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Ein dicker Strich kann übrigens in letzter Stunde, abgesehen bon feiten des Zentrums, auch bon feiten des Bundes der Land- Wirte den ollen ehrlichen Maklern noch durch ihre Rechnung ge- macht werden. DieDeutsche Tagesztg.", der Herr Möller seit langem, wie bekannt, höchst anrüchig ist, betont nämlich, dafe die Vertrauensleute des Bundes der Landwirte im Kreise nicht bei der Einigungskonferenz" für Möller zugegen gewesen wären, sondem erst einen Tag später Beschluß fassen würden. Dazu paßt eine Meldung derMitteldeutschen Ztg.", des Zentrumsorgans des EichS- feldeS, daß zur Zeit Verhandlungen zwischen dem Bunde der Landwirte und dem Zentrum zwecks Auf- stellung eines gemeinsamen Kandidaten stattfinden. Ein Interview Bernsteins imTemps". Ein Mitarbeiter des großkapitalistisch-reaktionärenTemps", der e« unternommen hat, verschiedene deutsche Politiker über die Be- deutung der Wahlen und die politische Lage Deutschlands   zu befragen, eröffnet in diesem Blatt den Zyklus mit einem Interview Eduard Bern st eins. So weit sich die Ausführungen Bernsteins mit seinem Artikel in denSozialistischen Monatsheften" decken, können wir uns ihre Wiedergabe ersparen. Dagegen scheinen uns folgende Stellen, da bereits deutsche Blätter Notizen darüber bringen, den Abdruck zu verlangen: .. Heute hat sich die Jugend der Bourgeoisie von uns ent- fernt und sogar die Arbeiter sind nicht mehr alle mit uns. Die katholischen, protestantischen, christlichen Organisationen haben sich entwickelt und haben heute gleich unseren Gewerkschaften ihre Abgeordneten im neuen Reichstag, die uns das Recht streitig machen werden, allein im Namen des Proletariats zu sprechen." Auf die Frage nach den Wirkungen der Wahlniederlage auf die künftige Haltung der Partei antwortete Bernstein  :Ich glaube, daß wir bescheidener werden und künftig den Umständen besser Rechnung tragen werden. Beachten Sie wohl, daß namentlich der linke Flügel der Partei von der Niederlage betroffen ist. ES sind unsere Heißsporne, unsere Unentwegten. die für sie verantwortlich sind. und mit ihnen die in der Doktrin erstarrten Theoretiker. Unsere, fast auf die Hälfte zusammengeschrumpfte Fraktion wird eine neue Haltung einnehmen müssen. Seien Sie überzeugt, daß Bebel und Singer trotz ihres Stoizismus die ganze Schwere deS Schlages empfinden und ihre Taktik infolgedessen ändern werden. Beurteilen Sie Bebel nicht nach den Kongressen. Die Kon- g r e s s e sind Schwindel. fDaS letzte Wort ist im Original deutsch  wiedergegeben.) Nur die interne Parteiarbeit ist ernst zu neh'men und auf diesem Gebiet hat sich Bebel immer als Politiker erwiesen. Er ist vielleicht der erste unserer Revisionisten. Sicherlich ist er wiederholt dem unheilvollen Einfluß KautSkys, dem Verwalter(ckspositairs) des orthodoxen Marxismus unterlegen, aber die Geschehnisse haben ihn in die Wirklichkeit zurückgerufen." Auf unsere Anfrage, wieweit die Angaben desTempS  " der Wahrheit entsprechen, sendet unS Bernstein   folgende Berichtigung: Die MontagScmsgabe deSBerliner Lokal- Anzeigers" ver- vffentlicht ein Telagramm über eine Unterhaltung, die ich vorige Woche mit dein Berliner   Korrespondenten desTemps  " hatte und deren Inhalt der betreffende seinem Blatte in Gestalt eines Jnter- vieios übermittelt hat. Ich habe mich durch Einblick in denTempS" überzeugt, daß daS Telegramm d«LLolal-Anzeigers" das, waS dort steht, in sehr vergröberter Uebersetzung und in so un- vermittelter Zusammenstellung wiedergibt, daß der Sinn der Sätze dadurch völlig entstellt loird. Einen Nachweis im einzelnen glaube ich unrerlassen zu dürfen, da ich nicht