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8l 98. 24. Jahrgang. 2. SnlM des Jurmöitf ßttlinct WKÄÄ Sonnabend, 27. April l9v7. Partei- Tlngelegendeiteti. Zur Lokallifie! Auf Wunsch der organisierten Parteigenossen Lon Werder a. H. richten wir an die organisierte Arbeiterschaft das dringende Ersuchen, bei ihren Ausflügen zur diesjährigen Baum» blüte in Werder a. H. die Lokalliste streng beachten zu wollen. Das einzige freie Lokal am Orte ist derSchwarze Adler", Jnh. Max Koch  , Fischerstr. 98. Um bei dem starken Besuch der Baumblüte dies Lokal etwas zu entlasten, ist autzerdem noch eine Fahrrad- aufbewahrung verbunden mit Johannisbeerwcin-Verkauf er- öffnet worden; dieselbe befindet sich direkt an der Ausstellung, Werder  , Unter den Linden 19. Alle sonstigen Anfragen sind zu richten an Genossen Gustav Wüstenhagen, Werder  , Branden- burgerstratze 13L. Die Lokalkommission. Sozialdemokratischer Zentralwahlverein für Teltow  -Beeskow  . Den Parteigenossen zur Mitteilung, daß das diesjährige KreiSfest am Sonntag, den 14. Juli, im Etablissement .Hasselwerder"(Jnh. Alb. Scheruch), Nieder-Schönc> weide, stattfindet. Die örtlichen Vereine werden gebeten, da von Notiz zu nehmen. Der Zentralvorstand. Zrhlendorf. Am Sonntag früh 7 Uhr findet eine Flugblatt« Verbreitung statt. Der 1. Bezirk erhält fein Material bei Mieck, Karlstr. 12; der 2. und 3. Bezirk bei B. Mickley, PotSdainerstr.. Die Eenossen auS Schlachtensee im bekannten Lokal. Grünau  . Die Genossen werden darauf aufmerksam gemacht, daß diesen Sonntag eine doppelte Flugblattverbreitung stattfindet. Daher ist es notwendig, daß sich die Parteigenossen zahlreicher als ionst beteiligen. Die Genossen, die zur Landtour mitgehen, holen sich da? Matertal heute abend um 8 Uhr aus derGrünen Ecke" ab. Die Genossen, die am Orte verbreiten, müssen Sonntag früh um �8 Uhr in derGrünen Ecke" erscheinen. Der Vorstand. FriedrichShagen  . Mittwoch, den I. Mai, vormittags 19 Uhr und abends 8 Uhr, im Restaurante Karl Conrad, Friedrichstr. 137: Oeffentliche Versammlungen mit der Tagesordnung: Vortrag:Dre kulturelle Bedeutung der Maifeier." Referenten: Genosse Sonnenburg und Genosse Wuschik. Von 1 bis 7 Uhr im Restaurant WilhclmSbad, Seestr. 4S: Konzert und humoristische Vorträge. Um zahlreiche Beteiligung ersucht Das Festkomitee. RahnSdvrfrr Mühle. Mittwoch, den 1. Mai. abends 8 Uhr. im RestaurantParadieSgartcn": Oeffentliche Verfamm- lung. Vortrag des Genossen Jakobsen über:Die Bedeutung des I. Mai." Die Genossen von Alt-RahnSdorf, Schöneiche  , Klein. Schönebeck   und Fichtenau   werden ersucht, zahlreich zu erscheinen Der Einberufer. NowaweS. Am morgigen Sonntag findet eine Flugblatt. Verbreitung statt. Treffpunkt früh 8 Uhr bei Grubl, Priesterstr. 39. Ehrenpflicht eines jeden Mitgliedes des Wahlverems ist eS, sich an derselben zu beteiligen. Des weiteren werden von 19 bis 12 Uhr Beiträge für den Wahl verein in folgenden Lokalen einkassiert: 1. Bezirk: Otto Hiemke, Wallstr. öS; 2. Bezirk: Karl Gruhl, Priesterstr. 39; 3. Bezirk: Paul Junger, Gr. Beerenftr. 