ffleltft da8 FMMVeveinIMAkÄMM uberschritten Hak. darüber lbirdes in den Gemeralbersammlungen der Abteilungen des Flotten-Vereins nicht an Kritik fehlen. Das Schlimmste an der Sache ist,dajj alle diese Briefe, die im„Bayerischen Kurier" erschienen sind,zweifellos gestohven worden sind; die als Täter in Frage kom-nvenden beiden Personen befinden sich zurzeit in Sicherheit imAuslande. Wenn von der Presse solche Briefe, die durch reinkriminelle Handlungen in ihren Besitz gekommen sind, veröffentlichtwerden, so holt- ich das für meine Person für eine Gemeinheit.(Stürmtscher Beifall rechts und bei den Nationalliberalen. Wider-spruch im Zentrum.) Wenn ein nationalliberales Blatt dieKorrespondenz des Herrn Müller-Fulda veröffentlichen würde, sowürden Sie(zum Zentrum) das auch als eine Gemeinheit be-zeichnen. Dem Kolonialdirektor find wir für die Aufklärungen,die er persönlich im Wahlkampfe gegeben hat, großen Dank schuldig.Gerade die Herren auf der Linken müssen daS doch auch anerkennen,wenn die leitenden Staatsmänner im Wahlkampfe ihr Programmentwickeln. Die WahlflngblStter des FlottenvrreinS und des Ge-uerals Keim werden wir z«r Bekämpfung der Sozialdemokratie»rieht gebrauchen, wir werden dazu die Artikel der Herren Ealwerund Bernstein in der letzten Rümmer der„Sozialistischen Monat«-hefte" benutze«, we/che dnrchaus das ausführen, was wir hier oftnnsgefithrt. Calwec und Bernstein waren offizielle Kandidatender sozialdemokratischen Partei. Ealwer führt aus, daß kein Landeine so starke Bevölkerungsvermehrung habe wie Deutschland: dakönne die Sozialdemokratie doch nicht verlangen, daß die deutschenKapitalisten zu Hanfe bleiben.(Bebel ruft:„Sie sollen es auchzahlen! Große Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Bernsteinsagt mit Bezug ans die Kolonialpolitik: das Deutsche Reich müssefür einen solchen Kulturzweck jährlich einige Millionen übrighaben. Das ist ganz unser Standpunkt.Bezüglich des Toleranzantrages bemerke ich Herrn Spahn, daßauch wir wünschen, daß der Staat sich nicht in die inneren An-gekegenheite« der Kirche einmischt- Auch die Katholiken sollennach eigener Ueberzeugung leben und sterben. Das erreichen Sie,wenn Sie aus den Tolenanzantrag verzichten, mindesten« aufden zweiten Teil, der in die Hoheitsrechte des Staates eingreift.(Widerspruch im Zentrrmr.)Herr Spahn hat auch uns Mangel an nationaler Gesinnungund Unterstützung der Sozialdemokratie vorgeworfen. Wir habendas nirgends getan.(Zurus Bebels: In B a d e n wurde versucht,Verhandümgen anzuknüpfen I") Rein, die badische Parteileitung hatmir gegenüber das bestritten. Aber das Zentrum hat shsieniaiischdie sozialdemokratischen Kandidaten gegen die unseligen unterstiitzt.In der Pfalz hatten wir sogar«inen katholischen Kandidaten aus-gestellt.(Abg. E h r h a r t(Soz.) ruft: Es war ja ein gentrums-mann!") Rein, Herr Buhl war nie Zentrumsmann uiio das Zentrumhat für ihn nicht gestimmt.Der Waykausfall hat den Einfluß der Sozialdemokratie zurück-gedrängt. Daraus«rgibt sich die Aufgabe, die Sozialpolitik und dieMitt-lstandspolitik wieder stärker hervortreten zu lassen. Es ist«inVerdienst deS Fürsten Bülow, keine Polizelgesetze, Umsturzvorlageund dergleichen eingebracht zu haben. Als Resultat dieser Politikhaben wir jetzt die'Zurückdrängung der Sozialdemokratie.