1. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 254.
Von der Cholera.
Sonnabend, den 29. Oktober 1892.
Dem Raiserlichen Gesundheitsamt vom 27. bis 28. Oftober, Mittags, gemeldete Cholera- Er frantungs- und Todesfälle:
Staat und Bezirk
Datum: 24./10. 25./10. 26./10. 27./10.
Ort
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gestorben erfrankt
gestorben
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Regierungsbezirk Marienwerder : in der Fischerei- Borstadt von Thorn ein nachträglich festgestellter Todesfall bei einer Schifferfrau.
Hamburg , 28. Oktober. Amtlich werden 7 Cholera= Erfrankungen und 2 Todesfälle gemeldet, davon entfallen auf gestern 5 Erkrankungen und 1 Todesfall. Die Transporte be trugen gestern 1 Kranken. Bei 3 bis zum 26. Oktober gemeldeten Fällen hat die nachträgliche Untersuchung ergeben, daß feine asiatische Cholera vorlag.
Best, 27. Oftober. Bon gestern bis heute Abend 6 Uhr find hier 12 Cholera- Erkrankungen und 7 Todesfälle vor gefommen.
Parteinachrichten.
Delegirtenwahlen zum Berliner Parteitag. Haftedt: Gottlieb. 19. hannoverscher Reichstags- Wahlkreis( Bremer haven ): Schmalfeldt und Haverkamp. Weißenfels : Brinkmann. Arnstadt : Bo& Gotha. Hamburg , 1. Wahl freis: Grünwaldt und Schweer.
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9. Jahrg.
natürlich auch Pflicht der Genossen, aufs neue in die Wahl- suchung ohne jeden Bleigehalt befunden worden sei, im übrigen agitation einzutreten. Unsere Forderungen auf tommunalem die sanitären Berhältnisse in den Buchdruckereien eher besser als Gebiet sind folgende: schlechter wie in anderen Betrieben wären.
1. Sämmtliche dem Gemeinwohl dienende Unternehmungen Wenn trobem die Sterblichkeit unter den Buchdruckereimüssen von der Gemeinde selbst verwaltet werden resp. in Arbeitern hervorgerufen durch Lungenkrankheiten, eine größere Gemeindebesih übergehen. fei, als in anderen Berufen, so habe das seinen Grund in der 2. Im Schulwesen Verbesserung, Beschaffung der Lehrmittel Lebensweise und dem hohen Verdienst der Arbeiter selbst, namentdurch die Gemeinde, Nichtüberbürdung des Lehrerstandes lich der jüngeren. In dem Bericht heißt es da ungefähr wörtdurch mehr als 50 Schüler. lich: Wir möchten versuchen, das Bild einer Buchdruckerei an
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3. Auf dem Gebiete der Armen- und Waisenpflege fofortige einem Montag zu geben." Komme man an solchem Hilfe ohne herabwürdigende Folgen für die Nachsuchenden. Tage z. B. in einem Segersaal, so könnte man vielleicht um Hinzuziehung von Prüfungspersonen aus dem Arbeiter- 9 Ühr, um mit dem Dichter zu sprechen, sagen: Da fommen stande. sie denn an, die schwerkranken Gestalten, um sich sogleich am Sezertaften anzuhalten, diese mattblickenden Jünglinge, für die jeder Buchstabe einen Zentner wiegt." Der hohe Verdienst von 24-27 m. verleitet diese jugendlichen Arbeiter zu einer Lebensweise, die ihre Gesundheit zerstört und die Ursache der vielen Lungenkrankheiten wird.
4. Eine regelrechte, der Hygiene angemessene Regulirung, Reinigung und Beleuchtung des städtischen Gebietes. 5. Beseitigung des Submissionswesens.
6. Einführung eines höchstens 9stündigen Arbeitstages und eines Minimallohns von 3,50 M. für alle von der Gemeinde und deren Unternehmern angestellte Arbeiter. 7. Der Wahltag, auch für Kommunalwahlen, soll stets Sonntag sein.
