BcWent sich auf alle Fälle der m e n s ch I i ch e n Einsicht und desmenschlichen Willens als seines Vehikels. Und da sind aller-ding? auch wir der Ansicht, dasi sich das deutsche Volk erst vor seine„großen Aufgaben" gestellt sieht. Zum Beispiel vor die Aufgabe,sich erst einmal sein fundamentalstes Viirg errecht, da? all-genreine, gleiche, direkte und geheime Wahlrechtzu erringen! Nicht in kolonialen Heldentaten höchstzweifelhafter Art, nicht in internationalen„weltpolitischen"Liivalitäten bestehen die„großen Aufgaben" des deutschenVolkes, sondern vor allein in der Erringung dcS gleichen Bürgerrechtsfür alle! In diesem Sinne wird hoffentlich das Proletariat, werdenhoffentlich alle entrechteten Schichten dieser sieben Achtel derStation„Männer der Tat" und«ein entschlossenesVolt" sein!_Biock' Hengste!Der Block hat doch Angst IES ist ja eine schone Sache für die Kouservativeu, sich ihreHerrschaft zu sichern durch„Zugeständnisse" an die Börse, Zugeständnisse,die sie heimlich längst ersehnen, seitdem die sprunghafte Steigerungder Grundrente durch die Wuckerzölle unsere Junker in denStand gesetzt hat, ihre Ueberschüsse in den feinen„Papierchcn"anzulegen. Der Neid auf die Börse weicht sehr rasch der Lust,an den Börsengewinnen Anteil zu nehmen. Und der Freisinnist ja wirklich so billig! Für die eine Börsenreform allePrinzipien! Aber eine Sorge quält die Herren. Was lvird ansihrer Demagogie? Wir reden nicht von der des Freisinns.Seit dem"schmählichen Umfall der Volkspartci, die anscineni Kampf um das gleiche Wahlrecht eine Hetze gegendie Sozialdemokratie zu machen sucht, ist es mit derFreisinnödeniagogie zu Ende. Das ist ein Versuch mituntauglichen Mitteln und die Herren F i s ch b e ck,Wiemer und Müller werden mit ihren Reden keinen Arbeiter,keinen, dem es um die demokratische Entwickclung Deutschlandsernst ist, hinter dem Ofen hervorlocken. Diese Kultur- und FrciheitS-kämpfer, die sich mit der finstersten, gefährlichsten und mächtigstenNieaktion, mit dem preußischen Junkertum, verbunden haben, denenwird kein Mensch mehr ihre Tiraden glauben. Es ist die Un-f ä h i g k e i t der Herren, die sie die Konkurrenz mit der Sozial«demokratie fürchten läßt und sie bewogen hat, die eigenenInteressen de? Bürgertums an die Junker und denRegierungSabsolutismuS zu verraten.Aber auch die Demagogie des Junkertums und seinermiitelständlerischen, antisemitischen und zünftlerischcn Mietlinge istin Gefahr! Da haben sie den kleinen Leuten immer eingeredet,sie allein seien imstande, sie gegen die„Auswüchse" des Kapitalismuszu schützen, gegen das Großkapital, das sie erdrückt, gegenden„Giftbaum", die Börse, vor allem, die sie beschwindeleund enteigne und die sauer ersparten Groschen, diefeucht iahrelanger Mühen, in die Taschen einiger„jüdischer"Iroßspekulanten leite. Die sichersten Stützen aber derBörse seien der Freisinn und natürlich die Sozialdemokratie, derInbegriff alles Bösen. Jetzt sitzen diese ehrenlverten Herren mitdem Freisinn im Block und deffen erste Großtat soll die„Befreiung"'der Börse aus den„Fesseln einer ungerechten Gesetzgebung" sein.Man sieht, ein schlimmer Fall für die Demagogen. Aber sie tröstetensich: Die Sozialdemokratie müsse ja für die Börsenreform stimmen;Ivir Konservativen aber kommandieren einem Teile unserer Leutedagegen zu stimmen; dadurch gefährden wir nicht die Börseund den Block, können aber doch vielen unserer leichtgläubigenWähler einreden, die Sozialdemokratie ist die Verbündetede? Börseukapitals. Die Börse ist