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Str. 21. 24. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 21. September 1907.

Der Parteitag in Eisen.

( Telegraphischer Bericht.)

(( Schluß aus der 1. Beilage.)]

Effen, 20. September.  ( Eig. Ber.) Nachmittagsfitung.

Hering Schleswig  :

Arbeiterbewegung zur Verfügung, um wieder auf die Beine zu kommen und rechnet gerade darauf, daß die Arbeiter recht viel trinken.( Sehr richtig!) Da gibt es viele Genossen, die trinken nur, um den Wirt zufrieden zu stellen und das Lokal nicht zu ruinieren. Es ist Tatsache, daß heute gar viele Gewerkschaften mehrmals im Jahre Festlichkeiten veranstalten, obgleich gar kein Salaz an sich dazu vorliegt, nur um den Wirt zu befriedigen. Wir haben in manchen Orten Gewerkschaftshäuser, die gewiß eine Notwendigkeit find, aber sie sind nicht auf der Grundlage auf­gebaut, daß sie uns hier helfen können, sie sind meist auf Papier Singer   eröffnet die Sigung um 3 Uhr. Die Diskussion über aufgebaut. Sollen wir unseren Zwecken wirklich bienen, dann die Alkoholfrage wird fortgesetzt. sollte es Grundsab sein, daß vor dem Kauf mindestens 25 Proz. des Anlagekapitals in bar aufgebracht sind.( Sehr richtig!) Und wenn die Arbeiter richtige Politik treiben wollen, sollten sie es sich zur Pflicht machen, jedes Jahr vielleicht eine Mark für die Er­haltung ihres eigenen Heims zu geben, dann werden sie sich in ihren Häusern eine Stätte schaffen, wo der Alkoholgenuß aus­geschloffen sein kann, wo niemand gezwungen ist, zu trinken. Die Arbeiter werden dann bald merken, daß sie diese Mark gut an­gelegt haben und sehr viel Geld damit gespart haben.( Sehr richtig!) In den Orten aber, wo die Arbeiterbewegung schon größer geworden ist, in den großen Städten, sollten die großen Organisationen der Partei und der Gewerkschaften ein für allemal den Grundsatz auf­stellen, daß weder in Gizungen noch in Versammlungen serviert nicht leben kann, dem Wirt lieber eine Lofalmiete zahlen.( Leb­hafte Zustimmung.) Ich will auch wünschen, daß dieser Parteitag nicht der letzte ist, auf dem feine alkoholischen Getränke serviert werden dürfen.( Lebhafter Beifall.)

Es ist bereits betont worden, daß eine große Aluft besteht zwischen den Arbeiter- Abstinenten- und den bürgerlichen Abstinenz­bereinen. Aber es muß ausgesprochen werden, daß es auch mit der Ehre eines Sozialdemokraten nicht vereinbar ist, solchen bürger­lichen Veremen anzugehören. Ich erinnere daran, daß z. B. der Vorsitzende der Bremer   bürgerlichen Abstinenten ein Anhänger der gelben Gewerkschaften ist. In diesem Verein wurden Themen erörtert, wie z. B.:" Seid zufrieden"," Der Guttemplerorden als ausgleichender Faktor in der sozialen Bewegung". Solchen Ver­einen dürfen Arbeiter nicht angehören, die auf dem Boden des Sozialismus auf den Trümmern des Kapitalismus erblühen wird. ( Bravo  !) Beher= Essen:

Singer: Es ist eine Sendung unverfälschten, weber gezuderten, noch verlängerten Rebensafts( Weintrauben) aus dem deutschen  dem Bureau des deutschen   Barteitages gewidmet von deutschen  Weingebiet des Rheins eingegangen.( Heiterkeit.) Dieselbe ist Arbeiterabftinenten. Das Bureau bankt für die Sendung. Es wind versuchen, seine alkoholischen Sünden beim Genuß dieser alkoholfreien Früchte abzubüßen.( Seiterkeit.)

