P«kS gibt, so wird der augenblickliche Spielraum allerdings ein-geengt; bei der großen Sterblichkeit der mitunter steinalten. Herren'wird allerdings die Grenze rasch aufhören, eine Beschränkung zusein. Immerhin ist es bemerkenswert, daß die Krone bereit ist. derWahlreform zulieb« die sicherlich ganz unbegründete und formell ihreMacht antastende Forderung der HerrenhäuSler zu erfüllen.— DieRegierung hat den entsprechenden Gesetzentwurf bereits eingebracht.Der Unterschied ist nur der, daß die Regierung eine eigene Vor-läge will, während die Herrenhauskommission die Aenderung imWahlreformgesetz untergebracht hat, was der Form nachzwar ganz einwandsfrei, sachlich aber von der größten Bedeutung ist.Wird jene Aenderung nämlich innerhalb des Wahlreform-gesetzes verfügt, so musj die Vorlage ans Abgeordnetenhaus zurück,und sie bat dort alle Schwierigkeiten vor sich, die in der durch denAblauf der Zeit(der letzte Tag der Legislaturperiode ist der30. Januar) verstärkten Gehässigkeit der Wahlreformfeinde liegen!Wird die Herrenhausreform dagegen von der Wahlreform los-getrennt, so kann— worauf es ankommt— ihr Schicksal dasSchicksal der Wahlrcform nicht gefährden und ihre Durchsetzung wirdleichter und wahrscheinlicher. Die. Frage ist nun., ob es gelingenwird, das Herrenhaus dahin zu bringen, auf die Pluralität zu ver-zichten und seine Reform in einer eigenen Vorlage zu akzeptieren.Oberflächlich betrachtet, scheinen die Aussichten recht trübe zusein. Der Pluralttätsbeschluß ist in der 21 gliedrtgen Kommissionmit 15 gegen 4 Stimmen gesaßt worden, und von den beiden Ab»wcsenden ist nur einer zur Minderheit zu zählen. Unter der Mehr,heit aber sind nicht bloß die vier Fürsten und fünf Grafen, sondernauch Leute vom Beamtenadel, ja sogar schlicht Bürgerliche, zumBeispiel der ehemalige deutsche Führer und nachmalige Finanz-minister Plener. der ehemalige Finanzminister und gegenwärtigeBankgouverneur Bilinski, und selbst zwei Professoren der WienerUniversität I Zudem haben sich die drei„Gruppen" auf die Plurali-tat in aller Form einschwören lassen— an Ernst gebricht es derSituation also wirklich nicht. Und dennoch ist die Hoffnung gerecht-fertigt, daß sich die Kraft der Wahlreform auch im Herrenhausesiegreich erweisen wird und daß die infamen Beschlüsse der Kom-Mission durch die Entscheidung deS Plenums verleugnet werden.Zu stark ist der Druck der Oeffentlichkeit, der— von den breitenMassen ausgehend— nun alle Schichten der Bevölkerung ergreift,sich im Urteil der gesamten Oeffentlichkeit in ungewöhnlicher Ein-stimmigkeit zeigt und auch bereit» zu gewichtigen Kundgebungengeführt hat. So wurde vom Wiener Gemeinderat gestern ein-stimmig eine energische Resolution beschlossen, in der das Herren-haus aufgefordert wird, auf die Pluralität zu verzichten und denBeschlüssen des Abgeordnetenhauses beizutreten; der Niederöster»reichische Gewerbeverein, die älteste Unternchmervereinigung, hatin einer Plenarversammlung für die Gleichheit des Stimmrechte»demonstriert: und die Zentralstelle der drei Jndustriellcnverbände.die sonst ganz scharfmacherisch gesinnt ist, erklart feierlich und mitder größten Entschiedenheit, daß auch die I n d u st r i e l I« n dieEinführung des gleichen Wahlrechts fordern und