(Beifallbei den Nationalliberalen.) Diese Eniwickelung soll man nicht durchPolizeigesetze unterbrechen, sondern fördern durch Gesetze, die ge-traaen sind von der weit ausschauenden Politik d«S GrafenPosadowskh; doch dürfen sie nicht verqiiickt sein mit den engherzigenAnschauungen im preuKifcheN Millisterilim, wodurch ein Wechselbalgwie der Gesetzentwurf über die Detufsvereins entstand. Wirflhabeiidas Gesetz über Arbeitskammertt wieder eingebracht. Doch darf dieGesetzgebung nicht einseitig den Zndnstriearbeiter fördern, sondernmuß auch den Mittelstand schützen.(Sehr richtig l rechts und bei denNationalliberalen.)Ich wende mich zu den Reformen auf politischem Gebiete. Manbehauptet, wir wollten das Wahlrecht antasten. Dem gegenüberverweisen wir aus das Progracnm der nationallideralen Partei,welches das ReichslagSwahlrecht enthält. Wer sich diesem Programmentgegen stellt, stellt sich außerhalb des Rahmens der Partei. Not-wendig ist aber ein stärkerer Schutz de« Afahlgcheimntsses. Auch istein freiheitliches Vereins- und Verflimmlnngsrecht notwendig.Redner kommt sodann auf die Notwendigkeit einer Reform desStrafrechts zu sprechen und stellt es dem Staatssekretär des Reichs-justizamts anheim, im Laufe dieser Beratungen über den Stand derüber diesen Gegenstand gepflogenen Vorberatungen Auskunft zu et-teilen? eventuell stellt er die Wiedereinbriiigung seiner Fllterpellatiouüber diesen Gegenstand in Allssicht.— Die uUgÜnslige Kritik, dieein Teil der ausländischen Presse über einzelne Ausführungen derThronrede gebracht hat, ist mit folgenden Tatsachen zu erklären:Die Erwartungen der Presse, daß die letzten Wahlen einen großenSieg der Sozialdemokratie bringen würden, sind im Auslande niitgrößter Aufmerksamkeit aufgenommen worden. Auch wenn sozial-! mokratische Blätter das Ausland darauf hinweisen, daß wir z. B.die Truppen in Südwestastika nur deshalb zurückhalten, um sieeventuell gegen die Engländer zu verwenden, so muß da« doch,wenn man auch sagen mttß, daß die Truppen dazu kaum genügenWürden, im Auslande Mißtrauen gegen Deutschland erwecken.DaS Gefamtresultat der Wahlenist dahin zusammenzufassen, baß die kolonialen Interessen durch dieseWahlen in einer Art und Weise gefördert wurden, wie das bishernicht im entferntesten möglich gewesen ist. Der Kolonialdirektorwird den Boden für eine intensive Kölonialpolitik nach der Richtungbereitet"den, daß Handel und Jndusttie für die Ausschließung derKolonie:, in ganz anderer Weise herangezogen werden. Das zweite.was bei diesen Wahlen ztt beachten ist, ist der Umstand, daß diesinalder NattoNalgefinnte Arbeiter zum ersten Male mit großer Energieitt der politischen Arena erschienen ist und keine Partei wirdsich diesem Element entziehen iönNett, jede wird genötigtsein, dem vor einigen Jahren vom Kaiser ausgesprochenen Wunsch,daß Arbeiter ins Parlament entsandt werden, Rechnung zu tragen,auch die nationatliberale Pattei(Zuruf bei den Sozialdemokraten:Wo? wo?) Daß es uns möglich war, im letzten Wahlkampfe sogute Resultate zu erzielen, ist auf das Erwachen des Bürgertumszurückzuführen. Die Tatsache, daß die Sozialdemokraten einenStimmenzuwachs von mehr als sv0 00l) Stimmen erfahren haben,muß rms zeigen, daß das Bürgertum in seinem Patriotismus nichterlahmen darf. Jedenfalls ist der Glaube an das unaufhaltsameAufsteigen der Sozialdemokratie dahin.(Widerspruch bei den Sozial»HnwlrateN. Sehr richtig I rechts und bei den Nationalliberalen.)Reichskanzler Fürst Bülow:Meine Stellung zur Zentrnmspartel ist von verschiedenen Seitenzur Sprache gebracht worden. Ich mgche kein Hehl daraus, daß ichlange und ehrlich bestrebt gewesen bin. die Zentrumspartei für diegroßen Aufgaben unserer nationalen Politik zu gewinnen. Ich hattereine andere Möglichkeit, fruchtbare innere Politik zu machen.Freilich, mit der Mehrheit aus Zentrum und Sozialdemokratie konnteich keine Politik machen.