2 9 Proz. und 10 Proz. mehr. Ein MinuS weisen dagegen auf eineGesellschaft mit'/» Proz., 2 mit 1 Proz� und je eine mit 2 Proz.und 3 Proz.— In der Textilindustrie(34 Gesellschaften) ver-teilen 11 Gesellschaften die gleiche Dividende, 1 Vz Proz.«neljr, 7 1 Proz. mehr, 5 2 Proz. mehr, 1 2,l2 Proz. mehr, 2'4 Proz.,2 5 Proz. mehr und 2 1 Proz. weniger, 1 3 Proz. weniger, 2 6 Proz.weniger. Sechs Papierfabriken(insgesamt neun) verteilen die gleicheDividende und je eine 2 Proz., 4 Proz. und 5 Proz. mehr. Vonacht Gesellschaften der Gas- und Wasserindustrie verteilen sieben diegleiche Dividende und eine 2 Proz. weniger. In der Metallwaren-und Maschinenbranche verteilen von 6g Gesellschaften 31 die gleicheDividende. 2'/e Proz. mehr. 4 1 Proz.. 2 l'/z Proz.. 6 2 Proz.1 21l2 Proz., 5 3 Proz., 1 S'/g Proz., 3 4 Proz., je 1 5 Proz. undL Proz. mehr und je 1 3 Proz. und 4 Proz. weniger. Von 23 Bau-und Terraingesellschaften geben 14 die gleiche Dividende, je l Ve Proz.1 Proz., 4 Proz., 5 Proz. und 13 Proz. mehr und je 1 l'Proz.,� Proz., 3 Proz. und 10 Proz. weniger. Von 40 Transport-gesellschasten geben 21 die gleiche Dividende, eine Vi Proz. mehr,7'/a Proz., 5 1 Proz., 3!>/, Proz., 2 4 Proz. mehr undeine 8 Proz. weniger. In der Zementindustrie verteilen von22 Gesellschaften 4 die gleiche Dividende, 3 r/g Proz. mehr, 1 1 Proz.,3 2 Proz.. je 1 3 Proz. und 4 Proz., 2�6 Proz., 1 6 Proz., 37 Proz., 1 8 Proz. und 2 9 Proz. mehr. Von 20 chemischen Fabrikengeben 4 die gleiche Dividende, 2 1 Proz. niehr, 4 2 Proz., 1 6 Proz.mehr und 1 1 Proz. weniger. Von 18 Elektrizitätswerken geben 12die gleiche Dividende. 3 Va Proz. mehr, 2 1 Proz. und 1 3 Proz.mehr. Von 7 Asbest« und Gummifabriken verteilen 6 die gleicheDividende und 1 2 Proz. mehr. Von 71 diversen Gesellschaftenverteilen 39 die gleiche Dividende wie im Vorjahre, 3'/a Proz.mehr. 7 1 Proz. mehr, 4 1>/g Proz.. 6 2 Proz., 1 3 Proz., 3 4 Proz.,1 6 Proz., 2 0 Proz. mehr und je 1 2 Proz., 3 Proz. und 4 Proz.weniger, 2 Proz. weniger und 1 8 Proz. weniger.Hierbei kann noch betont werden, daß die Gesellschaften, diefür 1906 weniger Dividende herausgebracht haben, meist zu denkleineren Unternehmungen zählen. Für das Unternehmertum fließtdas Gold in starken Strömen, den Arbeitern brachte das verflosseneJahr neue Steuerlasten und Lebensmittelteucruitg. Und die Parteien,die schuld sind an dieser„Harmonie", iverben nun wieder um Ar-beiterstimmen, damit sie nach dem alten System weiter regierenkönnen.6c wer kfcbaft liehe*)«Berlin und Umgegend.Achtung, Werkzeugmacher iIm Streik der Werkzeugmacher der SpezialWerkstätten ist eineNennenswerte Aenderung nicht eingetreten.Dafür daß die Streikenden immer in Aufregung gehaltenwerden, sorgt unter anderem die Rixdorfer Polizei. Die HerrenPolizeibeamten dürstet es zweifellos nach dem Ruhm ihrer Kollegenan anderen Orten. Doch der Liebe Müh ist vergeblich. UnsereKollegen von Dudek lassen sich durch die Maßnahmen der Polizeiweder abschrecken, Streikposten zu stehen, noch auch lassen sie sichdurch das Auftreten der Beamten zu Dummheiten hinreißen.Wir ersuchen alle Kollegen, die Spezialbetriebe für Werkzeugestreng zu