erwarten! Da»beweist, welche Uesen Furchen der Wahlrechtslampf de» Prole.tariatS gezogen hat. Auch fühlt die Krone, daß die Fronde desAdels vornehmlich gegen sie zielt. Daher wird alle», wa» die Regierung an Einfluß besitzt, für die Abstimmung aufgeboten werden.Diese dürfte am Donnerstag stattfinden, und sie wird jedenfallsungewöhnlich sein. Ungewöhnlich: weil in dem sonst so friedsamenHerrenhaus eine wahre Schlacht geschlagen werden wird, und zwar eineSchlacht über die beveutungsvollfte Frage des Staates. Man rechnetdamit, daß mehr als 150 Mitglieder kommen werden, während sonstkaum 40. höchstens HO. selbst bei wichtigen Sitzungen zu sehen sind.ES wird also eine wahre Mobilisierung werden, und gar nicht auS»geschlossen ist es, daß an diesem Tage auch Erzherzöge für daS all-gemeine und gleiche Wahlrecht stimmen werden!DaS Proletariat ist jedenfalls gerüstet, und wenn die Partei-Vertretung bereits für den Fall, daß daS Herrenhaus die Heraus,forderung wagen sollte, die außerordentliche ReichSkonferenz ein,beruft, die nötigenfalls die weiteren Kampsmittel beschliehen soll,so ist dies nur der Ausdruck der inneren Bereitschaft, die jedemweiteren Gange der Dinge gewachsen ist.*•*Wien. 17. Dezember.(SB. T. B.) Der Bericht der Wahl-reformkommisston des Herrenhauses resümiert die Verhandlungender Kommission und betont, die Mehrheit der Kommission habevielfach Opfer an ihrer Ueberzeugung gebracht, um nicht die Vor-lagen ablehnen oder vereiteln zu müssen. Sie sei jedoch überzeugt,daß die unveränderte Annahme der Vorlogen unheilvolle Kon-seguenzen nach sich ziehen würde. Um diesen Gefahren zu begegnen,sei eS notwendig, das allgemeine Stimmrecht durch die Alterspluralt-tät zu mildern, der kein Beigeschmack des KlassengesetzcS anhafte.Hinsichtlich deS numerus clausus begrüßt die Kommission die Be-reitwilligkeit der Regierung, darauf prinzipiell einzugehen, sie be-harrt jedoch einstimmig darauf, daß diese Frage nicht durch einSpezialgesetz, sondern durch Abänderung der Wahlreformvorlagegeregelt werde. Der Bericht schließt mit der Hoffnung, daß dasAbgeordnetenhaus die vorgeschlagenen Abänderungen beraten unddie Wahlreform rechtzeitig zum Abschluß bringen werde, widrigen-falls schon jetzt ausgesprochen werden müsse, daß cS dann nicht dasHerrenhaus sei. an dessen Widerstand das Zustandekommen deSReformwerks scheitern würde. Da« Herrenhaus wird am 20. Dezem«der über die Wahlreform verhandeln.CewerfcfcbaftUcbe*).Ein nenrr Scharfmacherverbandist für das Dachdecker, und Bauklempner«g e w e r b e gegründet worden. Der Wirkungskreis des Ver-bandeS soll sich über ganz Deutschland erstrecken; sein Sitz istin Köln a. Rh. In einem von dem ersten Vorsitzenden,Herrn HermannJoseph Buchheim in Köln, Olte-burgerstraße 5, an die Herren Dachdecker, und Bauklempner-meister Deutschlands versandten Aufruf werden die„idealen"Zwecke des Verbandes nun in der folgenden niedlichen Artgeschildert:„Seit einer Reihe von Fahren, bedingt durch die steigendeMacht der gewerkschaftlichen Organisationen.ist unser Gewerbe in ganz besonders starkem Maße der Schauplatzder erbittertsten wirtschaftlichen Kämpfe zwischen Arbeitgebern undArbeitnehmern geworden.... Die besoldeten Führerund Hetzer, deren Hauptzweck erreicht ist, wenn in den