(Sehr gut l rechts und bei den National-liberalen.) Auch mit anderen Parteien bildete das Zentrum eineMehrheit. Ich bin bestrebt gewesen,' mit dieser Mehrheit dieinneren Aufgaben des Reiches zu lösen. Auf die Weise habe ich denAusbau der Flotte, den Zolltarif, die Handelsverträge, die Zucker-konvention, die Neichssinanzresorm ermöglicht. Wer ein Zusammen-' gehen mit jeder Partei hat eine bestimmte Grenze. Ich gehe mitjeder Partei, welche die Linien achtet, ohne welche da? deutsche Volknicht leben und atmen kann. An diesem Punkte aber hört bei mir dieGemütlichkeit auf. Die Macht einer Partei wird zu einer Geißelund einer Plage, wenn sie mißbraucht wird. DaS Zentrum hatseine ausschlaggebende Stellung nicht mit dem Maß von Besonnenheitund Selbstbeherrschung benutzt, die die Vorbedingung dauerndenEinflusses ist.(Sehr nchtig I rechts, bei den Nationalliberalen undbei den Freisinnigen.) Ich habe die Fehler in der Kolonial-Verwaltung nicht vertuscht! ich habe alle wirklich vorhandenen Miß-stände untersucht und unnachsichtlich geahndet.(Widerspruch beiden Sozialdemokraten.) Ich hatte im Dezember die Auf-fasstma, daß mein Appell an den Reichstag um Mitwirkungan diesem Werke einer verständnisvollen Auffassung begegnete. DerZusammenstoß Avischen dem Kolonialdirektor und dem AbgeordnetenRoeren kam mir um fo überraschender, als«mf meine Veranlassungund in meinem Beisein der Kolonialdirektor zwei hervorragendenZentrnmSführern den ganzen Sachorrhalt dargelegt hat.(Hört, hört Ibei den Sozialdemokraten.) Ich war nach dieser Aussprache über-zeugt, daß das Zentrum die Fortführung«wer gesunden Kolonial-Politik nicht hindern würde. Da kamen denn.die unbegründeten undmaßlosen Angriffe des Herrn Roeren auf den Kolonialdirektor. Icherschien sofort hier im Haufe und erklärte mich für solidanschmit dem Kolonialdirekwr. Für diese selbstverständliche undpflichtgemäße Haltung wollte mich daS Zentrum durch Ablehnungeiner wichtigen Forderung strafen.Herr Spahn brachte hier mein Wort von der Paarung desliberalen nnd konservativen Geistes zur Sprache. Dieser Paarungverdanken wir die fruchtbarsten Epochen unserer Gesetzgebung. Wereine Paarung habe ich nicht für möglich gehalten, daS ist diePaarung Roeren-Singer.(Sehr richtig I rechts, bei den National-liberalen und den Freifinnigen.) Dringender, als ich am 13. De-zember warnte, kann man doch nicht warnen. Hätte das Zentrum eineVerständigung gewollt, so brauchte es nur für den Antrag Ablaß zustimmen, der das Budgetrecht des Reichstages wahrte und demWunsche nach Svarsamkett Rechnung trug.(Sehr richtig l rechts undbei den Freisinnigen.) Statt dessen wollt« das Zentrum gemeinsammit der Sozialdemokratie die Regierung ducken. Das hat die Re«gierung sich nicht gefallen lassen und wird fie sich nicht gefallenlassen.(Lebhaftes Bravo I recht», bei den Rationalliberalen und beiden Freisinnigen). Herr Spahn sprach von der Verletzung derEhre der Zentrumspartei. Sollte die Regierung etwa dieErlaubnis des Zentrums zur Reichstagsauflösung einholen?(Große Heiterkeit.)In den Zeitungen und Wahlaufrufen war viel vom persönlichenRegiment die Rede. Damit schreckt man nur politische Kinder, derenZahl allerdings bedenklich groß ist.