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Strahenber!ehrS. Die beiden fönenden Eisenstlltzen der Probesirecke werden' voraussichtlich noch in dieser Woche aufgestellt werden; in der nächsten Woche sollen dann die Schienenträger hochgebracht werden. Städtische Arbeitgeberpolitik. Aus den Kreisen städtischer Ar- bciter wird uns geschrieben:Mit einer Pünktlichkeit, die man in sonstigen Sachen von der Bauverwaltung der Kanalisation nicht gewöhnt ist, ist auch diesmal wiederum dieverkürzte Arbeitszeit" dort eingetreten und damit der berüchtigte Lohnausfall. Entgegen dem vorjährigen Arbeitsplan sogar gleich von 10 auf 9, S�, 8 und TVj Stunden. Bon irgend welcher Verbesserung, sei es in dem mise- rablen Lohnverhältnis, das heute noch mit 38 Pf. pro Stunde An- fangslohn besteht und wofür auf allen drei Lagerplätzen kmim Ar- beiter zu bekommen sind, ist nicht ein Deut zu spüren. Nicht ein- mal die so mit Recht gewünschten Regenpelerinen hat die Verwal- tung anzuschaffen für nötig befunden. Durch das Ausladen von Materialien, das den betreffenden Arbeitern von den Lieferanten bezahlt wird und wofür für die Zeit der Lohn in Abzug gebracht wird, erspart sich die Verwaltung jahraus jahrein eine ganz erheb- liche Summe. Es heißt Wohl immer, es sind so und soviel Leute bei der Verwaltung beschäftigt, in Wahrheit arbeitet aber nur ein geringer Teil tatsächlich bei derselben. Sollte es denn Nicht mög- lich sein, von diesen Ersparnissen wenigstens den Arbeitern im Winter den Lohn zu zahlen, daß sie vor bitterster Not und Schulden- machen geschützt sind? EineArbeitszeitverkürzung" der gleichen Art ist im Wasserwerk in Friedrichshagen   eingetreten. Auch hier dürfen die Arbeiter bis auf. weiteres OVa statt bisher 10 Stunden arbeiten. Das wäre ja ganz nett, wenn nicht damit die ent- sprechende Lohnkürzung verbunden wäre, welche das Einkommen während der Wintermonate erheblich herabdrückt und Entbehrung in die Arbeiterfamilie bringt. Doch um solche Kleinigkeiten küm- mert fich die mit sozialem Oele gesalbte Berliner   Stadtverwaltung nicht; mag der Arbeiter sehen, wie er weiterkommt mit den Seinen. Den Herren.Beamten kann ja so was nicht passieren, denn sie haben ihren festen Gehalt; was kümmert sie das Los der Arbeiter. Ein Schildbürgerstückchen ganz besonderer Art ist auch in der Parkverwaltung zu verzeichnen. Da haben die Arbeiter mit Ach und Krach endlich in diesem Sommer durchgesetzt, daß abends eine halbe Stunde früher Feierabend gemacht wird. Was tat nun die unter dem speziellen Ressort des Herrn Bürgermeisters Reickc stehende Direktion? Sie wandelte flugs die halbstündige Vesper- pause in eine viertelstündige um! Aber damit noch nicht genug: den sogenannten Saisonarbeitern wurde noch eine weitere Viertel- stünde vom Lohne   abgezogen. Es ist also die von der Deputation genehmigte Arbeitszeitverkürzung wieder teilweise, bei den letzt- bezeichneten Arbeitern sogar ganz wegeskamotiert worden. Wer angesichts dieser Pröbchen städtischer Arbeitcrpolitik noch an das der nhmte gute Herz für die Arbeiter zweifelt, ist ein Hundsfott! Jawohl!"