Hitler  - Mainz  :

Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Das Schlußwort erhält

Wurm:

Daß die wirtschaftlichen Verhältnisse zum Altoholismus führen, beweist uns gerade unsere Gegend mit der Großindustrie. Sie haben gestern auf dem Ausfluge von Ruhrstein aus die Villa Krupp und andere schöne Villen gesehen. Das ist die schöne Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt uns die elenden, ärmlichen, erbärmlichsten Wohnungen der Arbeiterschaft. Nicht weniger als 40 Proz. der Essener   Wohnungen bestehen nur aus zwei Räumen, in denen die Arbeiterschaft zusammengebrängt fikt und die Kinder sehr viel sehen, was sie nicht sehen sollten. Aus dem Bericht der Wohnungsinspektion wird hervorgehoben, daß die Lagerstätten in solchen Wohnungen viel zu wünschen übrig lassen. Kommt es doch vor, daß eine Familie von 4-6 Personen nur eine Bettstelle hat. möchte ich unterstreichen. Ich wünschte, daß wir uns angewöhnen, Die Schlußausführungen des Genossen Boemelburg Die Lagerstätten müssen auf Stühlen und auf dem Fußben boden eingerichtet werden. In einer Familie schlafen Mann, den Arbeiteraibstinenten gegenüber Toleranz zu üben, daß aber Frau und zwei Kinder in einem Bett. Das dritte Kind hat in auch die Abstinenten den anderen gegenüber tolerant sind. Man einer kleinen Stifte seine Ruhestätte. In einer anderen Familie muß den Arbeiterabftinenten Bürgerrecht in der Arbeiterbewegung schläft ein geiftestranter Mann mit Frau und dreizehnjähriger gewähren. Für unseren guten Willen zum Zusammenarbeiten Tochter in einem ziemlich schmalen Bette. In einer weiteren fann kein besserer Beweis erbracht werden, als daß wir unsere Familie schlief die Frau mit 4 Kindern in einem Bette. Das fünfte Resolution zurüdgezogen haben. Wir werden mit Freuden für zweijährige Kind, das schwindsüchtig war, schlief in einem die Resolution Wurm stimmen, Reiseforb. Nachdem Sie die Villa Hügel   gesehen haben, empfehle ich Ihnen, auch im Schederhof die elenden Baraden und die Arbeiterlasernen der Firma Krupp   sich anzusehen. Als Wilhelm II.  nach Effen tam, hat man alles so mit Grün verdeckt, daß nichts zu fehen war. Für einen solchen Besuch wendet die Stadt 23 000 m. auf. Aber wo es sich um die Bekämpfung des Alkoholismus  handelt, da hat die Stadt nichts übrig. Die Arbeit an den Feuer­stellen bei Krupp   ist so anstrengend, daß die Firma selbst der Meinung ist, daß fie nicht länger als 15 Jahre ausgeübt werden fann. Diese Arbeiter sind aber vielfach gar nicht in der Lage, den Durst zu löschen; sie müssen dies erst tun aus den Lösch trögen, in denen Ratten und Mäuse fich aufhalten.( Bfui!) Da laufen die Arbeiter natürlich von der Arbeit gleich in die Kneipe. Die Firma weiß, daß an dem Alkohol viel Geld au ber dienen ist, und sie hat an den Ein- und Ausgängen der Fabrit Kneipen eingerichtet. Ebenso geht es den Bergarbeitern, die in der heißen Grube nicht genügend Trintwasser haben, und die dann in der Kneipe anschreiben laffen müssen, weil sie sich kein Geld mitnehmen können, da fie feinen verschließbaren Raum für ihre Sachen haben. Die Feuer arbeiter bei Strupp sind meist aus dem Often, und infolge der Nachlässigkeit der preußischen Regierung nicht so weit aufgeklärt, daß sie die Gefahr des Alkoholismus erkennen fönnen. Die Bauern gehen von der Kirche ins Wirtshaus und trinken fich da boll. Es ift unbedingt notwendig, in jeder Richtung Aufklärung über die Gefahren des Alkoholismus zu schaffen.( Beifall.)

