Einzelbild herunterladen
 
sich auch auf Deutschland   beziehe. In diesem Artikel wurde der Tatbestand d«§§ 110, III und 130 gefunden. Alle drei An­geklagten hatten Revision eingelegt: der Angeklagte Frauböse war selbst erschienen und begründete in längerem Vortrag daS Rechtsmittel.   Der R e i ch s a n lv a l t beantragte die Aufhebung des Urteils. Bedenklich sei die Feststellung, datz Müller sich durch die Abfassung resp. Einsendung des einen Artikels an der Verbreitung mitschuldig gemacht habe. Durch den§ 110 würden in erster Linie Buchhändler, Kolporteure usw. getroffen, und die Verfasser konnten Nur als Gehülfen oder Anstifter in Frage kommen. Im übrigen sei der Tatbestand des Kill nicht ausreichend festgestellt und zu Unrecht Idealkonkrirrenz zwischen§110 und Iii angenommen worden. DaS Reichsgericht hob daS Urteil auf und verwies die Sache an da-Z Landgericht zurück. Mit den Ausführungen des Reichsanwalts erklärte sich das Reichsgericht im wesentlichen einverstanden. Nur pflichtete es nicht der Ansicht bei, daß der Verfasser nicht als Ver- breiter anzusehen sei. Wer nichts weiter tue als einen Artikel zu verfassen, könne allerdings nicht nach§ III verurteilt werden; wenn er aber mehr tue und das sei hier gegen Müller festgestellt, nämlich, daß er den Artikel eingesandt habe in der Absicht, ihn zum Druck gelangen zu lassen, dann könnte er zweifellos als Mittäter angesehen werden. Demnach ist das Urteil im wesentlichen aus mehr formalen Verstoßen aufgehoben. Weit mehr als diese verstößt die Fest- stellung, daß durch Schinipfereien auf Sozialdemokraten oder durch Angriffe gegen Müßiggänger und Schmarotzer verschiedene Klassen der Bevölkerung in einer den öffentlichen Frieden ge- fährdenden Weise zu Gewalttätigkeiten angereizt seien. Weder Schmarotzer und Müßiggänger noch Sozialdemokraten sind eine 5110112 der Bevölkerung. Den tatsächlichen Verhältnissen schlägt ferner vollends ins Gesicht, daß Sozialdemokraten sich durch Schimpfereien, wie sie Anarchisten undOrdnungsleute" tagtäglich exekutieren, zu Gewalttätigkeiten reizen lassen. Mit Recht haben andere Gerichte solcheFeststellung" als den tatsächlichen Verhält- nisseu widerfprechend abgelehnt. Billigt man aber die vom Land» gericht I   aufgestellte entgegengesetzte weltfremde Anficht, so ist schlechterdings kein Grund abzusehen, warum denn gerade anarchistische und nicht Blätter vom Schlage derPost" und der- gleichen, die von ödeu Schimpfereien und Verleumdungen gegen die Sozialdemokratie üDMießen, nicht verurteilt, ja nicht einmal angeklagt werden. Wlärlich wird die falsche rechtliche Beurteilung durch die zutreffende Annahme, der Klassenanreizungsparagraph, der Rcvolutionsparagraph", wie ihn der Abg. Porzig nannte, verdankt lediglich politischen Erwägungen seine Entstehung und könne deshalb lediglich aus parteipolitischen Gründen in Belvegung gesetzt werden und sich nur gegen die Parteien wenden, deren Richtung der herrschenden Klasse nicht behagt. Der§ 130 des Strafgesetzbuches ist der Tendenzparagraph in schärfster Weise. Warten wir ab, ob nun endlich auch das Berliner   Gericht seine Unanwendbarkeit auf die zur Anklage gezogenen Fälle zugeben wird. Die Zustände im südwestafrikanischen Expeditionskorps. In Nr. 141 desVorwärts" vom 21. Juni hatten wir im An- schlug an eine Reihe von Klagen über schwere Mißstände, unter denen nach Nachrichten auS den Reihen in Afrika   kämpfender Sol- baten diese zu leiden haben, amtliche Auskunft über die an die Oeffentlichkeit gebrachten Zustände in Südwestafrika gefordert. Die von uns zum Reden aufgefordertenNordd. Allg. Ztg." undReichs­anzeiger" haben bis heute noch kein Sterbenswörtchen Aufklärung gebracht. Dem Reichstag ist zwar die famose Dernburgsche Denk- schrift über die Größe des in Südwestafrika vermeimlich investierten deutschen   