_ Eine neue Schnüffelei hat die städtische Schuldeputation auf Anordnung des Provinzial- Schulkollegiums vorgenommen. Sie läßt Erhebungen darüber an- stellen, welche Schüler der Gemeindeschulen Mitglieder der Schüler- abteilungen des TurnvereinsFichte" sind. Im Auftrage der Be- Hörde soll diesen Schülern die fernere Teilnahme an diesem Turn- derein streng untersagt werden. So die Mitteilung, die wir in der- schiedenen Blättern finden. UnS sind von Eltern Mitteilungen zugegangen, die die oben angekündigten Maßnahmen bestätigen. Wir waren anfänglich der Meinung, ein bestimmter Rektor habe sich einen Uebergriff erlaubt, als er den Schülern, die dem Turnverein angehörten, die weitere Teilnahme verbot; nach der oben mit- geteilten Anordnung aber stellt sich heraus, daß die betreffenden Lehrer bezw. Rektoren im Auftrag handeln. Wir möchten aber aufs entschiedenste bestreiten, daß die städtische Schuldeputation bezw. das Provinzial-SchuUollegium ein Recht hat, den Eltern vorzuschreiben, ob sie ihre Kinder dem TurnvereinFichte" zuführen sollen oder nicht. ES wäre in der Tat wünschenswert, die Bestimmungen kennen zu lernen, auf die sich die Schulbehörden bei ihrer neuesten Maßnahme stützen. Der Besuch der Turnstunden fällt außerhalb der Schulstunden, der Schulunterricht wird also in keiner Beziehung beeinträchtigt. Und gegen das Turnen an sich ist auch nichts einzuwenden, sind doch selbst in den Schulunterricht Turnstunden eingelegt. Was ist also die Ursache zu diesem neuesten Eingriff in das Familienleben"? Es bliebe nur übrig, daß eS sich um den der Regierung nicht genehmen TurnvereinFichte" handelt. den man treffen möchte. Verwunderlich und geradezu beschämend ist eS, daß die städtische Schuldeputation sich so ohne weiteres zum Exekutor des Provinzialschulkollegiums hergibt.--- Ohne ein Wort des Widerspruchs gibt sich die städtische Schul- deputation zu Handlangerdiensten der städtischen Aufsichtsbehörden her. Es ist noch nicht lange her, daß in der Stadtberordneten-Ber- sammlung lebhafte Klage geführt wurde über die Behandlung der Schuldeputation durch die staatlichen AufsichtSorgane. Wenn man aber so gar nichts tut, um sich gegen die Uebergriffe zur Wehr zu setzen und als getreuer Vasall alles ohne Murren ausführt, so ver- scherzt man daS Recht, sich über die zu teil gewordene Behandlung zu entrüsten. Hier wäre Gelegenheit, gegen diesenEingriff ins Familienleben", wie sich mffere Freisinnigen so gern ausdrücken, entschieden Front zu machen. Die Schulaufsichtsbehörde hat in diesem Falle auch nicht einmal den Schein von Recht auf ihacr Seite._ Ei» neues Drukmal ist im Tiergarten an der Ecke der Bellevue- und Ouerallee aufgestellt und enthüllt worden. Das Denkmal ist dem verstorbenen Tiergartendirektor Geitner gewidmet und trägt auf einem zwei Meter hohen Sockel aus rotem Ichwedischen Granit die Bronzcbüste des Verstorbenen.. Heber die am Montag stattgehabte Fernwettfahrt des lenk- baren Militärluftschiffcs und des Parseval-Ballons liegt nunmehr folgender Bericht vor: Das Militärluftschiff hat nicht weniger als acht Stunden i» der Luft verweilt und in der Zeit trotz des zum Teil stürmischen konträren Windes eine Linie von zirka 150 Kilo- meiern zurückgelegt. Es' entwickelte somit eine Durchschnitts- geschwindigkeit von 19 Kilometern. Die Fahrt ging von der' Jung- fernheide aus über Eharlottenburg, Schöneberg  , Marienfelde  , Groß-Lichterfelde  , wo� der Ballon vor der Kadettenanstalt ma- növricrte, über das Gelände links von der Potsdamer Dahn, hin- weg bis nach Potsdam  . Von hier nahm er seinen Flug weiter in der Richtung Werder,  ' Brandenburg   bis zum Plauencr Sep und kehrte dann in gerader Linie nach dem AufstiegSort zurück.' Der Pärseval war etwa 7% Stunden unterwegs, mußte jedoch die Fahrt etwa% Stunden lang unterbrechen. Nach