(Heiterkeit.) Die Reichstags-auflösung war die durchaus konstitutionelle Ausübung eines verfassungsmäßigen Rechtes.(Sehr wahr l rechts.) Eine Bedrohung derReichsverfassung durch das persönliche Regiment liegt durchausaußerhalb des Reiches der Wahrscheinlichkeit und selbst der Möglich-keil. Wirklich bedroht ist die Retchsverfassung durch die Partei ausder äußersten Linken, die ihre letzten Ziele nur durch ciucnVerfassungsbruch erreichen kann, und an die Seite dieser Partei hatsich das Zentrum gestellt I Die Krone blieb streng innerhalb ihrerBefugnisse. Der Reichstag hat das Recht, Vorlagen der verbündetenRegierungen abzulehnen. Die verbündeten Regierungen haben daSRecht, den Reichötag aufzulösen. Ich stehe streng auf dem Bodender Verfassung? ich habe das Wahlgeheimnis durch ein besonderesGesetz geschützt, ich habe Diäten eingeführt, ich babe das Budgelrechtdes Reichstags nicht verletzt, sondern behütet. Nicht um Despotismus,EäsarismuS, Absolutismus, Feudalismus handelt es sich, sondern darum,daß das Zentrum im Bunde mit der Sozialdemokratie die verbündetenRegierungen in die Enge treiben wollte.Der Abg. Spahn hat von der Aufwühlung religiöser Leiden-schaften geiprocheu. Die Regierung, an deren Spitze ich stehe, sollteüber den Vorwurf religionsseindlicher und namentlich antikatholischerPolitik und Gefiliiiung erhaben sein.(Sehr richtig I rechts.) Wennwirklich, wie der Abg, Spahn behauptet, die Kluft zwischen beidenKonfesfioiieu durch diesen Wahlkampf erweitert worden ist, sowäre da? darauf zurückzuführen, daß ebne jeden Anlaß dieParole von der Gefahr eines neuen Kulturlampses in di«Wählermassen hineingeworfen worden ist.(Sehr richtig! rechtsund bei den Nationalliberalen.) Die Identifizierung der Zentrums-fraktion mit der katholischen Religion kann ich nicht akzeptieren.Der Kampf drehte sich nicht um das Zentrum als konsesfiouellePartei, sondern richtete sich gegen den Mißbrauch, den daS Zentrum,gelehnt auf die Sozialdemokratie, mit seiner ausschlaggebendenSkeluug getrieben hat. Die Abstlnirnuiig vom 18. Dezeinber hatteleider gezeigt, daß auch eine der katholischen Kirche höchst wohlwollendeRegierung nicht vor feindlichen Angriffen seitens des gettttums sicher ist.Der Abg. Spahn hat sich ausgeschwiegen über einen Punkt, dender Abg. Bassermann besprochen hat, nämlich über das Bcrhältnis.das in diesem Wahllampf« zwischen dem Zentrum und der Sozial-demokratie obgewaltet hat. ES ist mir nicht eingefallen, Zentrumund Sozialdemokratie, wie mir im Abgeordnetenhause votgeworfenwurde, in einen Topf zu werfen. Wohl aber fand ich plötzlich, daßdie Zentrumspartei im Topfe der Sozialdemokratie steckte.(GroßeHeiterkeit. Zurufs im Zentrum.) Wer den anderen zu sich hingezogen hat,weiß ich nicht, aber jedenfalls sah ich mich unvermutet einerKoalition gegenüber, zu der ich Stellung nehmen muhte, Ich hatteseit langem hingearbeitet auf eine Koalition aller bürgerlichen Parteiengegenüber der Sozialdemokratie, wie fie noch heutedas Ideal aller guten Patriotenist. Es ist die Schuld des Zentrums, daß eine solcheEinigung nicht zustande kam. Daß fich das Zentrum an dieSeite der Zoztaldemolratle stellte, war nicht nur ein groberpoltttscher gehler.«« war aUih ein moralisches Unrecht.(Sehr wahr lrechts und bei den Nationaltberalen.) Es war ein moralischesUnrecht, zusammenzugehen mit einer Partei, die alles in den Staubzieht, was den Shrtften heilig ist.