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nach dorn. DaS Nebergewicht verlierend, stürzte ttnft der Aermfle aus dem Fenster heraus auf die Straße. Mit gebrochenen Gliedern blieb er auf dem Bürgersteig liegen. Er hatte schwere innere und äußere Verletzungen erlitten und wurde in äußerst bedenklichem Zustand in das Lazarus-Krankenhaus gebracht. Ein schwerer Automobilunfall hat sich gestern vormittag am Oranienburger Tor zugetragen. Die Ehefrau Josephine Stanzkuß aus der Swinemünder Straße 41 wurde beim Ueberschreiten der Kreuzung an der Friedrich-. Chaussee- und Elsasssr Straße von einem Droschkenautomobil erfaßt und unter die Räder gerissen. Sie erlitt schwere Quetschwunden und anscheinend auch innere Ver° letzungen und erhielt auf der nahen Unfallstation die erste ärztliche Hülfe. Von einem Automobilomnibus überfahren wurde gestern morgen gegen Uhr der Kaufmann Meyer Cohn, Landwehrstr. 42 wohn­haft. Als er auf einem Zweirade die Roßstraße an der Alten Jakob- straße kreuzen wollte, geriet er gegen die Seitenwand eines Auto- »nobilomiiibusseS der Linie B, stürzte und fiel so unglücklich, daß das rechte Hinterrad des schweren Wagens ihm über die Weichteile des rechten Oberschenkels hinwegging. Der Kaufmann, der schwere Fleischwunden und Quetschungen erlitten hatte, wurde nach der Dr. Josepschen Klinik am Martannenufer übergeführt. Eine traurige Aufklärung hat jetzt das rätselhafte Verschwinden der 16 Jahre alten Schülerin Lotte Lamaszewsky aus der Eis- lebener Straße 10 gefunden. Vorgestern wurde die Vermißte als Leiche aus dem Schisfahrtskanal gelandet. DaS junge Mädchen war vor vierzehn Tagen aus der elterlichen Wohnung verschwunden und einige Tage darauf erhielten die Angehörigen ein Abschieds- schreiben von der Vermißten, in dem diese mitteilte, daß sie lieber in den Tod gehen wolle als in das Irrenhaus zu wandern. Man glaubte jedoch nicht an daS Vorhaben der L. und noch vorgestern versuchten die Angehörigen durch Plakate an den Säulen die Ver- schwundene zur Rückkehr zu bewegen. Gegen Abend wurde dann die Leiche gelandet. Die L. ist nicht gleich nach ihrem Verschwinden ins Wasser gegangen, sondern erst acht Tage später, wie dies aus dem Befund der Leiche festgestellt werden konnte. Wo sie sich in der Zwischenzeit aufgehalten hat, war nicht zu ermitteln. Der Verkehrsunfall, der sich am Montagvormittag cm der Ecke der Treptower und Kiefholzstraße ereignete und bei dem ein Kind ver- unglückte, hat sich glücklicherweise als nicht so schwer erwiesen, als anfänglich mitgeteilt. Dem Knaben ist der linke Oberschenkel gebrochen und es besteht die Aussicht, ihn wieder herzustellen. Wie uns übrigens von dem Führer des BierwagenS mitgeteilt wird, sei er durchaus nicht übermäßig schnell gefahren. Der Knabe, der von einem Mädchen in einem Kinderwagen über den Straßen- dämm gefahren worden war, sei aus dem Wagen gefallen und vor die Räder des Bierwagens geraten, von denen er eine Strecke mit- geschleift worden sei. Nach dieser Darstellung scheint der Unglücks- fall auf ein Zusammentreffen verschiedener unglücklicher Zufälle zurückzuführen sein. Feuerwehrbcricht. In der letzten Nacht kam am Stralauer Tor auf dem Bahnhof   Feuer aus. Benzin hatte sich in einem Eimer entzündet. In der Schönholzer Straße 2 brannte in einem Keller Naphthalin u. a. Der 3. Zug mußte längere Zeit Wasser geben, um die Gefahr zu beseitigen. Grober Unfug lag einer Feuermeldung vom Arnswalder Platz zugrunde. Durch Ueberkochen von Fett kam Zossener Straße 6l)a Feuer aus. Ferner wurde die Feuerwehr nach der Rüdersdorfer Straße 63 und Niederwallstr. 