Nr. 111. 23. Jahrgang.
102. Sigung Montag, den 14. Mai, nachmittags 1 Uhr.
Am Bundesratstisch: Kommissare.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung eines Gefebentwurfes wegen Henderung einiger Borschriften des Reichs. Stempelgesetzes. Es sollen danach Attiengesellschaften auch dann die Stempelabgabe bezahlen, wenn die Aftien nicht ausgegeben sind, und zwar soll dieses Gesez rückwirkende Kraft erhalten nach den Beschlüssen der Kommission. Außerdem enthält das Geseh ErLeichterungen des Arbitrageverkehrs für gewiffe Wertpapiere, ins. besondere deutsche Staats- und Reichsanleihen.
Abg. Büfing( natl.) tritt den gestellten Anträgen entgegen und bittet, die Borlage in der Fassung der Kommission anzunehmen. ( Bravol bei den Nationalliberalen.)
Dienstag, 15. Mai 1906.
Verbandstag der Schmiede.
Berlin , 14. Mai. Abg. Arendt empfiehlt seinen Antrag, der geeignet sei, den Kurs der Staatspapiere zu heben. Nach den neu beschlossenen Generalversammlung des Verbandes aller in der Schmiederei be Am Sonntag wurde hier im Gewerkschaftshause die zehnte Eteuern auf Einnahmen aus der Börsensteuer zu verzichten, ist ungerechtfertigt, das erinnert an das Satirspiel nach der Tragödie, schäftigten Personen eröffnet.- Siering- Berlin und der Verbands. Abg. Mommsen( frf. g.) zieht den Antrag Kämpf- Mommsen vorsitzende 2 ange Hamburg hielten Begrüßungsansprachen, dann Mit der mit Rücksicht auf die Geschäftslage des Hauses zurüd, da er teine erfolgte bie Stonstituierung der Generalversammlung. Leitung der Verhandlungen wurden Lange- Hamburg Aussicht auf Annahme hat. Siering Berlin betraut. Im übrigen wurden in der Sonntagsgeschäftlichen Formalitäten erledigt. Außer den Vertretern der figung die verschiedenen Kommissionen gewählt und die einleitenden Verbandstörperschaften find 72 Delegierte anwesend.
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Abg. Singer( Soz.) nimmt den Antrag wieder auf. Ferner ist ein Antrag Müller Fulda( 3.) eingegangen, Müller- Fulda wonach das Gesetz am 1. Juli 1906 in Straft treten soll. Abg. Graf Kanit( L.) polemisiert gegen den Antrag Kämpf; Direktor im Reichsschahamt Kühn( schwer verständlich auf der bas Börsengesetz kann nicht für den schlechten Anleihemarkt verant- Geschäftsbericht vorgelegt, aus dem wir die wichtigsten Angaben Der Vorstand hat der Generalversammlung einen gebrudten Tribüne) scheint die rüdwirkende Kraft für bedenklich zu erklären. wortlich gemacht werden. Abg. Kämpi( frf. Bp.): Der Antrag auf rückwirkende Kraft, Abg. Singer( Soz.): hier wiedergeben: Beim Abschluß der vorigen Geschäftsperiode der in der Kommission zuerst unverhüllt gestellt wurde, widerspricht Bankiertages au befinden.( Sehr richtig! bei den Sozialdemo- mit dem gegenwärtigen Abschluß( Ende 1905) zählt der Verband Eine Zeitlang glaubte ich mich bei den Berhandlungen eines( Ende 1902) hatte der Verband 7484 Mitglieder in 135 Bahlstellen. den fundamentalßten Rechtsgrundsätzen und wurde auch von den Juristen der Regierung befämpft. Durch die Annahme würde sich fraten.) Die Herren, welche meinen, die Verhandlungen des Reichs. 17191 Mitglieder in 182 Bahlstellen. Das ist eine Zunahme von der Reichstag auf die Basis des sozialdemokratischen Staates, auf tags werden ungebührlich in die Länge gezogen, man müsse dafür haben sich demnach die Mitglieder mehr als verdoppelt. Die Lohn9707 Mitgliedern und 47 Bahlstellen. Im Laufe von drei Jahren bic Basis des Teilens stellen.