59; auch werden Mitglieder aufgenommen. Die Mitglieder und Ordner des Maifestkomitees werden ersucht, um 19 Uhr vormittags im Lokal von Hiemke zu erscheinen. Der Vorstand. Königs-Wusterhausen  . Den Parteigenossen von KönigS-Wuster Hausen, Wildau   und Niederlehme zur Kenntnis, daß am morgigen Sonntag früh IVa Uhr eine Flugblattverbreitung für die oben ge- nannten Orte stattfindet. Die Parteigenossen von KönigS-Wuster- Hausen und Wildau   treffen sich bei Witwe Lange, Bcrlinerstraße, die Genossen von Niederlehme im früheren Rindfußschen Lokale. Zahlreiches Erscheinen erwartet Der Vorstand. Pankow  . Die Maiversammlung findet am Mittwoch, 19 Uhr vormittags, im Gesellschaftshause des Herrn RoSzycki, Kreuz- straße 3/4 statt. Nachmittags 3 Uhr: Maifeier im RestaurantZum Kurfürsten", Berlinerstr. 192. Turnerische und GesangSaufführungen, Spezialitäten. Tanz, Konzert usw. Klosterfelde  (Nieder-Barnim  ). Die Genossen veranstalten am Maitage eine Partie nach Wandlitz  , Zehlendorf  . Um 2 Uhr dort. sewst Versammlung im Ostenschen Lokal. Die Arbeiterschaft der Umgegend wird um Zuzug gebeten. Am 28. April er., 3 Uhr nachmitttags findet ebenda eine Volksversammlung statt. Tage« ordnung: Vortrag des Genossen Zechlin über:Was erstreben die Sozialdemokraten und warum ist eS Pflicht aller Arbeiter, sich zu vereinigen?" Tchönwalde(Mark). Die Maifeier findet wie bisher im Lokal de« Herrn Schulz statt. Von der Arbeiterschaft der Umgegend wird reger Zuspruch erwartet._ Berliner   JVaebnebten» Noch eine Leistung der helfenden Polizei. Wie hat die Polizei sich zu verhalten, wenn ein Geistes- kranker Hand an sich legen will oder seinen Angehörigen ge- fährlich zu werden scheint? Hat sie ihn zu seinem und seiner An- gehörigen Schutz His auf weiteres in Verwahrung zu nehmen? AuS Moabit   wird uns ein Vorkommnis gemeldet, bei dem die um Hülfe angegangene Polizei anders verfuhr. Ein früherer Maurer F. in der Bremer straße war infolge eines Unfalles, den er vor 18 Jahren erlitten hatte, feit langem gehirnleidend. Schließlich artete fein Zustand so auS, daß befürchtet werden mußte, er werde sich an seinen Angehörigen ver- greifen oder sich selbst entleiben. Frau F., die nur noch ihre Enkelin bei sich hatte, mußte in einer Nacht um 12 Uhr einen HauSbewohnor zu Hülfe rufen, weil sie den tobenden Kranken, der sich mit Messer und Schere bewaffnet hatte, nicht zu beherrschen vermochte. Man lief zur Wache und holte von dort ein paar Schutzleute herbei. Sehr erbaut schienen sie nicht von der Aufgabe zu sein, die ihnen gestellt wurde. Der eine räsonnierte unterwegs: sonst gucke man den Schutzmann nicht mit dem Hintern an, aber wenn man ihn brauche, dann hole man ihn sogar in der Nacht. Nachdem die Beamten die Wohnung betreten und sich den Kranken besehen hatten, nahmen sie ihn auf Wunsch der geängstigtea Frau F. in Verwahrung und führten ihn zur Wache. Das kann etwa nach 1 Uhr nachts oder spätestens um Uhr gewesen sein. Etwa um �3 Uhr wurde Frau F. geweckt und es wurde ihr ge- meldet, auf dem Hofe stehe ein Schutzmann mit dem Kranken, den er zurückbringen solle. Der Schutzmann hatte sich Zutritt zu dem Hause verschafft, aber der Kranke hatte auf dem Hofe plötzlich erklärt, hier wohne er ja