Nr. 52.
Parlamentsberichte.
Dentscher Reichstag.
78.[ Sigung vom 2. März. 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths: v. Caprivi, v. Boet ticher, v. Kaltenborn.
Dienstag, den 3. März 1891.
8. Jahrg.
Kommission diesen Vorschlag gemacht; bei welchem sie auf die vom Gegentheil belehrt. Aber ich habe bei den Herren Offizieren finanziellen Gesichtspunkte Rücksicht zu nehmen gezwungen war. vermißt eine genügende Kenntniß der bürgerlichen Verhältnisse, Abg. Richter: für unverschuldete Verluste der Offiziere beim eine genügende Abwägung zwischen bürgerlichen und militärischen Pferdebestand haben bisher Unterstützungsfonds bestanden, welche Interessen. Das beweist der vor wenigen Monaten gemachte Verdadurch, daß für die Infanterie- Offiziere Pferdegelder bewilligt gleich der Kasernen mit den Ferienkolonien. Die jungen Leute werden, weniger in Anspruch genommen sind. werden zu früh von ihren Eltern getrennt, verlieren jede Beziehung zum Volksleben und werden erzogen nur mit jungen Leuten, die für denselben Beruf bestimmt sind. Kann man sich dann darüber wundern, daß eine gewisse Einseitigkeit eintritt? Gerade je mehr unser Heer das Bolt in Waffen darstellt, desto mehr muß man hindern, daß sich ein Kastengeist der Offiziere im Gegensatz zum Bürgerthum herausbildet. Wenn man bei der Ergänzung der Kadettenkorps namentlich auf die Söhne von Offizieren und Beamten Rücksicht nimmt, so wird die Gefahr der einseitigen Ergänzung noch größer. Früher war das Kadettenkorps noch mehr berechtigt, als jetzt, weil eine Versorgung der Hinterbliebenen der Offiziere nicht bestand.
Abg. v. Kardorff( Reichspartei): Ein Theil meiner Die zweite Berathung des Etats für die Verwaltung Freunde wollte weiter gehen, als der Kommissionsvorschlag; aber des Reichsheeres wird fortgesetzt beim Kapitel 25: nachdem mit vieler Mühe ein Vermittlungsantrag zu Stande Naturalverpflegung, welche ohne Debatte bewilligt gebracht ist, halten wir uns nicht für berechtigt, darüber hinaus wird; ebenso die Kapitel: Bekleidung und Ausrüstung zugehen. der Truppen, Garnisonverwaltung, Garnison Abg. Sperlich( 3.) hält die Beschränkung auf die Offiziere bauwesen, Militärmedizinalwesen, Verwaltung der Fußtruppen für richtig, weil für die Kavallerie- Offiziere da der Traindepots und Verpflegung der Ersaß durch eine Besserung eingetreten sei, daß die Gebrauchszeit für ein und Reservemannschaften. Chargenpferd von 5 auf 4 Jahre herabgesetzt ist.
Beim Kapitel 32: Ankauf der Remontepferde hatte die Regierung beantragt, für sämmtliche Offiziere Pferdegelder zu bewilligen, und zwar für die Subalternoffiziere 1200 M., für die höheren Offiziere 1500 M.( ausgeschlossen die Sanitäts- und Intendanturoffiziere.)
Die Kommission beantragt dagegen die Pferdegelder nur für die Offiziere der Fußtruppen zu bewilligen und zwar nur für Die Offiziere bis zum Regimentskommandeur, diesen ausgeschlossen. Bewilligt werden die Gelder nur für die wirklich gehaltenen Pferde. Nach der Forderung der Regierung wären für Preußen 2064 286 M. erforderlich gewesen, während die Kommission nur 1006 800 m. bewilligen will. Außerdem beantragt die Kommission, den aus der fahrenden Artillerie bez. dem Train entnommenen Adjutanten bei den höheren Kommandobehörden, sofern sie Lieutenantsgebührnisse beziehen, den Adjutanten der Feldartillerie- Regimenter, sofern sie nicht der reitenden Artillerie angehören, den Adjutanten der fahrenden Abtheilungen der Feldartillerie und Feldschießschule Pferdegelder im Betrage von 825 M. zu bewilligen, wofür insgesammt für Preußen 60 650 M. ausgeworfen sind.