meiden.Deutscher Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin.Oeutfesies Reich.Die Textilindustrie in Pößneck(Thüringen) steht vor einer Krists.Am Montagvormittag traten in der Flanellfabrik von BernhardSiegel u. Schütze etwa 400 Arbeiter in den Ausstand, so daßdie Fabrik geschlossen werden mußte. Die Ursache des Konfliktes istder Umstand, daß die mit den Inhabern der Fabrik über dieRegelung der Frühstücks- und Vesperpausen verhandelnden Beamtennicht angehört wurden. Zur Beilegung'der Differenzen, die sich sehrleicht auf die übrigen Textilbetriebe ausdehnen können, ist GauleiterBretschneider aus Gera in Pößneck eingetroffen.Ein Streik der Ziegler scheint für die kommende Kampagne imRheinland bevorzustehen. Der Gewerkverein der Ziegler. derin Lippe seinen Sitz hat, hat den Unternehmern die Forderung derArbeitszeitverkürzung auf zwölf Stunden täglich zugestellt.Heute beträgt die Arbeitsdauer meistens vierzehn bis sechzehnStunden. Während diese Forderung von mehr als fünfzigUnternehmerorganisationen Deutschlands als berechtigt anerkanntwurde, verhält sich der Verband der Ziegeleibesitzer von Rheinlandschroff ablehnend. Der Vorsitzende dieses Verbandes, der dreißig-fache Millionär Wahle» in Köln, äußerte in einem Rundschreibenan die Arbeitgeberverbandsmitglicder, die Ziegler hätten keineschwere Arbeit(Iis und ständen sich wirtschaftlich sehr gut; siekämen im Frühjahr„hager und mager" auf die Ziegeleien und verließensie im Herbste mit„dicken Köpfen und gefüllten Taschen". Dabeiist die Arbeit der Ziegler als überaus anstrengend bekannt und ihreAusbeutung ist geradezu sprichwörtlich.Weil nun die rheinische Ziegel m e i st e r Vereinigung mit denZiegeleibesitzern nur bei einem Ausschlag von zehn Prozent Verträgeabschließen will, wird über alle dieser Organisation angehörendenZiegelmeister eine schwarze Liste geführt, und den Mitgliederndes Unternehmerverbandes ist verboten worden, einen dieser Meisterzu engagieren.Wie man sieht, wird es voraussichtlich zu einem heftigen Kampfekommen. Ein siegreicher Ausgang ist den Arbeitern um so mehr zuwünschen, weil die Forderung der Arbeitszeitverkürzung auf zwölfStunden ebenso sehr ein Gebot der Menschenwürde ist, wie sie be-scheiden genannt werden muß.Der Sweik der Feilcnhauer von Köln und Umgegend(Mül-heim a. Nh.> Kalk. Ehrenfeld usw.) dauert unverändert fort. DieUnternehmer behelfen sich vorläufig bei äußerst eingeschränktem Be-trieb mit Arbeitswilligen bunt zusammengewürfelter Art, während siedraußen eifrig auf der Arbeitswilligenfuche find. Zuzug ist strengfernzuhalten.HusUnd.Die Eingabe deS Bundeskomitees des schweizerischen Gewerk-IchaftSbundeS an die Kantonsregierungen um Ablehnung der vomchweizerislben Baumeisterverbande verlangten Streikklausel hat einennegativen Erfolg gehabt. Die Regierung des Kantons Aargau hatdem Wunsche der Baumeister bereits entsprochen, indem sie verfügte,daß über Lieferung oder Ausführung von Bauarbeiten für denStaat in die betreffenden Vertrüge folgende Klausel aufzunehmensei: Die festgesetzte Lieferuugs- oder Baufrist kann vom Arbeit-geber in Fällen von Arbeitseinstellungen,'Streiks oder