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den Antrag verfassungswidrig, weil tjier die Person des Königs in die Debatte und Abstimmungen des Folicthing hineinge- zogen wird. Das betreffende Blatt bezeichnet den Antrag alseinzig dastehend." Leider hat sich das als ein Irrtum erwiesen, und die Radikalen selbst sind es, die jetzt mit den Regierungsliberalen in der Kriecherei von dem Throne wetteifern möchten. Sie haben durch Ritzaus Bureau einen Gegenantrag veröffentlicht, der mit den lieblichen Worten beginnt:Eure Majestät! Mit aufrichtiger Freude hat der Folkething die gegenwärtige Reichstagssession durch den König persönlich eröffnen sehen, und das Thing dankt Eurer Maje- stät für den empfangenen Gruß." Dann werden in dem Antrag spaltenlang die verschiedenen in der Thronrede berührten Reformen aufgezählt und Ausdrücke der Freude und Hoffnung daran geknüpft selbstverständlich alles vomdemokratischen" Standpunkt aus. Daß die ganze Art und Form ihres Antrages den demokratischen Grund- sähen genau ebenso wie die des regierungsliberalen widerspricht, schemt den radikalen Herren gar nicht klar geworden zu sein. Amerika. Die Demokraten und der Sozialismus. Die Demokraten im Staate New Dork, deren Kandidat William Randolph Hearst   mit Pauken und Trompeten zum Kampfe um den Gouverneursposten ausgezogen ist, haben ein Wahlprogramm (Platform") veröffentlicht, in welchem sie sich gegen den Sozialis- muS wenden. Bisher erschien den alten Parteien, den Demokraten wie den Republikanern, der Sozialismus nicht wichtig genug, um sich mit ihm bei den Wahlen zu beschäftigen; man ignorierte ein- fach die sozialistische Strömung im Volke! Hearst   nun hat sich durch vieles� Liebäugeln mit den organisierten Arbeitern bei seinen Geg- nern in den Ruf gebracht, sozialistische Tendenzen zu verfolgen, daher steht er sich veranlaßt, seine Freunde, die dadurch mißtrauisch wer- den konnten, zu beruhigen. In dem Programm der New Dorker Demokraten heißt es: "--...... Wir sprechen uns gegen den Sozialismus aus, der die Regierung als den alleinigen Produktions-Faktor aufstellen und damit Tyrannei und industrielle Sklaverei wieder herstellen möchte, schon aus dem Grunde, weil die Essenz der Demokratie das Prinzip ist, jedem Manne das Recht zuzugestehen, über seine eigene Arbeit zu verfügen und sich an deren Früchten in Ruhe und Frieden zu erlaben...... Die demokratische Partei muß immer darauf bedacht sein, alle sozialistischen Doktrinen als einen Schritt zur Wiederherstellung des Regierungs-Despotismus und der Leibeigenschaft zu betrachten, sie nach Möglichkeit zu demaskieren und schonungslos zu bekämpfen.. In dieser Weise beteuert die demokratische Partei weiter in längeren Auseinandersetzungen, daß sie gut konservativ sei und mit dem Sozialismus nichts zu tun habe. Das ist ein Zeichen der Zeit, welches die Sozialisten sich sehr günstig deuten können. Wenn man aber daraus schließen wollte, daß unserer Partei in New York   nun der Kampf gegen Hearst erleichtert sei, wäre man sehr im Irrtum; denn Hearst   läßt keine Gelegenheit vorübergehen, heimlich den Radi- kalen die Hand zu drücken und ihnen zuzuwinken, daß sie sich auf die Reformen, die er einführen würde, verlassen könnten. Er treibt ein schlaues politisches Spiel und hat Chancen, es zu gewinnen. Gewerkfcbaftlicbc� Lästig", aber unentbehrlich. Nach wiederholter Aufforderung und Androhung einer Geldstrafe hatte die Polizeibehörde in Emmerich   a. Rh. von dem Pcrtrauensmann des Tabakarbeiterverbandes die Mitgliederliste erhalten. Nun sind die Emmericher   Tabak- arbeiter zu