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Nr. 231. 23. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 4. Oktober 1906.

Nach kurzer Beratung des Gerichts verkündete der Vor- denten niemals gerügt worden, obwohl es sonst parlamentarische izende, Landgerichtsdirektor Busch, das Urteil. Das Gericht Gepflogenheit ist, Abwesende, die sich nicht verteidigen können, durch m

Der Gendarmenbericht als Grundlage eines Majestäts- fei von den Angaben des Angeklagten ausgegangen, die den Vor- den Präsidenten gegen Angriffe aus dem Hause zu schützen. Ins

beleidigungs- Prozesses.

Der gerichtlich festgestellten Unfähigkeit eines Gendarmen, die Ausführungen eines Redners richtig wiederzugeben, hat es Genosse Kurt Eisner   zuzuschreiben, daß er sich am Mittwoch vor der zweiten Straffammer am Landgericht II auf die Anklage der Majestätsbeleidigung zu verantworten hatte. In einer Protest bersammlung gegen den Schulgesetzentivurf, die am 15. Mai in Groß- Lichterfelde   stattfand, sprach Eisner als Diskussionsredner. Nach dem Bericht des Gendarmen Wachlin soll er bei dieser Gelegenheit gesagt haben: Die Hohenzollern   sind eine Klasse, sie sind der Ausschuß des Junkertums. Auf Grund dieses Berichts hat die Staatsanwaltschaft, welche annimmt, die genannte Aeußerung solle sich auch auf den gegenwärtig regierenden Kaiser beziehen, die Anklage erhoben.

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zug der Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit haben. Die besondere wird der Zeuge Cassel über die Beamten mögen nach bestem Wissen ihren Bericht abgefaßt haben, Sitten des Freiherrn   v. Erffa  aber ihre Bildung sei nicht derart, daß sie die Ausführungen eines

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Redners mit hoher geistiger Bildung richtig wiedergeben können. bekunden, daß er in der Sizung vom 13. Januar d. J. sich ins Das Gericht habe deshalb kein Gewicht auf die Angaben dieser Schimpfworten, wie nichtswürdige schamloſe Agitation"," Ver­Zeugen legen können. Der Angeklagte ist deshalb frei- giftung"," Frechheit"," Schande", über die Sozialdemokratie er­gangen hat, als es sich dann aber um die Stellung dieses Straf­gesprochen und die Kosten fallen der Staatstasse zur Last. antrages wegen schwächerer Worte handelte, die Forderung auf­gestellt hat am 6. Juni d. J. jede Kritik müsse sich in an­ständigen Grenzen bewegen." In der gleichen Sizung hat der Ab­geordnete Brütt( ft.) versucht, die Erfurter   Richter zur Verhängung einer möglichst hohen Strafe über meine Klienten zu beeinflussen. In allen diesen Fällen hat der Präsident die Beleidigung nie ge= Fall, den Dr. Barth bekunden wird. rügt, dagegen hat er sich zu dem Ordnungsruf entschlossen in einem

Das beleidigte Parlament.

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. ,, Hause des Unrechts und der Schande",

