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Dr. 22. 25. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag. 26. Januar 1908.

Abgeordnetenbaus.

zur Regelung der hier zur Verhandlung stehenden Frage führen. Vorjahre eine Steigerung erfahren, aber doch nur eine sehr ( Betfall rechts). mäßige Steigerung, die größtenteils doppelt und drei­Abg. v. Brandenstein( f.): Ich würde es nicht für des Staats fach wett gemacht ist durch die Teuerung aller Breise würdig halten, wenn er sich auf den Standpunkt des Spekulanten für Lebensmittel und Wohnungsmieten, wie 18. Sizung vom Sonnabend, 25. Januar, 11 Uhr. ftellen würde.( Sehr richtig! rechts.) Aber ich bin der Meinung, überhaupt der ganzen Lebenshaltung der Ar­daß man auch vom Staate nicht verlangen kann, daß er für ewige Zeiten auf die Ausnutzung seines Waldes verzichtet und den Wald beiter.

Am Ministertische: v. Arnim- Criemen.

Das Andenten des verstorbenen Abgeordneten Baarthold ( fr.) wird durch Erheben von den Sitzen geehrt. Debattelos werden erledigt die Etats der Lotterie. berwaltung, der Staatsarchive, der Oberrech nungstammer, des Ministeriums der Auswär­tigen Angelegenheiten und des Kriegsministe. riums. Es folgt der Etat der Domänenverwaltung. Mehrere Abgeordnete bringen Spezialwünsche ihrer Wahlkreise vor. Der Etat wird bewilligt.

Es folgt die Beratung des Etats der Forstverwaltung. Abg. Felisch( f.) richtet an den Minister die Frage, wie weit im Grunewald bei Berlin   Abholtungen geplant feien. Im gesund­heitlichen Interesse Berlins   sei die Erhaltung des Grunewalds erwünscht.

Auf eine Anregung des Abgeordneten pielgies( t.) er­widert Oberlandesforstmeister Wesener, daß ein stärkerer Holzeinschlag im Interesse der Erzielung höherer Einnahmen sich aus forstwirt­schaftlichen Gründen nicht empfehle.

Abg. Fischbed( fri. Vp.) tritt für eine energischere Vernich tung des Schwarzwildes ein, das der Landwirtschaft viel Schaden anrichtet. Auch der Kaninchenplage müßte mehr entgegengewirkt

werden.

Oberlandes forstmeister Wesener erwidert, daß in einem Grlaß des Ministers der Abschuß des Raubzeugs in den fiskalischen Forsten im Interesse der Niederjagd den Forstbeamten zur Pflicht gemacht sei, auch seien für den Abschuß des Fuchses und des Hühnerhabichts Brämien in Aussicht gestellt. Um den Abschuß des Schwarzwildes sei man bemüht. Die Kaninchenplage habe in der Mark infolge des vorigen harten Winters nachgelaffen.

Abg. Frhr. v. Wolff- Metternich  ( 8.) tritt für eine Bermehrung der Dienstwohnungen für Forstbeamten ein.

Beim Extraordinarium bringt

Abg. Fischbed( frs. Vp.)

die Waldverkäufe um Berlin  , insbesondere im Grunewald  zur Sprache. Der Bevölkerung in und um Berlin   hat sich eine große Aufregung über die Verkäufe bemächtigt. Wenn gesagt wird,

dauernd den Großstädten als Park erhält. Ich habe nichts dagegen, Welche Bedeutung der preußische Bergfiskus als Arbeitgeber wenn einer ärmeren, leistungsschwachen Gemeinde Staatswald   zu hat, das kann man daran ermessen, daß im Jahre 1906 nicht billigem Preise gegeben wird; das kann doch aber nicht geschehen weniger als 65 Werte für Rechnung des Staates gegenüber einer reichen Stadt wie Berlin  . Ich stehe durchaus auf in Betrieb standen, und zwar 39 Bergwerke, 12 Hütten, dem Stanpunkt der Regierung.( Beifall rechts.)