Aussperrungender Arbeiter angemessen, im Maximum um die Zeitdauer der Arbeits-Unterbrechung verlängert werden, tvenn den Unternehmer keineSchuld an der Störung der Arbeit trifft und die Fristverlängerungohne wesentliche Schädigung der Arbeiter möglich ist. Als Ver-schulden wird insbesondere angesehen: schlechteBehandlung derArbeiter,Nichteinhalten von vereinbarten Lohnabmachungen, Rückstände in derLohnzahlung. Bezahlung der Arbeiter unter den ortsüblichen An-fätzen und Weigerung des Unternehmers, die Differenzen durch eineunbeteiligte Behörde entscheiden zu lassen. Die Frage, ob emsolches Verschulden vorliegt, wird nach Anhörung der Parteien,durch diejenige Behörde entschieden, welche die Arbeiten zu vergebenhat, unter Vorbehalt des Rekurses an den RegierungSrat. Auf Er-höhung der Vertragspreise wegen Lohnaufbesserungen infolge vonStreiks hat der Unternehmer keinen Anspruch." Die bürgerlichenBehörden werden ihren Entscheid schon so treffen, daß der Unter-nehmer bei einem Konflikt mit seinen Arbeitern nie der Schuldigeist, zu was haben sie die Gewalt in den Händen? Wie im KantonAargau, so wird cö auch in anderen Kantonen„geregelt" werden.Die schweizerischen Eisenbahner sind gegenwärtig in einenKampf um eine Teuerungszulage eingetreten und haben zu demZwttte am letzten Sonntag einen außerordentlichen Delegiertentagin Aarau abgehalten, der eine sehr entschiedene Sprache führte. DasZentralkomitee der Eisenbahnverbände hat den Auftrag erhalten,wenn bis zum 1ö�.April die Teuerungsvorlage nicht bewilligt seinsollte, auf diesen Tag einen außerordentlichen Eisenbahnertag ein-zuberufen, in welcher Beschluß über eine allsällige Arbeitseinstellunggefaßt werden soll. Es hat sehr böses Blut gemacht, daß dieBundesversammlung in ihrer Dezembersession die Teuerungsvorlagenicht in Beratung gezogen hat, wo man dock zu bedeutend wenigerwichtigen Sachen, wie die Beratung der Militärorganisation, Zeitgenug gehabt hätte.Gleichzeitig verlangte der Eisenbahnertag eine beschleunigteRevision des Besoldungsgesetzes und beauftragte das Zentralkomiteemit einer bezüglichen Eingabe an die Bundesbahnverwaltung. Fürdie nicht ständig beschäftigten Arbeiter soll ein Mindesttagelohn von6,60 Fr. verlangt werden. Auch für die Revision des Besoldungs-gesetzes soll ein beschleunigteres Tempo verlangt werden, als dies inder schweizerischen Bundesverwaltung sonst üblich ist.Das Wachstum der Gewerkschaften in Ungarn im Jahre 1905.Laut dem vom Sekretariat des Gewerkschastsrates von Ungarn ver-öffentlichten Jahresbericht für das Jahr 1906 betrug die Zahl derin Gewerkschaften organisierten Arbeiter zu Beginn des vorigenJahres 63 000, am 1. Januar 1906 schon 71 000. Die Zunahmebetrug daher 33 Proz. Die Gewerkschaft der Bauarbeiter zeigteeine Mitglicderzunahme von 16 000 auf 19 600, die der Holzarbeitervon 6200 auf 9600, die der Buchdrucker von 6400 auf 6600, die derMetallarbeiter von 9800 auf 14 000, die der Zimmermaler von 776auf 1040. Die obige Statissik umfaßt nicht die organisierten Eisen-bahnarbeiter. Bergleute und Kellner, deren Statuten anfangs diesesJahres noch nicht genehnsigt waren, ferner nicht die Feldarbeiter,deren