( Beifall bei den Freisinnigen.) forgen, daß die Verhandlungen nach Möglichkeit abgekürzt würden, Abg. Müller- Fulda( 3.): Der Kommissionsbeschluß bezweckt gerade diese Herren sind es, die die Kosten der heutigen Unter bewegungen und Streils haben sich gegen die vorige Geschäftsperiode bedeutend vermehrt. 3m allgemeinen überschritten die Ausstände dasselbe wie der ursprüngliche Antrag, dem Gesez rüdwirkende haltung tragen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Kraft zu verleihen; er ist aber materiell nicht derselbe Antrag und Zu den Artikeln 3 und 4 der Kommissionsbeschlüsse werden die normalen Verhältnisse des Verbandes. Obwohl der Vorstand alles rechtlich unanfechtbar. Es ist auch nicht abzusehen, weshalb für meine Freunde den Vorschlägen der Kommission zustimmen. baran sette, die Ausstände mehr zu beschränken, blieben diese Borsichtscine Milliarde Mark Aktien deshalb von der Abgabe frei bleiben Weiter erklären wir uns für den ehemaligen Antrag Mommsen, maßregeln zum größten Teil erfolglos. Die Ursache, daß der Verband fellen, weil sie sich bisher der Steuer entzogen haben.( Sehr der zu meinem Bedauern zurüdgezogen ist. Ich habe geglaubt, daß über die normalen Verhältnisse hinaus an Ausständen beteiligt war, ist, daß gut! rechts.) die Antragsteller mit Eifer für diesen Antrag fämpfen werden, und er durch andere Verbände infolge der Aussperrungsgelüfte der Abg. Mommsen( frf. Vg.): Die von Kollegen Müller- Fulda da es fich um einen Antrag handelt, den wir nur deshalb nicht Unternehmer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Immerhin hat der genannte Zahl von 1000 Millionen Mark für das betroffene Stapital gestellt haben, weil die Herren Mommsen und Kämpf ihn schon Verband durch die Lohnbewegungen bedeutende Vorteile errungen. ift eine ganz willfürliche. Daß eine Steuer rüdwirtende Kraft gestellt hatten, muß ich ihn natürlich in dem Augenblid, wo sie ihn Lohnbewegungen, Streits und Aussperrungen waren im Jahre 1908 28, im Jahre 1904 48, im Jahre 1905 58 zu verzeichnen. haben darf, das ist bisher noch nicht vorgekommen, da wir ja den fallenlassen, wieder aufnehmen. Dem Antrag Arendt werden wir nicht zustimmen, weil wir die Wie der Kassenbericht ausweist, betrugen die Einnahmen sozialistischen Bukunftsstaat noch nicht haben.( Beifall bei den Anstalten, für die er Stempelbefreiungen will, als privatkapitali. in der dreijährigen Geschäftsperiode: Freisinnigen.) stischen Interessen dienend ansehen müssen, während die Anleihen, bie von Kommunen usw. ausgegeben werden, öffentlichen Zweden dienen.
Abg. Dr. Arendt( Rp.): Es handelt sich hier lediglich um die Durchführung des Prinzips, den Wert des Unternehmens zu treffen; dies wurde in der Praris vereitelt, weil man die Aktien nicht aus.
gab. Deshalb sollen sie jetzt getroffen werden, auch wenn sie nicht Abg. Singer( Soz.):
ausgegeben werden.
der
Direktor im Reichsschabamt Kühn spricht gegen die Ausdehnung Befreiung auf fommunale Anleihen.
Die Debatte ist erschöpft.
Artikel 3 und 4 werden in der Kommissionsfaffung mit dem ersten Absatz des Antrages Mommsen( Erleichterung des Arbitrier. berkehrs) unter Ablehnung der übrigen Anträge gegen einige Stimmen der Rechten angenommen. debattelos angenommen. Der Rest des Gesetzes wird mit dem Antrage Müller Fulda
3
Für Eintrittsgelder Für Beiträge
Für Extrasteuer Sonstige Einnahmen
0
Summa Ausgegeben wurden in derselben Zeit:
Persönliche Verwaltungskosten Sachliche Verwaltungslosten Agitation Beitung
9. Generalversammlung inkl. Protokolle Arbeitslosen- Unterſtügung Reise- Unterstügung
11,937,50 m. 439 529,75" 40 250,70
"
14 788,79"
506 456,74 m.
