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Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 17. März. Auf die Schanzen!

Am Gedenktage der Märzrevolution erhebt das deutsche  Proletariat abermals die Forderung des gleichen Bürgerrechtes. Der heuchlerischen Behauptung, daß kein Volk so ausgedehnte politische Rechte besize wie das deutsche im Reichstagswahlrecht, steht die ungeheuerliche Tat­sache gegenüber, daß das preußische Proletariat trotz der 1 600 000 Stimmen, die es bei der Reichstagswahl aufgebracht hat, nicht durch einen einzigen Abgeordneten im preußischen Geldsackparlament vertreten ist. Und doch sind gerade dem preußischen Landtage viele der wichtigsten Gebiete der Staats­verwaltung reserviert, ganz abgesehen davon, daß die Reat­tion den Landtag immer mehr dazu benußt, die dem Volfe verfassungsmäßig gewährten Rechte durch die einzelstaatliche Gesetzgebung zu verfümmern!

Welch namenlose Erbitterung dieser unerträgliche Zu­stand erzeugt hat, das bewies die imposante Kundgebung am 21. Januar, eine Kundgebung, wie sie das Reich noch nie­mals erlebt hat. Trotzdem wagte das Scharfmachertum dem Volke den Hohn ins Gesicht zu schleudern, daß diese Kund­gebung ,, bo II ständig ergebnislos verpufft" sei! Das Proletariat hat sich feinen Augenblick der Illusion hingegeben, durch seine Demonstration sofort Bresche in die Swingburg der Reaktion legen zu können. Deshalb begegnet es dem verfrühten Hohn der Gegner mit ruhiger Verachtung. Er weiß nur zu genau, daß es eines zähen und unab­lässigen Kampfes bedarf, um die privilegierten Klassen zur Herausgabe der schnöde verweigerten Volksrechte zu zwingen. Aber es weiß auch, daß sich hinter dem Sohn und Spott der Gegner nur die bleiche Angst verbirgt, dem Ansturm des Proletariats schließlich doch weichen zu müssen.

Die amtlichen Kreise sind denn auch diesmal so ver­nünftig gewesen, den Aufreizungsversuchen dieser Denun­ziantenpresse nicht nachzugeben und der Januarblamage keine Märzblamage hinzuzufügen. Sie wissen, daß die Demon­stration am 18. März den gleichen Verlauf nehmen wird, wie die am 21. Januar.

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auch den Helden der bürgerlichen Revolution vom Jahre[ willig übernommene Verteidigung eines feigen Mörders. ihnen zut, guten Glauben 1848 wird, deren Geist uns aus den glühenden Dichtungen Billigt man so müssen eines Freiligrath entgegenweht, so wenig läßt es sich durch die Herren außerordentlich begriffsstukig sein. Arendt baute das scharfmacherische Gegeifer die Einsicht trüben, daß der seine heutige Verteidigung des Kolonialhelden auf etwa fol­Kampf mit geistigen Waffen im heutigen Deutschland   die genden lapidaren Rechtsgrundsätzen auf: Die Sicherheitsverhält­nisse in Afrika   erfordern, daß die Deutschen   dort nachts erfolgreichste und gerade deshalb wahrhaft revolutio- ihren ruhigen Schlaf haben", also ist jede Schandtat, die näre Taktik iſt!

dem Zweck des guten Schlafs dienen soll, eine löbliche Notwehr.

Es gilt in Deutschland   die noch indifferenten Volks- Ueberdies ist es aber eine grausame Verdächtigung des Ehren­maffen aus ihrem Stumpfsinn zu erwecken und für die Ideale Peters, daß er auf die Negerin eifersüchtig war, denn sie war der Demokratie und des Sozialismus zu begeistern. Es gibt nicht seine Stonkubine", er hatte nur eine flüchtige geschlecht­deshalb nichts Einfältigeres, als wenn selbst liberale liche Berührung" mit ihr. Um das Gefühl verbrecherischer Blätter die Wahlrechtsdemonstrationen damit verunglimpfen Solidarität, das die Ausführungen der Peters- Freunde be­zu können wähnen, daß die Sozialdemokratie damit" nur" lebte, mag sie selbst ein Peters beneiden. propagandistische Zwecke verfolge. In der Tat: das will Sie will die Dreimillionenpartei zur die Sozialdemokratie! Sie will die Dreimillionenpartei zur Viertelmillionenpartei machen, sie will die sozialen und politi schen Organisationen stärken, sie will die Armee des klassen­bewußten Proletariats derartig organisieren und diszipli­nieren, daß keine fapitalistische Macht der Welt sich ihrem Vormarsch zu widersetzen vermag. Denn nur vor einem solchen Machtaufgebot des auf seine eigene Kraft gestützten Proletariats wird der Troß der herrschenden Klassen dahin­schmelzen, wie der Schnee vor der Märzensonne!

