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einen so großen Unterschied; beide wollen unter keinen Umstanden eine Beschneidung der Volksrcchte dulden, nur dah in der Kölner  Resolution keine bestimmte Taktik festgelegt ist. Redner verbreitet sich weiter über die Maifeier und hofft, daß der nächste inter  - nationale Kongreß eine Form findet, wodurch die Maifeier zu einer würdiger auszuführenden Demonstration gestaltet wird. Aus der ganzen Debatte geht hervor, daß die Textilarbeiter in bczug auf die Maifeier auf dem Boden der Pariser Resolution stehen. Durch die ganzen Beratungen zieht sich wie ein roter Faden immer wieder die Betonung der Tatsache, daß sich die Tcxtil- arbciter eng mit der Sozialdemokratie liiert fühlen und daß" sie nicht nur die alten Volksrechte erhalten, sondern neue hinzu- gewinnen wollen. Beschlossen wird, daß in Zukunft die internationalen Textil- arbeitcr- sowie Gewerkschaftskongresse nach folgender Norm zu be- schicken sind: auf je 10 000 Mitglieder soll 1 Delegierter entsandt werden, und die allgemeinen internationalen Arbeitcrkongresse sollen durch 3 Delegierte beschickt werden. ... Zu Beginn der Nachmittagssitzung erstattet die Kommission über ihre Arbeiten Bericht. Es kommen die Beitragserhöhungen zur Beratung; hierzu stehen 13 aus den Zahlstellen gestellte An- trage mit zur Debatte Nachdem 20 Delegierte die Notwendigkeit der Beitragserhöhung betont, wird ein fakultativer Staffelbeitrag beschlossen, der in der I. Klasse 20, II. 30, III. 40 und IV. SO Pf. betragen soll. In Klasse I können jedoch nur Arbeiterinnen und männliche Personen nur bis zum 18. Lebensjahre eintreten. In Klasse I und II bleiben die jeweiligen Unterstützungssätze bestehen; während einer Lohnbewegung kann kein Mitglied einer höheren Klasse beitreten. Ferner muß die erhöhte Einnahme, die aus Klasse III und IV erzielt wird, voll an den Zentralvorstanid abgeführt werden. Weiter wird beschlossen, daß Mitglieder, die erwerbsunfähig sind und 10 Jahre dem Verbände angehört haben, unter Beibehaltung ihrer Rechte vom Beitrag befreit werden. Dadurch ist die von der Kommission vorgeschlagene Resolution zur Regelung der Bcitragsleistung abgelehnt. Alsdann erfolgt die Berichterstattung der Kommission über die Unterstützungen des Verbandes. Vor Schluß der Sitzung gelangt ein Telegramm aus Aachen  zur Verlesung. Dieses meldet, daß 4000 Textilarbeiter ausgesperrt sind, weil sich die christlich organisierten Arbeiter weigerten, 'n die gesperrten Fabriken zu gehen. Der christliche Verband drohte mit Entziehung der Unterstützung. Soziales. Wissenschaftliche Kurse zum Studium des Alkoholismus  . " Unter Beteiligung von etwa 140 Hörern wurden die Kurse zum Studium dos Alkoholismus vorgestern begonnen. Der Vor- sitzende des Zentralverbandcs zur Bekämpfung des Alkoholismus  , Senatspräsident des Oberverwaltungsgerichts, Dr. v. Strauß und Torney, führte zur Begrüßung etwa aus: Bedarf es wissenschaftlicher Kurse zum Studium deS Alkoho­lismus? Diese Frage wurde noch vor einem Jahrzehnt zweifellos verneint worden sein. Die Tatsache, daß die Kurse in diesem Jahre zum drittenmal eingerichtet, mit jedem Jahre stärker besucht werden, bejaht die Bedürfnissrage. Die Wissenschaft beschäftigt sich gründlich und ernstlich mit der Alkoholsrage. Was die Wissenschaft an Untersuchungen angestellt und an Ergebnissen festgestellt hat, wollen diese Kurse weiteren Kreisen vermitteln. Das Interesse der Regierungen und Behörden, an der Lösung