M. 39 002,90
Prozent der Einnahmen
7,70
75 692,76
14,95
D
40 625,57
8,02
40 452,20
7,99
5 710,18
1,18
52 822,05
10,43
15 697,90
8,10
150 965,83
29,80
4 206,79
0,83
3 600,00
0,71
32 498,67
6,42
45 181,89
8,92
506 456,74
100
Streit und Gemaßregelten Unter stügung Rechtsschutz, Umzugstosten und sonstige Unterstügung.
Unterſtügung an andere Vereine. Sonstige Ausgaben Höherer Kassenbestand.
Summa
Am Montag fegte die Verhandlung mit dem Bericht des Vorstandes ein. Der Verbandsvorsitzende Lange Hamburg - gab einige Ergänzungen zu dem gebrudten Bericht. Der Haupt faffierer Schreiber- Hamburg beschränkte fich auf eine turze Bemerkung zum Kaffenbericht. Dann gab der Ausschußvorsitzende den Bericht des in Kiel domizilierenden Ausschusses, der sich lediglich mit einer Reihe von Beschwerden über innere Verbandsangelegen heiten befaßt.
zu unterſtüßen, auch fommunale Steuern von der Stempelsteuer Vor allem hatte ich mich zum Worte gemeldet, um den Antrag zu befreien. Es liegt kein Grund vor, die Kommunen in diesem Dem Gedanken, daß die sogenannten ungeborenen Aftien" Man sollte meinen, daß der natürliche Standpunkt eigentlich der Falle schlechter zu behandeln, als das Reich und die Bundesstaaten. geftempelt werden sollen, haben wir von vornherein zugestimmt. fein sollte, daß das Reich den Kommunen nicht hinderlich entgegen Als das Gefeß gegeben wurde, hat niemand daran gedacht, daß es tritt, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen. Durch diese Bestimmung aber einmal Personen geben wird, die in der Lage sind, eine Aktien werden die Kommunen schlechter behandelt. Was nun den Grund gesellschaft von 50 oder 60 Millionen zu gründen, diese Aftien aber des preußischen Finanzministers anlangt, daß die kommunalen Annicht zum Verkauf zu bringen, um sich das Kapital dafür zu be- leihen auf den Kurs der Reichs- und Staatspapiere drücken, so jorgen, sondern die Gründungsurkunde in den Geldschrank zu legen, zweifle ich daran, daß das zutrifft. Aber selbst angenommen, es ohne daß die Aftien irgend wie zum Verkauf kämen! Diesen Geträfe zu, so tann man doch die Kommunen nicht dafür bestrafen, danken konnte der Gesetzgeber nicht haben; jedenfalls hat er ihn daß sie ihre Aufgaben im Interesse der Allgemeinheit erfüllen und nicht gehabt, sonst würde er, statt zu bestimmen, daß die Urkunde dabei notwendigerweise zu Anleihen kommen. Es paßt sich nicht für geftempelt werde, bestimmt haben, daß das Protokoll, durch die Einzelstaaten, sich auf Kosten der Kommunen einen besseren welches die Gesellschaft gegründet wird, gestempelt werde. Wenn Markt zu verschaffen. Das Reich hat die Pflicht, die Interessen aun aus folcher Rechtslage heraus solche ich kann nicht sagen der Gemeinden zu wahren, wo diefe von einzelstaatlichen Interessen Sinterziehungen, weil sie ja formell gefeßlich berechtigt find bedroht werden. Deshalb bitte ich Sie, für den ehemaligen Antrag aber folche Verhältnisse sich ermöglichen, dann ist es Pflicht des Mommsen zu stimmen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Gejezgebers, solche Vorkommnisse zu verhindern, und das ist der Bwed dieses Gesetzes. Wenn nun gesagt wird, daß das Gesez rüdmirkende kraft hat, so will ich mich über das 28 ort nicht streiten, aber ich muß doch betonen, daß das mehr oder weniger auch bei anderen Sachen vorkommen kann. In der Kommission ist mit Recht auf die Einführung einer Grundsteuer hingewiesen worden. Wenn in irgend einer Kommune eine Grundsteuer eingeführt wird, dann gibt es doch Beute, die unter der Wirtung des früheren Zustandes Grundstüde gekauft oder besessen und keine Steuer bezahlt haben. Wenn aber die Steuer eingeführt wird, dann müssen alle diese Beute besteuert werden. Hier soll ja auch nur gestempelt werden, Die Diskussion über die Berichte füllte den ganzen Sizungstag was borhanden ist. Alle die Veränderungen, die bis zum Eraus. Redner aus den verschiedensten Zahlstellen übten Stritif an las dieses Gefehes innerhalb dieser Gesellschaften bezüglich des einigen geschäftlichen Maßnahmen des Vorstandes. Besonders erstreckte Aftienbetrages vorgekommen sind, werden durch dies Gesetz nicht fich die Stritit auf