Kriegsminister v. Kaltenborn: Die Kommission schränkt die Bewilligung ein auf die Offiziere der Fußtruppe und zwar auf die Subalternoffiziere und Stabsoffiziere mit Ausschluß des Regimentskommandeurs. Die verbündeten Stegie rungen könnten es ins Auge fassen, in Bezug auf die Fouragerationen von der Geldbewilligung abzugehen, wenn ihre Forderung vollständig bewilligt worden wäre. Die Kommission will da Hilfe schaffen, wo das Bedürfniß nach Unterstüßung bei der Pferdebeschaffung, am dringendsten ist. Aber eine endgiltige Lösung kann die Regierung in dieser Bewilligung nicht erkennen, weil immer noch an einzelnen Stellen Härten und Schwierig feiten entstehen, die nicht ganz leicht zu beseitigen sein werden. Ich möchte unter Anerkennung des Entgegenkommens der Kommission das Haus doch bitten, die Forderung der Regierung zu bewilligen.
Abg. Hammacher( natl.) schließt sich den Ausführungen des Herrn v. Kardorff an.
Abg. v. Frege( dkons.) bedauert, daß man den Nothstand allgemein anerkannt habe, aber nur zur Hälfte die Bewilligung habe eintreten lassen.
Abg. v. Huene( 3.): Ueber das hinaus, was wir bewilligt haben, erkennen wir einen Nothstand überhaupt nicht an. Abg. Hinze( dfr.) bestreitet, daß über das Bewilligte hinaus irgend welcher Nothstand vorhanden sei.
Der
Generallieutenant Vogel von Falckenstein: Herr Richter ist der einseitigen Ausbildung in den militärischen Fachschulen abgeneigt und hat sich dafür auf die Aeußerung eines Regierungskommissars berufen, der von dem Leben in den Kasernen als von einem Leben in den Ferienkolonien gesprochen habe. Urheber dieses geflügelten Wortes entstammt nicht dem Kadettenkorps. Ich bin mir des Wortlauts meiner Aeußerung Der Antrag der Kommission wird gegen die Stimmen der noch sehr wohl bewußt. Ich habe gesagt: Gegenüber dem Sozialdemokraten angenommen; für die Forderung der Leben in vielen Fabriken ist das Leben in der Kaserne Regierung stimmen nur einige Dentschkonservative. in Bezug auf die Gesundheitspflege die reine Ferienfolonie. waltung der Remontedepots, Reisekosten und Tagegelder. Ohne Debatte werden erledigt die Ausgaben für die Ver- Ich bitte diese Richtigstellung zu beachten. Die Hauptintereffenten in Bezug auf die Kadettenanstalten sind die betreffenden In Kapital 35: Militär- Erziehungs- und Bildungswesen Familien und die Armee. Aus den Kreisen der Familien, deren werden mehr verlangt 64 726 M. für die Erweiterung der Ka- Angehörige in den Kadettenanstalten unterrichtet sind, sind keine bettenanstalten um 40 Stellen bei der Haupt- Kadettenanstalt und Klagen laut geworden und die Armee rechnet die aus den Kaum 40 Stellen bei der Kadettenanstalt in Röslin. Richter die Streichung dieser Mehrforderung, weil es nicht richtig daß Jemand auf andere Weise Offizier wird. Aber durch die Abg. Pieschel( natl.): Die Kadettenanstalten hindern nicht, Abg. Sinze( dfr.) beantragt in Verbindung mit dem Abg. dettenanstalten stammenden Offiziere zu ihren besten Helden. ist, daß nur etatsmäßige Kadettenstellen neu geschaffen werden. Annahme von Avantageuren kann der Bedarf nicht gedeckt werden, Früher war die Zahl der Kadettenstellen, für welche die volle deshalb muß er auf diese Weise ergänzt werden. Pension von 780 M. gezahlt wurde, eine viel größere; diese Abg. Richter: Es war mir nicht unbekannt, daß der General Stellen find allmälig sehr beschränkt worden; sie betragen nur Bogel von Falckenstein nicht aus dem Kadettenkorps hervorgegangen noch 28 v. H. Dadurch wird ein künstlicher