Kaders. Das

Wie ergebnislos" die Demonstration vom 21. Januar berpufft ist, das beweist das gewaltige Erstarken der sozialdemokratischen spring flutartige Anwachsen der Organisa tionen, der gewaltige Abonnentenzuwachs der sozialdemokratischen Presse: furz, das machtvolle Erstarken der Sozialdemokratie. Und Aufgabe des Proletariats ist es, dafür zu sorgen, daß die Märzdemon­ſtration ebenso ergebnislos verpufft"! Auf, Sozialisten! Schließt die Reihen!

Schwer von Begriff.

Markierte Arendt nur seine Begriffsstutigkeit, so füllte den zweiten Teil der Sigung eine durch wirkliche Begriffs­debatte aus. Im Kolonialetat werden 59 200 Mart zum tuzigkeit der Konservativen hervorgerufene Geschäftsordnungs­Betrieb der Regierungsschulen mit der Begründung gefordert:

Die steigende Zahl europäischer Kinder in Dar es Salem macht die Einrichtung eines geregelten Schulunterrichts für sie notwendig. Die gleiche Notwendigkeit ergibt sich für die Kinder der am Mernberg angesiedelten Burenfamilien. Die Zahl dieser Kinder beträgt schon jetzt über 100, die der Kinder der Europäer in Dar es Salam 35. Es find daher zwei weitere Lehrer einzustellen. Zur Erteilung des Religionsunterrichts in Dar es Salam haben sich die Geistlichen beider christlichen Kon­fessionen bereit erklärt. Der Zugang nur zur Besoldung der beiden neuen Lehrer, zur Gewährung von Zulagen an einige ältere Lehrer und zur Deckung der sächlichen Ausgaben für die Schule am Meruberge."

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Der konservative Abgeordnete v. Schwerin   Löwiz bekannte, daß den Konservativen erst durch die Ausführungen des Genossen Ledebour flar geworden sei, daß es sich handelt. Sie müßten deshalb nochmals Verweisung in hier um Simultan- und nicht um fonfessionelle Schulen die Kommission erbitten. Ergötzlich wurde den Kon­servativen von Singer und Ledebour bor­gehalten, welches Armutszeugnis sie sich ausstellten und daß sie doch nur eine Respektsfrist erbäten, um

Das Haus war beschlußunfähig.

Am Montag: Fortsetzung der Kolonialetats- Debatte.

Das Ende der Etatsberatung.