der Alkoholsrage mitzuwirken, steigt. Dies ist verständlich und nötig. Ist doch die Atkoholfrage nicht nur eine individuelle Frage, welche den ein- zelnen Trinker, dessen Familie und die Behörde, welche mit ihm zu tun hat, angeht, sondern eine Frage von allergrößter sozialer und nationaler Bedeutung für Deutschlands   Gegenwart und Zu- knnft. Aber noch fehlt es vielfach auch in den Reihen der Ge- bildeten an genauer Kenntnis über die verschiedenartigen Not- stände gesundheitlicher, wirtschaftlicher und sittlicher Art, welche der Alkoholismus als Folge- und Begleiterscheinungen verursacht; noch gehen Ansichten über die Mittel und Wege der Bekämpfung dieser Notstände stark auseinander. Deswegen wollen diese Vor- lesungen sicheres Tatsachenmaterial bieten und berichten, was sich im Kampfe gegen dieses soziale Ucbel bewährt und erprobt hat. Sie wollen nicht agitatorisch einer Partei oder Richtung, sondern rein informatorisch denjenigen dienen, welche, sei es innerhalb oder außerhalb ihres Berufs, sich für die Alkoholsrage interessieren. Aus den bislang gehaltenen Vorträgen seien einige Aus- führungen hervorgehoben. Professor Dr. Arthur Hartmann «Berlin  ) sprach gestern über Alkohol und Jugend. Nach der Ueberzeugung des Redners ist die Bekämpfung des Alkohol- mißbrauches, der Trunksucht, mindestens ebenso wichtig für das allgemeine Wohl als die Bekämpfung der Tuberkulose und der Säuglingssterblichkeit. Eine große Anzahl von statistischen Erhebungen in Schulen verschiedener Städte zeigt, in welchem Umfange schon von Kindern alkoholische Getränke genossen werden. Die erste grundlegende Arbeit verdanken wir dem Schuldirektor Bahr in Wien  , welcher schon den Nachweis liefern konnte, daß diejenigen Kinder, welche alkoholische Getränke gar nicht oder nur ausnahmsweise genießen, die besten Noten bekommen, daß dagegen diejenigen, welche regel- mäßig ein oder mehrere Male am Tage alkoholische Getränke be- kommen, sich in der Schule schlecht bewähren. Diese Erfahrung wurde bei den späteren Erhebungen durchgehends bestätigt. In Berlin   wurden auf. Veranlassung von Hartmann an zwei Volks- schulen Untersuchungen angestellt; vier Fünftel der Kinder be- kommen wöchentlich mindestens einmal Bier oder Schnaps zu trinken, ein Drittel täglich. Günstiger waren die Verhältnisse bei der kürzlich in Braunschweig   an 17 385 Kindern angestellten Er­hebungen. Es erhielten dort nur 11 Proz. der Kinder täglich Wein, Bier oder starke alkoholische Getränke. Ein ungünstigeres Verhalten zeigen die höheren Schulen, wo bis zu 80 Proz. der Schüler täglich alkoholische Getränke zu sich nehmen. Bei diesen Kindern wird die Aufmerksamkeit, die Denkfähigkeit und das Gedächtnis gemindert. Besonders beweisend seien die in zwei Familien angestellten Ex- perimente, über welche Demme berichtet. Es wurde den Kindern monatlich abwechselnd zu Tisch mit Wasser vermischter Wein oder alkoholfreies Getränk gegeben. Während der Weinperioden erschienen die Kinder den Eltern matter und zur Arbeit weniger aufgelegt, namentlich war der Schlaf un- ruhiger, häufiger unterbrochen, deshalb weniger ausruhend und erquickend. Bei zweien der Knaben waren die Erscheinungen so ausfallend, daß sie ganz aus freien Stücken ihre Eltern darum baten, mit Wein verschont zu werden. Der Alkohol ist ein auf das Nervensystem wirkendes Mittel. ein Nervengift, das hauptsächlich auf das Gehirn, außerdem aber auch auf das Gefäßsystem und den Stoffwechsel wirkt. Der Tod eines dreijährigen