gut drei Vierteln holländische Staats- angehörige; und bald nach der Aushändigung der Mit- gliederliste erhielt eine ganze Reihe derjenigen Holländer. die bei den mehrfachen Lohnbewegungen und Sperren als Vertrauensleute der Organisation, als Leiter und sonstwie hervorgetreten waren, eine Vorladung vor die Polizei. Dort wurde ihnen eröffnet, daß sie i n n e r h a l b 2 4 Stunden das preußische Staatsgebiet zu verlassen hätten: die Familien der Ausgewiesenen dürften noch acht Tage bleiben. Die weniger hervorgetretenen holländischen Gewerkschaftsmitglieder erhielten eine Verwarnung. Die Ausgewiesenen sind durchweg ruhige, nüchterne Leute, die schon jahrelang in Emmerich   arbeiten und ihre Steuern pünktlich gezahlt haben. Viele sind verheiratet, andere haben kleine Aeckcr gepachtet und müssen jetzt die Früchte im Stiche lassen. Familien mit vier, fünf, ja sieben Kindern sind gezwungen, sofort ihre Habseligkeiten zusammen- zuraffen und wegzuziehen. In einer Familie kann das achte Kind jeden Augenblick eintreffen. Zum P rote st gegen dieMatznahmender Polizei haben die Emmericher  Tobakarbeiter, die, wie gesagt, zum weitaus größten Teil Holländer sind, beschlossen, Emmerich zu verlassen, wenn die Polizei mit ihren Ausweisungen fortfahren sollte. Die Fabrikanten, die ohnedies keinen Arbeiterüberfluß haben, tvürden dadurch in die größte Verlegenheit geraten! Die Polizei handelt hier also in der Rolle des Bären, der seinem Herrn den Schädel zertrümmerte, um eine lästige Fliege zu verjagen._ Berlin   und Umgegend. Die Werkzeugmacher der Spezialbetriebe befinden sich gegenwärtig in einer Lohnbewegung. Am Sonntag beschloß eine voll- zählig besuchte Versammlung dieser Branche, den Arbeitgebern folgende Forderungen zu unterbreiten: Neunstündige Arbeitszeit; Bezahlung der nur in dringendsten Fällen zulässigen Ueber- stunden mit 25 resp. 50 Proz.» Aufschlag; Abschaffung der Akkord­arbeit; Sicherung eines M i n d e st l o h n e s für Werkzeugmacher von 65 Pf. und für Maschinenschlosser von 60 Pf. pro Stunde. Junggesellen können mit 60 respektive 50 Pf. pro Stunde entlohnt werden. Für Hülfsarbeiter an Maschinen beträgt der Mindestlohn 50 Pf. und für sonstige Hülfs- arbeiter 45 Pf. Sämtliche Arbeiter, die diese Lohnsätze jetzt bereits haben, erhalten eine Lohnerhöhung von 10 Proz. Alle Hülfswerk- zeuge wie Schieblehren, Winkel, Mikrometerschrauben usw. sind vom Arbeitgeber zu liefern. Der Arbeitgeber hat auch für gutes Licht, ausreichende Ventilatton, genügende Waschgelegenheit und brauch- bare Garderobenräume zu sorgen. An allen Maschinen sind Schutz- Vorrichtungen anzubringen. Vorstehende Forderungen sind den Arbeitgebern am gestrigen Montag übermittelt worden mit dem Ersuchen, dieselben bis Mittwoch abend unterschriftlich anzuerkennen. Wo bis dahin die Unterschrift nicht geleistet ist. wird am Donnerstag- morgen die Arbeit nicht wieder aufgenommen. In Betracht kommen 16 Betriebe mit zirka 300 Arbeitern. Der Uebertritt beschlossen! Der Uebertritt des Vereins Berliner   Haus- diene r in den Transportarbeiterverband ist am Sonntag durch die von uns angekündigte Urabstim- mung beschlossen worden. Bei der Abstimmung wurden 3309 gültige Stimmen abgegeben. Von diesen sprachen sich 1826 für den Anschluß, 1683 gegen denselben aus. Es war also eine Majorität von 143 Stimmen für den Eintritt in den Transportarbeiterverband vorhanden. Das Resultat der Abstimmung ist um so erfreulicher, als es sich hier um einen Sieg des Prinzips handelte. Die Mehrheit der imVerein" organisierten Berliner   Haus- diener suchte aus U e b e r z e u