Klaubte fich durch folgende Vorschrift auS der Klennne helfen zukönnen:.Bei Fabriken sind die Slenerbeamten befugt, von morgens6 Uhr bis abends 9 Uhr sofortigen Einlah zu verlangen, sofern dieFabriken verschlossen sein sollteil". Unsere Genossen legten dar. daßdadurch die Entscheidung über den Begriff Fabrik den Steuerbeamtenüberlassen sei. Dennoch wurde s 13 mit dieser Abänderung an-genommen.Bei Z 15 beantragten unsere Genossen Streichung des für dieHast und den blinden Eifer der Steuersucher ein sprechendes Zeugnisablegenden Absatz 2. Dieser lautet:»Wer von einem Fabrikanten, Händler oder Verkäufer Zigaretten-tabak oder Zigaretten empfängt, die nicht in der vorgeschriebenenWeise verpackt, bezeichnet und mit Steuer- oder Zollzeichen versehensind, hat binnen drei Tagen der SteuerbehördeAnzeige zu erstatten."Genosse v. Elm wies darauf hin, wie durch diese Bestimmungjeder Käufer von Zigaretten, der die verzwickten Beftiimnungen desGesetzes nicht kennt, eventuell gar nicht in der Lage sei, beiAnkauf einer Zigarette in einem Laden die Steuer- oder Zoll-zeichen kontrollieren zu können, sich der Gefahr aussetze,aus Grund des Z 18 in eine Geldstrafe bis zu 50 M. genommen zuwerden. Dazu komme die Verpflichtung der Kon-fumenten zur Denunziation wegen Steuerdefraudation.Da bleibe nur übrig, bei Erlatz des Gesetzes eine allgememeWarnung vor dem Ankauf von Zigaretten zu veröffentlichen.Diese Bedenken wurden allseitig anerkannt, auchvon dem Negierungsvertreter Geheimrat R e i n b o l d, der sich infolge eines unvorsichtigen Zungenschlages als geistigen Urheber dermit dem Namen Held snatl.s gedeckten Anträge bekannte. DieMehrheit änderte diese bedenkliche Bestimmung in der Weise, dah siehinter.Wer" die Worte„als Verkäufer" einschaltete.8 22 bestimnit, daß Hersteller und Verkäufer von der Zigaretten-steuer lniterliegenden Waren, die selbst oder deren Betriebsleiterwegen Hinterziehung bestraft sind, auf ihre Kosten besonderen Auf-fichtSmatznahmen unterworfen sind. Unsere Genossen legten dar,daß diese Vorschrift geradezu ungeheuerlich für kleine Judlistrielleund Händler ist. Genosse Geher prophezeite dem Gesetz, dag es,wenn dieser Paragraph aufrechterhalten werde, bald den Namen.Spitzbubengesetz" erhalten werde. Genosse von Elm gabden Gesetzmachern der Kommission den Rat, das ganze beratene Ge-setz zurückzuziehen und eS nur aus einem Paragraphen des Inhalts be-stehen zu lassen: Die Zigaretten werden besteuert. Die weiterenBestimmungen erlägt der Bimdesrat.Trotz alledem wurde dieser Spitzbubenpraragraph und diefolgenden Paragraphen bis auf den die Uebergangsvorschriften ent-haltenden§ 26 mit geringen Aenderungen angenommen. Die Bc-schlustfassung darüber wurde bis heute ausgesetzt.Damit lväre die zweite Lesung erledigt. Sicherem Vernehmennach beabsichtigt die Mehrheit der Kommission dieses Machwerk nocheiner dritten Beratung zu unterziehen. Ein Vorgang, der, wennnicht einzig, so sicher als große Seltenheit in der Geschichte desParlamentariSnius dastehen dürfte.HaiidelSvertragsbrzichungen mit Amerika.Die Budgetkommission des Reichstags verhandelte gestern zweihandelspolitische Anträge: den Antrag Götz v. Olenhusen sWelfe),der verlangt, daß beim Abschluß des dentsch-amcrikanischeu Handels«Vertrages der deutsche Ziuker aus dem amerikanischen Markt demamerikanischen, sowie dem kubanischen Rohrzucker gleichgestellt werde,und ferner folgenden Antrag des Grafen v. Schwerin-Löwitz(kons.):Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen:1. auf diploinatiichem Wege möglichst schleunigst festzustellen, obdie Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, die seitensder Union mit verschiedenen deutschen Bnndesstaaten