Bömelburg:

Ueber die schädlichen Wirkungen insbesondere des übermäßigen Alkoholgenuffes gibt es unter denen, die das Boltsleben unseres Landes tennen, feine zweierlei Meinungen. Gesagt muß aber werden, daß das lebel nicht allein in den Kreisen der Arbeiter zu suchen ist, sondern auch in den Kreisen des Bürgertums. Ja, mir scheint es, als wenn in den Kreisen der Besserfituierten die Bahl der Alkoholiker relativ stärker ist. Nur tritt das bei den besseren sozialen Verhältnissen dieser Kreise nach außen nicht in demselben Maße in die Erscheinung, wie bei den Arbeitern. Wenn der Ar­beiter bei schlechter Ernährung ein paar Glas Schnaps oder Bier getrunken hat, ist er leicht in dem Stadium, daß es ihm zu viel ist, und er muß dann seinen wankenden Körper auf der Straße nach Hause schleppen. Der Andere aber, der vielleicht eine Bulle Wein nach der anderen getrunken und auch zu viel hat, läßt ben Wagen vorfahren und kommt auf diese Weise nach Hause. Nach außen aber sieht man das nicht.

Ich kann meine Freude darüber aussprechen, daß unsere Ge­noffen aus Abstinentenkreisen mit meinen Ausführungen einver­standen sind. Obwohl ich ganz scharf die Grenze zwischen den An­schauungen der Temperenzler und Abstinenzler gezogen habe. Wenn abenstein mir unwahrheit und Unterstellung vorwirft, so liegt das daran, daß er nicht genau zugehört hat. Wie kann er sagen, ich hätte die bürgerlichen Alkoholgegner samt und sonders berurteilt. Wenn er mein Referat nachliest, so wird er finden, daß er mir etwas unterstellt, was ich nicht gesagt habe. Er bestreitet die Richtigkeit meiner Behauptung, daß die Zahl der Unfälle am Montag nicht im Zusammenhang mit dem Alkoholgenuß am Sonnabend steht. Aber wenn man nicht die Statistit des Reichsver­sicherungsamts, sondern Einzelstatistiken betrachtet, dann ergibt sich, daß ich recht habe. Ich habe hier die Statistit der Knappschafts­berufsgenossenschaft aus dem Ruhrrebier, Sektion 2. Daraus er gibt sich, daß in einem Jahre 44 267 Unfälle zur Anzeige gebracht find, und hiervon sind die meisten, nämlich 17 Brozent am Sonn­abend passiert. Dann kommt der Mittwoch mit 16 Prozent und der vielgeschmähte Montag hat nur 15,76 Prozent. Im Jahre vorher war die Reihenfolge der Unfälle Sonnabend, Dienstag, Freitag, Montag, Mittwoch, Donnerstag. Und wenn man dann weiter nach fieht, auf welche Tagesstunden sich die Unfälle verteilen, so wird man sehen, daß am Montag genau so wie an den übrigen Tagen die meisten Unfälle sich in den Abendstunden ereignen, wo die Leute schon abge arbeitet sind.( Sehr richtig!) Dazu kommt, daß der, der an Arbeit gewöhnt ist, gerade durch die Ruhe am Sonntag aus der Gewohnheit herauskommt und dadurch leicht in die Gefahr gerät, einen Unfall zu erleiden. Schließlich darf man auch nicht vergessen, daß eine ganze Anzahl von Arbeitern des Montags ein neues Arbeitsverhältnis antreten.( Bustimmung.)

