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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 19.

Saarrevier.

Sonntag, den 22. Januar 1893.

10. Jahrg.

J. A.: R. Stampehl Sämmtliche Arbeiterblätter werden um Abbrud ersucht.

Wie sie gelogen haben! Das ist aber gerade der springende Punkt. Unzweifelhaft Achtung, Glafer! ist es, daß wohl die große Mehrzahl der angeblich Arbeits- Von den organifirten Bleiglasern in New York   ist Als der Ausstand im Saarrevier begann und wah- willigen die Furcht vor den Ausständigen nur vorschütte, um uns die Nachricht zugegangen, daß sich die Kollegen dafelbft rend er im Gange war, brachten die Zeitungen der Unternehmer: find nicht einer, nein Dußende von Fällen bekannt, daß an Es ist nun möglich, daß die dortigen Unternehmer versuchen es weder mit diesen, noch mit der Verwaltung zu verderben. Uns behufs Erringung einer fürzeren Arbeitszeit im Streit befinden. Ilaffe haarsträubende Berichte über Ausschreitungen", Grzesse", Gewaltthätigkeiten" und sonstige Frevel, deren die Ausständigen fahrende Bergleute ruhig und unangegriffen weite Wege durch werden, sich von Deutschland   Arbeitskräfte zu holen. Wir bauen fich follten schuldig gemacht haben. Es wurde mit Revolvern benn der Umstand, daß auf allen Gruben eine große Anzahl von niemand auf derartige Angebote eingehen wird. Zugleich fei streikende Ortschaften täglich zur Grube zurückgelegt haben. Ist jedoch auf das Solidaritätsgefühl der Kollegen und hoffen, daß geschossen, Leib und Leben waren bedroht, das heilige Eigenthum in Gefahr und Jedermann, der diese Schauernachrichten las deuten, die täglich weither kommen, die Arbeit nicht niedergelegt darauf aufmerksam gemacht, daß nach amerikanischem Gesetz und die schreibenden Pappenheimer nicht kannte, der mußte haben, während andere, die dicht bei der Grube wohnten, aus jedem Arbeiter, der auf Verschreibung kommt, die Landung ver­glauben, es herrsche Mord und Todtschlag in dem unglücklichen Beweis dafür, baß die Gefahr gar nicht so groß war? Warum Die Bertrauensmänner der Berliner   Glaser. angeblicher Furcht vor den Ausständigen streitten, nicht auch ein weigert wird. Jetzt, nachdem der Streit, in den die Vergleute hineingetrieben Limbach, Nohrbach tagtäglich durch Spiesen  , Landsweiler, Welles­find denn die Leute aus dem Bayerischen, aus Kirkel  , Neuhäusel  , wurden, beendigt ist, veröffentlicht die Rheinisch- Westfälische weiter nach Grube Heiniz" gekommen, während die in un­Zeitung", das Organ der Baare und Konforten, das selber mit mittelbarer Nähe der Grube wohnenden 600 Spiesener selbst zum heißem Bemühen die tollsten und haarsträubendsten Schauer- größten Theil angeblich wegen Furcht" vor den Ausständigen zu Achtung Schneider und Schneiderinnen! gefchichten verbreitet hat, einen Artikel von maßgebender Bause blieben? Wie hätten dann aus Raisen- Uchtelfangen 4 Mann den Arminhallen, Rommandantenstr. 