g u n g den Anschluß an die moderne Arbeiterbewegung, der zu diesem letzten Schritt Ver- anlassung gab._ Die Handschuhmacher Berlins   sind vor kurzem in eine Lohn- bewegung eingetreten und haben dieselbe bis auf eine Fabrik sieg- reich durchgeführt. Die Verdienste der Handschuhmacher waren bis- her außerordentlich niedrige und seit sieben Jahren ist keinerlei Lohnzulage erfolgt. Der Durchschmttsverdienst betrug 23 Mark wöchentlich und eine Statistik, die in einem außergewöhnlich guten Geschäftsgänge aufgemacht wurde, ergab einen Wochenverdienst von 26 Mark. Für das Paar Handschuhe zu schneiden wurden bisher in der Regel 2527 Pfennig und bei besonderen Qualitäten und Ledersorten auch etwas mehr bezahlt. Die Handschuhmacher stellten an die Fabrikanten die Forderung, den Schnittpreis um 2 Pfennig pro Paar zu erhöhen. Zunächst sträubten sich die Herren Fabrikaulen gegen jede Zulage, obwohl das handschuhtragende Publikum Kreisen angehört, bei denen 2 Pf. mehr oder weniger für ein paar Handschuhe gar keine Rolle spielen, im Gegenteil, der Fabrikant erhöht seine Preise nicht um 2 Pf., sondern schlägt 25 Pf. auf und macht dabei immer noch ein feines Geschäft. Die Fabrikanten beschlossen anfänglich, den Forderungen der Handschuhmacher Widerstand entgegenzusetzen und nichts zu bewilligen. Dieses Gelöbnis hielt aber nicht lange stand. Aks die Herren sahen, daß die Gehülfen, gestützt auf die Organisation, fest auf ihrer Forderung bestanden, kani einer nach dein andern dahinter, daß es wohl besser sei, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und lieber klein beizugeben. Wie schon eingangs betont, sind die Forderungen in allen Ge- schäften Berlins   und auch in einigen in der Umgebung Berlins   an- erkannt und nur ein Fabrikant steht noch aus. Aber auch er wird sich zu einem Zugeständnis bequemen müssen, lvill er nicht riskieren, seine Leute zu verlieren, und im Fall er erst nach einiger Zeit die Forderung bewilligen ivill, wird er gewahr werden, daß in einem solchen Fall die Organisation es bei der jetzigen geringen Forderung nicht bewenden lassen wird. Daß die Forderungen der Handschuhmacher ohne jeden Kampf bewilligt wurden, ist nur ihrem festen Zusammenhalten und ihrer guten Organisation zu danken. Ein Beweis mehr, daß jeder Arbeiter es für seine heiligste Pflicht halten sollte, seiner gewerkschaftlichen Organisation anzugehören. Deutkebes Reich.. Zur Bergarbeiterbewegung. Am Sonntag fanden zwei Beleg schaftsversammlungen der Zechen Kai s er st u hl" beiDortniund statt. Schon am 2. September dieses Jahres tagte eine Belegschaftsversammlung dieser Zeche, die Wünsche und Forderungen formulierte, welche eine Kommission der Zechenverwaltung zu überreichen hatte. Die Kom- Mission ist dem Auftrage nachgekommen und die Versammlungen am Sonntag waren bestimmt, den Bericht der Kommission entgegen- zunehmen. Außerdem stand als zweiter Punkt aus der Tages- ordnung:Die gegenwärtige günstige Konjunktur und die Auf- gaben der Bergarbeiter". Die Kommission gab von ihren Schritten Kenntnis und daß sie von der Direktion der Zeche folgendes Schreiben erhalten habe: Im Herbst vorigen Jahres ist infolge der neuen Novelle zum Berggesetze ein Ausschuß als ständige Vertretung der Beleg- schaft der Schachtanlage.Kaiserstuhl 2" durch die Belegschaft gewählt. Diesen Ausschuß darf ich nach den gesetzlichen Be- stimmllngen lediglich als Vertretung der Belegschaft auffassen, und dieser allein darf allgemeine Wünsche der Belegschaft der Zechenverwaltung vorlegen. Die Beantwortung Ihres Schreibens beruht daher auf Entgegenkommen