denn das, was gerade das Bier und den Wein uns wohlschmeckend macht, das ist ja eben der Alkohol, der darin ist.( Seiterfeit.) So sehr die Vergiftung mit Alkohol ein Unglück für die Menschheit und insbesondere für die Arbeiterklasse ist, so wenig darf man andererseits allzu ängstlich sein und glauben, daß man keinen Tropfen trinken darf. Die Alkoholfrage steht im engsten Zusammen­bang vor allem mit der Ernährungsfrage. Wenn die Abstinenten immer wieder sagen: ja das eine Glas tut es nicht, wir fürchten aber, daß die Menschheit nicht mäßig ist, dann sage ich: schaut Euch alle hier uns im Saale   an, schaut Euch die Hunderttausende draußen an, die da leben, streben und ernste Dinge im Kopf haben, die alle ihr Glas Alkohol trinken und doch nicht zugrunde gehen! Ach, wenn die Menschheit nicht mäßig sein tönnte, würde sie schon an anderen Dingen zugrunde gegangen sein.( Seiterkeit.) Zum Schluß noch ein Wort für unseren Parteivorstand. Er hat mir mitgeteilt, daß er hier wie bereits in Mannheim   mit dem Wirt die Vereinbarung getroffen hat, daß während der Verhandlungen fein Bier ausgeschenkt wird. Mehr kann der Parteivorstand nicht tun. Es ist auch, soweit ich sehen kann, hier so gut wie gar nicht getrunken worden. Also bedenken wir auch bei dieser Frage unseres kulturellen und wirtschaftlichen Kampfes, daß alles und alles wieder wurzelt in den sozialen Zuständen. Erst muß der Mensch essen können, erst muß er einen gefunden kräftigen Körper haben, erst muß er eine Wohnung haben, dann wird er den Ge­für die Arbeiter mit sich bringt.( Sehr richtig!) Ich schließe mit der Bitte, daß wir allesamt und sonders mit alter Freudigkeit gegen die verheerenden Wirkungen des Alkohols und für den Fort schritt der Kultur kämpfen werden.( Lebhafter Beifall.)

Persönlich bemerkt Rabenstein: Den Ausdrud Unterstellung habe ich ohne jede beleidigende Absicht gebraucht, wie das bei wissenschaft­schärfften Angriffe für das Schlußwort aufgespart, so daß eine Er­lichen Streitfragen vorkommt. Im übrigen hat Wurm sich die widerung nicht mehr möglich ist. Das mag taktisch richtig sein, tapfer ist es nicht.

Hierauf wird der Antrag auf Drudlegung des Referate eins stimmig, die Resolution Wurm gegen eine Stimme angenommen. Dadurch erübrigen sich alle anderen zu diesem Punkte vorliegenden Anträge. Auf Vorschlag von Ginger wird nunmehr des Bericht der Beschwerdekommiffion

entgegengenommen.

Berichterstatter ist Stubbe Hamburg. Ueber die einzelnen Fälle wird gesondert verhandelt und abgestimmt.

1. Beschwerde des Genossen Krohn- Konstanz. Genosse Krohn erhebt Beschwerde gegen den Beschluß des tommission. Das Schiedsgericht hat in 2 Punkten entschieden: 1. Daß nicht erwiesen sei der Vorwurf der Käuflichkeit, 2. Krohit habe seine Vertrauensstellung in der Partei dazu benutzt, fich materielle Vorteile zu verschaffen. Durch den Wortlaut des Beschlusses nicht erwiesen", ist die Annahme möglich, daß die Freisprechung nur erfolgt sei, weil das Anklagematerial nicht ganz einwandsfrei war. Nach eingehender Prüfung des gesamten Ma­terials und Vernehmung einiger Zeugen ist die Kommission zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Anklage in diesen beiden Punkten nicht begründet ist. Im übrigen schließt die Kommission ihr Urteil dem des Schiedsgerichts, bis auf Punkt 7, an. Im Punkt 7 wird der Genoffe Krohne aufgefordert, die Prüfung der Partei­gefchäfte eine bestimmte Zeit in andere Hände zu geben. Dieser Bunft des Urteils wurde von der Kontrollkommission bereits auf­gehoben, welchem Urteil die Kommission sich nur anschließen kann. Die Kommission beantragt, in dem Urteil des Schiedsgerichts vom 24. März 1907 find im Punkt 1 und 4 die Worte nicht erwiesen" durch die Worte ist haltlos" zu ersehen. Die Streichung der Kon­trollkommission in dem Punkt 7 des Schiedsgerichtsurteils( die ge­strichenen Worte lauten: Genosse Krohne hat die Leitung der Partei­geschäfte für eine bestimmte Zeit in andere Hände zu geben) wird bestätigt. Im übrigen bleibt das Urteil des Schiedsgerichtes be stehen. Das Urteil der Beschwerdekommission wird debattelos be ftätigt.

