bekannten Aussprüche des hochwohlweisen preußi wenn ich auch den Ton bedauere, den manche deutschen   Sozial­Sowohl im Osten als im im Westen ist demokraten in England anschlagen, sobald sie diese Frage be- fchen Konfuzius. das handeln so ist dies nur ein weiterer Beweis dafür, daß auch jenseits der, vaterländischen schwarzweißen Grenzpfählen die fähigsten Menschen nicht unfehlbar sind.... Aber Bebels Schweinefleisch um durchschnittlich 30 bis 40 Proz. billiger, als in letzte Rede gibt der Hoffnung Raum, daß auch die deutsche Sozial- den heimatlichen Fluren diesseits der gesperrten Grenzen, und an demokratie für ein allgemeines internationales Einverständnis ein- vielen Grenzstationen unternehmen die ärmeren Schichten der Es ist gewiß unsere Pflicht, immer wieder zu zeigen, daß deutschen   Bevölkerung große Wallfahrten nach den jenseitigen das Volk Englands die freundlichsten Beziehungen mit dem Volke glücklicheren Gebieten, um dort ihren Fleischbedarf einzukaufen. Deutschlands   unterhält und daß England gar nicht die Absicht Vor einiger Zeit schilderten wir bereits die Völkerwanderung, die hat, Deutschland   anzugreifen Wir sind Bebel dankbar für fast alltäglich bei Eydtkuhnen   stattfindet. Genau ebenso sieht es an So wird z. B. der Frankf. seine Rede. Von unserem Standpunkte tönnte es gar kein der deutsch  - französischen Grenze aus. größeres Unglück geben als einen Krieg zwischen den west- 3tg." aus Lothringen   berichtet: europäischen Nationen. Wir englischen Sozialdemokraten sehen die Fehler unseres vampyrartigen britischen Reiches ebenso far, wie die deutschen   Genossen die Fehler der deutschen   Weltpolitit sehen. Wir möchten gerne Judien von dem ruinösen Joche der britischen Herrschaft befreien... Ein populärer" Krieg

tritt.

Hüben( auf der deutschen   Seite) bezahlen die Metzger für deutsche Schweine 72 Pf. und drüben für französische 40 Pf. für das Pfund Schlachtgewicht, und zwar ohne Zwischenhandel. Nun vers fuchten spekulative Bauern der französischen   Grenzdörfer, ihre Schweine an der Grenze weiden zu lassen, um sie dann im ge= eigneten Augenblick die Nationalität wechseln zu lassen, aber die