annehme, daß irgend jemand das Telegramm als wörtliche Wiedergabe meiner Ausführungen aufgefaßt hat. bezw. auffassen loird. Wörtlich geben auch die Sätze desTenrpS" nicht, was ich gesagt habe. Die betreffende Unterhaltung. die in Gegen- wart eines russischen Genossen stattfand, hatte einen durchaus formlosen Charakter. Bleistift und Notiz- buch fehlten, daS Interview.imTempS" ist aus dein Gedächtnis niedergeschrieben. Ich bedaure das. Denn wenn ich auch an- erkenne, daß der Korrespondent die Tendenz meiner Aus- führungen im ganzen richtig wiedergibt, so fehlt es doch auch bei ihm mcht an Sätzen, die in anderem Zusammenhang gefallen waren und namentlich soweit sie sich auf Personen beziehen auch etwas anders lauteten, als dies im Bericht ericheint. Insbesondere ist eS'mir nicht eingefallen zu sagen, daß Kongresse Schwindel" seien. Ich habe nur den Unterschied zwischen Kongreß- erklärungen, die der Natur der Sache nach einen allgemeinen Charakter tragsn, und der Stellungnahme in den praktischen Kämpfen des Tages betont, bei denen die wechselnden Kon- stellatiouen der Parteien stets neue Situationen schaffen, und hinzugesetzt, daß ich eine der bedeutendsten Eigenschaften Bebels, der mir in Kongressen oft als zu doktrinär erschienen ist, gerade darin erblicke, im praktischen Kampf mit großem Scharfblick sofort die Tragweite einer Veränderung der Konstellation zu erfassen und entsprechend zu handeln. Alles dies, wiederhole ich, geschah in einem lebhaften Wechsel- gespräch, in das auch der erwähnte russische Genosse eingriff, und nicht in jener tendenziösen Weise, in der dasInterview" mich sprechen läßt. Schöneberg  -Berlin  , den 13. Februar 1S07. Ed. B e r n st e i n. Veutlickes Reich, Die liberale Einigung. Der gememsame Kampf gegen die Sozialdemokratie hat die verschiedenen liberalen Gruppen einander näher gebracht. Wenn schon vor der Reichstagsauflösung liberale Stimmen für einen Zusamnienschluß der gesamten liberalen Linken laut wurden. wenn schon damals allerhand Techtelmechtel eingegangen wurden, um einegroße geeinte liberale Partei" von den National- liberalen bis zur süddeutschen Volkspartei zu schaffen, so sind jetzt, nach dem Wahlkampfe, diese Stiminen noch zahlreicher und lauter geworden. So haben die liberalen Wahlvercine in Schleswig- Holstein  und in Bayern   beschlossen. einen Zusammenschluß aller liberalen Parteien zu einer Gesamtpartei zu der- langen. Unter den schleswig-holsteinischen Liberalen befinden sich auch drei Abgeordnete derFreisinnigen V o l k s p a r t e i". Auch Profeffor v. Liszt   erblickt in einem solchen Zusammenschluß d«nersten Schritt zur Besserung unserer politischen BerHSltniffe." Man sollic meinen, daß auch dieF r e i s i n n i g e Z e i t u n g- dicsen BemnigungSUriinschen enthusiastisch zustimmen nmrde. igst doch gerade die sreisinnige Votköpartci vor(einet Prvstituierung der liberalen Grundsätze zurtiikgeschreckt, haben doch gerade Vertreter ihrer Partei, wie die Herren Hermes und Eickhoff, am schamlosesten um die Gunst der Konser- vativen und der Regierung gebuhlt! Da auch bei Gebrauch des schärfsten Vergrößerungsglases zwischen Nationalliberalen und Freisinnigen nicht mehr der geringste Unterschied zu entdecken ist, erscheint eS eigentlich unverständlich, daß trotzdem die«Freisinnige Zeitung" und dieVossische Zeitung" der Einignngsidee, die doch nur der in der Praxis vollzogeneu Verschmelzung daS formale Siegel ausdrückt, skeptisch gegenüberstehen. Wenn die freisinnige Volks­partei trotzdem bon einer solchen äußeren Verschmelzung nichts wissen will, so geschieht das offenbar nur deshalb, weil die freisinnig volksparteilichen Klopffechter