Schiedsgerichts bom 24. März 1907 und den Beschluß der Kontroll­

2. Fall Siebel-Dortmund  .

Der Ausschluß erfolgt im Beginn des Jahres 1899/1900 burch die Siebel beschwert sich über seinen Ausschluß aus der Partei. Parteiorganisation in Dortmund  . Von Siebel wird behauptet, daß diese Parteiorganisation nicht berechtigt war, seinen Ausschluß zu beschließen. Diese Auffassung ist irrig. Nach dem früheren Dr. ganisationsstatut konnte der Ausschluß durch die örtliche Partei­bes Siebel abzuweisen und auch seine Wiederaufnahme in die organisation erfolgen. Die Kommission beantragt, die Beschwerde Partei abzulehnen. Auch dieser Antrag wird debattelos an.

genommen.

8. Fall Bühring- Bremerhaven.

4. Fall Boortmann- Mez.

Wenn ich mich vorhin gegen die Abstinenzler in unseren Reihen gewandt habe, so deshalb, weil ich ihnen auch jest wiederum den Vorwurf machen muß, daß sie durch einseitige Betonung ebenso wie es die Bürgerlichen so gern tun, die Aufmerksamkeit davon ablenken, daß nicht einzig und allein der Alkohol in Betracht kommt, sondern daß es weit verzweigte soziale Ursachen sind.( Schr Bühring wurde durch Schiedsspruch am 15. April 1907 aus. richtig.) Das ist es eben, was den klassenbewußten Arbeiter meilen- geschlossen und die Kontrollkommission hat den Beschluß bestätigt. weit fernhalten sollte von der bürgerlichen Alkoholbewegung. Es Gegen den Beschluß hat Bühring Berufung eingelegt. Der Aus­genügt nicht, daß in den gefundheitsgefährlichen Betrieben altohol- schluß erfolgte, weil Bühring bei den Reichstagswahlen( Haupt- und freie Getränke für die Arbeiter bereit gehalten werden. Unsere Stichwahl) den bürgerlichen Wahlaufruf unterzeichnet hat. Die Der Altoholismus ist auch nicht nur in Deutschland  , sondern sozialdemokratischen Abstinenzler dürfen damit nicht zufrieden sein, Rommission beantragt, den Ausschluß von Bühring aus der Partei in der ganzen Welt vertreten. Und in den bisher noch un- fondern sie müssen mit mir die Beseitigung der Ursachen fordern, au bestätigen. Der Antrag wird debattelos angenommen. fultivierten Landesteilen erblickt der Kapitalismus bei der Ver- bie jene sozialen Mißstände hervorrufen, die schließlich zum Trink breitung der Kultur seine erste Aufgabe in der Einführung zwang führen.( Lebhafte Zustimmung.) Die Bürgerlichen mögen altoholhaltiger Getränke. Wir wissen auch, daß die Weiter- fich mit Staffee und Tee zufriedengeben. Wir nicht. Wir fagen: Der Ausschluß Voortmanns erfolgte durch Schiedsspruch entwickelung der Arbeiterbewegung uns gerade durch den Alkoholis- hr gesteht damit nur ein, daß die Zustände in den Fabriken so bom 2. April 1907. Boortmann hat im September 1906 bei mus wesentlich erschwert wird. Alles das sind bekannte Tatsachen, erbärmlich sind, daß die Arbeiter zum Trunt gezwungen werden der Wahl zum Bezirkstage für den liberalen Kandidaten Weiß­und wer es noch nicht gewußt hat, hat es heute aus den bortreff- und weil ihr fürchtet, daß die Arbeiter Guch nicht genug leisten, mann ein Flugblatt herausgegeben und für dessen Verbreitung lichen Ausführungen des Genossen Wurm erfahren. Ich halte deshalb wollt ihr sie