Andrang zu ist. Ich mache aber derartige Bemerkungen überhaupt niemals den Kadettenanstalten erzeugt. G3 besteht allerdings ein zugespitzt auf einzelne Persönlichkeiten der Vertreter der verbündeten Manquement von 10 v. H. bei den Offizieren, das aber doch nicht Regierungen, wie von den Herren angenommen zu werden scheint. auf dem Umwege über die Kadettenanstalten gedeckt werden Ich habe immer die Meinung gehabt, daß der Heer General tann , welcher 7-8 Jahre dauert. Das Manquement muß gedeckt damals nicht blos seine subjektive Auffassung mitgetheilt, sondern werden in kürzester Frist und aus den Personen, welche sich direkt diejenigen Anschauungen, die in den Kreisen der Militäraus dem Volke melden. Die Kadetten- Offiziere find gerade nicht verwaltung überhaupt verbreitet sind. Die Klage, daß seine schlechter, als die anderen, aber auch nicht besser. Gins können damaligen Aeußerungen vielfach falsch kolportirt werden, wundert Sie den in der Kadettenanstalt vorgebildeten Offizieren nicht mich. Als er seinen Vortrag in der Kommission geendet hatte, geben: die stete Berührung mit dem Leben des Volkes, woraus stellte ich sofort den Antrag, um Mißverständnissen vorzubeugen, ein gereifteres Urtheil entsteht. Es hat einen hohen Werth, daß genau den Wortlaut festzustellen und dem gesammten Reichstage der Offizier von der Pife auf dient und nicht sofort als Vor- zugänglich zu machen. Der General sagte zu, diese Zusage ist Abg. Richter( dfr.): Wir haben uns dem Antrag der Kom- gesegter in die Armee eintritt. Wenn die 80 neuen Kadetten- aber nicht erfüllt worden, troh meiner wiederholten Anregung. mission angeschlossen, woraus der Kriegsminister entnehmen kann, stellen gestrichen werden, so wird die Armee statt 15 v. H. nur( Sört, hört!) Er ist also selbst schuld, wenn seine Aeußerungen daß wir die Bedürfnisse da befriedigen, wo wir sie für dringend 142 v. H. Offiziere aus den Kadettenanstalten nehmen, wie anders folportirt werden, als sie damals gemacht sind. Ich halten, mag das nun bei den Unteroffizieren oder bei Offizieren bisher. Nur die Mehrforderungen wollen wir abstreichen. habe meine damaligen Aufzeichnungen im Augenblicke nicht der Fall sein. Ein einheitliches System in Bezug auf die Abg. v. Huene: Gerade der geringe Prozentsatz der Offi gegenwärtig, um sie entgegenzuhalten. In der Sache selbst war Pferdegelder hat bisher nicht bestanden; es wurden theils ziere, welche aus den Kadettenanstalten kommen, zeigt, daß mit der Ferienkolonie etwas mehr gemeint, als das Gelder gewährt, theils Chargenpferde, theils Dienstpferde. Warum es nicht gefährlich ist, die Zahl der Kadettenschüler uni 80 zu Leben der Fabrikarbeiter entgegenzustellen dem Kasernenfoll jezt die Sache nach einheitlicher Schablone geregelt werden? vermehren, zumal es sich dabei um eine Erleichterung der leben. Denn wir verlangten die Verkürzung der Dienstzeit Eine endgiltige Regelung ist wohl in feinem Theil der Militär- Erziehung der Kinder von Offizieren handelt. nicht blos der Fabritarbeiter, sondern allgemein; und was würde verwaltung herbeizuführen. Wenn die Erfüllung des Bedürfnisses Abg. v. Frege( dr.): Die Vermehrung der Armee ist eine das Argument bedeutet haben, wenn es sich blos auf die Fabrikauch anerkannt wurde, wurden später doch noch weitergehende sehr viel größere als die der Kadettenanstalten, die bei weitem arbeiter und nicht auf allgemeine Verhältnisse bezogen hätte? Forderungen erhoben. Der Beschluß der Kommission ist durch nicht ausreicht, um