in einer geeinten liberalen Partei nicht die Rolle spielen zu können befürchten, die sie gerne spielen möchten. Für die politische Situation ist es vollständig gleichgültig, ob es zu der äußerlichen Einigung kommt, die von manchen Kreisen des Liberalismus angestrebt wird. Ob Freisinnige Ver- eiuigung, ob Freisinnige VolkSpartci oder Süddeutsche Volkspartci: alle diese Richtungen sind doch nichts anderes als schlecht mnöliertc Spielarten des Nationalliberalismus! Zentrum und Gemcindewahlrccht. Endlich, volle zwei Jahre nach der Einbringung, hat das Stadtverordnetenkollegium in Köln   den von dem sozialdemo- kratischen Verein gestellten Antrag auf Erweiterung des Gemeinde- Wahlrechts angenommen. Der Antrag lautete dahin, daß auch den- jenigen Bürgern, die zu einem Einkommen von 660 bis 5)00 Mark veranlagt würden, das Wahlrecht gewährt lverde, ohne daß die Steuer zur Erhebung gelange. Der Antrag wurde anfangs IVOS eingereicht. gelangte erst Ende 190ö zur Beratung und wurde damals von der Zcntrnmsmehrhrit abgelehnt. Herr T r i m b o r n, der Sozialpolitiker des Zentrum?, der auch dem Kölner   Stadtverordneten- kollegium angehört und der selber als Wähler der e r st e n Ab- t e i I u n g ein siebzigfach höheres Wahlrecht genießt als der Pöbel der dritten Klasse, vertrat den brutal-protzigen Grundsatz, daß der­jenige, der nichts zahle, auch nichts zu sagen haben solle. Ferner gaben die Zentrumsredner als Vorwand für ihre ablehnende Haltung an, es sei nicht angängig, den vielen Tausenden Wählern der dritten Abteilung das ohnehin gc- ringe Wahlrecht weiter zu vermindern, indem man den 25 000 Bürgen: mit 660 bis 900 Mark Einkommen das Wahlrecht gebe. Der einzige, aber nicht ausgesprochene Grund, der die klerikalen Arbeiter- und Wahlrechtsfreunde" zum Niederstimmen des sozialdemokratischen Antrags bewog, war die Furcht, es möchte der Sozialdemokratie in der Folge gelingen, die Sitze der dritten Ab- teilung zu gewinnen. Die Nationalliberalen beantragten, dem sozialdemokratischen Antrage gemäß den 660 bis 900 Mark- Zensiten das Wahlrecht zu gewähren, aber zugleich auch von diesen Steuer zu erheben. Dieser Antrag hat bis jetzt in der Kommission geschlafen. Er sollte nun- mehr bei der Etatsberatung verhandelt werden. Nun aber brachte das Zentrum genau den früher von ihm niedergestimmten sozialdemokratischen Antrag ein. Zur Begründung seiner total veränderten Stellungnahme führte es an: Durch den § 23 der Einkommensteuernovelle sei die Zahl der Wähler dritter Klasse um 16 000 vermehrt worden, da diese Bürger bisher für Leute mit weniger als 900 M. Einkommen galten, eS sich jetzt aber heraus- gestellt habe, daß fie mehr als 900 M. haben. Des Rätsels Lösung liegt aber anderswo. DaS Zentrum hat nämlich mittlerweile seine Nathans mehrheit an die Liberalen verloren, und es hofft nun durch den Schub einer Anzahl Wähler aus der dritten in die zweite Wählerabteilung künstig in der zweiten Klasse wieder über die Liberalen siegen zu können. Dazu kommt, daß man die Annahme des liberalen Antrages nicht mehr verhindern kann und so gibt man sich einensozialen" Anstrich, indem man über den liberalen Antrag hinaus auch Steuerfteiheit der neuen Wähler beantragt. Deshalb stimmten auch die Liberalen für die Steuer- freiheit der 660900 Mark-Zensiten und so wurde der Antrag mit 34 gegen 6 Stimmen angenommen. Die goldene Internationale. DiePost" richtet heute abermals einen flammenden Auftuf an alleGutgesinnten", sich einmütig gegen die Sozialdemokratie zusammenzuscharen. Die Waffenbrüderschaft bei den letzten Wahlen müsse, unbeschadet der Parteizugehörigkeit deS Einzelnen, der Sozialdemokratie gegenüber eine dauernde