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t Kflet Geldstrafe von 75 M. verurteilt worden. Auf den 17. Juni 1904 hatte der Genosse Pollender aus Anlatz des Kon- fliktes der Ortskrankenkasse mit den Aerzten eine Versammlung einberufen, um einen Sanitätsverein zu gründen. In die Statuten beantragte er den Passus aufzunehmen, Nifc die Mitglieder keinen Anspruch auf ärztliche Behandlung haben, «mit die Behörden keine Kontrolle darüber hätten. Die Ver- sammlung nahm das Statut an und wählte Dietze, der die Ver- Handlung geleitet hatte, zum Vorsitzenden. Der Polizei und der Kreishauptmannschaft machte Dietze Anzeige von der Gründung des Vereins. Die letztgenannte Behörde forderte ihn auf, die Genehmigung der Aufsichtsbehörde für diesen Verein zur gegen- seitigen Unterstützung nachzusuchen. Der Angeklagte tat es nicht. eröffnete aber den Geschäftsbetrieb. Erst nachdem die Kreishaupt- Mannschaft deshalb Schritte tat, reichte der Angeklagte das Ge- nehmigungSgesuch ein. Nun wurde'in die Statuten eingefügt, daß die Mitglieder Anspruch auf ärztliche Behandlung haben, aber keinen Rechtsanspruch. Der Sanitätsverein gewährte demnach seinen Mitgliedern freie ärztliche Behandlung; daher bedurfte er nach Auffassung des Gerichts der Genehmigung der Aufsichts- behörde. Das Reichsgericht erkannte aber am Dienstag auf Verwerfung der Revision. Beschäftigung von Frauen in Steinbrüchen. Die Bundesratsverordnung vom 29. März 1902 bestimmt, daß in Steinbrüchen bei der Steingewinnung oder der Rohaufarbeitung von Steinen, desgleichen beim Transport oder Verladen von Steinen Arbeiterinnen nicht beschäftiglt werden dürfen. Gegen diese Be- stimmung wendet sich eine aus Diera bei Meißen   an den Reichstag gerichtete, von 80 Arbeiterinnen unterzeichnete Petition, welche gestern zur Verhandlung in der Petitionskommission gelangte. Die Petentinnen geben an, vor dem Inkrafttreten der BundesratSver- ordnung in dem Steinbrüchen mitKmrschlagschlagen", d. h. als Steinklopferinnen beschäftigt gewesen zu sein. Sie haben die zu Chausseeaufschüttungen und zu Aufschüttungen zwischen den Eisen- bahnge leisen verwendeten Steine hergerichtet und behaupten, bei dieser Arbeit sich ganz wohl gefühlt zu haben. Von einer Schädi- gftng ihrer Gesundheit durch die ihnen jetzt verbotene Arbeit könne keine Rede sein, man solle sie also zu dieser Arbeit wieder zulassen. Genosse Tntzauer als Berichterstatter trat der Forderung der Petition entgegen und beantragte, über diese zur Tagesord- nung überzugehen. Die Begründung der Petition habe in ihm das Empfinden wachgerufen, als sei die Petition von den Unter- nehmern veranlaßt worden, um sich wieder billige Arbeitskräfte zu verschaffen. Sicher wirke die Arbeit des Steineklopfens schädigend auf die Gesundheit der Frauen ein. Da der Bundesrat bei Erlaß solcher Verordnungen sehr vorsichtig vorgehe, müssen ihn zwingende Gründe zu der Verordnung veranlaßt haben. Der zur Beratung zugezogene Regierungskommissar Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Sprenger wies auf die große Sterblich- keitsziffer der in Steinbrüchen beschäftigten Arbeiter hin. Die große Staubentwickelung beim Steineklopfcn wirke unbedingt schädlich auf die