gerettet, aber dieDemagogie auch!So ist es kein Wunder, daß unser letzter Artikel, der den Zu-sammenhang zwischen Börse, Kolonialpolitik und Block aufzeigte, denHerren einen gewissen Schrecken eingejagt hat. Wenn die Sozial-demokratie, über deren Prinzipientreue sie sonst als Dogmen-sanatismuS, Verrantheit, Erstarrung nicht genug schimpfen und höhnenkönnen, wirklich am Ende sich zu dem sauberen Spiel nicht hergebenwollte— was wird dann aus ihrer Demagogie, aus dem Ver-IcumdungSfeldzug, den ihr Lügenverband schon jetzt vorbereitet?Die Leute haben über uns so lange gelogen, daß sie zuletzt fastin Gefahr geraten, an ihre Lügen zu glauben. Die Sozialdemokratiehat ihre Stellung zur Börse durchaus nicht geändert, wie die„Leipz. Ztg." in ihrer Angst um die künftigen Wahllügen jammert.Friedrich Engels hat einmal gemeint, bei der Börse wisse mannie, wo das Geschäft aufhört und der Schwindel ansängt. Was wirgesagt haben, ist nur dies, daß dieser Schwindel nur eine Teil-erscheinung der kapitalistischen Gesellschaft ist, nur ein Mittel nebenvielen anderen der Expropriation der Kleinen durch die Großen.Wir haben gegen die Börsengesetzgebung gestimmt, weil wir auchdiese Art Börsen schwinde! nicht mitmachen wollen, diemeint, durch stets aufs neue zerrissene Spinnfäden des GesetzesSchäden. die nun einmal von der kapitalistischen Gesellschaft undihrem Erzeugnis, der Börse, unzertrennlich sind, verhindern zu können.Wir treiben keine Demagogie und haben es nicht nötig, weilwir nicht die Volksmassen über ihre wahren Interessen täuschenm ü s s e n wie die herrschenden Klassen, fondern im Gegenteil siediese erkennen lassen wollen. Aber ebensowenig haben wir geleugnet,daß einzelne Bestimmungen der Börsengesetzgebung ganz nützlichfür diejenigen wirken können, die nun einmal nicht alle werden, fürdie Dummen, die den Lockrufen folgen, um früher oder später dieOpfer ihrer Dummheit zu iverden. Wenn das neue Gesetz Bestimmungen enthalten sollte, die den Börsenschwindel begünstigen undden Kreis, ans denen die Opfer geholt werden, erheblich ausdehnen,dann werden sich die Herren schon selbst bemühen müssen. DieGefahr ist ja übrigens nicht so groß; für die eine Wahllüge, dieihnen entgeht, wird ihre Lügenorganisation schon zehn andere aus-hecken IAn der Börsenreform hängt absolut kein proletarisches Jntereffe,wir stehen dem Produkt des Blocks kühl und wachsam gegenüber.Chinesen und Japaner in Kanada.London, 20. September.(Eig. Ber.)Die„Times" von heute enthält nähere Angaben über denKonflikt zwischen den asiatischen und kanadischen Arbeitern. DieZahl der Chinesen in Kanada beträgt ungefähr 17 000. Von diesen17 000 Chinesen sind aber 14 376 in Britisch-Columbia. In denJahren 1884 und 1900 wurden auf Veranlassung der ArbeiterKommissionen eingesetzt, um die chinesische Einwanderung zu unter-suchen. Man belegte die Chinesen zuerst mit einer Kopfsteuer von10 Pfund Sterling; als diese Steuer sich unwirksam zeigte, dieEinwanderung zu hemmen, wurde sie auf 2 0 Pfund Sterling er-höht! Indes auch diese Steuer war wirkungslos, und sie wurde des-halb auf 100 Pfund erhöht! Das Resultat aber war immer das-selbe: die Chinesen kamen und zahlten die Steuer.Was die Japaner betrifft, so wurde bis zum Jahre 1898keine besondere Statistik über sie aufgenommen. Erst im Juli 1896begann die Registrierung. Von diesem Datum an bis zum Jahre1901 wanderten 14 000 Japaner in Britisch-Columbia ein. ImJahre 1902 wurde eine Kommission eingesetzt, um auch diejapantsch« Einwanderung