Organisation erst vor wenigen Monaten von der Regierunggenehmigt wurde, die jedoch bereits etwa 26 000 Mitglieder zählen.Die Gesamtzahl der organisierten Arbeiter kann somit auf 100 000veranschlagt werden. Die Zahl der Gewerkschaften ist von 462auf 761 gestiegen. Die Gesamteinnahmen betrugen im Jahre 1904846 000 Kronen, im Jahre 1906 1 132 000 Kronen. Das Gesamt-vermögen der Gewerkschaften beträgt mehr als eine Million Kronen.Der Sweik der Secmannschaften.Rom, 6. Januar.(Eig. Ber.)Seit 32 Tagen währt nunmehr der Konflikt zwischen den italienischenSeemannschaften und den Reedern. Bis jetzt haben sich die Unter-nehmer noch nicht dazu herbeigelassen, mit den Streikenden über-Haupt zu verhandeln. Aber ihr Verhalte» stößt auf die gleiche zäheEntschlossenheit bei den Ausständigen. Diese führen den Streit imGegensatz zu den Meldungen bürgerlicher Depeschenbureaus mitbewundernswerter Solidarität. Wo immer ein italienisches Schiff ineinen Hafen einläuft, verlassen es die Mannschaften und werden vonden Behörden in ihre Heimatsorte abgeschoben. Der ganze Konfliktgeht in so ruhiger Form vor sich, daß man sich seiner Bedeutungkaum bewußt wird, da die Streikenden— und dies entspricht derTaktik des Streikkomitees— sich nicht in den Hafenstädten an-häufen. Sicher ist, daß es sich um einen der bedeutendsten Kämpfeztvischen Kapital und Arbeit handelt, den Italien in den letztenJahren gesehen hat.Die Streikenden haben den Reedern ein Memorial vorgelegt.in dem sie außer höheren Löhnen und besserer Kost, das Recht fürdie Gewerkschaft fordern, die Stellenvermittelung allein zu besorgenund für jeden im Konwakt stehenden Seemann die Berechtigung be-anspruchen, sich in jedem Hafen auszuschiffen, wenn er einen ge-eigneten Vertreter stellt.Die Solidarität der übrigen Arbeiterklassen ist bewundernswert.Alle organisierten Arbeiter Genuas führen z. B. allwöchentlich denLohn eines halben Arbeitstages an die Streikkasse ab. Die Genossen-scbast der Schauerleute im Genueser Kohlenhafen gibt 1000 Lirewöchentlich, die Eisenbahner haben 200 Lire geschickt, der Verbandder Schiffsärzte 100 usw.Mit großer Mühe und noch größeren Kosten treiben die Reedervon Zeit zu Zeit ein paar Streikbrecher auf, meistens Dalmatiner,hier und da auch Süditaliener. Die kostbaren Leute werden unterstarker Polizeibedeckung an Bord geleitet. Vorgestern hat man esfogar vorgezogen, die für den im Hafen von Genua liegendenDampfer„Venezuela" bestimmten als— städtische Schutzleutezu verkleiden. Die Regierung verhält sich bis zur Stunde ziemlichneutral.Zwei Schiffahrtsgesellschaften haben heute die Forderungen deSPersonals bewilligt. Die Soeietü Anonima G en o v es ehat folgende Gehälter zugestanden, die sogar die von den Streikeichengeforderten übertreffen: Heizer I. Klasse 160 Lire monatlich, HeizerII. Klasse 112, Kohlentrimmer 90, Matrosen 100, alles bei freierVerpflegung. Auch die Schiffahrtsgesellschaft Puglia hat ihremPerional weitgehende Zugeständnisse gemacht, so daß die Arbeit aufall ihren Dampfern wieder aufgenommen werden wird. Zwei heutein Genua eingelaufene Ueberseedampfer, die„Virginia" desitalienischen Lloyds und