den vollen Bedarf zu decken. Ebenso wie Nach meinen stenographischen Aufzeichnungen, die mir eben überaus nicht willkürlich. Man wollte nicht über den Stabsoffizier Lehrersöhne auf Gymnasien den Erlaß des Schulgeldes genießen, bracht werden, meinte der General: Ueber die Hälfte der Solder Infanterie hinausgehen, weil die Kompetenzen der Regiments- sollen auch Offiziersöhne die erleichterte Erziehung in den Kadetten Daten befindet sich in der Kaserne besser als daheim; dort betommandeure sehr viel höhere sind und für diese ein Bedürfniß anstalten genießen. Die Kadettenerziehung hat sich schließlich jetzt kommen sie höchstens an hohen Festtagen Fleisch zu essen, in der nicht mehr vorliegt. Auf die Kavallerie sollen die Pferdegelder als die beste herausgestellt. Kaserne täglich so viel Fleisch sie mögen; er habe wahrgenommen, nicht ausgedehnt werden, weil deren Offiziere cin Chargenpferd Abg. Nichter: Es handelt sich hier, wenn es auch nur 80 daß die Soldaten, durch die Ernährung mit Kommißbrot bis neue Stellen sind, um das Prinzip: Es sollen möglichst viele aus zum Platen start gemacht, nach Jahresfrist als abgemagerte Abg. v. Frege( dk.): Wir stehen prinzipiell auf dem Stand- den Kadettenanstalten hervorgegangene Offiziere vorhanden sein. Reservisten aus ihrem Privat- Erwerbsleben zurückkehren; das punkt der Regierung. Ich muß aber zugeben, daß das Noth- Ich glaube nicht, daß ein Mangel an Offiziersaspiranten vorhanden Leben in der Kaserne habe für sie die Wirkung des Lebens in wendigste durch den Kommissionsbeschluß geschehen ist. Im ist. Wenigstens wurde bis jetzt immer Klage geführt, daß die Regi- der Ferienkolonie bezüglich der Hygiene." Hier ist also gar Interesse des Offizierkorps ist zu wünschen, daß nicht blos wohl- mentskommandeure Aspiranten zurückwiesen, wegen der Stellung nicht die Rede von Fabrikarbeitern. Die stenographische Aufhabende Offiziere in Dienſt treten, bei denen der Verlust eines ihres Vaters: Söhne von Kaufleuten und Fabrikanten wurden zeichnung ist gemacht in dem Augenblick, wo der General sprach. oder mehrerer Pferde nicht ins Gewicht fällt. Sie müssen sicher nicht angenommen. Geklagt wurde auch über die Forderung Der Antrag Richter wird gegen die Stimmen der Freisinnigen gestellt sein gegen erhebliche Verluste in ihrem Pferdebestande. zu hoher Zulagen. Der Reichskanzler hat am Sonnabend gejagt, Bolkspartei nnd Sozialdemokraten abgelehnt. Ich hoffe, daß das heute nicht Erreichbare in furzer Zeit nach- daß das Mißtrauen zum preußischen Offizier bei mir chronisch gegeholt werden wird. worden wäre. Ich habe kein Mißtrauen gegen die technischen Abg. v. Huene: Der Ravallerist ist bezüglich der Pferde Kenntnisse der preußischen Offiziere; der mehr als 20jährige Verhaltung in anderer Lage als der Infanterist, deshalb hat die fehr mit hohen Offizieren in der Budgekommission hätte mich auch
erhalten.
Freie Volksbühne.
-
"
Für zwei neue Unteroffizier Vorschulen in Jülich und Wehla u werden 152 086 M. als halber Jahresbedarf gefordert.
zurück und erfährt seine Schande. Er liebt sein Weib. Er will diesen Fall ihre Verdeutschung nochmals einer gründlichen Nevidas Vergangene als nicht geschehen betrachten: wehe, wer ihn sion unterzieht! Sie hat versucht, das salbungsvoll Getragene daran erinnert! Er wird Lisaweta nehmen und mit ihr nach Petersburg ziehn. Doch diese empfindet nur Angst und Abscheu in seiner Nähe sie flüchtet zu dem Gutsherrn, fie fleht ihn an, sie nicht ihrem Gatten zu überlassen.
