den Antrag verfassungswidrig, weil tjier die Person desKönigs in die Debatte und Abstimmungen des Folicthing hineinge-zogen wird. Das betreffende Blatt bezeichnet den Antrag als„einzigdastehend." Leider hat sich das als ein Irrtum erwiesen, und dieRadikalen selbst sind es, die jetzt mit den Regierungsliberalen inder Kriecherei von dem Throne wetteifern möchten. Sie haben durchRitzaus Bureau einen Gegenantrag veröffentlicht, der mit denlieblichen Worten beginnt:„Eure Majestät! Mit aufrichtiger Freudehat der Folkething die gegenwärtige Reichstagssession durch denKönig persönlich eröffnen sehen, und das Thing dankt Eurer Maje-stät für den empfangenen Gruß." Dann werden in dem Antragspaltenlang die verschiedenen in der Thronrede berührten Reformenaufgezählt und Ausdrücke der Freude und Hoffnung daran geknüpft— selbstverständlich alles vom„demokratischen" Standpunkt aus. Daßdie ganze Art und Form ihres Antrages den demokratischen Grund-sähen genau ebenso wie die des regierungsliberalen widerspricht,schemt den radikalen Herren gar nicht klar geworden zu sein.Amerika.Die Demokraten und der Sozialismus.Die Demokraten im Staate New Dork, deren Kandidat WilliamRandolph Hearst mit Pauken und Trompeten zum Kampfe um denGouverneursposten ausgezogen ist, haben ein Wahlprogramm(„Platform") veröffentlicht, in welchem sie sich gegen den Sozialis-muS wenden. Bisher erschien den alten Parteien, den Demokratenwie den Republikanern, der Sozialismus nicht wichtig genug, umsich mit ihm bei den Wahlen zu beschäftigen; man ignorierte ein-fach die sozialistische Strömung im Volke! Hearst nun hat sich durchvieles� Liebäugeln mit den organisierten Arbeitern bei seinen Geg-nern in den Ruf gebracht, sozialistische Tendenzen zu verfolgen, dahersteht er sich veranlaßt, seine Freunde, die dadurch mißtrauisch wer-den konnten, zu beruhigen.In dem Programm der New Dorker Demokraten heißt es:"--...... Wir sprechen uns gegen den Sozialismus aus,der die Regierung als den alleinigen Produktions-Faktor aufstellenund damit Tyrannei und industrielle Sklaverei wieder herstellenmöchte, schon aus dem Grunde, weil die Essenz der Demokratie dasPrinzip ist, jedem Manne das Recht zuzugestehen, über seine eigeneArbeit zu verfügen und sich an deren Früchten in Ruhe und Friedenzu erlaben......Die demokratische Partei muß immer darauf bedacht sein, allesozialistischen Doktrinen als einen Schritt zur Wiederherstellung desRegierungs-Despotismus und der Leibeigenschaft zu betrachten, sienach Möglichkeit zu demaskieren und schonungslos zu bekämpfen..In dieser Weise beteuert die demokratische Partei weiter inlängeren Auseinandersetzungen, daß sie gut konservativ sei und mitdem Sozialismus nichts zu tun habe. Das ist ein Zeichen der Zeit,welches die Sozialisten sich sehr günstig deuten können. Wenn manaber daraus schließen wollte, daß unserer Partei in New York nunder Kampf gegen Hearst erleichtert sei, wäre man sehr im Irrtum;denn Hearst läßt keine Gelegenheit vorübergehen, heimlich den Radi-kalen die Hand zu drücken und ihnen zuzuwinken, daß sie sich auf dieReformen, die er einführen würde, verlassen könnten. Er treibt einschlaues politisches Spiel und hat Chancen, es zu gewinnen.