wole er fich diesen Fragen gegenüber verhalte.( Sehr richtig! rechts.) Nun, der Herr Kolonialdirektor begegnet auf keinen Fall von vornherein bei uns einem Mißtrauen. Warum ich aber nicht das Material aller dieser Fälle ihm übergeben habe, hat seine besonderen Gründe. Herr Dernburg hat naturgemäß feinen Einfluß auf ein schwebendes Verfahren. Ueber die Frage, ob durch Zusammenfebung einer besonderen Kommission aus drei Richtern und einem Staatsanwalt das richtige getroffen ist, wird mein Freund MüllerMeiningen noch sprechen, aber auf jeden Fall habe ich in dem Disziplinarberfahren gegen den nach außen hin genügend kompromittierten Herrn v. Buttkamer Erfahrungen gemacht, die teine Gewähr dafür bieten, daß ein ordnungsmäßiger Spruch dabei herauskommt.( Hört! hört! links.) Die Untersuchung soll sich auf die von Herrn Wistuba neuerdings angegebenen Fälle nicht erstrecken! Ich frage den Herrn Kolonialdirektor, ob es nicht richtig wäre, die Untersuchung auch auf diese Fälle zu erstrecken. Ich bin der Meinung, daß Strömungen gegen Herrn Dernburg vorhanden sind, die ihn hindern, mit der Schärfe vorzugehen, die Mißstände in feinem Ressort zu beseitigen. Dazu kommt, daß Herr Dernburg ſelbſt in einem amtlichen Erlaß schon zu erkennen gegeben hat, daß er die Absicht hat, die unbequmen Mahner, die ununterbrochen sich an ihn herandrängen, einmal gründlich abzuschütteln. schrieb am 19. November 1906 an Herrn Wistuba:
Bescheide."
Das Schreiben lautet weiter:
Er " Auf die an Se. Durchlaucht den Herrn Reichskanzler gerichteten Eingaben gereicht Ihnen auftragsgemäß folgendes zum Ich lege auf das auftragsgemäß den allergrößten Wert, ( Sehr wahr! links) weil ich der Ansicht bin, daß Herr Dernburg das mit seinem Programm der Säuberung nicht vereinigen kann. " Se. Durchlaucht überläßt es Ihrem Ermessen, ob Sie Ihre Beschuldigungen gegen den Bezirksamtmann Dr. Kersting sowie gegen den Gouverneur von Buttkamer, gegen den Gouverneur Grafen von 8ech, den Bezirksamtmann Dr. Bruner und Oberleutnant Rieger der Staatsanwaltschaft übergeben wollen oder nicht. Dementsprechend werden Sie auch in Zukunft zu verfahren haben, da ich mich nicht in der Lage sehe, weiterhin Anzeigen wegen strafrechtlich zu ahndender Vergehen von Ihnen entgegenzunehmen.( Hört! hört! links.) Auch Anzeigen wegen Disziplinarbergehens von Beamten werden diesseits von Ihnen nicht mehr entgegen genommen werden, nachdem weitere gegen Dr. Kersting und andere gemachte Angaben sich als unzuverlässig erwiesen haben. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß in dem letzten von Ihnen mitgeteilten Falle, betreffend angebliche Mißhandlungen eines Kochs durch Dr. Kersting, weder der Name des Kochs, noch sein Aufenthalt, noch der Ort, wo sich der Vorfall zugetragen haben soll, noch auch die Zeit, zu welcher dies geschehen sein soll, noch irgend welche Zeugen benannt worden sind. Ich bemerke noch, daß Ihre Vernehmung in Sachen Dr. Kersting nicht erfolgt ist, weil Sie sich nicht als Augenzeugen angegeben haben. Sollte dies bersehentlich unterblieben sein, so wird um Mitteilung ersucht, damit Sie noch vernommen werden können." Das ist meines Dafürhaltens eine sehr merkwürdige Art, Mißstände aufzudecken.