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Welzen seinen Durchschnittspreis von MS auf 211 M. fiir 1000 Kilogramm erhöht. Die Preissteigerungen gingen bis zu 11 M. in Danzig  , Stettin  . Berlin   und Hannover  , 12 M. in Trier   und 10 M. in Posen. Am teuersten war der Weizen mit 222 M. in Gleiwitz  , am billigsten mit 202 M. in Kiel  . Der Roggen kostete im Durchschnitt aller Marktorte 190 M. gegen 13S M. im April. Die größte Preissteigerung hatten Stettin  und Trier   mit v und Stralsund   mit 13 M. Am niedrigsten war der Roggenpreis mit 179 M. in Köslin  , am höchsten mit 204 M. in Trier  . Der Durchschnittspreis der Gerste ist von 163 auf 164 M. gesttegen. Veremzelt kamen Preisherabsetzungen(bis zu 5 M. in Halle) vor, wogegen die Preiserhöhungen bis zu 10 M. in Danzig   und 18 M. in Trier   gingen. Am teuersten war die Gerste in Koblenz   mit 204 M., am billigsten, wie stets, in Aachen   mit 140 Mark. Der Hafer kostete im Durchschnitt aller Marktorte 163 M. gegen ISO im April d. I., die Preissteigerungen erreichten 10 M. in Kösttn und Görlitz   und 12 M. in Kiel  , die wenigen Preisherab« setzungen gingen bis zu ö M. in Trier  . Der Preis der Eßkartoffeln hat sich von 62, S auf 61.3 M. ernräßigt, wobei die Herabsetzungen 6,7 M. in Trier   und 8,2 M. in Königsberg   erreichten. Am teuersten waren die Kartoffeln mit 90,0 M. in Aachen  , am billigsten mit 37,6 M. in Posen. DaS Rindfleisch hat im Großhandel seinen Preis von 1229 auf 1224 M. für 1000 Kilogramm herabgesetzt, hauptsächlich weil in Kiel  , wo sich der Preis im April um 123 M. erhöht hat, jetzt eine Herab- setzung um 117 M. stattgefunden hat. Im Kleinhandel hat das Rindfleisch, ebenso auch das Hammelfleisch seinen Durchschnittspreis nicht geändert, dagegen ist das Kalbfleisch um 2 und daS Schweine- fleisch um 4 Pf. für das Kilo teurer geworden. Die Erhöhungen gingen beim Schweinefleisch bis zu 10 Pf. w Stralsund  , Kiel   und Osnabrück   und 17 Pf. in Stettin  . Speck ist um 1 Pf. billiger geworden. Butter um 4 Pf. für das Kilo; die Eier find um 11 Pf. für das Schock gesunken. Schmalz. Weizenmehl und Roggen- mehl haben ihre Preise nicht verändert. Eine Bagatelle. Für die preußisch-deutsche Militärdespotie ist die Refraktärfrage in den Reichslanden eine Bagatelle. Es ist ganz natürlich, daß in der ersten Zeit der Annektion Elsaß-LothringenS sich eine große Zahl der Einwohner der deutschen   Heerespflicht entzogen haben, die selbst- verständlich auf Grund der Militärstrafgesetze verurteilt wurden. Schon im vorigen Jahre wurde nun imLandesauSschusse beschloflen: die Regierung zu ersuchen, sich dafür zu verwenden, daß den- jenigen Elsatz-Lothringern, die bis zum Jahre 1890 wegen Fahnen- flucht oder Verletzung der Wehrpflicht besttast worden find, die Strafen, insoweit sie nicht bereits verbüßt, verjährt oder erlassen find, im Hinblick auf die inzwischen verfloflene Zeit und die ein- getretene Aenderung der Verhältnisse in Gnaden erlassen werden". Bis heute hat man nichts über das Schicksal dieses Beschlusses gehört, und auch die Hoffnung naiver Polittker, der Kaiser werde in der Restaktärstage bei der Einweihung der HohkönigS- bürg seinem Herzen einen Stoß geben, hat sich nicht erfüllt. DeS- halb wurde am 27. Mai der gleiche Anttag wieder eingebracht. Am 4. Juni stand er im Landesausschuß zur Verhandlung. Wer aber geglaubt hatte, die LandeSauSschußabgeordneten würden von der Regierung Aufschluß darüber fordern, welche Schritte sie in der Sache unternommen habe, der kennt die reichsländischenVolks- Vertreter" schlecht. Sang- und klanglos wurde der Antrag wieder angenommen. Die Regierung kann den Beschluß nun wieder auf ein Jahr in den Glasschrank stellen.