—Gewerkfcbaftlicbc�„Lästig", aber unentbehrlich.Nach wiederholter Aufforderung und Androhung einerGeldstrafe hatte die Polizeibehörde in Emmerich a. Rh.von dem Pcrtrauensmann des Tabakarbeiterverbandes dieMitgliederliste erhalten. Nun sind die Emmericher Tabak-arbeiter zu gut drei Vierteln holländische Staats-angehörige; und bald nach der Aushändigung der Mit-gliederliste erhielt eine ganze Reihe derjenigen Holländer.die bei den mehrfachen Lohnbewegungen und Sperren alsVertrauensleute der Organisation, als Leiter und sonstwiehervorgetreten waren, eine Vorladung vor die Polizei. Dortwurde ihnen eröffnet, daß sie i n n e r h a l b 2 4 Stundendas preußische Staatsgebiet zu verlassenhätten: die Familien der Ausgewiesenen dürften noch achtTage bleiben. Die weniger hervorgetretenen holländischenGewerkschaftsmitglieder erhielten eine Verwarnung.Die Ausgewiesenen sind durchweg ruhige, nüchterneLeute, die schon jahrelang in Emmerich arbeiten und ihreSteuern pünktlich gezahlt haben. Viele sind verheiratet,andere haben kleine Aeckcr gepachtet und müssen jetzt dieFrüchte im Stiche lassen. Familien mit vier, fünf, ja siebenKindern sind gezwungen, sofort ihre Habseligkeiten zusammen-zuraffen und wegzuziehen. In einer Familie kann das achteKind jeden Augenblick eintreffen. Zum P rote st gegendieMatznahmender Polizei haben die EmmericherTobakarbeiter, die, wie gesagt, zum weitaus größten TeilHolländer sind, beschlossen, Emmerich zu verlassen,wenn die Polizei mit ihren Ausweisungen fortfahren sollte.� Die Fabrikanten, die ohnedies keinen Arbeiterüberfluß haben,tvürden dadurch in die größte Verlegenheitgeraten!Die Polizei handelt hier also in der Rolle des Bären,der seinem Herrn den Schädel zertrümmerte, um einelästige Fliege zu verjagen._Berlin und Umgegend.Die Werkzeugmacher der Spezialbetriebe befinden sich gegenwärtigin einer Lohnbewegung. Am Sonntag beschloß eine voll-zählig besuchte Versammlung dieser Branche, den Arbeitgebernfolgende Forderungen zu unterbreiten: Neunstündige Arbeitszeit;Bezahlung der nur in dringendsten Fällen zulässigen Ueber-stunden mit 25 resp. 50 Proz.» Aufschlag; Abschaffung der Akkordarbeit; Sicherung eines M i n d e st l o h n e s für Werkzeugmachervon 65 Pf. und für Maschinenschlosser von 60 Pf.pro Stunde. Junggesellen können mit 60 respektive50 Pf. pro Stunde entlohnt werden. Für Hülfsarbeiter anMaschinen beträgt der Mindestlohn 50 Pf. und für sonstige Hülfs-arbeiter 45 Pf. Sämtliche Arbeiter, die diese Lohnsätze jetzt bereitshaben, erhalten eine Lohnerhöhung von 10 Proz. Alle Hülfswerk-zeuge wie Schieblehren, Winkel, Mikrometerschrauben usw. sind vomArbeitgeber zu liefern. Der Arbeitgeber hat auch für gutes Licht,ausreichende Ventilatton, genügende Waschgelegenheit und brauch-bare Garderobenräume zu sorgen. An allen Maschinen sind Schutz-Vorrichtungen anzubringen.Vorstehende Forderungen sind den Arbeitgebern am gestrigenMontag übermittelt worden mit dem Ersuchen, dieselben bisMittwoch abend unterschriftlich anzuerkennen.Wo bis dahin die Unterschrift nicht geleistet ist. wird am Donnerstag-morgen die Arbeit nicht wieder aufgenommen. In Betrachtkommen 16 Betriebe mit zirka 300 Arbeitern.Der Uebertritt beschlossen!Der Uebertritt des Vereins Berliner Haus-diene r in den Transportarbeiterverbandist am Sonntag durch die von uns angekündigte Urabstim-mung beschlossen worden. Bei der Abstimmung wurden 3309gültige Stimmen abgegeben. Von diesen sprachen sich1826 für den Anschluß, 1683 gegen denselben aus. Eswar also eine Majorität von 143 Stimmen für den Eintrittin den Transportarbeiterverband vorhanden.Das Resultat der Abstimmung ist um so erfreulicher, alses sich hier um einen Sieg des Prinzips handelte.Die Mehrheit der im„Verein" organisierten Berliner Haus-diener suchte aus U e b e r z e u g u n g den Anschluß an