zu untersuchen. Sie berichtete:„Die japanischen Arbeiter unterscheiden sich von den chinesischenArbeitern durch manche Eigenschaften. Der japanische Arbeiter istunabhängiger, energischer, sowie fähig und willig, sich den neuenVerhältnissen anzupassen, wenigsten? was das äußere Benehmen be-trifft. Er ergreift jede Gelegenheit, englisch zu lernen und machtdies oft zu einer Bedingung des Arbeitsvertrages.... DasVolk von Britisch-Columbia ist einstimmig der Ansicht, daß dieJapaner nicht assimilierbar sind, und obwohl sie in manchen Be-ziehuugen nicht s o lästig werden wie die Chinesen, da jene unsereGelvohnheitcn und Sitten eher annehmen und einen größeren Teilihrer Löhne in unserem Lande verzehren, so sind sie doch in allem,.luns eine permanente Niederlassung betrifft, ebenso gefährlich wiedie Chinesen,— ja, noch gefährlicher, da sie unabhängiger,energischer und wagemutiger sind als die Chinesen."Ter Artikelschreiber gibt noch zlvei Ansichten über diese Frage,eine von einem Unternehmer, die andere von einem Arbeiterführer.Der Unternehmer erklärte: c„Tie Bergarbeiterorganisation von Britisch-Columbia wird vonder Western Federation of Miners beherrscht, die ihren Sitz in denVereinigten Staaten hat. Diese Organisationen beherrschen zueinem großen Teile die Situation, soweit es sich um Arbeitsverhält-nissc handelt, und sie sind gegen die Einwanderung von Orientalen.Dieselben Leute, die gegen die Orientalen sind,möchten überhaupt jede Arbeitereinwanderungverhindern. Und ohne eine starke Einwanderung ist keineHoffnung auf die EntWickelung des Landes vorhanden. Was dieChinesen betrifft, so sind eS ihre Tugenden, die sie unseren Ar-beitern lästig machen. Die Chinesen sind nüchterne, fleißige undarbcitssame Leute. Was die Japaner betrifft, so werden sie früheroder später massenweise einwandern. Innerhalb fünfzehn Jahrenwerden die Japaner darauf bestehen, auf gleichem Fuße mit denWeißen der nordamcrikanischen Westküste behandelt zu werden."Demgegenüber erklärte ein Arbeiterführer:„Wir sind hier seit 16 oder 18 Jahren, und wir finden, daßvon einem Arbeitermangel keine Rede sein kann. Die Kapitalistenwollen nur billige Arbeiter, wobei es sich ihnen gleich bleibt, ob diebilligen Arbeiter aus China, Japan oder England kommen. UnserLand ist bereits das Eigentum großer Aktiengesellschaften, undihnen fehlen nur noch billige Arbeiter, um sie auszubeuten. Britisch-Columbia ist aber ein Land für weiße Arbeiter, und trir sindentschlossen, es zu einem Lande der Arbeiter zu machen. Die Ar-beitcr müssen die Zügel der Regierung übernehmen und die politischeMacht dazu benutzen, die Schätze des Landes im Interesse der Ar-beitcr auszubeuten. Das ist unser Ziel. Man mag es Sozialis-mus oder sonst etwas nennen. Das Land entwickelt sich schnellgenug."Der Artikclschreiber fügt hinzu, daß die Agitation gegen dieChinesen und Japaner von allen kanadischen Arbeitern gebilligtwird...-».Ottawa, den 22. September. In Bcamtwortung einervon dem kanadischen Trabes Labour-Kongreß zu WinniPeg angenommenen Resolution, welche die Einwanderung der Japaner alsschädlich für die Interessen Kanadas bezeichnet und die Abschaffungdes Vertrages mit Japan verlangt, erklärte der PremierministerSir Wilfried Laurier, der Vertrag habe sich als überaus vorteilhaftfür den Handel Kanadas mit Japan erwiesen. Er bezweifle auch,daß die Vorfälle in Vancouver der japanischen Einwanderung zu-zuschreiben seiem Die Regierung müsse, bevor sie durch übereilte?Vorgehen sich bloßstelle, sorgfältig die Ursachen untersuchen, welchein jüngster Zeit eine stärkere Einwanderung von Asiaten als früherveranlaßt haben.London, 24. September. Wie aus Ottawa gemeldet wird,werden die von den Japanern und Chinesen wegen derjüngsten Unruhen in Vancouver geforderten Entschädigungenvon der kanadischen Regierung unverzüglich geregeltiverden. Die japanischen Ansprüche belaufen sich auf 1700Pfund Sterling.