-- Angst vor Terrorismus. In der scharfmacherischenRhein.-Westf.-Ztg." liest man: Als Kuriosum mag folgender Fall angeführt werden: Ein Händler der Kolonialwarenbranche, der sich um alles bekümmert, aber nicht um Politik, wurde von sozialdemokratischen Getteuen an seine Pflicht gemahnt und schließlich ins Wahllokal geschleppt. Da er glaubte, die Wahl sei geheim, so wollte er den ihm in die Hand gedrückten Zettel ohne weiteres abgeben. Als aber der Wahlvorsteher ihn darauf hinwies, daß der Name des be- treffenden Wahlmannes offen genannt werden müsse, war der brave Wähler, der auch über ziemlich viel bürgerliche Stundschaft verfügt, nicht mehr zu bewegen, seine Stimme abzugeben und verließ schleunig st das Lokal.... Daß gerade dieRhein.-Westf. Ztg." es ausplaudert, wie ab- hängige Wähler sich gezwungen sehen, auS Angst vor den b ü r g e r- l i ch e n Wahlstimmenerpressern auf ihr Wahlrecht zu verzichten, ist sehr amüsant. Der Händler, der aus Angst vor seinen bürgerlichen Kunden nicht wählte, hat in seiner Art recht wirksam gegen die Oeffentlichkeit der Wahl demonstriert. DaS genannte Blatt schwärmt aber für die öffentliche Wahl, um eine freie Meinungs- bekundung zu verhindern, und zieht deshalb auch nicht die einzig .ichtige Konsequenz aus der von ihm erzählten Geschichte. Das Blatt hat sich in seinem Eifer, gegen die Sozialdemokratie zu hetzen, ein KuckuckSei ins Nest legen lasten. Hoffentlich stimmt es nun aber ooch mit uns ein in den Ruf: Fort mit dem Wahlrecht des Terrors! Eine Schulfrage stand in der letzten Sitzung des reichs- andifchen Landesausschusses zur Debatte. DaS Gesetz vom 1. November 1878 betteffend die Unterhaltung der öffentlichen höheren Schulen bestimmt, daß die persön- lichen Ausgaben für diese Schulen vom Lande, und die sächlichen Ausgaben von den Gemeinden getragen werden. Im Jahre 1899 wurde die Bestimmung, die an sich schon geeignet ist, die Errichtung höherer Schulen zu erschweren, durchbrochen, und eS wurde, ohne daß das Gesetz geändert wurde, beschlossen, daß die Gemeinden einen Zuschuß zu den persönlichen Ausgaben leisten müßten. Dieser Zuschuß betäust sich heute auf 46 000 M.; er wird getragen von den vier Städten Straßburg  . Diedenhofen  , Colmar  und Forbach  . Die Industrialisierung Lothringens   macht nun die Errichtung höherer Schulen in diesem mächtig entwickelten Industrie- gebiet immer mehr zur Notwendigkeit. Dies war die Ursache, daß der Abg. D i t e s ch beantragte, die Vereinbarung mit den Städten über die Zuschüsse sind zu lösen und die persönlichen Ausgaben sind lediglich vom Lande zu tragen. Für die neu zu errichtenden Schulen soll lediglich das Gesetz von 1873 maßgebend sein. Da- gegen wandte sich der klerikale Abgeordnete Stadtpfarrer Winterer, welcher am liebsten den Gemeinden alle Kosten aufbürden möchte. Die Folge würde sein, daß die Städte die Schulen be- zahlen und die reichen Bauern billige Schulgelegenheit für ihre Kinder hätten. Er forderte eine Aufhebung des Gesetzes von 1878. Einige Lothringer Wgeordnete und der Abgeordnete Dr. Back sprachen für den Antrag. Schließlich brachte der Abgeordnete W i n t e r e r einen Antrag ein, der die Regierung auffordert, das Ge'etz von 1878 dahin abzuändern, daß die Gemeinden für ihre höheren Schulen