meinerseits. Ihrem Wunsche, die Lohntage am Anfange jeden Kalenderjahres genau festzulegen, werde ich gerne entsprechen und auch die Lohntage für den Schluß des laufenden Jahres durch Anschlag bekannt geben. Dagegen muß ich die Einführung von drei Lohn- tagen ablehnen, weil bekanntlich nach Lohntogen und nament- lich nach Abschlagstagen infolge willkürlichen Feierns eines großen Teils der Arbeiter der Förderausfall sehr erheblich ist; die Förderung geht nach Abschlagstagen fast auf die Hälfte der normalen zurück; das liegt aber nicht im Interesse des Be- triebes und auch nicht. da die Arbeiter im wesentlichen nach der Fördermenge ausgelöhnt werden, im Interesse der Arbeiter. Die Lohnzahlungen auf den 1. und 15. des Monats zu legen, ist nicht durchführbar, da die endgültige Festsetzung der Lohn- schlußsumme infolge Abnahme der geleisteten Arbeit durch die Grubenbeamten, der Anfertigung der Steigerjournale, der Prüfung und Berechnung der verdienten, einzelnen Lohn- summen keinesfalls vor dem 17. bis 18. jeden Monats beendet sein kann.' Die Anstellung eines erfahrenen Bergmannes als Lampenmeister ist nicht erforderlich; ein zuverlässiger, gewissen- hafter Mann kann ebenso gut für die Instandhaltung der Gruben- lampen sorgen als ein gelernter Bergmann. Das Gezähe den Gesteinshauern vor die Arbeit zu liefern, führt nur zu Streitig- leiten über den Empfang bezw. Richtempfang der Gezähestücke zwischen den beteiligten Personen und erschwert die Kontrolle über die Ausgabe und den Empfang der Gezähestücke,.macht diese geradezu unmöglich. Eine allgemeine Lohn- erhöhung zu gewähren, bin ich nicht in der Lage, da das Steigen und Fallen der Löhne ganz von selbst durch die Konjunktur bedingt wird. Aus- drücklich bemerke ich, daß die auf ZecheKoi'ferstuhl" gezahlten Löhne den auf den benachbarten Zechen zur Zahlung gelangenden Löhnen mindestens gleichkommen, dieselben meistens sogar über- treffen. Im übrigen mache ich darauf aufmerksam, daß der Durchschnittslobn pro Mann und Schicht auf den Schächten Kaiserstuhl  " innerhalb der letzten zwölf Monate um über 10 Prozent gestiegen ist. Nieder st ein." Die Antwort der Direktion bedeutet kurz gesagt die Ab« lehnung aller Wünsche und Forderungen. Ehe sie hierzu Stellung nehme, wollte nun die Versammlung den Vortrag zum zlveiten Punkte der Tagesordnung hören. Die Redner ver- wiesen darauf, daß die Situation sich durch das Vorgehen der Siebenerkommission geändert habe. Das Vorgehen von einzelnen Belegschaften höre dadurch auf. Auf die ungemein flotte Konjunktur wurde verwiesen, auf den Arbeitermangel, die Kohlennot und die riesig steigenden Gewinne der Unternehmer. Andererseits profitiere der Arbeiter gar nichts an der flotten Konjunktur. Die geringe Steigerung stehe in keinem Verhältnis zu den ungeheuer- lich gesteigerten Lebensmittelpreisen. Vergleiche man die Löhne und Lebensmittelpreise der Jahre 1900 und 1906, so müßte jetzt, bei gleicher Steigerung der Durchschnittslohn der Bergleute eigentlich 5 Vi. 22'/z Pf. betragen, er betrage aber nur 4,26 M. Darum stünden die Bergleute sich heute um 96>/z Pf. pro Schicht ungünstiger gegen das Jahr 1900. Die Gelsenkirchener   Bergwerksgesellschaft be- schäflige etwa 30 000 Arbeiter, die im letzten Jahre einen Durch- schnittslohn von 1264 M. verdient hätten. Die Gesellschaft habe aber pro Kopf der Arbeiter 1121 M. verdient. Und wenn man die Gebälter aller Beamten noch zu den Betriebsunkosten rechnen wolle, auch alle übrigen Unkosten von dem Gewinn in Abzug bringe, ebenso alle Abschreibungen für Rücklagen, dann habe die Gesellschaft noch