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Nr. 33. 23. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Die Revolution in Rußland  .

Freitag, 9. Februar 1906.

Wir halten die ganze Sache für fo gleichgültig, daß wir meinen, man tut der Monarchie zuviel Wichtigkeit beimessen, wenn man davon so viel Wesens macht. Schließlich braucht ein im Dienste der Partei ergrauter Parteigenosse ja noch nicht fonservativ zu werden, wenn er mal den Parkettfußboden eines großherzoglichen Schlosses gesehen hat. Wobei wir jedoch be­merken wollen, daß wir absolut keine Sehnsucht nach gleichen Studienfahrten haben."

Soldaten eine blinde Salve ab, baten den Kommandanten trages nicht. Aus diesem Grunde waren bei Beginn der Ver­und seine Suite zur Seite zu treten und feuerten als- handlung zahlreiche in den Kommissionen beschäftigte Mitglieder dann eine scharfe Salve auf den Kommandanten ab. der Fraktion nicht im Saale. General Seliwanoff fiel zu Boden. Man legte ihn auf eine Der Aufstand in Wladiwostok  . Diese neue Erfahrung macht hoffentlich unsere Fraktion Tragbahre und trug ihn ins nächste Hospital. Es erwies sich, daß er für die Zukunft bei solchen Anlässen vorsichtiger oder richtiger Ueber die Vorgänge in Wladiwostok   entnehmen wir dem liberalen von drei Kugeln in den Rücken und am Halse getroffen war. Gleich weitsichtiger. Das zur Schau getragene Vertrauen gegen eine russischen Blatte" Ruß  " folgende Einzelheiten: darauf erschien vor der Hauptwache ein Schüßenregiment und Regierung, die nie ein Hehl aus ihrer Liebedienerei dem Noch vor der Ankunft des Generalfommandanten Seliwanoff forderte die Befreiung der Verhafteten. Der Stadtlommandant, Privattapital gegenüber gemacht hat, mag wohl das Fehlen begann die konservative Partei und die Zeitung Dalny Wostot" Oberst Furmanoff, widersetzte sich der Befreiung der Verhafteten einer Reihe von Abgeordneten erklären, das der Sozial­( Der ferne Dften") die öffentliche Meinung gegen die Intelligenz und wurde tödlich verwundet. Dem Range nach übernahm nun demokraten aber kaum entschuldigen. zu schüren. Diese Zeitung prophezeite blutige Ueberfälle auf die General Model das Oberkommando über die Festung. In Aufständischen; auf den Straßen begannen die Kosaken ungestraft der Stadt begann nun eine Jagd auf die Kosaken. Genosse Cramer hat, soweit wir dies übersehen können, bisher Gewaltakte an Matrosen und Soldaten zu verüben. Darauf wandten Es versammelte sich der Verein der Vereine" und schlug nur ein Blatt in der Parteipreffe gefunden, das geneigt ist, sein sich die Offiziere nochmals an den Kommandanten mit der Bitte, Sem neuen Kommandanten vor, Die Breslauer alle diejenigen zu befreien, Verhalten auf die leichte Achsel zu nehmen. eine Soldatenverfammlung zu gestatten. Doch der Kommandant die am Vorabend verhaftet worden waren und außerdem, um weiteres Barteianschauungen wie folgt: Bolts wacht" revidiert die deutsche Sprache und unsere bisherigen empfing die Deputation auch dieses Mal nicht. Die Garnisons Blutvergießen zu vermeiden, die Kosaken aus der