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|t. 2. 26. Iahrgimg. m 3. KrilGt Ks Jutiüärlo" Kerlim Jlollislilatt. Ssnntag, 3. Januar 1909. Partei- �ngelegenkeiten. Karlshorst . Die Generalversammwng tes WcihIvereinZ findet am Mittwoch, den 6. Januar, pünktlich 8>/, Uhr abends, bei Fr. Bartels im.Fürstenbad" statt. Die Tagesordnung lautet: 1. Bericht des Vorstandes. 2. Wahl des Vorstandes. 3. Vereins- angelegenheiten. Die wichtige Tagesordnung erfordert vollzähliges und pünktliches Erscheinen der Mitglieder. Steglitz . Mittwoch, den 6. Januar, abend? S'/s Uhr: General­versammlung des Wahlvereiiis. Tagesordnung: t. Bericht der Funktionäre. 2. Neuwahl derselben. 3. Vereinsangelegenheiten. Zutritt nur gegen Vorzeigung des Mitgliedsbuches. Wilhelmsruh-Nieder-Schönhausen(West). Dienstag, 5. Januar, abends 8 Uhr findet die Mitgliederversammlung des Wahlvereins im Lokal von Barth, Viktoriastrahe 7 statt. Die Parteigenossen werden ersucht, wegen der bevorstehenden Generalversammlung ihre Mitgliedsbücher, sowie die Bibliothekbücher, welche länger als sechs Wochen in ihrem Besitz find, zu ordnen. Der Vorstand. ßcrlincr[Vacbncbtcn. Silvesternacht. Der Silvesterrummel scheint mit jedem Jahre von seinem ehemaligen wildbewegten Charakter zu verlieren. Schon in den letzten Jahren konnte man feststellen, daß das Treiben an der Jahreswende in immer mätzigere Formen überging und manchen charakteristischen, wenn auch nicht immer schönen und empfehlenswerten Zug einbützte. Die letzte Neujahrsfeier verlief denn auch verhältnismätzig ruhig und friedlich, so datz die umfangreichen Vorkehrungen der Berliner Polizei Saum in Anwendung gelangten. Zwar war wie in früheren Jahren der Engpatz der Friedrichstratze zwischen der Behrenstvatze und den Linden gesperrt, und ein vielköpfiges Schutzmanns- aufgebot regelte den Verkehr, der sich übrigens ziemlich glatt vollzog. Aber Unter den Linden , abseits, standen Gruppen von Ordnungswächtern, die selbst in dem kritischen Moment des UebergangeS vom alten ins neue Jahr nicht in Aktton zu treten brauchten. Immerhin war es ew buntbewegtes WeltstadLbild, das sich hier in den Mitternachtsstunden dem Beobachter bot. Be> sonders für Fremde schien das einen besonderen Reiz zu haben, sie ließen sich denn auch die günsttge Gelegenhett, die Berliner von dieser Seite kennen zu lernen, nicht entgehen. Allenthalben tauchten in der Menge Ausländer auf: sicherlich waren alle Kultur- und Halbkulturnationen vertreten, die dem endlosen Menschenstrome durch ihr AeutzereS ein eigenartiges Gepräge verliehen. Manche der bekannten Cafös hatten auch in diesem Jahre ihre Pforten sehr frühzeittg geschlossen und aus die Einnahme verzichtet. Der spontane Jubel der Menge, der im vorigen Jahre beim Schlag der zwölften Stunde orkanartig durch die näcktlichen Straßen brauste, erhob sich diesmal Unter den Linden kaum über das gewöhnliche Stimmengewirr, das bei jeder größeren Volksansammlung laut wird. Nennenswerter Unfug war. soweit wir beobachten konnten, kaum zu bemerken. Lebhaslen Univillen erregte es aber, als ein berittener Schutz- mann einen flaumdäriigen Jüngling, der weiter nichts ver- brachen hatte, als daß er farbige Papierbänder über die Menge warf, beim Kragen packte und ihn an einen Kollegen zu Fuß weiter gab. Die Sache war so harmlos, datz man daraus wirklich keine Polizeiaktton zu machen brauchte, zumal die Bewohner der umliegenden Häuser unbehelligt und aus- reichend diesem Vergnügen huldigen konnten. Uebrigens kann man bei derartigen Gelegenheiten gut beobachten, wie unbeliebt im allgemeinen die Berliner