pro Kopf der Belegschaft 842 M. verdient. Achnlich stehe es mit dem Gewinn der andern Bergwerksgesellschaften. Das Verlangen der Bergleute nach Lohnerhöhung sei also voll berechtigt. Man möge sich einig sein, Disziplin wahren und Putsche verhüten. Den Anweisungen der Siebenerkommission, die in den nächsten Tagen allen Zechenverwaltungen Deutschlands   die Forderungen zu- stellen werde, müsse unbedingt Folge geleistet werden. Diese Aus- sührungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen, folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die BelegschaftSversammlung der Zeche ,. Kaiserstuhl" erklärt sich nach Anhörung deS Referenten mit der Einreichung der Forderung einer löprozentigen Lohnerhöhung einverstanden, denn diese Forderung ist mit Rücksicht auf die erhöhten Lebensmittel« preise und die erzielten Staatsüberschüsie voll und ganz berechtigt, des ferneren aber auch notwendig, um das gesundheitswidrige Ueberschichtenunwesen zu beseitigen. Des weiteren fordert die Versammlung von den Bergwerksbesitzern und der Regierung Aufbebung der vielfach noch bestehenden Sperre. durch welche den Arbeitern die Freizügigkeit geraubt wird und sie zu Staatsbürgern zweiter Klasse herabgedrückt werden. Ferner erklären alle Anwesenden, mitzuhelfen, daß die große Zahl der Indifferenten für die Organisation gewonnen wird, denn nur ein starker und kräftiger Verband kann die Lage der Berg» arbeiter verbessern. Die Versammelten verpflichten sich, in allen Lagen der Lohn« bewegung nur auf die Anweisungen der Gesamtleitung zu hören und sich zu keinen unüberlegten Schritten verleiten zu lassen, denn nur durch Einmütigkeit und Disziplin kann unsere berechtigte Sache glücklich zu Ende geführt werden." Außerdem fand auch noch folgender Antrag einstimmige An« nähme: In Anbetracht der nunmehr seitens der fünf Verbände ein» geleiteten allgemeinen Lohnforderung nimmt die Belegschaft vor« läufig von lokalen Forderungen Abstand. Die Kommision bleibt bestehen und wird zu geeigneter Zeit die etwa erforderlichen Maß» nahmen treffen." Ein Versuch des Zentrums-Stadtverordneten Blume, die Beleg« schaft zu veranlassen, denAusschuß" mit der Durchführung der Forderung zu betrauen und dem Ausschuß eine Art Vertrauens- votum auszustellen, wurde entschieden zurückgewiesen. Der Ausschuß wird nach wie vor von der Belegschaft nicht anerkannt. Achtung, Weber und Bandwirker! Die Rheinische Möbelstoffweberei vorm. Dahl u. Hunsche wird sehr wahrscheinlich versuchen, durch Inserieren noch einige Weber oder Bandwirker für ihren Neubau zu bekommen. Da dre Arbeiter besagter Fabrik seit 12 Wochen im Streik stehen, ersuchen wir alle Kollegen, ein offenes Auge zu haben und von jeder ihnen zu Gesicht kommenden Annonce sofort Mitteilung zu machen an das Streikbureau, Restaurant Hildebrand, Bannen, Alleestraße 42. Alle arbeitersreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Der Rheinflößerstreik ist, wie uns aus Köln   gemeldet wird. nicht völlig beendet. Es war nur stellenwerse eine Ver- ständigung zwischen den Ausständigen und den Unternehmern er- folgt. Die Glasergehülfen in Aachen   befinden sich in einer Lohn» bewegung. Zuzug ist fernzuhalten. Ein Gelöbnis zum Streikbruch als Festgeschenk. In Jmmenstadt im Allgäu feierte der katholische Pfarrer sein Namenstagsfest im katholischen Arbeiterverein. Dabei entbot der Geselle des Pfarrers, der Kaplan, dem Herrn Präses als Angebinde das Gelöbnis der Mitglieder, niemals an den Arbeiterbewegungen, die fast immer zum Schaden der Arbeiter ausfallen, teilzunehmen". WaS diese katholischen Arbeiter