Kapitals zugegangen. Aber nicht eine Zeile über die in die Oeffentlichkeit gedrungenen Klagen der Soldaten, die einen in Afrika   kämpfenden Soldaten zu dem Bekenntnis brachten: Das eine ist sicher, wer von«üdwestafrika helmkommt, der kommt als Sozialdemokrat h e i m". ist den ReichstagSboten zugegangen. Ist denn die Reichstags- Mehrheit nur zur Bewilligung von Hunderten von Millionen auS der Tasche der arbeitenden Klasse, aber nicht zur Kenntnisnahme der Leiden der einfachen Mannschaften da? Sind etwa auch diese Leiden mir einepreußische" Angelegenheit? Aufklärung, volle Auf- klärung ist dringend notwendig. Und, da die Regierung eine Klar- stellung nicht vorgenommen hat, so möchten wir zu einer solchen Klarstellung nach Möglichkeit beitragen. Einen Weg hierfür hat uns die Staatsanwaltschaft gezeigt. Sie hat unseren verantwortlichen Kollegen vom Gericht zwecks'Erhebung einer Anklage wegen vermeint- sicher Beleidigung der Verwaltung vernehmen lassen. Genosse Weber hat den Antritt des Beweises dafür, wie die Zustände in Südwestafrika tatsächlich liegen, sich für die Hauptverhandlung vorbehalten. Wir ersuchen Genossen, dieKenntnis von der Art der Behandlung deutscher Soldaten in Südwestafrika, insbesondere auch über die Art der Liebesgaben- Verteilung haben, uns die Beweisstücke hierfür sz. B. Briefe) übermitteln z» wollen. Daß wir Zeugen, die noch in Dienst sind oder nicht als Zeugen benannt fem wollen, nicht nennen werden, ist selbstverständlich. Aber auch Briefe, die von solchen Zeugen geschrieben sind, ersuchen wir uns zustellen zu wollen, ohne daß die Briefschreiber ! genannt tverden, werden wir dann die Postsachen unter Beweis tellen. ES gilt ein möglichst umfangreiches Bild über die wirklichen Zustände im siidwestafrikanischen Expeditionskorps vor Gericht zu entrollen, damit Mißständen nach Möglichkeit für die Zukunft vor- gebeugt wird. HiiBland. Frankreich  . Die Marokkodebatte. P a r i s, 6. Dezember.(Eig. Ber.) Das Ergebnis der heutigen Verhandlung ist ziemlich be- friedigend. Die Rede Pichons kann als Zeugnis dafür an- gesehen werden, daß sich die Regierung ihrer Verantwortung bewußt geworden ist und daß sie nichts unternehmen will, tvas zu einem Konflikt mit einer der Signatarmächte von Alge- ciras Anlaß geben könnte. Die Note, in der Frankreich   und Spanien   den anderen Regierungen ihren Aktionsplan bekannt gegeben haben, hat bei ihnen keine Einwendung hervorgerufen. Die beiden intervenierenden Staaten sagen zu, die Landung nur in dringendem Notfall ausführen zu wollen. Als deren Zweck wird ausdrücklich die Vorbereitung zur Erfüllung des von der Konferenz erteilten internationalen Mandats be- zeichnet. Die Souveränität des Sultans soll vollkommen ge- wahrt werden. Die zwei Mächte wollen nur die in Algeciras  beschlossene Organisation der unter europäischen   Offizieren stehenden Polizei sichern. Pichon hat mit seiner Rede einen nicht unverdienten Er- folg errungen. Er sprach sachlich, klar und ohne die Mätzchen, mit denen die Leiter der auswärtigen Politik in den ver- schiedenen Ländern ihre staatsmännische Weisheit in mysti- schem Glänze leuchten lassen wollen. Dabei war seine Auf- gäbe nicht leicht. Ter französischen Aktion in Tanger   liegen zwei Motive zugrunde. Einerseits beruft sich Fraükreich auf die Unsicherheit in dieser Stadt und auf die Uebergriffe Raisulis, andererseits hat Pichon neulich darauf hingewiesen, Frankreich   müsse die bei fortschreitender Anarchie mögliche Intervention einer fremdenMacht" verhindern. Damit ist natürlich Deutschland   gemeint. Die französische   Diplomatie war soinit in der sonderbaren Lage, Deutschlands   Zustimmung zu einer Aktion zu verlangen, deren Ursache das Mißtrauen gegen Deutschland   selbst bildete! Indes wird diese nicht unbedenkliche Situation voraus- sichtlich