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Die Randidaten der Sozialdemokratie sind: Holzbildhauer Hermann Kempert, Knesebeckstr. 22. Bildhauer Carl Schröder , Knesebeckstr. 26. Restaurateur Rudolf Papte, 3iethenstr. 71. Die Zusagwahl findet am Montag, den 31. Oktober, im Lokal von Niesegt, Bergstr. 129, von Morgens bis Abends 7 Uhr statt. Die alten Listen gelten auch für diese Wahl.
Parteigenoffen, welche gewillt sind, am Sonntag, den 30. Ottober, sich an der Flugblattvertheilung zu betheiligen, werden ersucht, sich Morgens 7 Uhr bei Brodmann, Berlinerstraße, früher Tew's, gegenüber dem Denkmal, einzufinden.
Der Klingelbeutel geht wieder fleißig um in Berlin für christliche" Zwecke. So wird jezt die Marien- Gemeinde abschöne Dinge. Das Zirkular, welches den Sammellisten vorgeflappert, um Geld zu schaffen für Kirchenbauten und ähnliche gedruckt ist, hat einen so charakteristischen Wortlaut, daß wir denselben wiedergeben wollen:
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Diese Art der Beweisführung fand selbst in der Gewerbedeputation lebhafte Mißbilligung. In einer Eingabe an den Minister entblöden sich die Berliner Buchdruckereibesizer nicht, ihren Arbeitern, die das ganze Jahr für sie schaffen, einen lüderlichen Lebenswandel nachzusagen, wodurch die horrende Sterblichkeit an Lungenleiden hervorgerufen werde. Und warum? Aus Furcht, sie könnten durch ein Gefeß gezwungen werden, in denn es ist eine nicht wegzuleugnende Thatsache, daß es eine große ihren Betrieben menschenwürdige Einrichtungen treffen zu müssen; Anzahl Buchdruckereibetriebe giebt, wo das Licht auch am Tage brennen muß, der Luftwechsel vollständig ungenügend ist, und die Reinlichkeit gewöhnlich in solchen Räumen alles zu wünschen übrig läßt. Ob denn den Herren das Einfältige ihrer Beweisführung nicht in den Sinn gekommen ist, wenn sie sagen, der hohe" Verdienst ist die Ursache der großen Sterblichkeit, da es boch allgemein bekannt ist, daß der hohe Verdienst eine bessere Lebenshaltung ermöglicht, den Körper also widerstandsfähiger gegen Krankheiten macht? Eine derartige, die gesammten Buchburch nicht abgeschwächt, daß man sagt: man habe nur die bruckerei- Arbeiter Berlins beleidigende Aeußerung wird auch das jüngeren gemeint;" nun jung sind sie alle doch einmal!