Polizei beim Publikum fast unterschiedslos ist. Die Nervosität, das ausgercgte Hill- und Herlaufen. der nur zu oft noch unverfälschte' Kascrnenton reizt besonders bei solchen Anlässen zu spitzen Gegenbemerkungen beim Publikum. wenn auch gesagt werden mutz, datz einzelne Schutz- leute sich durchaus von der gemütlichen Seite zeigten. DieWichStöppe" waren äußerst selten vertteten und wurden wohl nur von Fremden getragen, die mit den Ge- fahren, denen diese eigenartig? Kopfbedeckung ausgesetzt ist, meist nicht vertraut sind. Ein junger Fant, der einen ver- beulten älteren Droschkenkutscherhut, sogenanntenMilchtopp" trug und damit schmunzelnd durch die Menge wandelte, er- regte große Heiterkeit, aber den Gefallen, daraufzudreschen. tat dem Schalk keiner. Großer Andrang herrschte in den EafsS und Restaurants, die vor dem anstürmenden Massenbesuch oft die Pforten schließen mutzten. Viele hatten überhaupt ihre Lokalitäten schon vorher vergeben und gewährten nur gegen Eintritts- karten Einlaß. Vor denWinzerstuben" in der Potsdamer Straße k>,m es zu einem Konflikt zwischen einem Schutzmann. der den Portier gegen den Andrang des Publikums untersetzen mutzte, und einigen Personen, die in einer krakeeljüchttge» Puuschstiminung absolut daS letzte Wort haben wollten. Ein- zelne Inhaber von CafsS glaubten die Gelegenheit wahr- nehme» und den Gästen horrende, außergewöhnliche Preise anrechnen zu können. Trotzallem war in den meisten Lokalen kein Tisch frei und selbst Privaträume wurden vielfach den Gästen eingeräumt. An den Tischen vergnügten sich kleine Gesellschaften von Männlein und Weiblein und die Witze, die da geprägt wurden, waren nicht immer salonreis. Was an Punsch und sonstigen Getränken vertilgt wurde, geht bestimmt auf keine Kuhhaut und die Wirkung machte sich allenthalben geltend._ Schundlektüre und ihre Bekämpfung. Vor kurzem wurde in München ein Mann namens Ganter oerhaftet, der auf betrügerische Weise einen wertlosen Roman ins Publikriim zu bringen versuchte, dadurch, daß er etwa 400 030 Hand- schrislliche Briefe versenden ließ, die den Empfängern vorspiegelten. sie seien in dem Roman angegriffen worden. DaS läppische Mach- werk, von dem bereits einige Hunderttausend gedruckt waren, sollte pro Exemplar 7,33 Mk. kosten. Es war also ein Millionenbetrug beabsichtigt. Vielleicht wäre er gelungen, wenn der Betrüger es weniger plump angefangen hätte. Die Entrüstung war allgemein. Die Presse brachte spaltenlange Artikel. Der ungeschickte Macher des Ganzen wird für seine Niedertracht büßen müssen. soweit ist alles in Ordnung. Aber andere laufen frei herum, die auf diesem Gebiete noch viel größeres Unheil anrichten. Leute, die strafrechtlich nicht zu fasten sind, weil sie es schlauer ansangen. Leute, denen eS gar nicht einfällt, sich in solche Betriebsunkosten zu stürzen wie Ganter, und die dennoch einen Millionenbetrug am Volke verüben. Am Volke. Ganler hatte.mehr die wohlhabenden Schichten im Auge. Der Mittellose oder in seinen Mitteln Beschränkte zahlt so leicht keine 7,53 Mk. auf ein Brett bei solcher Gelegenheit. Aber Hundert- taufende gibt es, die lassen sich dasselbe und noch mehr groschenweise aus der Tasche ziehen. Für nichts. Für Schlimmeres als nichts. Für den erbärmlichsten, albernsten Schund, den meist arme, halbverhungerte Schreibsklavcn ausgeheckt, den millionenreiche Verleger unters Volks geworfen haben. Der Dürerbund hat kürzlich einige Zahlen veröffentlicht. Erschreckende Zahlen I Man denke: im Deutschen Reiche sind es nicht weniger als 8333 Buchhandlungen, die sich ganz oder Vorzugs- weise mit dem