Kindes wurde schon durch 75 Gramm, der Tod eines Erwachsenen durch 330 Gramm reinen Alkohols herbeigeführt. Kleinere Mengen wirken meist erregend, später ermüdend auf das Nervensystem, größere äußern eine deprimierende Wirkung; cS kommt zu Bewußtlosigkeit in Verbindung mit Krämpfen- Die tägliche Zuführung von Alkohol führt beim Kind häufig zu Verdauungsstörungen, dre Entwickelung wird beeinträchtigt, all- mählich entwickelt sich chronischer Magenkatarrh. Durch die Ein- Wirkung auf das Nervensystem werden die Kinder reizbar nervös. Scklvere Alkoholvergiftungen bei Kindern mit Hirnkongestion. Be- wußtlosigkeit und Krämpfen kommen ,n den Krankenhäusern zur Beobachtung. Bisweilen tritt Epilepsie oder Veitstanz nach Alkohol- genuß auf, auch Säuferwahnsinn wurde bei 4 beziv. 5 Jahre alten Kindern schon beobachtet Die allseitig gemachten Erfahrungen machen es zur Pflicht. daß insbesondere die Kinder vom Genuß alkoholischer Getränke fern gehalten werden, um sie vor Schädigung zu bewahren und um sie Nicht an den Genutz dieser Getränke zu gewöhnen'. AuS Ge« wohnheitötrinkern werden übermätzige Trinker. Trunksüchtige. Ersatzgetränke sind Milch, Kakao, zuckerhaltiges Wasser, Limonaden, welche den Kindern dargeboten werden müssen. Durch die Acrzte und durch die Lehrer mutz die Aufklärung über die Altoholschädigungen gegeben werden. In Berlin   wird neuerdings durch die Schulärzte den Eltern bei der Einschulung ein Warunngsblatt übergeben. Durch Ministerialverfügung wird der Lehrer beauftragt, die Kinder in der Schule über die Gefahren des Alkohols zu unterrichten. Leider finden die Verfügungen nicht die ihnen gebührende Be- achtung, da sowohl die dem Ministerium unterstehenden Behörden als auch die Lehrer der höheren Schulen und der Volksschulen mit der Bedeutung der Mkoholsrage noch nicht genügend bekannt gemacht wurden. Es wäre zu wünschen, daß durch diese Vorkehrungen ähnliche Erfolge erzielt werden, wie in Nordamerika  , wo durch die Einführung des obligatorischen Alkoholunterrichtes in der Schule ein großer Teil der Lehrer enthaltsam, der übrige Teil sehr mätzig wurde, und durch die Belehrung und das gegebene Beispiel der Alkoholmißbrauch in allen Volksschichten, insbesondere unter den Arbeitern, außerordentlich gemindert wurde. Man schätzt dort die Anzahl derer, die sich des Alkohols gänzlich enthalten, auf zehn Millionen, abgesehen von den vielen Bürgern, die sehr mätzig sind. Dr. med. et phil. R. O. Neumann(Heidelberg  ) sprach über Alkohol als Nahrungsmittel. In keinem anderen Kapitel über den Alkohol ist bis auf den heutigen Tag so heftig gestritten worden, wie darüber, ob der Alkohol ein Nahrungsmittel ist. Die Beantwortung, so führte der Redner etwa aus, läßt sich nicht durch empirische Erfahrungstatsachen oder oberflächliche Ueber- legungen geben, sondern kann nur durch experimentelle Versuche an Menschen herbeigeführt werden. Die hierbei ermittelten Er- gebnisse sind aber auch als Grundlage für den weiteren Kampf gegen den Alkohol zu betrachten, da durch sie am besten allen irrigen Vorstellungen und Aufbauschungen der Boden entzogen toird. Die Ansichten über den Nährwert des Alkohols standen sich bisher diametral gegenüber, indem die einen für, die anderen sich gegen die Annahme eines solchen entschieden. Eine Einigung konnte bis vor kurzem nicht erzielt werden, da auch die Wissenschaft- lichen Versuchsergebnisse nicht übereinstimmten. Die Ansicht, der Alkohol besitze Nährwert, geht bis in das Altertum