die Erhebung von Ertrabeiträgen. Es wurde weniger betroffen. Deswegen glaube ich, daß die Bestimmungen des Gesetzes die Zahlung der Extrabeiträge felbft bemängelt, als vielmehr der ben Vorwurf der Rüdwirkung nicht verdienen. Es kommt hauptUmstand, daß dieselben auf Beschluß einer erweiterten Borstands fächlich darauf an, daß der nicht der Form aber der Sache nach fizung, einer im Statut für solche Fälle nicht vorgesehenen Instanz, unerlaubte Gewinn, der sonst nicht zur Stempelung fam, versteuert an erhoben wurden. Hinsichtlich der Anstellung eines Gauleiters in wird. Nun meinte Herr Mommsen, daß, wenn es sich darum Süddeutschland waren mehrere Diskussionsredner der Meinung, daß handele, irgend eine große Bank oder ein industrielles Unternehmen eine andere Perfon als die, welche der Vorstand mit dem Amte bezu treffen, man da gleich bei der Hand sei. Ich muß allerdings traut hat, diesen Posten hätte bekleiden müssen, doch wollte man auch sagen, daß nach meiner Meinung es gar fein Unrecht ist, Ge- Danach sollen, nachdem durch das Gefeß vom 20. Februar 1906 dadurch die Fähigkeiten des gegenwärtigen Gauleiters nicht in winne, die auf diese Weise gemacht sind, gegen den Geist und gegen die Reichsbant zur Ausgabe von Reichsbanknoten zu 50 und 20 M. 3weifel stellen. Mehrfach wurde in der Debatte auch darüber geden Willen der Gesetzgebung, durch eine veränderte Gesetzgebung ermächtigt ist( statt der bisherigen 50- und 20 M- Reichstassen- sprochen, daß sich die Bahlstellen Hamburg und Altona nicht wieder zu remedieren. scheine), in das Gesetz über die Ausgabe von Reichskaffenscheinen verschmolzen haben, wie es nach einem Wunsche der vorigen Tun bin ich sehr erfreut, daß jetzt auf der rechten Seite Grund- Behnmarkscheine aufgenommen werden. Generalversammlung hätte geschehen sollen. Es wurde behauptet, fake afzeptiert werden, die wir nach unserer ganzen Ueberzeugung Abg. Dr. Arendt( Rp.): Wir können das Gesetz nicht ohne wenn der Verbandsvorstand in Hamburg mit mehr Geschick für die fiets vertreten haben. Ueber die Frage, ob die Herren von der weiteres annehmen; die Uebelstände, die ich von der Einführung Verschmelzung eingetreten wäre, dann würde sie bereits vollzogen Rechten und vom Zentrum auch bei anderen Fragen denselben der kleinen Banknoten fürchte, werden durch Einführung der Kleinen fein, denn grundsägliche Gegner der Verschmelzung gebe es nicht.- Standpunkt einnehmen werden, den sie jetzt vertreten, brauchen wir Reichskaffenscheine noch verschärft. Ich beantrage die Ueberweisung Was sonst noch an dem Vorstandsbericht tritifiert wurde, war rein uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich fürchte, sie werden dann der Vorlage an eine Kommission bon 14 Mitgliedern. geschäftlicher Art. Im allgemeinen erklärten sich die Redner mit wieder mit der freisinnigen Voltspartei zusammen stimmen. Aber der Tätigkeit des Vorstandes einverstanden. für uns handelt es sich einfach um den vorliegenden Gefeßentwurf, bem wir in der Kommissionsfaffung zustimmen, weil wir wissen, daß er schmadhe Schultern nicht treffen wird, und weil die neugeforderten Steuern dem Sinne des alten Gefehes nach eigentlich längst berfallen find.( Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Dove( frf. Bg.): Ein Urkundenstempel wird gezahlt für den gesetzlichen Schuß, den die Urkunde gewährt. Eine Attie ohne Urkunde ist doch nicht wertlos für ihren Inhaber, und der Gesetz geber war feinesfalls so töricht, an ihre Möglichkeit nicht zu denken. Wer eine lufunde nicht nötig hat, ist doch deswegen fein Steuerdefraudant.( Sehr richtig! bei den Freifinnigen.) Bielleicht nennt man mädifiens auch den, der im Automobil fährt, anstatt die patriotische Pflicht zu erfüllen, in der Eisenbahn zu fahren und Fahr Tartensteuer zu zahlen, einen Steuerdefraudanten.( Beifall bei den Freifinnigen
Siermit schließt die Debatte.§ 5a wird gegen die Stimmen der Freifinnligen in der Fassung der Kommiffion angenommen. Es folger Bestimmungen über die Ermäßigung des U m. fabstempels; er foll bei Reichs- und Staatspapieren und einigen anderen unter bestimmten Voraussetzungen auf die Hälfte Irabgesezt werden.
