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Nr. 98. 24. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 27. April 1907.

10. Generalversammlung des Zentralverbandes der Schiffszimmerer Deutschlands  .

Dritter Verhandlungstag.

In der Vormittagssihung wird in die Tagesordnung der zum Statut vorliegenden Anträge eingetreten. Die Statistit über Arbeitslosigkeit und Krankheit soll als Broschüre herausgegeben werden. Der Zentralvorstand wird ermächtigt, bei Gesetzes­änderungen, die das Vereinswesen der Verbände betreffen, die Statuten demgemäß umzugestalten und eventuell die Einberufung eines außerordentlichen Gewerkschaftskongresses bei der General fommission zu beantragen. Der Zentralvorstand beantragt aus den im Geschäftsbericht schon erörterten Gründen die Erhöhung des Wochenbeitrages von 40 auf 60 Pf. Dieser Antrag wurde lebhaft diskutiert, wobei für und gegen die bekannten Gründe vor­gebracht wurden. Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt, worauf mit 20 gegen 6 Stimmen die Erhöhung des Beitrages um 10 Bf. pro Woche beschlossen wurde. Der Beitrag beträgt also hinfort 50 Pf. Von der Einnahme aus den Beiträgen follen 83 Proz. an die Hauptkasse abgeführt werden.

Der erhöhte Beitrag soll ab 1. Juli 1907 erhoben werden. Mehrere Anträge verlangen die Unterstützung der aus Anlaß bet Maifeier gemaßregelten Kollegen.

Einige Redner traten für die Annahme dieser Anträge ein, während andere, darunter auch der Vertreter der Generalfommis­fion, angesichts der Verhandlungen mit den Werftbefizern davon abrieten, Anträge anzunehmen, die einem Festlegen auf die Arbeitsruhe gleichkämen. Den Unternehmern wäre es vielleicht sehr erwünscht, wenn die Schiffszimmerer durch Aussperrung fo geschwächt würden, daß sie ihren Forderungen nach besseren Lohn­und Arbeitsbedingungen teinen Nachdruck zu verleihen vermöchten. Die Debatte endete mit der Annahme dieser Resolution: " Die 10. Generalversammlung des Verbandes der Schiffs­zimmerer hat Kenntnis genommen von dem Aufruf des Partei­borstandes betr. die Maifeier und beschließt:

Angesichts der Gesamtsituation in Deutschland   ist die Er­flärung des Parteivorstandes ein richtiges Wort zur rechten Zeit

und empfehlen wir deshalb allen unseren Mitgliedern, in diesem Jahre von einer Arbeitsruhe am 1. Mai Abstand zu nehmen." Der Breslauer Delegierte bemerkte noch, daß in seinem Ort Verwidelungen aus der Beteiligung an der Arbeitsruhe nicht zu befürchten seien und daß in solchen Fällen den Zahlstellen Spiel­raum gegeben werden müsse.

Durch die Resolution werden alle die Maifeier betreffenden Anträge als erledigt erachtet.

Aus der Frauenbewegung.

Mutterschutz und Alkoholfrage.

In der letzten Versammlung des Bundes für Mutterschuß sprach Dr. phil  . Helene Stöcker   über Unsere Gegner". Sie führte u. a. aus: Man hat uns früher den Vorwurf gemacht, daß wir die uneheliche Mutter mit einem Glorienschein umgeben hätten. Nichts ist berkehrter wie das. Wir schützen die Frau, nicht weil sie un­eheliche Mutter, sondern nur, weil sie Mutter ist. Wir erstreben den gefeßlichen Schutz der Mutter. Wir verlangen eine gesetzliche Regelung des freien Verhältnisses, wollen aber auch haben, daß der uneheliche Vater, der bisher unangetastet als Ehrenmann weiterlebt, voll und ganz haftbar gemacht wird. Und dann muß es gesagt werden, daß in vielen Fällen die uneheliche Mutter in fitt­licher Beziehung weit höher steht als die legitime Frau, die sich um äußerer Vorteile willen ohne Liebe verkauft.

In der Diskussion wandte sich Fräulein Schreher gegen die Ansicht, daß nur der Arbeiter dem Alkohol fröne. Sie verstände unter Alkohol auch Wein und Champagner. Die ökonomische Sicherstellung sei das beste Mittel gegen Alkoholmißbrauch. Herr Prof. Dr. Meher will durch Besteuerung den Alkohol vernichten.

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Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 28. April, bormittags 8 Uhr, im Rathause, Eingang Jüdenstraße, Saal 109: Versammlung, Frei­religiöse Borlesung. Bormittags 10 Uhr in der Schule Kleine Frank­furterstraße 6: Vortrag von Herrn Dr. Bruno Wille:" Aus der Geschichte des Gottesbegriffes I." Herren und Damen als Gäste sehr willkommen.

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Witterungsübersicht vom 26. April 1907, morgens 8 Uhr.

Staflenen

Sminembe. 758 Hamburg   761 NW 761 2N2 Berlin  Frantj.a.M. 764 N München 764 S Bien

Beller

Stationen

6 Haparanda 755S 4 Petersburg 750 DND

4 mollig

4 heiter

3 wollig

5 Scilly

2 heiter

6 Aberdeen  

3 bedeckt

3 Baris

4 halb bd. 6

Dr. Otto Juliusberger sprach über" Die Alkoholfrage". Fast die Hälfte aller Krankheiten und Verbrechen feien auf Konto des Alkoholmißbrauchs zu sehen. Zum großen Teile seien die Animier­kneipen und Bordelle das Uebel, welches sich durch alle Kreise der Bevölkerung verbreite. Der berechtigte Lebensgenuß, der Hunger nach Vergnügungen seien öfter die Verführer. Der Alkohol ver­größert die physische Tätigkeit, er beschleunigt die Auslösung von feelischen Vorgängen, aber die Reaktion trete bald nachher ein. Die meisten Gehirnerweichungen seien Folgen des Alkoholmiß­brauchs. Die Syphilis fei, von einem tüchtigen Arzt behandelt, fast immer heilbar, aber es müsse vollständige Enthaltsamkeit Dresden+ 16 dp. geübt werden. Die traurigen Wohnungsverhältnisse wirkten als bei Ratibor   2,64 meter. Anreiz zum Besuch von Restaurants und damit zum Alkoholgenug. Dder bei Brieg   3,14 Meter.

765 ND

Better

2 heiter

2 bedeďt

5 Regen

765 WNW 2 wolfen!

764 DND 2 bedeckt

Zemp. n. C.

1800?

16980

762 NW Wetter Prognose für Sonnabend, den 27. April 1907. Beitweise heiter, aber noch fühl und veränderlich bei mäßigen nord westlichen Winden; keine erheblichen Niederschläge.

-

Wafferstand am 26. April. Elbe   bei Ausfig-Meter, bei Ober Elbe bei Magdeburg   2,72 Meter. Oder bei Breslau  +0,02 Meter. Neißemündung 2,72 Meter.

-

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