20, eine öffentliche Schneider Am Montag, den 28. Januar, Abends 8%, Uhr, findet in Seite", der sich über den Vorwurf, die Bergverwaltung habe ruhig jeden Tag nach Göttelborn   zur Arbeit gehen können, während und Schneiderinnen- Versammlung statt mit der Tagesordnung: die Bergleute gegen die Angriffe der Ausständigen nicht genügend über 50 Bergleute in der genannten Ortschaft streiften. Wie" Die Krisen im Schneidergewerbe und die Vergebung der staats gefchüßt", wörtlich wie folgt ausspricht: hätten ebenfalls 4 Mann täglich von Reisweiler mitten durch lichen und städtischen Arbeiten". Es wird Material gebracht, Dieser Vorwurf, ganz abgesehen davon, daß er unbegründet treifende Ortschaften hindurch nach Dilsburg   kommen fönnen, wenn wie angesichts der herrschenden Noth staatliche und städtische ift, richtet sich zunächst an die falsche Adresse, denn der Schutz der Weg zur Grube wirklich so gefährlich gewesen wäre, wie er ge- Arbeiten, welche an Unternehmer vergeben sind, von diesen an der Anfahrenden ist Sache der allgemeinen Landesverwaltung, schildert wird? Solche Fälle sind zu Dugenden bekannt geworden. Schlesische Zuchthäuser und Gefängnisse übertragen werden. nicht aber der Bergbehörde. An den Arbeitsstätten selbst, auf Warum haben denn die angeblichen Anfahrlustigen in einer Ort- Die Schattenfeiten des Submissionswesens und die Einwirkung den Gruben, kann die Bergbehörde ihre Arbeiter schüßen und hat schaft nach polizeilicher Hilfe gerufen und als die Gendarmen auf die sozialen Verhältnisse unferes Gewerbes fommen zur fie in vorliegendem Falle auch geschütt, auf den Gruben tamen, um sie auf dem Anfahrwege zu beschützen, erklärt: Wir Sprache. Es liegt also im Interesse aller Betheiligten, in dieser felbst ist auch nicht das Mindeste vorgekommen. haben Spichern stürmen helfen, wenn wir anfahren wollten, Versammlung zu erscheinen.( Siehe Annonce von heute.) Die Arbeitswilligen aber auf den meilenweiten Wegen von den brauchen wir feine Gendarmen, dann könnten wir uns selbst Ferner theilen wir mit, daß am Mittwoch, den 25. Januar Ortschaften zur Grube vor dem Uebermuth der Ausständigen zu helfen." In einer Ortschaft waren zwei nebeneinander wohnende eine Werkstatt- und Geschäftsbelegirten- Sizung im Restaurant fchüßen, ist Sache der Polizeiorgane, der Gendarmerie und erforder- Maschinenwärter angeblich arbeitswillig und betheuerten dies Freygang, Schüßenstr. 18/19 stattfindet. In fast allen Geschäften lichen Falles des Militärs. Wäre der Vorwurf des mangelnden dem Kreislandrath. Sie könnten aber nicht zur Grube gehen, und Wertstellen nugen die Unternehmer die augenblickliche Kriſe Echuzes berechtigt, so hätte er sich gegen die allgemeine Verwaltung zu weil sie unterwegs belästigt würden, und wären sie weg, da und die Noth der Arbeiter zu ihrem Vortheil aus. Es finden richten. Er ist aber auch an und für sich durchaus unbegründet. würde ihren Frauen das Haus womöglich über dem Kopfe an- in einigen Geschäften geradezu ungeheure Lohnabzüge statt. An Was ist denn eigentlich während des ganzen Ausstandes passivt, gezündet. Der Landrath stellte zwei Gendarmen zur Verfügung, uns tritt die Frage heran, wie wir uns dem gegenüber zum das den polizeilichen Schuß als unzureichend erwiesen hätte? Den einen an die Häuser als Wache, den anderen zur Begleitung nächsten Frühjahr stellen wollen. Hierüber in eine Vorberathung Zunächst muß einmal der in allen Reichstagsreden erwähnte für die beiden Anfahrlustigen, diese erklärten aber daraufhin, daß einzutreten, ist der Zweck dieser Sigung. Es ist nothwendig, daß unglüdliche Ulan, welcher in