Kolportagevertrieb von Schundromanen oder anderen Erzeugnisten der sogenannten Hintertreppenliteratur beschäftigen! Im Dienste dieser edlen Achttausend stehen 33 333(dreitzigtausend) Kolporteur«, die um des lieben Brotes willen von Haus zu Haus, von Ort zu Ort ziehen und den Schund an den Mann oder an die Frau bringen. Der Bibliothekar Dr. Ernst Schultze hat aus- gerechnet, daß in Deutschland alljährlich fünfzig Millionen Mark für die schauderhaften Produkte der Schundromanverleger ausgegeben werden. Und er meint, daß er die Summe eher zu niedrig als zu hoch taxiert habe. Ein einziger jener Geschäfts- leute, der außer solchen Blechromanen auchägyptische" Traum- Geister- und Gespcnsterbücher vertreibt, gibt seinen Jahresumsatz auf 25 Millionen Kolportagehefte an! Die geistige Brunnenvergiftung engroS blüht und gedeiht also in prächtigstem Flor unter den Augen der Be- Hörden und all jener, die sich sonst gern als Vormünder des Volkes betrachten. Mancher von ihnen mag in dieser systematischen Gehirnvcrkleisterung vielleicht sogar etwas sehen. daS demStaats. wohl" förderlich ist. Aber wer auch ernstlich dagegen anwolltc, ist gebunden; denn eS gibt keine gesetzlichen Bestimmungen, die den Seclenmord bestrafen.Glücklicherweise" muß man, wie die Dinge heute liegen, sagen. Denn im anderen Falle könnten wir Anwen- düngen der betreffenden Bestimmungen erleben, daß uns die Haare zu Berge steigen würden. Also: wir rufen nicht nach Staatsanwalt und Polizei. Wir predigen den Schundverlegern auch kein« Ethik. Der Kapitalismus kümmert sich nie und nirgends um das Heil der Seele. Für ihn ist der Profit maßgebend. Und nur der Profit. Wir a p p e I- lierenandengesundenMenschenverstandunserer Parteigenossen und-genossinnen. Wir sagen ihnen: achtet auf daS schleichende Gift, daS man schon euren Kindern in die Seelen zu träufeln versucht. Betrachtet die Unterhaltungs- lektüre nicht als etwas Nebensächliches, bei dem esnicht so genau darauf ankommt". Es kommt sehr genau, es kommt viel darauf an. was man liest, ob es nun zur Belehrung, ob es zur Unter« Haltung geschieht. Di« Schundliteratur verunkrautet den Boden, auf dem eine klare, gesunde und feste Weltanschauung erwachsen soll. Sie nährt die schlechten Instinkte auf Kosten der besseren. Sie verdirbt das Gemüt und drängt die Charakteranlagen häufig in eine ganz falsche Richtung. In jedem Fall wirkt sie nachteilig auf den guten Geschmack. Wer die Phantasie stets mit schlechten Bildern belebte, wird unfähig, daS Gute zu genießen; denn alles, was schlecht ist, stumpft die Sinne ab. Von da bis zur Ver- dummung und Verblödung ist nur ein Schritt. Und wir brauchen nicht zu sagen, wem die Indifferenz und mangelnde Urteilskraft zugute kommt. Man hat der deutschen Arbeiterbewegung zuweilen ihren Materialismus" vorgeworfen. Aber nie noch hat sie diesen Materialismus so verstanden, daß darüber die rein geistigen Jnter- essen vernachlässigt werden dürften. Die Sozialdemokratie wäre keine Kulturpartei, dächte sie g e r i n g von der Pflege des geistigen Lebens, von der Gesundheit des Gemüts und seiner Nahrung. In Wahrheit gibt eS keine Partei, die so wie die Sozial- demokratie und die freien Gewerkschaften von sich sagen kann: wir arbeiten jeder Verblödung entgegen. Also auch der Kon» sumtion schlechter Unterhaltungsicktüre. Die wenigen bürgerlichen Idealisten, die mit anerkennenswertem Eifer in derselben Rich- rung tätig sind, klagen vielfach darüber, daß sie an daSeigent­liche Volk' so schwer herankönnten; es fehlen ihnen die vermitteln- den Organe, besonders die Kolporteure. Die Sozialdemokratie