"
der Diktion, das dem russischen Bauern und Leibeigenen jener „ Der Leibeigene " von Pissemsky. Zeit als eine Folge seiner stlavischen geistigen Abhängigkeit vom Den Mitgliedern des Vereins Freie Volksbühne" wurde am Pfaffenthum eigen war und wohl noch ist, im Deutschen wiederfetten Sonntag eine harte Nuß zum fnacken gegrhen. Sie sollten zugeben. Das ist ihr aber gar nicht gelungen und läßt sich vielsich in ein Stück hineindenken und hineinfühlen, das nicht nur Der Gutsherr will Ananie bewegen, wieder allein nach leicht auch überhaupt nicht ausführen. Da muß sie eine radikale vierzig Jahre alt ist, zu einer Zeit spielt, wo die Eisenbahnen Petersburg zu gehen, diefer lehnt schroff ab und da er erfährt, Durcharbeitung vornehmen: ein Publikum, welches, weniger gutdas Allerneueste waren, sondern in dem auch Verhältnisse und daß sein Weib sich troß seines Verbots wieder zu dem Gutsherrn willig als das der freien Volksbühne, die Form nicht über der Menschen so fremdartig wie möglich berühren. Russische, begeben hat, mißhandelt er dasselbe mitleidlos. Um fie vor seinem Sache vergißt, würde es kaum ruhig ertragen, statt der einfachen leibeigene Bauern, für welche des Gutsherrn Wille Gottes Born zu sichern, schickt der Herr die Bauern unter der Führung Wendung: Wie kannst du nur so was sagen?" etwa Wille ist, einerseits, ein überfeinerter, sentimentaler Guts des Schulzen Kallistrat zu Ananie. Die Bauern wagen sich zwar zu hören: Wie vermagst Du es nur, solche Worte sprechen zu herr andererseits die einen so unverständlich und nicht an ihn, als aber Lisaweta zu ihnen flüchtet, wollen sie thun?" unbekannt, wie der andere. Gerade das Stockrussische in diese mit sich nehmen und in Sicherheit bringen. Kallistrat zieht Aber auch die Dichtung als solche hat ihre bedeutenden diesem Drama Piffemsky's, das was demselben seinen literarischen seinen Pelz aus, um die aus dem Bett gesprungene Lisaweta Mängel, die hier nicht verschleiert zu werden brauchen. NamentWerth giebt, war geeignet, das Verständniß zu erschweren, wenn hineinzuhüllen, da ruft diese:„ Mein Kind! Ich will lich der zweite Akt im Vorderhaus hätt' ich beinah gesagt nicht gar zu verhindern und ich glaube kaum, daß beispielsweise nur noch mein schönes Kind mitnehmen!" und schönes Kind mitnehmen!" und will in ist geradezu dilettantisch und zwar in der Technik so gut wie in am Schluß, wo der Leibeigene", ganz wie der Held in der den Alkoven zurück. Aber Ananie, außer sich gebracht durch der Charakterzeichnung. Das Verhältniß zwischen Lisaweta und Macht der Finsterniß" sein Kreuz auf sich nimmt, dem Uebel Schmerz und Wuth, eilt ihr nach, ringt mit ihr um das Kind, ent- dem Gutsherrn wird uns in keiner Weise menschlich glaubhaft. nicht länger widerstrebt, viele der Anwesenden daraus„ gescheut reißt es ihr und erschlägt es. Dann entspringt er durchs Fenster. Dieser Grundlage für das ganze Gebäude des Dramas fehlt geworden" sind. Aufmerksame Leser dieses Blattes erinnern sich Gine Zeit lang treibt er sich, den Tod suchend im Walde umher, die dichterische Wahrheit und das ist ein schwerer Vorwurf gegen vielleicht des großen, russischen Romans ,, Raskolnikow" von Dosto - dann zwingt ihn die Reue, sich freiwillig der Gerechtigkeit aus die ganze Dichtung. Ferner sind die Aktschlüsse der drei ersten jewsky: auch dort gab es schließlich einen ähnlichen Schluß: der zulieferner nimmt alle, alle Schuld auf sich und verschweigt Akte sämmtlich verschleppt oder durch Monologisiren verunstaltet Mörder übergiebt sich bedingungslos der strafenden Gerechtigkeit und alles, was seine That in milderem Lichte erscheinen lassen könnte. u. s. w., es ließe sich da noch mehr sagen. sucht in religiös- fanatischer Passivität Sühne für seine Schuld. Ein Das Stück schließt damit, daß er sich vor der rechtgläubigen Gesolches Ende erscheint dem russischen Nationalcharakter als eine meinde" demüthigt und alle Einzelnen, auch seine Feinde um Lösung: es ist die slavische Kartharsis. Verzeihung bittet.