Stadt zu entfernen. bereine der Offiziere löften sich auf. Die Offiziere nahmen Urlaub Der Kommandant ging auf diesen Vorschlag ein. Am Morgen des und fuhren nach Hause oder reichten ihren Abschied ein. Die Bitte 12./25. Januars war die Ordnung in der Stadt wieder hergestellt; des Vereins der Vereine" um Erlaubnis der Einberufung einer man hörte nur noch vereinzelte Schüsse auf Kosaken  , die die Stadt Versammlung wurde auch abschlägig beschieden. Man veranstaltete noch nicht verlassen hatten. Es fand nun eine Versammlung der nun ein Boltsmeeting, auf welchem man die Frage beriet, welche Delegierten der Untermilitärs statt, auf welcher beschlossen Maßregeln zu treffen seien, um die wachsende Bewegung unter den wurde, dem neuen Festungs Kommandanten δας Ver­Truppen zu beruhigen. trauensbotum auszusprechen und allen seinen gesetzlichen Auf dem Meeting erschienen auch Matrosen Forderungen, die dem Manifest vom 17. Oftober nicht widersprechen, Soldaten. Dieselben beschlossen, am 2./15. Januar sich Folge zu leisten; ungefegliche Befehle aber, z. B. das wieder zu versammeln und Delegierte von den Kosaken   Schießen auf friedliche Versammlungen nicht aus­einzuladen. Die Untermilitärs gaben den Einwohnern die zuführen. Die Läden wurden wieder eröffnet und in der Stadt Versicherung, daß sie ganz unbesorgt um ihr Hab und Gut sein stellte sich vollständige Ruhe ein. Mit den Kosaken zugleich verließ könnten: alles werde unversehrt bleiben. Die nächste Versammlung, die Stadt auch die ganze Redaktion des Dalny Wostok", die in der welche am 2./15. Januar stattfand, entsandte eine Deputation zum legten Zeit von Kosaten bewacht werden mußte. Festungskommandanten, mit einem Roſafenoffizier an der Spize, Am 13. Januar fand die feierliche Bestattung der gefallenen mit der Bitte, 400 Artilleristen aus Port Arthur aus der Haft zu Ludmila Wolfenstein statt. Am selben Tage veröffentlichte der entlassen, da die Untersuchung im Laufe eines ganzen Monats den lieberale Verein der Vereine" eine Reihe von Refolutionen: Mörder des Offiziers auf dem Kap Tschurin nicht hatte feststellen fönnen. Der Kommandant empfing die Deputation zum erstenmal und befahl, die Artilleristen sofort aus der Haft zu befreien. Die selbe Versammlung der Soldatendeputierten beschloß auch, im Falle weitere Versammlungen verboten werden würden, den friedlichen Ausstand zu erklären. Die Stimmung in der Stadt wurde nun be­deutend ruhiger, als plöglich der Oberarzt der Ussuri  - Militäreisenbahn, 3. Dem Scharfmacherblatt Dalny Wostok", das ein Gemezzel der Staatsrat Mlantowsky, verhaftet wurde, weil er den Chef der provoziert hat, und der aus Geldfäden bestehenden Stadt Duma, Eisenbahn  , den Oberst Krämer, der mit einer Abteilung Kosaken   die die nichts für die Verhinderung des Blutbades getan, wird der Eisenbahnstrede abfuhr, um den längst beendeten Streit zu unterschärfste Tadel ausgesprochen. Doch dürfen gegen die Urheber des drücken, für geistestrant erklärt hatte. Gemezels am 10. Januar und das Blatt" Dalny Wostok" feine Gewaltafte verübt werden.