braucht, soweit ihre eigenen Angehörigen in Frage kommen, in ideeller Hinsicht kein« Vermittelung. ES ist ganz selbstverständlich, daß die Presse der Partei und der freien Gewerkschaften selbst diese Aufgabe besorgt; daß sie auch hier nachholt, was Schul« und Staat am Volke versäumt haben und versäumen. Ja, die viel- geschmähtenegative" Politik der Arbeiterpartei weist sich wie in so vielen Dingen auch in dieser Hinsicht als höchst positiv und er- folgreich aus. Wir erinnern nur an die Tätigkeit des BildungS- auSschusseS, an die WeihnachtSausstellungen guter Bücher, die von Jahr zu Jahr an Zahl und Ausdehnung zunohmen und allmählich Wegweiser für Tausende geworden sind. AlS speziell« Waffe gegen die Schundliteratur, die in gelben, grünen und roten Heften von Haus zu Haus vertrieben wird, hat sich die Partei ein Organ geschaffen, das den Feinden auf ihrem eigenen Felde entgegentritt und mit steigendem Erfolge dabei ist, die Unholde zu verdrängen und die Wohnungen der Arbeiter und A, Leiterinnen von dem giftigen Unrat zu reinigen, der aus den trüben Quellen der Schundromanverleger fließt und andauernd Stadt und Land überschwemmt. Im Berlage der Buchhand- lung Vorwärts, Berlin , erscheint seit nunmehr zwölf Jahren die Romanbibliothek für das arbeitende Volk:J n Freien Stunden", von der Partei zu dem ausgesprochenen Zweck begründet, der Schmutzliteratur daß Wasser abzugraben. Sie tut eS, indem sie den Arbeitern und Arbeiterinnen für weniger Geld messr und besseres bietet, als irgendein Schundroman- Verleger. Sie vermittelt ihren Lesern gute und fesselnde Lektüre aus den Literaturen aller Länder. Der leitende Roman wird stets von Künstlerhand illustriert.In Freien Stunden" pflegt sowohl daS ernste wie humoristische Genre und ist bemüht, den Lesern stete Ablvechsefting zu bieten. Das wöchentlich erscheinende, 24 Seiten starke Heft enthält neben den laufenden größeren Erzählungen kleinere Aufsätze und Notizen aus allen Wissensgebieten smvie Anekdoten und Scherze. Der eben beginnende t3. Jahrgang von In Freien Stunden" bringt zunächstKe n i l w o r t h", einen der besten und spannendsten Romane Walter Scotts, der die heim. liche Ehe des Grafen Leicester behandelt. An zweiter Stell« steht die ergreifende Erzählung einer russischen Frau:D i« K u m m e r- j a h r e" von S A. Sawinkowa, eine zu Herzen gehende Schilderung aus der russischen Revolution. Niemand also ist gezwungen, zu den blöden Produkten der Schunbromanverleger zu greifen. Im ureigensten Interesse jedes Arbeiter?, jeder Arbeiterin liegt es, ihr UnterhaltungSbedürfniS dort zu befriedigen, wo ihnen daS Gute für ein geringes Entgelt geboten wird. Und so sei denn jeder einzelne auch auf diesem Gebiete«in Kämpfer und ein Förderer des Kulturforttschritts zum eigenen Vorteil und zum Segen der deutschen Arbeiter- betvcgungl._ Der PolizeiprSflden« von Berlin erläßt folgende Bekannt- machung: l. Ausnahmen von der Borschrist deS§ 139c der Gewerbe­ordnung über Mindcstruhezcit und Mittagspause der Angestellten für das Jahr 1S0S. Auf Grund deS§ 139 d Ziffer 3 der Gewerbeordnung sowie unter Bezugnahme der landeSpolizeilichen Anordnung vom 13. Ol- tober 1333, betreffend den Achtuhr- Ladenschluß, setze ich hierdurch für den OrtSbczirt Berlin die Bestimmungen des§ 133 o der Ge- werbeordnung über die den Gehilsen, Lehrlingen und Arbeitern in offenen Verkaufsstellen und den dazu gehörigen Schreibstuben(Kon- toren) und Lagerräumen zu gewährende Mindestruhezeit und Mittags» pause für folgende Tage des Jahres 1333 außer Anwendung: 1. Bei den Blumenhandlungen für den 6., 13., 23., 27. Fe« bruar, 3.. 