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Idcalc richten. Wer das aber tue, müssemit Dcdauern be­merkt haben, day die jkandidatenfrage vielfach mehr und mehr auch zu einer Siandesfrage, zu einer LUasscufrage ge- worden ist und noch mehr zn werden droht". Gewiß solle in einer Fraktion nach Möglichkeit jede Klasse rind jeder Beruf vertreten sein, aber diese Forderung sei noch lange nicht die höchste: wichtiger als der Stand des Abgeordneten sei seine Persönliche Tüchtigkeit zur Vertretung des <3 e s a m t p r o g r a m in s. Der Artikel weist bin auf Männer wie Hitze, Trimborn und Rieger, in deren Händen die Interessen der Bauern, Handwerker und Arbeiter bestens aufgehoben seien, wozu noch komme, daß sie..in dem mehr geistigen Kampfe um die Geschicke des Volkes besser ihren Mann stehen als diejenigen, denen es nicht möglich war, sich ein gleiches Maß von allgemeiner Bildung anzueignen". DieKölnische Volkszeitung" rät deshalb, die Vertretung durch Interessenten nicht zu überschätzen, man solle vor allem bedenken, daß eine weitgehende Erfüllung des Wunsches nach einer solchen Vertretung dem sozialen Ausgleich mehr hindcr- lich als förderlich sei» müßte. Der oberste Grundsatz bei der Aufstellung der Kandidaturen müsse stets lauten:Gute und rüchtige Zentrumsmänner, die� namentlich auch in idealer Hinsicht die alte bewährte Tradition hochhalten. Sollte es je dahin kommen, daß, wozu hier und da Ansätze vorhanden sind, die Kandidaturen lediglich oder fast nur mit Rücksicht auf die soziale Stellung der Mehrheit der Bevölkerung eines Wahlkreises gewissermaßen als Standeskandida- t u r e n vergeben werden, dann ginge es mit dem Zentrum bergab und langsam zu Ende." Wenn es auch nicht aus- drücklich zugestanden wird, so merkt man doch aus dem Zu- fammenhange, daß es die Furcht bor   weiteren Ansprüchen der katholischen Arbeiter ist, die dem führenden Zentrumsblatt diese Besorgnisse erpressen. Die jetzigen Inhaber der Man- date, die als Männer derBildung und der Ideale" ge- priesen werden, möchten sich nicht gerne von denschlichten Männern aus der Werkstatt" verdrängen lassen: außerdem scheut man den Widerspruch derbesseren" Zentrumsleute, die mit den Arbeiterkandidaten nicht einverstanden sind. In dieser Beziehung ist es interessant, daß dieKölnische Volks- geitung" vorschlägt, lieber die Arbeitervertreter in den bombensicheren als in den umstrittenen Wahlkreisen aufzu­stellen. So ließe es sich erreichen, daß in industriellen Wahl- kreisenandere Kandidaten aufgestellt werden könnten, die den unteren sozialen Ständen gleich fern, darum aber auch gleich nahe ständen. Es läßt sich nicht ver- kennen, daß die Bestrebungen der Arb-iter einerseits und des Mittelstandes anderseits, mögen sie beiderseitig noch so be- rechtigt sein, diese beiden Stände Wirtschaft- lich leicht in einen gewissen Gegensatz bringen können". Man sieht ans alledem, wie die Interessen und Klassengegensätze innerhalb der eigenen Reihen dem Zentrum zu schaffen machen. Je mehr sich diese Gegensätze verschärfen, desto näher kommt das Zentrum dem Vunkte. wo es auseinander- fällt. Wir wissen, daß die Bundesgenossenschaft der Kirche vorläufig noch dem Zentrum ermöglicht, die widerstrebenden Interessen unter dem Banner des Glaubens zu einigen, aber dem Drange der wirtschaftlichen Gegensätze wird auf die Dauer die religiöse Gemeinsckwtt doch nicht widerstehen können und dann ist es vorbei mit der Macht des Zentrums. Höflich sich empörender Bürgerstolz. Tin köstliches Geschichtchen meldet baS Mosseblatt aus Wiesbaden  : Die Wiesbadener   Festtage haben, wie uns ein Privat- telegramm meldet, in der Bäderstadl eine tiefgehende Ver- stimm un 3 hinterlassen, die sich allerdings ans: chlicßlich st) gegen den Generalintendanten v. Hülsen richten soll. Als am Eröffnungstage das neu« Kurhaus eingeweiht wurde und sich der Magi st rat, die Stadtverordneten und die ober st en Stadtbeamten mit ihren Ehren- gasten versammelt hatten und des Kaisers harrten, stellte Herr v. Hülsen in rniffallcnd brüskem Ton, indem er aus die Stadtverordneten hinwies, die Frage:Was sind denn das für Leute? Wie kommen denn die Leutedahin?" Von städtischer Seite wurde Herrn n Hülsen in höflicher, aber bestimmter Weise erklärt, daß.diese Leute" Ehrengäste, die amtlichen Vertreter deS Hausherren, nämlich der Siadtgemeinde. seien. Die Affäre wird jedenfalls nicht ohne Nachspiel in der Ltadtverordnerenversammlung bleiben. Der Generalintendant schnarrt inauffallend brüskem Ton"die Leute" an. Die Antwort aber erfolgt.hoflich'. Nachträglich aber wollen die Brüskierten unter sich eine Lippe riskieren. Oos gar so schlimm werden wird Z_ Zentrumsbauern und Zentrumsarbeiter. Eine Versammlung von christlich organisierten Arbeitern in Aachen   hat zu den hohen Flei s chp reis en Stellung ae« nommen und in einer Resolution die Aufhebung der städtischen Fleisch- steuer und die Oeffnung der Grenze für den Aachener Viehmarkt ge- fordert. Für die letztere Forderung wurden die Aachener Arbeiter von der zentrumsagrarischen.Rheinischen Volks stimme" gehörig hcruntergekanzelt. Ihren Führern wird geraten, sich erst über die Dinge zu unterrichten, von denen sie zu den Arbeitern reden. Die den Gewerkschaftlern vielleicht nicht unbekannte , Katholische sozialpolitische Korrespondenz" hat in zahlreichen fach- lichen AufklärungSartikeln sich bemüht, nachzuweisen, daß die Oeffnung der Grenzen auf eine Herabsetzung der Fleischpreise ganz ohne Einflutz ist und daß die Gründe der Fleischteuerung ganz wo anders zu suchen sind. Es wäre unseres Erachtens die Aufgabe der Arbeitersekretäre, das.schlafende Heer" zu wecken und über die wahre Sachlage zu unterrichten." Die.Katholische sozialpolitische Korrespondenz" wird von den Ge- lehrten des katholischen Volksvereins in M.-Gladbach berauS- gegeben: sie hat fich allerding« redlich bemüht, in der Fleischnot- frage die Sache der Argrarier zn führen. Die Aachener Arbeiter leben aber nun nahe genug der Grenze, um zn wissen, daß in einer Ent- fernung von einer Stunde das Fleisch beträchtlich billiger und reich- lich zu haben ist._ Die Zcugnisfolter bis zur völligen Erschöpfung. Nachdem Genoffe Paul Schlegel in Nürnberg   seine ZeugniSzwangShast wieder angetreten hat. wurde ihm von dem Kulmbacher Amtsrichter Frohnauer ein Schriftstück zugestellt des Inhalts, daß s-tne Haft am 17. Oktober 1907, abends 6 Uhr 10 Minuten abläuft. Die Herren Frohnauer und Hornschuh gedenken also wirklich das Zwangsmittel.bis zur völligen Erschöpfung" aus- zunützen. Der Unternehmer Hornschuh will seine Rache voll und ganz genießen, und daS Gericht leistet ihm Beistand. Schade, daß man den hartnäckigen Sünder nicht zuweilen mit glühenden Zangen zwicken und in die spanischen Stiefel zwängen kann, wie in der guten alten Zeit! Das muff bei Liberalen passieren, Da« Gesuch des Arbeiter- turnverews in Kempten  , in geschlossenem Zuge vom VereinSlolal zum Festplatz marschieren zu dürfen, wurde vom dortigen liberalen Stadtmagistrat abgelehnt mit der vegrünbung. der Zug auf dem 10 Minuten langen Weg richte sich gegendie bestehende Rechts- ordnung". Diese liberalen Herren glauben nun fest, durch dieses Verbotdie bestehende.Rechts"-Ordnung gesichert zu haben.