Das Boltsmeeting vom 1. Januar hatte sich an den Komman danten mit der Bitte gewandt, den verhafteten Oberarzt zu befreien, doch der Kommandant empfing die Deputation nicht. Am 8./21. Januar wurde ein Soldat der Vorsitzende einer der Soldatenversammlungen- arretiert. Am 9./22. Januar erging der Befehl, den Matrofen die Flinten abzunehmen, doch die Matrofen weigerten sich, dieselben herauszugeben und entnahmen fogar alle übrigen Waffen aus dem Zeughause.

Am 10./23. Januar fand ein Meeting statt, an dem Dffiziere und das sogenannte bessere" Bublikum teilnahmen.

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1. Es wird eine strenge Untersuchung des gänzlich ungerecht­fertigten und ohne vorherige Verwarnung erfolgten Schießens auf die friedliche Menge am 10./23. Januar gefordert.

2. Die an diesem Verbrechen Schuldigen sollen nicht friegs­gerichtlich abgeurteilt werden, sondern haben Rußland   für immer zu berlassen.

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4. Den Soldaten der Garnison   wird Dank gezollt, daß fie, nachdem sie die Festung in ihre Gewalt bekommen und die Ordnung in der Stadt wieder hergestellt hatten, sich von ihrer Machtstellung nicht berauschen ließen und die in ihrer Hand befindlichen Batterien freiwillig wieder den Behörden anslieferten und so die Stadt vor weiterem Blutvergießen und vor Verwüstung retteten.

Nach den letzten offiziellen russischen Depeschen soll General Linewitsch in Ostasien   wieder vollständig Herr der Situation sein. Diese Nachrichten befizen aber natürlich keine größere Glaub­würdigkeit als die berüchtigten Siegesnachrichten während des Strieges.

Aus der Partei.

Das Schicksal der sozialdemokratischen Interpellation über die Borussia"-Affäre

Reghäuser kontra Leipziger Boltszeitung". Die Erklärung des Verbandsvorstandes der Buchdrucker zu dem Streit Reghäuser tontra" Leipziger Boltszeitung" enthielt auch eine Anzahl Hinweise darauf, daß an der Polemik die Leipziger Bolkszeitung" nicht ohne Schuld wäre und daß ihre Animofität gegen die Buchdrucker sattsam bekannt sei. Das hat die Leipziger   Partei­instanzen auf den Plan gerufen, die ihrerseits erklären,

,, daß die Redaktion des Korrespondent", ohne durch einen An­griff der Leipziger Volkszeitung" gereizt worden zu sein, die un­wahre Denunziation verbreitete, das unserer Aufsicht unterstellte Blatt apelliere an die Gewalt und bemühe sich die Arbeiter vor die Flinten des Militärstaates zu locken. Und zwar verbreitete die Re­daktion des Korrespondent" diese Denunziation, obgleich sie wußte, daß eine Anklage auf Grund von§ 130 des Strafgesetzbuchs( öffentliche Aufreizung zu Gewalttätigkeit) vom Staatsanwalt gegen die Leipziger Volkszeitung" erhoben worden war.

Die Leipziger Boltszeitung" war nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, das von der Redaktion des Korrespondent" be­liebte, in der deutschen   Arbeiterbewegung schlechthin beispiellofe Borgehen in schärfster Form zurückzuweisen."

Dolizeiliches, Gerichtliches ufw.

fein Aufreizungsverfahren haben. Der Vorsitzende der Agitations Wo alles liebt, fann Start allein nicht haffen. Auch Halle muß fommission, Genosse Rudolf Kochansti, der das Wahlrechts­flugblatt zum 21. Januar:" An das preußische Bolt!" verantwort lich gezeichnet hatte, ist vor den Untersuchungsrichter geladen, wo ihm eröffnet wurde, daß er verschiedene Bevölkerungsflaffen gegen­einander angereizt habe. Unser Genosse sieht der Sache mit mehr Seiterfeit als Sorge entgegen. Die herrschenden Gewalten in Halle scheinen sich noch mehr für unsere Agitation ins Zeug legen zu wollen. Seit der Wahlrechtsbewegung hat sich der Abonnentenstand des Boltsblatt" in Halle um 500 vermehrt und der sozial­demokratische Verein hat um 174 Mitglieder zugenommen. Außerdem macht sich eine rege Bewegung für den Austritt aus der Landeskirche bemerkbar. Bir quittieren dankend.