13.. 23., 27. März. 13. April, 13., 23., 27. November, 4.» 11., 18. und 31. Dezember 1333. 2. Bei den Spielwarenhandlungen für den 33. November, 1. bis 4., 6. bis 11., 13. bis 18. und 23. bis 23. Dezember 1933. 3. Bei den Buchhandlungen für den 7. bis 11., 13. bis 18. und 23. bis 23. Dezember 1333. 4. Bei allen übrigen offenen Verkaufsstellen filr den 3. und 13. April. 19. und 29. Mai. 20. November, 14. bis 18.. 23. bis 23. und 31. Dezember 1939. II. Ausnahmetage mit Zchnuhr-Ladenschlnß für 1939. Die auf Grund des§ 139e Absay 2 Ziffer 2 der Gewerbe­ordnung für den. Ortspolizeibezirk Berlin erlassene Bekanntmachung vom 14. Januar 1335, betreffend die ständsgen AuSnahmetage mit Zehnuhr-Ladenschluß, wird mit Rücksicht auf die bei I. oben er- wähnte landespolizeiliche Anordnung über den Achtuhr-Ladenschluß dahin abgeändert, daß 1. die Worte:soweit für sie nicht bezüglich deS Ladenschlusses eine besondere Anordnung auf Grund des§ 139 f Absatz 1 und 2 der Gewerbeordnung getroffen ist(Achtuhr-Ladenschlntzj", in Fott- fall kommen; 2. für daS Jahr 1333 unter I-iti. d an die Stelle de? 33. Dezembers der 31. Dezember tritt. Demgemäß dürfen im Ortspolizeibezirk Berlin alle offenen Ver» kaufsstellen(einschließlich der oben zu I. 13 genannten Geschäfte) im Jahre 1333 an den unter I Nr. 4 genannten Tagen für den ge- schäftlichen Verkehr bis 13 Uhr abends geöffnet sein. Verlegung von Straßenbahnlinien. Die Südliche Berliner Vorortbahn ist wegen AusbesserungSarbeiten an der Monumenten- brücke genötigt, die Wagen ihrer Linien II Nixdorf Schöneberg und V Rixdorf Steglitz vom Sonntag, den 3. Januar an bis auf weiteres auf dem Wege der Linie l Südring über die Katz- dach-, Dreibund- und Kolonnenstratze zu leiten. Bor einem Schlafstellenschwindlcr sei gewarnt, der kleine, auf Vermieten angewiesene Leute brandschatzt. Am 28. Dezember kam ein Herr zu einer Frau S. in der Brunncnsttaße 123 und mietete ein möbliertes Zimmer. Er nannte sich Walter Wolf und gab an, Postassistent zu sein. Er käme von außerhalb, seine Sachen, die noch auf dem Bahnhof seien, würden am anderen Tage eintreffen. Der HerrPostassistent" trat sehr sicher auf, blieb am ersten Tage zu Hause, weil er erst am 1. Januar an- zutreten brauchte. Am zweiten Tage ersuchte er Frau S. um etwas Kleingeld, weil er nicht erst einen Hundertmarkschein wechseln wollte, er brauche 15 M., um seine unterstehenden Sachen ein- zulösen. Mit diesen 15 M. verschwand der saubere Patron auf Nimmerwiedersehen. Der Schwindler ist 1,85 1,93 Meter groß, trägt einen gutgepflegten Schnurrbart und tritt elegant auf. Zum Andenken an seine 25jShrige Tätigkeit als Stadtverord­neter überbrachte gestern eine Deputation der Berliner Stadtver- ordnetenversammlung, bestehend aus den Herren Vorsteher Michelet , dem Stellvertreter Herrn Justizrat Cassel sowie den Herren Bracke, Gericke und Liebenow dem Genossen Singer eine künstle- risch ausgestattete Adresse, die folgenden Wortlaut hat: Herrn Panl Singer zur Erinnerung an seine 25jährige Tättgkeit als Stadt­verordneter von Berlin . Hochgeehrter Herr Kollege! An dem heutigen Tage blicken Sie auf eine ununterbrochene 25jähnge Tätigkeit als Stadtverordneter unserer Stadt Berlin zurück. Wälhvend dieser ganzen Zett haben Sie, sobald Sie in die Reihe der gewählten gesetzlichen Vertreter unserer Bürgerschaft getreten sind, sich Ihrem Amte in treuester, eifriger und mühe­voller Pflichterfüllung hingegeben. Sie sind nicht nur stets in unserer Versammlung öffentlich für das. was nach Ihrer Ueberzeugung das Wohl der Stadt und unserer Mitbürger verlangt, in