geschlossenenHandelsverträge— wie den Vertrag mit Preußen vom 1l. Mai1828, mit de» Hansastädten vom 4. Juni 1828, mit Oldenburg vom16. März 1847, mit Hannover vom 10. Juni 1847, mit Mecklenburg-Schwerin vom 9. Dezember 1847— als durch Rechtsnachfolge auf das Deutsche Reich übergegangen undnoch jetzt als gültig und rechtsverbindlich be«trachtet?2. für den Fall der Bejahung dieser Frage entwederdiese Verträge samtlich noch vor dem 1. Juli cr. zu kündigen—oder eine so klare und unzweideutige Deklaration derselben zuvereinbaren, daß hierdurch Meinungsverschiedenheiten über die Be-deutung ihrer Bestimmungen für die Zukunft ausgeschlossen werden,—3. von dem Ergebnis dieser Verhandlungen dem Reichstagemöglichst bald und jedenfalls noch vor Schluß seiner jetzigen TagungKenntnis zu geben.Die Verhandlungen waren auf Verlangen der Regierung ver-trauliche. Der Antrag Götz v. Olenhusen wurde einstimmigangenommen. Der Antrag V.Schwerin wurde gegen dieStimmen der Konservativen und Nationalliberalen abgelehnt.Die Revolution in Rußland.Zu den Duma-Wahlen.AuS vielen großen Industriezentren stehen nochhie Angaben aus, teilweise haben die Wahlen noch nicht statt-gefunden: so in Kiew, Charkow, Odessa, einem TeilePolens und dem Kaukasus; doch darf mit Bestimmtheit erwartetwerden, daß auch hier der Boykott der Duma nicht minderdurchgreifend sein wird.Außer den Arbeiterwahlen haben an vielen Orten auchWahlen der kleinen Grundbesitzer stattgefunden. Washier am meisten auffällt ist die äußerst schwache Wahl-beteiligung. Im Kreis Moskau erschienen von den30000 Wahlberechtigten kaum 900, also 3 Proz., im KreisKowna anstatt 1740— nur 41; im Kreis Charkow anstatt4223— nur 123 und gar im Kreis Bjelgwod anstatt 2000— 8 1Ueber die Wahlen selbst und über ihre Resultate läßtsich aber recht wenig Bestimmte? sagen, denn ihrCharakter war überaus bunt: in manchen Fällen wurde einerbitterter Kampf zwischen den liberalen und reaktionären Elementenbeobachtet, andererseits aber gibt es viele Orte, wo man von Partei«richtungen überhaupt nicht sprechen kann: man teilte sich nicht»achpolitischen Anschauungen, sondern nach Ständen; meistens ist es demzahlreichen Stand bäuerlicher Grundbesitzer gelungen, seine An-gehörigen durchzubringen, daneben sind auch viele Geistliche gewählt.Weniger stark vertreten sind Personen, die einen mehr oderweniger offiziellen Posten bekleiden, und ganz unbedeutend istdie Zahl der gewählten„Intelligenten". Im großen und ganzen istkeine einzige Partei als Siegerin aus den Wahlen hervorgegangen— weder der„Verband vom 30. Oktober", noch umsoweniger die„Kadetten", wie allgemein die konstitutionell-demokratische Partei(gemäßigte Liberalen) genannt werden. Die Stimmen haben sichzersplittert, demnach wird auch die Zusammensetzung der Wahlkollegie»voraussichtlich eine sehr bunte sein und es ist unmöglich, auch nureinigermaßen annähernd herauszurechnen, welcher Richtung die Vertretereinzelner Gouvernements angehören werden. Eins steht aber schonjetzt fest, was freilich schon früher von so manchem prophezeit wurde: dieLiberalen werden nur als kleines Häuflein in die Dumaeinziehen, denn der Umstand, daß sie keinen Sieg erfochten haben.bedeutet für sie eine Niederlage und stärkt den Mut und die Zu-verficht der reaktionären Parteien. Aber auch die Siege einzelnerLiberalen in den Städten werden am Gesamtresnltat nichts ändernkönnen: die Duma ist und bleibt eine reaktionäre Stützeeiner reaktionären Regierung, die es wohl verstehenwird, mit ein paar Dutzend zahmer Liberalen fertig zu werden.