—_Marokko.Dem prächtigen Aufruf der französischen und spanischenSozialdemokratie, den wir gestern tclegraphisch gemeldethaben, werden bald die Taten folgen. Die Aktion unsererBruderparteicn ist das unmittelbare Ergebnis der StuttgarterTagung und zeigt, wie die dort gefaßten Beschlüsse sofort inWirklichkeit umgesetzt werden. Den bürgerlichen Parteienund Regierungen wird dadurch klar gemacht, daß derimperialistischen Abenteurerpolitik des Mnanzkapitals dieeinmütige, entschlossene Gegenwehr der proletarischenInternationale auf dem Fuße folgt. Die Aktion unsererBruderparteien, die das deutsche Proletariat aufs wärmste be-grüßt, entschlossen, sobald es die Ereignissefordern sollten, sie tatkräftig zu unter-st ü tz e n, ist eine Gewähr dafür, daß das Proletariat alleKonflikte, die aus der Kolonialpolitik des Kapitalismus not-wendig erwachsen, anfmerksäm verfolgt und allesdaran setzen wird, deren friedensgefährdenden Aus-bruch zu verhindern. Dem Aufruf der„Humanito"folgt heute ein Artikel von Jaurös, der die internationaleBcrzichtleistung auf alle kolonialen Abenteuer in Marokko fordert.Jaurös befindet sich damit in vollster Uebereinstimmung mitdem Standpunkt der deutschen Sozialdemokratie. Die wichtigstenStellen des Artikels geben wir in nachstehendem Telegramm:Paris, 24. September. sPrivatdepesche dcS„Vorwärts".)I a u r ö S warnt in der.Humanits" vor ClemenceauSOffensivpolitik, die den ganzen Haß der Marokkaner auf Frankreicklenke und die Mißstimmung der Spanier hervorrufe. Es ist hoheZeit, Halt zu machen und auf den Akt von AlgeciraS zurückzu-kommen. Hierzu ist, wenn man llnzukörnmlichkeiten darin sieht,keine neue Konferenz nötig. Frankreich muß nur konstatieren, daßeine frauko-spanischc Polizei unter der Autorität des Sultans nichtorganisiert werden kann und der Schutz der Ausländer alleninteressierten Mächten obliegt. Ich verstehe sehr gut, daßBebel einer internationalen Aktion widerstrebt, die demdeutschen Reichskanzler die Gelegenheit gäbe, die Karten zuverwirren und den deutschen Kolonialpolitikern den Anlaß, einenTeil Marokkos zu forden?. Aber es handelt sich nicht danim.Marokko international zu erobern, sondern auf seine Eroberunginternational zu verzichten.Die gestrige Meldung von der Unterwerfung dreier imSüdosten von Casablanca wohnender Stämme bedeutetkeineswegs die Einstellung der Feindseligkeiten. Im Gegen-teil, der Angriffskrieg gegen die übrigen Stämme wird jetztnoch kräftiger als bisher betrieben werden. Größere Expedi-tionen von mehr als eintägiger Dauer sollen unternommenwerden. Die Verpflichtung, die drei unterworfenen Stämmevor Angriffen der in Feindseligkeit verharrenden zu schützen,bietet den Franzosen neue Vorwände für Offensivbewegungen.Die friedliche Durchdringung mache so immer weitere Fort-schritte.Dagegen will Frankreich angeblich zurzeit keine Polizei-truppe in die Häfen des Landes werfen. Mulay Hafid laviertund die Franzosen scheinen ihm nicht recht zu trauen: es istnicht unwahrscheinlich, daß sie den Sultan Abdul Aziz zuihrem Werkzeug machen wollen. In der französischen Presseverstärken sich jene