Sulzbach so schwer miß fie doch lieber streifen wollten. Auch derartige Fälle sind mehr alle Werkstellen und Geschäfte, namentlich auch die Platz- Werk­handelt worden ist, daß er im Lazareth zu Saarbrücken   verstarb), fach vorgekommen." stellen durch Delegirte vertreten sind, um so die Stimmung in den außer jedem Zusammenhange mit dem Streif So schreibt das Organ des Großkapitalismus, das jede Kollegenkreisen zu hören. gebracht werden, daß er von einer Anzahl halb be- selbständige Regung der Arbeiter auf's grimmigste haßt, und so Die Agitation3 Rommission. trunkener Burschen angefallen worden ist, hätte ihm gerade schreibt man von maßgebender Seite", d. h. unzweifelhaft im so gut auf jeder Kirchweih paffiren können. Auftrage der Saarbrücker   Bergverwaltung. Maschinisten, Heizer und Berufsgenossen Deutschlands  . Dafür den Ausstand verantwortlich machen zu wollen, geht doch Hinzuzufügen ist da nichts. Die Doppelthatsache, daß die Kollegen! Durch den Beschluß des Delegirtentages vom nicht an. Gerade so gut könnte man den Wirth verantwortlich angeblichen Erzesse 2c. der Bergarbeiter infame Lügen sind, 20. November v. J. ist der Verband der Maschinisten und Heizer machen, bei welchem sich die Raufbolde betrunken haben. Im und daß die Bergarbeiter nicht durch demagogische Heger" sowie Berufsgenossen Deutschlands  , mit dem Sit in Berlin  , am übrigen muß, nachdem sich herausgestellt hat, daß die Ver- verleitet oder gar terrorisirt" worden, sondern aus eigenem 1. Januar ins Leben getreten. Wir richten nun die Aufforderung Legungen des Maschinenwärters Conrad zu Antrieb, erbittert durch die Zustände in den königlichen Berg- an die Kollegen in allen Städten Deutschlands  , Filialen des Ver­Niegelsberg durch eine Revolverkugel wahrscheinlich werfen, in den Streit gegangen sind, diese Doppelthatsache tritt bandes zu gründen, und die schon bestehenden Vereine zu ver auf einen unglücksfall, nicht aber auf Ab­An Orten, wo ſicht zurückzuführen ist, feſtgeſtellt werden, daß aus dem Berichte der Rheinisch- Westfälischen Zeitung" so flar anlassen, sich dem Verbande anzuschließen. durch die vielen Hunderte Rechtsschutz- Revolver, aus welchen und so ausdrucksvoll hervor, daß jedes Wort der Erläuterung Kollegen nur in geringer Anzahl vertreten sind, oder wo sonstige und des Kommentars überflüssig ist. Verhältnisse den Anschluß eines Vereins an den Verband un­Tausende von Schüffen abgegeben worden sind, auch nicht ein einziger Mensch verlegt worden ist. Manchen Wir schließen daher und zwar mit dem Wort eines der möglich machen, wollen die Kollegen demselben als Einzel­mitglieder beitreten. Statuten werden vom Unterzeichneten ver­nicht streitenden Bergleuten find die Fensterscheiben eingeschlagen Majoritätsredner bei der jüngsten Nothstandsdebatte:" Jeder abfolgt, auch ist derselbe zur Ertheilung jeglicher Auskunft über oder mit Pulver eingeschossen; auch sind Schüffe in die Fenster Streif nügt nur den Herren Sozialdemokraten: abgegeben worden; in zwei Fällen hat sich mit Sicherheit feft: ein mißlungener ebenso wie ein glüdlicher!" die Organisation bereit. Mit follegialem Gruß stellen lassen, daß es scharfe Schüsse waren. Einige größere Brügeleien find vorgekommen, in einem einzigen Falle wurde ein Bergmann   