werden: der Kampf gegen die Sozialdemokratie sei als erste und dringendstenationale" Pflicht zu betrachten. Diesernationale" Appell macht sich um so seltsamer, als die Post" in, gleichen Artikel für den Reichsverband dadurch Reklame macht, daß sie erzählt, ein namhafter französischer Schrift- steller habe die Geschäftsführer des Reichsverbandes zu seinen großen Erfolgen in der Sozialistenhatz beglück- wünscht. In diesem Briefe des französischen   Scharfmachers werde ausgesprochen, daß der Sozialismus nicht nur einnationales Uebel", sondern eininternationaler Schädling" sei. Gegen den Sozialismus kämpfen, heißt nicht allein für das Vaterland arbeiten, sondern auch auf indirekte Weise für die anderen Staaten. In Frankreich   beabsichtige denn auch eine Vereinigung von ftanzösischen Industriellen, Kaufleutcn, konservativen und liberalen Polittkern nach dem Muster des Reichsverbandes eine gleichartige Liga zur Bekämpfung der Sozialdemokrafte zu bilden. Man sieht, diegoldene Internationale", die in ihren Ausbeuter- intercsien bedrohte Kapitalistenklaffc aller Länder beginnt sich gegen das Proletariat zusammenzuschließen. Natürlich mcht, um die gemeinsamen Ausbeuterinteresien dergoldenen Internationale" zu vertreten, sondern um dienationale Sache" zu vertreten!-- SozialdemokratischerTerrorismus". Eine Schauergeschichte vom sozialdemokratischen Terrorismus geht seit einigen Tagen durch die gesamte bürgerliche Presse Deutsch  - landS. Der Ort der Handlung ist Magdeburg  . Dort trat während der Wahlbewegung der reichstreueArbeiter" H a a s e als gerngesehencr Wahlmacher für den nationalliberalen Mischmasch- kandidaten auf. Seine Vergangenheit qualifizierte ihn dazu. Dem Trunk ergeben und jeder ehrlichen Arbeit abhold, zog er früher als Leierkastenmann durch die Straßen und nicht selten konnte man ihn friedlich schlummernd im Rinnstein finden. Um Mitleid zu erregen, trat Haase als Einarmiger oder in anderer Krüppelverkleidung auf, obwohl er völlig gesunde Glied- maßen hat. Eines TageS trat er demBlauen Kreuz" bei und bald darauf wurde er vom Reichslügenverbaud nach Berlin   auf die AuSbildungsschule" gesandt und zum Agitator gegen die Sozial- demokratie dressiert. In der Riagdeburger Wahlbewegung brachte Haase seine.Kenntnisse an und beschimpfte die klassenbewukte Arbeiterschaft in der rüpelhaftesten Weise unter begeisterter An- erkennung dernationalen" Ehrenniänner, die seine Vergangenheit nicht genierte. Am Mittwoch voriger Woche soll nun dieser Haase, als er abends von seiner Arbeitsstätte kam,von einer aus dem Hinterhalt kommenden Horde aufgehetzter sozialdemokratischer Arbeiter, die etwa 200 Mann zählte, iibersallen, be- schimpft, gestoßen, geschlagen, zu Boden geworfen und mit Eisstücken und sonstigen harten Gegen- ständen fürchterlich mißhandelt worden sein, so daß erschwer krank daniederliegt." An dieser Schauergeschichte ist nur das folgende wahr: Haase verließ mit Hunderten anderer Arbeiter das Grusonwerk. Der eine oder andere Arbeiter, der den zu so trauriger Be- rühmtheit gelangten Haase noch nicht kannte, ließ sich ihn zeigen und so wurden auch die Kinder dieser Arbeitergegend auf ihn aufmerksam, die auch schon bon den Heldentaten des Einarmigen" gehört hatten. Sie folgten ihm in großer Zahl, riefen ihm allerlei nach und bewarfen Haase schließlich mit Schneebällen. Weiter ist nichts borgefallen. Die Arbeiter schauten der Attacke der Kinder höchst belustigt zu und Haase, nackte seinein Aerger in lauten Verwünschungen Luft. Daß er krank daniederliege, ist Schwindel. Tie Magdeburger Polizei in ihrem Uebereifer entdeckte aber, daß sich ein großes Verbrechen zugetragen habe. Die