Minister v. Arnim: Der Staat tann nicht ganz auf Einnahmen 5 Salinen, 4 Badeanstalten, 3 Steingewinnungen, 1 Bernstein­aus den wichtigen Grundstüden in der Nähe Berlins   verzichten, gewinnung und 1 Bohrverwaltung. Die Zahl der auf diesen da er viele Mittel für die Aufforstung von Dedländereien auf- Werken beschäftigten Arbeiter belief sich, abgesehen von 268 Heim­wenden muß. Was den Grunewald betrifft, so ist in feiner Weise arbeiterinnen bei der Bernsteingewinnung, auf 89 130, von denen beabsichtigt, ihn in seinen Haupteilen( 1) anzutasten Nur( 1) bei weitem die meisten, nämlich 82 344, im eigentlichen Bergbau der Teil nördlich der Döberizer Heerstraße soll der Bebauung er tätig waren. schloffen werden. Der übrige Teil soll der Spekulation entzogen bleiben.

Abg. v. Treskow( f.) bedauert, daß für die Bewohner des Nordens Berlins   nichts für die Erhaltung der Schönholzer Heide  getan wurde und begrüßt das Vorgehen des Berliner   Architekten bereins, der einen Bebauungsplan für Groß- Berlin aufgestellt habe. Abg. Fischbeck( frs. Bp.) bemerkt dem Abg. Hammer gegenüber, daß dessen sonderbare Reden sich dadurch erklären ließen, daß er für die Interessen des Kreises Teltow   eintrete, aber stets das Bedürfnis habe, den Vertretern von Berlin   eins auszuwischen. Abg. Sammer( 1): Ich habe Berlin   so wenig wie möglich an­gegriffen, weil ich die Reizbarkeit seiner Vertreter tenne. Wenn Berlin   frische Luft haben will, so muß es zahlen, die westlichen Vororte haben das nicht nötig. Abg. Fischbeck( frs. Bp.): Wir haben nie verlangt, daß die Vororte zahlen sollten. Herr Hammer verlangt aber stets, Berlin  folle zahlen. Das Extraordinarium wird bewilligt. Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Nächste Sizung: Dienstag, 11 Uhr( Justizetat), Schluß 3% Uhr.

Die Lage der Bergarbeiter

im Dreiklaffenitaat.

Der Ueberschuß der Staatswerte im Berichts fahre betrug 27½ Millionen Mart; er hat sich gegen das Jahr vorher allerdings um etwa 3 Millionen berringert, ist aber doch immerhin noch beträchtlich hoch. In Wirklichkeit aber dürfte der Ueberschuß noch höher sein, die Ausgaben für werbende Anlagen, Meli­crationen und dergleichen werden nämlich nicht aus Anleihen, sondern aus den Einnahmen des betreffenden Jahres gedeckt. Würde die Verwaltung für derartige Aufwendungen nur die Zinsen des Betriebskapitals und die Amortisation in Rechnung stellen, wie es auch sonst Kaufleute zu tun pflegen, so würde sich eine ganz andere Summe ergeben. Die Steuerdeklaration eines privaten Gewerbetreibenden, der in der Weise verfährt, wie der preußische Bergfisfus, würde wohl kaum unbeanstandet bleiben.