-» Rechts"- Ordnung I__ Agrardebatte im württcmbergischen Landtag. Stuttgart  , 16. Mai.  (Eig. 23er.) Die fortgesetzte Beratung des Etats erstreckte sich zunächst auf die dle Landwirtschaft betreffenden Kapitel. ES kam dabei zu mehrfachen Zusammenstößen zwischen den Vertretern de» Banernbundes und der Sozialdemokratie. Die Bauernbündler hielten mehrfach Reden zum Fenster hinaus, in denen sie glauben machen wollten, daß die Sozialdemokraten grundsätzliche Feinde der Bauern seien und der Landwirtschaft interesselos, ja sogar übel- wollend gegenüberstünden. Ihre Angriffslust gegen die linke Seite des Hauses artete vielfach in Erregung und Reizbarkeit aus, als sich regelmäßig die völlige Deplaziertheit ihrer Behauptungen er- wies. Die sozialdemokratischen Redner zum LandwirtschaftSetat zeigten mehrfach, wie lebhaft auf ihrer Seite das Interesse für die soziale Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung ist. Allerdings läßt sich die Saozialdemokratie nicht vor den Karren des Bauern- bundes spannen, der das A und O seiner Politik in dem Schreien nach hohen und immer höheren Zöllen erblickt. Die sozialdemokra- tischen Abgeordneten W a s n e r und Feuer st ein stellten zum großen Unwillen der Bauernbündler den Interessengegensatz fest, der in der Zollfrage zwischen den Großgrundbesitzern und den kleinen Bauern besteht. Wasner forderte noch insbesondere die Einführung einer allgemeinen staatlichen Liehbersicherung. während Feuerstein speziell das Genossenschaftswesen behandelte. Er hielt dem Bauernbund das Törichte seiner Gegnerschaft gegen die Konsumvereine der Arbetter bor Augen und legte überzeugend dar, daß bei einem Handinhandarbeiten der landwirtschaftlichen Ge» nossenschaften mit den Konsumvereinen unter Ausschaltung des hier besonders überflüssigen Zwischenhandels nicht nur der Kon« sument, sondern vor allem auch der landwirtschaftliche Produzent wesentliche wirtschaftliche Vorteile erzielen würde. Er bedauerte, daß in der bäuerlichen Bevölkerung zum Teil nur geringes Ver. ständnis für die Nützlichkeit genossenschaftlichen Zusammenschlusses vorhanden sei. Man finde wenig Initiative dafür bei den Bauern. und die Genossenschaften bestünden vielfach nur dadurch, daß Be- amte, Lehrer oder Pfarrer sie verwalteten und der Staat die Re- visoren stellte, während die Konsumvereine der Arbeiter au» deren eigener Initiative hervorgingen, keine Staatszuschüsse erhielten und meist auch nur von einfachen Arbeitern selbst verwaltet würden. Er führte als Beispiel an. daß in Ravensburg   die Bauern früher von den Händlern nur ö Pf. für das Liter Milch erhielten, während der Konsumverein ihnen jetzt 13 Pf. zahle, ohne daß der Konsument geschädigt würde. ES sei nur zu bedauern, daß der Bauernbund so wenisz dazu beitrage, daS Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge bei der ländlichen Bevölkerung zu fördern. Die Treffsicherheit dieser Argumente brachte die Bauernbündler in solche Unruhe, daß sie fast bei jeder Etatposition eine General- debatte herbeiführten. Als sie bei der staatlichen Subvention für dasLandwirtschaftliche Wochenblatt" forderten, daß e» bezüglich der Zölle in bauernbündlerischem Sinne redigiert werden solle. trat ihnen mit aller Entschiedenheit Abgeordneter Heymann entgegen. Er legte in knappen Sätzen die ganze Einseitigkeit ihres zollpolittschen Standpunkts dar. wie» auf die schädlichen ökono- mischen Folgen hin. die der