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Prügeln beantwortet. Mit Prügeln, bei denen drei bis bier mehr als daumendicke Stöcke in Fetzen fliegen bei denen auch die Haut der Geprügelten in Fetzen geht. Unter den also zur ArbeitErzogenen" befindet sich auch ein Mann, der sich g a r nicht geweigert hat. die Fronarbeit zu verrichten. Er beklagt sich hinterher, aber er hat seine Prügel einmal weg, er kann sie philosophisch als B o r s ch u si betrachten. Die Geprügelten, deren Rücken handgroße Wuudflächen ausweist, mußten dann anderen Tages zur Arbeit antreten. Und die Beamten? Sie. die eS so streng mit der Arbeit der Schwarzen nehmen, werden wohl an sich selbst die rücksichtslosesten Anforderungen stellen. In Sonderheit Herr Geo Schmidt selbst. Nun ja, in gewissen Be Ziehungen ist dieser Herr auch sehr aufopferungsbereit. Sein Sexualtrieb kennt keine Schranken. Er hat eine schwarze Frauch wie jeder Beamte, auch Herr Wistuba nicht aus geschlossen. Aber neben dieser Fwu" hat er, nach Leutnant Nieck, an jedem Orte, wohin er konimt, in Gestalt einer Frau oder eines ViädchenS auch eineFrau". Wir sind keine Moralscxen und mißgönnen weder ihm noch den anderen solche Fraueu" auf Zeit. Aber Herr Schmidt hält sich neben seinerFrau" auch noch einen ganzen Harem junger Mägdelein. Sein entrüsteter Protest dagegen, daß er auch nnt der Frauenkönigin Kukowina, die er als alt und hätzlich schildert, verkehrt habe, erscheint danach wirklich glaubhaft! Die jungen Mägdelein zieren nicht nur mitsamt seinerFrau" sein Heim, sondern sie begleiten ihn auch auf Reisenl Ob au Staatskosten, ist in der Verhandlung nicht festgestellt worden! Nun soll Herr Schmidt auch zwei junge Mädchen durch Anwendung der Peitsche zur Duldung der Notzucht gezwungen haben. Er ist von dieser An klage allerdings freigesprochen worden. Auch hat man an genommen, daß die A b d j a o zur Zeit, als er mit ihr geschlechtlich verkehrte, bereits 14 Jahre überschritten habe. Aber diese Annahme stützte sich auf das körperliche Aussehen des Mädchens, nicht auf die A l t e r s a n g a b e n der Eltern. Auch sind die Aussagen der Abdjao, ihrer Eltern und sonstiger sahivarzer Zeugen über den NotzuchtSakt selbst, die von den Missionaren als glaubwürdig gekennzeichnet werden� als unglaubwürdig behandelt worden l Zudem hat man der doch eigentlich wichtigsten Frage, ob Schmidt sich seinen Harem von blutjungen Mädchen unter Anwendung seiner amtlichen A u t o r i t»ä t gefüllt hat, biS jetzt noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet I Gleich Schmidt hielt sich auch Dr. Kersting einen Harem, ein Institut, das inzwischen für die Beamten durch amtlichen Erlaß verboten worden ist. Der Oberrichter Mayer hielt sich ein junges Mädchen, angeblich, um Sprachstudien zu betreiben, in Wirklichkeit als Konkubine. Wegen falschen amtlichen Berichtes wurde er disziplinarisch bestraft. Aber auch die Mitglieder der Mission fielen in die Stricke, die ihnen Amor legte. Der Laienbruder P e u a u t i u s stahl und verkaufte die Lampen der Schule, um sich ein schwarzes Liebchen halten zu können, und ein ebenfalls der Mission angehörender Lehrer mußte gleich- falls seinerFleischessünden" wegen den Laufpaß erhalten. Uebcrhaupt wird vom Herrn Geo Schmidt behauptet, daß auch die PatreS gern mit den jungen schwarzen Dirnlei