Das Scharfmachertum weiß es zu gut, daß sein erkünstel­ter Hohn über den harmlosen Verlauf der Demonstration Wohl schon zum zehntenmal wiederholten die Freikonser wieder nach der Seite hin zu fallen, die sie bereits in der hatten. Die Konservativen nur findisches Gewäsch ist. Nur unbegreifliche Hirn- bativen Arendt und Kardorff die Beteuerung, der wegen Stommission eingenommen berbranntheit konnte wähnen, daß das deutsche Prole- feigen Mordes und groben Mißbrauchs der Amtsgewalt aus blieben bei der Beteuerung, daß sie für Zölle eine aber in puncto konfessionelle dem Reichsdienst durch Urteil des Disziplinargerichts entfernte sehr feine Nase hätten, tariat an revolutionäre Putsche, daß es an einen Sänge- Peters sei ein schuldloser, hochverdienter Mann, und Schule den Braten sehr spät zu riechen vermöchten. Dieser anderen Kampf denke, als den mit geistigen Waffen! geiferten Bebel an, weil infolge seiner Aufdeckung der schand- Komödie machte Genosse Singer durch Anzweiflung der Be­Gerade der Aerger der Scharfmacher darüber, daß das preu- baren Scheuseligkeiten das Disziplinarverfahren eingeleitet schlußfähigkeit ein Ende. Bische Proletariat gegen alle Provokationen gefeit ist und ihm wurde. Bebel legte an der Hand des Wortlauts des Auf der Tagesordnung der auf eine Viertelstunde später an­nicht den Gefallen tut, der Flinte und dem Säbel Arbeit zu auf Grund eingehender Beweise gefällten Disziplinargerichts- beraumten Sigung wurde die Forderung für Regierungs­ausgeschaltet. Sie verlief ohne besondere geben, fand in den giftigen Wutergüssen der Scharfmacher- urteils für jeden nicht ganz Begriffsstutigen dar, daß Peters schulen presse den unverkennbarsten Ausdruck. Handlungen begangen hat, die als Word, schwerer Amts- Bwischenfälle. mißbrauch und schwere Körperverlegung zu charakterisieren find. Er forderte die Kolonialverwaltung auf, dem Gesetz und Recht entsprechend gegen Peters endlich auch strafrechtlich borzugehen. Die Antwort des Kolonialleiters Prinz zu Hohen- Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend die lohe, hierzu fehle die gesetzliche Handhabe, ist recht unbefriedigend. dritte Lesung des Etats beendet. Beim Etat des Mini­Nach§ 4 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs sind auch im Auslande von steriums des Innern brachten nur die Polen   nennens­Deutschen begangene Vergehen und Verbrechen strafbar, werte Beschwerden vor, die Vertreter der übrigen Parteien wenn sie nach den Gesetzen des Ortes, in welchem sie begangen schienen alles in bester Ordnung zu finden. Insbesondere sind, mit Strafe bedroht sind. Die Annahmen der Reichs- schienen sie die Verwendung von Staatsmitteln zur Züchtung regierung, das Kolonialland sei Ausland" und bedrohe von Spiteln zu billigen. Wenigstens hielt es niemand für Mord, schwere Körperverlegung usw. nicht mit Strafe, ist nötig, auch nur mit einem Worte auf die in den letzten Doch wurde diese juristische Frage nicht Wochen von uns veröffentlichten ebenso blamablen wie nichts­weiter verfolgt. Denn schließlich antwortet möglicher- würdigen Bravourstücke der Berliner   Kriminalpolizei ein­weise die Regierung just wie im Fall Leist: Der zugehen. Die Vertreter des preußischen Volkes, die im Drei­unserer Justiz reicht nicht über den Kanal, klassenparlament siten, machen sich durch ihre Totschweige­wenn es sich um Verfolgung von Kolonialgräueln taktik zu Mitschuldigen. handelt. Arendt und sein Freund Kardorff traten als Verteidiger der vollen Unschuld ihres Freundes Peters ein. Elend und widerlich war die von Arendt und Genossen frei­

Mit geistigen Waffen kämpft das deutsche Prole­tariat gegen das System der Volksentrechtung. Gerade weil es historisch denken gelernt hat, weiß es, daß jedes Zeit­alter seine besonderen Formen des Klassenkampfes besitzt. bewaffnete Diese historische Einsicht lehrt es, die gegenwärtige bewaffnete unhaltbar. Revolution in Rußland   ebenso als eine geschichtliche Not­wendigkeit zu begreifen, wie sie es lehrt, daß die russische  Taktik für den modernen Klassenkampf in Deutschland   und gleichgearteten kapitalistischen   Ländern ungeeignet ist. So sehr das deutsche   Proletariat den Heldenmut der russischen  Freiheitsmärtyrer zu würdigen bermag, und so gerecht es

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dem Verlagsbuchhändter Brodhaus bekannte, während seiner ersten Phase: der Wüsten- und Löwenpoefie", welche die allerentschiedenste Oppofition gegen die zahme Dichtung wie gegen die zahme Sozietät" darstellte. Hatte hier den Parias fremder Himmels­fo striche fein tiefes Mitgefühl gegolten,

dokumentiert

Arm

Ehre jeder nassen Stirn

Hinterm Pfluge!- doch auch dessen, Der mit Schädel und mit Hirn Hungernd pflügt, sei nicht vergessen!"