-
Die Darstellung war zweifellos die beste, welche die Freie Voltsbühne bisher auf den Brettern des Ostendtheaters gegeben hat. Herr Molenar schuf, durch seine imposanten äußeren Mittel unterstützt, aus dem Leibeigenen eine ebenso interessante wie glänzend wirksame Gestalt. Wer weiß, wie viele Schwächen und Mängel des Stückes und namentlich auch der Diktion er durch seine fesselnde und gebieterische Persönlichkeit vertuschte und vergessen machte. Auch sonst war die Aufführung beffer wie gewöhnlich:
Das nur als ein Beispiel. Fast in allen Punkten wider- Ein wunderlicher Ausgang für unser Gefühl! Kein Pathos firebt die Motivirung des Pissemsky'schen Dramas unserem Fühlen von unserm Pathos. Wir müssen uns in die Anschauungsweise und Empfinden, überall stoßen wir so lange wir nicht historisch- des Dichters erst sehr hineindenken. Kein Wunder daher, wenn dieses ethnologisch urtheilen auf psychologische und und thatsächliche Drama die Mitglieder der Freien Volksbühne zwar gespannt und Unbegreiflichkeiten. Trotzdem blieb das Stück nicht ohne Wirkung gefesselt aber nicht in dem Maße gepackt und mitgerissen hat, wie und wird das auch bei guter Darstellung niemals bleiben, beispielsweise Rabale und Liebe" neulich. denn es ist das Werf eines echten Dichters, der mit einem ge- Meines Grachtens verdient es das Pissemsfysche Stück ehr- Fräulein Gring und Herr Pauly sind noch besonders zu wissen impulsiven Naturalismus den Dingen geradeaus auf den lich, auf unsere Bühnen gebracht zu werden: es ist völfer- nennen. Am besten gelang schauspielerisch der erste Aft mit Leib geht. Folgendes ist kurz der Inhalt des Stückes: psychologisch höchst interessant und stofflich von großer Eigenart. seiner spannenden Enthüllungsszene. Herr Cord Hachmann Lisaweta, die Leibeigene, ist gezwungen die Ehefrau des Nur scheint mir die Freie Volfsbühne so ziemlich die letzte zu sein, hat als Regisseur wiederum einen Beweis seiner großen BeLeibeigenen Ananie geworden. Im Herzen liebt sie den jungen für welche das Stück eigentlich past; immerhin fann fie fich fähigung gegeben: gerade ihm muß die fremdartige Komödie Gutsherrn und dieser nie. Unanie verläßt das Dorf, geht nach rühmen unserem öden Repertoir ein Stück erobert zu haben, was ungewöhnliche Schwierigkeiten bereitet haben. Petersburg und erwirbt dort als Handelsmann ein bescheidenes jedenfalls über dem Durchschnitt steht. Ich zweifle nicht daran, Kapital. Während dem verkehren der Gutsherr und Lisaweta daß das Drama auf andern Bühnen mit Erfolg gegeben werden heimlich mit einander und sie gebiert ein Kind. Da kehrt Ananie könnte. Nur möchte ich der Uebersegerin rathen, daß sie für