zu einer billigen Leistung herangezogen werden? bis zum Erlaß dieses Gesetzes soll die Regierung bei Neugründung von Schulen in Lothringen   der finanziellen Lage der Gemeinden Rechnung tragen. Zuguterletzt wurde« beide Anträge vertagt. Von so krähwinkelhasten Gesichtspunkten aus behandelt«na» in Elsaß-Lothringen   die Schulfragen. Von der Uebernahme der ge- samten Schullasten auf den Staat ist in dem sozialisienreinen Musterparlament des Reichslandes natürlich keine Rede. Ein Freifinnsblatt für die Dreiklasseuwahl. Der Erfolg, den die Sozialdemokratie am 3. Juni zu verzeichnen hatte, scheint auch den zum Verbände der frei- sinnigen Presse gehörendenPosener Neuesten Nach- richten" schwer im Magen zu liegen. Dabei äußert sich auch wieder einmal die reakttonäre Tendenz des in ruhigen Zeiten auf Arbeiterabonnentenfang ausgehenden Blattes. In einem Leitarttkel über den Ausfall der Wahl macht sich folgende verhaltene Wut über die sozialdemokrattschen Siege bemerkbar: Diese Erscheinung, die den übrigen Parteien ebenso wie der Regierung zu denken gibt, kommt allerdings in den Wahlresultaten nur zum kleinsten Teil zum Ausdruck. Durch die Drei- klassenwahlist dafür gesorgt, daß die sozial- demokratischen Bäume nicht in den Himmel Wachsen." Also unumwunden wird hier von einem freisinnigen Blatte Wiemerscher Couleur mit Genugtuung konstatiert, daß das Klassenwahlrecht ein Mittel gegen das Eindringender Arbeitervertreter in das preußische Abgeordnetenhaus ist! Teuerungszulagen für städtische Beamte. Die letzte Stadtderordnetensttzung in Posen bewilligte für die städttschen Beamten und Lehrer, die ein Einkommen von weniger als 3000 M. pro Jahr haben, als Teuerungszulage die Summe von 66 000 M. Die Zulagen sollen in Stufen von 100, 80 und 60 M. zur Verteilung kommen. Die städtischen Arbeiter aber, die noch nicht die Hälfte des hier angenommenen Mindestgehaltes haben, gehen, wie das fast immer der Fall ist, leer aus. Schneller Prozeß? Die Schwurgerichtsverhandlung gegen den Fürsten Eulenburg ist, wie dasVerl  . Tagebl. erfahren haben will, in etwa vierzehn Tagen bis drei Wochen zu er- warten. Die Hauptverhandlung findet in der am 16. Juni be- ginnenden Sckwurgerichtsperiode beim Landgericht Berlin I statt. Dem Fürsten Eulenburg, der sich noch in der Charitü be- findet, ist die Anklageschrist, wie schon gemeldet, am Freitag abend zugestellt worden. Die Anllage lautet auf Meineid. Ocftermcb. Die Wahrmund-Affare. Wie«, 10. Juni. Die Wahrmund-Affäre scheint nun- mehr beigelegt zu sein. Die Regierung wird, wie bereits gemeldet, das Sommersemester, ohne daß die Studenten darunter leiden, vor« zeitig schließen. DaS gerichtliche Versahren gegen Professor Wahrmund wird eingestellt; derselbe darf im Herbst seine Lehr- tättgkeit ungehindertfortsetzen. In freiheitlichen Studenten- kreisen beginnt sich bereits die Anschauung Bahn zu brechen, daß unter dem gegenwärttgen Stande der Verhältnisse eine Fortdauer des StreilS der Studenten nicht mehr aufrechterhalten werden kann. 6chweiz. Ein deutsch  -schweizerischer Zollkrieg? AuS der Schweiz   wird uns geschrieben: Die kürzlich in Zürich   stattgefundene Konferenz von Vertretern der deutschen und schweizerischen Müllerei und der beiderseitigen Zollbehörden ist resultatlos verlaufen, indem die deutschen Ver« treter ein Eingehen auf die Auffassungen und Wünsche der schweizeri- scheu Vertreter ablehnten. Diese betrachten die Zollvergütung von 2,40 Frank pro Doppelzentner Weizenmehl erster