Gesundheit der Arbeiterinnen. Der Erlaß des Bundesrats sei daher notwendig gewesen. Abg. Lehmann(natl.) trat den Ausführungen Tutzaucrs und des Regierungskommissars entgegen. Es handele sich nur um leicht« Arbeiten, die man den Frauen gestatten solle. Nachdem noch Genosse Thiele gegen die Forderung der Petition gesprochen, stimmte die Kommission dem Antrage Tutzauer zu. Verbot bleihaltiger Abziehbilder. Wie seinerzeit berichtet, hat ein Düsseldorfer   Arzt, dessen Töchtcrchen nach dem Hantieren mit Abziehbildern erkrankte, das kaiserliche Gesundheitsamt veranlaßt, eine Untersuchung der Abziehbilder zu bewirken. Diese Unter-/ suchung ergab, daß zur Herstellung der Abziehbilder bleihaltige Farben verwendet werden, und daraufhin wurden die Regierungen der Bundesstaaten aufmerksam gemacht, daß solche Verwendung gegen den§ 4 deS Reichsgesetzes vom 5. Juli 1387 verstoße, wonach zur Herstellung von zum Verkauf bestimmten Spielwaren(ein- schließlich der Bilderbogen) bleihaltige Farben nicht verwendet werden dürfen, so weit es sich nicht um Bleioxhd in Firnis oder um chromsaureS Blei als Oel» oder Lackfarbe oder mit Lack- oder Firnisüberzug handelt. Dis bayerische Staatsregierung erließ hierauf eine Entschließung, in der die Verwendung bleihaltiger tarben untersagt wurde. Die Nürnberger   Kunstanstalten, die solche bziehbildcr in Unmengen herstellen, liefen gegen diese Ent- schließung Sturm, weil sie meinen, sie müßten zugrunde gehen, wenn sie daS schädliche Blei nicht mehr verwenden dürfen. Die Regierung wurde um Rücknahme der Entschließung gebeten mit der Behauptung, daß das angezogene Gesetz nur auf die Herstellung solcher Spielwaren durch Steindruck zutreffe, bei denen arsenhaltige Farben verwendet würden. Die Abziehbilder würden schon seit 75 Jahren in der gleichen Weise-hergcstellt, aber noch nie hätten sich infolge ihrer Verwendung gesundheitliche Schädigungen ergeben. Es kämen nur solche Farben zur Verwendung, die mit Firnis ver» Kunden seien und die daher beim Trocknen glashart würden. DaS Ministerium lehnte es ab, seine Entschließung zurückzunehmen, da nach den zahlreichen vorgenommenen Untersuchungen zur Herstellung der Abziehbilder als weiße Deck- färbe Bleiweiß  , das mit Druckfirnis angemacht sei, verwendet werde. auS diesem Grunde seien die Bilder gesundheitsschädlich und ihre Verwendung als verboten und strafbar anzusehen. Der Einwand, daß die Ausschließung von Bleifarben aus technischen Gründen nicht möglich sei und durch das Verbot der Bestand der ganzen Industrie in Frage gestellt werde, wird durch den Hinweis entkräftigt, daß sich unter den untersuchten Proben auch solche befunden hätten, die in tadelloser Weise mit-Zinkweiß gedeckt seien. Hua Induftnc und Handel. 