neue Paekel unier dem Kamen„Demokratische Bereinigung" ge-gründet hat, hielt am zweiten Feiertag im„Vereinshause'(Wilhelmstratze IIS) den ersten Telegiertentag ab. Wie der Vor-sitzende Dr. Breitscheid(Berlin) mitteilte, zählt die Vereintgung 45 Vereine mit insgesamt 5060 Mitgliedern. Von den 4öVereinen sind 44 Vereine durch Delegierte bezw. Delegiertinnenvertreten. Man bemerkte den aus dem jüngst stattgefundenenMarineprozetz bekannten Kapitän zur See a. D. Berger alsDelegierter von Aachen, den früheren Oberst Gädke alsVertreter von Steglitz und Karl Wiesenthal alsVertreter von Berlin VI. Nachdem Schriftsteller Dr. Breit-scheid(Berlin), Dr. med. Pohlschröder(Köln) und Rechts-anmalt Hesse(Dessau) mit gleichen Rechten zu Vorsitzenden gewählt worden waren, wurde der Antrag von Frankfurt a. M.,Diskussionsredner von Partei wegen auszubilden, um das politischeInteresse zu wecken, von Dr. Westphal(Frankfurt a. M.) mit demBemerken befürwortet: In Amerika habe ein achtzehnjährigesMädchen zehnmal soviel politisches Verständnis als in Deutschlandein dreißigjähriger Mann. Der Antrag wurde dem Zentral-ausschuß zur Berücksichtigung überwiesen.— Berlin VI halte beantragt: Die„Demokratische Vereinigung" führt den Namen„Demokratische Partei Deutschlands". Dr. Breitscheid ersuchte, denAntrag abzulehnen. ES sei aller Grund vorhanden, nicht mit der„Süddeutschen V o l k S p a r t e i", die unter dem Namen„Demokratische Partei" im Volke bekannt sei, verwechselt zu werden.Der schönste Name könne eine schlechte Politik nicht decken. Er seinicht grundsätzlich gegen eine Korporation mit der Süd-deutschen Volkspartei. So lange aber die Herren v. Payer undStorz in der Süddeutschen VolkSpartci noch das große Wortführten, könne von der beantragten Korporation keine Rede sein.(Lebhafter Beifall).— ES wurde schließlich beschlossen, über denAntrag zur Tagesordnung überzugehen.— Alsdann sprach Dr.Barth(Berlin), mit stürmischem Beifall empfangen, über dieAufgaben der Demokratischen Bereinigung.Die Bildung der Demokratischen Vereinigung ist nicht ein Akt derWillkür, sondern ein Akt politischer Notwendigkeit gewesen. ESist unfaßbar, daß liberale Männer glauben konnten, eine Ver-dindung mit den Konservativen, mit den agäarischen Junkernkönnte dem Liberalismus irgendwelchen Vorteil bringen. ImGegenteil, es lag für jeden Sehenden klar, daß durch den Blockder Liberalismus lediglich die Geschäfte der Konser-v a t i v e n besorgt und die Macht der agrarischenJunker nur gestärkt wird. Das war von vornherein umso klarer, da der Dritte im Bunde, der Reichskanzler, der eigent-liche Vater des Blocks, niemals ein Hehl daraus gemacht hat, daß erder getreueste Verbündete der preußisckien Junker ist. Diese Block«folitik, die zur Preisgabe aller liberalen Grund-ätze geführt hat, wird den liberalen Parteien noch schaden,wenn der Block längst tot sein wird.