Stimmen, die einen neuen Marokkovertragfordern, der Frankreich mehr Freiheit läßt, als der zurzeit bestehende-Die Meldungen des Tages lauten:Paris, 24. September. Wie der„Matin" berichtet, wird GeneralDrude den Angriffskrieg gegen die unbotmäßigen Stämme tat-kräftig fortsetzen; er sei wegen der weiten Entfernung des Wohn-sitzeS der Stämme ermächtigt worden, Expeditionen auchüber die Dauer eines Tages hinaus zu unter-nehmen.Wie„Le Journal" aus Casablanca meldet, hätten sich dieStämme mit ihrer Entwaffnung erst einverstanden erklärt, nachdemihnen der Sckutz Frankreichs gegen die Angriffe der auf-rührerischen Stämme versprochen worden war.Tanger, 23. September.(Meldung der„Agence HavaS".) DieUnterwerfung der im Südosten von Casablanca wohnendenStämme der llladsejan, Scnatn und Syaida wird zur Folge haben.daß der linke Flügel der Truppen General Drudes frei wird, undwird ihm die Möglichkeit geben, sich der unterworfenen Stämme zubedienen, unr auf diejenigen, welche sich noch nicht unterworfenhaben, einen Druck auszuüben.London, 24. September. Nach der Meldung eines Morgen-blaties aus Casablanea hätte ein Europäer aus Mazagan berichtet,daß Mulay Hafid am 19. September Mulay Raschid mit 6000 Mannund fünfzig Krupp-Geschützen nach dem Schaujadistrikt entsandt habe,um die Schaujas zurückzuhalten und sie zu überreden, ihre Kräftegegen den Sultan Abdul Aziz aufzusparen. Wenn dies jedoch un-möglich sei, so solle Mulay Raschid sich mit ihnen gegen dieFranzosen vereinen. Diese anscheinend authentische Meldung dürftedas Rätsel der Bestimmung der von Mnlay Hafid entsandten Truppenlösen.(„Verl. Tagebl.")Madrid, 24. September. Der Führer der spanischen sozia-listischen Partei JglesiaS begibt sich am 6. Oktober nach Paris.um dort deil angekündigten Vortrag gegen daS marokkanische Sben-teuer zu halten._poUtifcbe Gebcrficbt.Berlin, den 21. September 1907,Dernburg in Usambara.Demburg ist nunmehr von seinem„Wüstenbummel" nachT a n g a zurückgekehrt, um sogleich, wie das offiziöse Depeschen-bnreau meldet, eine Fahrt über die Gesamtstrccke derUsambarabahn zu unternehmen, an die sich in dennächsten Tagen ein Besuch der Pflanzungen anschließen soll.Die Korrespondenz Wolff versichert, daß man sich in denKreisen der Ansiedler von Usambara und am Kilimandscharovon Dernburgs Besuche nun doch noch recht viel ver-spreche. Ein Bahnbau bis zum Kilimandscharo sei notwendig.Als Ersatz für eine Bahn ivolle die Regierung eine großeFahrstraße nach dem Gebirge bauen, allein dies Projektsei aussichtslos, weil das Gebiet zwischen Mombo, der jetzigenEndstation der Usambara-Bahn, und dem Gebirge durchFieber und Tsetsc-Plage für Karawanenzüge ungeeignet sei.Man hoffe, daß die Regierung sich doch noch für den Bahnbauentscheide.Nach der„Köln. Ztg." soll ja zum mindesten eineVorlage über eine weitere Teilstrecke der Usambara-Bahn zu erwarten sein.Das ist sehr wohl möglich. Und die Teilstrecke wäre nurder erste Schritt zur Verlängerung bis zum K i l i-m a n d s ch a r o. Daneben wird aber sicher auch der Bauder oft afrikanischen Zentralbahn von Dernburgeifriger betrieben werden. Man wird eben zwei Bahnenbauen und damit, wie in Deutschland selbst, auch in Ostafrikadie Interessen der Kolonial- Agrarier nlit denender Börse ver o-i»igen!