( Sehr richtig! links.) Wistuba mag mit noch so neuen substantiierten Angaben kommen: diesen Eingaben wird einfach nicht stattgegeben. Dieser Brief läßt erkennen, daß auch Herr Dernburg von den Strömungen, die den weiteren Ausbau dieser Untersuchungen hintanhalten wollen, nicht ganz unberührt geblieben ist.( Sehr richtig! links.) Deshalb möchte ich die Bitte an ihn richten, sich diesen Einflüssen doch so viel als möglich zu entziehen. Denn das Vertrauen des Hauses basiert darauf, daß er zu erfennen gegeben hat, er wolle unerbittlich einschreiten. Ueber Dr. Kersting wird mir mitgeteilt, daß er einen Häuptling mit dem Revolver hat erschießen lassen, ihm den Kopf hat abschlagen lassen und diesen als Trophäe in seinem eigenen Efzimmer an einer Schnur aufgehängt hat!( Lebhaftes Hört! hört! und Pfuirufe lints.) Ich möchte fragen, ob dieser Fall bereits untersucht worden ist. Dr. Bruner hat auf den Kopf eines Eingeborenen zunächst einen handfesten Stock zerschlagen, ihn dann auf den steinernen Fußboden geworfen und ihm 25 Siebe aufzählen lassen. Ein Hauptmann, der Augenzeuge dieser unglaublichen Brutalität war, soll auf das höchste darüber entrüstet gewesen sein. Einen anderen berichtet worden war, hat er einfach erschießen lassen, ohne eine Untersuchung des Falles!( Spört! hört! lints.) Ich glaube nicht, daß das eine geordnete Justiz genannt werden kann. Interessant ist es mir gewesen, zu erfahren,
wie man Gouverneur wird.
( Seiterkeit), habe ich bei mir. In bezug auf meine Idee der Selbstverwaltung der Kolonien hat Herr Bebel mich mißverstanden. Ich habe betont, daß ich keine Selbstverwaltung fenne, welcher nicht auch eine Selbsterhaltung zugrunde liegt, so daß also das Reich nicht in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Für die Wiedergabe Die Aussperrung in der Doblerschen Hartgummi- und Zelluloiddessen, was ich in Lüdenscheid gesagt habe, hat sich Herr Bebel warenfabrik, Hochstraße, scheint von der Firma felbst als ein recht zweifellos auf verkürzte Preßäußerungen gestützt. Ich habe aus- unüberlegter Streich ihrerseits betrachtet zu werden. Sie wendet sich geführt, in diesem hohen Hause habe Herr Ablaß erklärt, der Be- jetzt unter der Hand an die entlassenen Arbeiter und sucht sie einzeln zirksamtmann v. Brauchitsch habe öffentliche Gebäude in nicht zu wieder in den Betrieb hineinzuziehen. Aus dem ganzen Gebaren billigender Weise verwendet, ein Widerspruch gegen diese Be- der Firma geht hervor, daß es ihr bei ihrer ersten Aussperrungshauptung sei vom Bundesrat nie erfolgt, auch sei keine Unter- drohung lediglich um einen Einschüchterungsversuch zu fuchung eingeleitet worden. Es stehen Zeugen zur Verfügung, tun war, um dadurch die par streikenden Hartgummiarbeiter der welche die Richtigkeit dieser Behauptung unter ihrem Eide jeder- technischen Abteilung zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. zeit bestätigen fönnen. Dies halte ich im wesentlichen auch außer Offenbar glaubte die Firma, die Arbeiter der übrigen Abteilungen halb dieses Hauses aufrecht.