Die Buchdruckerei- Arbeiter wissen nun, mit welcher Medizin An die Mitglieder unserer St. Marien- Gemeinde! ( Herabsehung der Löhne) die Unternehmer die Lungenkrankheiten Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers aus den Reihen ihrer Arbeiter vertreiben wollen, sie werden sich In Sachen der neuen Militärvorlage fand am unterstellten Provinzen zur Abhilfe der dringendsten Nothstände das hochanständige Zeugniß, welches man ihnen ausgestellt, In Sachen der neuen Militärvorlage fand am und Königs wird in den der Aufsicht des Ev. Ober- Kirchenrathes dagegen zu wehren wiffen sowie einmal Gelegenheit finden, für 25. Oftober in Bremen eine start besuchte Voltsversammlung unserer evangel. Landeskirche vom 3. Oktober an eine Kollekte dankend zu quittiren. statt, die nach dem Referat des Reichstags Abgeordneten in den evangel. Haushaltungen abgehalten werden. Der GemeindeBruhns einstimmig eine Resolution annahm, in welcher auf Kirchenrath St. Marien hat für die Einsammlung dieser Kollekte das entschiedenste gegen die Absicht der Reichsregierung protestirt bei den Gliedern der Marien Gemeinde den Kirchhofwächter wird, die schon längst unerträglich gewordenen Militärlaften aufs... beauftragt und demselben die erforderliche Legitimation neue durch eine gradezu toloffale Vermehrung des stehenden ausgefertigt. Heeres noch weiter zu erhöhen. Die Versammlung erblickte in der Verwirklichung der neuen Militärvorlage und der damit nothwendig zusammenhängenden Verwirklichung neuer Steuerpläne den physischen und finanziellen Untergang des deutschen Volkes und verpflichtete daher den Vertreter des bremifchen Reichstags- Wahlkreises, Julius Bruhns , mit allen Kräften gegen die Annahme jener unheilvollen Vorlage der Reichsregierung burch den Reichstag und für Beseitigung des herrschenden Militärsystems zu wirken. Am 6. November findet in Parteifonferenzen ze. Delsnig ein Parteitag der Genossen aus dem 23. sächsischen Reichstags- Wahlkreise statt..
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züchterei und verwandten Dinge haben gegenwärtig die Leute im Ueber den Segen der Zwangsinnungen, der LehrlingsNorden der Stadt Anlaß, sich recht eingehend zu unterhalten und ihre Betrachtungen darüber anzustellen. In der Gegend Theure Glaubensgenossen! der Reinickendorfer - und Wiesenstraße etablirte sich vor einiger Die kirchliche Noth, unter welcher so viele unserer evange- Beit ein Bäckermeister; seine Nachbaren sind noch zweifelhaft lischen Brüder, in der Nähe und Ferne, besonders in der darüber, ob er in diesem Beruf oder als Jnnungsanhänger Diaspora einhergehen, ist nicht im Abnehmen, sondern im tüchtiger war. Jedenfalls gehörte er der Innung an, denn nur Wachsen begriffen. Seit der Anfang gemacht ist, ihr abzuhalten, den Mitgliedern der Innung steht nach dem Beschluß der tritt sie erst recht in helles Licht. Der Mangel an gottesdienst - höheren Polizei- Instanz das Recht zu, Lehrlinge zu halten, und lichen Räumen, an ausreichenden Schullokalen und an geordnetere Lehrlinge hielt unser Meister beständig. Er scheint viel Malheur Seelsorge, seht manche evangelische Gemeinde der dringenden Gefahr aus, entweder fittlich zu entarten oder der katholischen Kirche anheimzufallen.