in Neunkirchen   derartig zugerichtet, daß er ins Lazareth gebracht werden mußte. Wer aber die Verhältnisse im Saarrevier genau tennt und weiß, wie viele Körperverlegungen auf jedem Bergfeste vorkamen, auf jeder Kirb"( Kirmeß) vor­kommen, der hat sich gewundert, daß, als wirklich 25 000 ann die Arbeit niedergelegt hatten, so wenig ernstliche Ruhestörungen eingetreten find. Ein Schutz der Arbeitswilligen, wie er von diesen selbst Kameraden! Brüder! Die Bergleute des Rheinisch den mir vorliegenden Berichten unserer Zentralverwaltung ist in und der öffentlichen Meinung verlangt worden ist, liegt einfach außer Westfälischen Rohlenreviers beschlossen f. 3., durch Hamburg   der sechste Theil unserer Gewerkschaft, d. h. 30 Mann, dem Bereiche der Möglichkeit. Um hinter jeden Baum der weiten Arbeits- Einstellung ihre Kameraden im Saarrevier zur Durch- schon seit Ende November arbeitslos, welche Zahl in den letzten Wälder des Saarreviers, durch welche die Bergmannsfußpfade zur führung ihrer Forderungen zu unterstützen. Monaten durch den großen Zuzug reisender Kollegen noch be= Durch die Be Grube führen, einen Sicherheitsposten zu stellen zur Verhütung, daß hörden u. s. w. wurde der Fortgang des Streits der hiesigen daß die Maffe der Arbeitslosen in Hamburg   durch diese Inserate deutend vermehrt sein wird. Um so mehr erregt es Befremden, einmal ein arbeitswilligerBergmann von seinen streifendenKameraden Bergleute arg behindert, hauptsächlich durch das Verbot der Prügel bekommt, um jedes Haus in den langgezogenen Dörfern öffentlichen Versamminngen. Kameraden! Durch die Schuld noch vermehrt werden soll. Es kann dies feinen anderen Zweck fo zu bewachen, daß sich nicht bei Nachtzeit irgend jemand heran- der Indifferenten, der nicht zielbewußten Arbeiter, ist ein sehr haben, als die durch hartnäckigen Kampf im Jahre 1889 er­schleicht und eine Pulverflasche aufs Fenster stellt, dazu hätte in großer Theil Eurer Brüder brotlos gemacht. Um diese für ihre rungenen Löhne zu kürzen und die jetzt besonders segensreich diesen Zeiten ein ganzes Armeekorps nicht ausgereicht. Ein der Ueberzeugung brotlos und erwerblos gewordenen Kameraden, wirkende Organisation zu schwächen. Mögen sich daher die werden. Da mußte verſtändige Selbsthilfe mit eintreten. Es muß gelegenheit entzogen ist, nicht untergehen zu lassen, ist thatkräftige zu gehen. artiger Schuh konnte nicht und brauchte auch nicht gewährt zu welchen für längere Zeit seitens des Stapitals jede Arbeits: Kupferschmiede hüten, auf derartige Annoncen hin nach Hamburg  hier auf das Bestimmteste festgestellt werden, daß der polizeiliche Hilfe nothwendig. Wir wenden uns an Euer Solidaritätsgefühl Schuh für die Anfahrluftigen vollständig ausreichte, wenn diese und bitten Euch, uns in diesem Kampfe zu unterstügen. Schleunige hätten ernstlich anfahren wollen. Hilfe ist nöthig! Sendungen sind zu richten an die Expedition der Rheinisch Westfälischen Arbeiter Bei *) Auch dieser Ulan ist inzwischen wieder auferstanden, wie tung". Dortmund  , Lindenstraße Nr. 25. Das die neueste Nummer des fiskalischen Bergmannsblattes im Saar- Romitee. revier melden muß; selbst die Todten" zeugen also gegen Stumm Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck ge­und Baare! R. d. V.