®ian wird den Blockliberalenmit vollem Recht vorhalten: Ihr habt in der ernstesten Zeit dieliberalen Grundsätze preisgegeben und Euch mit den reaktionärenagrarischen Junkern verbunden. Aber auch jetzt noch, nachdem derBlock in allen Fugen kracht, nackHem die Blockliberalcn eingesehenhaben müßten, daß sie nur die Geschäfte der agrarischen Junkerbesorgen und ihre Macht stärken, machen die Liberalen auch nichtden gering st en Versuch, um irgend einen Vorteilfür den Liberalismus herauszuschlagen. Nein, dieBlockliberalen zappeln gewissermaßen darauf, an der Weiter-führung der Reichsfhianzrcform, die 1906 von den Konservativen,dem Zentrum und den Nationalliberalen begonnen wurde, mit-zuarbeiten. Die Blockliberalen lassen jede Gelegenheit vorüber.gehen, um auch nur die geringste liberale Forderung durchzusetzen.Die Blockliberalen glauben schon etwas für den L i b e r a l i s m u Szu tun, tvenn sie die Nachlaßsteuer durchsetzen. Sie habennicht einmal den Versuch gemacht, das allgemeine Wahlrecht fürPreußen durchzusehen. Sie können mit vollem Recht sagen:Wir sind die grtreuestrn Fridolins.(Beifall und Heiterkeit.) Professor Quid de sagt: Man muß sichschämen, dem Blockliberalismus anzugehören. Unser FreundNaumann schrieb bekanntlich im„Berliner Tageblatt": Der Blockist tot, nun empfiehlt sich ein neuer Block von Bebel bis Basser-mann. Dieser Vorschlag hat jedoch nirgends Anklang gefunden.Die Blockliberalen warten nur auf eine Parole BülowS, um inden Block wieder einschwenken zu können. Sie vergessen, daß derKampf für die bürgerliche Freiheit nicht geführt werden kann mit,sondern gegen die Reaktion. Ein Kampf für VolkSrechtemit den Konsexvativen i st einfach lächerlich. Wirwollen es uns nicht verhehlen: Der Block ist nichts weiterals ein neuer Reichsverein zur Bekämpfung derDemokratie und Sozialdemokratie.(Lebhafte Zustimmung.) Wir wollen deshalb die Konsequenzen ziehen und durchunser Auftreten den Beweis liefern, daß in Deutschland noch einebürgerliche Partei existiert, die gewillt ist. den Kampf für die Frei-heit des deutschen Volkes mit aller Gntschtedenhett zu sichren.(Lebhafter Betfall.) Wir betrachten es als unsere Hauptaufgabe, diebürgerliche Rechtsgleichheit tmrckjzusetzen. Unser ganzes Staats-leben ist angefüllt mit Privilegien und Bevorzugungen aller Art.Wir verlangen Aufhebung aller Privilegien und Bevorzugungen,wir verlangen auch volle Gleichberechtigung de? weiblichen Ge-schlechts. Wir wollen für volle staatsbürgerliche Rechtsgleichheitden Kampf mit voller Energie und unerbittlich führen und nichteher ruhen, bis wir unser Ziel voll erreicht haben.(StürmischerBeifall.) Wir verlangen außerdem eine parlamentarische Regierungund zur Schlichtung internationaler Streitigkeiten die Einsetzungvon Schiedsgerichten. Deshalb verlangen wir eine Verständigungzwischen den Nationen zwecks Einstellung der Rüstungen zu Wiisserund zu Land».(Beifall.) Wir wollen das Koalitionsrecht sowiedie persönliche und die Gedankenfreiheit auch der Bemnten schützenund wollen es verhindern, daß das Koalitionsrecht und die politischeBetätigung nicht von dem Ermessen des GeheimratS Uthcmann ab«hängig gemacht wird. Wir wollen mit einem Wort eine wahrhafteKulturpolitik treiben. Das ist Patriotismus und national. DerRedner faßte schließlich sein« Ausführungen in folgendeErklärungzusammen:„Das Ziel aller Bestrebungen der DemokratischenVereinigung ist die konsequente Demokratisierung der öffentlichenEinrichtungen in Reich, Staat und Gemeinde. Diese Demokratisie-xnng erfordert vor allem die Durchführung des Prinzips dervollsten staatsbürgerlichen Rechtsgleichheit gegenüber dem Systemder Bevorzugung, wie es allenthalben in Deutschland, besondersin Preußen, in Uebung ist, und in dem elendesten aller Wahl-sqsteme seinen reaktionärsten Auedruck gefunden hat; serner gegen-über den Ausflüssen des persönlichen Regiments die