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mit seinen Lehrlingen gehabt zu haben, oder vielleicht hatten auch die Lehrlinge Malheur bei ihm; öfter lief ihm einer davon, oder zeigte einem Beamten einen unförmlich gestalteten Fuß, beje. Mit allen Mitteln versucht es vorzubringen, überzieht unfer Mißhandlung so zugerichtet habe. Rom fühlt sich stolzer und mächtiger denn hauptend, daß ihn der Meister bei Gelegenheit einer förperlichen Baterland mit einem Neh von Orden und geht offenkundig Unter den Nachbarsleuten liefen allerlei Gerüchte herum, darauf aus, die Todfeinde der evangelischen Kirche, die als die Frau Meisterin ein längeres Krankenlager durchzumachen Ein stiller Parteigenoffe" ersucht uns, darauf hinzu Jefuiten, zurüdzurufen. Um so mehr thut es noth, daß wir hatte. Der wegen seiner leidenschaftlichen Aufwallungen bekannt wirken, daß in unseren Partei- Beitungen, Flugblättern, Vor- zusammenhalten, daß wir stärken, was sterben will und die Liebe gewordene Meister sollte die Krankheit seiner Frau durch Mißträgen u. s. w. die Fremdwörter, sowie die langen tünstlichen Sahbildungen möglichst vermieden werden nicht erhalten laffen. Die wahre Liebe ist opferwillig. Wir handlung derselben verursacht haben, Die allgemeine Stimmung bitten, daß Sie Ihr Scherflein auch steuern zu diesem Liebes- gegen den Mann war teine günstige. und an Stelle derselben eine einfachere und leichter werk. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmverständliche Sprache geführt wird." Mir find", sagt herzigkeit erlangen. Seit Februar d. J. beschäftigte dieser Meister den damals fiebzehn Jahre alt gewordenen Ernst M., einen jungen Menschen, er, schon oft Schriften, die ich zur Verbreitung an Kollegen verDer Gemeinde- Kirchenrath von St. Marien. der die Freuden des Berliner Lehrlingswesens gründlich fennen geben hatte, mit dem Bemerken zurückgestellt: Das ist mir zu langweilig", oder auch:" Das verstehe ich nicht". Ich denke Unter den Unterschriften, die nun folgen, finden wir auch gelernt hat und der entschlossen gewesen sein scheint, endlich ein nicht daran, die ganz gebräuchlichen und jedem verständlichen die der beiden Stadtverordneten Jordan und Niemer, die beide Handwerk nach allen Regeln der modernen Zunft auszulernen. Wörter anzugreifen, aber was versteht z. B. der Land der" liberalen" Majorität im rothen Hause angehören. Daß in Er war bereits mit 14 Jahren bei einem Töpfer in die Lehre arbeiter von„ Koalition"," Propaganda"," Indifferentismus" dem Zirkular wieder etwas Kultur gepautt" wird, um die Sache gegeben worden, wo er beim Beginn der Bausaison 30 bis 40 u. s. w.? Gerade der Arbeiter, der nicht in der Lage war, sich möglichst wirkungsvoll zu gestalten, ist nicht weiter verwunderlich: andere Lehrlinge antraf. Als die Bausaison des Jahres zu Ende größere Kenntnisse aneignen zu fönnen, verlangt eine leicht verlappern gehört eben zum Handwerk. Unter Berücksichtigung ging, fuchte und fand der Meister einen Grund zur Entlassung; ständliche Sprache zu hören und zu lesen. Ich meine, unsere dieses Umstandes ist es auch erklärlich, daß den Gläubigen vor er wäre wohl auch kaum im Stande gewesen, die ganze Echriften müßten so einfach geschrieben sein, wie eine Kinder- den Jesuiten , den Todfeinden der evangelischen Kirche" graulich Lehrlingsschaar den Winter über zu beschäftigen. desto eher thun sie einen tiefen Griff in ihren Mit unserem Bäckermeister trafen die Eltern des Ernst das fibel, dann würden wir viel schneller begriffen werden, als wenn gemacht wird, so viel in fremden Bungen gepredigt wird. Für manchen ist die Geldbeutel. Was aber werden diese erleuchteten Politiker sagen, Abkommen, daß jener den Jungen in dreijähriger Lehrzeit zum erste Parteischrift maßgebend. Hat er sie verstanden und hat sie wenn die Regierung wirklich nichts mehr dagegen hat, wenn die Gesellen ausbilden und ihn während dieser Zeit fleiden und beihn außerdem noch unterhalten, so wird er gern mehr davon" Todfeinde" wieder ihren Einzug in Deutschland halten? töftigen sollte. wiffen wollen; hat sie ihn aber gelangweilt, fo iſt er ſchon miß hat, gewinnt das Spiel. Vielleicht hätte der