vom Alkohol fernhalten! Im übrigen ist es 250 m. in Empfang genommen. Ferner ist Voortmann bei den es aber für notwendig, daß wir uns bei dieser Gelegenheit ein den Unternehmern gleich, was aus dem Arbeiter wird. Man sieht Reichstagswahlen 1907 für den Regierungskandidaten Dr. Gres wenig mit der Bragis befassen. ja, wie sie zu dem bißchen Arbeiterschutz erst gezwungen werden goire eingetreten. Die Kontrollfommission hat den Ausschluß Es ist nicht gut, wenn man fliegt. Man kommt immer am müssen. Das ist es, was uns trennt. Und wenn ich das vorhin bestätigt. Die Kommission beantragt, den Ausschluß Voort= besten weg, wenn man mit den Füßen auf dem Erdboden steht. nicht genügend hervorgehoben habe, so hole ich das jetzt nach. Und manns durch Schiedsgerichtsurteil vom 2. April 1907 durch den Das scheint mir bei den Vertretern der völligen Abstinenz nicht wie die Abstinenten uns gewünscht haben, wir sollten uns beffern, Parteitag zu bestätigen. Der Parteitag beschließt debattelos dem­immer der Fall zu sein, und da will ich ein flein wenig Wein so wünsche ich ihnen, daß sie sich von dieser Einseitigkeit losreißen gemak. in das Wasser dieser Abstinenten gießen.( beiterfeit.) Die Frage und mehr und mehr die sozialen Verhältnisse in den Vordergrund der Beseitigung des Uebels hängt zusammen mit der Lokalfrage. rücken.( Burufe: Das tun wir doch.) Sie haben das getan mit Wenn man auf Spaziergängen müde wird und sich erholen will, einigen oberflächlichen Rebensarten; aber das foziale Programm muß man ein Gasthaus aufsuchen, und die erste Frage ist: Was haben wir Ihnen erst geben müssen. Sie haben schöne Rebensarten trinfen Sie?" Oder wenn wir die Aufgaben der Arbeiterbewegung gemacht, wie sie der Herr Pfarrer auch macht.( Heiterfeit und erfüllen, brauchen wir dazu Versammlungen und Sigungen. Auch Sehr gut!) dabei sind wir auf Wirtschaftslotale angewiesen, to gleich jemand neben uns steht und fragt:" Was trinten Sie?" Ebenso ist es auf Reisen. Im Gasthaus, im Hotel, immer wieder dieselbe Frage. Die Beantwortung der Frage, was man trinkt, ist auch gar nicht so leicht. Der eine fagt: man trinke Kaffee. Gewiß! Wer aber gezwungen ist, häufig am Tage Wirtschaften aufzusuchen, kann das auch nicht jedesmal, weil auch der übermäßige Genuß von Kaffee für die Gesundheit schädlich ist. Und wer gezwungen ist, sonstige alkoholfreie Getränke häufig zu genießen, der fann sehr leicht mit feinem Magen in Konflitt kommen, denn es handelt sich dabei meist um Schundware, die noch dazu teuer bezahlt werden muß. Auch die teueren natürlichen Mineralwasser tann man, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht allzuhäufig ohne Schaden für den Magen genießen. Besonders schlimm liegt die Sache für denjenigen Teil der Arbeiterschaft, der nun in der Folgezeit den Kampf gegen den Alkoholismus führen soll. Sie wissen, daß die Lokalfrage bis her fast an allen Orten, selbst in großen Städten, nicht gelöst ist. Bir bekommen die Lokale meist überhaupt nur dann, wenn schon zin halbes Dutzend Wirte im Lokal Bleite gemacht haben. Und her eigentlich auch schon ruinierte Wirt stellt dann das Lokal der