Zollschutz für landwirtschaftliche Pro- dukte durch die forciert« Steigerung der Preise für landwirtschaftlich bebaute Grundstücke im Laufe der Jahre haben müsse und forderte nachdrücklichst, daß ein aus den Mitteln der Allgemeinheit sub. ventioniertes Blatt von der einseitigen Tendenz de» Bauernbundes freibleiben müsse._ Schweiz  . Wohnungen für städtische Angestellte in Zürich  . In der Volksabstimmung vom letzten Sonntag fand mich der Antrag de» Stadtrats betreffend die Bewilligung von 232 000 Fr. zur Herstellung von Wohnhäusern für ständige Angestellte der städtischen Straßenbahnen mit IS 691 gegen 8407 Stimmen Annahme. In welchem Maße in der Stadt Zürich   die Wohnungsnot herrscht, mag dt« Tatsache ertennen lassen, daß im JndustriequaMer der Präsident der Kirchenbehörde sich öffentlich an die ktrchcn- und pfarrerfreundlichen Hausbesitzer mit einem Appell um Ueberlassung einer Wohnung an den Pfarrer, dem seine jetzige Wohnung gekündigt wurde, wendet! Wenn nicht einmal der Pfarrer mehr eine Woh- nung findet, sondern mit seiner Familie obdachlos in den Straßen der Großstadt umherirren muh, dann ist die Wohnungsnot gewiß aufs höchste gestiegen und die privatkapitalistische Produktionsweise dem Bankrott verfallen. Die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel. Im Kanton Zürich   wurden im Jahre 1906 für die Lehrmittel an 63 336 Schüler der Primarschule(Volksschule) 69 399 Fr., sür Schreib- und Zeichenmaterialien 133 436 Fr., für Arbeitömaterial an 18 764 ArbeitSschülerinnen 40 431 Fr., für die Lehrmittel an 9094 Sekundarschüler 36 961 Fr., für Schreib- und Zeichen- Materialien 65116 Fr., für die Arbeitsmaterialien an 3564 Arbeits- schülerinnen 11129 Fr., in Summa 292073 Fr. ausgegeben. Für den einzelnen Schüler wurden demnach jährliche Ausgaben gemacht: Primarschule: Lehrmittel 1.19 Fr.. Schreib- und Zeichen- Materialien 2.37 Fr., Arbeitsmaterialien 2,15 Fr. Sekundärschule: Lehrmittel 4,06 Fr., Schreib« und Zeichen- Materialien 7,16 Fr.. Arbeitsmaterialien 3,12 Fr. In der ganzen Schweiz   wurden im Jahre 1906 61 160000 Fr. für das Unterrichtswescn ausgegeben, wovon 5010000 Fr. vom Bund, 26819000 Fr. von den Kantonen und 30330000 Fr. von den Gemeinden. Davon entfielen 40 160 000 Fr. auf die Primär-, 5 860000 Fr. aus die Sekundär-, 3 940 000 Fr. auf Fach- und Gewerveschulen, 3 940 000 Fr. auf Gymnasien und 885 000 Fr. auf Universitäten. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen etwa 19 Fr. Ausgaben für das Schul- und Bildungswesen. Die Militärausgaben betragen zirka 14 Fr. pro Einwohner. frankreick. Eine sozialistischeNiederlage". Paris  , 13. Mai.  (Gig. Ber.) Bei den Stichwahlen für den Gemeinderat haben die Sozialisten ein Mandat verloren. Gewählt wurde von den sozialistischen   Kan- didaten mir Genoff« B r u n e t im Stadtdlertel Spinelles. daS vorher Brouffe vertreten hat. Dagegen ging das Viertel.Amerika" im 19. Arrondissement, der ehemalige Bezirk RozierS, an einen als Radikalen" verkleideten reaktionären Kandidaten verloren, der mit 2306 Stimmen über Genossen Camülinat siegte, welcher 2031 Stimmen erhielt. Die radikalen/Wähler gingen in ihrer Mehr- zahl zu den Reaktionären über. Nicht minder skandalös war das Verhalten der Radikalen im 4. Arrondissement. Dort wurde der Rationalist Badini- I o u r d a i n gewählt. Er erhielt 2063 Stimmen gegen 1213, die er im ersten Wahlgange auf sich vereinigt hatte. Genosie Besombe» vermochte seine Stimmenzahl von 1333 nur auf 2049 zu steigern. Ein Radikalsozialist, der seine Kandidatur aufrechterhielt, gewann