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L-penden für dle Hmterbltebcncn. Eft»«, Tl. November. In der heutigen quhervrdentlichen Generalversammlung deZ Bergbauvercins schlug der Vorsitzende der Versammlung im Namen des Vorstandes vor, anläßlich der Katastrophe einen UnterstiitzungsfondS im Betrage von 100 000 M. zu stiften, aus dem für den vorliegenden Fall sowie bei späteren Unfällen auch Einzelunfällen-- über die Leistungen der Unfall- Versicherung hinaus, Unterstützungen gewährt werden sollen, wenn eine besondere Notlage der Hinterbliebenen sich ergibt. Ferner wurde auf Vorschlag des Vorstandes von der Generalversammlung einstimmig die Bereitstellung von SM 000 M. gutgeheißen, um die Pensionswitlven» und-Waisentasse des Verbandes technischer Grudcnbcamter wieder leistungsfähig zu gestalten. Münster  , Tl. November. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte für die Hinterbliebenen der auf der Zeche Raobod Bcr- unglückten 2000 M. Essen, 81. November. Die Stadtverordnetenversammlung be- wtlligtc für die Hinterbliebenen der auf der Zeche Radbod Ver- unglückten bOM Mk. 0er botest gegen äs; persönliche Regiment und die Steuerplünderung. Fünf große, stark besuchte Protestversammlungen tagten am Dienstag in Magdeburg  . Sie nahmen sämtlich ein­stimmig die folgende Resolution an: Die boulige Versammlung erklärt: Die sprunghafte, Widerspruchs- voll« miöwärnge Politik der deutschen   Regierung ist der ständige An» laß zu Beunruhigungen und Kriegsgefahr. Eine solche, die Interessen des deutschen   Volkes schwer schädigende Polittt, die das Hohngeläckter aller zivilisierten Staaten entfesselt, ist nur in einem Staate möglich, in dem der Absotutisnms das Regiment ausübt. Dies« Politik ist auch die Ursache der ständigen Rüstungen zu Wasser und zu Lande, durch die die Sieichsfinanzen völlig zerrüttet worden sind. Die Versammlung bedauert tief, daß der Reichstag bei der Be- ratung der eingebrachten Interpellationen betreffend die Veröffeiit> lichungen im..Daily Telegraph  « vollständig versagt hat. Die bürger- lichen Fraktionen des Reichstages haben gezeigt, daß sie weder die Kraft, noch den guten Willen haben, ein parlamentariiches Regiment zu erringe», durch das die Luellsn des jetzigen Uebels in der Hauptsache verstopft werden. t Die Versammlung verlangt deshalb als mindestens vom Reichs tage, daß er dem von der sozialdemokratischen Fraktion vorgelegten Gesetzentwurf über Minislerverantwortlichkeit seine Zustimmung er- teilt und eine Aenderung der Verfassung anstrebt, nach der der Reichstag   über Kriegserklärung und Friedensschluß sowre Berufung und Entlassung der Minister entscheidet. Am Wahlkreise Görlttz-Lauban tagten am Bußtage zwei überfüllte Protestversammlungen. Die in Görlitz   war von über l&D Personen besticht, viele hundert Personen mußten wegen Uedersülluna deS Lokals wieder umkehren Das Referat des Genossen Geyer wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen. Eine der Tagesordnung entsprechende Resolution fand einstimmige Annahme. Die Bersanimlung in L a u b a n war gleichfalls überfüllt und verlief»vie die Görlitzer. Im Laufe der Woche finden noch drei Protest Versammlungen im Wahlkreise statt. In einer von über 1500 Personen bestichten Versamm> lung zu