3S/3S gerufen, wo Wasser in die Kellerräume eingedrungen wo». Vorort- l�acbncbtem Uchöneberg. Die UrwShlerlisteu zur LandtagSwahl liegen heute Freitag. den S., und Sonnabend, den S. Mai, von vormittags 10 bis nach- mittags S Uhr. sowie Sonntag, den 10. Mai, von vormittags 10 vis nachmittags 3 Uhr. im Rathaus, Ouergebäude parterre, Zimmer Nr. t und 2 zur öffentlichen Einsichtnahme aus. Versäume niemand, sich davon zu überzeugen, ob er in der Liste steht. Für diejenigen, denen e? die Zeit nicht erlaubt, die Liste einzusehen, übernehmen die auf den Flugblättern bekanntgegebenen Personen gegen Aushändigung einer entsprechenden Legitimation die Einsichtnahme in die Liste. Brist. Die Gemeindevertretung verhandelte in ihrer letzten Sitzung über die Gültigkeit der vom Genoffen Beuthmann angefochtenen Wahl der Herren Grau und Möller, welche gegen unsere Genossen Eberhardt und Soldner von der dritte» Abteilung in da? Gemeindeparlament gewählt worden sind. Wie voraus- zusehen, wurde die Wahl für gültig erklärt, trotzdem unsere Genossen Kitzing und Schliebitz nachwiesen, daß gerade bei dieser Wahl der Wille der Wähler nicht zum Ausdruck ge- kommen ist. Genosse Kitzing wies unter anderem daraus hin, daß in Lanlwly, wo nicht ßalb so viel Wähler wie in Britz   ihr Wahl- recht ausübten, die Wahl für ungültig erklärt wurde, weil die Wahl« zeit von s 0 Uhr als viel zu l»tj erachtet worden ist. F» Britz  sei die Wahlzeit bei viel niehr Wählern nur eine Stunde länger an- gesetzt gewesen, da müßte die Wahl erst recht für ungültig erklärt werden. Der Gemeindevorsteher hätte zwar versprochen, eine günstigere Festsetzung der Wahlzeit in wohlwollende Erwägung zu ziehen, sei dann aber zu der Ueberzeugung gelommen, daß dann nicht, wie bisher, die Wahlen an einem Tage erledigt werden konnten: es hatte so wie so schon Mühe gekostet, dieselben bis um 10 Uhr«bends zu beenden. Hierauf wurden die Neugewähltcn in ihr Amt eingeführt. Bei der Neuregelung der Lehrerbesoldung suchten die Herren Grau und Möller den Lehrern dadurch ihren Daul für die getreue Wahlhülfe abzustatten, daß sie eine weit höhere Besoldung der Lehrer forderten, wie vom Gemeindevorsteber vorgeschlagen war. Beide Herren mußten sich sogar in- folge ihrer Unkeimtni» der tatsächlichen Verhältnisse einen kleinen Nasenstüber von dem Gemeindevorsteher gefallen lassen. Herr Grau bewies, daß er mit den einfachsten Regeln einer Geschäfts- ordnung nicht im geringsten vertraut ist, denn«n der Abstimmung verlangte er das Wort um Anträge zu stellen, waS ihm natürlich nicht gestattet wurde. Unsere Genossen sowie der Gemeindevertreter Kuppler traten für eine bessere als vom Gemeindevorsteher bor  « geschlagene Besoldimg der Lehrer ein; doch wandte sich der Gcmeindevorstehcr entschieden dagegen, daß weit über die Summe, die hierfür in den Etat eingestellt sei, hinausgegangen werde, ohne Deckung hierfür zu haben. Die neue BesoldungSordming solle nur eine vorläufige sein, demi man«verde sich zweifellos noch im kommenden Herbst mit der Materie beschäftigen müssen, weil dann der Landtag daS neue Besoldungsgesetz