Einzelbild herunterladen
 
keim Kesten Willen an ZwischentrZgerei und gegenseitiger Verhetzung nicht leisten!_ Der Journalistenstreik. Der Streik der Reichstagsjournalisten dauerte auch am Sonnabend fort. Die Verhandlungen, die mit dem Präsidenten Grafen Stolberg in Gegenwart des Abg. v. Hertling und des Abg. v. Normann geführt worden waren, zerschlugen sich. Der Freiherr V. Hertling, der bekannte Zentrumsdiplomat, machte den Vorschlag, die Journalisten möchten zunächst Herrn Gröber gegenüber ihr Bedauern über die auf der Tribüne vorgekommenen Störungen ausdrücken, danach und zwar in dieser chronologischen Reihenfolge würde Herr Gröber erklären, daß cr unter dem Ausdruck des Bedauerns seine beleidigende Aeußerung zurückziehe. Dieser Vorschlag der Pressevertreter wurde in einer Zusammenkunst der Journalisten mit 84 gegen 2 Stimmen abgelehnt. Eine aus drei Mitgliedern bestehende Kommission wurde ferner ermächtigt, in neue Verhandlungen einzutreten, in der Richtung, daß Herr Gröber zunächst seine Worte öffentlich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück- nimmt; danach würden die Journalisten sich gern bereit er- klären, zu versichern, daß niemand sein und seiner Freunde religiöse Gefühle habe verletzen wollen. Vom kolonialen Kriegsschauplatz. Ueber die Expedition gegen Simon Copper wird noch offiziös gemeldet, daß sich Copper feit Jahresfrist mit 200 bis 300 Mann Gefolgschaft in der Kalahari   festgesetzt habe. Da er eine dauernde Gefahr für die am Westrand der Kalahari liegenden Farmen bilde, sei es notwendig gewesen, gegen ihn vor- zugehen. Nach umständlichen Vorbereitungen sei dann eine Expedition von 700 Mann mit 700 Kamelen gegen ihn aufgebrochen. Trotzdem es unmöglich gewesen sei, infolge des Wassermangels eine Einkreisung vorzunehmen, habe das letzte Gefecht Simon Copper offenbar sehr schwer getroffen. W i e schwer er ge- schädigt sein müsse, gehe schon aus seinen Verlusten an Toten hervor. Ein Verlust von SS Toten sei bei einem Gefecht gegen Hottentotten bisher kaum je zu verzeichnen gewesen. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von Südwestafrika werde die Wirkung des Sieges noch höher eingeschätzt, als sie nach den bisherigen Nachrichten erscheine. Es hätte nichts geschadet, wenn dies Telegramm des Gouver- neurS mitgeteilt worden wäre. Im übrigen ist zu rügen, daß auch heute noch keine Nachrichten über die Namen der ge- fallenen und verwundeten Mannschaften borliegen. Hoffentlich wird das baldigst nachgeholt, und hoffentlich wird auch unsere Frage nach dem Verbleib der ver- wundsten Hottentotten beantwortet! » Auch in Kamerun  , wo die Kriegszüge ja eigentlich nie abreißen, ist eS wieder zu Zusammenstößen gekommen. Amtlich wird gemeldet: Um die bevorstehenden Arbeiten der Grenzkommisflon an der deutsch  -englischen Westgrenze Kameruns   zu ermöglichen, mußten die dort wohnenden kriegerischen Stämme zur Anerkennung der Oberhoheit des Deutschen Reiches gebracht werden. Infolgedessen war Major Puder, der Kommandeur der Schutztruppe für Kamerun  , auf Befehl des Gouverneurs am 28. Oktober 1907 mit der 6. Kompagnie von der Küste aufgebrochen, um im Verein nnt der 2. und 4. Kompagnie sBamenda und Banjo  ) die Gebiete längs der deutsch  -englischen Grenze zu durch- queren nnd zu bestieden.