diemoderne Arbeiterbewegung, der zu diesem letzten Schritt Ver-anlassung gab._Die Handschuhmacher Berlins sind vor kurzem in eine Lohn-bewegung eingetreten und haben dieselbe bis auf eine Fabrik sieg-reich durchgeführt. Die Verdienste der Handschuhmacher waren bis-her außerordentlich niedrige und seit sieben Jahren ist keinerleiLohnzulage erfolgt. Der Durchschmttsverdienst betrug 23 Markwöchentlich und eine Statistik, die in einem außergewöhnlich gutenGeschäftsgänge aufgemacht wurde, ergab einen Wochenverdienst von26 Mark. Für das Paar Handschuhe zu schneiden wurden bisherin der Regel 25—27 Pfennig und bei besonderen Qualitäten undLedersorten auch etwas mehr bezahlt. Die Handschuhmacherstellten an die Fabrikanten die Forderung, den Schnittpreisum 2 Pfennig pro Paar zu erhöhen. Zunächst sträubten sichdie Herren Fabrikaulen gegen jede Zulage, obwohl dashandschuhtragende Publikum Kreisen angehört, bei denen 2 Pf.mehr oder weniger für ein paar Handschuhe gar keine Rolle spielen,im Gegenteil, der Fabrikant erhöht seine Preise nicht um 2 Pf.,sondern schlägt 25 Pf. auf und macht dabei immer noch ein feinesGeschäft. Die Fabrikanten beschlossen anfänglich, den Forderungender Handschuhmacher Widerstand entgegenzusetzen und nichts zubewilligen. Dieses Gelöbnis hielt aber nicht lange stand. Aks dieHerren sahen, daß die Gehülfen, gestützt auf die Organisation, festauf ihrer Forderung bestanden, kani einer nach dein andern dahinter,daß es wohl besser sei, gute Miene zum bösen Spiel zu machenund lieber klein beizugeben.Wie schon eingangs betont, sind die Forderungen in allen Ge-schäften Berlins und auch in einigen in der Umgebung Berlins an-erkannt und nur ein Fabrikant steht noch aus. Aber auch er wirdsich zu einem Zugeständnis bequemen müssen, lvill er nicht riskieren,seine Leute zu verlieren, und im Fall er erst nach einiger Zeit dieForderung bewilligen ivill, wird er gewahr werden, daß in einemsolchen Fall die Organisation es bei der jetzigen geringen Forderungnicht bewenden lassen wird.Daß die Forderungen der Handschuhmacher ohne jeden Kampfbewilligt wurden, ist nur ihrem festen Zusammenhalten und ihrerguten Organisation zu danken. Ein Beweis mehr, daß jeder Arbeiteres für seine heiligste Pflicht halten sollte, seiner gewerkschaftlichenOrganisation anzugehören.Deutkebes Reich..Zur Bergarbeiterbewegung.Am Sonntag fanden zwei Beleg schaftsversammlungender Zechen„ Kai s er st u hl" beiDortniund statt. Schonam 2. September dieses Jahres tagte eine Belegschaftsversammlungdieser Zeche, die Wünsche und Forderungen formulierte, welche eineKommission der Zechenverwaltung zu überreichen hatte. Die Kom-Mission ist dem Auftrage nachgekommen und die Versammlungenam Sonntag waren bestimmt, den Bericht der Kommission entgegen-zunehmen. Außerdem stand als zweiter Punkt aus der Tages-ordnung:„Die gegenwärtige günstige Konjunktur und die Auf-gaben der Bergarbeiter". Die Kommission gab von ihren SchrittenKenntnis und daß sie von der Direktion der Zeche folgendes Schreibenerhalten habe:„Im Herbst vorigen Jahres ist infolge der neuen Novellezum Berggesetze ein Ausschuß als ständige Vertretung der Beleg-schaft der Schachtanlage.Kaiserstuhl 2" durch die Belegschaftgewählt. Diesen Ausschuß darf ich nach den gesetzlichen Be-stimmllngen lediglich als Vertretung der Belegschaft auffassen,und dieser allein darf allgemeine Wünsche der Belegschaftder Zechenverwaltung vorlegen. Die Beantwortung IhresSchreibens beruht daher auf Entgegenkommen meinerseits.Ihrem Wunsche, die