•Warschau, 29. März. Bon 114 wahlberechtigtenFabriken Warschaus ist nur w acht die Wahlmännerwahlvollzogen worden, in allen übrigen Fabriken haben sich die Arbeiterder Wahl enthalte». In den Landgemeinden des KreisesWarschau ist die Wahlmännerwahl unter geringer Beteili-g u n g der Wähler vollzogen worden.Moskau, 28. März.(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Die Dumawahlcn in Moskau hatten folgendes Ergebnis:Gewählt sind 63 Wahlmänner zweiten Grades von der Rechten,35 von der Linken, 8 unbestimmter Parteirichtung. Unter dengewählten Wahlmännern befinden sich S ch i p o w, der Vorsitzendeder Partei«Verband vom 30. Oktober" und Fürst Dolgorukow,Vorsitzender der demokratischer Berfassungspartei.Baku, 28. März.(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Heute wurde mitten in der Stadt der Direktor einerNaphthagewiunungsgesellschaft, Rechtsanwalt Dulukhanow,von einem Manne schwer verwundet, der mit eine»,Begleiter durch ein HauS mit zwei Ausgängen entkam. Polizei warnicht zugegen._Hus der partcuDer Verlag der„Kommunalen Praxis" geht am 1. April 1906an den Genossen Paul S i n g e r- Berlin über. In der Er-scheinungsweise der Zeitschrist ändert sich nichts. Die Herausgabebesorgt nach wie vor Genosse Dr. S ü d e k um- Berlin. ImInteresse der kommunalpolitischen Betätigung der Partei liegt eineerheblich größere Verbreitung der„Kominunalen Praxis", als siebis jetzt erreicht worden ist.DaS Wachsen der Parteiorganisationen. Die Leipziger Partei-vereine sind in letzter Zeit stark gewachsen. Der Vollsverein fürPlagwitz-Lindenau hat vom Oktober vorigen Jahres seine Mitglieder-zahl von 1067 aus 2000 erhöht. Der sozialdemokraliscke VereinLeipzig-West ist in derselben Zeit von zirka 1200 auf 1850 Mitgliedergestiegen.200 neue Mitglieder für den sozialdemokratischen Verein zuHannover haben die Dcmonstrationsversammlungen des 13. Märzergeben.Gcmeindewahlsiege. Zu den Wahlen in Bremerhaven,über deren Ausgang in der dritten Klasse wir bereits berichtet haben,wird uns noch geschrieben: Der Sieg darf glänzend genannt werden.Bei der letzten Wahl vor zwei Jahren erreichten wir eineStimmenzahl von 466 bis 477, diesmal erhielten unsereKandidaten 622 bis 634 Stimmen, während die bürger-lichen Kandidaten sich mit 304 bis 405 Stimmen, fastgenau dieselbe Zahl wie vor zwei Jahren, begnügen mußten. D i ediesmal mehr abgegebenen Stimmen— die Wahl-beteiligung betrug zirka 57 Proz.. angesichts der Tatsache, daß sehrviele Wähler ans See abwesend sind, eine ziemlich hohe Ziffer—kommen also ohne Ausnahme der Sozialdemo-kratie zugute. Immerhin auch.in kleiner Beitrag zu demKapitel von dem— Rückgange der ParteilBei den an den beiden folgenden Tagen stattfindenden Wahlenzur zweiten und ersten Klasse konnte es sich unsererseitsselbstredend nur um Zählkandidaturen handeln. In der zweitenKlasse erhielten wir 75 Stimmen, gegen 38 vor zwei Jahren; undin der ersten Klasse 55 Stimmen gegen 29 bei der letzten Wahl.Auch mit diesem Resultat kann die Partei sehr zufrieden sein.Jedenfalls haben die diesmaligen Gemeindewahlen den Beweis er-bracht, daß es auch an der Unterweser vorwärts geht.In den schlesischen Orten Groß-Walditz und Ströbelund in Hohendodeleben(Provinz Sachten) wurde je einGenosse gewählt.EinenglänzendenSieg erfochten die Langenbielauer Genossenam Dienstag bei den regelmäßigen Ergänzungswahlen zum Gemeinde-rat. Die vom sozialdemokratischen Wahlverein aufgestellten Kandi-baten Wendt, Springer und Pelz wurden mit rund 650 Stimmengegen rund 420 bürgerliche Stimmen gewählt. Seit der Wahl am6. März d. I., wo unsere Genossen Kühn und Feldmann gewähltwurden, haben sich unsere Stimmen wiederum um etwa 80vermehrt.Eine vorurteilsfreie Schnlbehörde hat Baden. Der dortigeOberschulrnt hat dem badischen Arbeiter-Sängerbund auf eine An«frage erklärt, daß die