Aber nehmen wir einmal an, daß der Ueberschuß wirklich nur" 27% Millionen Mark beträgt, so bedeutet das bei 89 130 Mann Belegschaft einen Unternehmerprofit bon 808. pro Arbeiter oder den dritten Teil dessen, was z. B. die Bergarbeiter beim Steinkohlenbergbau in Oberschlesien   und Nieder­ schlesien   im Durchschnitt verdienten: Hier betrug nämlich der Jahresarbeitsverdienst der Gesamtbelegschaft im ganzen Jahre nur 924 M. Beim fiskalischen Erz­bergbau des Oberharzes verdienten die Arbeiter im Durchschnitt jogar nur 752 M. Beim staatlichen Steinkohlenbergbau in Dem Landtage sind die üblichen Nachrichten über den Betrieb Saarbrücken  , wo der Lohn im Jahre 1891 sich auf 1137 M. belief, ide man ben stehen Städten mit staatlichem Waldbesitz nicht es der unter der preußischen Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung hatten die Arbeiter im Jahre 1906 ein durchschnittliches Ein­schente machen könne, so ist doch zu betonen, daß der Wert des Waldes, der von der Forstverwaltung hervorgehoben wird, erst eine stehenden Staatswerte während des Etatsjahres 1906 zugegangen. fommen von 1146 M., also ganze 9 M. oder das Jahr Folge der günstigen Lage bei den großen Städten ist. Nach einer Die umfangreiche Denkschrift enthält wiederum eine Fülle von 84 800 Arbeitstagen gerechnet täglich brei durch die Presse gegangenen Nachricht von der Anlegung einer Bahn Material zur Beurteilung der Verhältnisse im Bergbau, ins- fennig mehr als 15 Jahre zubor! In alle diese im Grunewald ist leider zu befürchten, daß das ganze Gebiet, in besondere der Lage der Bergarbeiter; sie beweist aufs schlagenbite, Lohnangaben sind aber die Löhne für die Ueberschichten mit ein dem die Seenkette liegt, der Bebauung erschlossen werden soll. wie weit der preußische Staat noch davon entfernt ist, als Arbeit gerechnet. Besser standen sich einzig und allein die Bergarbeiter Ferner muß befürchtet werden, daß das als Naturdenkmal wichtige geber privaten Arbeitgebern mit gutem Beispiel voranzugehen, im Oberbergamtsbezirk Dortmund  , wo ein Jahresdurchschnittslohn Schmoor bei Schlachtenfee der Bernichtung anheimfallen wird in- und welcher Anstrengungen es noch bedürfen wird, bis die Berg- von 1402 M. erzielt wurde. Hier ist allerdings die Jahres. folge her geplanten Anlegung eines Kanals zur Entwässerung der arbeiter sich den ihnen gebührenden Anteil an den Schäßen er leistung der Arbeiter auch rapibe gestiegen, am Grunewald liegenden Gemeinden. Ebenso sind noch andere Projekte bekannt geworden, die eine Verwüstung des Grunewalds rungen haben werden, die sie mit Lebensgefahr aus dem Schoße von 252 Tonnen im Jahre 1905 auf 284 Tonnen im Jahre 1906. befürchten laffen. Ich bitte die Regierung um Auskunft, wie weit der Erde an die Oberfläche fördern. cine Bebauung des Grunewalds geplant ist.( Beifall links.) Mit Genugtuung fonstatiert die Verwaltung einleitend, daß um 7 Tonnen geftiegen, in Saarbrüden ist sie um 1 Tonne zurüd­Abg. Hammer( 1.): Bei den Verkäufen im Grunewald handelt die Befürchtungen, die günstige allgemeine Geschäftslage würde gegangen. es fich zum großen Teil nicht um Staatsbesis, sondern um Privat- umschlagen und einem wirtschaftlichen Niedergange Platz machen, Wiederholt hat die Verwaltung ihre 2ohnpolitik ges befit. Die Vernichtung der Seenketten in Interesse der Schaffung sich nicht verwirklicht haben. Die günstige Lage des gesamten rühmt, fie erblickt einen besonderen Vorteil für die Arbeiter darin, cines Vorfluters würde ich für einen Barbarismus halten. Wenn wirtschaftslebens habe sich im Jahre 1906 nicht nur in gleicher bag in Zeiten wirtschaftlichen Niederganges die Löhne nicht sinken, ich einmal früher gesagt habe, die Stadt Berlin   solle bluten, so ist Söhe erhalten, sondern sich noch in aufsteigender Richtung weiter und sie schließt daraus, daß auch bei steigender Konjunktur die empfinde.( Seiterkeit rechts.) Der Staat sollte im Grunewald bewegt. Infolgedessen herrschte eine lebhafte Nachfrage nach faft Löhne nicht steigen dürften. In Wirklichkeit aber kommt diese gange nichts verkaufen, sondern die Terrains nur in Erbpacht geben. In allen Erzeugnissen der Bergwerks- und Hüttenindustrie, mit der Lohnpolitik darauf hinaus, daß die Arbeiter sowohl in 50, 60 Jahren wird der Grunewald   umbaut sein. Wenn man jezt eine weitere Erhöhung der Preise für Brennstoffe, Erze und guten, als auch in schlechten Zeiten mit hunger. die vielen Stullenpapiere und Flaschenscherben im Grunewald   sieht, Metalle in Verbindung ftand. löhnen abgespeist werden. so möchte man empfehlen, daß die Stadt Berlin   die Gefangenen in Diefe allgemeinen Behauptungen werden in der Denkschrift Nummelsburg, die fich jetzt auf den Rieselfeldern Embonpoint anschaffen( Heiterkeit rechts), mehrere Male im Monat den Grunewald säubern läßt. Wir haben jezt einen neuen Bolizeipräsidenten in Berlin  , und ich hoffe, daß er Bug in die Kolonne bringen wird. Es ist notwendig, daß eine starte Hand in die Verkehrsfragen in Berlin   eingreift, und das wird ja auch