Ar-beitern«in auch nur kurzes Gefühl der Zufriedenheit nicht mehraufkommt, nehmen dabei, nicht die geringste Rücksicht darauf, obunser Gewerbe die gestellten Forderungen bewilligen kann.....In neuerer Zeit tritt zudem der Charakter der reinen Lohn-bewegung hinter reinen Kraftproben und Machtfragen sozialdem».kratischen Charakters. Immer häufiger erlauben sich die organi-sterben Arbeiter im Vertrauen auf dt« gewaltigeMacht ihrer Organisation, Eingriffe in das Be-stimmungsrecht des Arbeitgebers. So maßen sich die GeWerk-schaften vielfach bereits an, das Arbeitsquantum zu bestimmenbezw. die Leistung des Arbeiter« zu begrenzen.ES werden Werkstätten gesperrt, weil den Herren Organisiertendie Person des Vorarbeiters nicht genehm ist, oder weil siesich weigern, mit Nichtorganisierten Leutenzusammen zu arbeiten.Nackfdem der Ausruf dann gar beweglich darüberjammert, daß die Arbeltgeber nur in den wenigstenFällen genügend Nichtorganisierte bezw.arbeitswillige Leute bekommen, heißt esweiter:„Die Aufgabe dieses Verbandes ist vor allen Dingen Sie, eineFestigung und Wahrung der Standesinteressen zu schaffen. DerVerband soll ein Gegengewicht bilden gegen die immer stärkerwerdenden und immer selbstbewußter und anmaßender auftreten-den Organisationen unserer Gehülfen, die heute schon weit über00 000 Mitglieder zählen. Er soll dem StreikterrortSmu» kraft-voll entgegeiureten und ein Bollwerk bilden gegen ungerechtfertigtePreistreibereien und Lohnschraubereien. Wir bezwecken die Ver-trctung der Arbeitgeberinteressen gegenüber den Regierungen undBehörden. Weiter suchen wir neben einer Reihe anderer Zweckedie Unterstützung der Baumaterialienhitndler zu gewinnen. End-lich suchen wir weitgehendste Vergünstigungen für unser« Mit-glieder zu erzielen durch Abschlüsse von Verträgen mit denjenigenBaumaterialienhandlungen, die sich unseren Bestrebungen an»schließen. Auch soll nach Möglichkeit auf die Errichtung einerStreikunterstühungskaffe für Arbeitgeber hingearbeitet werden.Es leuchtet ein, daß eine starte Vereinigung unserer Kollegensehr wohl imstande ist, die wirtschaftlich dach auf sie angewiesenenHändler»um Beitritt zu dem Verband und zurUnter st ühung bei Lohnkämpfen zu veranlassen.Eine von den Arbeitgebern bei Streik»»der Aussperrungen ver-hängte Materialiensperre ist aber das beste Mittel, um auch dieKollegen indirekt zum Anschluß zu zwingen,(!) die aus Eigen-sinnigkeit, BerständniSlosigkeit oder in Verfolg kleinlicher Sonder-interessen der gemeinsamen Sache fernbleiben, und die Gebunden-heit ihrer Kollegen benutzen wollen, um ihnen in den Rücken zufallen."Und diese Gesellschaft redet von StreikterroriS-m u L! Sie entrüstet sich furchtbar darüber, wenn organisierteArbeiter zuweilen erklären, daß sie mit Unorganisierten oderStreikbrechern nicht zusammen arbeiten mögen. In dem-selben Atemzuge aber verkünden die Herren ohne jedemoralische Entrüstungsanwandlung d i e Materialsperre a l sdas beste Mittel, um diejenigen Arbeit-geber, die ihrer gemeinsamen Sache fern-bleiben, zum Anschluß an den Arbeitgeber-schutzverband zu zwingen! So malen sich in denKöpfen der„besoldeten Führer und Hetzer" dieser Ar-beitgeberorganisation die Begriffe von der aus-gleichenden Gerechtigkeit. Was sie zur Förderung