fertig haben wird. Schließlich wurde dem Vorschlage des Gemeindevorstehers zugestimmt. Danach wird das Grundgehalt der Lehrer von 13S0 M. auf 1400 M. und das Grundgehalt der viektoren um 200 M., die MietSelitschädigung um 40 M. erhöht. Das Grundgehalt der technischen Lehrerinnen wird um 100 M. aufgebessert und die wissenschaftlichen Lehrerinnen erhalten 20 M. AlterSzulage. Die Große Berliner hat dem Wunsche, die Linie LS bi» zum Britzer  Rathause von S Uhr nachmittags probeweise durchzufuhren, statt- gegeben. Schließlich wurde von unseren Genoffen noch beantragt, bei der LandtagSwahl Fristwahl einzuführen und die Wahl von 37 Uhr nachmittags festzusetzen. Rixdorf. Der lebende Wäschekorb. Unter eigenartigen Umständen ist gestern nachmittag ein langgesuchteS Schwindlerpärchen von der KriminaGolizei verhaftet worden. Es handelt sich um den 26 jährigen Kaufmann R. und dessen Braut, die 34 jährige Sch. Im ver- gangenen Jahre wohnte das Pärchen zeitweise im Norden Berlins  und auch i» Pankow  . Unter anderem entnahm es einem hiesigen Kreditgeschäft für tausend Mark Möbel auf Abzahlung. Schon am folgenden Tage wurden die Möbel wieder verkaust und das Paar verschwand schleunigst von der Bildfläche. Im vorigen Monat zogen die beiden Schwindler nach Rixdorf, wo sie sich bei einer Zimmer- Vermieterin unangemeldet aufhielten. Gestern nachmittag erschienen mehrere Beamte in der Wohnung. Das Zimmer wurde aber leer vorgefunden. Bei einer Durchsuchung fanden die Beamten den R. unter dem Sofa. Kaum hatte man ihn hervorgeholt, so bewegte sich plötzlich ein in der Ecke stehender mächtiger Wäschekorb. Es wurde immer lebendiger in dem Korb und als die Beamten nach der Ursache sahen, entdeckten sie in der Wäsche versteckt die Braut des R. Die Schwindlerin hatte keine Luft mehr in ihrem Versteck bekommen und eS blieb ihr schließlich nichts anderes übrig, als aus dem Wäschekorb emporzusteigen. Gemeinsam mit ihrem Geliebten wurde die Sch. nach dem Polizeipräsidium übergeführt. Friedrichshagen  . Ein aufregender Borfall hat sich vorgestern nachmittag auf dem hiesigen Bahnhof zugetragen. Der Kaufmann HermeS von hier war, von Berlin   kommend, auS dem Stadlbahnzug ausgestiegen. als dieser sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte. Er wurde von dem Wagen erfaßt, zwischen Trittbrett und Bahnsteig geworfen und auf diese Weise mitgeschleift. Unter den auf dem Bahnsteig befindlichen Fahrgästen entstand nun eine wahre Panik. Mehrere Männer sprangen hinzu, uin den Unvorsichtigen aus seiner furcht- baren Lage zu befreien. Durch Zurufe von Beamten wurde der Zug schließlich zum Halten gebracht und man konnte nun feststellen, daß der Verunglückte nichts weiter als einige Hautabschürfungen erlitten hatte. Königs-Wusterhausen  . Zeuthen   und Umgegend. Die organisierte Arbeiterschaft oben genannter Orte wird ersucht, soweit sie in der OrtS-Krankeukaffe für KönigS-Wusterhausen   und Umgegend versichert ist, am Sonnabend, den 9. Mai, abends 7 Uhr, im Pfuhlschen Hotel am Bahnhof zur Wahl der Arbeitnehmer- Vertreter zu erscheinen, um durch die Wahl von geeigneten Ver- tretern die traurigen Verhältnisse dieser Kasse zu verbessern. Die Kandidaten der organisierten Arbeiterschaft werden im Wahllokal bekanntgegeben. Kalkberge« Rüdersdorf  . Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich vorgestern in den hiesigen Kalksteinbrüchen. Der Kulscher Lehmann wollte gegen 2 Uhr nach- mittags mit einem leeren ArbeilSwagen in den AlvenSlebenbruch hineingefahren. Kurz vor der Einfahrtsstelle zu den Steinbrüchen stieg L. vorsichtigerweise vom Wagen ab und wollte, ohne jedoch das Gefährt zum Stehen zu bringen, die Bremse anziehen. Hierbei glitt er aus und fiel so unglücklich, daß die Räder seines Wagens über ihn hinweggingen. Das Gefährt rollte nun in sausender Geschwindig- keit führerlos die steile Tiefe hinunter und eine folgenschwere Katastrophe erschien unvermeidlich. Das eine Pferd stürzte, wodurch die Deichselstange von dem geraden Weg abgeleitet wurde. DaS Vordergeslell des Wagens stieß gegen einen Kalkfelsen, wodurch das Gefährt seitlich geschleudert wurde und die Hinterachse an einem Kalkstein hängen blieb. Hierdurch kam daS Gespann zum Stehen und ein weiteres Unglück wurde vermieden. L.. der schwer verletzt worden war, wurde bald darauf an dem Eingange zum Bruch aus- gefunden und nach dem Krankenhause gebracht. Wernsdorf, Gosen. Ueber die bevorstehenden LandtagSwahlrn und deren Bedeutung referierte Genosse Wollermann am letzten Sonntag im Pielschen Lokal zu Wernsdorf. Die gut besuchte Versammlung zeigte lebhaftes Interesse an den Ausführungen deS Referenten. Am selben Tage hatte auch der Reichsverband Versammlung einberufen. Von den Einberufern waren dem» auch in dieser Versammlung einige zugegen. In der Diskussion nahm Herr Döhring vom nationalen HandlungSgehülfenverband das Wort, der in bekannter Manier gegen die Sozialdemokratie vom Leder zog. Während Genosse W oller m a n nküe Angriffe widerlegte, ergriff Herr Döhring das Hasenpanier. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratte und das gleiche Wahlrecht wurde die Versammlung geschloffen. Hierauf begaben sich unsere Genoffen zur Versammlung des Reichs« lügenverbandeS in Gosen  . Die Versammlung gestaltete sich insofern interessant, als unsere Genossen Redefreiheit hatten. Dadurch wurden sie wenigstens für Anhören der bekannten ReichSverbandsttraden entschädigt, indem sie in der Diskussion die Möglichkeit hatten, da§ Gesagte zu widerlegen. Auch die Versammelten kamen hierdurch auf ihre Rechnung. Jeden- falls hat der Verlauf der Debatte gezeigt, daß die Helden des Reichsverbandes einer offenen Auseinandersetzimg mit der Sozial- demokratie nicht gewachsen find. Potsdam  . Blitzschlag im Telephonturm. Während des vorgestrigen Ge- witters, das drei Stunden dauerte, schlug der Blitz in den Telephon- türm des hiesigen PostgebäudeS. Zahlreiche Leitungen wurden be- schädigt. Der Telephonverkehr ist dadurch auf den meisten Leitungen unterbrochen. Mehrere Personen, die während des plötzlichen Blitz­schlags am Apparat waren, wurden durch den Strom betäubt. Aus zahlreichen Apparaten schössen meterlange Feuerbündel. Bon ernsten Beschädigungen ist bisher noch nichts bekannt. Ein Unhold, der Hülflose Frauen überfüllt, treibt im benachbarten Bornim   sein Unwesen. Bor einigen Tagen wurde die Kossätenfrau Bergemann, die sich in Begleitung ihrer Tochter mittags nach der Arbeitsstätte begeben wollte, von einem Radfahrer, der von Eiche her kam, überfallen. Der Mann versuchte an der Frau ein Sitt- lichkeitsattentat zu begehen. Auf ihre Hülferufe kam die Arbeiter- frau Münchow herbei. Den gemeinsamen Anstrengungen der