Vierter Klaffe.

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beten.

Und so ist es.

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Soziale Itebersicht.

An die Arbeiter aller Länder!

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Der Verbandsvorstand. J. A.: K. Kirschnick, Bücklerstr. 3. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck ge beten.

Achtung, Kupferschmiede!

In der letzten Nummer des Deutschen Arbeitsmarkt" bes findet sich ein Inserat des Verbandes der Eiſenindustriellen in Hamburg  , worin Kupferschmiede nach dort gesucht werden. Nach

C. Friz, Filialtafsirer des Unterstützungsvereins der Kupferschmiede Deutschlands  , Stalfunderstr. 2, 4 Tr.

Achtung Stuckateure! Mittwoch, den 25. Januar, Abends 8 Uhr, und erforderlichen Falles am 26. Januar, findet bei Boltz, Alte Jakobstr. 75( oberer Saal) eine( allgemeine Versammlung der Mitglieder der Orts­Krankenkasse statt, in welcher 154 Delegirte der Arbeitnehmer

er

Und die Ohren. Wänden schlummern auf Säcken und Körben polnische Aus- in macht diesen Anspruch so uns nichts übrig bleibt, als wanderer, besonders Juden, ganze Familien, durch barbarischen ziemlich, daß fürs 3wang aus ihrer Heimath vertrieben. Die Ausdünstungen dieser erste unsern Halt in uns selbst zu suchen. In der Ecke zwischen Raum ein Zweig des öffentlichen Lebens spiegelt die Klassen armen, in Schmutz fast verkommenden Menschen erfüllen den schlecht Barriere und Wagenwand hat sich eine polnische Familie ein scheidung so treu wieder, als der Eisenbahnverkehr. Der fürst- ventilirten Raum und, vereint mit einem widerlichen Karbol- geniftet: Die Leutchen haben sich ersichtlich lange nicht so behag­liche Sonderzug wie der überfüllte Wagen der vierten Klaffe geruch, machen sie es dem an Reinlichkeit gewöhnten Menschen schier lich gefühlt, wie in dem feuchtwarmen Waggon; Stiefel und geben uns typische Bilder davon. Unterschiede, die man im unmöglich, dort etwas zu genießen. So gehen wir zum Warte- Schuhe werden ausgezogen, umständliche Säuglingstoilette ge­bürgerlichen Leben gern vertuschen möchte, treten hier, durch die faale zweiter Klasse: hier ist's reinlich und sauber, aber fast möchte macht, der frähende Sprößling, dessen Geſchrei die Eltern zu Klassenzahlen scharf charakterisirt, in brutaler Offenheit es Wunder nehmen, daß uns der Zutritt erlaubt ist. Zieren entzücken scheint, ungenirt an die Brust gelegt und durch ein ein zu Tage. Wen Beruf und Pflicht zu vielem Reifen doch schon die Thüren so manchen Wartefaales höherer Ordnung töniges Wiegenlied in Schlaf gelulit. Dort mehrere polnische zwingt, leidet, wenn sein Geldbeutel schlecht gefüllt ist, schwer Tafeln mit der Inschrift: Der Zutritt ist nur mit Fahrkarten Juden, die, ihre rothen Sacktücher über den Kopf ge= darunter, obwohl die Eisenbahn- Verwaltung gerade aus den der betreffenden Wagentlasse gestattet! Ein Verbot, zogen, bereits in stoischer Ruhe schlummern; junge Burschen niederen Wagen- und Menschenklassen den größten Gewinn das juristisch, wie praktisch gleich undurchführbar er in Lederhosen und hohen Stiefeln lassen die Schnaps­zieht. Doch an ungerechtes Leiden sind wir gewöhnt, und Reise- scheint, wenn anders der betreffende Wartesaal zugleich als flasche kreisen und renommiren laut mit allerlei Hafenabenteuern. Erfahrungen noch lange nicht die schlimmsten. In den höheren Restauration dient.