Arbeiter sollen Landfriedensbruch  (!) verübt haben, und von der Arbeitsstätte im Grusonwerk weg wurden am Donnerstag, Freitag. Sonnabend, Dienstag und Mittwoch insgesamt fiebzrh» Arbeiter verhaftet, darunter auch zwei Lehrlinge. Zwei Verhastete, die wieder entlassen worden waren, sind bald darauf erneut inhaftiert worden. Die ersten seckS Verhaftungen am Sonnabend ivurden nach den Angaben der beiden reich Streuen Arbeiter Schönebeck   und S ck ä tz l e vorgenommen. Die beiden gingen mit vier Kriminalbeamten und drei Schutzleuten durch den Betrieb und bezeichneten die Arbeiter, die sich mit an Haase ver­griffen haben sollen. Schätzles Denunziantentum entspringt niedrigstem Rachesiihl: er hat mit einigen der Verhafteten aus privaten Gründen Streitigkeiten gehabt. Von einein der auf seine Angaben hin Verhafteten, dem Schlosser Beck, hat Sckätzle in, engsten Familienkreise selber erzählt, daß er sich bemüht hätte, den aufgeregten Haase in gütlicher Weise zu be- ruhigen! Schönebeck  , der auch auf der Hetzerschule des Reichslügen- Verbandes gewesen ist, wurde schon wiederholt als Denunziant ent- larvt. In einem Prozeß im Juli vorigen Jahres hat er zugegeben, daß crnur einmal" jemand denunziert und daß er eine andere Denunziation mehrerer Arbeitskollegen i m Interesse des Arbeitgebers verübt Habel Dieser Schönebeck   hat, was kürzlich ebenfalls vor Gericht fest- gestellt wurde, vielfach damit gedroht, daß er jedem, der ihm in die Ouere komme, ein Meffer in den Leib rennen werde. Im Juni vorigen Jahres haben er und sein jetzt angeblich terrorisierter Busenfreund Haase einen Arbeiter, der Haase beleidigt haben sollte, überfallen und geschlagen. Solcher Art, wie diese drei Reichsftenen, gibt eS noch mehrere imVerbände reichstreuer Arbeiter", der sich in Magdeburg   der ganz besonderen Wertschätzung der Arbeitgeber erfreut, was sie durch Geldzuwcndungen dvkumen- tieren. So wenig Anlaß dazu auch gegeben ist, so bietet man doch alles auf. um aus dem harmlosen Borfall eine Staatsaktion allerersten Ranges zu machen. Man beabsichtigt offenbar. einen vernichtenden Schlag gegen die Partei- und Gewerkschaftsbewegung in Magdeburg   zu führen, ähnlich dem großen Geheimbuudsprozeß in Magdeburg   vor genau 20 Jahren, der ebenfalls mit den Wahlen, den Fasckingswahlen. zusammenhing und zur Verurteilung von 31 Parteigenossen führte. Die große Aktion loird aber mit einer kläglichen Niederlage endigen. Hat doch selbst ein Bekannter Haases, der ihn an jenem Abend begleitete, erklärt, cr habe nickt gesehe», daß Haase geschlagen worden sei. Die bürgerliche Preise unterstützt das' Bestreben der Polizei, aus dieser Mücke einen Elefanten zu machen, in der skrupellosesten Weise. Sie weiß nicht Worte genug zu finden über diesen neuenunerhörten Fall von sozialdemokratischem Terrorismus". Besonders die nationalliberale Magd. Ztg." scheint eS darauf abgesehen zu haben, die nötige Stimmung für Ausnahmegesetze gegen die Arbeiterschaft zu erzeugen. Sie hat bereits darauf hin- gewiesen, daß derartigeTerrorismussälle" Anlaß bieten könnten zur Beschneidung des Reich stagSwahlrechtesl Den Wahlrechtsräubeni ist eben jedes Mittel recht! Das Zentrum alsAushülfsmädchen". Unter dieser niedlichen Stichmarke bringt dieKölnische Volkszeitung" einen Arftkel, in dem sie der Regienmg klar- zumachen sucht, daß sich daS Zentrum nicht länger ungestraft eine so schnöde Behandlung für seinenationalen Verdienste" um das deuffche Schwein, die deutsche Gondel- und Äolonialpolitik gefallen lassen könne. DaS Zentrum bedanke sich dafür, die Rolle deSAuShülfsmädchenS" zu spielen. ES könne der Regierung gerade paffen, daß sich Zentrum und