zurück; namcnt- lich ist sie durch Aerzte gefördert worden, die seit jeher den Alkohol als Stärkungs- und Kraftmittel in der Medizin verordneten. Auch der allergrößte Teil des Publikums sieht im Alkohol ein Nähr-, Kraft- und Stärkungsmittel, dessen Gebrauch aber leider dort, wo gerade die Stärkung am notwendigsten wäre, durch übermäßigen Genuß zu Schädigungen des Organismus und zur Unterernährung führt. Die Ausgaben, die für Alkoholika gemacht werden, beweisen, wie wenig richtig noch ihr wirklicher Wert beurteilt wird, und zwar in erster Linie deshalb, weil man das verhältnismäßig geringe Quantum an Nahrung, das man im Alkohol bezw. in alkoholischen Getränken zu sich nimmt, unverhältnismäßig hoch bezahlen muß. Andererseits ist man sich dessen nicht bewußt, daß man für das teure Geld Gefahren für den eigenen Organismus mit in Kauf nimmt. Durch wissenschaftlich einwandfreie Ex- perimente ist jetzt festgestellt, daß in der Tat dem Alkohol ein gewisser Nährwert nicht ab- zusprechen ist, weil er im Organismus ähnlich wie andere st ick st offfreie Stoffe, z. B. FeG und Kohlehydrate, durch seine Oxydation oder Nahrung Spannkräfte frei werden läßt, die dem Körper zugute kommen. Er wird bis zu etwa 98 Proz. im Organismus verbrannt und wirkt dadurch auf den respiratorischen Stoffwechsel ein. Wird er mit genügender Nahrung aufgenommen, so kann er Stoffe wie Fett und Kohle- Hydrate vor der Verbrennung schützen und wirkt so als Sparmittel. In seinem Verhältnis zum Körpereiweiß verhält er sich in Stoff- wechselversuchen so. daß bei genügender Nahrung der Stickstoff- zerfall geringer wird, d. h. er wirkt Eiweiß sparend. Dies findet aber erst statt, wenn die deletäre Wirkung des Alkohols durch Ge- wöhnung ausgeschaltet ist. Bei ungenügender Nahrung bezw. bei bestehender Unterernährung und bei großen Alkoholdosen tritt die protoplasmaschädigende Wirkung in den Vordergrund, wobei ein größerer Eiweißzerfall die Folge ist. Die Frage nach der eiweitzsparenden Kraft dcZ Alkohols hat bisher am meisten der Erörterung unterlegen, sie wurde vom Vor- tragenden von neuem wieder aufgenommen und in 2 sehr langen Stoffwechselversuchen in bejahendem Sinne beantwortet. Seine Arbeiten sind von anderer, auch von früher gegnerischer Seite be- stätigt worden. Trotz der theoretisch intereissanten Tat­sache, daß Alkohol physiologisch ein Nahrungs- mittel genannt werden muß. kann keine Rede davon sein, daß man praktisch ihn als solches empfiehlt, und der Vortragende verwahrt sich ausdrücklich da- gegen, daß aus seinen Versuchen derartiges geschlossen iverden könnte. Denn erstens wäre es ein außerordentlich teures Nahrungs- mittel, und dann sind doch die Schädigungen, die der dauernde Genuß von Alkohol auf die Organe und Funktionen des Organismus ausübt, derartig in die Augen fallend und bekannt, daß es frevel- Haft erscheinen mühte, ihn als Nahrungsmittel anzupreisen. Des weiteren sprach der Professor Dr. G. Aschaffenburg (Köln   a. Rh.) über Alkohol und Seelenleben. Der Vor- tragende versuchte, an der Hand der durch die Experimental- Psychologie gewonnenen Ergebnisse fremder und eigener Forschungen die Wirkung des Alkohols auf das geistige Leben darzustellen. Fol- gende Wirkungen des Alkohols auf die seelischen Funktionen sind. nach Ansicht des Redners, nachgewiesen: Die Auffassung der Vor- gänge wird durch Alkoholgenuß erschwert und verfälscht, daS Ge­dächtnis und die Merlfähigkeit leiden Not, die Verarbeitung der gewonnenen Eindrücke wird