(!) Das Häuptlingsdorf von Allasim wurde am 19. Dezember ohne Kampf besetzt; dann erhielt die 4. Kompagnie, welche aus dem Verband der Expedition ausschied, den Auftrag, das Alkafimgebiet und die nördlich und nordwestlich davon im Banjobezirk liegenden Gebiete unter Verwaltung(I) zu nehmen. Die(5. und 2. Kompagnie setzten die Expedition in das west- liche Grenzgebiet am Kaisens fort. Hierbei ist am S. März nach siegreichem Gefecht gegen die Muntschis Haupt- mann G l a u n i n g, der Führer der 2. Kompagnie und Chef des Bezirks Bamcnda, gefallen." Diese ewigen UnterwerfungS« undBesteiungZ"-Züge, Straf- expeditionen usw. werden es auch in Kamerum noch so weit bringen, daß allgemeine Erhebungen ausbrechen! Das wird dann trotz aller strategischen Bahnen ein hübsches Stück Geld kosten! Die Nachwahl im Wahlkreise Emden  -Norden. Zum Wahlergebnis schreibt das»Norddeutsche Volks- b l a t t zu Bant-Wilhelmshaven  : ... Der Verlust der Sozialdemokratie ist wohl auf die schlechte Geschäftslage in den großen Städten Ostftieslands zurückzuführen, wodurch viele Arbeiter zur Abwanderung gezwungen worden sind. Die Zunahme der Freisinnigen dürste der Person ihres Kandidaten zuzuschreiben sein, der als eingesessener Ostfriese und Landmann der noch sehr lokalpatriotisch empfindenden Bevölkerung näher stand als der Hamburger Großkaufmann... Der Wahlrechtskampf ttt Sachsen  . Leipzig  , 20. März. Eine mächtige Demonstration gegen die Verschleppung der Wahlrechtsreform im sächsischen Landtage veranstalteten heute abend die Leipziger   Arbeiter. In neun Versammlungen, die von etwa 13 000 Personen besucht waren, protestierten sie gegen die Machenschaften in der Dunkellammer der Wahlrcchtödeputatton, in der zwischen Nationalliberalen und Konser- vativen in kleinlichster Weise um die Mandate geschachert wurde, um schließlich einen Wechselbalg von Pluralwahlrecht zu produzieren. Ueberall wurde eine Resolution angenommen, die dies Verhalten der bürgerlichen Parteien verurteilt und energisch das allge- ine,ne gleiche und direkte Wahlrecht fordert. Die sonst so großmäuligenNationalen" hatten sich nicht hervorgewagt. Dresden  , 20. März. Heute beschäftigte sich die Arbeiterschaft Dresdens   in neun großen Volksversammlungen mit der Wahlrechtsfrage. Sämtliche Versammlungen waren überfüllt. Es mögen 30 000 Personen auf den Beinen gewesen sein, doch fanden nicht alle Einlaß in den Lokalen, die zum Teil abgesperrt waren. Eine gleichlautende Protestresolution wurde in allen Versammlungen angenommen. Trotz eines großen Polizeiaufgebots verlief die Demonstration ohne Zwischenfälle. Strafen gegen Wahlrechtskämpfer. Solingen  , 21. März.(Privatdepesche desVorwärts".) Das hiesige Schöffengericht verhandelte heute gegen 22 Wahl- cechtsdemonstranten vom 12. Januar wegenAufforderung zur Teilnahme an nichtgenehmigtem Umzug" respektive wegen Teilnahme und groben Unfugs. 