( hört! hört! links.) würden infolge der Aussperrungsdrohung auf ihre streitenden Präsident Graf Ballestrem: Die Sigung ist wieder eröffnet. Kollegen der technischen Branche derartig einwirken, daß diese sofort Das Wort hat der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. ihren Streit beendeten. Als dies jedoch nicht geschah und nach Lage Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Tschirschky: der Sache auch nicht geschehen konnte, da stand die Firma Dobler Ich will die Situng nicht zu Ende gehen lassen, ohne Herrn vor einem Dilemma. Sollte sie nun ihre durch nichts begründete Aus Bebel auf seine Angriffe in Sache Peters zu antworten. Ich kann sperrungsandrohung zurückziehen und sich damit eine vermeintliche folgendes feststellen: Im Mai 1905 wurde durch ein Gesuch von Blöße vor ihren Arbeitern geben, oder sollte sie mit Rücksicht auf vielen Mitgliedern verschiedener Fraktionen des Reichstags und ihre ebenfalls vermeintlich in Frage gestellte Autorität die Staisers für Dr. Peters angerufen, ihm die Führung des Titels begriffen heraus das lettere, so unangenehm und überraschend ihr des preußischen Abgeordnetenhauses die Gnade Sr. Majestät des Aussperrung vornehmen? Sie wählte aus falschen AutoritätsReichskommissar" zu gestatten und ihm eine Pension zu bewilligen. dieser Entschluß auch selbst vorgekommen sein mag. Daß nun die Das Gesuch wurde im Jahre 1905 dahin beschieden, daß das Er- Arbeiter, da sie doch auf eine geradezu leichtfertige Art gemeinsam fenntnis des Disziplinargerichts vom 15. November 1897 mit Bezug aufs Pflaster gesetzt worden sind, jetzt nicht einzeln, fondern ebenauf den Verlust des Titels aufgehoben, die weiter be- falls nur wieder gemeinsam den Betrieb und damit ihre alten antragte Gewähr der Pension aber abgelehnt wurde. Von einer Arbeitspläge betreten wollen, ist einfach selbstverständlich. Sie halten an der zuständigen Stelle kann nach Lage der Sache nicht die Rede begriffen der Firma in der gewünschten Art Rechnung zu tragen, unzulässigen Einwirkung der Unterzeichner des Gnadengefuches es deshalb auch für unangängig, den übertriebenen Autoritätssein. Die Begnadigung ist erfolgt in Ausübung eines umsoweniger, als von ihnen keinerlei Forderungen an die FabrikSr. Majestät verfassungsmäßig zustehenden Rechtes. Ich muß es leitung gestellt waren. Die Firma hat es mithin ſelbſt in der ablehnen, mich auf eine Diskussion darüber einzulassen. Hand, ihren durch nichts gerechtfertigten Schritt und die damit verPräsident Graf Ballestrem: Das Wort hat Abgeordneter bundene selbstverschuldete Geschäftsschädigung wieder gutzumachen, Singer. indem sie die gänzlich unmotivierte Aussperrung einfach wieder rüdAbg. Singer: Ich beantrage die Bertagung. gängig macht und sämtliche Arbeiter gemeinsam wieder einstellt. Das Haus beschließt demgemäß. Achtung! Marmorarbeiter!
Es folgen weitere persönliche Bemerkungen.
Abg. Ledebour( Soz.):
-
Die Steinarbeiter der Firma Deutsche Steinindustrie stehen im Solidaritätsstreit. Wir ersuchen Arbeitsangebote, auch für Der Vorstand.
Deutfches Reich.
Ein christlicher Unternehmer.