die„ C a m p a n i a" der NavigajioneGenerale werden morgen früh von den Mannschaften verlassenwerden. Die Streikbrecher bewiesen sich so schlecht, daß die Offizieresich in mehreren Fällen geweigert haben, mit so untüchtigem Personalin See zu stehen.Ueber die Sweiks in Rußland während der Jahre 1895/1904hat das Jndustriedepartement des russischen Ministeriums für Handelund Industrie eine Statistik veröffentlickit. Wenn es auch bedauer-lich ist, daß das große Streikjahr 1906, da? mehr Kämpfe auf-zuweisen hatte als die zehn vorhergehenden zusammengenommen,m der Statistik nicht mehr berücksichtigt ist, so sind deren Ergebnissedoch von Wert für die Beurteilung der sozialen Verhältnisse Rnß-lands. Es fanden in dem genannten Zeitraum angeblich in 1766gleich 9,9 Proz. aller Betriebe Ausstände statt, an denen 439 264 gleich27 Proz. aller Arbeiter beteiligt waren, was also einen Jahres-durchschnitt von 1 resp. 2,7 Proz. ergibt. Es geht daraus hervor,daß vor allem die größeren Betriebe von Arbeiterausständen betroffen wurden. Die stärkste Streikbewegung hatte das Jahr 1903,in dem angeblich in 630— 3,21 Proz. der Betriebe 86 832— 5,1 Proz.aller Arbeiter ausständig waren. An den Kämpfen dieses Jahreswar vor allem die Metallindustrie beteiligt mit 20 800 Arbeitern;außerdem noch in hervorragendem Maße die Druckereien. In Odessaund Kiew nahm die Bewegung den Charakter des Generalstreiks an.Das nächste Jahr bringt Hann ein starkes Abflauen; eS wurde indiesem Jahre angeblich nur in 68— 0,4 Proz. der Betriebe von24 904— 1,6 Proz. der Arbeiter gestreikt.Die Verluste, die den Unternehmern durch diese 10jährigenKämpfe verursacht wurden, werden von der amtlichen Statistik aus10,4 Millionen Rubel(22l/.z Millionen Mark) geschätzt, die derArbeiter auf 1,6 Millionen Rubel(3'/a Millionen Mark). Die Zahlder Streiltage betrug 2 079 403.Von Jntereffe ist das Ergebnis der Kämpfe. Es endeten mitSweiks ArbeiterVollem Erfolg., 498=- 28,2 Proz. 116 629— 27,1 Proz.Teilweisem„.. 384 21,8„ 84 069---- 19,6,Ohne„.. 802--- 45,4„ 222 679--- 61.6„Unbekannt.... 81— 4,6„ 7 877=- 1,8„Dieses Resultat ist immer noch als ein nicht ungünstiges zubezeichnen, wenn man die Unentwickeltheit der gewerkschaftlichenOrganisationen in Rußland und die Tatsache in Betracht zieht,daß Streiks in Rußland zu den gesetzlich verbotenen Dingen ge-hören.Hua der frauenbewegung.Frauen im Wahlknmpf.In dem geräumigen Saale des Ballschmiederschen Lokales tagteeine von den Frauen einberufene sehr gut besuchte Volks-Versammlung. Hier referierte Genosse Kurt He in ig über dasThema.Das Boll hat's Wort". Mit größter Aufmerksamkeit folgte»die Anwesenden den oft durch stürmischen Beifall unterbrochenentemperamentvollen Ausführungen des Redners._ Nicht nur dieinnere, sondern auch die äußere, speziell aber die im Vordergrunddes Interesses stehende Kolonialpolitik waren Gegenstand einer ver-nichtenden Kritik. Redner meint, wenn das Kultur sei, daß Tausendaund Abertausende wehrloser Eingeborene. Männer, Frauen undKinder, in einer trostlosen, wasserlosen Wüste den unbeschreiblichenOualen des Durst- und Hungertodes preisgegeben werden, dannmüsse man