Qualität, welche die deutsche Regierung den deutschen   Müllern gewährt, als unver- einbar mit dem deutsch  - schweizerischen Handelsvertrag, während die deutschen   Vertreter diese Ausfuhrvergütung als zulässig erachten. Da nun die schweizerischen Müller ihre Wünsche nicht durch- setzen konnten, beeilten sie fich, sofort eine Eingabe an den Bundes- rat zu richten, durch die er veranlaßt werden soll, zu dem schweizerischen Mehlzoll von 2,60 Fr. einen Zuschlag von 2.40 Fr., also in der Höhe der deutschen   Ausfuhrvergütung zu beschließen, um diese unwirksam zu machen und denselben sofort in Kraft zu setzen, also einen Gesamtzoll von 4.90 Fr. pro 100 Kilogramm zu er- heben. Dagegen wendet sich nun mit aller Entschiedenheit die Arbeiter- und Konsumgenossenschaftspresse. Es wird den schweizerischen Müllern vorgehalten, daß sie in der Tat hinter dem technischen Stande der deutschen   Müllerei zurückgeblieben sind, daß ihre Ringe alte Mühlen zu teuern Preisen gekauft haben, um sie stillstehen zu lassen, womit sie ihr Konto schwer belasteten und daß sie unter diesen Umständen be- reits mehrfach die Mehlpreise empfindlich erhöhten, die nicht durch die Lage des GetreidemartteS gerechtfertigt waren. Gegenüber der kühnen Be- hauptung, daß die deutschen   Oualitätsmehle minderwertig seien gegenüber den schweizerischen, wird nachgewiesen, daß erstens die schweizerischen Müller selbst in ihrer Eingabe an den Bundesrat die deutschen  Mehle als erstklassige bezeichnen und daß sie zweitens selbst schon große Quantitäten deutschen   Mehles gekaust und an ihre Kunden alseigene feinste Produkte" zu wesentlich höheren Preisen, also mit fettem und mühelosem Gewinn geliefert haben. Die schweizerischen Müller haben sich durch ihre wucherische SyndilatSwirtschaft und durch ihre verfehlten SyndikatSspelulationen selbst in die Zwangslage gebracht, in der sie nun heulen und eS lann nicht den Konsumenten zugemutet werden, durch Wucher- preise in Form empfindlicher Brotteuerung, den gutmüttgen Retter zu spielen. Durch den Zusammenbruch der SyndilatSwirtschaft würde weder die schweizerische Müllerei noS daS schweizerische Vaterland ruiniert werden, sondern nur die lufttge Herrlichleit ge- rissener Spekulanten, und darum ist es nicht schade. Auf jeden Fall sollte durch diese Vorgänge die Mehlprodultion durch die Konsum- genoffenschaften gefördert werden, die mit ihren etwa'U Million Konsumenten schon einen bedeutenden Teil der Gesamtzahl der schweizerischen Konsumenten ausmachen und sehr leicht im Laufe kurzer Zeit diese Zahl verdoppeln können. So dürfte denn auch der leichtferttge und eigennützige Versuch der schweizerischen Müller, mit Deutschland   einen Zollkrieg herauf- zubeschwören, der gerade jetzt in der Krise geradezu verheerend wirken müßte, erfolglos bleiben. Die Interessen der 3 400000 Kon- sumenten stehen unvergleichlich höher, als die einiger Dutzend Kapi- talisten der Mühlenindustrie. Ein Getreideeinfuhrmonopol. Bern  , 10. Juni. Im Nationalrat wurde ein Antrag ge- stellt, wonach der Bundesrat prüfen soll, ob nicht dem Bund daS ausschließliche Recht zu überwogen sei, die zur Brotversorgung des Landes dienenden Getreidearten und Mehle eivzu- führen. ftenltmcb. Ei« Protest gegen de» Arbeitermord. Paris  , 10. Jnnt. Der Verband der Bauarbeiter ließ heute nacht einen Aufruf anschlage«, ia welchem alle Bauarbeiter aufgefordert werden, sich abendS zu versammeln. um angesichts des Vorgehens der Regierung gegen die Aus» ständischen