Frauen gelang es schließlich, den Kerl, der sich auch auf die Frau Münchow stürzen wollte, abzuschütteln. Als er sah, daß er den drei Personen gegenüber doch den kürzeren ziehen könne, schwang er sich auf sein Rad und fuhr davon. Leider gelang es nicht, den Wüstling fest- zunehmen. Spandau  . Die öffentliche Versammlung, welche zum Zwecke der Agitation für die bevorstehende Landtagswahl im Lokal von Bühle  , Havel  - straße, am Mittwochabend abgehalten wurde, war bedauerlicherweise nicht so besucht, wie man eS in Rücksicht ans die Wichtigkeit der Angelegenheit erwarten sollte. ES war schade, daß die wuchtigen Anklagen, welche der Genosse F e n d l e r in seinem Referat gegen daS elendeste aller Wahlgesetze, gegen da? preußische Landtags- Wahlrecht erhob, nur von etwa 200 Personen gehört wurden. Die anwesenden Genossen nahmen die Ausführungen des Referenten mit großer Begeisterung auf. ES wurde noch darauf verwiesen, daß man ja nicht versäume, die Wählerlisten einzusehen, und wer selber nicht Zeit habe, möge sich an einen der bekannt gegebeneuen Ver­trauensmänner wenden._ Soziaice. Wie man Arbeiter um ihren Loh» betrügt. In dem Prozeß von 66 Akkordmaurern(Schulz und Genossen) gegen die Kolonnenführer Klemens Otto und Hermann Nordmann über den wir unter obiger Ucberjchrlft berichteten, stand Mittwoch wieder vor der Kammer 3 deS Gelverbcgerichts Termin an. Leider konnte der Prozeß noch zu keinem Abschluß gelangen, da der Sach- verständige, mangels der notwendigen Zeichnungen, nicht in der Lage war, mit dem Aufmaß zu beginnen. Er hat vergeblich an Ort und Stelle eine Stunde gewartet. Es soll sich um ein Miß- Verständnis gehandelt haben. Jedenfalls hat inzwischen die Firma Hiller u. Kichlmann, für die der Bau aufgeführt wurde, ihre Be- reitwilligkeit zur Hergäbe der benötigten Zeichnungen erklärt. Nach dem Auiimiß wild von Lljuts wegen neuer Trrivit» angesetzt wende«.. In 8er Sache selbst wurde länge« Zeit wieder berhcmdelt, 8a der Beklagte Nordmami im wesentlichen die Behauptungen wieder- holte, welche die Rechtsbcistände des Maurerpoliers Sterner und der Kolcmnenführer Otto und Nordmann in Nr. 163 des«Vor- wärts" veröffentlichten. Danach soll nicht die Absicht eines Betruges und einer Urkundenfälschung bestanden haben, als die Kolonnen- führer von jamanden auf der Schreibmaschine einen Abdruck des mit der Firma Hiller u. ftuhlmann geschlossenen Vertrages her­stellen ließen, in dem statt der im Originalvertrag stehenden 8 M. pro 1600 vermauerter Steine nur 7,60 M. eingesetzt lvaren und welchen der Maurerpolier Sterner mitHiller u. Kuhlmann" unterschrieb. Der Beklagte Otto war nicht anwesend und komrte auch in derKneipe schrägüber", wo er gesehen worden war, durch einen vom Gerichtshof abgesandten Kläger   nicht erwischt werden. Er wollte sich durch den Polier Sterner vertreten lassen. Das Gericht, unter Vorsitz des Assessors Dr. Prerauer, lehnte diese Ver- tretung ab, weil Sterner der Urkundenfälschung und Beteiligung an einem Betrüge gegen die Kläger   mindestens dringend verdächtig sei.