iigeschäkert" hätten, Aber nicht nur der VenuS, sondern auch Bacchus errichteten unsere weltlichen wie geistlichen Kultur- und Sittlichkeitsträger ragende Altare. Der Sekt muß in Strömen geflossen, sein. Richtete doch der Ver teidiger Schmidts selbst an Pater Müller die Frage, ob er nicht einmal mit Schmidt und dem Hauptmann Döring zusammen bis vier Uhr gekneipt und zwölf Flaschen Sekt den HalS gebrochen habe. Schmidt b e st r e i t e t daS: die auf den Part des Dritten entfallenden vier Flaschen Sekt werden also wohl von einem anderen getrunken worden sein! Aber Tatsache ist eS, daß auch Pater M ü kl e r den Scktgenuß nicht für unanständig" hielt. Wurde doch von der Schmidt-Partei eine Photographie vorgelegt, auf der neben Müller auch Pater Müller mit deni Sektglas in der Hand abgebildet war. Die bacchantische Gruppe war umgeben von den krausköpfigen Amoretten des Schmidtschcn Harems! Ein netteS koloniales Sittenbild! Auf der einen Seite die Versklavung der E i n g e b o r e n e n, die wundgeschlaaen und blutrünstig zur Fronarbeit getrieben wurden; auf der anderen Seite die Weißen Herrenmenschen, die Kulturpioniere", die das Wort deS übermütigen StudentcnliedeL:bald Papst, bald Sultan   möcht' ich fem" in Sektgelagen und HaremSorgien in die Wirklichkeit über- trugen I Und das schönste dabei ist, daß von alledem die Oeffent- lichkeit nichts erfahren hätte, daß das Schlaraffenleben in Kamerun   wahrscheinlich noch heute blühte, wenn sich nicht zufällig Beamte und Missionare in die Haare geraten wären. Auch wird daS Schauspiel dcS Kölner ProzeffeS Deutschland nicht zum zweitenmal geboten werden. Dazu sind beide Parteien zu furchtbar blamiert! Weltliche und geistliche Macht werden sich künftig friedlich vertragen, auch wenn fürderhin die toll st en Sachen in den Kolonien passieren sollten I Und wie sollten ähnliche Dinge nicht mehr passieren, da doch die Kolvnialpolitik solchen Exzessen den üppigsten Nährboden bereitet I Line nstlonsiliberale Keife. Däi uationallibcralen Partei droht eine Krisis selbst- berstänblich entsprechend dem Charakter dieser Partei keine KrisiS, die ihre Ursache in prinzipiellen Gegensätzen hat, denn in bezug auf daS einzige Prinzip, das der Nationalliberalismus hat: das Prinzip der absoluten Prinzipienlosigkeit, besteht in seinen Reihen völlige Uebereinstimmung! sondern eine jener kleinen Theater-, richtiger Operettenkrisen, bei denen es sich nur um die persönliche Lkachtstreberei und Rivalitätsstreiterei handelt. Kürzlich hat der Reichsverband der nationalliberalen Jugend auf seiner Tagung in Kaiserslautern   den Beschluß gefaßt, die Landesverbände der badischen und der bayrischen Junglibcralen rechts des Rheins könnten dem ReichSverbande beitreten, ohne an die Llltersgrenzbestimmungen deS Reichsverbandes gebunden zu sein; doch müßten sie sich bereit erklären, zu den Vertreter- Versammlungen deß RcichSverbandeS nur solche Nitglieder zu delegieren, die noch nicht 40 Jahre alt seien. DaS Motiv dieses Beschlüsse» ist folgendes: der Reichsverband der nationalliberalen Jugend nimm! politische Kinder über 40 Jahren nicht auf. während die jungliberalen Vereine Baden? und Bayerns auch weit ältere bemooste Häupter alS»Jugendliche" betrachten und aufnehmen. Um nun diese Ver- eine zu sich herüberzuziehen, will auch der Reichsverband die alten Knaben