19 Angeklagte erhielten S bis 21 M. Geld­strafe, einige Gefängnisstrafe von einer bis zwei Wochen, drei wurden freigesprochen._ Lehrer als Viehzähler. Essen, 20. März. Große Entrüstung herrscht in Lehrerkreisen über einen ihnen soeben bekanntgegebenen Beschluß der königlichen Regierung in Düffeldorf. Anläßlich der am 1. Dezember v. I. statt» gefundenen Viehzählung waren allerorts die Lehrer ersucht worden, das Ehrenamt eines Zählers zu übernehmen. Viele Lehrer hatten sich dessen geweigert, worauf sie von der Regierung in Düsseldorf  aufgefordert wurden, in einem besonderen schriftlichen Bericht die Gründe ihrer Weigerung anzugeben. Vor einigen Tagen sind nun die in Frage kommenden Lehrer vor ihre Kreis- schulinspektoren zitiert und diese eröffneten denUebel- tätern", daß sie in Zukunft infolge ihres Ver- Haltens das besondere Wohlwollen der Behörden nicht mehr zu erwarten hätten. Die Lehrer sind allgemein der Ansicht, daß sie, wenn sie ihre Pflicht tun, auch ohne besonderes Wohlwollen auskommen.-» Nur korrigiert! Das Kriegsgericht der 11. Division in Breslau   hatte den Unteroffizier Theodor Frank vom Grenadier-Regiment Nr. 10 in Schweidnitz   zu acht Tagen gelinden Arrest, dem Mindeststrafmaß, verurteilt, weil er den Rekruten Mies beim Zielüben mit dem Knie in den Unterleib gestoßen hatte. In der Berufung betonte der Korporal, er hätte den Mann nur korrigiert, damit cr den Bauch einziehe. Der Anklagevertreter des ObcrkricgsgerichtS be­antragte, wegen vorschriftswidriger Behandlung auf drei Tage gelinden Arrest zu erkennen. Das Oberkriegsgericht aber erkannte schließlich gar nur auf zwei Tage. Militärische Solidarität. Aus Halle a. S. berichtet man uns: DaS Obcrkriegsgericht von Magdeburg   trat heute hier zusammen, um gegen den Vize- Wachtmeister Zimmermann von der 2. Batterie des Artillerie- Regiments Nr. 70 zu verhandeln. Zimmermann hat in der Nacht vom 12. Juli v. I. ohne besonderen Anlaß die Ehefrau Reinhardt auf der Straße am Halse gewürgt und dann deren hinzueilenden Mann, unbescholtene harmlose Leute, mit dem Säbel über den Kopf geschlagen. Der Verletzte erhielt eine sieben Zenti- metcr lange Wunde und brach eine Rippe, da er auch gewaltsam zu Boden geworfen war. Der Gerichtsoffizicr, dem über den Vorfall Anzeige erstattet worden war. hatte versucht, die Sache durch Vergleich zu erledigen. was aber nicht gelungen war. Mit Rücksicht auf die ungeheuerliche Roheit mußte er schließlich den Tatbericht einreichen. Zimmer- mann wurde dann vom Halleschen Kriegsgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er ist bereits wegen eines gleichen Roheitsaktes, begangen mit der Waffe, mit 43 Taßen Gefängnis vorbestraft. Der letzte Prozeß ging durch Revision bis an das Reichs-Militärgericht und wurde von dort an die Vorinstanz zurückgewiesen, da aus dem Protokoll nicht zu er- sehen gewesen war, weshalb einige Zeugen nicht vereidigt worden sind. In der erneuten Verhandlung brachte nun das Ge- richt durch einstimmigen Beschluß zum Ausdruck, daß unter anderem die an dem Fall beteiligten und interessierten Artilleriesergeanten Kallenberg und Dehne, die für Z. günstig ausgesagt hatten, wegen Unglaubwürdigkeit nicht zu vereidigen sind. Das Oberkricgsgencht setzte aber trotzdem die Strafe auf sieben Wochen Gefängnis herab, da der Angeklagte sich nicht klar gewesen sei, mit welchem ge- fährlichen Instrument«r umging. Auch ein Grund. Oepterreick-vlngarn. Unermüdliche Kämpfer. Budapest  , 21. März. Gestem abend fanden 50 Arbeiter- Versammlungen für das allgemeine Wahlrecht statt. denen viele tausend Personen beiwohnten. Die Polizei war in Massen aufgeboten und an LenHäüp!