- Nun zum Zuge: vierter, Berlin  ! vierte Sie qualmen eine fürchterliche Marke und spucken mit unheim­Klaffen sollen sie sogar, nach den Schilderungen solcher Fahrten Klasse, ganz hinten! Also den Zug entlang. Wie einladend licher Sicherheit zwischen unsere Füße. Das ist nur der Lichtkreis in Novellen und Romanen, meist höchst angenehmer Natur sein winten die geöffneten Thüren der zweiten, fa wie freundlich der Lampe, aber jede Ecke des Wagens ist vollgestopft. Daß bildet doch darin oft genug den Vermittler der ersten Begegnung schaut selbst die gewiß nicht übermäßig bequeme dritte Klasse uns dieser Anfang vielversprechend ist, wird niemand behaupten, aber wir zwischen Lieutenant und Bankierstochter, diesen jugendlichen an! Erster Klasse führt unser Zug nur einige Koupees, deren sind froher Laune, und die hat schon schlimmeren Stößen Trotz Idealgestalten der bürgerlichen Gesellschaft, ein Koupee erster rothe Polster für den vornehmen Lokalverkehr bestimmt sind. geboten, als denen der Ellbogen unserer bäuerlichen Nachbarin, Klaffe. Die vierte Klasse hat ihren Sänger bisher noch nicht Wir besteigen den letzten Wagen: da haben wir doch die trotz mancher liftigen Annäherungsversuche unsererseits ihren haben gefunden, versuchen wir ihr zu ihrem literarischen Recht zu u lange Alles gezögert! voll! Wo noch Play Barriere- Pfeiler- Antheil rücksichtslos vertheidigt. Schon eher verhelfen. wäre, stehen primitive Gepäckstücke aufgehäuft, Körbe, genirt uns das ewige Anhalten des Zuges. Sehnsuchtsvoll er­Sist Winter. Bei schanderhaftem Schneewetter erreichen Riepen, Säcke, dazu wieder die Atmosphäre des Warte- hoffen wir wenigstens eine Verminderung unserer Anzahl, aber wir ohne Droschte natürlich wohldurchnäßt und durch- faals, nur statt des Karbolparfüms durchwürzt vom Geruche nein, es fommt noch Zuwachs, der eben sehen muß, wo für seine Beine Platz findet, denn rings herum froren um 12 Uhr Nachts in Königsberg   den Bahnhof. Schon thranigen, durchnäßten Leders, während um die einzige Lampe, er für seine der gesonderte Eingang und Schalter belehrt uns über unsere welche den ziemlich großen Raum spärlich erleuchtet, bereits ein schnarcht alles, und niemand will sich rühren. Unwillkürlich eisenbahnrechtliche Stellung als Menschen vierter Klasse. Wir zahlen ganz stattlicher Hecht" schwimmt. Aber die Autorität des gedenken wir der vielen Koupee's höherer Wagenklasse, die voll­unser Billet bis nach Berlin   mit 12 M. und einigen Pfennigen, ver- Schaffners hier meist höflich Herr Schaffner  " angeredet ständig leer mitgehen, weil wir armen Teufel ihren Preis eben hältnißmäßig der angenehmste Moment unserer Reife, wenn wir be- macht das Unmögliche möglich, Sachen und Menschen werden nicht zahlen können. Und die rothen Polster wollen mir nicht denten, daß die dritte Klasse im gleichen Zuge das Doppelte, im noch enger eingeschachtelt, so findet sich auch für uns ein Plät aus dem Sinn: ich sehe sie deutlich, von seinen Goldleisten ein­Echnellzuge, der freilich auch 6 Stunden Zeit spart, noch einige chen. Und sogar noch eins der besseren, am Pfeiler der Barriere, gefaßt und die blanken Spiegel darüber. Jetzt wag' ich's gar ah, wie bequem, ich Mark mehr, die zweite Klasse gar das Dreifache kostet die das giebt für den Koffersiz eine gar treffliche Rücklehne. Nun in Gedanken mich darauf zu sehen, erste ziehen wir bescheidenen Sinnes nicht in unsere Rechnung. fann die Reise beginnen, endlich! Neugierig mustern wir unsere lehne mich behaglich zurück und bin entschlummert. Wie! Was war das? bringen die rothen Polster auch Die Fahrkarten" wie die barbarische Bezeichnung für das furze, Reisegefährten dicht neben uns thront auf einem gewaltigen praktische Billet" im offiziellen, sprachgereinigten Deutsch lautet- Martitorbe eine Bauersfrau aus der Weichselniederung, strenges, im Traume kapitalistische Gedanken Träumte ich mich gar zum find gelöst, Gepäck haben wir nicht aufzugeben, unsere Koffer- arbeitshartes Gesicht, breite, untersetzte Gestalt. Was wird wohl blaublütigen Rittergutsbesitzer und erwache vom Hahnenschrei auf träger find wir selbst, also noch schnell in den Wartesaal und aus unserem Barriere- Pfeiler- Antheil, wenn dieser Rücken den eigenem Hofe? Aber der Hahnenschrei war gar zu deutlich! einen Schoppen zum Abschied. Welche Luft! Rings an den gleichen Anspruch macht, flüstert unser Egoismus uns Da, noch einmal erschallt's: Kikeriti! aber dumpf und heiser

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