alsIngen d" anerkennen, nur sollen, damit die Sache nicht zu komisch aussieht, die Kinder über 40 sich auf den Per- bandStagen im Hintergrund halten. Die alten Herren der nationalliberalen Partei wollen aber von solcher Bereinigung gar nichts wissen. Zwar würde sie in einigen Gegenden die nationalliberale Bewegung stärken, aber das erscheint ihnen als ein sehr geringer Vorzug gegenüber der Tatsache, daß durch die Vereinigung einige Führer der Jugend- lichcn einen noch größeren Einfluß erlangen könnten als bisher, denn dann bestände die Gefahr, daß diese ihnen bei ihren Techtel- mcchteleien in die Suppe zu spucken vermöchten. Zu diesen alten Herren, die um die Äutaritatsstellung der politischen Greise dcS Nationalliberalismus besorgt sind, gehört auch Herr Pro- fessor Leidig in Berlin  , Mitglied des Zentraworstandes der nationalliberalen Partei. Er sieht bereits alle Türme wanken und hat in diesem Geisteszustand einen Entrüstungsbrief an die National-Zeitung" gerichtet, in welchem er mit der ganzen Kraft seines Temperaments gegen den Beschlutz von Kaiserslautern   loS- zieht. Doch dieNational-Zeitung" lehnte die Veröffentlichung ab. Indes Herr Leidig weiß, wie man nationalliberale Prinzipienblätter gefügig macht. Er drohte, kurzweg der National-Zeitung" damit, daß, wenn sie auf ihrer Weigerung bestände, die örtliche Parteileitung in Berlin  alle Beziehungen zu ihr abbrechen werde. DaS war zuviel für die Widerstandskraft der Redaktion. Geknickt fiel sie um und druckte den Brief ab; fügte aber in einer letzten Auf- Wallung ihres Mutes ergrimmt hinzu: Wir trugen ursprünglich Bedenken, diesen Artikel in der vorliegenden Form aufzunehmen, weil wir es für unzweckmäßig hielten, daß im gegenwärtigen Augenblicke noch Oel   ins Feuer gegossen werde. Der Verfasser besteht aber aus sofortiger Ver- öffentlichung, indem er hinzufügt, im Falle unserer Weigerung werde die hiesige Parteileitung jede Beziehung zu unserem Blatte abbrechen. Wir wissen nicht, ob diese Drohung auf einem Beschlüsse der ört- lichen Parteileitung beruht. Da wir jedoch keinen Anlaß geben möchten zu Schritten, die im Interesse der Partei vielleicht noch mehr zu bedauern wären, so willfahren wir dem Wunsche des Verfassers, indem wir ihm die volle Verantwortung von der preßgcsetzlichcn abgesehen sowohl für die Art seines Vorgehens wie für Form und Inhalt seines Artikels überlassen. Doch Herr Leidig hat im nationalliberalen Zentralvorstand nicht nur Freunde, sondern auch Feinde; und jetzt steigen diese in die Arena. Herr Dr. L a s s a r, Vorsitzender des national- liberalen Vereins in Berlin  , sandte sofort folgenden Brief an die National-Zeitung": Ohne auf den Inhalt dcS in heutigerNational-Zeitung" erschienenen klufsatzesJungliberal und Nationalliberal" von Prof. Dr. Leidig eingehen zu wollen, fei bemerkt, daß dieörtliche Parteileitung" hierunter kann nur der Vorstand deS National- liberalen Vereins in Berlin   verstanden werden mit jener Darlegung und ihrer Aufnahme in Beziehung nicht zu bringen ist. Unser« Stellungnahme zu den Wiesbadener   Ver- Handlungen wird überhaupt erst am kommenden Sonnabend in einer allein dazu berufenen Sitzung des Vorstandes und der gc- wählten Delegierten zur Erörterung gelangen. Aku auch ohne­dem dürfte mir selbst, dem Vertreter dcS Vereins, schwerlich etwas ferner liegen