(Uebrigens lag gege�Otto ein Versäumnisurteil vor.) Die Kläger   verlangen außer Restbeträgen die Differenz zwischen 7,60 M. und 8 M. pro Tausend Steine, um die sie sich durch die Kolonnen- führer betrogen fühlen. Beklagter Nordmann und der als Zeuge vernommene Polier Sterner stellen die Handlungen, die dem Gerichtshof den Verdacht der Urkundenfälschung und des Betruges nahelegten, so dar: Von der Kolonne seien Schwierigkeiten hinsichtlich der Fertigstellung des Baues zu erwarten gewesen, so daß schließlich die vereinbarten Akkordsätze in der Gesamtsumme möglicherweise nicht ausgereicht hätten. Da habe man sich gesagt, und denselben Gedanken hätte Bauführer Sieg gehabt, man könne den Maurern den Vertrag mit dem Satz von 8 Mk. nicht vorlegen. So sei man dazu gekommen, den Originalvertrag abtypen zu lassen und 7,60 Mk. einzusetzen! ES sei im Interesse der Firma einerseits und andererseits deshalb geschehen, um aus der Akkordsumme den Maurern bis zum Schluß einen Stundenverdienst von 90 Pf. zu sichern. Der Polier Sterner will sich als erster Polier von Hiller und Kuhlmann auf fraglichem Bau dazu berechtigt gehalten haben, mit Hiller und Kuhlmann" den Schemvertrag zu unterzeichnen. Er meint, er habe keinen Pfennig von den Schiebern(Kolonncnführern) erhalten und der Gedanke eines Betruges gegen die Kläger und eines Gewinnes für sich sei ihm absolut nicht gekommen. Dr. Prerauer hielt dem Zeugen vor, daß er doch gar keine Voll- macht als Polier habe, Vertragsänderungen vorzunehmen und mit dem Namen der Baufirma zu Becken. Daß er Lieferungen für die Firma annehme und dann mit deren Namen quittieren könnte, wäre doch ganz ettvas anderes. Beklagter Nordmann behauptete noch, bei den Verhandlungen darüber, wie man die Fertigstellung deS Baues bei den mit der Baufirma vereinbarten Akkordsätzen sichern konnte, wären die Maurerpoliere Sterner und Melcher und der Bauführer Sieg, also auch ein Vertreter der Firma, zugegen gewesen. Sieg habe ihm sogar gesagt, wie man sich einen Vertrags- abdrnck in Typbureaus herstellen lassen könne. Sieg als Zeuge will daS nur in der Voraussetzung getan haben, daß e» sich lediglich um eine Kopie handeln solle. Erst später habe er die Veränderung des Akkordsatzes erfahren. Die Verhandlung ergab noch, daß den Maurern schon vor jener ominösen Vertragsgeschichte von den Ko- lonnenführern wahrheitswidrig gesagt wurde. eS gebe 7,60 M. Pro Tausend. Vor der Vertagung der Sache, um deren Klärung sich der Vor- sitzende große Mülze gab, faßte der Vorsitzende Dr. Prerauer den Kern der Sache nochmal dahin zusammen:Es wird ein Vertrag mit der Baufirma von den beiden Kolonnenführern geschlossen, wonach es pro Tausend 3 M. gibt. Auf diesen Sah haben auch die Kläger   Anspruch. Denn der Vertrag ist mit den Kolonnenführern. als den Vertretern der beschäftigten Maurer, geschlossen. Statt dessen wird den Leuten aber gesagt, eS gibt 7,50 M. Und als Kläger   den Vertrag zu sehen verlangen, da lassen Beklagte den Vertrag in einem Typgeschäft abschreiben und 7,60 M. einsetzen, damit bestätigt werd«, daß es nur 7,60 M. gibt. Wollte man bloß das Firmeninteresse, so hätte man doch einfach zur Firma gehen und dort die Lage besprechen können. Das sei aber nicht geschehen!" Im Laufe der Verhandlung ließ sich der Vorfitzend« nochmals sehr scharf über die ganzen Vertragsmanipulationen auS. Em Kläger gab noch an, gehört zu halxm, daß Beklagter OLp 2000 M. erübrigt und bei jemand hinterlegt hätte. Gegen Otto, Nordmann und Sterner schwebt die Untersucht I wegen Urkundenfälschung und Betrug. Der Kleinbauer in der Nnfallverstchermig. Im Kreise Schlüchtern   ist der ortsübliche