ihrer„Standesinteressen" für durchaus erlaubt und selbst-v e r st ä n d l i ch halten, bezeichnen sie als einen Frevel, wennes auch nur in abgeschwächter und beschränktester Form vonden Arbeitern angewendet wird. Zum Schluß aber prokla-mieren sie noch den menschenfreundlichen und humanenGrundsatz:„Bei Streiks oder AussperrungensollketnMei st erdazuüberg ehe», streikendeoder ausgesperrte Gesellen einzustellen.Bei unerhörten Forderungen soll eventuell zu einer all-gemeinen AnSsperrnng geschritten werden."— Run, dieArbeiter werden sich danach richten.Seelln unck Umgegend.Achtung. Mitglieder de» MetallarbeiteeverbandeSi Die amSonntag, den 16. d. M. vorgenommene SSahl zweier Revisoren ergab folgendes Resultat:Gültige Stimmen wurden abgegeben 3862. Stimmen erhielten:Scheck 3082, Gutschmtdt 2831 und LooS 2061. Die beidenErstgenannten sind somit gewählt.D i« OrtVverwaltung.Achtung! Bauanschläger!Die Firma Detke, Wilmersdorf, Berlinerstr. 46, ist für Bauanschläger wegen Nichtachtung de» Tarif» gesperrt. Der Bau be-findet sich Wilmersdorf, Ringbahn und Augustastraßen-Ecke(NeubauFriesicke).„Arbeiterfürsorge" in der V. S. SS. In der KrastzentraleOberspre« der Berliner Elektrizttätswerle zu Ober-Schöneweidewurden kürzlich«in« Anzahl Arbeiter entlassen, weil deren Löhnevon 47 resp. 50 Pf. dem bctresfenden Abteilungsvorsteher zu hoch er-schienen. Dafür wurden dann billigere Arbeitskräfte eingestellt.Doch nicht genug damit, sucht die Direktion,„ihre" Arbeiter jetztnoch auf eine ganz besondere Manier an das Werk zu fesseln.Bislang bestand daselbst nämlich keine Kündigungsfrist. Unlängststellte nun die Direktion an dm ArbeiterauSschuß da» Ansinnen,dieser solle sein« Zustimmung dazu geben, daß für sämtliche Ar-bester des Betriebs die vierwöchentliche Kündig ungs«fr ist eingeführt werde. Der Arbeiterausschuß erklärte sich jedochdagegen, einmal weil er eine kontraktliche Bindung der Arbeiterüberhaupt für unangebracht hielt, dann aber auch, weil die Direktionsich in ihren Beweggründen offenbar nur von dem Motiv leiten ließ,dem Werke im Falle eines Streik» noch mindesten» aufvier Wochen die Arbeitskräfte zu sichern. Doch die Direktion wußteRat. Sie erließ einfach einen Anschlag am schwarzen Brett, inwelchem sie kund und zu wissen tat. daß jeder Arbeiter� dersich seine Stellung sichern wolle, bt» End« Dezember dievierwöchentliche Kündigungsfrist Unterschrift-lich anerkennen müsse, weil die Arbeitsovdnung eine dem.entsprechend« Aenderung erfahren habe. DaS sagte genug. AuSBesorgnis vor der Entlassung ist oie Unterschrift denn auch vonvielen Arbeitern geleistet worden. Ob die kontraktliche Bindung derArbeiter die B. io. W. aber dauernd vor einem Streik schützen wird,dürfte bei der nur geringen Bezahlung der Arbeiter in der elettri-schen Kraftzentrale doch sehr zweifelhaft sein.Sie wollen den Krieg!Nachdem die Unternehmer in der Holzindustrie bei den Ver-Handlungen mit der Arbeiterschaft alle Forderungen derselben als„unannehmbar" bezeichnet haben, treffen sie jetzt Vorbereitungen.die Arbeiter gewaltsam niederzuknüppeln, falls diese dennoch ver»suchen sollten, die so notwendige Verbesserung ihrer Lebenshaltungdurchzusetzen.Die Vorstände der vereinigten Verbände der Berliner Holz-industrie versenden nach