Freisinn in Liebesdiensten für die imperialistischen Lieblingsprojekte der Regiermig den Rang abliefen. An eine solche Handlangerei denke aber daS Zentrunr nicht. Aber Fürst Bülow   möge doch auch bedenken, daß der Freifimr auf dem Reichsschiffe keineswegs die Rolle der Trimmer und Heizer spielen." sondem verlangen werde,auf der Kommandobrücke zu stehen." Da möge eS denn doch bald kommen, daß der Kanzler wehmütig der schönen Tage von Aranjuez   ge- denke, wo ein schnelles Einverständnis mit dem Zentrum hinreichte, um jedes Gesetz durchzubringe»." Man sieht, da? Zentrum schreckt in seinem LiebeSwerben um die RegierungSpolitik selbst nicht davor zurück, sich selbst der politischen Prostitution zu zeihen, den Fürsten Bülow an seine so gefällige Preisgabe von ehedem zu erinnern! Das Zentrum möchte zwar nicht dasAushülfsmädchen", wohl aber die ständige Konkubine der Regierung ein! Ob die Erinnerung an die schönen Schäfer- stündchen den Fürsten Bülow rühren wird? Vermutlich wird er zunächst doch einmal mit dem Freisinn karessieren, der sich ihm so liebestoll in die Arme geworfen hat, im sicheren Vertrauen auf die alte Liebe des Zentrums, die trotz allen Schmählens, trotz aller hysterischen Eifersuchtsszenen nicht rosten wird! Die Eifersucht der wegen der neuen Flamme vernachlässigten Ge- liebten gibt übrigens derKöln-j Volksztg." gar nicht üble Bosheiten ein. Sie spottet: Die nächste Aufgabe deS Reichskanzlers wird fein, alle Minen seiner diplomatischen Kun st springen zu lassen, damit aus den bis jetzt nur lose zusammengefügten Elementen des Regierunqs- blocks ein Hirt und eine Herde werde. Er entbiete zu sich die Gelehrten desBerliner Tageblattes", derVossi- s ch e n Z e i t u n g". derF r a n k f u r t e r Z e i t u n g". dann des ..Reichsboten", derDeutschen Tageszeirung" und der ,. Kreuz-Ze itun g", ferner die Herren Pa y er und P achnicke, auch H au ß mann und den Müller von Mei- n i n g e n. sodann v. Oldenburg  , den tapferen Recken von I a n u s ch a u. und andere Borkämpfer der Land- bündler und Konservativen, und richte an sie eine An- spräche in dem Sinne, wie Butler es in denPiccolomini" sagt: Es ist ein großer Augenblick der Zeit, Dem Tapfern. dem Entschloff'nen ist sie günstig." Ueber ein Kleines, und zu den Mosielente», den Pachnicke. den Müller-Meiningen  , den Oldenburg-Januschau   und Stöcker werden sich auch die Herren Gröber und Erzberger   gesellen! Schon erklärt ja dieKölnische Volkszeitimg", daß das Zentrum trotz aller Bülow- Untreue nicht daran denke,die Wege einer extremen Opposition einzuschlagen!" Na also! Franz». Rottrnburg, der Kurator der Universität in Bonn  , ist infolge eines Schlaganfalles verstorben. Er gehörte zu den hohen Beamten, die nach den Februarerlaffen des Jahres 1890 daran glaubten, daß in Deutschland   etwas Sozialpolitik getrieben werden könne. Er war von 1881 fciS im Februar 1890 Chef der Reichs­ kanzlei   gewesen und war dann als Unterstaatöiekretär in das Reichsamt des Innern eingetreten. Als 1802 die Kommission für Arbeiterstatiftil gebildet wurde, wurde er Vorsitzender der- selben und ging mit großem Eifer ans Werk. Die Unter- suchungen über die Arbeitszeit in Bäckereien, in Getreidemühlen. im Handelsgewerbe, in Gast- und Schankwirtschaften wurden von ihm eingeleitet. Aber nur die erste Untersuchung hat er durchgeführt, die dann den Erlaß der Bäckereiverordnung vom 4. März 1896 zur Folge hatte. Unter seiner Leitung folgten Lohmann, v. Scheel. Dr. Wörishoffer dem sozialpolitischen Zuge. Als nun die Vorschläge der Kommission bekannt wurden, brach der Sturm der Bäckermeister los. Als dann noch die Vorschläge kamen, einen einheitlichen