-' punkten der Stadt Militär. Die Versammlungen, ver- liefen ruhig._«««.««m Das Ministerium Gessmiiitns.' Wen, 21. März. Ter christlichsvziale Minister--Gcß- mann erhielt das neuerrichtete Ministerium für öffentliche Arbeiten. Dieses umfaßt die Bauangelegenheiten, daS Berg­wesen, Gewerbeförderung und den Fremdenverkehr. Gegen die magyarische Herrschast. Budapest  , 21. März. Dreiundsünfzig Mitglieder der Koalitions- Partei des kroatischen Landtages, unter ihnen der frühere Banus Graf Theodor PejacSevicS, haben an die kroatische Nation einen Aufruf gerichtet, in dem sie das gegenwärtige Regime als verfassungswidrig bezeichnen. Sie richten an das kroatische Volk die Aufforderung, die Einigkeit zwischen den Kroaten und Serben aufrechtzuerhalten und die Mitglieder deS gegen­wärtigen Regimes gesellschaftlich zu b o y k o t t i e r e n, und ferner, keinerlei Ruhestörungen zu begehen, damit der Regierung kein Vor- wand zu Ausnahmemaßregeln geboten werde. Schweiz  . Anö Bismarcks Verlassenschaft. Aus Bern   wird uns geschrieben: Die Erinneruitg an die be- rüchtigte Wohlgemuthaffäre von 1839 wird wieder wach durch die Mitteilung, daß die deutsche Regierung eine Revision des deutsch  . schweizerischen Niederlassungsvertrages beantragt hat. Als Grundlage für die neue Uebereinkunft soll der zwischen Deutschland   und den Niederlanden abgeschlossene NiederlaffungS» vertrag von 1904 gelten. Der deutschen   Regierung sind auS der Verpflichtung der deutschen   Staatsbürger, bei ihrer Niederlassung in der Schweiz   ein Zeugnis über ihre Staatsangehörigkeit und ein Leumundszeugnis von der Gesandtschaft bei- zubringen, Schwierigkeiten entstanden und namentlich die Gesandt- schaft in Bern   wurde bei dem regen Verkehr mit unnützer Schreib- arbeit überlastet. Durch diese Zeugnisse sollte den deutschen   Sozia- listen der Ausenthalt in der Schweiz   erschwert oder verunmöglicht werden. Bismarck   hatte ans Wut über die deutsche Blamage in der Wohlgemuth-Affäre am 20. Juli 1889 den NlederlaffungSvertrag mit der Schweiz   gekündigt, um in den neuen Vertrag die schikanöse Bestimmung hineinzubringen. Ehe eS aber dazu kam. lvar Bismarck   schon gestürzt und eS hatte nun sein Nachfolger Caprivi das zweifelhafte Vergnügen, die von Bismarck eingebrockte Suppe auszueffen. Der neue Vertrag trat am 20. Juli 1890 in Kraft. Jetzt verschwindet endlich dieses BiZmarckfche Erbe, ein Stück dummer und kurzsichtiger Reaktion, die die Sozialdemokratie nicht vernichten konnte, aber alle Deutschen   in der Schweiz   mit Einschluß der deutschen   Gesandtschaft in Bern   in unsinniger Weise belästigte und vielleicht einzig den schweizerischen Polizeiseelen ein Vergnügen gewährte. Frankreich  . Die Armee und der erste Mai. Paris  , 21. März.(Eig. Ber.) Das Organ der ArbeitskonföderationVoix du Peuple" veröffentlicht ein geheimes Rundschreiben des Kriegs- Ministers an die Korpskommandanten über die am 1. Mai zu treffenden militärischenVorsichtsmaßregeln". Man erfährt daraus. daß die Truppen mit allen Offizieren, die Generale ,nit ihrem Stabe vonöUhrfrühanin ihren Quartieren kon­signiert bleiben sollen. Die Truppen sind marschbereit zu halten, in Feldausrüstung mit zwei Paketen Patronen für den Mann in der Infanterie. Die Dragoner sollen die Lanze nicht mit- führen(d. h. sie