Die Abg. Nämpf( frs. Vp.) und Mommsen( frs. Vg.) wollen tie Ermäßigung auf den Arbitrierverkehr zwischen inländischen Börsen auslehnen.
Abg. Acendt( Rp.) beantragt eine Ermäßigung auch für Interimsschine über Einzahlungen auf deutsche Reichs- und Staatspapiene, folie gegenüber der Kommissionsfaffung Herstellung der Regierungsvorlage.
Abg. Graf Kanis( f.) erklärt sich gegen die von der Kommission beantragte Faffung und für den Antrag Arendt.
Die Kommission beantragt Annahme folgender Resolution: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, den Lombard Binsfuß für Renben und Schuldverschreibungen des Reichs und der Bundesstaaten bei der Reichs. bant auf% Proz. über den Wechseldistont herabzusehen. Nach unwesentlicher Debatte, an der sich die Abgg. v. Kardorff ( l.) und Ortel( natl.) beteiligen, wird die Resolution von der Rechten, dem Zentrum und den Nationalliberalen genommen.
Es folgt die erste Beratung des Gesebes betreffend bie Ausgabe von Reichstaffenscheinen.
Reichsschatzsekretär Freiherr v. Stengel: Die Bedenken des Abgeordneten Dr. Arendt scheinen mir nicht gerechtfertigt; denn der Gesamtbetrag der Reichskaffenscheine von 120 Millionen wird durch diese Vorlage nicht berührt.
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Die Debatte über den Ausschußbericht berührte nur persönliche und interne Verbandsangelegenheiten. Die Montagfißung schloß damit, daß dem Vorstande einstimmig
Abg. Ortel( natl.): Die Einführung der Reichstassenscheine und dem Ausschuß gegen wenige Stimmen Decharge erteilt wurde. bon 10 M. ist eine Konsequenz des Gesezes über die Umwandlung der Reichskassenscheine von 50 und 20 M. in Bantnoten. Denn die frei werdenden 100 Millionen Reichstaffenscheine müssen doch untergebracht werden. Ich bitte, den Antrag in eine Kommission zu berweisen, abzulehnen.
Aus Induftrie und Handel.
Steigerung der Lebensmittelpreise.
Abg. Kämpf( frs. Vp.): Das Gefeß, Banknoten im Betrage Nach den Zusammenstellungen der Statistischen Korrespondenz von 50 und 20 M. zu fchaffen, ist geschaffen worden, um eine Vermehrung der Reichskassenscheine, die sonst notwendig gewesen wäre, zu vermeiden. Die Konsequenz ist aber die Einziehung der Reichsfaffenscheine von 50 und 20 M., für die Erfaß zu schaffen ist. Man soll sich doch vor solchen Uebertreibungen hüten, daß man bon einer eintretenden Bettelwirtschaft spricht, wie Abg. Arendt. Wir haben 4000 Millionen Mark Goldmünzen, 800 Millionen Mark Silbermünzen, was wollen da die 120 Millionen Mark ReichskassenScheine befagen. Auch ich bitte, die Verweisung des Gesezes an eine Kommission abzulehnen.
sind im April dieses Jahres im Kleinhandel die Preise verschiedener Lebensmittel gegen den April des Vorjahres teilweise ziemlich erheblich, auch gegen den Vormonat in 1906 noch weiter gestiegen. Nach den Durchschnittspreisen von 24 größeren Marktorten toftete 1 Kilogramm in Pfennigen:
Damit schließt die Debatte. Der Antrag auf Verweisung in eine Kommission wird gegen die Stimme des Abg. Dr. Arendt abgelehnt. Abg. Dr. Arendt( Rp.) beantragt, die zweite Lesung des Gefebentwurfes von der Tagesordnung abzusehen. Der Antrag wird abgelehnt.