Ausführungen von gestern flarzustellen, seine Bezichtigung einfach Sülfsarbeiter, abzulehnen. Der Herr Kolonialdirektor hat am Anfang der Sizung, um seine wiederholt. Nachdem ich erst mit Hinweis darauf, daß ich wegen dieser Angelegenheit, um die es sich handelt, als Zeuge vor dem Untersuchungsrichter vernommen bin, nachgewiesen habe, daß diese Bezichtigung des Kolonialdirektors ebenso ungerecht wie taktlos war, macht die Wiederholung heute durchaus den Eindruck der jenigen Art von Beharrlichkeit, die den Hausierern nachgerühmt wird( Heiterkeit links), diesen Edelsten der Nation", die, wenn fie vorne herausgeworfen werden, durch die Hintertür grinsend wieder hineinkommen.( Große Heiterkeit.) Im Anschluß an diese Bemerkung gestatte ich mir eine kurze Richtigstellung eines Teiles meiner gestrigen persönlichen Bemerkungen: Ich habe er klärt, die Nationalliberale Korrespondenz" habe geschrieben, daß mein Fraktionsgenosse Bebel mit dem Briefe des Kolonialdirektors an mich hausieren gehe. Ich kam dazu, weil der Titel der Korrespondenz Nat. Korr." hieß. Nachträglich bin ich darüber aufgeklärt worden, daß sich diese Abkürzung auf eine gewisse National- Korrespondenz" bezieht, die mir bis dato vollkommen unbekannt war. Selbstverständlich nehme ich alles, was ich gegen die Nationalliberale Korrespondenz" gesagt habe, hiermit zurück und übertrage es auf die„ National- Korrespondenz". Der Herausgeber der„ National- Korrespondenz" soll sein. Präsident Graf Ballestrem: Das gehört nicht mehr in den Rahmen einer persönlichen Bemerkung.
"
"
Abg. Dr. Arendt( Rp.):
bis jetzt die moderne Gewerkschaftsorganisation noch keinen Eingang In der Mechanischen Baumwollspinnerei Gaustadt- Bamberg hat finden können. Die Leute sind außerordentlich fromm und gehören dem christlichen Textilarbeiterverband an. Auch der Direktor der Fabrit, Herr Semlinger. ist sehr fromm und Ehrenmitglied der christlichen Organisationen. In dieser Eigenschaft fühlt er sich als„ Kollege" der Arbeiter, solange der Geldbeutel nicht in Frage kommt. Kürzlich erlaubte sich der chriftliche Textilarbeiterverband, unter Hinweis auf die Lebensmittelteuerung um eine kleine Aufbefferung zu bitten. Da war sofort die kollegialität" beim Teufel. Am schwarzen Brette erschien ein Anschlag des Herrn Direktors, daß er den christlichen Verband nicht als den berufenen Vertreter der Arbeiter anerkenne und jede Berhandlung mit ihm ablehne. Die Direktion werde den Arbeitern weiter nichts gewähren als eine " Teuerungszulage" für das ganze Jahr 1907, und zwar in der Höhe eines Lohnes für drei Wochen. Den Hinweis auf die Teuerung beantwortete er damit, daß Mehl, Brot, Kaffee nicht teurer geworden feien, die Arbeiter sollen sich also mehr an Brot und Kaffee fatt effen. Die christliche Organisation ist durch diese Antwort so perpleg geworden, daß fie bis jetzt noch nicht die Sprache wieder ge funden hat. Ausland.
kommen, der im allgemeinen auch den Angestellten annehmbar erscheint, jedoch von ihrer Versammlung, die in der Nacht zwischen Mittwoch und Donnerstag stattfand, mit 442 gegen 13 Stimmen abgelehnt wurde, und zwar weil er auf fünf Jahre gelten sollte. von 110 bis 140 Stronen nur auf 3 Jahre binden und verlangen, Die Angestellten wollen sich zu den vorgeschlagenen Monatslöhnen daß, wenn der Tarif auf 5 Jahre abgeschloffen wird, für die beiden letzten Jahre eine Erhöhung um 5 Proz. festgesetzt werde. Sie haben nun vorgeschlagen, daß die Streitfrage einem Schiedsgericht überwiesen werde.