das zwar nicht parlamentarisch, aber es drückt das aus, was ich

David Friedrich Strauß  .

Geb. 27. Januar 1808.

In Oberschlesien   ist die Jahresleistung um 20, in Niederschlesien  

an

Und so jammerbolle Löhne werden gezahlt trop der Ge. Wenn aber weiter gesagt wird, daß auch die Arbeiter aus der arbeiter dauernd ausgefekt sind. Gerade das Jahr 1906/07, war ein an den zahlenmäßigen Ergebnissen der einzelnen Werte erhärtet. fahren für Leben und Gesundheit, denen die Berg­günstigen Marktlage Vorteile zu ziehen vermochten, so ist das besonders reich tödlichen Unfällen. Ant nur in sehr bedingtem Maße richtig. Gewiß haben infolge der 28. Januar 1907 wurde das Fettkohlenfeld des Steinkohlenberg starken Nachfrage nach Arbeitskräften die Löhne gegenüber dem werks Reden von einer gewaltigen Schlagwetter- und Kohlenstaub­gewesen, aber wie Strauß seine kritische Aufgabe löste, das schreckte Bekenntnis war und dem modernen Menschen eine Art Lebens­die romantische Reaktion aus der selbstgefälligen Sicherheit auf, in brebier sein sollte. Bis zu einem gewissen Grade oder doch in die fie fich feit zwanzig Jahren eingesponnen hatte. Es war fozu- cinem gewissen Sinne erreichte Strauß seinen Zwed. Im Jahre fagen der erste Kanonenschuß, der auf ein Heer abgefeuert wurde, 1872, wo diese Schrift erschien, war sein Name, wie einst im Jahre das nur mit feudalen Speeren und Spießen kämpfen konnte; von 1835, der meist umstrittene in der deutschen   Grenze, wenn auch diesem Schuß zitterten der romantischen Reaktion alle Glieder, und nicht mehr für Monate und Jahre, sondern nur noch für Tage und wie sehr sie dabei vom Instinkt der Selbsterhaltung beseelt war, Wochen. Und im Grunde fielen die Lose seiner lebten Schrift bewies die Kanonade, die nunmehr anhub und bald nicht nur über doch gerade umgekehrt, wie sie seiner ersten Schrift gefallen waren. das religiöse Gebiet, sondern auch das politische und soziale Gebiet War das Leben Jesu eine nicht der Absicht, aber der Wirkung nach fegte. revolutionäre Tat, so sollte der alte und der neue Glaube der Den Kanonier aber, der den Schuß abgefeuert hatte, erschreckte Absicht nach revolutionär sein, aber der Wirkung nach wurde er es auch das Echo dieses Schuffes. Strauß hat seinen ersten und nicht. größten und im Grunde sogar einzigen Erfolg nie völlig verwunden. Nur in religiöser Beziehung war Strauß fortgeschritten, Es ist für jeden Schriftsteller, ja für jeden öffentlich wirkenden indem er das Christentum als völlig tot für die moderne Ent­Mann, eine zweischneidige Sache, wenn sein erstes Hinaustreten wickelung erklärte und sich zum naturwissenschaftlichen Materialis­in die Oeffentlichkeit von einer überwältigenden Wirkung begleitet mus bekannte; der drite Abschnitt der Schrift, der eine flare und wird; dadurch werden Ansprüche erweckt, die zu befriedigen sehr schwer, und die zu übertreffen oft unmöglich ist. Bei Strauß kam hinzu, daß er einen Kampf auf großem Maßstabe führen sollte, während er doch keine Rampfnatur war. Der heftige Widerstand, auf den sein Leben Jesu stieß, erschütterte selbst seine Ueberzeugung, und in den nächsten Auflagen seines Buches machte er seinen Gegnern große Einräumungen, die er später felbst bitter bereut hat. Er war nichts weniger als eine feige, aber er war eine in hohem Sinne des Wortes zaghafte Natur; er gestand selbst, daß ihm, bei allem natürlichen Verlangen nach der Freude des Lebens, doch die rechten Organe fehlten, fich des Lebens zu bemäch­tigen; er habe sich zum Leben eigentlich immer nur elegisch und sentimental verhalten, die rechte Lebensfreude und Lebenslust nic empfunden.