sagen, entweder das Proletariat wisse nicht was Kultursei, oder aber, die herrschenden Klassen seien unfähig diese Schmachzu empfinden.Wenn jetzt Büloio Arm in Arm mit dem Vorsitzenden desReichsverbandes für die„Interessen der nationalen Ehre" kämpft,so kann uns das nur angenehm sein. Auf jeden Fall müsse dieArbeiterklasse am 26. Januar die gebührende Antwort geben.Heute(Donnerstag) spricht Genossin Baader in den Berolina»Sälen, Schönhauser Allee 28, über„Die Proletarierin im Wahl-kämpfe"._Ernste Zeit.Das neue Jahr beginnt seinen Kreislauf mit einer Reichstags-wähl, da es unserer Reichsregierung gefallen hat, die Bolls,Vertreter„nach Hause zu jagen".Da die proletarische Mutter die Sorgen und Entbehrungen,deren sie mit ihrer Familie ausgesetzt ist, am schmerzvollstenempfindet, dürfte auch in ganz besonderer Weise ihr Jntereffe fürdie diesmalige Rcichstagswahl geweckt sein. Gilt es doch, dieKlaffen- und Cliquenherrschaft, die bisher im Parlament zu allenForderungen der Regierung Ja und Amen sagte, zu stürzen, dieRegierung zu zwingen, Maßnahmen zu treffen, die geeignet sind,die ungeheuren Lasten, die auf den Schultern der minder-bemittelten Bevölkerungsklasse ruhen, zu mildern.Frauen, erinnert Euch des unerhörten Brot- und Fleisch-Wuchers, überhaupt des Wuchers, der mit den wichtigsten Lebens-Mitteln getrieben wird, der Not und Sorge in Eurer Familieheimisch werden ließ. Frauen, erinnert Euch ferner, mit welchemZynismus die bürgerlichen Parteien der Fleischnot-Jnterpellationder sozialistischen Abgeordneten noch in den jüngsten Tagen gegen-übertraten. Schon früher erkZärte Podbielski, daß nicht dieagrarische Schutzzollpolitik, sondern die Bequemlichkeit der Frauenund die hohen Löhne der Fleischergesellen schuld an den hohenFleischpreisen trügen. Mit ähnlichen albernen Mätzchen glaubteder Zentrumsabgeordnete Gerstenberger die Frage zu lösen, indemer sagte, er könne an keine Fleischnot glauben, da der Schlächterseiner Mutter beim Einkauf weit mehr Fleisch angeboten habe, alswie sie haben wollte.Daß die herrschende Gesellschaft bisher ungestraft so im eigenenKlasseninteresie handeln tonnte, liegt zum großen Teil an jenenWählern, die im Jahre 1903 nicht den richtigen Gebrauch von ihremStimmzettel gemacht haben. Ganz recht sagte Abg. Gothein:„Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Ehe das Volk nichtselbst so klug wird, sich andere Vertreter zu wählen, wird cS nichtbesser."Frauen, Arbeiterinnen, merkt Euch diese Worte und erinnertEuch gleichzeitig Eurer Rechtlosigkeit. Lernt begreifen, daß nichtstilles Dulden und Entsagen, sondern Kämpfen auch Eure Aufgabeist. Um die vollen Menschenrechte für alles, was Menschenantlitzträgt, zu ertrotzen, ist die Mitarbeit der Frauen bei der Wahl vongrößter Notwendigkeit.Genossinnen, Frauen! Benutzt die Zeit bis zum 26. Januar,werbt und agitiert für die Sozialdemokratie, helft bei allen Wahl-arbeiten und sorgt dafür, daß alle Versammlungen stark vonFrauen besucht werden. Den bürgerlichen Parteien sowie der Rc-gierung mutz gezeigt werden, daß auch die Frauen trotz ihrerRechtlosigkeit nicht müßig sind und daß sie, wenn auch nicht wählen,doch wühlen können und so wühlen können, daß die Reaktion am26. Januar einen gehörigen Stoß erhält und daS rote Banner deySozialdemokratie siegreich im Lande flattert.Frauen, Genossinnen! Wollt Ihr andere und bessere Zeitenfür Euch und die Euren, dann, Mütter, herbei zum Kampfe gegendie heutige Weltordnung und deren Vertreter.Frauen, Mütter!