—Die rote Woche und der blaue Sonntag in Essen.Für den diesjährigen Parteitag hatten die Genossen in Essendie dorttge Siadtverwaliung um Ueberlassung des städtischen Saal-baueS gebeten. DaS Gesuch ist abschlägig beschieden worden. DerParteitag der weitaus größten deutschen Partei mußte fernab vomMittelpunkte der Stadt tagen. Beim Katholikentage im vorigenJahr war eS anders: den Zentrumsleuten stand nicht nur derstädtische Saalbau, sondern auch jedes andere Lokal der Stadt zurVerfügung; sie durften ihren Arbeiterfcstzug, ihre Wallfahrt und ihreStudentenumzüge durch die Straßen führen. DaS Zentrum lvar,unter freundlichem Willkomm seitens der städtischen Behörden, währendder schwarzen Woche Herr in der Stadt Essen.Und auch am Sonntag nach der roten Woche gabS Leben undLärm in den Straßen und Lokalen der Kanonenstadt. Der Essenerevangelische Arbeiterverein beging daS Fest seines 25jährigen Bestehens;er hatte die Vereine aus der Umgegend zu sich eingeladen; einUmzug mit 20 000 Teilnehmern, 100 Fahnen und 20 Musikkapellenfand statt; auf dem Burgplatz gab's Konzert, Posaunenchöre, Massen«gesänge und Ansprachen, ani Abend Festversammlungen im städtischenSaalbau, im Kriegerheim und im evangelischen VereinShanS. Derevangelische Arbeiterverein machte an diesem einen Tage zehnmalmehr von sich höre» und sehen als der sozialdemokratische Parteitagdie ganze Woche; ihm stand die ganze Stadt mit ihren Plätzen,Straßen und Lokalen znr Verfügung, während die Abgesandten dergrößten deritschen Partei sich auf einen notdürftigen Unterschlupf ineinem abgelegenen Vorort beschränkt sahen.Diese unterschiedliche Behandlung hat ihre Gründe. Der Ober-bürgermcister von Essen, Geheimrat Holle, der die Arbeitervereinlernach dem Umzüge begrüßte, als.Vertreter der Heimat diese?trefflichen Vereins", meinte in seiner Ansprache:„Welchen Kontrast erblicken wir heute im Vergleich zur vorigenWoche, wo der Kongreß der Vaterlandslosigkeit undFriedlos igkeit(!) hier tagte, auf dem man wieder bemühtwar, dem Volke den Seelenfrieden zu rauben.Wer sich ein unbefangenes Urteil im Strome der Zeit bewahrthat, der weiß und findet dies gerade in den öden und uninter-essanten Verhandlungen der letzten Woche bestätigt, daß die Um-sturzwogen nimmernrehr den Felsen untergraben werden, aus demThron und Altar aufgebaut find. Welch anderes Bild tritt unshier entgegen bei der Jubelfeier des Vereins, der f e i n M o t t odem Evangelium entlehnt hat. Nicht die Gleichheitmacht den Menschen glücklich, sondern die Zufriedenheit undlernen wir nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immerda. Möge der Verein noch viele Jahre seinen Mitgliedern Glückund Zufriedenheit bringen und ihm noch lange Gelegen-heit zur Pflege seiner vaterländischen und reli»g i ö s e n Ideale gegeben sein. Möge er weiter blühen und ge-deihen in dem bewährten Grundsätze:.Fürchtet Gott, ehret denKönig, habet die Brüder lieb."Oberbürgermeister Holle hat, als er so sprach, wohl nicht darangedacht, daß die Sozialdemokratie bei der letzten ReichZtagSwahlrund 20 000 Wähler, das ist ein Drittel aller abgegebenen Sttmmen,aufgebracht hat. die wohl ausschließlich aus Lrbeiterkreisen stammenund deshalb hauptsächlich beteiligt sind an der Größe und BlüteEsscnS. Da die sozialdcmolratischen Wähler durch ihre Steuern auchzur Erhaltung der Stadt und zur Besoldung der städtischen Beamtenbeitragen, so hätte Herr Holle, der mit zu diesen Beamten zählt,allen Grund, die Bürger ohne Rücksicht auf ihren Glauben und ihrePartei mit gleichem Maße zu messen und nicht dem einen Teilschnöde vorzuenthalten, was er dem andern gewährt.Der evangelische Arbeiterverein in Esten zählt 1600 Mitglieder,ihm wird zu seinem Feste die ganze Stadt zur Verfügung gestellt;