Bielefeld   rclerierte Rcichstagsabgeordueter Genosse N o S k e- Chemnitz über500 Millionen neue Steuern- KnegSgeschrei Auswärtige Politik." Eine gegen das persön liehe Regiment und die RetchSfinanzpolitik gerichtete Resolution lvurde c i n st i m m i g angenommen. Für R ü st r i n g c n- W i l h e l m s h a v e n fand in Heppens   eine stark besuchte Versammlung statt, in der Genosse Hu g« Bant über Absolutismus   und Verfassungsfrage sprach. Er wie» u. a. darauf hin. daß die Englandhetze nicht von ungefähr komme, träume hier doch schon seit langem jeder Maat von einem natürlich siegreichen Kriege mit Eng- land. Bei der Besprechung der Reichöfinanzreform wies der Redner darauf hin. daß durch ein Festhalten an der bisherigen Politik die Arbeiterschaft schließlich mit dem Generalstreik zu antworten gezwungen sein würde. In einer Resolutlon fordert die Versammlung, daß der Reichstag   nicht eher in die Beratung des Budgets und der Finanzgesetze eintreten möge, ehe nicht Fürst Biilow durch einen vom Parlament gewählten Reichskanzler ersetzt ist und die von der Sozialdemokratie aufgestellten Forderunzen zur Sicheruiig vor dem Absolutismus erfüllt sind. In D a n z t g ging am Freitag Genosse LipinSk i-Letpzig mit dem Bankrott der deutschen   ReichSpolitit in einer über- füllten großen Volksversammlung scharf ins Gericht. Seine Ausführungen fanden stü> mischen Beifall. Einstimmig nahm die Versammlung die Resolution der Leipziger Partei- genossen an. Am Freitagabend erhob eine vom Liberalen Verein zu Hamburg  embernfene. von etwa 8000 Personen bcsuhte öffentliche Bersamm- lung scharfen Piotcst. Nach einleitenden Referaten von Dr. B r a b a n d. dessen wirklich liberale Gesinnung für unvereinbar mit seiner Lualität als Reierveleutnänt erklärt worden«st. weshalb er sich nur noch als gewöhnlicher Zivilmensch zeigen darf, und Dr. Petersen sowie eingehender Aussprache über das aktuelle Thema Kaiser   und voll« wurde gegen einig« Stimmen folgende Resolution angenommen: Gegenüber den Schaden, welche die Ausübung der kaiser- lichen Macht dem Deutschen Reiche   gebracht hat. fordern wir für das deutsche   Volk Stärkung seiner Macht und Schutz setner hoffen, daß alle fortschrittlichen Kräfte im deutschen  Volke die Demokratisicrung d-s Staats iji allen Gliedern als ihre Aufgabe erlsnnen." Jn Olkenbach nahmen auf Antrag des Bürgermeister» die Stadtverordneten den Beschluß, die Regierung zu ersuchen, im Bundesrat wegen de» Kaiser-Jnterviewö imDaily Telegraph  « Stellung zu nehmen, zurück. Em der Partei. Sozialdemokratische Erfolge in der Gemeindeverwaltung. In der etwa 8000 Einwohner zählenden Borortgemetnde Debschwitz   bei Gera   sind unsere Genossen seit Jahren maßgebend in der Ge- meindeverwaltung. Die sozialdemokratischen Mitglieder de» Ge- ,neind,rat«S haben nun. ohno daß der Steuersatz erhöht werden mußte, zahlreiche Verbesserungen durchgesetzt! sie habe» für den Bau einer Wasserleittttig gesorgt, dl« Straßen sind in mustergültigem Zustand, gegen vielsache Widerstände der Regierung nnd de» LandbauamteS ist oer Bau einer modernen Schule durch- geiührt worden, nach einem Verlrage mit der Stadt Gera   ist Gas- beleuchtimg eingeführt, eine Kinderhewahranstalt und ein großer Spielplatz sollen demnächst eröffnet