„setzet Ihr nicht das Leben eiNi nie wirdEuch das Leben und die Freiheit gewonnen sein,''Vermischtes.Einen neue» Ausbruch des Aetna,des Höchsten der feuerspeienden Berge Europas, kündigt folgendesTelegramm aus Catania an: Das Observatorium des Aetnateilt mit, daß ein Wiedererwachen der vulkanischen Tätigkeit deSAetna zu bemerken sei. Bor Ende des vergangenen JaHreShabe man bemerkenswerte Ausbrüche, dichten Rauch und Aschen-regen wahrgenommen. Der Herd dieser Erscheinungen war derMittelkrater. In den ersten Tagen des neuen Jahres sah man beiAbend von den am Fuße des Aetna belegenen Gegenden aus, daßder Rauch des Aetna durch rötliche Lichter gefärbt war, die entwederauf eine Vermehrung der glühenden Stoffe oder auf Ausbrüche imInnern des Kraters zurückzuführen sind. Da die Beamten desObservatoriums wegen Schneeverhältnisse nicht an den Krater ge-langen konnten, ist eS augenblicklich nicht möglich, weitere Einzel-heften über die Naturerscheinung zu erhalten.Der Aetna erhebt sich im nordöstlichen Sizilien aus der Ebenevon Catania bis zu einer Höhe von 3274 Meter. An seinen Ab-hängen liegen etwa 66 Ortschaften mit 300 000 Einwohnern. SeineLavaergüsse sind gewaltiger als die des Vesuvs und schon oft hatdaS nahe Catania die furchtbaren Verheerungen derselben zu spürenbekommen. Die letzten Ausbrüche eriolgten 1892 ui.» 1809.Eine Explosion erfolgte gestern auf dem Rob'nsonwerke inLondon, während Versuche mit einer hydraulischen Bremse gemachtwurden. Ein Ingenieur und ein Werkmeister wurden getötet undmehrere Arbeiter schwer verwundet.Bom �iSgang fortgerissen. Die zwischen Störok-Kanizsa undMagyar-K mizsa verkehrende Fähre wurde, wie aus Budapest ge-meldet wi.s, durch Eisgang fortgerissen. Nur mit Mühe gelang eS,die auf der Fähre befindlichen 60 Personen zu retten.Durch eine Feueröbrunst vollständig zerstört wurde die großeWeberei von Guillemand in Fivesville in Lille, lieber 300 Arbeitersind brotlos. Der Schaden wird auf 100 000 Frank geschätzt.Gleichzeitig brach in der zweiten Fabrik von Guillemand in Loozbei Lille ein Brand aus; es wurde hier jedoch nur geringer Schadenangerichtet.Eine Statistik der Verbrechen in den Vereinigten Staaten imJahre 1906 zeigt, daß 9360 Mordtaten begangen wurden gegenüber9212 im Jahre 1906. Die Zahl der Selbstmorde ist mit 10 125angegeben, darunter sind dreimal so viel Männer als Frauen.Unter den einzelnen Berufen der Selbstmörder stehen die Aerztein erster Reihe. Durch angezeigte Unterschlagungen undFälschungen gingen 14 734 863 Dollar verloren gegenüber 9 613 172Dollar im Jahre 1905.— 69 Lynchmordc wurden verübt; in dieserZahl sind nicht eingeschlossen die 24 Neger, die vor kurzer Zeitbei den Rassenkämpfen in Atlanta, Georgia, fielen und die zweiNeger, die in Dörfern am Mississippi der Lynchwut?um Opferfielen.