als eineDrohung", um von der Schriftleitung derNational-Zeitung" den Abdruck eines ausschließlich vom Autor selbst zu vertretenden Zeitungsartikels zu erlangen." Und noch schärfer äußerte sich ein anderer Kollege des Herrn Leidig im Zentralvorstand: Ja dem in Nr. 430 erschienenen ArtikelJungliberal und Naiionalliberal" wendet sich Herr Professor Dr. Leidig gegen die Beschlüsse d«S jungliberalen VcrtrctertageS in Kaiserslautern  , durch die für die badischen und bayerischen Vereine-auSnahms- weise von der Forderung der Altersgrenze abgesehen wird. Aber weshalb hat Herr Professor Leidig, der glühende An- Hänger der unbedingten Aufrechterhaltung der Altersgrenze, in femem Wahllreife Teltow-Charlottenburg einen Jugcndverein ohne Altersgrenze gegründet? Pardon: Auf dem Papier, in den Satzungen mit Altersgrenze, von dem aber der Vorstand gnädigst dispensieren kann, so daß bei der Gründung der Vorsitzende des Verein? und mindestens zwei Mitglieder des Vorstandes die in den Stählten gesetzte Altersgrenze schon überschritten hatten. Was für ein Unterschied ist da zwischen-diesem Jugendverein Lcidigscher Vaterschaft und den süddeutschen? ES müssen also für Herrn Leidig doch wohl andere Gründe als dieses von ihm selbst nicht beachtete AltcrSgrenzenprinzip bei seinem Kampfe gegen die Jungliberalen vorliegen!... Auch war eS bisher in der Partei nicht üblich, daß eine Einzelpersönlichkeit sich mit dem allgemeinen Titel hiesige Parteileitung" schmückt. Herr Leidig sollte den jung- liberalen Mitgliedern der nationalliberalen Partei gegenüber sich weniger als polizeilicher Zensorder ganzen Richtung" oder als Partcipapst auffpielen, sondern lieber einmal bußfertig d i e eigenen Ketzereien gegen daS Parteiprogramm einer reuevollen Prüfung unterziehen." Doch damit ist das komische Spiel noch nicht zu Ende. Wo es sich um so wichtige Fragen handelt, kann selbstverständlich auch dasZentralbureau der nationalliberalen Partei" nicht zurück- bleiben. Auch diese Instanz hat zur Feder gegriffen und an die National-Zeitung" eine Zuschrift gerichtet, indem sie einerseits die Darlegungen des Herrn Professors Leidig als dessen pcrfön- liche Ansichten bezeichnet, andererseits aber derNational-Zeitung" indirekt den Charakter eines offiziellen national­liberalen Parteiorgans abspricht. Die Zuschrift lautet nämlich: Im Hinblick auf den von Prof. Dr. Leidig in derNational- Zeitung" veröffentlichten Artikel.Jungliberal und National- liberal" und die von der Redaktion derNational-Zeitung" hin- zugefügte Fußnote stellen wir fest, daß offiziöse Kund- gedungen der Partei nur durch dieNationalliberale Korrespondenz" und die nationalliberalen Blätter erfolgen." So wogt wild und ungestüm der Kampf der nationalliberalen Heroen und fordert grausam seine Opfer. Wen wird er zunächst verschlingen? Herrn Leidig, Herrn Lassar oder die unbekannte Größe auS dem Zentralvorstand? poUtifcbe dcberHcbt. verlin. den 20. September 1907. Ein heiterer Brndcrzwist. Zwischen denmaßgebenden" Politikern deS Masse- b l a t t e s und densubalternen Geistern" der F r e i s. Zeitung" ist wieder einmal ein Bruderzwist ausgebrochen. der in den liebenswürdigsten Formen zum AuStrag gebracht wird. Die gegenseitigen Freundlichkeiten der beiden frei- sinnigen Blätter liefern uns armen Schachern deSSau- berdentons". den uns dieFreis. Ztg." jeden