Durchführungeiner Regierung, bei der der Volkswille in letzter Linie entscheidendist(parlamentarische Regierung sowie die Verwirklichung derGrundsätze einer aufrichtigen Selbstverwaltung). Im Verkehr mitanderen Völkern verfolgt die Demokratische Vereinigung das Zielder Regelung aller entstehenden Differenzen auf schiedSrichter-lichem Wegs und die internationale Verständigung über das Maßder Rüstungen zu Wasser und zu Lande. In allen sozialen Fragenvertritt die Demokratische Vereinigung den Schutz der Persönlich,keit gegenüber allen Vergewaltigungen der politischen und Wirt-schaftlichen Machthaber. Keines dieser demokratischen Ziele wirdsich ohne rücksichtslosen Kampf gegen die Träger und Nutznießerunseres Privilegienstaates, Junker, Agrarier, Konservative, Schlot-und Grubenbarone erreichen lassen, und nur im Zusammenwirkenmit den breiten Massen der Arbeiter, insbesondere auch mit derin der Sozialdemokratie organisierten Arbeiterschaft. Deshalbkein Block und keine Verständigung mit irgendeiner reaktionärenPartei, sondern rücksichtsloser und unablässiger Kamps gegen allepolitischen Träger und Begünstiger einer agrarffchen sowieindustriellen Feudalherrschaft."In derDiskussionwurde mehrfach auch von Karl Wiesenthal bemerkt: Es dürftekaum gelingen, einen überzeugten Sozialdemokraten in das Lagerder Demokratischen Vereinigung hinüberzuziehen; man müsse abetdiejenigen Arbeiter zu gewinnen suchen, die an den Zukunftsstaatnicht glauben. Deshalb sei es erforderlich, zu erklären: die besteStaatsform sei die republikanische. Gegen diese Aus-führung wurde eingewendet: Es gäbe Republiken, in denen vielschlimmere Zustände herrschen als in den Monarchien. Notwendigsei, die Auswüchse des Kapitalismus zu bekämpfen und der Sozial-demokratie eine Brücke zu bauen.Bezüglich mehrerer Anträge auf Schaffung eines Pro-gramms wurde von Dr. Breitscheid, v. Gerlach und Dr. Bartheingewendet: Nicht das Programm, sondern die Betätigungfei Hauptsache.— Es wurde jedoch schließlich beschlossen, sogleicheine Kommission zwecks Ausarbeitung eines Programms zuwählen. Dem Programm sind die Leitsätze des Dr. Barth voran-zustellen.— Auf Antrag von Frankfurt a. M. wurde beschlossen:Eintreten für das volle Frauenstimmrecht auf der Grundlage desallgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für beideGeschlechter in den Einzelstaaten und Kommunen nach Matzgabeder Verhältniswahlen. Ferner: Die Frage nach der Staatsformsoll vorerst fallen gelassen werden.Es wurde alsdann der Zentralvorstand gewählt und danachder Delegiertentag mit einem dreifachen Hoch auf die DemokratischeVereinigung geschlossen._Derbandstag der GlaserNürnberg, 12. April.Die Feststellung der Präsenzliste ergibt die Anwesenheit samt-sicher Delegierter(28), außerdem sind anwesend: der erste Haupt-Vorsitzende Eichhorn, der zweite Vorsitzende Friedrich, derVerbandskassierer Schwerdt, vom Ausschuß G r a ß- Leipzig,von der Preßkommission B öt tg er- Mannheim. Als Vertreterder Gencralkommiffion nimmt Kn oll- Berlin an den Berhand-lungen teil.Nach Aufstellung einer Geschäftsordnung und Wahl derMandatsprüfungskommission erteilt der Vorsitzende dem Vertreterder Preßkommission, Bottger- Mannheim, das Wort zu einerkurzen Mitteilung. B ö t t g e r bemerkt, der Vorsitzende habe eineAnzahl Kollegen auö allen Teilen Deutschlands gebeten, etwasfrüher. nach Nürnberg zu kommen, um den