von Vigneux ernsteBefchküssezu fassen. Man glaubt, daß es sich um die Ausführung eines 24- oder 48stündigen Gesamtaus st andes handelt. Italien  . Studenteuunrnhen. Neapel  , 10. Juni. Die hiesige Universität war gestern der Schauplatz ernster Unruhen. Seit mehreren Tagen sind die Studierenden der Pharmacie sehr aufgebracht wegen eines dem Parlament vorliegenden Gesetzes, welches angeblich ihren Interessen zuwiderläuft. Sie veranstalteten mehrere Protestversammlungen und beschlossen, als ihren Wünschen nicht entsprochen Ivurde, die Schließung der Universität herbeizuführen. Sie drangen in das Gebäude der juristischen Fakultät ein und demolierten dort- selbst alles, was nicht niet- und nagelfest war. Die Juristen ver- suchten die Eindringlinge aus dem Gebäude wieder herauszubringen; hierbei kam es zu einem Handgmenge, wobei mehrere Studenten verletzt wurden. Die Borlesnngen wurden Vertagt und die Uni- verfität vorläufig geschlossen. Portugal  . Eine Verschwörung. London  , 10. Juni.Central News' meldet auS Lissabon  : Die Polizei hat zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. �Es handelt sich um ein neues Komplott gegen die königliche Familie. Der 10. Juni war zur Ausführung des Anschlages ausersehen. Die republikanische Partei soll bei dem Komplott kompromittiert sein. Ein bekanntes Organ dieser Partei soll bedeutende Gelder den Verschwörern zur Verfügung gestellt haben. Die Mehrzahl der Redakteure republikanischer Blätter wurde verhastet. In einem verlassenen Hause in der Nähe von Lissabon  wurde eine Bombenfabril entdeckt. KulUanck. Die Begrüßung des englischen KSnigS. Reval  , 10. Juni. Der Zar brachte folgenden Trinkspmch auf König Eduard aus: Mit den Gefüblen tieffter Befriedigung und Freude heiße ich Eure Majestät und ihre Majestät die Königin in den russischen Gewässern willkommen. Ich vertraue, daß diese Bewegung, indem sie die mannigfachen und starken Bande, welche unsere Häuser verbinden, von neuem befestigt, den glücklichen Erfolg haben wird, unsere Länder enger zusammenzuführen, und daß sie die Ausrechterhaltung des Friedens in der Welt fördern wird. Im Laufe der letzten Jahre find verschiedene Fragen von gleicher Bedeutung für Rußland   und England durch unsere Re- gierungen in befriedigender Weise geordnet worden. Ich bin sicher, daß Eure Majestät den Wert dieser Vereinbarungen ebenso hoch schätzen wie ich, denn trotz ihrer begrenzten Ziele können sie nur dazu beitragen, zwischen unseren beiden Landern die Gesinnung gegenseitigen guten Willens und Vertrauens zu verbreiten. Der König von England erwiderte: Eurer Majestät danke ich herzlichst für die herzliche Weise, in der Sie uns in den Gewässern der Ostsee   willkommen geheißen, und für die. gütigen Worte, mit denen Sie unsere Gesundheit ausgebracht haben. Ich habe die glücklichsten Erinnerungen an den Willkomm, den ich bei Gelegenhert meiner früheren Besuche in Rußland   von feiten Ihres erhabenen Großvaters, Ihres geliebten Vaters und Eurer Majestät selbst gefunden habe, und es ist eine Quelle aufrichtigster Daii4» barkeit für mich, daß ich diese Gelegenheit habe, mit Euren Ma- jestäten wieder zusammen zu sein. Ich unterschreibe von ganzem Herzen jedes Wort, das Eure Majestät im Hinblick auf die kürzlich zwischen unseren beiden Regierungen geschlossene U eberein- kunft gesprochen haben. Ich glaube, daß sie dazu dienen wird, die Bande, welche die Völker unserer beidM Länder vereinigen. noch enger zu knüpfen, und ich bin sicher, daß