gar nicht. Ein Hausbewohner, der spät in der Nacht nach Hause kam, wurde von dem Schutzmann an- gehalten und befragt, ob er F. kenne. Als er das bejahte, wurde er zu Frau F. hinaufgeschickt, um ihr die Rückkunft ihres ManneS anzukündigen. Doch Frau F. weigerte sich, jetzt in der Nacht den kranken Mann, vor dem sie sich fürchtete, zu sich hineinzulassen, und so mußte der Beamte ihn wieder mitnehmen. Wieder eine Stunde später wurde Frau F. von neuem geweckt. Diesmal stand ein Schutzmann vor ihrer Flurtür und forderte Einlaß. Als sie öffnete, schob et' ihr ihren Mann ig den Korridor hinein, Sie er- hob Einspruch, aber der Beamte erklärte, F. habe versprochen, sich ruhig zu verhalten. Damit ging er weg. Kaum war er hinaus, so nahm F. schon wieder eine drohende Haltung an. Frau F. lief hinunter, um den Portier zu wecken. Inzwischen aber stürmte F. die Treppe hinauf bis zum vierten Stock, zerschlug das Flur- fenster und stürztesichaufdenHofhinab. Wieder wurde die Polizei geholt, die sonst nach jenem Schutzmannswortnicht mit dem Hintern angeguckt wird". Als sie eintraf, fand sie einen Toten. Ein Schutzmann mußte zurückbleiben und Wache stehen. Früh um 8 Uhr stand er noch dadamit nun wenigstens nicht der Tote weglaufen kann", meinte ein Hausbewohner. Nun die Polizei nicht mehr gebraucht wurde, war sie da, stundenlang da. So ist es aber heute: Wenn man die Polizei braucht, ist sie oft nicht zu haben und wenn sie als überflüssig und lästig empfunden wird, findet sie sich ein, oft ungerufen. Im Kinderhaus, Blumenstr. 78, findet im Monat Mai wöchent- lich einmal unentgeltlicher Unterricht in Säuglingspflege für Frauen und Mädchen statt. Meldungen" hierzu Dienstag, den 39. April, und Mittwoch, den 1. Mai, von 2 bis 4 Uhr im Bureau Blumenstr. 73, v. I. DaS Provinzialschulkollegium hat anerkannt, daß die Direktoren der hiesigen höheren Lehranstalten es sich angelegen sein lassen, die Beurlaubungen von Schülern vor und nach den Sommerferien auf Grund sorgfältiger Prüfung der einzelnen Fälle immer mehr zu beschränken; es wird dabei die Erwartung ausgesprochen, daß auch in Zukunft alle geeigneten Mittel angewendet werden, um einem Mißbrauch zu steuern. Die Eltern der Schüler sollen auch in Zukunft durch rechtzeitigen Hinweis auf die Nachteile aufnierksam gemacht werden, die ihren Söhnen aus solcher Schulversäumnis er- wachsen m ü s s e n. Diese Verfügung ist wiederholt in Erinnerung gebracht worden._ Bon der Kirche der Beschenden. DaS S t ö ck e r s ch eReich" bettelt um nochmalige Er- wähnung imVorwärts". Aufs Betteln verstehen sie sich da drüben ohnedies nicht schlecht; hat doch kürzlich Stöcker selber in den Kreisen der Wohlhabenden 69 999 M. zusammengebettelt, um mit ihrer Hülfe sein Blättchen, das schon lange nicht mehr leben kann und doch noch nicht sterben mag, wieder noch eine Zeitlang hinzufristen. Damit wir genötigt werden, dasReich" zum dritten Male in unserem Blatte zu erwähnen, wütet es jetzt gegen uns ziemlich eine ganze Spalte hindurch. Keck schwindelt es darauf los. derVorwärts" habegegen alle Christen leute nur den einen Vorwurf der Heuchele i". Nein, nicht gegen alle