15 Prozent Dividendr, 1516 Stunden Arbeitszeit! Die am Dienstag stattgefundene Generalversammlung der Allgemeinen Berliner   Omnibus-Aktien-Gesellschast setzte bei beträchtlichen Abschreibungen die sofort zahlbare Dividende auf 15 Prozent fest. In den beiden Vorjahren wurden 15 resp. 14 Proz. verteilt. Ein Aktionär konstatierte anerkennend, daß die Betriebskostenquote außerordentlich niedrig sei und man ge- nehmigte ohne Widerspruch eine weitgehende soziale Maßnahme der Verwaltung. Wie großmütig l Die Verivaltung hat nämlich nach der Erklärung des Direktors Schmoll die tägliche Arbeitszeit um 4 Stunden herabgesetzt, so daß die Fahrer und Schaffner nur noch 1113 Stunden zu arbeiten haben! Eine 15 16 stündige tägliche Normalarbeitszeit, das sollte man nicht für möglich halten. wenn nicht der Direktor es ausdrücklich bestätigte. Auf Kosten der Angestellten hat also die Gesellschaft die hohen Dividenden heraus- gewirtschastet. Vor dieser Tatsache erblaßt diesoziale" Tat vollständig. Daß eine 11 12 stündige Arbeitszeit als eine gewaltige Erleichterung gegen den bisherigen Zustand betrachtet werden muß, gereicht der Gesellschaft nicht zum Lobe, sondem bildet die schärfste Anklage, die fich denken läßt._ Nicht auf der Nase herumtauzen lassen! Dank der Preistreiberei in Briketts, die den im Braunkohlen- bergbau angelegten Kapitalien eine hohe Verzinsung garantiert, hat ein wahres Wettrennen nach Braunkohlenfeldern begonnen. Da be- kanntlich Appetit beim Essen sich einstellt, bestürmten auch ewige Akttonäre der GesellschaftEinwacht" die Verwaltung, da» Augenmerk auf Bereicherung des FeldcrbesitzeS zu lenken. In der am Montag stattgeftmdensn Generalversammlung der Aktionäre zerstreute Direktor Werninghoff die Befürch- tungen der Aktieninhaber, daß der Divideudengoldstrom bald versiegen könnte, er bemerkte, das Werk habe noch auf 3040 Jahre reichliches Vorkommen guter Qualitäten, trotzdem werde man Reservefelder unter günstigen Bedingungen erwerben. Nachdem er die Aktionäre über die Rentabilität der Anlage und über die Dividende der Zukunft beruhigt hatte, erinnerte der Herr Direktor sich auch der Arbeiterl Mit Hinweis auf den ausgebrochenen Streik der Braunkohlengräber erklärte er, die Verwaltung sei ent­schlossen,sich nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen". Und die Dividende wurde auf 18 Proz. festgesetzt I Achtzehn Prozent Dividende, Durchschnittslöhne von 3,25 M., fortgesetzte Preis- steigerungen, das besagt, daß die Bergwerksbefltzer auf der Nase der Arbeiter und der Konsumenten herumtanzen. Die Bergarbeiter haben durch die Aufnahme des Kampfes bewiesen, daß sie es leid find, lediglich für diePapierarbeiter' zu säen, diesen allein die reiche Ernte aus dem Segen des Bergbaues zu überlassen. Es ist aber auch notwendig, daß die Konsumenten fich nicht länger mehr ge- duldig aus der Nase herumtanzen lassen. Daß die Forderungen der Arbeiter nach höheren Löhnen, daß die Forderungen: Herab mit den Preisen I berechtigt find. daS belegen die folgenden Angaben. Es betrugen die Jahresdurchschnittslöhne: Steinkohlenbergbau 1904 1905 M. M. Ruhrrevier.... 120» 1186 Saargebiet.... 1097 1117 Bezirk Aachen  ... 1169 1225 Braunkohlenbergbau Bezirk Halle  .... L34 959 Linksrheinischer Bezirk 946 932 Die Löhne stehen im Braunkohlenbergbau nicht nur erheblich niedriger, wie im Steinkohlenbergbau; im Bezirk Halle   zahlt man besonders schlecht, wie die vorstehenden Ziffern ausweisen. Aus Ausgleich für die niedrigen Löhne sind die Braunkohlen arbeitet mit hohen Unfallziffern gesegnet. Ueber die herrlichen Ver hälwisse, über daskollegiale" Verhältnis zwischen Arbeiter und Vorgesetzte im Braunkohlenbergbau gibt ja der zurzeit in KottbuS stattfindende Prozeß dankenswerten Aufschluß. Und die Unternehmer finden, daß alles aufs beste bestellt ist, denn ein stark weibender Dividendenstrom ergießt sich in ihre Taschen. Man betrachte folgende Tabelle. Es verteilten u. a. Dividende in den letzten sechs Jahren: Gesellschaft Golpa Jeßnitz...... Werscheu-Weißenfelser A.