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Erfurt  , den 2. Oktober 1906. vormittag 10% Uhr die Verhandlung gegen die Redakteure Louis Vor der Strafkammer des Landgerichts Erfurt   begann heute Stange und R. Dornheim von der sozialdemokratischen Erfurter Der Abgeordnete Freiherr von Bedliß hatte dem Abgeordneten Eisner bestreitet, daß er die Aeußerung, welche ihm der Tribüne" wegen Beleidigung des preußischen Abgeordnetenhauses. Barth gewisse Berührungspunkte seiner Ansichten mit denen der Bericht des Gendarmen in den Mund legt, dem Wortlaut oder dem Sinne nach gebraucht habe. In dem Bericht seien nur einzelne Winkler, öffentlicher Ankläger ist Staatsanwalt Kunze, die Ver- nicht beleidigt fühlte, rügte der Präsident diesen Ausdruck. Da Den Vorsiz in der Verhandlung führt Landgerichtsdirektor Sozialdemokratie nachgesagt. Obwohl Dr. Barth sich darüber gar Worte zusammengestellt, die er an ganz verschiedenen Stellen seiner teidigung liegt in den Händen des Reichstagsabgeordneten Rechts- der Abgeordnete Barth befunden wird, daß derselbe Präsident einstündigen Rede gebraucht habe. Er habe sich zunächst gegen eine anwalts Wolfgang Heine   Berlin  . Bei der Feststellung der Per- von Kröcher viele grobe Angriffe und Beleidigungen gegen Barth Bemerkung des Bersammlungsreferenten gewandt, die dahin ging, fonalien der Angeklagten ergibt sich, daß beide abgesehen von je ungerügt gelassen habe, so sei dies nur eine bei den Haaren herbei früher sei Preußen in seinem Volksschulwesen anderen Staaten einer Beleidigungsgeldstrafe von 30 M. und 5 M. unbestraft sind. gezogene Beleidigung der außerhalb des Hauses befindlichen boran gewesen. Er habe als Beweis dafür, daß der Referent in Unter Anklage gestellt sind 4 Artikel aus dem Mai und Juni dieses Sozialdemokratie, indem die Berührung mit ihr wie eine Art Best diesem Punkte irre, ein Edift Friedrich Wilhelms III. aus dem Jahres Ohne Scham"," Die Pfaffeninsel"," Die Tribüne" im und schlimme Ehrenminderung öffentlich dargestellt werde. Die Jahre 1799 berlesen, welches sich auf die damaligen Garnison  - preußischen Abgeordnetenhause" und" Hilf Staatsanwalt!", die Vernehmung der vorgeschlagenen Beugen sei schon mit Rückſicht schulen bezog und die Tendenz hatte, die Volksbildung auf einem zu Beginn der Verhandlung verlesen werden. Der Vorsitzende hält auf die Höhe des Strafmaßes notwendig. möglichst tiefen Niveau zu halten. Im Anschluß an dieses Edikt den Angeklagten die einzelnen Artikel vor: Was können Sie an­fönne er vielleicht gesagt haben, die Politik dieses Hohenzollern  , führen, um Ihre Kritik an den Verhandlungen des Abgeordneten   Beweis antreten, daß Vors.: Herr Staatsanwalt! Wollen Sie demgegenüber den nämlich Friedrich Wilhelms III., sei dahin gegangen, die Bildung hauses vom 12. Mai( Interpellation Träger und Gen. betr. die des Voltes möglichst herabzudrücken, dieselbe Politit befolge auch Russenausweisungen) gerechtfertigt erscheinen zu lassen? Sie der Landtag fich korrekt benommen hat? das Junkertum, und so könne man die damalige, durch Friedrich schreiben von einem Staatsanwalt: Jch habe nicht die geringste Veranlassung Wilhelm III  . verkörperte Regierung als einen Ausschuß des Junker­dazu.( Bewegung.) tums bezeichnen. Eine derartige Redewendung könne dem Gen­Zu dem dritten Artikel bemerkt Vert. Heine, daß er sich darmen vielleicht Anlaß gegeben haben, ihm eine so sinnlose Be- bei dem Ehre und Recht keinen Schuß zu erwarten hätten, und seiner Auffassung nach nur gegen den Freiherrn von Erffa persön merkung, wie sie der Bericht und die Anklage enthalte, in den Mund gerade in dieser Debatte hätte sich der Landtag in seiner ganzen lich richte und daher eine Beleidigung des Abgeordnetenhauses zu legen. Auf die Person des je zigen Kaisers sich zu beziehen, Größe ohne Hülle und ohne Scham gezeigt. Was können Sie für nicht enthalte. Vors.: In diesem wie in dem vierten Artikel habe er gar keine Veranlassung gehabt, da man ja gar nicht wußte, die Berechtigung dieser Kritit, oder, um deutsch   zu reden, dieser steht Hohes Haus" in Anführungsstrichen, dann Haus von Geld­welche Stellung derselbe zu dem Schulgesetentwurf einnimmt. Schimpferei sagen? Bert. Heine: Ich stelle zum Schluß fads Gnaden". Ferner wird behauptet, die Landtagsmehrheit Ein solcher Anlaß sei um so weniger gegeben gewesen, als er diese einen umfangreichen Beweisantrag. Vorläufig behaupte ich nur, stände außerhalb der Konvention der anständigen Politifer".