werden. Auch auf de» wetleren Gebieten de» Schulwesen» und der Gesundheitspflege habe» unsere Genossen hübsche Fortschritte erreicht. Der finanzielle Stand der Gemeinde hat sich gegen frübcr sehr gebessert. Das habe» selbst dir Gegner in einer Versammlung de» Bürgerverein» offen an- erkannt. Man erklärte dort; Früher bei der bürgerlichen Mehrheit seien Fehler und Unterlassungssünden vorgekommen, oer Tätigkeit deS fozialdemo« lratischen GemelnderateS aber müsse man An- erkennungzollen. Das hinderte biestlben bürgerlichen Gegner freilich nicht, ganz im geheimen alle Kräfte, bis aus den letzten Mann zu sammeln, und bei der letzten Wahl eilten Vorstoß gegen unsere Genossen zu, nachen, der indessen nicht glückte: denn die sozialdemokratische Liste drang wieder mit großer Mehrheit durch. Gemeindewahlcn. Bei den Stadtverordiletenwahlet, in Itzehoe   erzielten die Gegner Mt und 598, die Sozialdemokraten 009- und 6t l Stimmen. so daß die beiden sozialdemokratischen Kandidaten gewählt sind. In H o h e n st e i n- E r n st t h a l(Sachsen  ) verloren bei den Stadtverordiieteinvahlen die vereinigten bürgerliche» Parteien zwei Sitze an die Soziatdcmotraten. deren Stimmen- zunähme ganz erheblich ist. Parteiliteratur. Da» persönliche Regiment vor dem Deutsche  » Reichstage. Steno- graphischer Bericht über die Verhandlungen im deutschen   Reichstage am 10. und 11. November IVOS. Verlag: Buchhandlung Vorwärts, Berlin  . Preis 25 Pfennig. Die Broschüre einhält den stenographischen Bericht über die Verhandlungen der Interpellationen zum Kaiser- Interview, bei denen die Genossen Singer und Heiire den Slaudpunlr der Sozialdemotratt« verlralcn._ Genosse Hue sollte, nach einer Meldung de» Wölfischen Telegrapven-BureauS. am Mittwoch, nachdem er in einer großen Bergarbeiterveri'aunnlung in Essen   gesprochen hatte, einen schweren Biulsnirz ertitren haben. Die Meldung ist glücklicherweise falsch. Genosse Hne wurde nach der Versammlung lediglich von einein leichten Unwohlsein befallen, das schnell vorüberging. Er hat sich daher in guter Gesundheit an den Sitzungen des Reichstages be- reuigen können. Unsere Tote». In Halle a. S. starb die Genossin Ida G r o t h e, die Besitzerin des langjährigen ParteilolalöWeißes Roß", im Alter von 50 Jahren. DasVolkSblatt* für Halle widmet ihr folgenden ehrenden Nachruf: Der Tod hat ein an Entbehrungen und schweren Kämpfen reiches Leben abgeschlossen. Denn unterm Sozialistengesetz wurde ihr Mann, al« sie im Berliner   Krankenhaus lag, au« Berlin   ausgewiesen. worauf er sich hierher nach Halle wandte und auf seinem Beruf als Tischler tälig war. Schlecht und recht kämpften sich Mann und Frau durcb, schließlich das Restaurant zum kühlen Brunnen, später den Händelpark bewirtschaftend, bis sie beide vor Jahren das Weiße Roß" übernahmen, das nun eine sichere gufluchlsstätte der Partei und Gewerkschakten wurde. Die Verstorbene war auch die erste mit. die an der Spitze der sich langsam entwickelnden Frauen- bewegung stand und vor etwa zrhn Jahren war sie die Letterin derselben. Infolge ibreS leidenden ZustandeS konnte sie allerdings die letzten Jahre nicht mehr aktiv tätig sein, aber die politischen Vorgänge verfolgte sie aufmerksam und teilte gern aus dem Schatze ihrer Erfahrungen mit. Die Halletche