VerbandStag ein StückArbeit wegzunehmen. Die Kommission habe im Laufe des TageSeine Sitzung abgehalten und die vielerlei Anträge, die zum Ver.bandstage eingelaufen sind, einer eingehenden Würdigung und Sich-tung unterzogen. Ilm keine irrigen Meinungen aufkommen zulassen, erklart Redner, die Kommission habe sich nicht angemaßt,den Beschlüssen des Verbandstages vorzugreifen, sondern sie habelediglich die Quintessenz der vielen Anträge herauszogen und dasResultat in Form von Leitsätzen aufgestellt. Er bittet um nachträg-liche Genehmigung dieses Schrittes. Der Verbandstag erklärt sichnach kurzer Debatte damit einverstanden.Eichhorn führt aus, er habe noch einen Vorschlag zu machen.Es bedürfe einer Aussprache über verschiedene wichtige interne An-gclcgenhctten, mit welcher Aufgabe der Verbandstag die eben er-wähnte Kommission, die aus sechs. Mitgliedern besteht, betrauenwolle. Darüber entspinnt sich eine längere Gesck?äftsordnungs-debatte. Verschiedene Redner sind der Meinung, daß solch wicktigeFragen nicht durch einen kleinen Kreis erledigt Wersen, sondernvor das große Forum kommen. Von mehreren Seiten wird vor-geschlagen, bierfür eine geschlossene Sitzung anzuberaumen. AndereRedner halten es für notwendig, daß diese Verhandlungen inmöglichst kleinem Kreise stattfinden, damit nichts an die Oeffcntlich-keit sickert. Der Antrag aus Abhaltung einer geheimen Sitzungwird jedoch abgelehnt, der Vorschlag des Vorsitzenden, die Sacheder genannten Kommission zu übertragen, dagegen angenommen,nachdem die Kommission durch die Zuwahl von Hof mann-Chemnitz, H o f m e i e r- Wiesbaden und Pölz- Mannheim er-wettert worden ist.Es wird dann in die eigentlichen Verhandlungen eingetreten.Vorsitzender Eichhorn ergänzt in kurzen Ausführungen denTätigkeitsbericht des Vorstände»,der gedruckt vorliegt. Er weist hin auf die gewaltigen Summen,die in der kurzen Zeit von drei Jahren für Arbeitslosen-, Reiseund Streikunterstützung usw. aufgebracht werden mußten. Summen,wie sie der Verband seit seinem Bestehen in solch kurzer Zeit nochniemals aufzubringen hatte. Aber mit Genugtuung könne kon-statiert werden, daß die Organisation stets das erfüllt habe, was siein ihrem Statut den Mitgliedern versprochen, lieber den Mitglieder-Verlust müsse sie sich mit den anderen Verbänden des Baugewerbeströsten, die ebenfalls durch die Krise schwer gelitten hätten. Dasseien Erscheinungen, die in der Zeit der wirtschaftlichen Depressionstets eintreten, aber es sei zu erwarten, daß auch wieder andereZeiten kommen und der Verband sich wieder erholen werde, wennjeder Kollege in bezug auf Agitation feine Pflicht tue. Sei dieSder Fall, so werde der Verband bald wieder auf einen höherenStand kommen, als er jemals hatte.In der Diskussion werden erhebliche Beanstandungen an derGeschäftsführung nicht vorgebracht. Kritisiert wird, daß den Leip-zigern durch Erlaubnis zur Verlegung der Termins der Delegierten-mahlen eine Extrawurst gebraten wurde, ferner, daß der Vor-sitzende eine Umfrage, bei der die Mitglieder auch über ihre Stel-lung zur Berschmelzungsangelegenheit Auskunft geben sollten, alsUrabstimmung bezeichnet habe. Dazu sei der Vorstand gar nichtberechtigt gewesen, nachdem der Mannheimer Verbandstag sowohldie Verschmelzung als auch die Urabstimmung hierüber abgelehnthabe. Unrichtig sei es auch, wenn der Vorstand in seinem Berichtbemerke, daß die Mehrheit