der„Volkszeitung" folgende» Zirkular:„Nachdem die große öffentliche Generalversammlung derBerliner Tischlermeister und Holzindustriellen vom 11. o. M.sämtliche Forderungen de» Holzarbeiterverbande» abgelehnt unddie Vorstände der vereinigten Verbände mit Vollmacht versehenhat, alle erforderlichen Mahnahmen für einen eventuellen Kampfmit den Arbeitern zu treffen, richten wir an alle Beteiligten nach,stehenden Appell: 1. Vorgegebene Akkorde müssen unter allen Um-ständen spätestens am Sonnabend, den 12. Januar1907, beendet fein. 2. Alle Arbeiter, welche mit K ü n d i-g u n g angenommen sind, müssen am Sonnabend, den 29. d. M.,gekündigt werden. S. Nach den Weihnachtsfeiertagen darf keineEntlassung von Arbeitern mehr erfolgen. 4. A wSonnabend, den 12. Januar, sind sämtliche Ar.beiter zu entlassen. Die Vorstände der vereinigten ver-bände der Berliner Holzindustrie. I. A.: C. Rahardt."Herr Rahardt hat die Holzindustriellen bei ihrem Kampfeum den Arbeitsnachweis bezw. das MaßregelungSbureau in derAlexanderstraße so wacker geführt, daß sie ihr hölzernes Schwertbald dem Holzarbetterverbande als Sieger übergeben mußten. Wenndeswegen natürlich die Arbeiterschaft auch den Ernst der Situationdurchaus nicht verkennt, so fürchtet sie deswegen doch keineswegssolche Kämpfer unter solchen Führern. Der Holzarbeiterverbandsteht heut viel gerüsteter als früher. Im eigenen Interesse der Unter-nehmer läge es vielmehr, mit den Arbeitern auf angemessener Basiseine Verständigung zu suchen, statt auf dem hartköpfigen lkonpvssumue-Standpunkt zu verharren!Ueber die Lohnbewegung der Brauer berichtete Trög er amSonntag in einer Slerfammlung der Settion I des Verbandes. DieVerhandlungen mit dem Berein der Brauereien sind noch nicht zumAbschluß gelangt. Das liegt in der Hauptsache daran, daß über dieArbeitszeit der SudhauSarbeiter kein Einverständnis erzielt werdenkonnte. Die Unternehmer wollten, daß für die SudhauSarveiter dt»Igstündig« Tag- und Nachtschicht festgefetzt werde. Eine Mehrarbettsolle dadurch nicht gefordert werden, es handele sich nur darum,daß daS Sudhaus in der Zeit zwischen Tag- und Nachtschicht nichtohne Aufsicht bleibe. Dafür erklärten sich die Unternehmer bereit,den Mindestlohn der Sudhausarbeiter von 35 auf 38 M. zu erhöhen.Da gegenwärtig fast in jedem Sudhause eine andere Arbeitszeitherrscht, so wollten die Vertreter der Arbeiter, ehe sie zu dem Ver-langen der Unternehmer Stellung nahmen, eine Statistik über diejetzige Arbeitszeit der SudhauSarbeiter aufnehmen. Das lehntendie Unternehmer ab. Die Sudhausarbeiter selbst verlangen für sichdieselbe Arbeitszeit wie die übrigen Arbeiter in den Brauereien.Diese Frage wird in der nächsten Sitzung mit den Unternehmernweiter behandelt werden. Ob unter diesen Umständen der Tarifam 1. Januar schon in Kraft treten kann, ist fraglich.