nur ein paar Dutzend Stimmen, während die Mehrzahl der Wähler der andere» radikalen Kandidaten reaktionär stimmte! Aus all dem geht nur hervor, daß daS Kleinbürgertum keinen großen Unter» schied zwischen Nationalismus und Radikalismus macht, waS in der Tat ein ganz richtiges politisches Urteil ist,«nd daß eS unter dieser wie unter jener Flagge arbeiterfeindlich bleibt. Wenn die kapitalistische Presse darum, weil der kurze Rausch derrepublikanischen Solidarität" vorbei ist und die Klassengegensätze wieder allein entscheidend werden, von einer«Niederlage" der Sozialisten spricht, mag man ihr dieses bescheidene und vergängliche Vergnügen gönnen. Die Sozialisten, die ihre Stimmenzahl überall beträchtlich anwachsen sahen und im alten radikalen Bezirk La Chapelle nur mit 9 Stimmen Minderheit unterlegen sind, haben alle Ursache, mit dieserNiederlage" zufrieden zu sein und mit Zu- verficht den NadikaliSmus seine.EiegeSbahn" verfolgen zu lassen.> öcbwcdcn. Die Wahlrechtsreform. Die jahrzehntelangen WahlrcchtSkämpfe des schwedischen Volkes, vor allem der Arbeiterschaft, haben nun endlich zu einem positiven Ergebnis geführt, das allerdings erst Gesetzeskraft er- langt, wenn der rm nächsten Jahre neu zu wählende Reichstag sich ebenfalls einverstanden erklärt, was sich natürlich nicht voraussagen läßt. Die Wahlrechtsreform und VersassungSrevision. die nun von beiden Kammern angenommen ist, gibt der schwedischen Arbeiter- schaft keine Veranlassung zu besonder» großer Freude. Die Re- form kann höchstens als eine Abschlagezahlung gelten, als ein Schritt auf dem Wege zur Demokratisierung des schwedischen Staatswesens. Das Wahlrecht zur Zweiten Kammer, das bis jetzt nur der» jenige ausüben kann, der während der letzten fünf Jahre vor der Wahl für ein Einkommen von mindestens 800 Kronen Steuern be- zahlt hat, wird auf alle männlichen Steuerzahler ausgedehnt, und diejenigen, denen wegen Armut ihre Steuern erlassen wurden. sollen ihres Wahlrechts nicht verlustig gehen. Neben dieser Ver- besserung steht die Verschlechterung, daß das Wahlrechts- alter vom 21. auf daS 2 6. Lebensjahr heraufgesetzt wird! Die Frauen sind nach wie vor vom Wahlrecht ausgeschlossen. Ein Proportionalsystem wird eingeführt, das in seiner kompliziertev Form von zweifelhaftem Wert ist. Wäre mit dieser Wahlrechtsreform das Einkammersystem ver- bunden, dann könnte man wohl von einem Fortschritt reden, der wenigstens die männliche Hälfte des schwedischen Volkes zum Herrn im eigenen Lande machte. Aber die Erste Kammer soll auch in Zukunft als die Hochburg der Plutokratie bestehen bleiben, wenngleich daß empörende Wahlunrecht, dem diese Kammer ihr Dasein dankt, ein gut Teil eingeschränkt wird: die städtischen und die ländlichen Gemeindevertretungen sollen nach wie vor die Ab- geordneten dieser Kammer zu wählen haben. Um aber wählbar zur Ersten Kammer zu sein, muhte man bis jetzt mindestens 4000 Kronen Jahreseinkommen oder Grundbesitz im Werte von 30000 Kronen haben! In Zukunft sollen 3000 Kronen Einkommen oder 6 0 000 Kronen Grundbesitz einem Manne die nötige Jntelli- genz geben, um al« Gesetzgeber erster Güte über die Geschicke des Volke» entscheiden zu können! Da» kommunale Wahlrecht, das ja i n d i r e k t für die Wahl der Herrenhäusler maßgebend ist, soll nach wie vor auch den Aktiengesellschaften zustehen! Hierbei ist jedoch die Einschränkung getroffen, daß die reichen Leute und Gesellschaften nicht mehr wie jetzt auf dem Lande bis zu 6000, in den Städten bis zu 100 Wahlstimmen abgeben können, sondern in der Stadt