-G... Fortschritt Meuselwitz  (Prior.-A.) (St.-A.). Caroline......... Phrelitzer A.-G.(Prior.-A.).. (St.-A.)... Vereinsglück(Prior.-A.)... (St.-A.).... Einwacht........ Friedensgrube pr. A.a300M.:M. Das sind jedenfalls ganz respektable Gewinne; sie erklären die Vorliebe des Anlage suchenden Kapitals für Braunkohlenwerke, sie rechtfertigen aber keineswegs die fortgesetzten Preissteigerungen und die miserable Entlohnung und Behandlung der Arbeiter. imouenlieferant und Anleihcvermittler. Wie daSHerold _ eau" berichtet, hat die Firma Krupp   die serbische Regierung ver- udigt, daß sie im Falle der Annahme ihres Geschützmodells auch ie Finanzierung der Geschützanleihe zu übernehmen geneigt sei. Der Patriotismus der Kanonenfirma geht also noch über die Lieferung von Kriegsmaterialien an das Ausland hinaus. Die 'iirma sorgt auch dafür, daß das Ausland in Deutschland   das Geld ekommt, mit welchem Krupp bezahlt wird. Ja man muß eS nur verstehen und das Geschäft floriert l Krieg in der Kaliindnftrie. Die Generalversammlung des Kali shnditats lehnte gegen die Stimmen von Aschersleben   die Aufnahme von Sollstedt   in das Syndikat ab. Der Vorsitzende deS Kali syndikatS, Geheimrat SSHreiber, erklärte darauf, daß nunmehr die Vorbedingung erfüllt fei für den Eintritt des§ 17 des Kalisyndikats- Vertrages, das heißt, daß nunmehr der AuffichtSrat in der Lage sei, zu erklären, daß die Verhandlungen mit einem außenstehenden Werk endgültig gescheitert seien und damit eine Auflösung deS Syndikats auf Grund der Kündigung von'/» der Stiinmen erfolgen könne. Der AuffichtSrat beauftragte den Vorstand, mit Konwrrenzmaßregeln und Kmnpfpreisen gegen Sollstedt   vorzugehen. Aluminium. Wie die Produktton von Aluminium in den Ver» einigten Staaten zugenommen hat, zeigt eine Stattstik von Bradstreets. Im Jahre 1883 wurden nur 83 Pfund erzeugt, im nächsten Jahre 150 Pfund und 283 Pfund iin Jahre 1885. Dann nahm die Produktion rapide zu. Im Jahre 1893 wurden 333 629 Pfund gewonnen und wieder zehn Jahre später waren eS 7 500 000 Pfund, und im letzten Jahre, 1905. stieg die Produktionsmenge auf 10000000 Pfund. Versammlungen. Die Dreherbranche des Metaltarbeiterverbandes hielt am Sonn» tag in denMusikersälen" eine gut besuchte Versammlung ab. wo­selbst der Redattcur Genosse D ü w e l l über den zweifelhaften Wert vonWohlfahrtseinrichtungen" sprach. An der Hand eines reich- haltigen Tatsachenmaterials und gestützt auf eigene praktische Kenntnis der Dinge lieferte der Redner den überzeuge! wen Nach- weis, daß sämtliche vom Unternehmertum geschaffenen Wohlfahrts- cinrichtungen, soviel sie auch in der bürgerlichen Presse oder von bürgerlichenSozialpolitikern" besungen werden, nur den einen Hauptzweck haben: die Arbeiterschaft von der Wahrung ihrer Klassen- interessen abzubringen und den Jndustrierittern abhängige