- gegen den Referenten gerichteten Bemerkungen nur nebenbei ge- daß die tatsächlichen Vorgänge, die berichtet werden, vollkommen Vert. Heine: Ich beantrage: Dr. Barth als genauen Kenner macht, in der Hauptsache aber über amerikanische Schulverhältnisse richtig wiedergegeben sind: Daß der Minister auf mehrere An- der Parlamentsgeschichte auch als Sachverständigen darüber zu gesprochen und gezeigt habe, daß diese besser seien als die preußischen. zapfungen von freisinniger Seite wegen der schweren Urkunden- hören, daß weder der deutsche Reichstag   noch die deutschen   Einzel­Gendarm Wachlin, der als erster Zeuge vernommen wurde, fälschung des Basses für den russischen Juden durch den so- landtage Sachsen   und Preußen ausgenommen noch die gab an, Eisner habe von der Linie der Hohenzollern   gesprochen und genannten Kaufmann" v. Brockhusen nicht geantwortet hat, daß Voltsvertretungen anderer Kulturstaaten die Ermächtigung zur er, der Gendarm, habe das Gefühl gehabt, daß auch der jezige darauf im Hause kein Sturm der Entrüstung losbrach, im Gegen- Strafverfolgung zu geben pflegen, weil es Kaiser dadurch getroffen werden sollte. Vom Vorsitzenden teil der Minister bei der Mehrheit Beifall fand. Vors.: Sollen gefragt, was denn der Angeklagte gesagt habe, erklärte der damit diese Schimpfereien gerechtfertigt werden? in den parlamentarischen Kreisen für unanständig gilt, Vert. Heine: Beuge: Der Angeklagte sagte, fie sind hergekommen und wollen Das ist Sache des Urteils; Beweis führen kann ich nur über Tat- wenn die Abgeordneten selbst die Immunität für sich in Anspruch uns vorschreiben, wie wir unsere Kinder erziehen sollen. Der sachen. Vors.: Ueber die könnten wir ja die stenographischen nehmen, aber auf Angriffe, die gegen sie in bezug auf ihre parla­Borsibende fragt: Wer ist hergekommen?"" Na, die Vor- Berichte vorlesen.( Der Vorsitzende nimmt die vor ihm liegenden mentarische Tätigkeit gerichtet sind, mit Strafanträgen antworten. fahren" antwortet der Beuge. Aufgefordert, doch zusammen- Verhandlungsberichte des Abgeordnetenhauses zur Hand.) Vert. Zugleich werden die genannten Zeugen bestätigen, daß nur die hängend zu sagen, was der Angeklagte gesagt habe, sagte der Heine: Das ist strafprozessualisch unzulässig. Wir müssen konservative Partei das bestehende Bandtagswahlrecht verteidigt, Beuge:" Er fing an, die Hohenzollern   sind eine verrottete Klasse, Beugenbeweis erheben. Soll ich vielleicht auch Beweis dafür an- daß dagegen alle anderen Parteien es bedingt oder größtenteils fie find hergekommen und wollen uns vorschreiben, wie wir unsere treten, daß das Vorgehen der Polizei im Falle Schöne- Brockhusen sogar unbedingt als unhaltbar bezeichnen. Das zur Erklärung of Kinder erziehen sollen." Nach weiteren Fragen erinnerte den Ausdruck schmachvolles Verhalten" rechtfertigt? Vors.: der Redewendung, daß dieses Parlament vor sich selber aus­sich der Zeuge schließlich, daß Eisner auch von einem Nein, das interessiert hier nicht. Staatsanwalt: Ich Speit". Staatsanwalt: Eine Anzahl der Beweisanträge Schulgeſeh Friedrich Wilhelm des Dritten oder Vierten gesprochen glaube überhaupt, wir können alles, was die Verteidigung halte ich für überflüssig, weil man die darin behaupteten Tatsachen habe. Um die Glaubwürdigkeit und zuverlässigkeit dieses Haupt- behauptet, als wahr unterstellen. Mag der Minister der als notorisch zugeben kann. Um andere Beweisanträge freilich zeugen der Anklage prüfen zu können, legte der Zeuge auf Ver- Frage nach der Baßfälschung ausgewichen sein und er mag mit werden wir nicht herumkommen. Wenn es z. B. wahr ist, daß langen des Verteidigers Dr. Rosenfeld die feiner Anschauung, daß die russischen Juden ausgewiesen werden beim Schulgesetz außerhalb des Plenums und der Kommission Notizen bor  , die er in jener Versammlung während der Rede müßten, Beifall bei der Mehrheit des Parlaments gefunden haben. unter der Hand zwischen dem Minister und der Mehrheit ab­Eisners gemacht hatte. Dieselben sehen so aus: Die Ausdrücke, die die Angeklagten gebraucht haben, werden da geredet worden ist, wofür sie stimmen wollen, ist ja der Vorwurf,