Die württembergische Stadt Ludwigsburg   ist die Schöpfung eincs schwäbischen Sultans, der sie in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts ins Leben rief, als ein Truß- Stuttgart  , um die alte Hauptstadt des Ländchens dafür zu strafen, daß fie feiner Dirne nicht die gebührende Reverenz machen wollte. Das ganze 18. Jahrhundert hindurch blieb Ludwigsburg   ein künstliches Ge­wächs, eine Art Theatertulisse, schnell aufgebaut und schnell ver­fallend, aber damals schon ist es von Bedeutung für die deutsche  Literatur geworden. Hier in Ludwigsburg   sah der Knabe Schiller das höfische Treiben jenes anderen schwäbischen Sultans, der ihm seine Jugend so arg verwüstet hat, das höfische Treiben, das in" Kabale und Liebe  " verewigt ist, und in seinem anmutigen Bilderbuch aus der Knabenzeit" hat. Juftinus Kerner, der kleine Poet und große Klopf­geisterscher, feine Geburtsstadt geschildert, dies Louisburg", das heute eine schimmernde Fürstenresidenz war und morgen eine ver­laffene Grasburg", wo sich in Gärten und Parks die Hofleute in feidenen Fräden, Saarbeuteln und Degen drängten, und dann auch bas apregiment" die Schloßallee herabmarschierte, unter den Klängen von Schubarts Liede: Auf, auf, ihr Brüder, und seid start, der Abschiedstag ist da; wir müssen über Land und Meer ins Heiße Afrika  . Es waren tausend Landeskinder, die der elende Herzog an die Holländer verkauft hatte.

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inappe Darstellung des Darwinismus gibt, ist entschieden ihr bester. Allein die politische und soziale Entwickelung von vier Jahrzehnten war spurlos an Strauß vorübergegangen; mit seiner Bekämpfung des allgemeinen Stimmrechtes, mit seiner Geringfchäßung der Ar­beiterbewegung, mit seiner Verherrlichung der Todesstrafe und der Monarchie hätte sich die politische Romantik von 1835 ganz gut einverstanden erklären können; es hieß fogar ihren eigensten Glauben bekennen, wenn Strauß schrieb:" In der Monarchie ist etwas Rätselhaftes, ja etwas scheinbar Absurdes, doch gerade darin liegt das Geheimnis ihres Vorzugs. Jedes Mysterium erscheint abfurd, und doch ist nichts Tieferes, weber Leben noch Kunst noch Staat, ohne Mysterium." Es lohnte fich wahrhaftig, das Mysterium von Jesus Christus   zu zerstören, um das Mysterium vom alten Friß und vom alten Wilhelm zu verkünden.

Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts aber wurden als Ludwigsburger   Kinder geboren Eduard Mörike  , Friedrich Theodor Vischer   und David Friedrich Strauß  . Ihnen allen war die schwä- So schlug er fich auch im Jahre 1848 zur Rcattion. Selbst Ein Glück, daß die satten Glückspilze des neuen Deutschen  bische Eigenart gemeinsam: Kraft und Weichheit in eigener die guten Ludwigsburger, die ihn in den württembergischen Landtag Reiches auch nicht einmal den religiösen Radikalismus vertragen Mischung; jeder war auch ein Stück von einem Dichter, wenngleich gesandt hatten, schickten ihm ein Mißtrauensvotunt, als er die mochten. Sie stürzten wie die Berserter übr Strauß her. Strauß in verschiedenen Ausmaßen. Sie alle schlugen, wie es einst der Ermordung Robert Blums zu beschönigen versuchte. Danach tricb felbst wies in einem Nachwort zu einer Neuauflage feines Buches Knabe Schiller beabsichtigt hatte, die theologische Laufbahn ein, er zwanzig Jahre lang eine Schriftstellerei, die Engels cinmal weg auf die sozialdemokratischen Blätter hin, die bei aller Ablehnung was in Schwaben  , umgekehrt wie im sonstigen Deutschland  , eher werfend als philosophische und Kirchengeschichtliche Belletristikt" ge- feiner politischen Ansichten doch seine philosophischen Ausführungen auf ein starkes, als auf ein schwaches Rückgrat schließen ließ, und tennzeichnet hat. Dies Urteil begrefft sich, wenn man die Schriften fachlich zu würdigen gewußt hätten, ganz im Gegensatz zur ge fie alle haben es dazu gebracht, die Kanzel zu besteigen, um dann von Strauß aus dieser Zeit mit dem Leben Jeju vergleicht; an bildeten" Bourgeoispreſſe. wieder zur freieren Menschenerde herabzusteigen. Aber ihre sich aber sind namentlich die Biographien Schubaris, Frischlins, höfische Heimat Ludwigsburg   hat ihnen allen auch eine gänzliche Suttens und Voltaires doch mehr als bloße Belletristik. Es war sein leptes Wort in der Oeffentlichkeit. Gleich darauf Am Berfümmerung der politischen Mannesorgane mit auf den Lebens- gelungensten ist wohl die Biographie Suttens, wenn fie auch an herbeiführte. Dem Tode sah er mit philosophischer Ruhe entgegen, ergriff ihn die schwere Krankheit, die binnen Jahresfrist sein Gnde weg gegeben. dem Grundfehler leidet, daß Strauß nichts davon ahnt, was Hutten Strauß zählte noch nicht dreißig Jahre, als er im Jahre 1835 biftorisch gewefen ist, nämlich der theoretische Vorfämpfer des und in seinem Schatten fand er die Versöhnung mit sich und der fein Leben Jesu veröffentlichte. Es war nicht der Absicht, sondern niederen Adels; den Humanisten und den Kämpfen gegen Rom   wird Welt, die ihm im heißen Getümmel des Lebens versagt geblieben der Wirkung nach eine revolutionäre Tat; wie es Luther   einst mit sie bollkommen gerecht. Ueber die Belletistrik ragen diese Schriften war. So erfüllte sich ihm, was er in seinem letzten Gedicht den Thefen gegen den Ablaß  , die er an die Tür der Schloßkirche schon deshalb empor, weil sie Rettungen" im Lessingschen Sinne gewünscht hatte: von Wittenberg   schlug, in der Tat nur auf ein bloßes Mönchs- des Wortes waren und Kämpfer- oder auch Wildlingsnaturen aus gezänt abgesehen hatte und selbst am meisten darüber verwundert allerlei landläufigen Vorurteilen erlösten; Strauß meinte, folche war, daß sie wie ein Bliz in ein offenes Bulverfaß schlugen, jo Naturen zögen ihn unwiderstehlich, da sie seiner eigenen Natur hatte auch Strauß nur eine rein historische Arbeit beabsichtigt, als so ganz entgegengesetzt wären. cr die Grundsätze der dialektischen Kritit, die er von Hegel   gelernt Bei aller Schwachheit aber drüdte ihn doch die Empfindung, hatte, auf die evangelische Geschichte übertrug. Nicht daß er mit nicht auf der Höhe seiner Anfänge geblieben zu sein, und so ent ihrer historischen Wahrheit gründlich aufräumte, war das Ent- stand ihm das Verlangen einer lebten Abschlagszahlung", die fcheidende; das hatten vor ihm schon viele andere getan, und auch seinem Leben Jesu gerecht und gleichwertig sei. Er veröffentlichte für Hegel   war diese historische Wahrheit eine längst abgetane Sache die Schrift über den alten und den neuen Glauben, die ihm cin

Heute heißt's: berglimmen Wie ein Licht verglimmt, In der Luft verschwimmen, Wie der Ton verschwimmt. Möge schwach wie immer, Aber hell und rein Dieser lehte Schimmer, Dieser Ton nur sein.

( Franz Mehring   in Nr. 17 bet, Neuen Zeit".)

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