und wllige Lohnsklaven zu sichern. Zum besten Beweis für die un- cmtastbare Richtigkeit seiner Ausführungen konnte fich der Redner überdies auf verschiedene Auslassungen derArbettgeber-Zeitung" berufen, die bekanntlich ausdrücklich empfohlen hat, Wohlfahrts- einrichwingen irgendwelcher Art nur da n n zu schaffen, wenn sie dem Unternehmer Vorteil bringen. Das Referat wurde mit all- fettigem Beifgll aufgenommen. In der ausgiebigen Diskussion stellten sich sämtliche Redner rückhaltos auf den Standpunkt des Re- ferenten und übten gleichzeitig ein« lebhafte Krittk an ähnlichen Einrichtungen verschiedener Berliner   Grotzfirmen, wie der All- gemeinen Elektriztätsgesellschaft, Borsig, Siemens u. Halske   und anderer. Es gelangte sodann folgende Resolution zur Annahme: Die Bvanchenversammlung der Eisen-, Metall- und Rcvolverdreher spricht hiermt ihr offenes Mißtrauen gegen die vom Unternehmertum geschaffenenWohlfahrtseinrichtungen" aus und erklärt, überall dort, wo solche neu eingeführt werden sollen, energisch Front da- gegen zu machen." Zmn Schluß erörterte die Versammlung noch eine Reihe interner Branchenangelegenheiten. Die Möbelpolierer hielten am 26. März im Königstädttschen Kasino eine Branchenversammlung ab. Schreiber gab den Bc- richt von der Gaukonfercnz des Holzarbeiterverbandes in Frank- furt a. O., deren Verlauf er eingehend schilderte. Er bedauerte sehr, daß der Anwag abgelehnt wurde, der dahin zielte, den Möbel- Polierern eine Konferenz der deutschen   Kollegen zu ermöglichen. Er stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, daß solche Konferenz nicht nur zweckmäßig, sondern sogar notwendig wäre. Von Sonder. bündelei und dergleichen wäre gar nicht die Rede. Trotz der Ab- lehnung des Antrages brauche man sich aber jetzt nicht erregen. Man müsse Material sammeln, um den Hauptvorstand zu überzeugen, wie notwendig eine Konferenz der Möbelpolierer Deutschlands   sei. Es entspann sich eine Diskussion über Fragen der Taktik bei Lohnbewegungen und Aussperrungen, anknüpfend an die Aus- führungen von Leopold auf der Konferenz, die zum Teil bekämpft wurden. Die Maifeierfrage führte zu einer lebhaften De- batte, weil die Ortsvcrwaltung der Zahlstelle Berlin   des Holz- arbetterverbandes für die einzelnen Branchen keine gesonderten Mai- feierversammlungen zuläßt, sondern alle Mitglieder nach derNeuen Welt" einladet. Verschiedene Redner locrm der Meinung, daß die anerkannte Uebertrittsbedingung der Möbelpolierer, ihre eigenen Versammlungen nach wie vor abzuhalten, auch die Maifeierversamm- lung einbegreife. Ihnen wäre es lieber gewesen, wenn nach wie vor am ersten Mai die Möbelpolierer ihre eigene Versammlung ab- hielten. Es wurde schließlich ein Antrag angenommen, am Morgen des ersten Mai gemeinsam mit den Tischlern usw. nach derNeuen Welt" zu gehen. Darauf erledigte man noch einige andere Branchcnangelegenheiten. Die Asphalteurr und Pappdachbecker hchtcn sich am Sonntag im GewerffchaftShause versammelt, um über einen Lohntarif zu beraten. Gegenwärtig sind ihre Lohn- und Arbeitsverhältnisse, besonders bei einigen großen Firmen, recht elende. Es werden Stundenlöhne von 42i4 Pf., 40 Pf. bis hinunter zu 35 Pf. bezahlt. Die Firma