Ich kann nicht im Rahmen einer persönlichen Bemerkung den Fall Peters Klarstellen. In der nächsten Sigung werde ich nachLohnbewegung der Straßenbahner in Stockholm . bekannt, von ihm vorgebracht und durch wiederholte Unter- holm verlangen Verbesserungen ihrer Lohn- und Arbeitsweisen, daß Herr Bebel nichts vorgeführt hat, was nicht längst Die Angestellten der Neuen Straßenbahngesellschaft in Stodfuchungen zugunsten Peters entschieden worden war( Widerspruch bedingungen. Durch langwierige Berhandlungen ist nun zwischen bei den Sozialdemokraten), ehe Herr Bebel durch einen Tuder- den Vertretern der beiden Parteien ein Tarifvertrag zustande geBrief eine dritte Untersuchung herbeigeführt hat. Die Herren Abgg. v. Kardorff und Graf Arnim sind durch persönliche Verhältnisse verhindert, an der Sibung teilzunehmen und können sich gegen die schweren persönlichen Angriffe des Herrn Bebel nicht doch eigenartig ist, daß, nachdem 1896 dieje Angelegenheit sich zuverteidigen. Und zum Fall Hellwig möchte ich hervorheben, daß es getragen hat, im Jahre 1906 aus Anlaß dieses Vorfalles die Abberufung des Herrn Hellwig erfolgt sein soll. Ich bin selbstverständlich nicht dafür verantwortlich, was Herr Hellwig erzählt hat, auch nicht etwa für das, was Herr v. Richthofen Hellwig gefagt haben mag. Ich habe niemals mit einem Vorgesezten des Herrn Hellwig in dem Sinne einer Abberufung des Herrn Hellwig aus seinem Neue Verfolgungen gegen die Gewerkschaften in Petersburg . Amte gesprochen.( hört! hört! rechts.) Dagegen habe ich niemals Die Wahlagitation der Sozialdemokraten unter den Mitgliedern ein Hehl daraus gemacht, auch nicht hier im Reichstage, daß ich der Gewerkschaften dient als Vorwand für die neuen gegen die Herrn Geh. Rat Hellwig für den Träger des falschen Kolonial- Gewerkschaften gerichteten Verfolgungen. Von den nach dem systems halte und seinen Abgang wünsche. Ob der Rücktritt des Gewaltstreich des 10. August übriggebliebenen Verbänden wurden Herrn Hellwig vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß ich hier im neulich auf Befehl des Stadthauptmanns der Verband der Färber Reichstage den Brief des früheren Leutnants Bronsart v. Schellen- und die städtischen Abteilungen des Metallarbeiter- Berbandes gedorf berlesen habe, der Hellwig beschuldigt, ihn zu den Sozial- schlossen; ferner wurden die Redaktionsräume des Metallarbeiter" demokraten mit Material gegen Dr. Peters geschickt zu haben, das von der Polizei versiegelt und am 23. November in der Redaktion entzieht sich meiner Beurteilung. Ich habe den Brief nur als des Gewerkschaftsboten"( Bentral- Organ der Petersburger GeBeweis angeführt dafür, daß der Zeuge Bronsart v. Schellendorf wertschaften) eine Haussuchung vorgenommen, wobei der Redatunglaubwürdig ist. Jedenfalls muß ich es ablehnen, irgend eine tionssekretär, eine Kontoristin und zufällig anwesende haltung beobachtet zu haben, die Herrn Bebel auch nur annähernd Redakteur des„ Blatt der Bäcker und Konditoren" verhaftet wurden. zu solchen Hassesausbrüchen Berechtigung gegeben hätte.( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Zur Kritik von Reichsbeamten sind wir alle berechtigt. Herrn Ablaß möchte ich darauf hinweisen, daß ich in der Molkereistation selbst gewesen bin, die einen außerordentlichen Viehreichtum enthält, und daß ich dort recht viel Butter ge= gessen habe.( Große Heiterkeit.) In bezug auf den Fall Liebert, bei dem ich zufällig gewesen bin, weiß ich, daß Herr Liebert nicht als Gesandter, sondern als Militärinstrukteur nach China gehen sollte. Päsident Ballestrem : Das ist nicht persönlich; das können Sie