Lohntage am Anfange jeden Kalenderjahresgenau festzulegen, werde ich gerne entsprechen und auch dieLohntage für den Schluß des laufenden Jahres durch Anschlagbekannt geben. Dagegen muß ich die Einführung von drei Lohn-tagen ablehnen, weil bekanntlich nach Lohntogen und nament-lich nach Abschlagstagen infolge willkürlichen Feierns einesgroßen Teils der Arbeiter der Förderausfall sehr erheblich ist;die Förderung geht nach Abschlagstagen fast auf die Hälfte dernormalen zurück; das liegt aber nicht im Interesse des Be-triebes und auch nicht. da die Arbeiter im wesentlichen nachder Fördermenge ausgelöhnt werden, im Interesse der Arbeiter.Die Lohnzahlungen auf den 1. und 15. des Monats zu legen,ist nicht durchführbar, da die endgültige Festsetzung der Lohn-schlußsumme infolge Abnahme der geleisteten Arbeit durchdie Grubenbeamten, der Anfertigung der Steigerjournale,der Prüfung und Berechnung der verdienten, einzelnen Lohn-summen keinesfalls vor dem 17. bis 18. jeden Monats beendetsein kann.' Die Anstellung eines erfahrenen Bergmannes alsLampenmeister ist nicht erforderlich; ein zuverlässiger, gewissen-hafter Mann kann ebenso gut für die Instandhaltung der Gruben-lampen sorgen als ein gelernter Bergmann. Das Gezähe denGesteinshauern vor die Arbeit zu liefern, führt nur zu Streitig-leiten über den Empfang bezw. Richtempfang der Gezähestückezwischen den beteiligten Personen und erschwert die Kontrolleüber die Ausgabe und den Empfang der Gezähestücke,.machtdiese geradezu unmöglich. Eine allgemeine Lohn-erhöhung zu gewähren, bin ich nicht in der Lage,da das Steigen und Fallen der Löhne ganz vonselbst durch die Konjunktur bedingt wird. Aus-drücklich bemerke ich, daß die auf Zeche„Koi'ferstuhl" gezahltenLöhne den auf den benachbarten Zechen zur Zahlung gelangendenLöhnen mindestens gleichkommen, dieselben meistens sogar über-treffen. Im übrigen mache ich darauf aufmerksam, daß derDurchschnittslobn pro Mann und Schicht auf den Schächten„Kaiserstuhl" innerhalb der letzten zwölf Monate um über10 Prozent gestiegen ist.Nieder st ein."Die Antwort der Direktion bedeutet kurz gesagt die Ab«lehnung aller Wünsche und Forderungen. Ehe siehierzu Stellung nehme, wollte nun die Versammlung den Vortragzum zlveiten Punkte der Tagesordnung hören. Die Redner ver-wiesen darauf, daß die Situation sich durch das Vorgehen derSiebenerkommission geändert habe. Das Vorgehen von einzelnenBelegschaften höre dadurch auf. Auf die ungemein flotte Konjunkturwurde verwiesen, auf den Arbeitermangel, die Kohlennot und dieriesig steigenden Gewinne der Unternehmer. Andererseits profitiereder Arbeiter gar nichts an der flotten Konjunktur. Die geringeSteigerung stehe in keinem Verhältnis zu den ungeheuer-lich gesteigerten Lebensmittelpreisen. Vergleiche man die Löhneund Lebensmittelpreise der Jahre 1900 und 1906, so müßte jetzt,bei gleicher Steigerung der Durchschnittslohn der Bergleute eigentlich5 Vi. 22'/z Pf. betragen, er betrage aber nur 4,26 M. Darumstünden die Bergleute sich heute um 96>/z Pf. pro Schicht ungünstigergegen das Jahr 1900. Die Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft be-schäflige etwa 30 000 Arbeiter, die im letzten Jahre einen Durch-schnittslohn von 1264 M. verdient hätten. Die Gesellschaft habeaber pro Kopf der Arbeiter 1121 M. verdient. Und wenn man dieGebälter aller Beamten noch zu den Betriebsunkosten rechnenwolle, auch alle übrigen Unkosten von dem Gewinn in Abzugbringe, ebenso alle Abschreibungen für Rücklagen, dann habe dieGesellschaft