der Mitglieder sich bei dieser„Urabstim-mung" gegen den Uebertritt erklärt habe. Es habe nur ein Drittelder gesamten Mitglieder gegen den Uebertritt gestimmt, viele hättenüberhaupt die Frage nicht beantwortet, weil sie das Vorgehen de«Vorstandes für unberechtigt hielten.Eichhorn geht auf die einzelnen Bemängelungen«in undrechtfertigt die Maßnahmen des Hauptvorstandes.Zur Geschäftsordnung bemerkt K renke l-Leipzig, er habeerfahren daß Gchlössinger- Frankfurt die Agitation zum An-schlug an den Holzarbeiterverdand sehr eifrig betreibe. Rednerbittet, um die Persönlichkeit Schlössingers zu kennzeichnen, demBerbandskassierer Echwerdt das Wort zu einer kurzen Erklärungzu geben.Verbandskassierer Schwerdt erklärt, er Hab« einer Kon-ftrenz in Höchst beigewohnt, auf dem Rückwege habe ihn der Vor»sitzende der Frankfurter Zahlstelle aufgesucht und ihm mitgeteilt,daß es ihm unter den jetzigen Verhältnissen unmöglich fei, inFrankfuurt zu arbeiten, und daß unmittelbar nach dem Verbands-tag unter der Führung Schlössin gerS eine Sektion der Blei-glafer im Anschluß an den Holzarbeiterverband gegründet werdensolle. Schlössinger sei vom Holzarbeiterverband auch eineGeschäftssührerstelle in Nürnberg in Aussicht gestellt worden.Schlossinger. Frankfurt weist diese Behauptungen ent-schieden als unwahr zurück. Im Verlaufe der Diskussion wird ernoch wiederholt wegen seiner Agitation für den Uebertritt an-gegriffen.ZumKassenberichtgibt der Verbandskassierec Schwerdt noch einige Erläuterungen.Die RechnungSprüfungskommtssion hebt die exakte Geschäftsführunghervor und beantragt Entlastung. Zu gleicher Zeit hebt sie hervor,daß die Arbeitslosenunterstützung im ersten Quartal dieses Jahresungeheuer angeschwollen ist.ES entspinnt sich nun eine lange Diskussion, die sich wenigerauf die Zkassenführung selbst, an der nicht gemäkelt wird, sondernin der Hauptsache auf die Herausgabe der Maimarken, auf Er-Hebung der Extrabeiträge usw. bezieht. Begrüßt wird allgemein derVorschlag des Hauptvorstandes, die Extrabeiträge überhaupt aufzu-Jeden und dafür dem Vorstand die Ermächtigung zur zeitweiligenirhöhung der Beiträge zu erteilen. Der Hauptteil der DiskussionWird ausgefüllt durch Angriffe gegen die Frankfurter Zahlstelle, dielinker dem Einfluß SchlösfiNgerS die Anordnung des Vor-standes, von dem 20prozentigcn Lokalanteil die Hälfte an dieHauptkasse abzuführen, nicht befolgt habe. B ö t t g e r- Mannheimvermutet, daß hinter diesem Vorgehen nicht die Frankfurter Kol-legen stecken, sondern ganz andere Inspiratoren, was Schlös-s i n g e r bestreitet. Er erklärt, die Zahlstelle Frankfurt weigeresich nicht, zu zahlen, sie spreche aber dem Vorstand das Recht zuseiner Maßnahme ab und wolle lediglich durch den Verbandstagprinzipiell entscheiden lassen, ob sie mit dieser Anschauung rechthabe oder nicht. Weitere Auseinandersetzungen entspinnen sichüber die Auslegung des Z 12 des Statuts betreffend die Aus-Zahlung der Arbeitslosenunterstützung. Berlin und andere Zahl-stellen haben diese Bestimmung anders interpretiert, als sie allgemein aufgefaßt wird, und infolgedessen zuviel ArbeitSloscnunter-stützung ausbezahlt. Zuletzt werden diesen Zahlstellen die zuvielbezahlten Unterstützungsbeträge erlassen, ebenso wird eine Summegestrichen, die die Zahlstelle Hamburg noch schulden soll, die aberstrittig ist.Weiter wird eine Resolution angenommen, in der