Christenleute"! Wir wissen, daß es auch noch überzeugt- gottgläubige Christen gibt. Keinen Menschen wird es einfallen, s i e als Heuchler brandmarken zu wollen. Zu den Heuchlern zählen wir selbstverständlich nur jene Sorte scheinheiliger Betbrüder, die mit frommtuendem Augenaufschlag ihre Gläubigen betrügen. DaS Stöcker-Blättchen weiß sehr wohl, wo sie zu suchen sind. Die Kirche dient, so hatten wir gesagt, den B e- sitzenden als Bollwerk gegen die Arbeiter- klaffe. Das werde, meint das Stöcker-Blättchen, widerlegt z. B. durch dieZeugnisse Stöckels wider den Mammonsgeist" oder durch die Worte seines Amtsbruders Suthardt:Man kann nicht vom modernen Sozialismus reden, ohne der Sünden der höheren Stände zu gedenken, die ihn großgezogen haben. Denn diese trifft eine Hauptschuld. Sie ernten.was sie gesät haben gesät in sündiger Erwerbssucht, Genußsucht und Sinnlichkeit." Wie wenn in dieser Frage es darauf ankäme, was der Pastor über die Be- sitzenden redet! Darauf kommt es an, was er den Besitzlosen sagt. Diehöheren Stände" lassen den Pastor reden und sind es zu- frieden, daß imniederen Volk" sich noch immer Leute finden, die willig glauben, was er ihnen predigt. Die besitzende Klasse braucht den Pastor, weil doch einer da sein mutz, der die Arbeiter auf dieSchätze im Himmel" vertröstet. Desto ungestörter darf dann sie selberSchätze auf Erden sammeln". Gerade den Pastor, der am lautesten über dieSünden der höheren Stände" jammert, können die Besitzenden am besten brauchen. Gegen unsere Bemerkung, daß eine immer mehr wachsende Schar von Arbeitern den Pa stören und ihrer Kirche den Rücken kehrt, setzt jetzt das Reich die Aeuße- rung des Genossen Göhre:Die austretenden Massen dürfen nicht bloß nach Taufenden Und Zehntausenden, sondern müßten nach Hunderttausenden zählen!" Es ist richtig: so schrieb Göhre. der sogar selber mal Pastor war. Aber was bezweckt eigentlich das Stöcker-Blättchen mit diesem Zitat? Will es vielleicht sagen, daß noch lange nicht genug ausgetreten sind? Nun, das kann ja noch kommen. Doch was sollen Stöckers Schäflein bei so unvorsichtiger Rede sich denken! Das Blättchen fordert, man mögedoch einmal wagen", öffentlich anzugeben, um wieviel Seelen die Freireligiöse Gemeinde in 1993 zugenommen hat. Ja, das wissen wir selber nicht und das ist uns auch sehr gleich gültig. Wir sprechen nämlich immer nur von den Austritten aus der Kirchengemeinschaft, nicht von den Eintritten in die Frei« religiöse Gemeinde. Oder möchte dasReich" glauben machen, das sei dasselbe? Und will eS wegrcden, daß in Berlin   die Zahl der Austritte stark zugenommen hat? Daßman nicht sagen kann, die Dissidenten wohnten in den Arbeiterviertel n", hatte das Blättchen geschwatzt. Nach wie vor schwindelt es, derVorwärts" habe gefälscht, indem er nur diese Satzhälfte zitierte und nicht den ganzen Satz:Im ganzen ist die Verteilung(der Dissidenten) auf die städtischen Synoden ziemlich gleichförmig, so daß man nicht sagen kann, die Dissidenten wohnten in den Arbeitervierteln." Glaubt die Redaktion desReichs", nur durch Wiedergabe des ganzen Satzes davor geschützt werden zu können, daß sie von den Lesern