Bei dem letzten noch ausstehenden Etat, dem Kultu3. etat, tam es zu recht erregten Auseinandersetzungen zwi­schen der Unterrichtsverwaltung und den Rednern der Linken,

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Jn ,, Ça ira" eröffnet er ein heftiges Kartätschenfeuer gegen den Absolutismus, schleift er in Vorahnung der kommenden Stürme von alle mur 1848 die Schwerter der Revolution und ruft er das Volk zum Kampfe auf.

es sich in den Poesien des Glaubensbekenntnisses" in der Anteilnahme am sozialen Elend seines eigenen Volkes noch leidenschaftlicher. Für die Unterdrückten kämpft hier der Dichter wider die Unterdrücker. Mit geharnischten Liederkohorten stürmt er ihnen entgegen!

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halb wurde er von Offizieren der Bürgerwehr in den Saal geleitet und durfte in der Reihe seiner nicht auf der Sünderbank Dr. Weiler II Plaz beiden Verteidiger: Dr. Maher und nehmen. 50 Bürgergardisten waren im Affifengebäude und in der Stadt an verschiedenen Punkten gegen 300 Mann zur Handhabung der Drdmung aufgestellt; ebenso hatte man auf polizeiliche Beihülfe verzichtet. Freiligrath  teidigte sich mit Ruhe und Würde. Wohl habe er mit dem Gedicht beabsichtigt, der Reaktion entgegenzuwirken, jedoch nur durch moralische Einwirkung; im übrigen sei auf die Zukunft, auf die historische Notwendigkeit verwiesen worden. Einen anderen Eindruck hatten auch die Zeugen nicht empfangen.

ber­

Daß nun auch in der Schweiz   feines längeren Bleibens sein fonnte, war flar. So ging denn Freiligrath   mit den Seinen im Was Freiligrath von bereits lange vorher dem Buche erwartet Juli 1846 nach England. In einem Londoner   Handlungshause fand hatte: daß es wie eine Bombe in den Jammer des Tages hinein- er eine bescheidene Brotstelle. Wohl waren ihm innerhalb der letzten Aus der Verteidigungsrede des Rechtsanwalts Mayer sei schlüge", traf ein. Die Sensation am Rhein  , in Berlin  , Schlesien   drei Jahre 9000 Gulden Honorar aus seinen Dichtungen und Ueber­und sonst überall war ungeheuer. In Köln   wurden in zwei Tagen segungen zugeflossen. Viel war aber nicht erübrigt worden. Nun folgender Schlußpassus hier wiedergegeben: Für den Kern der 300 Exemplare, selbst in dem kleinen Hanau   30, und in Aachen   hieß es trockene Kontorarbeit berrichten, sich mit Sorgen herum- Sache ist der Mann verantwortlich; er tritt stolz vor Sie( die Ge­innerhalb weniger Tage sogar 600 Exemplare verkauft, doch nur ein schlagen. Da blieb wenig Zeit und Stimmung zu dichterischem schworenen) hin und bekennt es, was er gewollt lügen fant Freiligrath   nicht! Für die Form, für Bild und Einkleidung kann einziges tonfisziert. In Köln   war das Buch gleich bei seinem Er- Schaffen. Unterdessen waren in Deutschland   die Feuer der Revolution er nicht. Das Formverden des Gedankens, das ist das Geheimnis scheinen verboten worden. Dasselbe geschah in Frankfurt am Main  , Der volle, Unbewußte, das ist das tief Dichterische im Poeten. Das ist nebst einem Buche von Heine. Am schärfsten aber ging die faktisch aufgeflammt. Mit Herz und Seele war er dabei. Behörde des Großherzogtums Heffen gegen das Glaubens- Stand der Dinge befriedigte ihn nicht. Das Heil für Deutschland   das, was allen gebildeten Völkern der Erde heilig und unverletzlich bekenntnis" bor. Sie drohte mit einer Strafe von zehn erblickter in der Republik  : fie allein werde die ganze volle Freiheit erschien. Strafen Sie hier, so strafen Sie nicht den Menschen in Gulden für jedes Exemplar, bei dessen Verkauf sich sich ein bringen. Von Amnestie" für sich und alle anderen Flüchtlinge will ihm, denn der ist schuldlos. Sie verfolgen die Poesie selbst, ohne Vom Rufe des Voltes", schreibt er am sie erreichen zu können. Den Prometheus können Sie an den Felsen hessischer Buchhändler attrapieren ließe. Die reaktionäre Presse er aber nichts wissen. schmieden; das göttliche Feuer, das er vom Himmel nahm, werden schrie fich heiser; es regnete Verbote, bald hier, bald dort... Freiligrath fonnte mit dem Erfolge zufrieden sein; denn schon an­Sie nicht löschen!" fangs November, nach wenigen Wochen, war die 8000 Exemplare betragende Auflage des Buches so gut wie vergriffen.