(Lachen be» den Sozialdemokraten.)ES war ein schweres moralische» Unrecht, zusammenzugehen mtt einerPartei, die tn diesem Hause für die Pariser Kommune eingetreten ist,(Lacken bei den Sozialdemokraten.) für die Konimune, die de« Erz-vischof Darboy von Paris und unschuldige Dominikanstpriefterfüsiliert hat. Für diese Partei haben Zentrumsabgeordnetedie Stichwahlpacole abgegeben,(Zuruf bei den Sozialdemokraten!„Machen Sie fich doch nickt lächerlichl") dieser Partei hat dasZentrum IL Wahlkreise zugeschanzt. Ich habe nie den mindestenZweifel darüber gelassen, daß ich jede direkte oder tndirekke Unter-slNtzung der Sozialdemokratie aus» höchste mißbillig«. Die bürg«'lichen Parteien sollten zuviel Würde und selbsiachtimg besitzen,»mmit der Sozialdemokratie zusammenzugehen, die alle bürgerlichenParteien mit demselben Hasse verfolgt.(Unruhe bei den Sozial-demokraten, Beifall rechts und bei den Liberalen.) Ich sprecheden Bischöfen metnrn Dankaus, daß fie nicht kleinlichen FraktionSIntiressen und gehässigen Ran-künen, fondern lediglich der Wahrheit folgen. lErnsuter lebhafterBeifall rechts und bei den Liberalen, große Unruhe im Zentrum.)Bon dem Rechte der Regierung, aufklärend z« wirke», werde ichSei künftigen Wählen noch größeren Gebrauch machen.Di« Unterstützung des Flottcnvcreinszurückzuweisen, sah ich keine Bekanlässung.WaS die Briefe angeht, die dem Generalmajor Keim gestohlenworden sind, diese dem Flottenverein in der schimpflichsten Weisegestohlenen Briefe, so erkläre ich, daß«s begreiflich ist, wenn auchdie Mitglieder des FlottenvereinS fich an dem verflossenen Wahlkampfbeteiligt haben, indem eS sich um nationale Aufgaben handelte. Inwieweit der Flottenverein als solcher in Agitation treten darf und welchenSpielraum er seinen Mitgliedern für ihre politische Tätigkeit einräumenwill, das zu beurteilen ist lediglich seine Sache. Ich bin nichtder Flottenverein.(Heiterkeit.) Wenn aber ein hervorragendesMitglied des Flottenvereins zu mir kommt, so nehme ich eine solcheUnterstützung dankbar an. Es wäre einfach lächerlich, wenn einleitender Staatsmann, der die Auflösung eines Parlaments für not-wendig gehalten hat, wenn die Entscheidung herannaht, in die Rolleeiner Pagode verfallen würde.(Sehr richtig I rechts und bot denLiberalen.)Unberechtigte Eingriffe in den Wahllampf billige ich nicht; aberGeneralmajor Keiin hat in selbstloser und aufopfernder Weise sich inden Dienst einer guten Sache gestellt.(Lebhafter Beifall bei denKonservattven und Nationalliberalen.) Ich habe niemals«inenGegner in persönlich gehässiger Weise angegriffen, doch anderswo(zu den Sozialdemokraten gewendet) wird der Kampf anders ge-führt. Ich habe hier ganze Berge von Schriftstücken. Wahl-aufrufe usw., in denen nach dieser Richtung diel gesündigt wird.(Zurufe bei den Sozialdemokraten.)Man hat die Frage anfgeworfen, wer bei diesem Wahl-kämpf der Steger gewesen ist. Nun, Nutzen hat von ihmgehabt daS deutsche Volk, in welchem die Regierung übereine gewaltige Mehrheit verfügt. Man sagt, diese Mehrheitgeht in ihren Anschauungen auseinander. Nun, das ist der Fallauch innerhalb der Zentrumspariei.(Stürmische Unterbrechungenund Rufe: Nein! nein! im Zentrum.) Sie werden nur durchdaS einigende Band der Konfession zusammengehalten. Dieneue Mehrheit hat sich in einer nationalen Frage zusammen-gefunden. Von dieser Basis aus mutz sich zeigen. daßsie positive Arbeit leisten kann. Dadurch kann sie sichdauernden Einfluß und das Vertrauen des Volkes sichern.