Behauptung gewisser Lehrer, ihre vorgesetzteBehörde dulde nicht, daß sie Arbeiter-Gesangvereine dirigieren, nichtzutreffe, sondern nichts weiter als eine Ausflucht sei. Den Lehrernwerde die Genehmigung von Nebenarbeit nur versagt, wenn Gefahrbestehe, daß dadurch die dienstliche Tätigkeit leide, die Erlaubnishänge aber nicht mit der politischen Anschauung der Mitglieder desbetreffenden Vereins zusammen.In Preußen wäre eine solche Entscheidung völlig unmöglich.Das Parteisekretariat Thüringen I hat jetzt folgende Adreffe:Reichstagsabgeordneter B auder t, Weimar, Pabststr. 16.pollrettlcb«»» Oerichtlichc« ufw.Verpuffte Staatsaktionen. Je 50 M. sollten die GenoffenWittmann und Bandies zu Rinteln a. d. Weser blechenwegen Verbreitung des Wahlrechtsflugblattes, nachdemdie Staatsanwaltschaft eingesehen hatte, daß wegen des Inhalts eineAnklage nicht zu erheben war.(Etwa 200 Flugblätter wurden denbeiden Genossen bei der Verbreitung konfisziert.) Das Schöffen-gericht zu Rinteln aber hat, da den Genossen keine ungesetzlicheVerbreitung nachgewiesen werden konnte, die Strafmandate aus-heben müssen INicht besser ging eS der Staatsanwaltschaft mit einer Anklage,die sie den Genossen Müller- Kassel und Lambrecht- Rintelnwegen der in der Riutelner Wahlrechtsversammlung vom 21. Januargehaltenen Reden zugedacht hatte. Es wurden eingehende, hoch-»otpeinliche Vernehmungen angestellt, Genoffe Lambrecht mußtesogar den Text seiner Ansprache selbst auffetzen und dem Gerichteinreichen. Die überwachenden Beamten hatten einen Bericht von16 Seiten geliefert. Das Fazit all dieser Anstrengungen war:—Einstellung des Verfahrens!„Oeffrntlich bemerkbare Arbeit" sollten zu Recklinghausen(Rnhrrevier) sechs Genossen an einem Sonntag verübt haben durchdas Verbreiten einer Agitationsnummer des»VolkSblattes fürBachum". DaS Schöffengericht konnte aber der kühnen Deduktionder polizeilichen Belastungszeugen, daß das Gehen von HauS zuHans, daS Tragen eines Zeitungspakets unterm Arm oder da«„Aus-stopfen" der Rocklaschen mit Zeitungen die Merkmale öffentlich be-merkbarer Arbeit seien, nicht folgen und sprach die sechs Angeklagtenfrei.Die sächsische Versammlungsfreiheit ist wieder einmal durchVersammlungsverbote illustriert worden. In Scbmiede-berg im Erzgebirge wollte der ehemalige Pfarrer Stern über dasThema:„Gibt es einen Gott?" referieren. Die Ver-sammlung wurde unter der Begründung verboten: Diekirchlichgesinnte Bevölkerung von Schmiedeberg und der um-liegenden Ortschaften würde durch diese Versammlungin hochgradige Erregung versetzt werden. wodurch leicht eineGefährdung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit herbeigeführtlverden könnte. Die vcrbotSlnstige Anllshauptmannschaft DippoldiS-walde hat offenbar nur die Veranstalter der Versainmlung ichüsenwollen, vor dem lodernden Glanbenseifer der Frommen, der sich,wie die Amtshauptmannschaft befürchtet, im ofienen Aufruhr gegendie Ungläubigen gewendet hätte. Diese Fürsorge ist rührend.— Es wurde nun schleunigst eine andere Versammlungmit dem Thema„Die Entstehung des Christentums" rinberuscn.Aber auch diese Versammlung verfiel dem Verbot. Die AmtS-hauptmannschast glaubt wohl, den Glanben der Frommen gerettetzu haben, indem sie durch unglaubliche Versammlungsverbot zugleichaach der freien Forschung einen Riegel vorzuschieben suchte. Sie hatsich aber geirrt. Von den Versammlungsbesucher», die nun un-verrichteter Sache uinkehren mußten, erklärten viele: Unsere Antwortist: Austritt aus der Kirche! Viele traten auch dem sozialdcmo-kratischen Verein bei.In die prcußisch-russische„Freiheit" ist der Genosse Michaelis.der frühere verantivoriliche Redakteur der„Erfurter Tribüne"aus dem Erfurter