Gemeinde- Kirchen- daß derselbe sich damit unter Leuten nicht fehen laffen konnte, so Katholisch ist heute bekanntlich Trumpf und wer die Trümpfe Die Bekleidung des Jungen soll so mangelhaft gewesen sein, tranisch gegen weitere und seine Antheilnahme erlischt." rath von St. Marien besser gethan, wenn er den Kampf gegen und von Anfang der Lehrzeit an beklagte sich der Junge über Rom aus dem Spiele gelaffen hätte. Mißhandlungen. Als die Spuren derselben dem Bater denn doch zu deutlich wurden, erklärte dieser entschieden, daß der Junge Unternehmer- Mustaud. Uns wird geschrieben: Im Früh- zu Hause bleiben und das Lehrverhältniß wegen der Pflichtjahr dieses Jahres erhielt das Polizeipräsidium seitens des Ober- verfäumniß des Meisters gelöst werden sollte. Dieser erschien präsidenten im Auftrag des Ministers für Handel und Gewerbe in Abwesenheit des Vaters bei der Familie, lobte das Geschick eine Aufforderung, Erhebungen darüber anzustellen, ob und in des Jungen, der schon als halber Geselle arbeite, und erwie weit die Darstellungen und statistischen Erhebungen des klärte, er würde in Güte auf die Lösung des Lehrvertrages Dr. H. Albrecht erschienen in Schmoller's Jahrbüchern 1891 über nicht eingehen. Unter diesen Umständen fand sich der die Sterblichkeit der Arbeiter im Buchdruckergewerbe auf Wahr - Junge, gegen den Willen feines Vaters, bewogen, wieder in die - Aus Apolda geht uns eine Zuſchrift zu, in welcherheit beruhen, und ob sich etwa nothwendig macht, für die Buch- Lehrstellung einzutreten; flagte aber bald wieder über fortgesette darüber geklagt wird, daß seit dem Antritt des aus Gablenz bei Druckereien ähnliche Bestimmungen zu erlassen, wie sie auf Grund Mißhandlungen, doch durfte er nun mit solchen Klagen bei Chemnitz herübergekommenen Wachtmeisters Feller fast keine der Gewerbe- Ordnung für die Betriebe der Tabatindustrie er- seinem Vater nicht mehr kommen. Woche vergehe, in der nicht dieser oder jener Genosse mit einem lassen worden sind. Das Polizeipräsidium sandte die Aufforderung Strajmandat beglückt werde. So erhielten vier Genoffen, die bei des Ministers an die Gewerbedeputation des Magistrats, welche der Versammlung am 24. Juli, in welcher Liebknecht sprach, am nunmehr von dem Statistischen Amt, von dem Verein der BuchEingange des Saales Exemplare der Apoldaer " Freien Preffe" druckerei Besitzer und dem Unterstützungsverein deutscher Buchvertheilten, wegen angeblichen Verstoßes gegen die§§ 43, 148, drucker Gutachten über die Angaben des Dr. H. Albrecht ein149 und 146 a ein Strafmandat, wonach jeder 3 M. blechen sollte. forderte. Das Schöffengericht erkannte auf toftenlose Freisprechung. Ferner erhielt Genosse August Baudert eine über 3 M. lautende Straf- Der Bericht des Statistischen Amtes weicht in unwesentlichen verfügung, weil das beim Parteitag stattgehabte Tanzvergnügen Dingen von Dr. H. Albrecht ab, einzelne Zahlenunterschiede sind anstatt bis um 12 Uhr bis 41 Uhr gedauert haben soll; ferner belanglos, denn in der Hauptsache wird fonstatirt, daß, während soll er wegen widerholten Aushissens einer rothen Fahne am das durchschnittliche Lebensalter der Arbeiter in Berlin - 47 Jahre Todestag Lassalle's 10 m. zahlen. Berufung ist eingelegt. beträgt, ist es bei den Buchdruckern nur 42 Jahre. Warum stellt man denn in Apolda sächsische Polizisten an? Weshalb wehrt sich der Gemeinderath dieser Arbeiterstadt nicht da gegen? Der verantwortliche Redakteur der Wurzener Beitung" wurde wegen des in Nr. 95 jenes Blattes veröffentlicht gewesenen Artikels Was wird's?" vom Schöffengericht zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. Durch den Artikel soll der Wurzener Bürgermeister Mühle beleidigt sein.