Jeserich, eine Aktiengesellschaft, die im vorigen Jahre Riesenprofite eingeheimst hat, brachte es sogar fertig, im letzten Winter die Löhne ihrer Arbeiter um 2V2 Pf. herabzusetzen, was inzwischen bei einem Teile der Arbeiter wieder ausgeglichen worden ist. Daß es möglich ist, ohne den Profit der Unternehmer allzusehr zu schmälern, an- ständige Löhne einzuführen, beweist der Umstand, daß einige Firmen ihren Spachtlern 60 bis 70 Pf. Stundenlohn bezahlen und auch die übrigen Arbeiter dementsprechend entlohnen. Der Referent Klein- sch m i d t sprach sich für die Durchführung eines Lohntarifs aus, der diesen Verhältnissen gleichkommende Stundenlöhne enthielt. Auf Antrag des Verbandsvorsitzenden W e i g l i n wurde jedoch zunächst eine Kommission gewählt, die nach Prüfung der bestehenden Lohn- und Arbeitsverhältnisse einen Lohntarif ausarbeiten soll, über den dann eine neue Versamnilung beschließen wird. Die Angelegenheit soll so schnell wie irgend möglich erledigt werden. Besonders wird auch die Arbeitszeit einer Regelung bedürfen. Wie in der Versammlung erwähnt wurde, kommt es vor, daß 108, ja 115 Stunden in einer Woche gearbeitet wird, was den Unter- nehmern Veranlassung gibt, sich mit den Löhnen zu brüsten, die bei solcher Arbeitszeit verdient werden. Bei der anstrengenden, gesund­heitsschädigenden Arbeit der Asphalteure ist diese Ueberzeitarbeit um so verwerflicher. Die Tapezierer versammelten sich am Donnerstag bei Wendt in der Beuthstraße. Zuerst wurde die Hauskassierung beraten und beschlossen, dieselbe vorläufig fortzusetzen und den Bericht der Kommission abzuwarten. Die Hauskassierung soll sich soweit sehr gut bewährt haben; die Gelder kommen besser ein, neue Mitglieder sind gewonnen worden und die alten Mitglieder werden der Or- ganisation erhalten. Es ist wahrscheinlich, daß man von dein teil- weisen Versuch zur allgemeinen praktischen Einführung der Haus- kassierung übergehen wird. Zum Punkt Maifeier trat der Bor  - sitzende Wels mit warmen Worten für die allgemeine Ar- beitsruhe am 1. Mai ein. Wenn auch nach dem Tarifver- trage es der freien Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und den Angestellten in jeder Werkstätte überlassen bleibt, ob am 1. Mai gefeiert wird, so sollte es doch jeder als Ehrensache ansehen, für die Arbeitsruhe einzutreten. Der reiche Beifall, der den Aus- führungen des Redners gezollt wurde, bewies, daß die Versamm- lung vollständig mit demselben einverstanden war. In der Dis- kussion wurde noch zum Anschluß an die politische Organisation und zum Abonnement auf die Parteipresse ausgefordert. Der Arbeitersängerbunb hielt am Sonntag eine außerordent- liche Generalversammlung ab. Zur Vorftandswahl stellteLiedes- fteihcit l" den Antrag, daß die 7 Vorstandsmitglieder aus sieben verschiedenen Vereinen ausgewählt werden müssen. Dieser Antrag wurde nach kurzer Debatte angenommen. Hierauf erfolgte die Wahl des Vorstandes. Gewählt sind: Julius Meyer(Kreuz- berger Harmonie") 1. Vorsitzender, Hermann Bartel(Berliner Männerchor 1905") 2. Vorsitzender, Wilhelm Wehlitz(Nord- deutsche Schleife") I. Kassierer, Emil Karg(Bleib Treu") 2. Kassierer, Max Siggelkow(Typographia") 1. Schrift­führer, Max