der Frank-furter Zahlstelle eine Mißbilligung ausgesprochen wird, weil s'ees unterlassen hat, sich dem Beschlüsse des Hauptvorstandes undAusschusses, weitere 10 Prozent an die Hauptkasse abzuführen, zufügen.In der Sitzung vom 11. April schließt sich an den Bericht derMandatsprüfungskommission eine längere Debatte an. Es werdenKlagen erhoben über willkürliche Zerreißung von Agitationsbezirkenbei Einteilung der Wahlkreise; es wird sogar gegen den Hauptvor-stand der Vorwurf erhoben, als hätte er von einzelnen Agitations-bezirken Teile abgetrennt und anderen zugewiesen in der Absicht,die Vertretung der UebertrittSfreunde auf dem Verbandstage mög-lichst einzuschränken.Vorsitzender Eichhorn bezeichnet das als böswillige Unter-stellung und erklärt, daß die Wahlkreiseinteilung ohne jeden Hinter-gedanken und in der besten Absicht erfolgt sei, nur zu dem Zwecke,um möglichst allen Gegenden die Vertretung auf dem Verbands-tage zu ermögliche».P ö l z- Mannheim beantragt, Wahlkreise mit nur je einemDelegierten zu bilden, was jedoch abgelehnt wird.Bei dem Bericht der Preßkommission und deS Ausschusses spieltebenfalls die Uebcrtrittsfrage bedeutend mit herein. Bericht-erstatter deS Ausschusses ist Graß- Leipzig, der in der Diskussionheftig angegriffen wird, weil der Ausschutz im Fachblatt einen Ar-tikel„Eine Kardinalfrage" veröffentlicht hat, in dem der Uebertrittzum Holzarbeiterverband für notwendig erklärt wird. Graß führtan, daß anfangs 1S07 in verschiedenen Zahlstellen eine Bewegungfür den Uebertritt bemerkbar war, die fruljer stets erst kurz vorden VcrbandStagen auftrat. ES war vor allen Dingen eine Zahl-stelle, die verlangte, daß Hauptvorstand und Ausschuß Schritte ein-leiten sollten, um den Uebertritt zu ermöglichen, da« war aber lautBeschluß de» Mannheimer Verbandstages nicht möglich, sondern eskonnte nur eine Diskussion über die Frage eröffnet werden. Eshandelte sich vor allen Dingen darum, ist eS möglich, daß alle Glaserin einen anderen Verband übertreten können? Für die Rahmen-macher war da» ohne weiteres klar, nicht aber für die Blei-, Messing-,Elektroglaser, Glasmaler usw., daher wurde eine Ausspracheverlangt, damit auf dem Vcrbandstage die Sache erledigt werdenkönne. Aus diesem Grunde entstand der Artikel. Hätte der Aus-schütz sich vorher mit dem Vorstand in Verbindung gesetzt, so hättedieser es rundweg abgelehnt, dafür ist Beweis, daß er von verschie-denen Berichten der Zahlstellen über diese Angelegenheiten mitkeinem Worte Notiz genommen hat. Deshalb hat der Ausschußauch den Artikel selbst gezeichnet.Der Artikel rief nach seinem Erscheinen im Fachblatt und inden Zahlstellen umfangreiche Diskussionen hervor; ,n Leipzig wurdesogar verlangt, daß der Ausschuß seine Acmter niederlegen solle.Die Angriffe wiederholten sich auf dem Verbandstage. Von ver-schiedenen Delegierten, am schärfften von K r e n k e l- Leipzig, wirdder Vorwurf erhoben, daß der Ausschuß die schwierige Situationdes Verbandes ausgenützt habe, um die Propaganda für den Ueber-tritt zu entfesseln und daß dies nicht ohne Hintergedanken gc-schehen sei. Von einer Reihe anderer Redner wird bestritten, daßdas Aufwerfen einer solchen Frage zu irgend einer Zeit der Oraa-ntsation schädlich sein könne. In seinem Schlußwort verteidigtGraß- Leipzig den Standpunkt und das Vorgehen de» Ausschussesmit großer Leloenschaftlichkeit. Der Verbandskassierer