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Eine Anklage wegen Aufreizung zum Aufruhr hat Genofsin 8ie erhalten. Am 10., 11. und 12. Januar fanden in Hamburg  eine Anzahl von Frauenversammlungen statt, in denen Genossin Bieg über: Der deutschen   Arbeiterin Weihnachtsgeschenk" refe­rierte. Sie behandelte darin die Flottenvorlage, das neue Steuer­bukett des Herrn von Stengel und die neu vorgelegte Wahl­rechtsraubvorlage. Im Laufe ihrer Ausführungen verwies fie dabei auf Rußland   und empfahl den Versammelten, die beispiellose Be­geisterung, den Opfermut und die Energie der russischen Freiheits­lämpfer nicht nur zu bewundern, sondern ihnen darin nachzueifern. Sie betonte dabei ausdrücklich, daß wir den Kampf anders gearteten Verhältnissen auch anders entsprechend den führen hätten. Da wir schon den festen Boden des Gesetzes unter uns haben, sei vom Boden dieses Gesetzes der Stampf zu führen. Nicht die Methode des Straßentampfes, fondern der so stark entwickelte Opfermut und die Begeisterung feien es, die wir bei unseren russischen Brüdern nnd Schwestern nachzuahmen In einer so wichtigen Angelegenheit hätte diese Baht bereits hätten. In dem Hinweis auf Rußland   foll nun die Aufreizung durch die sozialbemokratische Fraktion gestellt werden liegen und man versucht, diese Rede in Verbindung zu bringen mit tönnen und müssen, Interpellationen von solcher Wichtigkeit den Exzessen in dem von der Polizei stundenlang unbewachten müssen, wenn sie eingebracht sind, auch vertreten werden, aber Schopensteht und der Niedernstraße. nicht so, wie am Dienstag.

Die Brandenburger Zeitung" fagt:

Nach zwei Stunden rückten zum Schuße der im Zirkus statt findenden Versammlung tausend bewaffnete Soldaten und Matrofen an und die Versammlung entsandte eine Deputation zum Militär­gouverneur, General Flug, mit der Bitte, er möge sich beim Festungs­fommandanten für die Befreiung des verhafteten Vorsitzenden der Soldatenversammlungen sowie des Oberarztes Mlankowsky ver­wenden. Der Militärgouverneur begab sich mit der Deputation zum Kommandanten, doch dieser empfing ihn nicht. Daraufhin kehrte die Deputation in den Zirkus zurüd, to die Versammlung der Soldatendeputierten weitertagte. Die ganze Versammlung beschloß wird fast von der gesamten bürgerlichen Presse zu höhnenden nun, mit derselben Bitte zum Kommandanten zu gehen. Anwürfen gegen unsere Fraktion ausgenutzt. Auch unsere Raum hatte die Menge in die Straße, in Parteipresse äußert sich mißliebig über die Saumseligkeit der welcher sich das Haus des Festungstomman- Fraktion, die trotz ihrer Stärfe nicht vermochte, die geschäfts­banten befindet, eingebogen, da wurde schon aus ordnungsmäßige Anzahl von 50 Mitgliedern zur Unterstützung Maschinengewehren   die erste Salve abgegeben. des Antrages Singer auf Besprechung der Interpellation Als die ersten Reihen zu Boden stürzten, stob die Menge aus zu stellen. einander. Das Schießen aus den Maschinengewehren ( fog. Kugelsprizen) dauerte fort. Man zählte 200 er wundete und 40 Tote. Getötet wurde unter anderem auch Ludmila Wolkenstein, welche als politische Verbrecherin" 13 Jahre in Einzelhaft in der berüchtigten Festung zu Schlüsselburg   verbracht hatte und seit drei Jahren von der Zwangsansiedelung zu Sachalin  zurückgekehrt war. Sie schritt im Arm mit ihrem Mann, Alexander Wollenstein dem Präses des Vereins der Vereine" der durch einen glücklichen Zufall unversehrt blieb. Die ver­hältnismäßig geringe Zahl der Getöteten erklärt sich dadurch, daß viele sich auf die Erde warfen, viele sich hinter den Häusern ver­steckten und schließlich noch dadurch, daß die Soldaten, welche die Kugelsprisen bedienten, die Galben über die Köpfe der Menge hinweg in die Luft richteten. Als die Offiziere dies bemerkten, richteten sie sich selbst die Kugelsprizen; doch die Menge hatte schon Beit ge­wonnen, sich zu zerstreuen. Die bewaffneten Soldaten und Matrofen begaben sich auf einen der umliegenden Hügel und feuerten von dort auf die aus den Kugelspritzen schießenden Offiziere. Zwei Offiziere tourden getötet, einer verwundet. Im Laufe von zwei Stunden wurde ununterbrochen aus den Kugelsprigen auf diejenigen geschossen, welche die Verwundeten hin. wegschaffen oder retten wollten. Mit Anbruch der Dunkelheit hörte das Schießen aus den Kugelsprigen auf und die Stofaten begannen die Hezzjagd auf die Soldaten und Matrosen. Die Kosaten beschoffen sogar die Krantenwagen; auf bie die Einwohner hingegen feuerten Rosalen. Die ganze Nacht durch ertönte das Flintengeknatter. Am nächsten Tage konnten die Matrofen sich nicht entschließen, die Sajernen zu erlassen, da die Hezjagd der Kosaten noch fort­bauerte und stets neue Verwundete dem Marinehospital zugeführt wurden.