Auch in Hagen sind die Gewerbegerichtswahlen längst und zwar schon seit einem Jahre vollzogen, das Gericht ist aber bis heute noch nicht tonstituirt. Die in Iserlohn erscheinende Märkische Arbeiterzeitung" fürchtet nun, daß dabei derfelbe amüsante Grund obwalte wie in Raiserslautern, nämlich daß„ fein geeigneter Vorsitzender" aufzutreiben sei; es sei an der Beit, daß die höhere Behörde Remedur schaffe.
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Polizeiliches, Gerichtliches ze.
Lokales:
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Die Berichte sind eingegangen.
Der Bericht der Arbeitnehmer, d. h. des Vorstandes des Unterstügungsvereins deutscher Buchdrucker bringt ein Zahlen material, welches sich dem des Dr. H. Albrecht fast genau an schließt, theilweise sogar etwas höhere Biffern angiebt, und durch besondere. Darstellung den Beweis erbringt, daß in der That die Lungenkrankheiten in den Reihen der Buchdruckerei- Arbeiter außerordentlich verheerend auftreten.
Die Unternehmer haben sich in ihrem Gutachten mit Zahlen gar nicht abgegeben, sondern behaupten frischweg, daß die An gaben Dr. H. Albrecht's auf Entstellungen beruhen. Sie behaupten:
Am vorigen Sonntag früh gegen 7 Uhr erschien der Junge bei seinen Angehörigen, flagte wieder, daß er schrecklich mishandelt sei und ging fort in einen nahen Garten, wo er sich an einem Baume erhängte. Er wurde dort bald gefunden und ein Arzt zum Anstellen von Wiederbelebungsversuchen herbeigeholt. Diese Versuche waren fruchtlos, doch fand der Arzt an dem Körper die Spuren schwerer Mißhandlungen. Brust, Rücken und Arme waren von Schwielen und Striemen bedeckt, die anscheinend von Mißhandlungen theils mit einer Beitsche, theils mit einem schweren und festen Gegenstande herrühren konnten. Bald nach dem Bekanntwerden des Selbstmordes und als der Meister erfuhr, daß die Angehörigen des Lehrlings Schritte zur Aufklärung über die Ursachen der Mißhandlungen desselben unternommen hatten, erließ er eine Veröffentlichung des Inhalts, daß der Lehrling wegen Unluft zur Arbeit und namentlich zum Bäckerberuf, woraus er tein Hehl gemacht habe, fich erhängt hätte.
Diese Veröffentlichung hat nicht gehindert, daß die Polizei Erhebungen über die Ursache des Selbstmordes angestellt hat. Strafrechtliche Folgen werden dieselben für den Thäter kaum haben, denn Körperverlegungen dürften schwer nachweisbar sein, und nach dem Tode des Gemißhandelten wird der erforderliche Strafantrag für eine Strafverfolgung wegen Mißhandlung
daß die Arbeitsräume im allgemeinen als sehr gut zu be- nicht zu bekommen sein. zeichnen feien. Es wird zwar zugegeben, daß der Staub, welcher Desto eifriger nimmt die Bevölkerung des Nordens für den fich auf Schränken und Regalen ablagert, nach sachverständiger armen Jungen Partei, und namentlich ist man empört über eine An die Parteigenossen und Kommunalwähler der Untersuchung sich als bleihaltig erwiesen habe, daß die Luft aber Aeußerung des Meisters, die dieser zu Zeugen dahin gethan hat, Da von jetzt ab die nicht bleihaltig sei, wie ein Versuch mit einem mehrere Tage aus- daß mit der ganzen Sache ja gar nichts weiter los fei; der Junge Gemeindevertretung aus 24 Mitgliedern bestehen wird, so ist es gesetzten Wasserbecken ergeben habe, da dasselbe bei der Unter- friege einen Nasenquetscher, das koste 27 Mart, da bleiben von