— DieVersammlung sah von einer Besprechung der Angelegenheit ab.T r ö g e r erstattete den Bericht vom Kuratorium des Arbeits-Nachweises. Dasselbe hat in den beiden letzten Jahren nur zweiSitzungen abgehalten. Die Bedeutung der in den Sitzungen er«ledigten Angelegenheiten stehe hinter der Bedeutung, die das Kura-torinm ftüher hatte, sehr zurück. Als einen großen Uebelstandbezeichnete der Redner den Brauch, daß die Brauereien nur einekleine Zahl von Arbeitskräften fest und eine unverhältnismäßig großeZahl Vize(das find AuShülfskräste) einstellen. Im laufenden Jahreseien 863 feste und 1619 Bizestellen besetzt worden. Da» se» einschreiendes Mißverhältnis.Als Arbeitervertreter im Kuratorium für die nächste Geschäft»«Periode wurden Tröger und Heider aufgestellt, als Ersatzmänner Kotz,Gerz. Gigler, Junghaus.,Den Kassenbencht für das III. Quartal erstattete Trög er. DieEinnahme der Hauptkasse betrug 4259,40 M.. die Ausgabe 2171,74 M.Die Lokallasse hatte eine Einnahme von 1431,64 M., eine Ausgabevon 399,69 M. Der Gesamtbestand beträgt 7973,70 M. Die Zahlder Mitglieder ist von 308 auf 825 gestiegen.Zur Lohnbewegung der Gärtner. Die im Allgemeinen DeutschenGärtnerverein organisierten Gärtnergehülfen und Garrenarbeiter derBranche LandschaftsgSrtnerei faßten in ihrer am 13. Dezember im„Königshof" stattgefundcnen Branchenversamnilung über den vonder Lohnkommisston neubearbeiteten Lohntarifentwurf für 1907 end-gültigen Beschluß. Mit einigen Acnderungen wurde der von derLohnkommisston ausgearbeitete Entwurf angenommen, welcher, wieschon früher angeführt, al« Hauptforderungen einen Stundenlohnfür Gärtnergehülfen von 60 Pf., für Gartenarbeiter von 50 Pf. undfür Gartcnfrauen von 30 Pf. bei neunstündiger Arbeitszeit enthält.Auch wurde beschlossen, die aufgestellten Forderungen außer demVerband« der gewerbetreibenden Landschaftsgärtner von Berlin undden Vororten jedem Arbeitgeber einzeln bis spätestens 1. Januar 1907einzureichen.Die Hutarbeiter und-Arbeiterinnen nahmen in einer Ver-sammlung am Sonntagmorgen den Bericht der Kommission überdie Verhandlung mit dem Fabrikantenverein entgegen. In derVersammlung vom 28. November war beschlossen worden, dieForderung des Neunstundentage» zu erheben. Dieser Plan wurdegestört, indem plötzlich bei der Firma Silber u. Brand einStreit ausbrach. Die Angestellten, etwa 85 an der Zahl, hattensich geweigert, mit drei notorischen Streikbrechern zusammen zuarbeiten. Der Fabrikantenverein machte sofort eine Prinzipien-frage daraus, nach dem bekannten Wort, daß die Unternehmer„Herren im Hause' sein mühten. Nach längeren Auseinander-setzungcn gelang es der Kommission, mit den Unternehmern be»stimmte Vereinbarungen zu treffen. Es wurde ein Vertrag auf-gesetzt, der auf ein Jahr Dauer haben sollte. M e t s ch k e er-läuterte die einzelnen Punkte und empfahl den Bertrag zur An-nähme. Die Kommission erkennt nach demselben das Recht derArbeitgeber an, Arbeiter einzustellen oder zu entlassen, aoer e»darf in keinem Falle die Zugehörigkeit zur Organisation ein Grundzur Entlassung oder gegen die Einstellung des Arbeiters fein.—Di« Streitfrage bei Silber u. Brand soll al» erledigt geltenund die Regelung der Sache den Unternehmern überlassen bleibenin der Erwartung, daß sie den Wünschen der Arbeiter entgegen-kommen.— Di« Arbeitszeit beträgt vom 1. April 1907 ab 9WStunden; nach einem Jahre soll in Erörterungen über eine weitereHerabsetzung der Arbeitszeit eingetreten werden.— In bezug aufdie Ueberstunden ist keine Verembarung erzielt worden. In Streit-fällen soll die zu bildende Schlichtungskommission angerufen werden.— ArpeiterauSschüsse einzurichten wird empfohlen.