Gefängnis zurückgekehrt. Er hat einen Monatlang Gras zupfen, Körbe flechten, Erbsen lesen und Federn schleißenmüssen— die Erfurter Staatsanwaliscbast versagt sozialdemokratischenPreßsündern hartnäckig die Selbstbeschästigung— weil er in einemLeitartikel sämtliche Offiziere der preußischen Armee beleidigthaben sollte.Die Arbcitcrturnvcreine und die wcimirrische Regierung. Wie das.Jenaer Bolksblatt" berichtet, sind seit einiger Zeit Polizeiorganemit allerlei Ermittelungen beauftragt worden, ob in den Arbeiter-turn vereinen Politik getrieben wird, ob sie jugendliche Mit-glieder haben und ob diese an den Versammlungen teilnehmen.Die„Weimarischen Neuesten Nachrichten" haben in Erfahrung ge-bracht, daß in Weimar die F o r t b i l d u n g s s ch ü l e r, die ocrFreien Turnerschaft angehören, vom Rektor laut einer Ministerial-Verfügung aufgefordert wurden, ihren Austritt zu erlläre». DieFreien Turnerschaften, die selbstverdänfilich auch nur den Zweck haben,die Leibesübungen zu pflegen, sollen also mit Gewalt zu politischen(svzialdemokralischen) Vereinen gestempelt werden, denn nur die Teil-»ahme an Vereinen, die politische— einschließlich sozial- und kirch-lich-pdlitische— Zwecke verfolgen, ist den Fortbildungsschülern ver-boten.„Ueber Thema darf nicht gesprochen werden". An diese köstliche Blütedeutscher Polizeiweisheit erinnert eine Forderung, die am letztenSonntag in einer Ver>am»ilung zu Homberg a. Rh. der überwachendeBeamte stellte. Er nnterbrach gleich am Anfang den Redner mitder Forderung,„nicht politisch zu werden", denn die Versammlungsei nicht als eine politische, sondern„nur als eine Volksversamm-lnng" angemeldet. Der Mann ließ sich allerdings dann vom Vor-sitzenden belehren. Als dann aber der Vorsitzende nach dem Referatden Punkt„Verschiedenes" zur Debatte stellte, wurde die Versamm-lung doch noch aufgelöst.„Deß is was anners." Ein heiterer Zwischenfall ereignete sicham 18. März in einer Versammlung in einem kleinen Orte de�Wahlkreises Wiesbaden. Die Ueberwachimg hatte der Bürgermeister,ein Mann der Fünfziger, in höchst eigener Person übernommen.Nachdem der Redner geendet hatte, wollte der Vorsitzende, ein jungerGenosse, der noch etwas befangen ist, über die bekannte Resolutionabstimmen lassen. In seiner Aufregung verwechselte er das Wortmit Revolution. Man denke: über die blanke Revolutionwollte er abstimmen lassen! DaS war stark I Der Bürgermeisterhalte denn auch sofort das Gefährliche der Situation erkannt. Nocheh' das Unglück geschehen konnte, erhob er sich und fiel dem Vor-sitzenden ins Wort:„Awer erlaube se mal, deß leid ich net, daß hieriwwer de Revolution abgestimmt iverd. Da mutz ich, so laad merSdicht, die Versammlung ufflöse." Der Borfitzende berichtigte natürlichsofort seinen Irrtum, und mit einem„Deß is was anners I" ließsich der Ortsgcwaltige wieder auf seinen Sitz nieder.Soziales.Eichung der Förderwagen und Fördergefäß« von Bergwerks-betrieben und der benutzten Meßgeräte in der Textilindustrie. Gesternwurde in der Kommission zur Vorberatung des Gesetzentwurfesbetreffend die Maß- und Gewichtsordnung der Kampf aus der einenSeite um richtige Maße und Gewichte, auf der anderen Seite derKampf zur Erleichterung des Betruges geführt. Unsere GenossenSachse, Stolle und Z u b e i l kämpften an der Hand reich-haltigen Materials abermals dafür, daß endlich für Deutschland inden Bergwerksbetrieben dem Schwindel, der durch uugceichte Förder-gefäße betrieben wird, und ähnlichen Praktiken im rertilgewerbeein Ende gemacht werde. Auf der anderen Seile tratenKonservative. Nationalliberale und Zentrumsleute dafür ein,daß durch schlechtes Maß und Gewicht dem Betrug ins-besondere un Großhandel und