und auf dem Lande sollenn u r" noch 40 Stimmen als das Maximum gelten, über das der einzelne Wähler vermöge seine» Reichtums verfügen darf. Das Pluralwahlsystem wird also, beson- ders in den ländlichen Gemeinden, zwar gemildert, beseitigt aber wird die schreiende Ungerechtigkeit nicht. Daß die ganze Reform auch einem großen Teil der b ü r g e r- lichen Abgeordneten nicht weit genug geht, das zeigte sich darin, daß für den Wahlrechts- und VerfassungsrevisionSvorschlag der sozialdemokratischen Fraktion, die bekanntlich 16 Mitglieder zählt, 64 Abgeordnete der Zweiten Kammer stimmten! Auch der Abgc- ordnete Lindhagen, der liberale Bürgermeister von Stockholm  , hatte sich dem sozialdemokratischen Vorschlag angeschlossen. Der Antrag auf Einführung des Frauenwahlrcchts wurde hier sogar mit 133 gegen 91 Stimmen verworfen. Bon der sozialdemokratischen Presse Schwedens   wird die Wahl» rechtsreform durchweg als ganz unbefriedigend bezeichnet und mit aller Deutlichkeit erklärt, daß der Wahlrechtskampf, der Kampf um politische Gleichberechtigung aller Männer und Frauen, mit dieser Reform" nicht etwa sein Ende erreicht hat. perNen. Teheran  , 13. Mai.  (Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) In Täbris   sind bcdeuteudc Nnrnhm ausgebrochen. Mitglieder des örtlichen Medschlis und der Geistlichkeit, welchen eine große Volksmenge doranzog, besetzten daS Telegraphenamt und verlangten Bestätigung der Grundgesetze durch den Schah. Die Bevölkerung von Täbris   forderte diejenige anderer Städte auf, diese Forderung telegraphisch zu unterstützen. Die Bazare wurden geschlossen. Aehnliche Unruhen fanden auch in Rescht, Kermanschah   und SchiraS  , wo der Gouverneur an heiliger Stätte Zuflucht suchen mußte, statt. HuftraUen. Die Eingeborenen, zu deren Schutz der Bischof Dr. Gibneh iv Pcrth(Westaustralicn) eine Intervention der Regierung verlangte werden in einem Antwortschreiben des amtlich cingesetzlen Schutz- Herrn in Perth   als t r u n k s ü ch t i g(!) und u n m o r a l i s ch<!> geschildert. DerSchutzherr" weist die Anklagen des Bischofs zurück; ihm ist nichts bekannt von Brutalitäten gegen die Schwarzen; er weiß nichts Havon, daß sie hungern müssen, erklärt aber dann, daß sie unter dem Schutze der katholischen Missionen ebenso schnell aussterben wie anderswo. Diese Missionen kosteten viel Geld und brächten auch keinen Nutzen. Die Tatsache, daß die Schwarzen elend zugrunde gehen, kann derSchutzherr" also nicht leugnen, wenn er auch meint, daß sie durch den Schnaps(der Weißen I) und ihre Unmoral(in den Augen der Weißen!) selbst daran schuld seien. GexverkfebaMickey. f-"'" Die gelbe Korrumpierung der Arbeiterschaft ist vielleicht im Bächergewerbe am weitesten vorge- schritten. Eine ganze sogenannte Zentralorganisation, der Bund der Bäcker und Konditorengehülfen Deutschland", bat sich, natürlich allein aus tiefstem sittlichen Abschel� gegen die perfiden" Forderungen und denbrutalen Terrorismus" des freien Verbandes zusammcngetan. Unter dem erhabenen Schlachtruf:Mit der Meisterschaft für unser Handwerk", kämpft er mitidealer Begeisterung" für die zünftlerisch ge- krönteArbeitsfreibeit". Ganz freiwillig selbstverständlich und ohne jegliche metallische oder sonstige Verbindung mit den Back- trogprotzen mühen sich dieMeistertreuen" nur als die Hohe» Priester der selbstlosesten Sittlichkeit gegen den Ansturm der rohen Verbaudsvandalen. In keuschester Bedürfnislosigkeit stürmen sie unentwegt gegen diearbeiterfeindliche" Ver« bandSdevike� Kürzere Arbeitszeit, Köbere Löhne, menjchea»