eine alle Teile befriedigende Losung finden, und man darf vielleicht gar erivarten, vom ganzen leidigen Morokko- Problem einige Zeit nichts mehr zu hören. Daß die Völker eine Regierung nicht ertragen würden, die sie um Marokkos  willen in einen Krieg stürzen wollte, hat man wohl hüben wie drüben begriffen, und auch die deutsche Diplomatie wird hoffentlich verstehen, daß sie die Fehler der letzten Jahre nicht wiederholen darf. Sie hat übrigens auch gar keinen Grund, sich über eine Aktion aufzuregen, die eigentlich durch ihre un- nützen Kosten die französischen   Steuerzahler am empfindlichsten trifft; denn zu der Viertelmilliarde, die der Marokkorummel Frankreich   schon im vorigen Jahre gekostet hat, kommen jetzt noch etliche weitere Millionen, und die Kapitalisten der mit der Armee- und Marinevertvaltung in Geschäftsbeziehungcn stehenden Industrien sehen neue Profite voraus. Daß die Regierung der Kammer außer bei den Sozia- listen keinen ernsten Kritiker und Gegner gefunden hat, kann niemand wundernehmen, der die Zusammenhänge der bürger- lichen Politik mit den kapitalistischen   Interessen und anderer- seits die Psychologie des Kleinbürgertums ins Auge faßt. Mit Ausnahme von Jaur�s' Rede war nebenbei bemerkt die gestrige Debatte auch ganz uninteressant und un- bedeutend, so daß den übrigen Rednern(Boni Castellane, Hubert, Deschanel usw.) kein Unrecht geschieht, wenn wir nur aus der Rede Jaurös' im folgenden die beachtenswertesten Sätze wiedergeben, in denen er die deutsche Politik charakterisierte: ... Ich habe von unmittelbaren Gefahren gesprochen, die das marokkanische Problem in sich birgt. Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß niemals die Welt die Weisheit aller Völker, die Weisheit aller so nötig gehabt hat. Deutschland   ist rätselhaft, verdüstert und empfindlich. Es hat in der Ge- schichte seiner großen idealistischen Bewegungen viel Leid er- fahren. Es hat die Reformation geschaffen. Die Reformation hat es zerrissen und dem 30jährigen Kriege preisgegeben. Durch den Mund seiner Denker hat es z u e r st die französische  Revolution begrüßt. Die Bewegung und das Ueberwallen der vom Zäsar bezwungenen und gezähmten Revolution hat für Deutschland   neue Invasionen zur Folge gehabt. Da warf es sich der realistischen Politik, der Politik der Gewalt, in die Arme, und von der brutalen Gewalt, von der Gewalt von Eisen und Feuer forderte es endlich die Durchsetzung seiner Einheit. Aber es hat sich unter allen Völkern Europas   als letztes konstituiert, es nahm die Gewalt zu Hülfe in einer Welt, die der Gedanke der französischen   Revolution bereits mit der Idee des Rechts durchdrungen hatte, und die Wunden, die es sich zugefügt hat. waren viel tiefer, wurden schmerzlicher empfunden als jene, die die haltlosen Völker vor der revolutionären Verkündigung des Menschenrechts und des Rechts der Nationen einander zufügten.... Daher stammt das dumpfe Mißbehagen, das der Aufstieg des militärischen Deutschland   über Europa   gebreitet hat. Zur gleichen Zeit, in der Aera der großartigen Expansion seiner industrielle» und wirtschaftlichen Kräfte fand Deutschland   die Welt schon besetzt. So gruppierten sich rings um dieses Land Mißtrauen und Rivalität. Nun belauert es empfindlich, unruhig, düster alle Ereignisse, ungewiß, ob daraus keine 5?onflikte entstehen werden, ungewiß, ob die unverantwortliche Ge- w a l t, die es regiert, nicht plötzlich die Schwierigkeiten ver- schärfen werde. Augenblicklich, in der jetzigen Stunde, kämpft die öffentliche Meinung Deutschlands   mit dieser Angst. Es wäre der schiverste Fehler, es wäre der größte Wahnsinn: be- unruhigten Regimingen den Vorwand zu nein, ich spreche nicht von Gewalttaten aber zu Beschwerden, zum Schmollen zu geben. Wir haben so war wenigstens die Meinung eine solche Periode