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Rechtsanwalt Weiler wies in seiner Nede auf Schiller und Klopstock   hin. Niemand fiele es ein, sie wegen der in ihren Werken enthaltenen, oft keineswegs undeutlichen Ausfälle auf Personen und Zustände vor Gericht zu stellen. Nach keinem anderen Maßstabe seien die geistigen Erzeugnisse Freiligraths zu beurteilen. Nicht für Lohn hat er gedichtet. Eine Anerkennung hat er vom König empfangen; aber er hat dieselbe ausgeschlagen, da er nicht, wie er mir in Ostende   fagte, Royalist sei und auch nicht einmal den Schein der Verbindlichkeit gegen einen König auf sich laden wolle. Gebt den Dichter dem Volke zurück; der Dichter gehört seinem Volke!" Und so geschah es.

6. März 1848 an Heinrich Köster, nicht von der Gnade der Fürsten  soll unsere Rückkehr abhängen. Vive la République!" Schon vier Wochen darauf hat er seinen Entschluß gefaßt:" Ich fomme, meldet er Karl Buchner, nach Deutschland   zurück, um nach Kräften an Es( das Glaubensbekenntnis") wird entscheidend für mein Ihren weiteren Kämpfen und Entwickelungen in nächster Nähe teil­Leben sein." So hatte der Dichter am 11. Februar an Karl Buchner zunehmen: gleich gerüstet auf Preßprozeffe, wie auf weitere Barri­Und fünf Tage später an geschrieben. In Borausahnung dessen, was tommen werde, war er faden oder antirussische Wachtfeuer." mit seiner Familie bereits im August nach Belgien   gegangen. In Heinrich Köster:" Ich fomme nicht, um Errungenschaften, ich komme, Brüssel   traf er Karl Marx  , der, nach Unterdrückung der demo- um gewisse neue Kämpfe zu teilen." fratischen Rheinischen Zeitung  " zu Köln   von Paris   auf Betreiben Schon im Mai stand Freiligrath  , der Republikaner  , in Düssel­des preußischen Gesandten ausgewiesen, hier verweilte. Aber bald dorf unter seinen Freunden. Hier schloß er sich dem Volksklub" hieß es weiter wandern. Preußen gedachte sich des Dichters zu be- an, der die revolutionäre Demokratie vertrat. Die Mitglieder waren mächtigen, um ihm wegen Majestätsbeleidigung den Prozeß machen famt und fonders umbemittelte Proletarier. Die Beiträge niedrig. Der Freispruch wurde überall mit Begeisterung aufgenommen; zu lassen. Seiner Verhaftung vorzubeugen, fehrte er Brüssel   anfangs Ebbe in der Kasse. Dazu Schulden. Man beriet, wie sie gedeckt März 1845 noch gerade zeitig genug den Rücken und wandte sich nach werden sollten. Hierbei geriet Freiligrath   mit dem Präses in einen auch im Auslande machte der Prozeß großes Aufsehen. Freiligrath  , Um den Frieden herzustellen, tam ein Mitglied dem, außer unzähligen Blumenspenden von Düsseldorfer   Frauen, der Schweiz  . Teils bei Rapperswyl am oberen Zürchersee, teils in Zürich   scharfen Disput. wohnend, veröffentlichte er zunächst eine Auswahl seiner Ueberfegungen auf die Idee, für den Dichter eine Buße zu beantragen: Er habe abends ein Fackelzug gebracht wurde, war in jenen Tagen wohl der Victor Hugoscher sowie neuzeitlicher englischer Gedichte und reckte ein Gedicht zu liefern, das gedruckt und zum Besten der Kasse ver- populärste Mann, man fann sagen im ganzen Reiche. Schon nach wenigen