noch pro Kopf der Belegschaft 842 M. verdient. Achnlichstehe es mit dem Gewinn der andern Bergwerksgesellschaften. DasVerlangen der Bergleute nach Lohnerhöhung sei also voll berechtigt.Man möge sich einig sein, Disziplin wahren und Putsche verhüten.Den Anweisungen der Siebenerkommission, die in den nächstenTagen allen Zechenverwaltungen Deutschlands die Forderungen zu-stellen werde, müsse unbedingt Folge geleistet werden. Diese Aus-sührungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen, folgendeResolution wurde einstimmig angenommen:„Die BelegschaftSversammlung der Zeche ,. Kaiserstuhl" erklärtsich nach Anhörung deS Referenten mit der Einreichung derForderung einer löprozentigen Lohnerhöhung einverstanden, denndiese Forderung ist mit Rücksicht auf die erhöhten Lebensmittel«preise und die erzielten Staatsüberschüsie voll und ganz berechtigt,des ferneren aber auch notwendig, um das gesundheitswidrigeUeberschichtenunwesen zu beseitigen. Des weiteren fordert dieVersammlung von den Bergwerksbesitzern und der RegierungAufbebung der vielfach noch bestehenden Sperre. durchwelche den Arbeitern die Freizügigkeit geraubt wird und sie zuStaatsbürgern zweiter Klasse herabgedrückt werden.Ferner erklären alle Anwesenden, mitzuhelfen, daß die großeZahl der Indifferenten für die Organisation gewonnen wird, dennnur ein starker und kräftiger Verband kann die Lage der Berg»arbeiter verbessern.Die Versammelten verpflichten sich, in allen Lagen der Lohn«bewegung nur auf die Anweisungen der Gesamtleitung zu hörenund sich zu keinen unüberlegten Schritten verleiten zu lassen, dennnur durch Einmütigkeit und Disziplin kann unsere berechtigteSache glücklich zu Ende geführt werden."Außerdem fand auch noch folgender Antrag einstimmige An«nähme:„In Anbetracht der nunmehr seitens der fünf Verbände ein»geleiteten allgemeinen Lohnforderung nimmt die Belegschaft vor«läufig von lokalen Forderungen Abstand. Die Kommision bleibtbestehen und wird zu geeigneter Zeit die etwa erforderlichen Maß»nahmen treffen."Ein Versuch des Zentrums-Stadtverordneten Blume, die Beleg«schaft zu veranlassen, den„Ausschuß" mit der Durchführung derForderung zu betrauen und dem Ausschuß eine Art Vertrauens-votum auszustellen, wurde entschieden zurückgewiesen. Der Ausschußwird nach wie vor von der Belegschaft nicht anerkannt.Achtung, Weber und Bandwirker!Die Rheinische Möbelstoffweberei vorm. Dahl u. Hunschewird sehr wahrscheinlich versuchen, durch Inserieren noch einigeWeber oder Bandwirker für ihren Neubau zu bekommen. Da dreArbeiter besagter Fabrik seit 12 Wochen im Streik stehen, ersuchen wiralle Kollegen, ein offenes Auge zu haben und von jeder ihnen zuGesicht kommenden Annonce sofort Mitteilung zu machen an dasStreikbureau, Restaurant Hildebrand, Bannen, Alleestraße 42.Alle arbeitersreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten.Der Rheinflößerstreik ist, wie uns aus Köln gemeldet wird.nicht völlig beendet. Es war nur stellenwerse eine Ver-ständigung zwischen den Ausständigen und den Unternehmern er-folgt.Die Glasergehülfen in Aachen befinden sich in einer Lohn»bewegung. Zuzug ist fernzuhalten.Ein Gelöbnis zum Streikbruch als Festgeschenk.In Jmmenstadt im Allgäu feierte der katholische Pfarrer seinNamenstagsfest im katholischen Arbeiterverein. Dabei entbotder Geselle des Pfarrers, der Kaplan, dem Herrn Präses„als Angebinde das Gelöbnis der Mitglieder,niemals an den Arbeiterbewegungen, die fastimmer zum Schaden der Arbeiter ausfallen,teilzunehmen".