Abg. Dr. Arendt( Rp.): Ich beantrage Bertagung und bezweifle zugleich die Beschlußfähigkeit des Reichstages.
Der Antrag auf Vertagung wird nicht genügend unterstützt. ( Große Heiterfeit.)
und
Präsident v. Ballestrem: Jch stelle§ 1 zur Diskussion schließe dieselbe. Abg. Dr. Arendt( Rp.): Jch bezweifle die Beschlußfähigkeit des Hauses.
ratung des§ 1. Da liegt kein Anlaß vor, die Beschlußfähigkeit zu bezweifeln; Dr. Arendt hätte sich seine Obstruktion sparen sollen, bis wir zu einer Abstimmung kommen.
Abg. Sämpi( frs. Bp.) verbreitet sich ausführlich über die Technit bei. Emissionen und die Emissionen von deutschen Reichsund Staatanleihen. Der Markt für diese Anleihen, darin gebe ich dem Finanzminister recht, ist brwahrlost. Schuld an dieser Verwahrlofung ist das deutsche Börsengejek, und der Reichsschah Abg. Dr. Müller- Sagan( frs. Vp): Wir sind jebt in der Be sekretär forte den Anstoß zu seiner Beseitigung geben. Der niedrige Kurs der deutschen Staatspapiere rührt daher, daß der Deutsche fich indufticiell betätigt und fein Geld der Industrie zur Verfügung ftellt. Diefen Umstand soll man nicht beklagen. Man will den Arbitrierbrekehr nur zwischen zwei ausländischen und zwischen einer ausländischen und inländischen Börse erleichtern, nicht den zwischen zwei inländischen Börsen. Das letztere ist nicht gerechtfertigt. Ich bitte daher, die Kommissionsbeschlüsse mit unseren Zusähen anzunehmen.( Beifall bei den Freifinnigen.)
Präsident v. Ballestrem: Der Abg. Arendt hat den richtigen Beitpunkt nicht berpaẞt; ich habe§ 1 zur Diskussion gestellt, und damit ist die Abstimmung zu erwarten. Das Bureau teilt die Zweifel des Abg. Arendt. Es tritt also Bertagung ein.
Nächste Sibung: Dienstag 1 Uhr. Tagesordnung: Dritte Beratung der Diätenvorlage; Mantelgeseb
Rindfleisch( Keule). ( Bauch)
im März 1906
im April 1905 1906
im April 1906 mehr
gegen 1905
. 157
144 157
13
134
123 134
11
26
162
144
164
20
Hammelfleisch
155
140 156
16
ger. Sped, inl. Egbutter
189
160
190
30
245
244
248
4
183
164
181
31
30
27
25
81 27
Schweineschmalz Weizenmehl Roggenmehl.
712
Die Preise der vier Getreidearten zeigen gegen den Vormonat starte Steigerungen, die sich besonders beim Weizen und Hafer auf fast alle Marktorte erstreden. Die Erhöhungen betragen beim Weizen: in Bosen 12, in Kiel 11, in Stettin 9, in Königsberg i. Pr., Magde burg und Halle a. S. je 7, in Danzig und Stralsund je 6, in Brom berg , Görlig und Berlin je 5, in Paderborn und Aachen je 4, in Gleiwit, Breslau , Hannover , Kassel , Koblenz und Neuß je 2, in stöslin, Hanau und Trier je 1 M.; beim Safer: in Stiel 17, in Königsberg i. Pr. und Trier je 10, in Frankfurt a. D. 9, in Görlig, Koblenz und Aachen je 8, in Danzig 6, in Gleiwig und Breslau je 5, in Posen, Berlin und Paderborn je 4, in Stettin und Kassel je 3, in Stöslin, Stralsund , Hannover und Neuß je 2, in Magdeburg und Halle a. 6. je 1 M. Die Fleischpreise sind im Durchschnitt ber 23 Märkte beim Schweinefleisch um 1 Pf. gesunken, während sie fich beim Stalbfleisch um 2 und beim Hammelfleisch( um 1 Bf. er höht haben.