Ein recht merkwürdiger Fall ist der folgende: 1896 meldete sich ein Regimentskommandeur aus Frankfurt a. Oder, Liebert, beim Reichstanzler Fürsten Hohenlohe als kaiserlich deutscher Gesandter für China . Der Remoirenfürst( Heiterkeit) und das Auswärtige Amt waren sehr erstaunt. daß sich ihnen plötzlich ein Gesandter präsentierte, von dessen Ernennung sie bis zur Stunde noch keine Ahnung hatten.( Hört! hört! Inte) Liebert erklärte, daß Seine Majestät der Kaiser ihn persönlich zum Gesandten ernannt habe!! Das war nun eine pretäre Situation für das Auswärtige Amt. Denn man hielt Herrn Liebert nicht für geeignet für einen so verantwortungsvollen Posten. Schließlich fand man einen Ausweg und Herr Liebert wurde zum Gouverneur von Ostafrika ernannt! ( Große Heiterfeit und Hört! hört! links.) Das ist so ein fleines Bild vom persönlichen Regiment. Demgegenüber müßte doch eigentlich einmal Fraktur geredet werden. Herr Liebert muß in der Tat ein ungeheuer tüchtiger Mensch gewesen sein, nicht nur als Verwaltungsbeamter, sondern auch als Landwirt. Er ließ eine Molkerei- Versuchsstation einrichten und zu diesem Zwecke durch Sprengung auf einem Berg ein Plateau herstellen. Und nun mußten die Eingeborenen den nötigen Vorrat an Humus heranschaffen. Der nächste Regen hat die ganze Geschichte weggeschwemmt.( Seiterkeit.) Nun sah man ein, daß die Station doch etwas geschütter angelegt werden müßte, und man verlegte fie an einen Abhang. Als man da schon Algäuer Bugbieh hingeschafft hatte, hatte man vergeffen, das nötige Heu mitzunehmen ( Große Heiterkeit) und das Vich trepierte. Eine zweite Sendung Wieh hatte den Erfolg", daß die Kühe teine Milch gaben.( Ab- übermorgen sagen.( Heiterkeit.) geordneter Arendt: Wer hat Ihnen denn das alles erzählt?) Auch in der Budgetkommission ist darüber gesprochen worden, wie es mit dieser Versuchsstation stände. Es stellte sich heraus, daß große Zuschüsse notwendig seien. Schließlich wurde mitgeteilt, daß die Station verpachtet sei. Herr Dr. Seit wurde über den Pachtzins gefragt und hat es nicht gewußt. Mir wird mitgeteilt können es jetzt ja hören daß der Pachtzins eine blanke Mart beträgt!( Große Heiterkeit. Buruf des Abgeordneten Arendt.) Sie werden ja aus Ihrer ganzen Kenntnis der Verhältnisse wahrscheinlich die Sache richtigstellen" tönnen. Ich glaube nur, daß Ihre Richtigstellung wieder so zuverlässig sein wird wie im Falle
Peters.
-
-
-
wir
Nach alledem komme ich zu dem Resultat, daß die wirtschaftlichen Aussichten für die Kolonien doch nicht ganz so günstig find, wie der Kolonialdirektor sie geschildert hat. Jedenfalls hat der Assessorismus und Bureaukratismus dort glänzend
Schiffbruch
gelitten. Wir werden mit aller denkbaren Entschiedenheit und Gründlichkeit den Mißständen weiter auf den Grund gehen.( Lebhafter Beifall links.)
Hierauf vertagt sich das Haus.
Es folgen persönliche Bemerkungen.
Abg. Bebel( Soz.):
Dem Abg. Dr. Arendt gegenüber bemerke ich, daß weder direkt
"
der
Letzte Nachrichten und Depeschen.
Verstorbener Abgeordneter.