Arbeilenckast wird der ver- ftorbenen Geilossin wie ihrem Mau« ei» ehrendes Andenken be- wahren." poUzeilicbtS, Gerichtliches uftv. Wegen Polizeibeleidigung hatten sich am 17. d. M. bor dem Landgericht Altcnburg die Genossen LandtvgSabgeordneter K ä p p l e r und Redakteur D i k r e i t e r(von derAstb. Volks- zeitung") zu verantworten. ES handelt sich um einen Fall, der nlit dem neuen Vereinsgesetz zusammenhängt. Am 8. September sollte Genosse KäPPler in emer Mitgliederversammlung de« So- zialdrnwkratlschen Vereins Altenburg   über den bevorstehenden Nürnberger Parteitag einen Vortrag halten. Die«angekündigte Tagesordnung scheint das Interesse der Polizei in besonderem Maße erregt zu haben, denn was sie seit dem 15. Mai, dem Tage de-Z Inkrafttretens des Reichsvereinsgesetzes, nickt mehr getan wtte, das tat sie an diesem Tage zum ersten Male wieder. Sie schickte einen Schutzmann zur Uederwachung ab. Genosse Käppler erörtert« tn akademischer Weise die Möglichkeit, die Ueberwachung loszuwerden und führte dabei auö, daß man den Schutzmann am Aermel nehmen und hinausführen könne, weil er in der Ver- fammlung nichts verloren habe. Er sei bereit, das zu tun(so fügte er scherzend hinzu, und die ganze Versammlung stimmt« lachend bei), trenn sich»och ein paar handfeste Leute fänden, denn er allein fühle sich dem Schutzmann nicht gewachsen. Der Vor- schlag war scherzend gemeint und wurde auch von dem Schutzmann selber so aufgefaßt. Die zweite Möglichkeit, von der Ueberwachung befreit zu werden, so führte Käppler weiter au», fei die Ein« reichung einer Beschiverde, die aber keinen Erfolg haben würde, denn eine Krähe hacke der anderen nicht die Augen aus. Der dritte Weg fei, Anklage wegen Hausfriedensbruchs zu erheben gegen den Polizeideamten, der auf die Aufforderung, das Lokal zu verlassen, das nicht getan habe. Wegen derAufforderung(l), den Schutzmann am Aermel zu nehmen", wegen de» Vergleich» mit den Krähen und weil er gesagt haben sollte:«ine Beschwerde einzureichen habe den gleichen Wert, wie wenn man den Teufel bei seiner Groß- mutier verklagte(eine Aeußerung, die nicht Käppler. sondern ein «anderer Genosse gemacht hatte), wurde gegen Käppler Straf, antrag wegen Beleidigung der Polizei gestellt! Genosse Dtkretter hatte die polizeilichen UeberlvackungSgelüste in der..Volkszeitung" scharf gekennzeichnet, was zur Folge hatte, daß er mit dem Ge- nassen Käppler die Anklagebank zierte. Außerdem war Ditreiter noch derBeleidigung" des Stadtrates von Kahla   angeklagt, weil es in derVolkszeitung" geheißen hatte, man habe in Kahla  , als der Herzog von Altenburg   seinen Besuch ansagte, eine Woche lang Tag und Nacht die Straßen gefegt und so sei der Dreck, der sich jahrelang ungestört in den verschiedenen Winkeln habe anhäufen können, mit einem Male verschwunden. Der Staatsanwalt hielt«S für notwendig, daS Moerste Geschütz gegen den Genossen Dikreiter aufzufahren: er sprach von schweren Beleidigungen der Behörden, von fortgesetzten Anrempe- lungen. von Geschmacklosigkeiten und von Sudeleien, vor denen die Behörden geschützt twrden müssen, weshalb eine fühlbare Strafe sechs Wochen Gefängnis am Platze sei! Dikreiter erwiderte, daß, lvenn der Staatsanwalt ihm hier Vorlesungen über den guten Ton zu halten für nötig erachte, er eben selbst seinen Ton prüfe» möge: Er sei wegen harmloser, ge- ringfügiger formeller Beleidigungen angeklagt, aber nicht wegen Geschmacklosigkeiten»nd am letzten wegen Sudeleicni DaS Urteil lautete: Käppler wird zu SO M.. Dikreiter wegen Beleidigung in zwei Fällen zu 120 M. Geldstrafe verurteilt. Zu zwei Monaten Getäiisni» wurde Genosse Uhlig, Redakteur unseres Zittauer   ParteiblatteS. verurteilt, weil er bürgerliche Familien beleidigt haben soll.