zuungunsten derländlichen und forstwirtschaftlichen Arbeiter nochmehr Borschub geleistet werde. Diese Tendenz hatten,wenngleich es die Anttagsteller nicht wahr haben wollten, ihre An-träge: in§ 6 der Vorlage statt„Verkehr"„öffentlicher Berkehr'zu setzen, so daß also der Großhandel und die ArbeitSleisttuigen vonden gegen Betrug gerichteten Bestimmungen nicht getroffen werdenwürden. Die gleiche Tendenz hat ein gleichfalls von ihnen gestellterAntrag, der für die Land- und Forstwirtschaft ausdrückliche AuS-nahmen vom Eichzwang im Gesetz ausgesprochen wissen will. ZurBegründung dieser Mogelbestimmung behauptete der AntragstellerGras Bernstorff allen Ernstes z. B., zusammenklappbare Metermaßewären nicht eichfähig. Die Regierungsvertreter wen-beten sich gegen dieseEinengung desEichzlvangeS.Aus dem reichen Material, daS unsere Genoffen anführten, seifolgendes hervorgehoben. Dem Genossen Sacbse sind mehrere hundertFragebogen zugegangen, die sich darüber auslassen, ob den Be-stimmungen des preußischen Berggesetzes 8 801c entsprechend dieFördergcfäße geeicht sind. Von 79 bereits eingelaufenen Antwortenwird nur für eine Zeche konstattert, daß vorichriftsmäßige Wagenlaufen. 79 Zechen haben zu große Wagen, darunter75 preußische und vier sächsische. Für die größeren Wagenzahlen fünf eine Kleinigkeit Lohn mehr als für kleine Wagen.Bei vier Zechen ist es zweifelhaft, auf 70 Zechenlvird den Arbeitern für die größeren Wagenebensoviel wie für die richtigen Wagen gezahlt,wiewohl die Wagen 10 bis 30 Proz. mehr größersind als die vorschriftsmäßigen. Der RegierungS-Vertreter Bergrat Fuchs erklärte, daß diese Mißstände ihmvöllig unbekannt sind. Genosse Sachse wies darauf hin, daß schonvor der Untersnchungskommisfion bei der Zeche„Scharnhorst" alsUebelstand die Größe der Wagen zur Sprache gekommen ist. Wenngeeicht würde, so würden selbstverständlich die Arbeiter darauf auf-merksam gemacht, daß sie eigentlich durch die zu großen Wagen bc-trogen würden und würden einen der Größe des Wagens ent-sprechenden höheren Lohn beanspruchen. Der RegierungS-Vertreter versprach eingehendste Untersuchungder vorgebrachten detaillierten Beschwerden underbat und erhielt die eingelaufenen 79 Frage-bogen, die in übersichtlicher klarer Weise denunter den Augen der Bergbehörden betriebenenBetrug veranschaulichen, der gleichzeitig einenVerstoß gegen§ 801! des Berggesetzes enthält.Aus der Debatte ist noch zu erwähnen, daß gegenüber den Be-teuerungen der konservativen und nationalliberalen Abgeordneten,daß in der Landwirtschaft richtig gemessen ivürde,ein Regierungsvertreter hervorhob, daß eineUntersuchung das Gegenteil ergeben hat: vonsämtlichen nachgemessenen Wagen hatten 40 Prozent und vonden Gewichten gar 87 Prozent ein falsches Maß.Die von den Sozialdemokraten vorgetragenen Beschwerden überdie Mogeleien in BergiverkSbetrieben veraulaßten den AbgeordnetenEngelensZ.) zu dem Antrag.Förderwagen und Förder-gefäße von Bergwerksbetrieben, sofern durch die-selben der Umfang der L e i st u n g e n bestimmtiv er den soll, bedürfen der Reneichung." DieserAntrag wurde mit den Stimmen des Zentrums und der Sozial-demokraten angenommen. Der sozialdemokransche Antrag betreffendEichung der Fördergefäße wurde durch diesen Beschluß für erledigterachtet.Der sozialdemokratische auf Eichung der benutzten Meßgeräte inTextilsabriken gerichtete Antrag wurde gegen deren Sttmmenabgelehnt. Angenommen wurde nach dieser Richtung ein aufdaS Gegenteil hinauslaufender Antrag Watte ndorf(Zentrum):„Durch Beschluß des Bundesrates kau» in Betrieben für den Ver-kehr bestimmter Arten von Waren, insbesondere für den Verkehrnach und von dem Auslände, die Anwendung und Berel lhaltung