JahreSarbeitS- verdienst landwirtschaftlicher Arbeiter 480 M. Dem Land­wirt Sch. zu S. hatte die Hessen  -nassauische landwirtschaftliche BerufSgenossenschast auch noch diesen so niedrigen Betrag auf eine originelle Art und Weise herabgedrückt. Der arme Kleinbauer war vor seinem Unfall bereit? lungenleidend, konnte aber noch alle Feld- arbeiten usw. ausführen. Troydem wurde dem Verletzten in dem Bescheide der Berussgenossenschaft eröffnet, daß er.vor dem Unfälle nur noch eine Erwerbsfähigkeit von 20 Proz. einer normalen Arbeitskraft besessen habe". Die Berechnung des Jahresarbeitsverdienstes, welcher der Unfallrente zugrunde gelegt wird, stellte sich im vorliegenden Falle wie folgt: JahresarbeiiSverdicnst 480 M bei einer Arbeitsfähigkeit von nur 20 Proz. auf SV Markt! Die Bollrcnt, des Verletzten aber nur 6ba/s Proz. von SS Vi. gleich 64,20 Vi. pro Jahr oder 6,36 Mark pro Monatt Der verletzte Kleinbauer hatte also unbestritten die Bollrente, erhielt aber kaum so viel Rente ausgezahlt, als ein Industrie- arbeiter mit einer Rente voi« 10 Proz. Er legte Berufung ein und verlangte, daß der volle Jahresverdienst berechnet werden müßte, da er trotz feines Leiden» arbeitsfähig gewesen fei und nur durch den Unfall jetzt gänzlich unfähig geworden wäre. Andere Berufs- genossenschasten würden doch auch in solchen Fällen den vollen Jahresverdienst anrechnen. DaS Schiedsgericht wie» die Berufung sofort ab, während das ReichSvcrstcherungSamt ein volles Jahr Zeit brauchte, dies« Frag« zu entscheiden. Da» ReichSvcrsicherungSamt nahm eine Erwerbsfähigkeit von 30 Proz. vor dem Unfall« an und erhöhte die MonaiSrente von 6.36 M. auf 3,00 Marli! Während unsere Großindustrielle» sehr selten wegen Ueber« trewng oder Nichtbeachtung der Unfallverhütungsvorschriften von den Berufögenossenschatte» bestraft werden, geht man gegen die armen und unwissenden Kleinbauern ganz anders vor. Ein Kleinbauer in Unterfranken   wurde schwer krank und mußte sich deshalb einen Knecht einstellen. Al» dieser landwirtschaftliche Arbeiter von der Leiter stürzt« und«ine Unfallrente von der Berufs- genossenschast haben wollte, wurde zuerst dem Kleinbauern als Arbeitgeber schriftlich eröffnet, daß bietet eine Geldstrafe von 6 M a r k zu zahlen habe, da er gegen die UnfallverhütungSvorschriften verstoßendie am Unfalltage benutzte Leiter nicht mit da« AtiS« gleiten verhindernden eisernen Spitzen an den unteren Enden der Leiterbäume versehen war". Kaum hatte der bestürzte Kleinbauer diese» herrliche Deussch richtig verstanden und seine Strafe bezahlt, als er das zweite Schreiben der BerufSgenossenschast erhielt. Er sollte jetzt auch noch gemäߧ 147 deS Landwirtschaftlichen UnfallversichetungSgesetzeS: die bereits entstandenen. Kosten erstatten und gleichzeitig die Bereitwilligkeit zu erklären, auch für die ferneren Leistungen der Berufs- genossenschast au» Anlaß vorwürfigeu Unfalls jeweils Ersatz zu leisten!" Nach längerem Studium diese? Schreibebriefes wurde dem Bauer endlich klar, daß er auch die ganze Rentenlast der Berufs- genossenschast zu erstatten hatte. Haftpflicht des Kleinmeisters und der technischrn Angestellten. Folgender Rechtsfall zirkuliert gegenwärtig durch die technische »presse: Für den technischen Betrieb einer Fabrik haftet der technische Lotex. ittfflt ßta der Fabrikbesitzer sofern er sich bei der Leitung