dritten Tag aufs Brot streicht, zugleich ein Musterbeispiel dafür, wie unter politischen Freunden Meinungsverschieden- heiten zum Austrag zu bringen sind! Die Ursache zu diesem Bruderkrieg scheint in internen Zwistigkeiten zwischen den Wadelstrümpflern und Wasser- stieflern im Kreise H i r s ch b e r g- S ch ö n a u zu liegen, der von 18871893 durch Herrn Theodor Barth   freisinnig- vereinigt vertreten war. Seit 1898 war der Wahlkreis frei- sinnig-volksparteilich vertreten, zunächst durch Herrn Blell. feit 1903 durch Herrn Ablaß  . Diesen Herrn AM hat sich dasBerliner Tageblatt" aufs Korn genommen und despektierlich einepolitische Null" genannt. Dafür werden von derFreis. Ztg." dem Mosseblatt und seinen weiblichen Freisinns- Hintermännern folgende Süßigkeiten serviert: »Dr. Ablaß eine»politische Null?" Ja, welchen politischen Wert haben denn im Vergleich zu diesem AuS-- erwählten des Wahlkreises, aus dem Dr. Barth ver- abschiedet worden i st, nachdem er im Jahre 1893 sein den Wählern gegebenes Wort gebrochen hatte, alle diegroße n Politiker", die hinter dem»Berliner Tageblatt" stehen? Mögen sie doch einmal dem Herrn Dr. Ablaß sein Mandat für Hirschberg-Schönau streitig machen! Ob sie ihm, der angeblichenpolitischen Null", auch nur eine Stimme bei den Reichstagswahlen emftemdeten?" Weiterhin pflückt dieFreisinnige Zeitung" aus dem ihr gewidmeten Bukett desVs-rliner Tage­blattes" die Blüte von denkleinen, aber höchst anmaßenden Politiken: der F r e i s i n n i g e n Ztg.". um sich sofort durch Wendungen, wieplumper Angriff". Anmaßung",Unfähigkeit".Blasphemie" zu revanchieren. Aber viel hübscher noch ist es. daß dieFreisinnige Zeitung", eifersüchtig auf die lv o h l b e st e l l t e A n n o n c e n p l a n t a g e des MosseblatteL, über das Berliner Tageblatt" die Jnscrateusperre zu verhängen sucht. Schreibt doch dieFreisinnige Zeitung": »Auf feiten der»Freisinnigen Zeitung" also die Gesamt- Partei mit ihren rund dreiviertel Millionen Wählern und deren maßgebenden Führern, und auf feiten des»Berliner Tage­blattes ja, wer denn eigentlich von denen, die von diesen: Blatt zu anderen als politischen Zwecken durch Abonnement und Inserate Gebrauch machen?" Man merkt den grimmigen Konkurrenzneid des Wiemerblattcs I Welches Aergernis, daß das Masse- blatt nicht nur das Monopol der Geschäftsannoncen hat. sondern auch für politische Freisinnsinserate unentbehrlich ist, sofern sie der Oeffentlichkeit übergeben werden sollen I Niedlich ist auch folgende Polemik zwischen den beiden Freisinnsblättcrn. Das Mosseblatt schreibt: DieFreis. Ztg." wirst uns bei dieser Gelegenheit vor, daß wir einen anderen ihr nahe st ehe«den Parla- mentarier in unseren Versa mmlungS- und ReichstagSberichten nicht genügend berück- s i g e n und daß wir die Reden diese« Herrn nicht mit gebührender Ausführlichkeit wiedergeben. So sehr wir auch begreifen, daß es jenem Herrn nicht genügt, wenn der volle Wortlaut seiner oratorischen Leistungen durch dieFreis. Ztg." verbreitet wird, so entschieden müssen wir es doch ablehnen, uns über den Raum, den wir jedem einzelnen Redner zur Verfügung stellen wollen, irgendwelche Vorschriften machen zu lassen. Wir halten es weder im Interesse des Liberalismus, noch im Interesse unserer Leser für notwendig, dem persönlichen Ehrgeiz jedes cinzelnen Politikers