deSVorwärts" für noch einfältiger gehalten wird, als sie es ohnedies ist? Wir hatten zwar ausdrücklich gesagt(in Nr. 93). dasReich" gebe an, daß z. B. in der Gethsemane  . Gemeinde S69 Dissidenten gezählt seien, in der Emmaus-Gemeinde 469. in der Zions-Gemeinde 394 usw. Wir wollen aber der Re- daktion des BlättchenS jetzt noch nachträglich in aller Form be- scheinigen: sie war nicht s o einfältig, ihren Lesern vorschwatzen zu wollen, daß in Arbeitervierteln überhaupt keine Dissidenten wohnen._ Heber den Mangel an geographischen Kenntnissen bei Beamten führt ein Freund unseres Blattes in einer Zuschrift Klage. Als er kürzlich seinen Sohn, der von Kölln an der Elbe   kam, bei der Polizei anmelden wollte, wurde ihm von einem Beamten erklärt: Es gibt nur ein Köln   und das liegt am Rhein  ". Mit dieser kategorischen Erklärung war der Anmeldende beschieden. Die Polizei weiß eS besser. Vorsichtiger wäre der Beamte aber schon gewesen, wenn er vor Abgabe der Erklärung einen Blick in das Ortslexikon geworfen hätte, das wohl auf einem Polizeirevier vorhanden" ist. Sollte das aber nicht der Fall fein, täte eS not, dasselbe anzuschaffen. Einem brutalen Ueberfall ist Freitagabend der 4b jährige M- beiter Fritz Klotz, Soldinerstr. 197, zum Opfer gefallen. An ver Ecke der Brunnen- und Bernauerstraße streifte K. versehentlich ein junges Mädchen mit dem Arm. Der Begleiter des Mädchens über- schüttete daraufhin den K. mit gemeinen Schimvfworten und fiel schließlich über ihn her. Er schlug solange mit der Faust auf ihn ein, bis er bewußtlos zusammenbrach. Passanten nahmen sich deS Mißhandelten an und sorgten für seine Ueberführung nach dem Krankenhause. K. hat sehr schwere, anscheinend innere Verletzungen erlitten. Der Täter wurde von dem empörten Publikum gelyncht und dann der Polizei übergeberv Falsche FUnfzigpfennigstücke befinden sich seit einiger Zeit im Umlauf. Die Falsifikate sind so täuschend nachgeahmt, daß sie nur bei ganz genauem Hinsehen von den echten Geldstücken unterschieden werden können. Sie sind aus einer Mischung von Zinn und etwas Silber hergestellt und fühlen sich fettig an. Verschmähte Liebe hat dem 19jährigen Friseurgehülfen Fritz W- aus der Fruchtstraße den Revolver in die Hand gedrückt. Beim Tanzunterricht lernte er die 29jährige Näherin Emma H. aus der Wrangelstraße kennen und verliebte sich in sie. Das Madchen aber. dem er noch zu jung war, nahm seine Liebeswerbungen nicht ernst und brach alle Beziehungen ab. Nun machten Bekannte den jungen Mann eifersüchtig, indem sie wahrheitswidrig behaupteten, seine An- gebetete halte es mit einen» anderen und gehe mit diesem sogar nachts aus. Darauf begab sich W.. mit einem geladenen Revolver ausgerüstet, in Begleitung einiger Bekannten in der vergangenen Nacht nach der Wrangelstratze. Während seine Begleiter draußen warteten, ging er in den ersten Stock hinauf und klopfte bei den Wirtsleuten seiner Geliebten. Als der Wirt seinem Verlangen, daS Mädchen zu wecken, nicht entsprach, schoß W. sich eine Kugel in die rechte Schläfe. Die Polizei brachte ihn nach der nächsten Unfall- station und dann nach dem Virchowkrankenhause. Das Opfer eines