seinem Ausstieg in der Jungfernheide flog er über Saatwinkel, Spandau  , rechts von der Potsdamer Bahn nach Potsdam   und verfolgte von dort aus die gleiche Richtung w.ie der Nilitärballon. Bei Groß-Kreuz mußte jedoch eine Landung vorgenommen werden, weil sich die Erneuerung des Kühlwassers für den Motor als notwendig herausgestellt hatte. Nach ditsch: Unterbrechung flog dann der Ballon bis zum Plauener See, kreuzte über' diesem und nahm seinen Rückweg über Ketzin  und Nedlitz. Beide Ballons landeten ohne Bcihülfe nach Eintritt der! Dunkelheit auf dem Platze der Militärluftschisferabteilung. Der Gasverbrauch war bei beiden Luftfahrzeugen trotz, der statt- gehabten Zwischenlandung des Parscval ein perhältnisinäßig ge- ringer. Sie hätten, sich noch zirka 4 bis 5 stunden in der Höhe chalten können. Die Leistungen der beiden Lustschiffe sind um so anerkennenswerter, als dcr'Zepvelinsche Ballon, dessen Aluminium- 'wände bckanntjich ein- Entweichen der Gase besser verhindern als die weichen Hüllen der zusammenlegbaren Ballons, nur Fahrten bis zu 7 Stunden unternommen hatte. Allerdings entwickelte das Keppelinsche Luftschiff dabei bedeutend größere Geschwindigkeiten, wie sie von anderen lenkbaren Ballons bisher noch nicht annähernd erreicht worden sind. Selbstmordversuch nach bestandenem Examen. Ein junger Arzt ha� sich gestern in früher Morgenstunde auf zweifache Weise das Leben zu nehme» versucht. Der 24 Jahre alte Dr. Wilhelm Hall, der bei seinem Bruder in der Schulzendorferstr. 27 wohnte hatte vor kurzem sein Staatsexamen gemacht und glänzend be standen. Durch allzu starke Ueberarbeitung hatten die Nerven des jungen Arztes außerordentlich gelitten und Dr. H. schien wohl zu befürchten, daß er noch einmal geisteskrank werde. Gestern in der vierten Morgenstunde brachte er sich mit einem scharfen Messer am Hals zwei tiefe Schnittwunden bei. Auch an der Puls ader des linken Armes fügte er sich eine Schnittwunde zu. Hieran öffnete der Lebensmüde das Fenster und stürzte sich auf die Straße hinab. Hausbewohner, die das Aufschlagen des Körpers gehört hatten, eilten herbei und trugen Dr. H. nach der Sanitäts- wache in der Lindowerstratze. Der diensttuende Arzt stellte schwere Verletzungen am Kops fest. Nach Anlegung von Notverbänden fand der Schwerverletzte im Virchow-Krankenhause Ausnahme. Das Polizeipräsidium macht darauf aufmerksam, daß sich das polizeiliche Fundbureau nur im Polizeidienstgebäude am Alexander- platz, Zimmer 32a, befindet, und daß das hier Charlottenstr. 96 be- stehendeGeneralsundbureau" in keinem Zusammenhange mit dem Polizeipräsidium steht. Dieses ist ein privates Unternehmen. Das Polizeifundburecru ist für das nachfragende Publikum werktäglich von st bis 1 Uhr geöffnet; es wird dort kostenlos jede gewünschte Auskunst in allen den Verlust oder Fund einer Sache betreffenden Angelegenheiten erteilt. Die nach der gesetzlichen Be. stimmung über Fundgegenstände im Werte von mehr als 3 Mk. an die Polizeibehörde zu erstattende Meldung wird sowohl vom Polizei. sundbureau wie von jedem Polizeirevier entgegengenommen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß eine etwaige Meldung des Fundes aus dem genanntenGeneralfundbureau" die Finder von der ihm gesetzlich obliegenden Meldepflicht nicht besteit. Casino-Theater. Heute findet die Erstanfführung der dierakttgen KomödieBiederleute" von Robert Misch   statt. Die Ortsgruppe Berlin   des Deutschen   Arbeiter-Abftinenten Bundes