Die Festungsbehörde stellte eine lange Liste der Personen auf, die verhaftet werden sollten und versandte an die Presse folgenden Utas":" Falls die Presse in der Beurteilung über die Vorgänge in Bladiwostok der Militärbehörde nur den geringsten Tabel aus­sprechen wird, so erfolgt sofortige Suspension der Zeitung, die Ron­fistation ber erschienenen Nummern und die Ausweisung des Redakteurs aus dem Bereiche der Festung." Bloß die Zeitung ,, labiwostot" druckte diesen Utas" ab und ließ eine Nummer mit der Beschreibung der blutigen Vorgänge erscheinen.

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Ganz abgesehen davon, daß in der Nede wahrlich keine Auf­Die Märkische Boltsstimme" in Forst meint unter der Spitz- lichtscheue Gesindel, welches am 17. Barrikaden baute und Läden Spig- reizung zu Krawalien lag, ist doch auch wohl bombensicher, daß das marke, Schwänzende Reichtags- Abgeordnete": " Obwohl die anwesenden Zentrumsleute und die Freifinnigen bildet, nicht das Publikum ist, das unsere Versammlungen besucht. plünderte, bei patriotischen Festen aber Hurra brüllt und Spalier den Antrag unserer Genossen auf Besprechung unterſtüßten, er­hoben sich doch feine 50 Abgeordnete zur Unterſtüßung, so daß Der außerordentliche Parteitag der schweizerischen Sozial­der preußischen Justizverwaltung die verdienten Angriffe erspart demokratie wird am nächsten Sonnabend und Sonntag in Diten blieben, die sonst unter dem Schutze der parlamentarischen Rede statt, wie beabsichtigt war, in Aarau  , abgehalten, weil daselbst in freiheit vermutlich sehr deutlich ausgefallen wären. Die der Kaserne die Genicstarre grafftert und infolgedessen die Militär­fozialdemokratische Fraktion ist aber jogar ohne Unter- direktion die Bewilligung zur Benugung von Lokalitäten derselben stüßung feitens anderer Parteien start genug, die Be- als Quartiere durch die Delegierten wieder zurüdgezogen hat. sprechung ihrer Interpellationen jederzeit zu erzwingen. Warum waren von den 78 Abgeordneten unserer Partei nicht einmal 50 im Hause anwesend? Für unsere Partei ist die Diätenlofig­feit doch kein Grund, bei so wichtigen Anlässen dem Reichstag fern zu bleiben! Fraktion und Fraktionsvorstand verdienen nach unferer persönlichen Ansicht wenigstens eine Rüge und die dringende Ermahnung, dafür zu forgen, daß die Ausnüßung der parla mentarischen Macht unserer Partei nicht wieder daran scheitert, daß fozialdemokratische Abgeordnete dem Reichstage fern bleiben." Die Leipziger Volkszeitung" schreibt in derselben Angelegenheit: " Die Besetzung des Hauses war direkt miserabel, und die Wahrheit verlangt es zu sagen, auch unsere Genossen waren sehr schwach vertreten. Nur so war der beschämende Att möglich, der in der Parteipreffe sicher noch zu einem Nachspiel führen wird. Und schließlich äußert noch die Münchener Bost":