Redners.

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2.

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gewandt haben.

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Hohenzollern   verrottete Klasse- gekommen- borschreiben, durch nicht gerechtfertigt. Es bleibt die formelle Beleidigung, auf den der Angeklagte gegen das Abgeordnetenhaus erhoben hat, an wie wir die Kinder erziehen sollen große Opfer- russische die allein ich Wert lege. Die Anklage aus§ 186( Behauptung nicht sich in dieser Richtung nicht unzutreffend. Revolution Deutschland   eine verrottete Infel am Schul- erweislich wahrer Tatsachen) laffe ich gern fallen. Vors.: Ich Vors.( ärgerlich): Herr Staatsanwalt, wollen Sie denn gar gefet jebe Beile flatschende Ohrfeige was wir wollen, ist in muß aber den Angeklagten Gelegenheit geben, Beweisanträge zu teine Beweisanträge stellen, damit wir ermitteln können, wie bie Amerila erreicht Hohenzollernlinie ist weiter nichts als der stellen. Vorgänge sich wirklich abgespielt haben? Staatsanwalt: Ausschuß des Juntertums- Schule ganz was Hervorragendes­In dem zweiten Artikel Die Pfaffeninsel" wird dann be- Nein, ich habe keinerlei Beweisanträge.( Bewegung.) Vert. das ist nicht so Austritt aus der Landeskirche hauptet, die Abstimmung über das Volksschulgesetz sei eine ab- Seine: Gerade in den vom Staatsanwalt angezogenen Beispiel Die Notizen des Zeugen geben hierauf noch einige Broden, gefartete Komödie" gewesen, kein Parlament der Welt hätte so ist die Richtigkeit unserer Behauptungen für jeden halbwegs unter­angeblich aus Eisners Rede, und dann folgt der Name des nächsten schlechte Sitten wie das preußische Abgeordnetenhaus, in dem seit richteten Politiker notorisch. Das Gericht wird zu beurteilen Angeklagter und Verteidiger machten den Zeugen darauf auf Präsidenten roste. Der Landtag stände außerhalb Deutschlands  , 40 Jahren kein scharfes Wort gefallen sei und daß die Glocke des haben, ob dafür der Ausdruck abgekartete Komödie" zu hart war. Der Gerichtshof zieht sich hierauf zur mertsam, daß er in Uebereinstimmung mit den Notizen auch in außerhalb der Welt und außerhalb der Intelligenz. Es sei gerade­feinem Bericht angegeben habe, Gisner habe zum Austritt aus zu unglaublich, welche Behandlung sich die Opposition in diesem zurück. Seine Beratung dauert nahezu 1% Stunden. Dann ver Beschlußfassung über die Beweisanträge der Landeskirche aufgefordert, während Eisner nichts derartiges Haus der Gottesfurcht und frommen Sitte gefallen lassen müßte. fündet Vorsitzender Landgerichtsdirektor Wintler seinen Spruch gesagt habe. Der Zeuge hielt nun die Behauptung, Ein Tag der Beratungen sei stumpfsinniger wie der andere. Es dahin: Ueber die Behauptung der Artikel betreffend die Beratung Eisner habe zum Austritt aus der Landeskirche aufgefordert, nicht müßte endlich ein Mann aufstehen, der diesem Haus seine ganze der Schulvorlage( Sizung vom 12. Mai 1906) follen zu dem aufrecht. Als ihm der Verteidiger vorhielt, daß doch in den Notizen die Worte" Austritt aus der Landeskirche" mitten unter Schande und Verworfenheit ins Gesicht schriee. Vert. Seine: später anzuberaumenden Termin geladen werden: der Landtags­den Worten stehen, die Eisner gebraucht haben soll, da meinte der Ich stelle nunmehr den Antrag: Zeuge: An der Tür hing ein Plakat, welches zum Austritt aus der verständigen darüber zu vernehmen, daß das Volksschulgesetz und Friedberg  , oder, falls dieser nicht anwesend war, der Abgeordnete 1. den Professor Natorp in Marburg   als Zeugen und Sach aber der( nationalliberale) Landtagsabgeordnete Profeffor Dr. abgeordnete Gaffel( nach dem Antrage der Verteidigung), ferner Bandeskirche aufforderte, und darauf beziehe sich die betreffende die Art seiner Behandlung im preußischen Abgeordnetenhause in Dr. Porich( Führer des Zentrums und 1. Vizepräsident des Land­Notiz. Der zweite Zeuge der Anklage, Polizeifergeant aute, machte weiten Kreisen des preußischen Volkes, namentlich auch in wissen- tags). Ueber den Verlauf der Sizung vom 22. Mai d. J.