Derweilen war in Köln  , dem Zentrum der demokratischen Ve nach den Leipziger Augustereignissen von 1845 seine gefürchtete trieben werden sollte. Freiligrath   nahm an. Löwentage aus in dem Flugblatte:" Leipzigs   Toten". Tagen tam er mit: Die Toten an die Lebenden" in den Vorstand. wegung in den Rheinlanden, die Neue Rheinische Zeitung  " gegründet Das herrliche Gedicht wurde sofort gedruckt und bereits am und zu ihrer Leitung Karl Marx   berufen worden. Doch schon Ende 1. August vom Dichter in einer Versammlung des Volksklubs September, als man über die Stadt den Belagerungszustand ver­In 9000 Exemplaren sollte hängte, wurde das Blatt verboten und gleichzeitig ein Teil der unter rauschendem Beifall verlesen. es sofort verbreitet werden. Sie gehen wie warme Semmel", schreibt Redakteure in Anklagezustand versetzt. Seit dem 11. Oktober erschien Freiligrath   am 3. August an Heinrich Zulauff. die Zeitung wieder. Ihrer Redaktion gehörte nun auch Freiligrath  Aber schon am nächsten Tage stellte der Oberprofurator Schnaase an, den Marg mit der Herstellung des englischen Artikels betraut in Köln   den Antrag auf Vorführung des Verfassers und Beschlag- hatte. Er wurde jedoch bald dieser Verpflichtung überhoben und nahme des Gedichts. Zwar beschloß die Ratskammer des Land- fonnte sich aufs neue dichterischer Tätigkeit hingeben. Eine Reihe gerichts, daß kein Grund zur Einleitung einer Untersuchung vor- während dieser Zeit entstandener Gedichte, darunter Robert Blum  ". handen sei. Aber nun erhob der Generalprolucator des rheinischen Ungarn  ", die nach der Weise der Marseillaise   geformte Reveille" Appellationsgerichtshofes gegen Freiligrath   Auflage wegen Auf- und andere sind in der N. Rh. 8tg." erschienen, an deren Forts reizung zum Umsturz der Verfassung wie zum Bürgerfricge". Einige bestehen gerade auch Freiligrath all seine schönsten Hoffnungen Wochen vergingen. Der Dichter blieb unbehelligt. Da wurde er fnüpfte. So äußerte er sich in einem Briefe an Heinrich Zulauff am 28. August vor den Untersuchungsrichter geladen und in Haft unterm 29. Dezember 1848: Die Zeitung, hoffen wir, wird sich genommen. Fünf Wochen später, am 3. Oftober, fand die Ver- durchschlagen. Die nächsten Tage werden es sicher ausweisen, daß Handlung statt. Man wollte in ihm keinen Verbrecher sehen. Des- die Zahl unserer Abonnenten sich in enormer Weise vermehrt hot

Dann aber sandte er, ein Herold und Prophet der Revolution", als den er sich nun offen bekannte, 1846 sein Liederheft Ca ira" ( Es wird schon gehen) von Herisau   nach Deutschland   hinüber. Man höre in, Requiescat" sein grandioses Preislied des Proletariats: Wer den wucht'gen Hammer schwingt;

Wer im Felde mäht die Aehren;

Wer ins Mark der Erde dringt,

Weib und Kinder zu ernähren;

Wer stroman den Nachen zieht

Wer bei Woll' und Werg und Flachse Hinterm Webestuhl sich müht,

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Daß sein blonder Junge wachse:- Jedem Ehre, jedem Preis! Ehre jeder Hand voll Schwielen! Ehre jedem Tropfen Schweiß, Der in Hütten fällt und Mühlen!

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