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" Dieses Vorkommnis ist um so unerfreulicher, als schon wiederholt über mangelhafte Vertretung unserer Fraktion im Reichstage bei wichtigen Anlässen geklagt werden mußte. Wir erinnern nur an die Abstimmung zu den Handelsverträgen. An sich bietet der Etat des Reichsamts des Innern gerade für uns ficher so viel des Jnteressanten, daß eine gute Besetzung der Fraktion den Parteigenossen im Lande als eigentlich selbstverständlich erscheinen muß. Und wenn gar bei einer fo wichtigen Interpellation die Fraftion sich derart dezimiert zeigt. dann ist es eine zwar nicht angenehme, aber darum nicht weniger ernste Pflicht der Parteipresse, die Säumigen ernstlich an ihre Pflicht und die Fraktionsleitung an die nötige Umficht zu mahnen."

Aus Industrie und Dandel.

Sonnenflecke. Die wirtschaftlichen Berichte aus der Groß industrie tragen mit den glänzendsten und grellsten Konjunkturfarben auf. Daß wir ein Jahr intensivster Arbeitsleistung hinter uns haben, daß manche Werke noch auf Monate hinaus mit Aufträgen versehen sind, ist gewiß ein günstiges und erfreuliches Ergebnis. Bei näherer Betrachtung stellt sich aber heraus, daß vorwiegend die Vorproduktion und der Export an dem außerordentlich flotten Ge­schäftsgange partizipieren, prozentual die Weiterverarbeitung mit der Rohproduktion nicht gleichen Schritt hielt, was giffernmäßig in nach­folgendem in Erscheinung tritt:

Die Produktion Deutschlands   an Brennmaterialien sowie die Ein- und Ausfuhr darin illustriert folgende Zusammenstellung( Wenge in Tonnen):

Kots

Produktion Einfuhr Ausfuhr

7 299 042 17 996 726 9 399 693 18 156 998 7 669 099

7 945 261

Mithin Jnlands

berbrauch

109 996 414

111 790 556

67 560 653

73 408 851

10 064 610

Steinkohlen( 1904 120 694 098 ( 1905 121 190 249 Braunkohlen( 1904 59 918 689 22 185 Britetts 1905 65 488 208 20118 ( 1904 12 3831 163 550 302 2 716 855 1905 16 358 324 713 619 2 761 080 14 810 853 Man sieht bereits aus diesen Preßstimmen, die zweifellos Die Produktion an Rohbrennmaterialien stieg von 169 191 820 Den Matrosen nahm man die Flinten ab, doch gegen mittag noch andere auslösen werden, daß die Parteipresse in der Tonnen in 1904 auf 173 663 775 Tonnen in 1905. Within ist eine gab eine in der Amur- Bucht aufgestellte Batterie eine blinde Salve Verurteilung der Rolle sich einig ist, welche die Fraktion aus Bunahme von 4 472 455 Tonnen zu verzeichnen. Dagegen stieg in ab, und nachdem die Bedienungsmannschaft von dem Oberoffizier diesem Anlasse im Reichstage spielte. Zur Erklärung dieses der angegebenen Zeit der Mehrverbrauch um 6045 625 Tonnen, der Verbrauch nahm zu von 166 143 600 Tonnen auf 172 189 225 Tonnen. die Kellerschlüssel abgenommen hatte, fandte sie ihn zu dem Festungs- Verhaltens mag dienen, daß man nicht erwartet hatte, die auch bei Stols ist der Verbrauch etwas stärker gestiegen als die Pro­Kommandanten Seliwanoff. Letzterer erschien mit seiner Suite. Die Regierung werde die Stirn besigen, die Beantwortung einer duktion; die Erzeugung erbrachte ein Mehr von 4 027 161 Tonnen, Soldaten ersuchten den Kommandanten die Verhafteten zu befreien. berartigen Interpellation abzulehnen. Alsdann brauchte es dagegen stieg der Inlandsverbrauch um 4 246 243 Tonnen. Troß Der Festungskommandant lehnte es ab. Darauf hin gaben die zur Besprechung derselben eines unterstützungsbedürftigen An- der riesenhaften Anstrengungen, die der Bergbau entfaltete, laffen