sollen nur mit dem Säbel operieren). Die Offiziere haben womöglich die Instruktion über das Requisitionsrecht der bewaffneten Macht bei sich zu führen. Die Konsignierung soll nur nach Anweisung der Zivilbehörde beendigt werden. Der Minister ist von allen wichtigen Vorkommnissen telegraphisch zu be- nachrichtigen._ Die moralische Kammer. Paris  , 20. März. Die Deputiertenkammer nah«: den vom Senat bereits votierten Gesetzentwurf gegen die Ver- letzung der guten Sitten durch Veröffentlichungen unsitt- lichen Inhalts an. Kelgten. Die Kougovorlage. Brüssel, 20. März. Der Siebzehn erauSschuß beriet heute das Kolonialgesetz und nahm die ersten elf Artikel an. Im Laufe der Beratung ersuchte der Staats minister Bernaert, die Rechte der Ei it geborenen zu erweitern. Er verlangte einen besonderen Ausschuß,, welcher damit beauftragt werden soll, über den Schutz der Eingeborenen zu wachen. Der Siebzehner- auSschuß vertagte sich hierauf auf nächsten DienStag. Eine Volksabstimmung. Brüssel, 20. März. Der Brüsseler Senator Haurez wird im Senat einen Gesetzentwurf einbringen dahingehend, eine Volks- abstimmung über die Annektion des Kongostaates abzu- halten. Dänemark  . Ordensschacher. Zwei dänische AmtsblätterAalborg  "- undAarhus-Stifts- tidende" brachten in der vorigen Woche Enthüllungen über einen Schacher mit Orden und Titeln, die eine neue Seite der unter dem Justizminister Alberti herrschenden Korruption grell beleuchten. EinProfessor" und Kammerassessor H. Saabye bietet Leuten, die es bezahlen können, den Orden der DanebrogSritter für 10 000, den EtatSratstitcl für 20 000 bis 30 000 Kronen an. Der Beschul- digte behauptet nun in einer Erklärung, daß cr das Geschäft zu- gunsten einer Wohltätigkeitsgcsellschaft betreibe, und daß er auch init dem Justizminister darüber gesprochen habe. Alberti habe es jedoch abgelehnt, Leuten» die jener Gesellschaft Geldsummen spenden wollen, Titel oder Orden in Aussicht zu stellen. Unterrichtet war also der Minister von dem Geschäft. Saabyes eigene Titel haben übrigens mit irgendwelcher Wissenschaft nichts zu tun; denPro- fessor" hat er sich in Italien  , den anderen Titel in Dänemark  machen lassen. Im übrigen handelt cr mit Bruchbändern und Suspensorien. Die Sozialdemokratie im dänischen Reichstag verlangt be- kanntlich seit Jahren immer von neuem Abschaffung des Titcl- und Ordenswescns, was ein alter Programmpunkt der Linken- Partei ist, unter deren Regierung jetzt die Ordens- und Titel- Verleihungen einen nie gesehenen Umfang angenommen hat. l�uKlancl. Die Semstworeform. In wenigen Tagen wird auf der Tagesordnung der dritten Duma der von den Okto bristen eingebrachte Gesetzentwurf über die Reform der Sem st wover waltung stehen. Der Entwurf trägt einen ausgesprochen reaktionären Klassen- charakter und zielt darauf ab, dem Großgrundbesitz und der Groß- industrie das Uebcrgcwicht in den Semstwos zu sichern. In der Tat: das Wahlrecht ist an die Entrichtung von Grundsteuern von nicht unter 4 Rubel gebunden, lvas bei der geltenden Besteuerung einem Grundbesitz von zirka 10 Dcssjatin(zirka 12 Hektar) gleich- kommt; eine große Masse demokratischer Elemente bleibt daher wahlrechtslos. Am. charakteristischsten für die Oktobriften ist aber die Teilung der Wähler in Kurien uniTblc