zu dienen." Demgegenüber veröffentlicht mit nicht geringerer Bosheit die»Freis. Z t g." folgendes redaktionelle Schriftstück des B e r l. Tageblatt": »Auf Ihre gefl. Zuschrift an Herrn Rudolf Mosse   teilen wir Ihne» ergebenst nnt, daß wir Berichte über Reden des Herrn Abgeordneten Kopsch aus dem Grunde nicht aufnehmen, weil Herr Kopsch sich über daSBerliner Tageblatt" verschiedentlich in recht abfälliger Weise ausgesprochen hat. Dagegen werden wir selbstverständlich in den Ankündigungen der Vereinsversammlungcn auch mitteilen, wenn Herr Kopsch sprechen wird. Sollte dies bisher unterblieben fein, so ist dies auf einen Irrtum zurückzuführen." Eine ärgere Prcßkorrnption ist nicht gut denkbar, als die von den beiden freisinnigen Gegnern wechselseitig enthüllte! Reichsvereinsgesetz. Die»Nordd. Allg. Ztg." bringt an der Spitze ihrer letzten Nummer folgende Notiz: Der Entwurf zu einem ReichSvereinSgesetz liegt gegenwärtig dem preußischen Staatöministcrium vor. Die Angaben ver- schiedener Blätter über seinen Inhalt beruhen lediglich auf Ver- mutungen, die zum Teil zutreffen, zum Teil nicht zutreffen, und sind jedenfalls rm Hinblick auf das gegenwärtige Stadium de> Verhandlungen verfrüht._ Das Totenattest für Naumann. DieVoss. Z t g." unterzieht sich der freundlichen Bruderpflicht. Herrn Naumann noch töter zu machen, als er sich selbst durch seine burlesken Mcinungsumschläge gc- macht hat. Sie würgt den guten Mann ab, wie die Bulldogge die Ratte. Daß sie das nicht ans Eigenem fertig bringt, sondern sich der Fänge desVorwärts" bedient wie ja schon einmal tut nichts zur Sache. Nach dieser neuesten Prozedur derVoss. Ztg." ist Herr Naumann für denmännlichen" Freisinn tot, wie ein Türnagel. Ob freilich nicht auch für denweiblichen" Freisinn? I Wir unsererseits brauchen Naumanns politischer Leiche keine Träne nachzuweinen. Ihm geschieht, was er redlich her- dient hat!_____ Deutsch  -kanadische Handelsbeziehungen. Die Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen tritt in einer Darstellung der neuesten zollpolitischcn Vorgänge in Kanada   für eine handelspolitische Verständigung Deutschlands   mit Kanada   ein, die der deutschen   Ausfuhr nach Kanada   die Vorteile deS kanadischen Mitteltarifs sichert. Der neue kanadische Zoll- tarif, so führt die Zentralstelle aus, besteht bekanntlich, abgesehen vom Vorzugstarif für englische Waren, aus einem Mitteltarif und einem Generaltarif. Der Mitteltarif hat im Vergleich zum Gcncraltarif ermäßigte Sätze und darf durch Verordnung dys Gouverneurs den Waren solcher fremden Länder zugebilligt werden, die genügende Gegenleistung machen. Ob dieser Mittel- tarif, dessen Inkraftsetzung natürlich den Vorsprung englischer Waren entsprechend schmälern muß, ursprünglich nur auf dem Pa- Piere stehen sollte als PressionSmittel England gegenüber, ent­zieht sich der Beurteilung. Tatsache ist jedenfalls, daß, nachdem auf der letzten Kolonialkonfcrenz die englische Regierung die Vorzugs- behandlung kolonialer Erzeugnisse in aller Form abgelehnt hat. die kanadische Regierung lebhafte Lust verspürt, von der ihr er- teilten Vollmacht zur Inkraftsetzung des Mitteltarifs auch tat« sächlich Gebrauch zu machen. Die in Paris   geführten VerHand- lungen zur Vereinbarung eines neuen französisch-kana­dischen Handelsvertrages sind dem Vernehmen nach be-