schwere» LlutomobilunfallS wurde am Freitagabend der Gcheimrat Dr. Schöne. Dieser bereits in hohem Alter stehende Herr war im Begriff gewesen, an der Kreuzung der Tiergarten- und Friedrich Wilhclmstrahe den Fahrdamm zu überschreiten, als ein Automobil direkt auf ihn zu- gefahren kam. Der Chauffeur versuchte noch mit aller Gewalt, das Fahrzeug zum Stehen zu bringen, wodurch es zur Seite geschleudert wurde. Dr.. wurde nun von dem Kraftwagen umgeworfen und schwerverletzt nach der Unfallstation am Zoologischen Garten ge- bracht. Dort stellte der Arzt eine Gehirnerschütterung und erheb- liche Kopfverletzungen fest. Nach Anlegung von Notverbänden wurde der alte Herr nach seiner Wohnung in der Tiergartenstr. 27» ge- bracht. Auf die Wohnungsverhältnisse ausländischer Arbeiter wirft folgende Lokalnotiz ein bezeichnendes Licht: Die Aufhebung eines italienischen MassenquartierS erfolgte gestern durch die Charlottenburger   Polizeibehörde. Dieser war der Verkehr zahlreicher Italiener in dem Hause Wallstr. 95 auf- gefallen. Als dort heute früh Schutzleute bei einem Mieter er- schienen, entdeckten sie, daß dieser nicht weniger als 21 italienische Arbeiter ,n einem verhältnismäßig kleinen Zimmer.inquartiert hatte. Die genügsamen Schlafburschen lagen dicht zusammen. gepfercht auf dem Fußboden und auf zusammengerückten Tischen ein Bett war nicht vorhanden. Kein einziger der Italiener. die bei Erdarbeiten in» Grunewald   beschäftigt sind, war von dem betriebsamen Logiswirt polizeilich angemeldet worden. Die Be- börde veranlaßt-: eine schleunige Umquartierung der Gäste." ' Daß auch Möbelwagen als Schlafräume für Ar- beiter von Unternehmern für gut genug gehalten werden, ist aus folgendem Inserat ersichtlich, das imLokal-Anzeiger" vom Donnerstag zu lesen ist. Da heißt es: Möbelwagen, alte, gebrauchte, für Arbeiter-Schlafraume geeignet, sucht zu kaufen Ad. Schwetke, Ingenieur, Neu. brandenburg." Allem Anschein nach handelt es sich hier ebenfalls um Schlaf. gclegeuheit für ausländische Arbeiter. Dieväterliche" Sorge für geeignete" Unterkunftsräume für die Arbeiter ist lediglich zu suchen in dem Umstailde, daß diese Arbeiter billig wohnen sollen. Dann sind sie auch leichter geneigt, mit einem geringeren Lohn tvic sonst üblich vorlieb zu nehmen und sich als Lohndrücker gegen die organisierten Arbeiter ausspielen zu lassen, die infolge ihrer ge, werkschaftlichen Schulung auch einen anständigen Lohn verlangen und sich für eine derartige, wie hier beliebte Unterbringung bestens bedanken würden. Zwei schwere Straszenbahnunfälle werden vom Donnerstag ge- meldet. In beiden Fällen sind die schweren Verletzungen herbei. geführt durch das Besteigen von in der Fahrt befindlichen Straßen- bahnwagen. Als gegen 7 Uhr abends ein Zug der Linie 6(Rich- tung Moabit  ) die Seydelstraße durchfuhr, versuchte der 14jährige Lehrling Karl Zander  , dessen Eltern in der Siemensstraße 8 wohnen, auf den Hinterperron des Motorwagens zu springen. Der Knabe verfehlte das Trittbrett, kam zu Fall und geriet mit dem rechten Bein unter den Schutzrahmen des Anhängers. Von dem Personal des Bahnwagens und Straßenpassanten wurde der