-- Soziales. Gewerbegericht. t Ei» gesetzwidrige» Kolonnenshsiem. Mit einem eigenartigen Kolonnenshstem bei der Firma Efrem, Maschinenfabrik, hatte sich am Donnerstag die Kammer V des Ge- wervcgerichts unter Vorsitz des MagistratöratS Dr. Wolbling zu beschäftigen. Drei bei der genannten Firma als Klempner be» schäftigte Arbeiter klagten Lohnforderungen ein. Die Firma be- schafligt unter anderem in der Regel fünf bis sechs Klempner, die sämtlich eine Kolonne bilden. Der Vorarbeiter P. soll der Führer dieser Kolonne sein. Mit diesem vereinbart auch die Firma die Löhne für sämtliche Akkordarbeiten. Wie die Vcrhtindluna ergab, erhält der Kolonnenführer P. einen Stundenlohn von 75 Pf. Die Arbeiter haben wiederholt über die niedrigen Akkordsätze bei der GesckzäftSlcitung Klage geführt, wurden aber von ihr immer an den P. verwiesen. P.. der sämtliche Klempnerarbeiten übernahm. hatte auch die Verteilung der Arbriten vorzunehmen. Dabei kam e» vor, daß wenn der größere Teil der Kolonne mit der Auü« sührung einer Arbeit beschäftigt wurde, während ein bis zwei Ar­beiter eine eiligere Arbeit ausführten; kam dann eine noch eiligere Arbeit dazwischen, so wurden die für diese benötigten Arbeiter aus der bei der eigentlichen Arbeit der Kolonne verbliebenen Anzahl der Arbeiter entnommen, während der zurückbleibende Teil an dem zuerst übernommenen Akkorde weiter arbeitete. Da nun fortgesetzt eilige Arbeiten eingingen, wurden die Arbeiter bald mit dieser, bald mit jener Arbeit beschäftigt und fortgesetzt schwankte auch die Zahl der mit der Ausführung einer bestimmten Arveit beauftragten Arbeiter. Wie der Vertreter der Beklagten geltend machte, ist dieses Verfahren auch durch den oft eintretenden Materialmangel bedingt. Durch diese Ardeitveinteilung wird aber dem einzelnen Arbeiter die Möglichkeit genommen, die vcn ihm gelieferten Arbeiten wöchentlich zu berechnen. Die Arbeiter verrechneten deshalb den mit ihnen vereinbarten Lohn von 05 Pf, pro Stunde als Abschlags- zahlung. Dem trat die Firma Anfang September mit einer Aenderung bezw. Ergänzung der Fabrikordnung entgegen: So wird unter anderem in ihr gesagt, daß für jede Arbeitsstunde, die für die angefangenen, jedoch mcht fertiggestellten Akkordarbeiten aufgewandt wiod. nur 50 Pf. als Abschlagszahlung verrechnet werden dürfen. Dadurch wurde eine weitere Schädigung der Ar- beitcr bewirkt, so daß nun ein Teil von ihnen da» Arbeitsverhältnis mit der Firma löste. Die Firma weigerte sich, die Forderungen, die die Arbeiter bei der Lösung des Arbeitsverhältnisses noch au sie hatten, zu erfüllen. So mußten die Arbeiter beim Gewerbe- gcricht gegen die Firma klagbar werden. Der Kläger D. hatte 53 Blechgcfäße angefertigt und forderte den dafür auSbcdungenen Akkordlohn von 83 32 M. Der Vertreter der Beklagten will die