veranstaltet am Sonnabend, den 2. November, abends 3 Uhr, im großen Saale des Gewerkschaftshauses, Engel-Ufer 15. einen Kunstabend, zu dem u. a. derBerliner Volkschor" unter Leitung semeS Dirigenten Herrn Dr. E. Zander, Frl. Gertrud Bischoff(Sopranl, Frau Elsa Kühne(Rezitation) und Herr R. Kursch(Flügel) ihre Mitwirkung zugesagt haben. Die Festrede hält Genosse Heinrich Schulz. ES soll den Teilnehmern nicht nur ein genußreicher Abend geboten werden, sondern auch dadurch, daß vor Beendigung des Programmes Getränke nicht ausgeschänkt werden, Propaganda für die Veranstaltung von Arbeiterfesten ohne Trinkzwang gemacht werden. Eintrittskarte» zum Preise von 50 Pf. sind bei den Genossen Otto Berg, Pflugstr. 15, Joh. Michaelis, O., Langestr. 11, und Georg Davidsohn  , Pasteurstr. 13, zu haben. Feuerwehrbcricht. Dienstagabend kam im kömgl. Opernhause Feuer aus. Dort brannte infolge Loslötens eines kleinen Spiritus bassins auf offener Szene ein Rissen. Ein Posten der Feuersicher. "eitswache bemerkte die Gefahr, trat sofort zwischen den Kulissen ervor und löschte die Flammen durch Auflegen einer sogenanmen Löschdccke, mit der das Feuer erstickt lvurde. DaS Publikum blieb ruhig. Um 11 Uhr nachts wurde die Feuerwehr wieder einmal böswilligerweise nach der Soldinerstraße auf dem Gesundbrunnen  jjerufen. Der Täter ist leider entkommen. Nachts um 3 Uhr kam in der Koppenstr. 43 in einem Lagerkeller Feuer aus. Preßkohlen brannten dort. Heute früh hatte die Wehr in der Fricdrichstr. 100 (Monopol-Hotel) zu tun. wo Schmieröl u. a. im Fahrstuhl brannte Papier  . Stroh und Packmaterial brannten gleichzeitig in der Gollnowstr. 10 und Schreinerstr. 21. In der Wusterhausener. straße 12 und Ebclingstr. 7 mußten Wohnungsbrände gelöscht werden. Betten. Kleider, Gardinen usw. standen dort nr Flammen. Außerdem muhte die Wehr noch an mehreren Stellen Hülfe leisten. Dem Berliner   Aquarium wurde«in ganz zahmer Nasenbär, der nun einen der drolligsten Bewohner des Affenhauses bildet, und cnic Sumpfschildkröte überwiesen. Reiche Transporte von See. ticren kamen aus den süd- und nordeuropäischen Meeren an. Die Königliche Biologische Anstalt Helgoland sandte mit einer aus mehr als 100 Köpfen bestehenden Gesellschaft der herrlichsten Blumentiere auch ein Mitglied der Grupve der achisirahligen Korkkorallen� das uns in Gestalt eines Hand- oder baumsörmigen dicken, fleischig oder korkig weichen, mit dem Unterteil im Sande fußenden Stockes ent- gegentritt und als eine Kolonie von Einzeltieren zu betrachten ist, die als kleine weiße, blütenartige Lebewesen aus der roten oder gelblichen Stockobcrfläche hervorragen. Fasr gleichzeitig mit diesem Nordseebewohner ist eine zweite Art derselben Gattung Alchonium aus der Adria   angelangt, deren dickästiger Stock an der Wurzel stiel- artig verdünnt ist. Ebenfalls durch ihre eigenartige Schönheit fallen. zwei»euewgetroffene Spezies aus den Gattungen Protula und Spirographis auf. die zu mit prachtvollen Kiemenfädenbüscheln ausgerüsteten Röhrenlvürmern gehören, sowie aus der Ordnung der Mcernacktschnccken eine wundervoll purpurrote Art der nur einen schildförmige» Mantel besitzenden Scitenkiemcr. die Der Vorort- jVacb richten. Zur Dtadtverordnetenwuhl in Schöneberg  . Am kommenden Sonnabend finden bereits Stadtverordneten Wahlen in Schöneberg   statt. Wahlkampf wird diesmal in einer bisher nie gekannten Weise geführt. Während uns in den vorhergehenden Jahren gewöhnlich nur e i n