Wagen angehoben und der Verunglückte aus seiner Lage befreit. Da das rechte Bein des Zander zermalmt war, mußte sofort auf der Un- fallstation in der Brüderstraße zu einer Amputation des Gliedes geschritten werden. Mittels Krankenwagen wurde der Schwer- verletzte dann nach der königlichen Klinik gebracht Genau in derselben Weise trug sich eine Stunde später ein Unfall in der Alexander-, Ecke der Holzmarktstraße zu. Hier versuchte die in der Kantstraße 132 wohnhafte Frau Karoline Steinert den Hinter- perron eines vorbeifahrenden Motorwagens der Straßenbahn- linie 89(Richtung Charlottenburg  ) zu besteigen. Sie glitt von dem Trittbrett ab und fiel vor den Schutzrahmen des Anhänge- Wagens. Frau St. erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels, eine Wunde am Kopf und schwere innere Verletzungen. In sehr bedenklichem Zustande wurde sie nach dem Krankenhause Friedrichshain   übergeführt. Einschwerer" Diebstahl in deS Wortes wahrster Bedeutung ist gestern aus dem Grundstück der Lungei»heilstätte in Plötzensee verübt worden. Eine Bande hatte den Moment abgepaßt, wo das Hinter­gebäude unbewacht war. Ungehindert drangen die Burschen nun ein, brachen eine» 25 Zentner schweren Herd ab und schleppten ihn ins Freie, wo sie ihn auf einen»nitgebrachten Handwagen luden und mit ihm unbehelligt davonfuhren. Im Waschfaß ertränke»». Als Donnerstagnachmittag die Frau des Fahrstuhlführers Darra aus der ProSkauerstr. 19 nach der im fünften Stock gelegenen Waschküche ging, nahm sie ihren l'/g Jahre alten Sohn Hermann mit, während die beiden älteren Kinder aus der Straße spielten. Als Frau Darra noch mit ihrer Wäsche be- schäfttgt ivar, kam die Zeitungsfrau mit der Quittung. Frau Darra ging in die im vierten Stock gelegene Wohnung hinunter, um die Angelegenheit zu erledigen, und ließ den Kleinen in der Waschküche. Dieser saß bei ihrem Weggange ruhig an» Fußboden. Als sie zurück» kehrte, lag das Kind regungslos im gefüllten Waschfaß. Ein Arzt konnte nur noch feststellen, baß der Knabe im Wasser erstickt war. Er war an das Faß herangekrochen und kopfüber hineingefallen. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Dir Sommerausgadr deS Berliner   Wegweiser(Offizielles Fahr- planbuch der Großen Berliner   Straßenbahn usw.) ist soeben erschienen und enthält außer den Fahrplänen der Straßenbahn die dem neuesten Stande entsprechenden Angaben sämtlicher Verkehrsmittel Berlins  : Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, Hoch- und Untergrundbahnen, Omnibuslinien, Fernverkehr u. a. Außer einem vollständigen Straßenverzeichnis und sonstigen wissenswerten Angaben liegt dem Wegweiser ein übersichtlicher PharuSplan Berlin   bei. Das Tasche»»- büchlein ist bei allen Straßenbahnschaffnern für de» Preis von 25 Pf. zu haben. Feuerwehrbericht. In der letzten Nacht um 2 Uhr kam in der Friedenstr. 41 Feuer aus. Es brannten Spinde, Kleider, die Deckenverschalung in einer Küche u. a. Der 1. Zug löschte die Flammen, der kurz vorher nach der" Greifsioalderstr. 194 alarmiert worden war. Der 29. Zug hatte am Spittelmarkt 13 und in der Niederwsllstr. 29 zu tun. Dort brannten ein Treppenverschlag,