oberflächlicher, der Zusammenhang des Denkens gelockert, die Auslösung von Willenshandlungen erleichtert auf Kosten ihrer Zuverlässigkeit. Diese Wirkung zeigt sich schon bei ganz kleinen Mengen; sie wird bei größeren deutlicher und überdauert bei Mengen, die etwa 2 2Vi Liter Bieres entsprechen, gelegentlich zwei durchschlafene Nächte. Längere Versuchsreihen haben gelehrt, daß die verschlechternde Wirkung durch die Ge- wöhnung nicht abgeschwächt wird, sondern sich verstärkt. UeberAlkohol und Arbeiterversschcrung" sprach RegicrungL- rat Dr. W e y m a n n. Der Vortrag ging auS von der durch die Reichsstatistik festgelegten Tatsache, daß im Jahre 1903 auf den Kopf der Bevölkerung 9,4 Liter absoluten Alkohols getrunken worden sind. Diese Zahl gebe ein falsches Bild, weil nicht jeder Deutsche   alkoholische Getränke, und niemand reinen Alkohol trinkt. Wenn man den absoluten Alkohol in 30prozentigen umrechne (Schnaps und Liköre enthalten in Deutschland   zwischen 20 und 30 Proz. Alkohol), so entfallen davon auf den Kops 31,3 Liter, und wenn man die Kinder unter 14 Jahren ausscheide(ein Drittel der Bevölkerung) und auf den Kopf der Frau ein Fünftel dessen rechne, was auf den Kopf des ManneS   damit sei wahrscheinlich der durchschnittliche Anteil der Frauen v i e l zu hoch eingeschätzt, so entfallen auf Mann und Frau zusammen 3 Kopfteile mti 94 Liter. davon auf den Mann joden über 14 Jahre alten Mann fünf Achtel gleich 79 Liter, also wöchentlich etwas über 1}H Liter Mprozentigen Alkohols. Diese Menge entspreche dem Alkoholgehalte von 10,5 Liter Bier(daS Bier wie üblich zu 4 Proz. Alkoholgehalt angenommen) oder, da die übliche Bierflasche% Liter enthalte, 35 Flaschen Bier. ES verzehre also jeder deutsche Mann vom 14. Lebensjahre ab Tag für Tag fast Bierflasche voll Mprozentigen Schnapses oder 5 Flaschen Bier. Daß dies den als mäßig anzuerkennenden Alkoholverbrauch bedeutend übersteige, wurde einmal aus den Forschungen namhafter Gelehrten(Kräpelin  , Forel, Ziehen, Strümpell, König), sodann aber aus den Statistiken zahlreicher englischer und anderer Lebens-' versicherungs- Gesellschaften abgeleitet, nach denen sich die Abstinenten als überraschend viel günstigere Risiken selbst da er. wiesen haben, wo ihnen nur durchaus müßig Lebende gegenüber- standen. Sodann schilderte der Vortragende an der Hand zahlreicher Zahlennachweise und wissenschaftlicher Untersuchungen das Heer von Kraoihciten, die als häufige Folge der Unmößigleit im Trinken bekannt sind, den verderblichen Einfluß der Unmätzigkeit auf Tuber- kulosc. Geschlechtskrankheiten und andere verbreitete Leiden, die bedeutende Erschwerung, die die Heilung von Wunden, Knochen- brächen und ähnlichen Verletzungen durch den Trunk erfährt(95 bezw. 99 Proz. aller Betriebsunfälle in der Industrie bezw. in der Landwirtschaft bestehen in gewaltsamen mechanischen Insulten). die Steigerung der Unfälle durch den Trunk(die auf den Montag entfallenden Unfälle verhalten sich zum Durchschnitt der übrigen Wochentage wie 11 zu 10, obwohl am blauen Montag viel weniger Arbeiter tätig sind als sonst), die ebenfalls durch verschiedene statistische Reihen nachgewiesene verheerende Einwirkung des Alkoholmißbrauchs auf die Nachkommenschaft, und endlich die aus diesem allen sich ergebende enorme Belastung der Arbeiter- Versicherung, die der Vortragende meinte mit 50 Millionen' jährlich mäßig veranschlagt'zu haben. Hierauf ging der Vortrag über zur Schilderung der Hemm« nisse, die der Alkoholmißbrauch