— Der Arbeits»nachwet« wird von den Unternehmern anerkannt, doch sollen einig«Verbesserungen vorgenommen werden.— In dt« SchlichtungS-kommission werden drei Unternehmer und drei Arbeiter gewählt.Der Vorsitzende(Fabrikant S i l b e r m a n n) hat kein Stimmrecht.— Der Vertrag soll gelten bis zum 1. April 1908.Nach kurzer Diskussion wurde der Vertrag mit allen gegen11 Stimmen angenommen. In die SchlichtungSkommisston wurdengewählt: Schneider, Streich und Macke. Den arbeit»-losen Mitgliedern wurde eine WeihnachtSunterstützung von 5 Markbewilligt. M ä ck e beantragt, für den sozialdemokra-tischen Wahlfonds hundert Mark zu bewilligen.Streich erweiterte den Antrag dahin, dem Vorstande zu überlassen,bi» 300 Mark— je nach der Kassenlage— zu bewilligen. DerAntrag fand allgemeine Zustimmung.Zur Beachtung! Die Kutscher der Selterbranche sowie derPetroleumfirma H. Yoske, lvelche Mitglieder der Organisationsind, sind mit einer braunen Kontrollkarte versehen.Zentralverband der Transportarbeiter, OrtSverw. Charlottenburg.Deutfede» Reich.Techniker als Streikbrecher gesucht.Bei der Firma Wilh. Rivoir, Maschinenfabrik in Offenbacha. M.. sind zwischen der Geschäftsleituna und der Arbeiterschaftwegen Einführung de» PrämiensystemS Differenzen ausgebrochen.die zu einer ArbeitSein st ellung führten. Die Firma suchtnun der Berliner Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft nach»zuahmen— die bei dem großen Kampf in der Berliner Elektrizitäts-Industrie die Ingenieure und Techniker als Streikbrecher heranzog.— und erläßt in verschiedenen Tagesblättern folgende Annonce:„Zur Aufrechterhaltung meines Betriebes suche ich sofort eineAnzahl Techniker zur aushülfs weisen Beschäfti.gung als Schlosser, Dreher, Fräser usw. gegen guteBezahlung. Gefl. Offerten mit Ausweis über seitherigeTätigkeit erbeten Wilh. Rivoir. Maschinenfabrik. Offenbach a. M."Der Bund der technisch-industriellen Beamten weist nun ineiner Zuschrift an das Frankfurter Parteiorgan die Zumutung,Streikbrecherdienste zu leisten, entschieden zurück und sagt:„Wirhalten es für einfache Anstandspflicht jedes technischen Beamten,energisch gegen alle Versuche zu protestieren, die darauf hinau».gehen, dem Technikerstande die Rolle des Streikbrechers zuzuweisen,und hoffen, daß sich kein Techniker finden wird, der sich dazu her»gibt.' Wa» die„gute Bezahlung" anbelangt, so sei darauf hin-gewiesen, daß der Oberingenieur dieser Firma das horrende Gehaltvon monatlich 180 Mark bezieht; die übrigen Techniker erhalten60— 100 Mark monatlich.— Es ist wohl zu erwarten, daß dieTechniker sich ihrer Klassenlage bewußt sind und nicht derArbeiterschaft al» Streikbrecher in den Rücken fallen.IZusbmd.Die Wiener Postbeamten beschlossen, bei Nichterfüllung ihrerForderungen mit den Weihnacht sseiertagcn in die passive Resistenzeinzutreten. Die Bersuche. vor dem HandelSnimisteriuin zu demonstrieren, wurden von oer Polizei verhindert. Mehrere Verhaftungenwurden vorgenommen.__eingegangene DrudiFchnften.Der Kunstwart. Rundschau über Dichtung, Theater, Musik, bildendeund angewandte Künste. Herausgeber F. Avenariu«, Verlag G. D. W. Callwehin München.(Bterteliähmch 3.50 M.. Hest 70 Pj.)Zlrbciterausschiisse von tz. Koch S. H. Preis i M. Verlag iZentralstelle des VoUsveremS sür daS kalh. Deutschland in M.-E'addach.