( Stellung ähnliche Angaben wie der Borzeuge. Auch er gab an, Eisner habe ichaftlich gebildeten Kreisen und bei Schulmännern, Aufregung bes Strafantrages) außer den Genannten auch der Berichterstatter über amerikanische Schulverhältnisse gesprochen und dann gesagt, und Entrüstung hervorgerufen habe, weil man in diesem Gesetz die Abgeordneter Streth( tons.) die Hohenzollern sind hergekommen und wollen uns vorschreiben, blickte, und daß deshalb eine große Anzahl angesehener und her- rüstung über die Schulvorlage und die schlechten Manieren des Gefahr einer Verschlechterung der allgemeinen Volksbildung er- Die weiteren Beweisanträge der Verteidigung, die die Ent wie wir unsere Kinder erziehen sollen. Der Vorfikende fragt: Meinte er denn die je zigen Hohenzollern?- Der Beuge borragender Männer sich in öffentlichen Erklärungen gegen dieses Abgeordnetenhauses betreffen, werden als unerheblich abgelehnt. asa bt dieſe Frage, worauf ber Borjihende bemerkt: Aber es gewürgermeister Reide in Berlin  , den Reichs- bringen und von sich aus die abgelehnten Zeugen laden.) Schließ­( Doch wird die Verteidigung diese Beweise wohl ihrerseits bei­das ist doch eigentlich Blödsinn. Auch aus den Notizen dieses Zeugen wurden hierauf einige Proben berlesen. Sie tagsabgeordneten und Stadtverordneten Paul Singer und den lich sollen noch die stenographischen Berichte über die Verhand= lauten: Der Redner führte aus, daß das deutsche Volt in eine Landtagsabgeordneten und Stadtverordneten Justizrat Cassel lungen des Abgeordnetenhauses im Jahre 1906 herangezogen. berrottete Klasse gekommen sei, Deutschland   wäre nicht politisch, darüber zu vernehmen, daß dieselbe Aufregung und Empörung werden. Die Sache wird demnach vertagt. die Hohenzollern sind eine verrottete Klasse, sie sind der Ausschuß sich namentlich auch in den Kreisen der Kommunalverwaltungen des Junkertums." und auf dem Städtetage gezeigt hat, und daß in diesen Kreisen Als Entlastungszeugen traten die Genossen Bern  - auch eine Schwächung der kommunalen Selbstverwaltung und der hard Bruns, Kalisti und Wenzel auf. Sie bekundeten Initiative der Gemeinde auf dem Schulgebiete befürchtet wurde. übereinstimmend, daß sie, obwohl sie aufmerksam zuhörten Der Zeuge Cassel werde noch bekunden, daß in der Tat das Volks Wenzel war Leiter der Versammlung und Bruns Referent, die schulgesetz durch Abmachungen zwischen dem Minister und den dem Angeklagten zur Raft gelegte Aeußerung nicht gehört hätten. einzelnen Parteien außerhalb der Berhandlungen des Abgeord Daß die bürgerliche Presse mit der sozialdemokratischen Frauen­Sie würden eine Aeußerung, die so auffallend finnlos wäre und netenhauses zustande gebracht worden ist. Dadurch wird erwiesen konferenz nicht zufrieden sein würde, haben wir als selbstverständlich gar nicht in den Rahmen der Ausführungen Eisners hineinpaßte, werden, daß der Angeklagte in Wahrung berechtigter Interessen vorausgesetzt. Allerdings find wir auch gerade nicht erstaunt, daß ficher nicht überhört haben. Aus der Aussage Wenzels geht unter gehandelt hat. die Genossin Lily Braun   in der Neuen Gesellschaft" mit nie ber anderem hervor, daß Eisner auch die Redewendung gebrauchte: In­Bert.: Als beauftragter fiegender Unfehlbarkeit ein tritisches Urteil abgibt, das ben mitten der Kulturstaaten sei Deutschland   eine Insel der Untultur. Redakteur einer Arbeiterzeitung. Vorf.: Ach so, Sie meinen, Gegnern ein gefundenes Fressen ist. Voriveg sei bemerkt, daß wir Das ist anscheinend die Wendung, die in dem Bericht des Gen- er habe nur als Vertreter seiner Kundschaft gehandelt. Vert.: in einigen unwesentlichen Buntten ihrer fachlichen Kritik zustimmen, darmen die Form angenommen hat: Deutschland   ist eine verrottete Nun gut, fagen Sie Kundschaft.