bürgerlicher Kandidat ernstlich gegenüberstand, haben wir es bei dieser Wahl in jedem Bezirk mit zwei bürgerlichen Gegnern zu tun, die sich ihrerseits nun auch wieder gegenseitig äußerst heftig bekämpfen. Jeder dieser beiden bürgerlichen Gegner will eben die Lorbeeren des Sieges über die Sozialdemokratie davontragen. Anfangs hatte man den Versuch gemacht, wenigstens in der dritten Abteilung, ein Zusammengehen aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie zu ermöglichen. Es kam die erhoffte Einigung aber nicht zustande. Somit haben wir es in jedem Bezirk mit einem Kandidaten derLiberale n" und einem solchen des übrigen bürgerlichen Mischmasches unter Führung des Reichs- 'lügenverbandes zu tun. Wenn wir uns die Kandidatenliste derLiberalen  " betrachten, so finden wir darunter Stadtverordnete, die schon bisher ein Mandat besitzen, aber der liberalen Fraktion gar nicht angehören, ja sogar oftmals gegen Anträge der liberalen Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung gestimmt haben. . Die liberale Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung ist noch sehr jung. Früher hat man die einzolnen dieser Herren, die der Stadiverordnetenversammlung schon längere Zeit ange­hören, oft an der Seite ihrer bürgerlichen Freunde und gegen die Sozialdemokratie gesehen. So wird es auch für die Zukunft wieder werden. Das geht schon aus einem Ausspruch des Führers der Liberalen hervor, wonach auch sie für die Interessen der Haus- bcsitzer eintreten werden, wie jeder andere. In dem gegenwärtigen Wahlkampf suchen nun dieLiberalen  " auch die Stimmen der Arbeiter und der unteren Beamten zu ge» Minnen, wobei ein ganz besonderer Wert auf die Stimmen der städtischen Arbeiter gelegt wird. Lange vor den Wahlen hat man sogar die Vergnügungen und Feste der städtischen Arbeiter benutzt, um Propaganda' für dieLiberalen  " zu machen. Die städtischen Arbeiter sollten von dem Anschluß an die Sozialdemo- kratie und von dem Beitritt zu ihrer Gewerkschaft zurückgehalten werden. Auch für die Errichtung einer Betriebskrankcnkasse legten sich die Herren ins Zeug, um die städtischen Arbeiter der angeblich der Sozialdemokratie verfallenen Ortskrankcnkaffe zu entziehen; aber hier mußten sie sich eine deutliche Abfuhr holen. In den Versammlungen derLiberalen  " wird' natürlich stets erklärt, daß nur sie eine wirklich fvrtschrittliche Kommunalpolitik treiben. Die Sozialdemokratie bringe nur unrealisierbare An trag e ein und treibe einen ufcrlosenRadikaliSmuS. Wenn aber nach Beweisen für diese Behauptungen gefragt wird, dann schweigen die Herren. Es wird sich ja bald zeigen, daß der Schöneberger Kommunal-Libcralismus sich auch nicht wesentlich von dem Liberalismus anderer Städte unterscheiden wird. Auf der anderen Seite unserer bürgerlichen Gegner geht man gegen die Sozialdemokratie in gewohnter Weise vor, dafür bürgt ja schon die Person des bekannten Stadtverordneten Richard Schneider, wenn man auch, um die Wähler zu täuschen, die Rollen etwas vertauscht hat. Auch diese Leute können den Wählern jetzt gar nicht genug vorcrzählen, was sie für die Einwohnerschaft nicht alles tun werden. Man ist ja schon daran gewöhnt. Ilm   die bürgerlichen Bereinc zusammenhalten zu können, hat man die Mandate sorgsam verteilt. Auch das Zentrum hat zwei Mandate erhalten, wofür sich die katholischen Wähler verpflichten sollen, für die ganze Liste des reaktionären Mischmaschs zu stimmen. Recht bezeichnend für den Taumel