des Unbehagens durch- gemacht. Es sind Fehler von beiden Seiten gemacht worden: Unklugheit und Nachlässigkeit war auf unserer Seite, Brutali- tät aus der anderen. Ein Konflikt schien zu drohen. Er wurde durch die Konferenz beigelegt, unter der Bedingung, daß die einen wie die anderen sich an diese halten und nicht versuchen, die gegenseitigen Konzessionen zu vermindern oder zu ver- stärken... Amerika. Noosevekts Haltung gegenüber Japan   hat in weiten Kreisen einen Sturm des Unwillens hervorgerufen. Fast die ganze Presse nimmt gegen ihn Stellung und kritisiert die betreffenden Stellen in seiner Botschaft sehr scharf. Viele im politischen Leben stehende Männer sprechen sich unumwunden dahin auS, daß der Präsident kein Recht habe, Kalifornien   Vorichriften zu machen, wenn dieser Staat sich weigere, den Japanern Zutritt zu den Schulen der Weißen zu gewähren. DerNew Dork Herald sagt, Japan   begehe einen großen Irrtum, wenn es Roosovelts Ansicht als die Meinung der anierckanischen Nation betrachte. In einem Streite Japans  mit Kalifornien  , so heißt es weiter, stehen alle Staaten der Union  aus Seite Kaliforniens  , ganz gleickigültig, ob Japan   im Rechte sei oder nicht! Es errege das höchste Befremden aller Bürger, zu sehen, daß ihr Präsident öffentlich Partei für Japan   nehme. In den Staaten am Stillen Ozean  , wo Japaner zu Tausenden leben und nirgends gern gesehen sind, ist die Entrüstung über Roosevelt   am größten. In Alder, einem Orte im Staate Washing- ton, wurden die Japaner am Mittwoch von einem Pöbelhaufen mit Gewalt vertrieben. Der Amerikaner betrachtet die Japaner ebensowenig als voll» wertig und gleichberechtigt wie die Chinesen und die Neger; er verkehrt nicht mit ihnen und will sie nicht dulden in den Schulen noch in anderen öffentlichen Instituten der Weißen. Dagegen empört sich natürlich das Selbstgefühl der Japaner, und bei der wachsenden Zahl der Einwanderer aus Japan   nach Kalifornien   und den Nachbar- staaten entstehen leicht Schwierigkeiten wie gegenwärtig der Kon- flikt wegen der Schulsrage. Die arbeitende Bevölkerung, besonders die organisierten Arbeiter, sind gleichfalls gegen die Japaner eingenommen aus dem einfachen Grunde, weil Japaner auf dem amerikanischen   Arbeitsmarkte ebenso gefährliche Konkurrenten sind wie die Chinesen. * New Airk, 7. Dezember. In bezug auf auf die umlaufenden Gerüchte, daß zwischen den Vereinigten Staaten   und Japan   über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages verhandelt werde. telegraphiert der Korrespondent derTribüne" auS Washington, daß weder der Abschluß eines neuen Vertrages erwogen werde oder Verhandlungen über einen solchen im Gange seien, noch daß eine Aenderung des bestehenden in absehbarer Zeit wahrscheinlich sei. Es sei wohl möglich, daß Japan   aus eigener Initiative Schritte tue, um die Auswanderung von Arbeitern nach den Vereinigten Staaten   zu hindern und diese nach Korea   und der Mandschurei abzulenken._ Huö der Partei. Parteiliteratur. Der Schwindel der Nerikasen Arbeiterpolitik" von August Erdmann, Verlag: Blichhandlung Vorwärts, Berlin   SW. 68. Preis 75 Pf., AgitationSanSgabe 35 Pf. Die soeben unter diesem Titel herausgegebene Arbeit wendet sich unter Beifügung reichen Tatsachenmaterials gegen die von der Zentrmnspartei und ihrer Press- bis zum Ueberdruß wiederholte Behauptung, daß es ohne daS Zentrum keine Sozialpolitik geben würde, daß außerhalb des Christentums überhaupt keine Sozial- Politik möglich sei. nur auf der Grundlage der Religion den Arbeitern geholfen werden könne, nur das Zentrum wisse, was den Arbeitern not tut, und nur die Zentrumspartei   eine endgültige Lösung der Arbeiter- frage herbeiführen könne. Indem der Verfasser rücksichtslos diesen klerikalen Schwindel durch die Aufdeckung der sozialpolitischen Ver- gangenheit