( Heiterfeit.) Insel. Ueber die schlechten Sitten des preußischen Abgeordnetenhauses chuß. Ganz zufälligeriveise ist in unserem gestrigen Artikel zu 3. B. bezüglich der Resolution über Schwangeren- und Wöchnerinnen­Der Vertreter der Anklagebehörde, Staatsanwalt- beantrage ich, als Zeugen zu hören wiederum den Justizrat den Tagungen in Mannheim   diefer Puntt der Tagesordnung und schaftsrat Reßler, hielt auch nach den vor Gericht ab- Cassel, ferner den Schriftsteller Dr. Theodor Barth und das Referat der Genoffin Dunder dazu fortgeblieben. Sachliche gelegten Broben von den Fähigkeiten der beiden überwachenden den Bergrat a. D. Reichstagsabgeordneten Gothein. Sie fouen Kritik schadet auch durchaus nicht; felbst wenn sie daneben haut, Beamten die Anflage in vollem Umfange aufrecht und beantragte asiagen, daß es in dem preußischen Abgeordnetenhause ein regel fann fie zur Klärung strittiger Fragen beitragen. Aber zu Proteft 4 Monate Gefängnis. Der Verteidiger, Rechts  - mäßiger Vorgang ist, daß die Barteien der Rechten des Haufes fordert die Art und Weise heraus, in der Gen. Lilh Braun die anwalt Dr. Rosenfeld, beantragte unter kritischer Würdigung die Redner der Opposition durch oftentative Unaufmerksamkeit, Frauenkonferenz herunterreißt. Gleich im Eingang ihres Artikels der Angaben der beiden Belastungszeugen Freisprechung.lantes Sprechen, Lachen und Lärmen in ihrer Rede stören und sie schreibt sie: Gisner, der das letzte Wort erhielt, führte unter anderem aus: beleidigen, ohne daß sie dabei vom Präsidenten rettifiziert werden. Es handele sich hier nicht um die Glaubwürdigkeit der beiden Be- Solche Fälle werden die Zeugen aus eigener Erfahrung in Taftungszeugen, sondern darum, ob sie fähig feien, einen zu sehr großer Bahl berichten. Besonders schlecht aber nnd die treffenden Bericht über eine Rede zu geben. Die Beweisaufnahme Manieren des Abgeordnetenhauses, das werden die Zeugen weiter habe ergeben, daß die beiden Beamten diese Fähigkeit nicht besigen. befunden, wenn es sich um Erörterungen über die Sozialdemo Wenn nun folch ein Bericht, dem die Unglaubwürdigteit an der tratie, ihre Personen, Gesinnungen und Bestrebungen handelt. Stirn geschrieben stehe, als Beweismittel diene, weil seine Richtig. Bei jeder Gelegenheit, wo über die Sozialdemokratie gesprochen teit von den Beamten beschworen wird, so höre damit jede Rechts- wird, haben die Herren von der Rechten die Gepflogenheit, in der sicherheit des Redners auf. Es sei ein bekanntes Wort: Gebt verlegendsten Weise ihre Verachtung gegen jede sozialdemokratische mir von einem Menschen eine Zeile und ich bringe ihn an den Ueberzeugung auszusprechen, augenscheinlich nur zum Fenster Die stimmm staunende Bewunderung", die kritiflose Sin Galgen. Wenn aber jemand, von dem gar teine Beile gegeben hinaus wegen der Wirkung nach außen hin. Die Schimpfworte, nahme alles Gesagten", der eingewurzelte Autoritätsglaube", die jei, gehenkt werden solle, so wäre das unerhört. die bei dieser Gelegenheit gebraucht worden sind, sind vom Präfi- Rückständigkeit der Frauen" zeigte sich unter anderem darin, daß

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Vors.: Wieso denn das?

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Aus der Frauenbewegung.

Abkanzelung der Frauenkonferenz.

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Eine große Zahl von Delegiertinnen hatte sich eingefunden fast ausschließlich Frauen des Proletariats und fast alle folgten mit stumm- staunender Bewunderung den Ausführungen der Referenten. In dieser kritiklofen Hinnahme alles Gesagten, bieſem eingewurzelten Autoritätsglauben, zeigte sich besonders wenn man die Berhandlungen des allgemeinen Parteitages damit bergleicht mit schmerzlicher Deutlichkeit die Rückständigkeit der Frauen, selbst jener Frauen, deren Anwesenheit doch schon bewies, daß sie über den Durchschnitt hinausragen."

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