Verteilung der zu wählenden Abgeordneten zwischen ihnen: die ersten zwei Kurien lfflden Großgrundbesitzer und- Großindustrielle der Städte und der ländlichen Gegenden jedes Kreises, welche mindestens 40 Rubel Grundsteuern entrichten, d. h� utindestens lOO Dessj. besitzen; die dritte und vierte Kurie umfaßt diejenigen Grundbesitzer und Unternehmer(städtische und ländliche), die zwischen 4 Rubel und 40 Rubel Steuern zahlen. Die fünfte Kurie ist die bäuerliche; es sind jedoch nicht die einzelnen Bauern selbst, sondern die Bauern- gemeinden wahlberechtigt. Bemerkenswert ist es. daß in bezug auf die Steuersätze die Okwbristen an Liberalismus sogar der Regierung nachstehen: diese hat in ihrem vorjährigen Gesetz- cntwurf das Minimum der Steuerleistung auf 2 Rubel festgesetzt, und für die beiden ersten Kurien sollte es 20 Rubel betragen. Die Verteilung der Abgeordneten unter den fünf Kurien ist die folgende: die Bauern, die zahlreichste Wählerschicht, wählen ein Drittel der Abgeordneten, d. h. sie behalten ungefähr ihre jetzige überaus be- scheidcne Vertretung; die beiden Kurien der kleinen Grundbesitzer und Unternehmer erhalten eine Scheinvertretung von mindestens je einem Abgeordneten. Dafür aber dürfen die an Zahl schwächsten Kurien der Großgrundbesitzer und Großindustriellen nicht unter einem Drittel der Abgeordneten wählen; eS können aber natürlich auch mehr sein, denn eine Maximalgrenze ist nicht festgesetzt. Auf diese Weise wird dem Großgrundbesitz und den Jndustriemagnaten die Herrschaft in den Semstwos übergeben.»- So sieht die erstepositive Reform" der Oktobriften auS.-» Rai«. Rettung der Geflüchtete«. Port au Prince  , 20. März. Die Einschiffung der nach den Gesandtschaften Geflüchteten vollzieht sich ohne Zwischen- fall. Bisher ist die Ruhe nicht gestört worden. Hinerika. Gegen die Trusts. Washington  , 21. März. Senator Lafollette hat eine Gesetz«»« Vorlage eingebracht, durch welche eine Tarifkommission geschaffen werden soll und die zollfreie Einfuhr von Artikeln vorgesehen wird, welche zurzeit von Korporationen oder einzelnen Personen kontrolliert werden. Der demokratische Präsidentschaftskandidat. Chicago  , 21. März. B r y a n hielt gestern vor einer Versamm- lung von 10 000 Personen einen Vortrag, worin er seine Gegen- kandidaten um die Präsidentschaft einer scharfen Kritik unterzog und sichgegendieTrustS wandte. Die Flotte in Japan  . Washington  , 20. März. Die Regierung nahm die Einladung Japans  , die amerikanische   Schlachtflotte möge japanische Häfen anlaufen, a». Die amerikanische   Flotte dürfte voraussichtlich Dokohama besuchen._ GcwcrfefcbaftUcbc#*. Streikbrecher- Abonnement. Der in Berliner   Bauarbeitcrkreisen genugsam bekannte Maurermeister Otto Genske- Berlin  , bis vor kurzem noch Mitglied des Verbandes der Baugeschäfte von Berlin   und den Vororten, bietet in verlockenden Zirkularen seinen Kollegen in Deutschland   arbeitswillige Ware an. Das Schreiben lautet wörtlich: 4 Bureau für Beschaffung von Arbeitswilligen aller Gewer!- fchaftcu Deutschlands  . Berlin   d W. 21, Emdener Straße 85. Telegr.-Adr.:Wird besorgt", Berlin  . Arbeitsnachweis: Otto Gensle, Maurermeister. Zweigbureaus: Niederflhreiberhau im Riefengebirge. Zeitz   in Sachsen  , Hagenau   i. Elf., Ostrowo   in Posen.