des bürgerlichen Mischmaschs ist es, daß die beiden in Schöneberg   bestehenden(blauen) Gastwirts- vereine sich dem Vorgehen gegen die Sozialdemokratie angeschlossen haben. Die Sozialdemokratie also, die erst jüngst ganz energisch gegen eine geplante Belastung des GastwirteftandeS eingetreten ist. wird von den Gastwirten bekämpft, dagegen unterstützen letztere gerade diejenigen, die sich für eine weitere Belastung des Gastwirte» standcs ausgesprochen haben. Man sollte eine derartige Ge. sinnungslosigkeit kaum für möglich halten. Aber es handelt sich ja um die Bekämpfung der Sozialdemokratie, und dabei ist eben alles recht, Unsere Parteigenossen werden jedenfalls die kurze Spanne Zeit noch ausnutzen, um den bürgerlichen Gegnern die Suppe zu versalzen. Es muß dafür gesorgt werden, daß niemand bei der Hauptwahl zurückbleibt. Kommt es zu Stichwahlen zwischen uns und einer der bürgerlichen Richtungen, so werden wir mit Sicher- heit die feindlichen Brüder in voller Harmonie uns gegen» übersehen. Niemand sollte bei der Agitation für unsere Sache fehlen. Von bürgerlicher Seite wird alles nur Erdenkliche angewandt, um den Sieg zu erringen. So ist, fest» gestellt worden, daß sogar Feuerwehrleute in Uniform aus- geschickt werden, um Agitation für die Liberalen zu treiben. Auch Kinder sind von einem städtischen Lehrer zur Feststellung der Wohnungsveränderungen von Haus zu Haus geschickt worden. Sind unsere Schöneberger Parteigenossen am Sonnabend auf dem Posten, so werden uns diese Stadwerordnetenwahlen ein Vor- bild für die gleichen Wahlen in Charlottenburg   und Berlin   geben. Charlottendurg. Zur Stadtverordnetenwahl! Während das amtlich abgestempelte freisinnige" Lokalblättchen sonst jede Lügennotiz des Reichs- Verbandes gegen die Sozialdemokratie wiedergab und schließlich sich noch zu einigen eigenen Zeilen aufschwang, ist eS jetzt in derNeuen Zeit" auffällig ruhig. Das von unserer Seite wöchentlich heraus- gegebene Wahlblatt raubt noch heut demliberalen" Organ die Sprache. Aber um so eifriger wühlen dieFreisinnigen" neben den Unpolitischen" im geheimen, durch persönliche Agitation, durch Flugblätter und Zirkulare. Die Namen der bürgerlichen Kandidaten iverden den Wählern zum Ueberfluß in die Ohren geschrien. In allen Bezirken der dritten Abteilung haben die Freisinnigen", wie dieUnpolitischen" Kandidaten auf­gestellt. von unserer Seite kandidieren: Im 1., Bezirk: Stadtverordneter M i ck l e r und Kassenbeamter Hermann Jacob, im 2. Bezirk Maurer   Emil Lehmann, im S. Bezirk Stadtverordneter Liebe und Gewerkschastsbeamter August ebert, im 4. Bezirk Redakteur Fritz Ziesch und Mechaniker Alfred Wilk, im ö. Bezirk Stadtverordneter Scharnbexg und Kassenbeamter Otto Flemming, im 6. Bezirk Stadt- verordneter Karl Jander und im 7. und 8. Bezirk Stadt- verordneter P a u l H i r s ch. Die Gegner rechnen noch mit den Er- folgen bei der letzten Reichstagswahl und sie geben sich der Hoffnung hin, uns sogar auS den sichersten Bezirken drängen zu können. Die Arbeiterschaft Charlottenburgs wird zeigen, daß auch die Bäum« der Bürgerlichen nicht in den Himmel wachsen. Groh-Lichterfelde  . Im Trltowkanal ertränkt hat fich anscheinend daS 21 Jahre alte Dienstmädchen Emma Brauer, welches bei einer Herrschaft in der Ringstraße in Stellung war. Die B. hatte sich am Sonntagabend aus der Wohnung ihrer Dienstherrschaft entfernt und war seitdem verschwunden. DienStagmorgen wurde an der Böschung deS Teltow  - kanals