eindrucksvoller Rede eingetreten, Sie haben auch einer höchst wirksamen und aufopferungsvollen, auf Ihre reichen Kenntnisse gestützten Tätigkeit in vielen städtischen Deputationen und Ausschüssen unserer Versammlung jederzeit sich hingegeben. Und wenn auch Ihre Ansichten und Vorschläge bei der Ver- schiedenheit der Richtungen häufig bei vielen Mitgliedern unserer Versammlung eine sachliche Zustimmung nicht erfahren konnten, so ist Ihre auf fester Ueberzeugung gegründete, eindringliche Mühewaltung, Ihr mit warmer Herzenswärme, Gewissenhäftig- keit und Selbstlosigkeit stets bezeigtes Eintreten für das Wohl unserer Stadt Berlin und die Rechte ihrer Selbstverwaltung von uns allen immer anerkannt worden. Wir bringen Ihnen somit zum heutigen Tage die herz- lichsten Glückwünsche entgegen, sprechen Ihnen für Ihre der Stadt Berlin treu geleisteten Dienste unseren besten Dank aus und geben uns der Hoffnung hin, daß Ihnen, der Sie bei allen Gegensätzen uns stets ein freundlicher Kollege waren, noch recht lange Zeit des Wirkens, in Kraft und Gesundheit, beschieden sein möge. Berlin , den 2. Januar 1309. Stadtverordnete zu Berlin . (gez.) Michelet . Mgesehen von den Höflichkeitsworten enthält die Adresse die offizielle Anerkennung der höchst wirksamen Tätigkeit deS Genossen Singer als sozialdemokratischer Stadtverordneter und damit der positiven Arbeit sozialdemokratischer Vertreter in der Kommune. Eine neue schwarze Liste nicht empfehlenswerter Mieter ist, wieDas Grundeigentum" mitteilt, soeben erschienen. Sie ent- hält, nachdem dieSchutzeinrichtung" jetzt ein volles Jahrzehnt be- steht, nicht weniger als 5312 Namen gegen 3791 im Jahre 1334. Ein besondererSchlüssel" ermöglicht es, aus den dem Namen beigcftigten Buchstabenbezeichiiungen die näheren Gründe zu er- kennen, wegen deren der Name Aufnahme in der Liste gefunden hat. Nach derVossischen Zeitung", dem Leiborgan der Grund- eigcntümer, wird es in Hausbesitzcrkreiscn bemängelt, daß diese Generalschutzliste nicht jährlich, besser noch halbjährlich erscheint; auch müßte sie jedem Berliner Hausbesitzer, selbst denjenigen, die keinem Grundbesitzerverein angehören, kostenlos zugestellt werden. Wirbemängeln" etwas anderes, nämlich die kolossale Steigerung um rund 2333 Familien, die angeblich nickst empfehlenswert sind, im Zeitraum von nur vier Jahren. Das bestärkt von neuem den alten Verdacht, datz die Veranstalter der Schutzeinrichtung über den Begriffnicht empfehlenswert" ihre eigenen Ansichten haben, die von der Allgemeinheit selbst unter der Anerkennung, daß gegen böswillige Zahlungsverweigerer ein gewisser Schutz berechtigt sein mag, nicht geteilt werden können. Bisher ist es leider noch nicht gelungen, von feiten der Mieterkreise solche Schutzliste auf die Be- rechtigung ihrer Eintragungen hin zu prüfen. Man geht aber nach allem, was darüber laut wird, nicht fehl in der Annahme, daß in der Liste mancher Name enthalten ist, der nicht hineingehört. Das trifft wohl insbesondere vielfach aus diezahlungsunfähigen" Mieter zu. Die ehrlichsten, anständigsten Mieter können heute sehr leicht in die Lage kommen, daß sie längere Zeit nicht imstande sind, die Miete zu bezahlen. Das berechtigt aber noch lange nicht, solche Mieter weitesten Kreisen alsnicht empfehlenswert" zu bezeichnen. Hunderte, die vor Jahren sich in einer Notlage be- fanden und lediglich deshalb die Miete nicht zahlten, stehen noch heute in der schwarzen Liste. Es stehen übrigens aus früheren schlechten Fahren auch recht viele in der Liste, die von ihren jetzigen Hauswirten als pünktliche Mietszahler geschätzt werden.