des Zentrums bloßlegt, zeigt er die wahren Beweggründe der christlichen Arbeiterfiirsorge: die Arbeiter als Wähler für die besitzende Klasse einzusaugen und zu erhalten. Die Broschüre ist in allen Parteibuchhandlungen vorrätig und kann durch jeden Kolporteur bezogen werden. Die jugendlichen Arbeiter und ihre Organisationen" ist der Titel einer neuen Broschüre, die, von dem lebhaften Förderer der süddeutschen Jugendbewegung, dem Genossen Dr. Ludwig Frank. verfaßt, soeben im Verlage der Buchhandlung Vorwärts erschienen ist. In kurzen Zügen schildert der Verfasser den Uebergang der handwerksmäßigen Produktion zum modernen Fabrikbetriebe, der auch die Ausbeutung der heranwachsenden Jugend in immer größerem Umfange gestattet. Zahlreiche Beispiele führt der Verfasser zur Unterstützung seiner Auffassung an. Er zeigt sodann, wie der Staat sich gezwungen sieht, Schutzgesetze gegen die schrankenlose Ausbeutung zu erlaffen, und wie die Staatsorgane die Handhabung dieser Gesetze betreiben. Ein besonderes Kapitel ist der Lehrlingsfrage gewidmet und im Schluhkapitel wird die Notwendigkeit der Organi- sierung der jugendlichen Arbeiter und Lehrlinge dargelegt, deren Köpfe gegen die Verdummung geschützt, in deren Herzen der Keim für künstiges Klassenbewußtsein gelegt werden mutz. Der Preis der Broschüre ist 50 Pf., eine für die Massen­verbreitung bestimmte Agitationsausgabe kostet 20 Pf. Zu beziehen ist die Broschüre von jeder Buchhandlung, jedem Kolporteur usw. Bereine und Gewerkschaften, die eine größere Anzahl der Agitationsausgabe beziehen wollen, mögen wegen b e- sonderer Preisvereinbarung anfragen bei der Buch- Handlung Vorwärts, Berlin   LW. 68. VonBlut und Eisen", dem 3. Band der unter dem Sammel- titelKulturbilder" herausgegebenen populären Abhandlungen aus der Kulturgeschichte, liegen bis jetzt v Hefte vor. Die dem Text beigegebenen zahlreichen Abbildungen erläutern die allgemein ver- ständlich geschriebenen Darlegungen des Verfassers. Wer sich für Krieg und Militärgeschichte interessiert, wer die verderblichen Wirkungen des Krieges kennen lernen will, sollte das hochinteressante Werk abonnieren. DaS Werk erscheint in 50 Lieferungen. Der Preis pro Hest beträgt- 20 Pf. Sämtliche Hefte von Rr. 1 an sind durch jede Buchhandlung und jeden Kolporteur zu beziehen. Ein Dichter des Proletariats, Adolf Lepp  , ist in Zwickau  gestorben. Er war Kämpfer und Poet, hat lange Jahre in den vordersten Reihen der Arbeiterbewegung gestanden und mancherlei Verfolgungen und Strafen tapfer ertragen. Bis ihn vor Jahren Eigenbrödelei von der Partei schied. Ein seiner Klasse Getreuer aber ist Lepp immer geblieben. Seine dichterische Begabung ent« faltete sich in der Drangsal bitteren Elends. Lepp war Zigarren« arbeiter, bis ihm die Proletarierkrankheit, die ihm nun im 53. Lebens- jähre dahingerafft hat, vor etwa Jahresfrist zwang, seine» Beruf aufzugeben und sich als Kolporteur kümmerlich durchzuschlagen. Seine Lieder und Erzählungen sprechen von den Entbehrungen und Leiden, aber auch von der Kampffreudigkeit und dem Siegbewußtsein des Proletariats. Die sozialistische Weltanschauung erhob Lepp über sein Elend und ließ von der großen Zukunft des Proletariats einen Widerschein in seine Werke fallen. Zu Anfang der 90er Jahre er- schien im Verlage von I. H. W. Dietz zu Stuttgart   ein Bändchen seiner Gedichte als Teil der Sammlung Arbeiterdichtung. Mit dem preußischen Parteitag beschäftigte sich eine stark be- suchte Parteiversammlnng, in der die Parteisekretäre T a b e r t und Drescher als Delegierte gewählt wurden. In derselben Ver- sammlung wurde auch beschlössen, das im Reichstage gelegentlich der Kolonialdebatte zutage geförderte Material in einer Flugschrift als Agitationsinittel zu verbreiten. Ein sozialdemokratischer Lehrerverband in Dänemark  . In