Heidemüller(Freier Männerchor Berlin") 2. Schriftführer. Als Beisitzer hat der jeweilige Obmann der Kontrollcure zu fungieren, zurzeit Karl P r z 1 b i l l a(Freie Sänger") Weißensee. Da der alte Vorstand nicht in der Lage ist, Vorschläge zum Sängerfest machen zu können, wird auf Antrag der Delegierten die Besprechung des Sängerfestes bis zur nächsten Ausschußsitzung vertagt. Zum Provinzialsängersest sind 4 Anträge eingegangen und zwar von Rathenows Luckenwalde, Brandenburg  und Zehdenick  . Man beschloß, das diesjährige Provinzialsänger- fest am 15. Juli in Rathenow   abzuhalten. Es wurde noch darauf aufmerksam gemacht, daß der Dampfschiffsreeder T i s m e r zu» gleich Eigentümer des LokalsKyfMuser" an der Oberspree ist. Da dieses Lokal der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht, so werden die Vereine darauf hingewiesen, dieses Lokal zu meiden. Schönthal   führte noch an, daß Genosse Bernstein   die Bearbeitung einer Berliner   Parteigeschichte übernommen hat; der Bund ist auch in der Lage, hierzu beitragen zu können; Redner wünscht, daß der Vorstand sich alle Dokumente aus der Zeit des Sozialistengesetzes, als der Bund aufgelöst wurde, beschafft und dieselben dem Genossen Bernstein   zur Verwendung übergibt. Auf eine Anfrage wird noch bekannt gegeben, daß die Ausgabe des neuen Liederbuches jedenfalls in der nächsten Ausschußsitzung erfolgt. Der Preis ist mit 30 Pf. berechnet,_ Singegangene Dmchrchrlftcn. Hlatolre de 1» Dßinocratie et da Socialisme en Bolglqae"(Geschlchte der Demokratie und deS Sozialismus w Belgien  ) von LouiS Bertrand.(6. Lieserung.) Brüssel  (Dechemie& Sie.). Babeuf, La Dootrine des Egaux, Extrait des oeavres com- pl&tes, publies par Albert Thomas.  (Paris  , E. Cornely et Oie.) Vertiand der Scimelder, Schneiderinnen und verwandten Berolsgenossen Deutsehlands. (Filiale Berlin  .) Todes- Anzeige. Den Mitgliedern qeben wir hiermit bekannt, daß der Kollege kriedf. Gaßner am 2. April 1906 im Mter von 47 Jahren gestorben ist. Shre seinem Sludenken k Die Beerdigung findet am Donnerstag, den S. April, nach- mittags 5 Uhr, auf dem Friedhosc der Simeons-Kirchciigemeinde in Britz   statt. 168/1_ Die Ortsverwallung. SozialdeiDohr&t. Merets für Schöneberg  , 4a Bezirk. Am Montag oerslarb plötzlich ganz unerwartet unser lang- jahrigeS Mitglied, der Friseur Rudolf Hankel. Ehre seinem Andenken t Die Beerdigimg findet am Donnerstag, den 5. April, nach­mittags 5 Uhr, von der Leichen- Halle des«chöneberger Fried- Holes, Maxslrafie, aus statt. Um zahlreich sucht Beteiligung er- 15/6 Dar Vorstand. Deutscher Metallarbeiter-Verband Verwaltungsstelle Berlin. Todea-Anzclce. Den Kollegen und Kolleginnen zur Nachricht, daß unser Mitglied, Frau Marxaretde Porr6e gestorben ist. Ehre ihre« Andenke«! Die Beerdigung findet am Donnerstag, den S. April, nach- mittags 6 Uhr, von der Leichen- Halle der Luther-Gemeinde in Lankwitz   aus statt. Rege BeteUigung wird erwartet. 115/20 via Ortsverwaltuni. Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme und die reichen Kranz» spenden bei der Beerdigung meines lieben Mannes, unseres gute» Vaters Albert Heyne sagen wir allen Beteiligten unseren herzlichen Dank. 1026b Frau Heyne km Kinde«.