(Bravo l) Ich habe hier einmal gesagt, ich hätte kein Vorurteil.Da? heißt nicht, ich könnte heute konservativ, morgenliberal regieren, heute meine gegenwärtige Wirtschaftspolitik,morgen eine liberale Handelspolitik vertreten. Nein, indem Schutze aller nationalen Arbeit, dem vollen Schutze für dieLandwirtschast(Lebhaftes Bravo I rechts) und die Industrie(Heiterkeitb. d. Soz.) werde ich mich nicht beirren lassen, zumal sich diese Politikwirtschaftlich und polittsch durchaus bewährt hat. Das schließt abernicht aus, daß ich auf anderen Gebieten Wünschen der bürgerlichen Linkenentgegenkomme, wie fie z. B. Herr Bassermann eben geäußert hat. Ich denkedabei an eine Reform deS Bercius- und Versammlungsrechts.(Bravo! links), an eine Rcsorm des Strafrechts und der Strafprozeß-»rdnung, an eine Aufbesserung der Beamtcnbezüge. Durch die hoch-herzige Initiative des Kaisers wird es zu einer Beschränkung derMajestätsbeleidigungsprozesse kommen. Ich hoffe, daß Rechte undLinke sich dahin verständigen werden, daß unsere Börse zur Er-füllung ihrer wichtigen Ausgaben in der Konkurrenz mit den aus-ländischen Börsen besser in den Stand gesetzt wird.(Bravo I links.)Auch einegesunde, kräftige, vorurteilslose, vernünftige Sozialpolitikwird fortgeführt werden.(Bravo 1) Hier soll nicht Rückschritt, nichtSttllstand, sondern Fortschritt unsere Losung sein.(Bravo!) Undnicht nur den Arbeitern, sondern auch dem ebenso schwer bedrängtenMittelstande soll sich diese Sozialpolitikin verständigen Grenzenwidmen.(Bravo rechts!)Aus diesen kurzen Andeutungen geht hervor, daß sehr wohl einefruchtbare, zielbewußte Politik mit der neuen Mehrheit zu treiben ist.Diese Politik wird um so fruchtbarer sein, je mehr sie getragen istvon dem Vertrauen der Mehrheitsparteien unter eiiiander und zurRegierung. Möge dies Vertrauen sich immer mehr befestigen undwachsen zum Wohle deS deutschen Volkes und zum Besten der ihmgestellten großen Ausgaben.(Lebhaftes Bravo l rechts, bei denNationalliberalen und Freisinnigen, Händeklatschen auf den Tribünen.)Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Dienstag 1 Uhr.Schluß 6 Uhr._________Mgeorclnetenkaus.19. Sitzung vom Montag, den 25. Februar,vormittags 11 Uhr.Am Ministertische: Dt. D e l b r>1 ck.Auf der TaaeSordnung steht zunächst der Bericht der Geschäfts-ordnungSkomniission über die Ermächtigung zur ftraftichtlichcn Ver-solgung der sozialdemokratischen Redakteure Molkenbuhr, Wittmaakund Dornheim.Die Kommission beantragt, die Genehmigung zu erteilen.Abg. Schiffer(Natt.) beantragt, die Angelegenheit zur Beratungin die Kommission zurückzuweisen, da die Artikel, welche den Gegen-stand der Verhandlung bildeten, vor dem borjährigen Beschluß aufStrafverfolgung geschrieben seien. Es müsse eigentlich doch erst ge«prüft werden, wie dieser Beschluß gewirkt habe.Der Bericht wird einstimmig an die Kommission zurückverwiesen.ES folgt dieerste Beratung der Novelle zum Berggesetz.Die Borlage will das Recht zur Aufsuchung und Gcwinmmgder Steinkohle, de» Steinsalzes(Kalt, Magnesia- und Borsalze) sowieder Solquellen dem Staate vorbehalten, Im übrigen aber die Berg-bauftethett bestehen lasten.»Mintster Dr. Delbrück: DaS Berggesetz von 1805hat mit seiner Bcrgbaufteiheit seinen Zweck im wescnt-lichen erreicht. Die private Tätigkeit hat sich stark betätigt.In den letzten Jahren ist da« auf dem Gebiete der Kohlen-und Kaliproduktion aber anders geworden. Im Ruhrrcvier, wo derStaat gar nicht beteiligt ist, bat sich ein Monopol gebildet. Da-durch ist nun dauernde Shndizlerung des Kohlenvcrbrauchs ent-standen. Diese