der sozialen Wirkung der Arbeiter- Versicherung bereite, indem er das Bestreben, sich zunächst auf die eigene Kraft zu verlassen und die Zufriedenheit mit dem Gebotenen verringern, dagegen das Verlangen nach mühelosem Gewinn und nach Genuß steigern. Die Arbeiterversicherung müsse daher mit den zahlreichen ihr zur Gebote stehenden Mitteln auf die nachdrückliche Bekämpfung des übermäßigen Alkoholgenusses ausgehen, vor allem sich die aus- giebige Belehrung des Volkes im allgemeinen und der Jugend im besonderen über die Gefahren des übermäßigen Alkoholgenusses angelegen sein lassen und ihren Einfluß für eine allgemeine Um- bildung der Trinksitten einsetzen. Wir haben vorstehend sehr ausführlich über die bislang be- handelten Themata berichtet. Der Leser mag selbst sich ein Urteil darüber bilden, ob die von den Bortragenden gezogenen Schlüsse zutreffen. Aus eins sei aber hingewiesen. Mag man ein noch so strenger Enthalffamkeitsapostel sein, so darf man doch aber die Tatsache nicht außer acht lassen: alle schönen Redensarten über Enthaltsam- feit berühren die Ursache der verheerenden Wirkung deS Alkohol- mißbrauchs nicht. Es steht der Regierung und den bürgerlichen Parteien schlecht an. gegen den Alkoholgenuß zu donnern, wenn sie selb st durch künstliche Verteuerung der Nahrungs- mittel, durch Erschwerung der Arbeitsgelegen« h e i t, durch Niedrighaltung der Lebenslage, durch Vorenthaltung der geistigen Genüsse Tansende und Abertausende dazu veranlassen, zum Fusel als Betrüger des Magens und als Betäuber zu greifen. Wer gewerkschaftliche und politische Arbeiter- Vereinigungen bekämpft, leistet dem Alk oho l- mißbrauch unendlichen Borschub. Es ist pharisäisch, gegen den Alkoholmißbrauch loSzudonnern, aber den Arbeitern den Weg zu besserer Lebenshaltung, zur Widerstandsfähigkeit gegen den Alkohol, zu geistiger Erholung und Freude zu erschweren. DaS ge- schieht aber von Tag zu Tag. Noch jüngst haben die gesamten bürgerlichen Parteien und die Regierung in der Hülsskassenkommisfion es ab­gelehnt festzulegen, daß die Krankenkassen berechtigt sind, Anti- alkoholkongresse zu beschicken, Merkbüchlein gegen Alkohol zu ver- breiten usw. In unserer Nummer vom 10. April konnten wir mitteilen, wie in Königsberg   Polizeipräsident, Magistrat und Stadtverordnetenkolleg den Kampf der Arbeiter gegen Alkohol- mißbrauch durch Versagen von Versammlungen und Entziehung von Beihülfen bekämpften. Unendlich wertvoller als all die gut gemeinten Vorträge ist für den Kampf gegen den Alkoholmißbrauch: freie Bahn auf ge» werkschaftlichem und politrschem Gebiete, ge« sichertes Koalitionsrecht, Beseitigung der die Nahrungsmittel verteuernden Zölle. DaS Tat« sachenmaterial aus diesen Gebieten, die wiffenschaftlichen Er« gebnisse des verheerenden, auch Alkoholgenuß fördernden Einflusses der herrschenden Ausbeutungspolitik enthalten so reichlichen Anklage« stoff, daß all den bürgerlichen Antialkoholisten dringend zu empfehlen ist, diese Ergebniffe zu studieren und zu beherzigen. Der Reichsverband in der Ortskrankenkasse der Schneider m Berlin  . Der Reichsverband wird trotz des allgemeinen Mißtrauens gegen seine der Kasse abträglichen Tätigkeit vorab die große Mehrheit der Kasse weiter terrorisieren. Bekanntlich errang die Liste deS Ver- bandrs der Schneider und Schneiderinnen mit zwei Drittel Mehrheit einen Sieg über die durch Ueberrmnpelung in den Kassenvorstand bugsierten Leute des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozial» demokratie. Gegen