Schwerdtbehauptet, daß die Aufrollung der Frage zu einer möglichst un.günstigen Zeit erfolgte. Dieser Schritt habe auf die Bezahlung derExtrasteuern, auch auf die Bezahlung der ordentlichen Beiträge ein-gewirkt, ja, er wage sogar zu behaupten, daß auch der Mitglieder-rückgang darauf zurückzuführen sei.Es wird mit 14 gegen 13 Stimmen eine Resolution ange-nommen, worin in dem Vorgehen de» Ausschusses in dieser Frageein untaktisches Verhalten erblickt und dem Ausschuß ein Miß-trauenSvotum erteilt wird. Im übrigen wird dem Ausschuß wieauch der Preßkommission Entlastung erteilt.Zum 6. Punkt der Tagesordnung:Der Arbeitgeberschutzderbanb und unsere Stellung dazu*>hält Böttger- Mannheim ein längeres, treffliches Referat, indem er die Geschichte und das Wesen der Unternehmerverbändeausführlich darlegt. Von etner Diskussion über den Vortrag wirdabgesehen. Einstimmig angenommen wird folgende Resolution desReferenten:„Der Verbandstag erklärt: Es unterliegt keinem Zweifel,daß die Arbettgebervcrbände in ihrer Tendenz die Bekämpfungder modernen Gewerkschaften als ihre Hauptaufgabe betrachten.Widerspruchslos stellt der VerbandStag fest, daß auch der Schutz-verband selbständiger Glaser und verwandter Gewerbe Dcutsch-lands dieselben Ziele verfolgt. Die Koalition der Arbeitgeber isteine allgemeine, kultur- und unsere Volkswirtschaft schädigendeVereinigung, die ihre» reaktionären Charakters wegen auf dasbestimmteste mit allen zu Gebote stellenden Mitteln bekämpftwerden mutz. AI» Mittel, um diesen Zweck erfolgreich durchzu-führen, empfiehlt der Verbandstag, die seitherige Taktik, wie sieauf den deutschen Gewerkschaftskongressen und den früheren Ver-bandStagen des Glaserverbandes festgelegt wurde."Es folgt die Beratung des 7. Punktes:Die Tarifvertrkge in unserem Berus.Hierzu ist Referent Helm- Leipzig, der nach wenigen Wortenwegen Unwoblseins abbrechen muh. Für ihn springt Böttger-Mannheim ein, der die Frage in einem kurzen Referat aus demStegreif behandelt. Nach längerer Diskussion wird folgende Reso-lutton angenommen:„Der Verbandstag steht analog den Beschlüssen des LeipzigerVerbandstages auf dem Boden der korporativen Arbeitsverträge.Ohne daß durch Abschluß von Tarifverträgen die Gewerkschaftenan ihrem Klassenkampfcharakter eingebüßt haben, kann festgestelltwerden, daß die Tarifverträge ein wirksames Mittel bilden, denwirtschaftlichen Frieden für eine bestimmte Zeitdauer zu garan-tieren, vor allem aber auch die Lohn- und Arbeitsverhältnissestabil zu gestalten. Der VerbandStag empfiehlt den Verbands-funktionären, bei eventuellen Lohnkämpfen die Lohnverhältnisseausschließlich auf korporativer Grundlage zu regeln."Der nächste Punkt ist der wichtigste der ganzen Verhandlungen:Die Verschmelzungsfragr.Der Referent, R o ch o ch- Berlin, begründet eingehend die Not-wendigkeit des Zusammenschlusses mit den, Deutschen Holzarbeiter-verband, während der Korreferent K renke l-Leipzig in langenDarlegungen für dte Beibehaltung deS selbständigen Verbandeseintritt.Nach siebenstündigen Verhandlungen, die sich weit in den drittenSitzungStag hineinziehe», wird in namentlicher Abstimmung dieVerschmelzung mit dem Deutschen Holzarbeiterverband mit lö gegen13 Stimmen abgelehnt, ebenso die Vornahme einer Urabstim.mung über diese Frage. Der Antrag, mit den Verbänden de» Bau-gewerbes zweck» Gründung eines allgemeinen Vauarbeiterverbandes