Forderung nicht anerkennen, weil der geforderte Betrag bereits an die Kolonne gezahlt worden ist. Was der alö Zeuge geladene Vorarbeiter P. zugibt, sich jedoch darauf nicht zu entsinnen oermag. ob D. den Betrag nun auch erhalten hat. Das Gewerbegericht oerurteilte die Firma, an D. abzüglich deS erhaltenen Vorschusses den Betrag vo» 17,50 M. zu zahlen. In der Begründung wurde ausgeführt, daß-das System, wie es im Betriebe der Beklagten zur Anwendung kommt, den Arbeitern überhaupt jede Möglichkeit nimmt, ihre Arbeiten zu berechnen. ES ist deshalb alö ein Verstoß gegen ß 115 der Gewerbeordnung zu betrachten, der die Be- rcchnung der Löhne vorscheeibt- Außerdem werden die Arbeiter dadurch dem Kolonnenführer schutzlos preisgegeben. Die Forde. rung des Klägers D. ist deshalb berechtigt. Er habe die Arbeit allem ausgeführt und somit stehe ihm auch der alleinige Anspruch auf den Lohn zu. Gegen die Forderung des Klägers Sp., ihm für 58 Stunden, die er an drei verschiedenen Akkordarbeiten auf- gewendet. 29 M., die übliche und ihn« nach der Fabrikordnung zu- stehende Abschlagszahlung, zu leisten, wendete der Vertreter der Beklagten   ein, daß Sp. die übertragenen AKordarbeiten nicht vollendet habe und die Firma darum andere Arbeiter mit der Vollendung der Arbeiten habe beschäftigen müssen. Nach dem Vertrag habe der Arbeiter vor Beendigung des Akkordes nicht kündigen dürfen. Das Gericht verwarf diese Einrede. Würde der Einwand berechtigt sein, so würde, so hieß es in de» Gründen. den Arbeitern dadurch, dag, obwohl die übertragenen Akkord« noch nicht fertiggestellt seien, fortgesetzt neue Arbeiten der Kolonne zu- geteilt werden, die Lösung des Arbeitsverhältnisse» überhaupt nicht möglich fein. Die Abrede enthält also einen ungültigen Verstoß gegen die Vorschrift gleicher Kündigungsfristen für beide Parteien. Die Beklagte sei deshalb zur Zahlung des vom Kläger geltend ge- machten Lohnanspruches verpflichtet. 2. Die Beleidigung durch de» Ehemann als Entlossungsgrund! Die Stepperin S. war in einer Damenhutfabrik beschäftigt, deren Inhaber ein Herr Ratz ist. Sie kündigte das Arbeit«. Verhältnis. Zehn Tage vor Ablauf der Kündigungsfrist wurde sie von der Direktrice Ncuburg entlassei,, Sie klagte nun beim Berliner  Gewerbegericht auf Zahlung einer LohnentschLdignng von 26,66 M. Der Beklagte wandte ein, die plötzliche Entlassung sei berechtigt, weil der Ehemann der Klägerin mit ihrem Wissen und Willen an die Direktrice einen sie sehr beleidigenden Brief ge- schrieben habe. In dem Pries beschwerte sich der Mann der Klägerin darüber, daß die Direktrice wohl ihren Unmut an sein« Frau auslassen wolle. Er verbitte sich das. ES folgen einig« Aeuherungen, die die Direktrice Neuburg   und ihr Chef als grobe Beleldigunacn der Direktrice ansehen. Die Klägerin erklärte, sie habe den Inhalt deS Brieses nicht gekannt. Allerdings hätte sie ihrem Manne geklagt, daß die Direktrice sie schlecht behandelt und geschimpft hätte. Seitdem sie gekündigt hatte, habe die Direktrice sie fortwähret» geschurigelt. S>e habe genau wie früher gearbeitet und habe daö der Direktrice gesagt, als diese von ihr mehr Arbeit verlangte. Darauf habe die Direktrice«in Schimpfwort gegen sie gebraucht und ihr den Mund verboten usw. Sie habe ihrem Manne alles erzählt, worauf dieser erklärte, er wolle mal schreiben, damit sie in Ruhe gelassen werde. Sie habe ihrem Manne noch gesagt: Schreibe aber keine Beleidigungen." Nachdem sie bereit» zur Arbeit gewesen sei, habe ihr Mann, der zu Hause blieb, den Brief geschrieben, und er habe ihn auch in ihrer Abwesenheit abgesandt.