die Wahl legten die ReichSverbändler Protest ein. Jetzt nach Verlauf von fünf Monaten I hat die Aufsichts­behörde die Wahl der vom Vertrauen der Kassenmitglieder ae« tragenen Vorstandsmitglieder für ungültig erklärt. Es muß also, falls nicht gegen den Bescheid der Aufsichtsbehörde Rechtsmittel er- griffen werden, Neuwahl stattfinden. Die Begründung des Entscheides der Aufsichtsbehörde ist uns nicht bekannt. Von Interesse würde eS auch sein, ob die wirkliche Aufsichtsbehörde(der Magisttat) und nicht ein Magistratskommissar entschieden hat. Versammlungen. Zenttalverband der Maurer. Am Freitag fand in Keller? Saal eine Generalversammlung des Zweigvereins Berlin   statt. Der erste Punkt der Tagesordnung war die Berichterstattung von der Gau-( konferenz. In der Debatte, die den Berichten der Delegierten folgte, wurde hauptsächlich die den Gaubeamten von der Konferenz! beivilligte Gehaltserhöhung kritisiert. Es war weniger die Gehalts- erhöhung selbst, welche von den Rednern angegriffen wurde, viel- mehr tadelte man den Vorstand deshalb, weil er den von ihm ge- stellten Anttag auf Gehaltserhöhung nicht vor der Konferenz bekannt- gegeben habe, damit die Mitglieder dazu hätten Stellung nehmen können. Nachdem die Diskussion über diesen Punkt geschlossen war, »ahm die Versammlung Stellung jnr Maifeier. Der Vorsitzende T h ö n s bemerkte hierzu, die Beteiligung an der Maifeier habe von Jahr zn Jahr zugenommen, es sei selbstverständlich, daß die Kollegen auch m diesem Jahre den 1. Mai durch Arbeitsuche feiern, wenn auch der Verband der Baugeschäste wie früher so auch in diesem Jahre beschlossen habe, jeden Arbeitnehmer, der am 1. Mai feiert. am 2. Mai auszusperren. Nach kurzer Besprechung nahm die Versammlung eine vom Vorsitzenden eingebrachte Resolution an. welche besagt: Die Versammelten sind der Ansicht, daß der 1. Mai nach wie vor als Feiertag zu begehen ist. Jeder Kollege hat in der Versammlung zu erscheinen, die ani Vormittag deS 1. Mai in der Bockbrauerei stattfindet. Die Ausgabe von Maikarten unterbleibt, die Beteiligung an der Maifeier wird durch Stempel im Verbands- buche bescheinigt. Am 2. Mai findet keine Kontrolle statt, wer länger als bis zum 3. Mai ausgesperrt wird, hat sich zur Konttolle zu melden. Herr Schlächtermeister Gerigk, Adalbertstr. 2, ersucht uns mit- zuteilen, daß er nicht, wie in einem in Nr. 78 desVorwärts" ab- gedruckten Bericht ans einer Schlächterversammlung behauptet wurde, seine Gesellen verpflichtet habe, bei der Krankcnkassenwah! gegen die Verbandsliste zu stimmen. Auch die in Frage kommenden Ge- sellen bestätigen uns, daß an sie niemals ein solches Ansinnen gestellt wurde._ eingegangene Druckrcbnften. 3. Bericht des Slrbcitcrscttetariats und GewerkschastSkartells Magde- bürg für das Jahr 100 j. 95 S. Selbstverlag. Der Tärmann, Monatsschrift sür pädagogische Reform(Schrislleiter Karl Götze). I. Jahrgang 1905. Geh. M. 5,, in Leinwand geb. M. S,. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig  . Otto Lyon, Die Fortbildungsschule für Mädchen. Leipzig  , B. G. Teubner Preis geh. M. 0,60. SvasserNand am 17 April. Elbe   bei Nnsslg-f l.og Meter, bei Dresden  0,42 Meter, bei Magdeburg+ 2,07 Meter. Unftrnt bei Straichsurt-f 2,27 Meter. Oder bei R atibor+ 2,39 Meter, bei Breslau Obcrpegel-s- 5,10 Meter, bei Breslau   Unterpegel 0,42 Meter, bei Frankjiirt-f 1,76 Meter. Weichsel bei Brahemüode -s- 4,14 Meter.-(Warthe bei Posen ff- 1,00 Meter. Netze bei Uich 0.00 Meter.