5. Fall Springer  - Heidelberg  . Der Ausschluß Springers erfolgte am 1. Geptember 1907 durch ein Schiedsgericht. Der Ausschluß wurde von der Kontroll tommiffion bestätigt. Die Kommission erachtet das Material für nicht ausreichend um ein Mitglied einer ehrlosen Handlung zu bezichtigen un dbeantragt deshalb, den Ausschluß Springers aufzuheben. Der Parteitag beschließt debattelos demgemäß. 6. Fall Paul Jahn- Berlin  .

Es ist richtig, daß die Abhängigkeit von den Gastwirtschaften, auf die Bömelburg hingewiesen hat, existiert. Durch die Aenderungen der Produktion sind neue Verhältnisse entstanden. Es besteht ein größeres Bedürfnis der Arbeiter nach Zusammenkunft. Das im Jahre 1901 ausgeschlossene Mitglied Paul Jahn Das ist eine Lebensnotwendigkeit geworden. Bömelburg hat beantragt seine Wiederaufnahme. Die Wahlbereine Berlin 2 und 3 ganz recht, daß es mitunter geradezu abscheulich ist, in welcher haben sich gegen die Wiederaufnahme ausgesprochen. Nach Prüfung Weise die Genossen infolge dieser Abhängigkeit von den Gastwirten des vorgelegten Materials beantragt die Kommission, den Antrag belästigt werden. Aber die Schuld trifft nicht die Gastwirte. Wir des ausgeschlossenen Baul Jahn, ihn wieder in die Partei auf­müssen ernstlich bemüht sein, jeden Trinkzwang zu beseitigen und zunehmen, abzulehnen. Der Parteitag schließt sich dem Kom­die Frage zu erwägen: In welcher Weise schaffen wir uns Er- missionsantrag debattelos an. holungsstätten ohne Triufzwang? Der Trinkzwang ist es, den wir betämpfen. Dem einzelnen foll seine eigene Ueberlegung fagen, wieviel und wie oft er trinken kann. Aber ein Zwang darf nicht ausgeübt werden. Und da bleibt uns nichts übrig, als dem Gast­wirt eine Entschädigung zu zahlen und uns Boltshäuser schaffen, in denen wir unabhängig find von jedem Bierumfaß.( Sehr richtig!) Heute ist das Bier und der Wein das einzige Bekömmliche. Es ist trok aller Reklame leider noch keinem gelungen, ein alkoholfreies Getränk auf den Markt zu bringen, das unseren Bedürfnissen ge­nügt, und mar fönnte fast sagen, es wird auch nicht gelingen,

7. Fall E. Schröder- Berlin  . Schröder beantragt seine Wiederaufnahme. Der 4. Reichstags wahlkreis Berlin   hat sich gegen die Wiederaufnahme ausgesprochen. Das Vergehen, welches zu dem Ausschluß des Mitgliedes Schröder geführt hat, ist ein solches, daß die Kommission eine Wieder­aufnahme nicht befürworten kann. Die Kommission beantragte: Der Antrag des Ausgeschlossenen Schröder auf Wiederaufnahme in die Partei ist abzulehnen. Der Parteitag beschließt debattelos demgemäß