Konzentrierung ist erfolgt zum Schaden derVerbraucher. Aehnltch liegt es auf dem Kalimarkt. Deshalbhaben wir die Lex Gamp geschaffen, die dem Staate Zeitgeben sollte, eine Novelle wie die vorliegende auszuarbeiten.Nun liegt«s tu der Natur der Sache, daß der staatliche Bergbaunicht so beweglich ist wie der private. Man mußte sich deshalbsagen, daß, wenn man dem Staat wenigstens die Möglichkeit desRegiebetriebes geben wollte, mau auf der anderen Seite dieMöglichtett der Befriedigung des Bedürfnisses durch die Privat-industtie nicht ausschließen dürfte. Somit kommt der Staat nur indie Lage, vorwärts zu treiben oder zurückzuhalten, je nachdem eserforderlich ist. Der Entwurf hat noch manche Bedenken, die wiraber tn der Kommission zu zerstreuen hoffen.Abg. Stackmann<k.)i Mit Genugtuung und Freude könnenwir konstattereN, daß die Produktion unseres Bergbaues sich ständiggesteigert hat. Aber dieses glänzende Bild hat auch eine Kehrseite.die Monopoltsirrimg. Deshalb hat die Staatsregierung auch beimHerchnta- und Hiberniaerwerb die bereitwillige Unterstützung desParlaments gefunden. Als dann der Bergarbeiterstretl die mono-polistifchen Gefahren des Kohlensvndikats enthüllte, habe man esallgemein als notwendig erkannt, dt« noch vorhandenenSchätze an Kohle, die wohl nur gering seien, und diegrößeren Schätze an Kali und anderen Salzen der Bergbau-freihett zu entziehen. In Hannover allerdings seien die wohl-erworbenen Rechte der Grundbesitzer auf die Bodenschätze nicht an-getastet worden. Da es nur noch wenige Kohlenfelder gibt, wirddie Folge dieses Gesetzes: ein« Steigerung des Kohlcnprctses'ein. Deshalb haben wir ernste Bedenken gegen dieses Gesetz.Diese könnten aber dadurch beseitigt werde», daß der Staat unsGarantien gibt für di» Art und Weise, wie der Fiskus den an-vertrauten Besitz benutzen will. Wir beantragen deshalb Berweisungan eine Kominisston von 21 Mitgltedern.Abg. Dr. FemrS(Z.): Die Mehrheit meiner Freunde will derVorlage zustimmen. Eine Minderheit hat Bedenken gegen daSStaatsmonopol.Abg. Hildck(natl.): Wenn ich nur die Interessen der Arveiterzu vertreten hätte, würde ich die cn dloo-Annnhine der Vorlag«empfehlen. Lom politischen Standpunkte aus Hab« ich aber diegrößten Bedenken. Auch ich bedauere, daß der Sitz des westfälischenBergbaues nicht in Westfalen geblieben, sondem nach Berlin verlegtist. Daran ändert da« Gesetz aber kein Iota. Es ändertauch kein Jota an der Tatsache, daß der Bergbau immergrößere Küpitalien braucht. Mir scheint da« ganze Gesetzgemacht aus Haß gegen die Bohrgesellschaften, die bessere Ein-richtUUgen haben als der FiSkiiS. Wo der Staat Bergbau betriebenhat. hatte er viel höhere Preise als die privaten Gruben. Mög,der Staat doch die Felder, welche er hat, bebauen, möge er fein«Einrichtungen so treffen, daß er Sitz und Stimme imRat der Weisen in Westfalen hat. Woher hat dennAugust Thyssen sein Geld? Der Staat hat es ihm gegeben, wir haben ihm seine Felder abgekauft. Heute perherroszierenwir da», was wir vor wenigen Jahre« selbst getan haben. Ichmeine, die Kohle ist schon teuer genug, es wäre nicht nöttg, sie nochkünstlich zu vcttcuerN. Wer wird den Vorteil haben? Den FürstenPleß wirb man zum Bmiderbilt machen.(Heiterkeit.) Er wird seineWälder teuer verpachten. Auf dein Knlimarkt hat sich Iiifannover unter der Einwirkung der Lex Gamp ein tolleraumel entwickelt. Ungezählte Millionen sind durch diesen Schwindelverloren. Der Staat hat eine Reihe von Feldern erworben— ob