sie in der Zukunft zu einer befriedigenden und freundschaftlichen Regelung einiger wichtiger Fragen beitragen wird. Ich bin überzeugt, daß sie nicht nur dazu dienen wird, unsere beiden Länder näher zusammenzubringen, sondern daß sie auch sehr wesentlich die Aufrechterhaltung des allgemeinen Weltfriedens fördern wird. Ich hoffe, daß dieser Begegnung in kurzem eine andere Gelegenheit folgen wird, mit Eurer Majestät zusammen zu treffen, Russische Greuel. Die Sozialdemokraten haben in der Duma eine Interpellation über die Schreckensherrschaft in den Ostseeprovinzen eingebracht, die die Tätigkeit der adligen und zarischen Henlerknechte an der Hand eines reichhaltigen Tatsachenmaterials eingehend beleuchtete. Die Aufzählung der Schandtaten umfaßt nicht weniger als 43 Druck- feiten! Hier einige Auszüge: Im ganzen wurden nach unseren bei weitem nicht voll- ständigen Daten von Ende Dezember 1906 bis 1./14. Juni 1906 von den Strafexpeditionen der Generale Orlow, Besobrasow, Werschinin, Mendt, Solonina u. a., bloS im lettischen Teil der Ostseeprovinzen ohne Gericht und Untersuchung, ohne jeglichen Anlaß, erschossen, gehängt und getötet 1170 Bauern(Gesindewirte und Knechte) und verbrannt mehr als 300 Bauernhöfe, die samt dem Mobiliar- vermögen einen Wert von zwei Mllionen Rubel repräsentierten. Die Zahl der Personen, die körperlichen Züchtigungen vermittelst der Knute oder Ruten unterworfen wurden, konnte nicht genau festgestellt werden, sie übersteigt aber jedenfalls die Zahl der Getöteten um daS vielfache..." Beim Beginn der ersten Dumasession ließen die ungesetzlichen Handlungen der Strafexpeditionen und Administration etwas nach, allein nach der Auflösung der Duma standen die Morde und Exe- kutionen wieder auf der Tagesordnung. Seit der Mitte des Jahres 1906 kamen zu den Morden die Folterungen, um die Bevölkerung einzuschüchtern und Aussagen zu erpressen, die für die Auslieferung der Betreffenden an das Kriegsfeldgericht und die Hin- richtung derselben genügten. Die Hinrichtungen selbst konnten nun dank Einführung der ÄriegSfeldgerichte bereits in gesetzlicher Form vor sich gehen. Indessen vermochten die Folterungen häufig nicht, die Gefangenen zu zwingen, nicht vollbrachte Verbrechen auf sich zu nehmen. Man begann darum neben den Hinrichtungen laut dem Urteil der Kriegsgerichte Leutebeim Versuch zu entfliehen" zu erschießen, daS heißt die Gefangenen ohne Gericht und Untersuchung einfach hinauszuführen und nieder- zuschießen." Während der zweiten Duma, und insbesondere nach der be- kannten Interpellation über die Folterungen in den Jnquisttions- räumen der Ostseeprovinzen, ließen die Folterungen und Hin- richtnngen bedeutend nach, obwohl sie auch damals nicht völlig ver« schwanden. Allein nach der Auflösung der zweiten Duma setzten sie ohne jeden Anlaß mit neuer Macht wieder ein." Die Interpellanten schildern hierauf die Folterungen, die im berüchtigten RigaerMuseum" vorgenommen wurden. AlleS, was von der Junlerpresse höhnisch alsRäubergeschichten" bezeichnet wurde, daS Braten der Gefangenen auf glühenden Platten, daS Zermalmen der Kinnbacken, das Zu- sammenpressen der Geschlechtsorgane usw. wird in der Interpellation auf Grund reichhaltigen Materials vollkommen bestätigt. Noch mehr. Die Interpellanten weisen nach, daß ähnliche Folterungen auch auf dem Gute Preekuln(Kurland  ) systematisch vorgenommen wurden, und zwar unter der Leitung des jüngeren KreiSchefSgehilfen Semenow, Baron Schröders und Herrn v. Weide-