Köln , 1. Dezember. ( W. T. B.) Wie die„ Kölnische Volkszeitung" meldet, ist der Landtags- und Reichstagsabgeordnete Breuer, Vertreter des Wahlkreises Bergheim - Euskirchen ( Zentrum) auf Gut Groß- Mönchshof bei Niederaußem im Alter von 75 Jahren gestorben.
Der gestörte Landfrieden.
noch indirekt jemals Leutnant Schellendorf oder Geh. Rat Hellwig gericht wurde heute der Prozeß wegen der Streikausschreitungen Nürnberg, 1. Dezember. ( W. T. B.) Vor dem hiesigen Schwurmit meiner Bartei irgendwelche Beziehungen gehabt hat. Weiter in der Regensburgerstraße am 23. und 24. August d. J. verhandelt, will ich bemerken, daß sowohl Herr Erzberger wie Herr Eickhoff die ein Eingreifen des Militärs notwendig machten. Die Anmir bestätigt haben, daß das, was ich über die Entlassung des Geh. Rats Hellwig ausführte, richtig ist. Abg. Ablak ( fri. Vp.): Herr Dr. Arendt hat einen Lapjus begangen. Präsident Graf Ballestrem: Die Lapsus des Abgeordneten Arendt sind nicht Gegenstand einer persönlichen Bemerkung des
Bronsart v. Schellendorf noch daß Herr Hellwig Herrn Bebel Abg. Dr. Arendt( Rp.): Ich habe weder behauptet, daß Herr Material zugetragen haben, sondern habe nur von einem Briefe des Herrn Bronsart v. Schellendorf gesprochen, in dem dies behauptet ist.
Abg. Erzberger( 3.): Herr Bebel hat gesagt, ich hätte das jenige, was er auf der Tribüne erzählt hat, ihm im Privatgespräch bestätigt, obwohl die Mitteilung von mir selbst nicht ausgegangen sei. Ich kann das nur vollkommen bestätigen.
( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)
Präs. Graf Ballestrem: Damit wir am Montag endlich mit der Sache fertig werden, beraume ich die nächste Sißung ausnahmsweise statt auf 3 auf 1 Uhr nachmittags an.
geklagten, Lackierer Rodler, Schreiner Scheuerlein und Installateur Völkel von Nürnberg sind beschuldigt, auf die Echuhleute Steine geschleudert, beziehungsweise am Bombardement auf Fensterscheiben sich beteiligt zu haben. Völkel wurde wegen Landfriedensbruches zu 7 Monaten Gefängnis, und Rodler wegen Aufruhrs zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Scheuerlein wurde freigesprochen.
Hauseinsturz.
Brüssel, 1. Dezember. ( B. H. ) Heute mittag stürzte in der Vorstadt Anderlacht ein Gebäude ein, welches zu einer Kapelle gehörte. Vier darin beschäftigte Arbeiter wurden verschüttet, zwei schwer verletzt. Der Unfall wurde auf Unterspülung der Uma fassungsmauern zurückgeführt.
Neue Opfer für die Freiheit. Kronstadt , 1. Dezember. ( W. T. B.) In dem Prozeß gegen die der Meuterei angeklagten Matrosen fällte heute das Militärgericht seinen Spruch. Er lautete für 683 Angeklagte auf Zwangs= arbeit in Strafbataillonen und Gefängnissen, für die übrigen 117 I auf Freisprechung.
Abg. Erzberger( 8.): Herr Bebel hat behauptet, ich hätte dem Kolonialdirektor mein ganzes Material übergeben. In der Tat habe ich ihm nur ein Verzeichnis derjenigen Fälle übergeben, ich welchen ich um Aufklärung bitte. Das Attenmaterial, soweit es mir nicht die freundliche Staatsanwaltschaft abgenommen hat Berantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inferatenteil verantw.; E. Glode, Berlin . Drud u. Berlag: Borwärts Buchdr. u. Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.
Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Beratung. Schluß 3% Uhr.
Hierzu 6 Beilagen.