zu der Ab- gäbe dieses Gelöbnisses, wozu sie sicher eine Vollmacht nicht gegeben hatten, gedacht haben, wissen wir nicht, nur das ist bekannt geworden, daß, als der Kaplan kurz vor seiner Rede zur Linderung des Unbehagens infolge über» fiillten Magens ein Gläschen SchnapS trank, einer der katholischen Arbeiter zu einem Kameraden sagte:I brauch koan SchnapS zur Verdauung; uns sind geschtern wieder zwoa Mark abzoga worda." HustancL Der Ausstand der griechischen Eisenbahnangrstrlltm ist beendet. Letzte]\achnchtcn und Depefcbcn, Ein feines Geschäft. Posen, 3. Oktober.<B. H.  ) Die Ansiedelungskommission kaufte das Bohrwerk Gurtschin nebst Villa für 700 000 M. Der Besitzer hat es für 400 000 M. von Polen gekauft. Die russische Kulturschmach. Asch(Böhmen  ), 8. Oktober.  (B. H.  ) Eine aus Jrkutsk hier ein- getroffene junge Dame, welche bei einem dortigen Advokaten als Erzieherin angestellt war. erzählt von furchtbaren Judenmaffakers, deren Schauplatz Jrkutsk und Tomsk   gewesen. Am schrecklichsten seien dieselben in Tomsk   gewesen, wo 400 Juden, darunter viele Frauen, in ein Fabrikgebäude eingesperrt wurden, dann sei das Gebäude an allen Ecken angezündet worden. Viele seien aus den Fenstern ge- sprungrn, wurden aber sofort niedergemetzelt. Auch der große Bazar in Tomsk  , in dem sich viele Juden befanden, sei niedergebrannt worden. In Jrkutsk hätte eine Militäremeute stattgefunden, welche aber von regierungstreuen Truppen niedergeschlagen wurde. 41 Rädelsführer, darunter sechs Offiziere, seien sofort füsiliert worden. Schwerer Unglücksfall beim Radrennen. Paris  , 8. Oktober.  (W. T. B.) Auf der Buffalo-Rennbahn er- eignete sich heute nachmittag ein Unglücksfall. Ein Motorradfahrer stürzte in der Bahn. Die Zuschauer beugten sich über die Rampe. um den Gestürzten zu sehen; in diesem Augenblick kam ein zweiter Motorradfahrer herangesaust, dessen Rad gegen die Köpfe einer An- zahl von Zuschauern stieß. Eine Person wurde getötet, sieben Per- sonen erlitten schwere Verletzungen. Die Hungersnot. Petersburg, 8. Ottober.<B. H.  ) Aus dem Kreise Bugulma  , Gouvernement Samara, erhielt das Rote Kreuz die Nachricht, daß die Not so groß sei. daß die Bauernbevölkeruna nur jeden zweite» Tag zu essen bekommt und zwar mit wertlosen Surrogaten ge- backenes Brot. Kampf gegen Kinder. Odessa  , 8. Oktober.<B. H.  ) Der 14jährige Gymnasiast Siw- schitz, der einen Polizeiinspektor beleidigt hatte, ist vom General- gouverneur für die ganze Dauer des Kriegszustandes aus Odessa  ausgewiesen worden._ Kongreß der Kadetten. Helsingfors  , 8. Oktober.  (W. T. SB.) Auf dem Kongreß der Kadettenpartei kam es zu heftigen Erörterungen über den Re» solutionsentwurf, durch welchen der Kongreß den Wiborger Auf- ruf gutheißt, den gegenwärtigen Augenblick aber zur Durchführung des passiven Widerstandes als nicht geeignet bezeichnet. Bei der Erörterung traten zwei entgegengesetzte Richtungen zutage. Der einen Richtung, welche für die Resolution eintritt, gehören an der Zentralausschutz und die Hauptführer: Miljukow, Dolgorukow, Hessen  , Struwe und Rochitschew; während die andere, die Resolu- tion bekämpfende Richtung sich hauptsächlich aus Provinzdelegierten zusammensetzt. Die Ablehnung der Resolution müßte den Rücktritt de gesamten Zcntralausschusses zur Folge haben. Unter den neu eingetroffenen Delegierten befindet sich Fürst Lwow  . Berantw. Redakteur: HanS Weber, Berlin  . Inseratenteil verantv.: rh. Glocke. Berlin  . Druck u.«erlag: Lorwärt» Buchdr. u. BerlagsantzaU Maul Singer LcTo.. Berlin   S VV. Hierzu 3 Beilage» u. vnterhal'ungsblttt