ein Damenhut und ein Handtäschchen aufgefunden, welche als Eigentum des vermißten Dienstmädchen erkannt wurden. ES ist danach kaum zu bezweifeln, daß eS Selbstmord verübt hat. DaS Motiv zu der Tat ist nicht bekannt. Die Gemeinbevertretersitzung am Montag brachte der Oeffent- lichkeit eine fatale Ueberraschung. Beim ersten Punkt der Tages- ordnungBadeanstalt" erklärte der Referent Schöffe Lenzner, daß von den beiden Bassins der mit einem Kostenaufwand von 150 000 M. erbauten Badeanstalt infolge ungenügender Funda- mentierung und des außerordentlich schlechten Baugrundes das Damenbassin gänzlich verloren, das des Herrenbades nur unter besonderen Vorkehrungen, die jedoch ebenfalls eine absolute Garantie nicht bieten könnten, zu erhalten sei. Die Firma Monier und eine Reihe anderer Sachverständiger hätten die Fundamentierungen für ausreichend und solide erklärt. Bald nach Fertigstellung und Inbetriebsetzung der Badeanstalt zeigten die beiden Bassins Risse, es machten sich Ausbesserungen iwtwendig, wobei sich zeigte, daß das Damenbassin überhaupt nicht mehr an dieser Stelle belassen, sondern zugeschüttet werden müsse. Die Ursachen seien in den schlechten Bodenverhältnissen es handelt sich um das versumpfte ehemalige Bäketal zu suchen, in denen sich selbst die bedeutendsten Sachverständigen getäuscht hätten. Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, vorerst 12 000 Mark zu bewilligen zur besseren Fundamcntierung des einen Bassins und der Errichtung deS DamcnbassinL an anderer Stelle. Der Gemeindevertretung kann der Vorwurf jedoch nicht erspart werden, infolge allzugroßer Sparsamkeit diesen Zustand mitver- chuldej zu haben. Es war ursprünglich eine andere Art der Funda- uentierung in Aussicht genommen; das Projekt fand aber keine Zu- timmung, da zirka 80 000 M. mehr erfordert hätte. Ferner wurde beschlossen, Kommunalstcuern bei einem Einkommen von 420 660 M. nicht mehr zu erheben. Groß-Lichterfelde   war eine von den wenigen Gemeinden, die ihre soziale Fürsorge dahin auf- ntzte, daß man von einem Einkommen, daS nicht einmal als Existenzminimum gelten kann, auch Steuern erheben müsse. Die Freilassung erfolgte auch nur unter dem Gesichtspunkte, daß die Einziehung die Kosten nicht decke. Es handelt sich um 3 37 Jen- itcn. Auch die Einkommen von 6 00 bis 9 00 M. steuerfrei zu äffen, dazu konnte man sich nicht entschließen,weil der Aussall ür den Gcmeindesackel zu groß sei". Bisher war es in jenen Kreisen üblich, das Mitbestimmungsrecht des Proletariats in der Gemeinde deshalb zu verneinen, weil dasselbe angeblich finanziell �u den Lasten fast nichts beitrage, und nun hören wir, daß der Ausfall selbst bei den Einkommen von 660 bis 900 M. so groß ist, daß er von der Gemeinde nicht ertragen werden könne! In Anbetracht der nächstjährigen Gemeindewahl wird es gut sein» wenn die Arbeiterschaft diesen Umstand im Gedächtnis behält. Lichtenberg  . Ein Opfer seine? Berufs ist der Rangierarbeiter Robert Schön  - wäldter aus der Gürtelstraße 10 geworden. Sch. hatte auf dem Rummelsburger   Rangierbahnhof Dienst getan, der darin bestaub, die einzurangierenden Waggons zu verbinden. Er geriet dabei unter einen Güterwagen und die Räder gingen ihm über beide Arme und Beine hinweg. Die Unterschenkel und der linke Arm wurden dem Aermsten vollständig zermalmt. Auch am Hinterkopf erhielt der Verunglückte Verletzungen. In hoffnungSlosenr Zustande wurde er in das Krankenhaus am Friedrichshain emgeliefe»