-- Der Mann, als Beistand zugegen, bestätigte dies und meinte, daß der Inhalt de» Briefe» nur fein Werk sei, wofür man seine Frau nicht verantwortlich machen könne. Der Brief ist der Klägerin vor ihrer Entlassung seitens der Direktrice mit den Worten vor- gehalteii. ob sie von dem Brief wisse, den ihr Mann geschrieben habe. Sie gibt zu. geantwortet Zu haben:Jawohl, ,ch weiß davon; denken Sie denn, ich habe meinem Manne nicht erzählt, wie Sie mich triezen!" Damit habe sie natürlich nur sagen wollen, daß sie von der Tatsache eines Briefe» ihres Mannes wisse. Die Direktrice beschwor folgendes: Die Klägerin sagte:Ja, ich weiß davon; denken Sie denn, ich lasse mich triezen i" Im Verlaufe des Gespräches hat die Klägerin, wie ich bestimmt versichern kann, unter anderem eine Aeußerung dahin getan, daß sie den Schritt ihre» Mannes billige. Den Wortlaut der Aeußerung kann ich nicht mehr angeben. Ich bestreite, daß ich zur Klägerindämliches Frauen» zimmer" gesagt habe. DaS Gericht unter dem Vorsitz des GewerberichtcrS Le Biseur wieS am Sonnabend die Klage mit folgender Begründung ab: Die Beweisaufnahme habe ergeben, daß die Klägerin sich mit dem Schreiben ihres Mannes ivenfiziert habe. Dadurch sei sie für den Inhalt mit verantwortlich geworden, auch wenn sie von dem Inhalt keine Kenntnis hatte. Und wenn er Beleidigungen enthalte, so habe sie die Beleidigungen sanktioniert. Daraus folge die Ab- Weisung der Klage, denn der Brief enthalte eine grobe Beleidigung der Stellvertreterin des Chefs, die nach§ 123 der Gewerbeordnung zur sofortigen Entlassung berechtige. * Dies Urteil verstößt klar gegen den Wortlaut des§ 123 der Gelverbeordnung. Nach 8 183 Ziffer 5 der Gewerbeordnung können Arbeiter ohne Einhaltung der Kündigungsfrist eutlaiscu werden, wenn sie fich grober Beleidigungen gegen den Arbeitgeber oder feine Vertreter zuschulden kommen lassen. Abgesehen davon. daß die angeblich beleidigte Direktrice bei Empfang des Briefes nicht als Vertreter des Arbeitgebers anzusprechen ist, ist cS durch keine gesetzliche Vorschrift gerechtfertigt, einen Arbeiter für Beleidigungen, die seine Frau, oder eine Arbeiterin für Beleidi- gungen, die ihr Mann verübt hat, verantwortlich zu machen. EL ist, zumal eine Berufung gesetzlich unmöglich ist, recht bedauerlich. daß das Berliner   Gewerbcgericht ein so total ungcreckffcS Urteil hat fällen können._ Delirium tremens al« Unfallfolge. H. verunglückte am 14. Februar 1907 dadurch, daß et beim Aufsteigen auf einen mit Brettern bcladenen Wagen abrutschte und aufschlug. ES entstand eine Verletzung der linken Schulter und des Hinterkopfes. Der Tot trat infolgeHerzschwäche" ein. Die Witwe machte ihren Anspruch aus Hinterbliebenenrente geltend. Die Verufsoeiiofienschaft wieS diesen zurück und sühne aus:H. war Gewohnheitstrinker gewesen. Am 24. Februar 1S07 machten sich Anzeichen von Delirium tremens(Säuferwahnsinn) geltend. Die Herzschwäche sei eine Folge des Delirium tremens."