— WaS diese katholischen Arbeiter zu der Ab-gäbe dieses Gelöbnisses, wozu sie sicher eine Vollmachtnicht gegeben hatten, gedacht haben, wissen wir nicht,nur das ist bekannt geworden, daß, als der Kaplankurz vor seiner Rede zur Linderung des Unbehagens infolge über»fiillten Magens ein Gläschen SchnapS trank, einer der katholischenArbeiter zu einem Kameraden sagte:„I brauch koan SchnapS zurVerdauung; uns sind geschtern wieder zwoa Mark abzoga worda."HustancLDer Ausstand der griechischen Eisenbahnangrstrlltm ist beendet.Letzte]\achnchtcn und Depefcbcn,Ein feines Geschäft.Posen, 3. Oktober.<B. H.) Die Ansiedelungskommission kauftedas Bohrwerk Gurtschin nebst Villa für 700 000 M. Der Besitzerhat es für 400 000 M. von Polen gekauft.Die russische Kulturschmach.Asch(Böhmen), 8. Oktober.(B. H.) Eine aus Jrkutsk hier ein-getroffene junge Dame, welche bei einem dortigen Advokaten alsErzieherin angestellt war. erzählt von furchtbaren Judenmaffakers,deren Schauplatz Jrkutsk und Tomsk gewesen. Am schrecklichstenseien dieselben in Tomsk gewesen, wo 400 Juden, darunter vieleFrauen, in ein Fabrikgebäude eingesperrt wurden, dann sei das Gebäudean allen Ecken angezündet worden. Viele seien aus den Fenstern ge-sprungrn, wurden aber sofort niedergemetzelt. Auch der große Bazarin Tomsk, in dem sich viele Juden befanden, sei niedergebranntworden. In Jrkutsk hätte eine Militäremeute stattgefunden, welcheaber von regierungstreuen Truppen niedergeschlagen wurde.41 Rädelsführer, darunter sechs Offiziere, seien sofort füsiliertworden.Schwerer Unglücksfall beim Radrennen.Paris, 8. Oktober.(W. T. B.) Auf der Buffalo-Rennbahn er-eignete sich heute nachmittag ein Unglücksfall. Ein Motorradfahrerstürzte in der Bahn. Die Zuschauer beugten sich über die Rampe.um den Gestürzten zu sehen; in diesem Augenblick kam ein zweiterMotorradfahrer herangesaust, dessen Rad gegen die Köpfe einer An-zahl von Zuschauern stieß. Eine Person wurde getötet, sieben Per-sonen erlitten schwere Verletzungen.Die Hungersnot.Petersburg, 8. Ottober.<B. H.) Aus dem Kreise Bugulma,Gouvernement Samara, erhielt das Rote Kreuz die Nachricht, daßdie Not so groß sei. daß die Bauernbevölkeruna nur jeden zweite»Tag zu essen bekommt und zwar mit wertlosen Surrogaten ge-backenes Brot.Kampf gegen Kinder.Odessa, 8. Oktober.<B. H.) Der 14jährige Gymnasiast Siw-schitz, der einen Polizeiinspektor beleidigt hatte, ist vom General-gouverneur für die ganze Dauer des Kriegszustandes aus Odessaausgewiesen worden._Kongreß der Kadetten.Helsingfors, 8. Oktober.(W. T. SB.) Auf dem Kongreß derKadettenpartei kam es zu heftigen Erörterungen über den Re»solutionsentwurf, durch welchen der Kongreß den Wiborger Auf-ruf gutheißt, den gegenwärtigen Augenblick aber zur Durchführungdes passiven Widerstandes als nicht geeignet bezeichnet. Bei derErörterung traten zwei entgegengesetzte Richtungen zutage. Dereinen Richtung, welche für die Resolution eintritt, gehören an derZentralausschutz und die Hauptführer: Miljukow, Dolgorukow,Hessen, Struwe und Rochitschew; während die andere, die Resolu-tion bekämpfende Richtung sich hauptsächlich aus Provinzdelegiertenzusammensetzt. Die Ablehnung der Resolution müßte den Rücktrittde gesamten Zcntralausschusses zur Folge haben. Unter den neueingetroffenen Delegierten befindet sich Fürst Lwow.Berantw. Redakteur: HanS Weber, Berlin. Inseratenteil verantv.: rh. Glocke. Berlin. Druck u.«erlag: Lorwärt» Buchdr. u. BerlagsantzaU Maul Singer LcTo.. Berlin S VV. Hierzu 3 Beilage» u. vnterhal'ungsblttt