Kopen« Hägen ist kürzlich einSozialdemokratischer Lehrerverband" ge- gründet worden, der den Zweck hat. die sozialdemokratisch gesinnten Lehrer und Lehrerinnen Dänemarks   zu gemeinsamer Arbeit für die Durchführung der daS Schul- und Erziehungswesen betreffenden Forderungen des Parteiprogramms zu vereinen. Der Verband wird Versammlungen abhalten, Schriften herausgeben und durch die Presse dalür wirken, daß jene Forderungen in immer weiteren Kreisen bekannt und verstanden werden. Abteilungen des Verbandes sollen im ganzen Lande gegründet werden, namentlich auch dort, wo die Sozialdemokratie in den Stadt- oder Kirchspielräten Vertreter hat. Vor allem will der Verband auch die sozialdemokratische Fraktion bei Gesetzesvorlagen über das Schul- und Erziehungswesen unterstützen. Uebrigcns hat die sozialdemokratische Folkethingsftaktion am Dienstag einen Gesetzentwurf über Beipeisung der Schulkinder ein- gebracht und in einigen Tagen wird sie Vorschläge zur Einsetzung einer parlamentarischen Konimission einreichen, die innerhalb einer bestimmte» Frist ein neues Schulgesetz ausarbeiten soll. Jetzt gilt in Dänemark   teilweise noch ein Schulgesetz, das aus dem Jahre 1814 stammt, für jene Zeit allerdings sehr fortschrittlich war. polieeUithes, Gerichtliches ufw. Das Amtsblatt tut's, und das BolkSblatt wird bestraft. Zur Zeit, als in B a n t- W i l h e l m s h a v e n die Arbeiterschaft schwere Kämpfe mit der Monopolfirma Philipp Holzmann u. Co. auszufcchten hatte, im April d. I., brachte das Wilhelmshavener Amtsblatt, dasTageblatt", folgende Notiz: Ein bisher noch nicht versuchtes Mittel, um einem drohenden Ausstand zu begegnen, hat die königliche Eisenbahndirektion Frank» furt a. M. mit Erfolg angewendet. Unter den bei den Wieder- Herstellungsarbeiten auf Bahnhof Elm beschäftigten etwa 800 kroa­tischen Arbeitern zeigten sich schon seit einiger Zeit die Borboten eineS herausziehenden Ausstandes, denen gegenüber sich bis dahin die ebenfalls in Elm beschäftigten deutschen und italienischen Ar» beiter ablehnend, oder zum mindesten doch passiv Verhalten hatten. Indessen, wer konnte wissen, ob dieses ablehnende Verhalten auch von Dauer sein'werde. Dieser Gefahr rechtzeitig zu bMeanen ließ die Eisenbahndirektion einen leeren Wagenzug in den Bahnhos Elm einlaufen und die sämtlichen Kroaten auffordern, in die Wagen einzusteigen, angeblich, um. nach einer anderen Arbeitsstelle be- fördert zu werden. Tatsächlich aber führte der Zug die Kroaten nur einige Stationen weiter, gerade weit genug, um sie außer» stände zu setzen, aus die anderen Arbeiter noch einwirken zu können. An diesem Endziel angelangt, trat ihnen dann der Zahlmeister ent- gegen, der an der Hand der rasch inzwischen in Q:dnung gebrachten Lohnlisten jedem der kroatischen Arbeiter seinen rückständigen Lohn auszahlt« und sie dann gehen hieß. Während aber die Kroaten noch aus dem Bahnsteig standen und verblüfft über die rasche Abfertigung mit einander Rates pflogen, passierte schon ein Zug den Bahnhof. .der ebenfalls deutsche und italienische Arbeiter als Ersatz für die Kroaten dem Bahnhof Elm zuführte." Unser Banter Parteiorgan, dasNorddeutsche Volksblatt", be- merkte hierzu, daß es die Nachricht, wenn sie nicht von einem der Regierung zur Verfügung stehenden Amtsblatt gebracht worden wäre, kaum für glaublich halten könne, und knüpfte seine Kritik ausdrücklich an die Bedingung, daß die Notiz des..Wilhelmshavener Tageblattes" wirtlich der Wahrheit entspreche. Einige Zeit darauf reichte die Eisenbahndirektion in Frankfurt   a. M. dm Beleidigungi-- klage ein, aber nicht gegen dasWilhelmshavener Tageblatt", das die Noiiz gebracht, sondern gegen dasNorddeutsche Volksdlatt", das sie kritisiert hatte. Nachdem der Termin schon einmal vertagt worden, war, fand am Dienstag. 4. Dezember, bor dem Schöffen«