Einzelbild herunterladen
 
|r.l05. 26. Jahrgang. 1, KcilWe Ks JotiDitls" Sttliitcr Jldlislilutt. kreitas. 7. Mai M9. Keickstag. 254. Sitzung vom Donnerstag, den S. Mai, nachmittags 2 Uhr. Am BundeSratstisch: Kommissare. Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Antrages Speck ». Gen. sZ.) auf Einführung einer staffelförmigen Umsatz- st euer für Grotzmühlen. Abg. Speck(Z.): In den letzten zwanzig Jahren hat der Konsum an Getreide erheblich zugenommen, aber die Zahl der Mühlerlarbeiter hat um 20000 abgenommen, eine große Reihe kleiner und mittlerer Mühlenbetriebe sind zugrunde gegangen. Man sagt, das sei durch den Uebergang vom Naturallohn zum Geldlohn bedingt; dabei ist dieser Uebergang längst vollzogen. Weiter sagt man, nur die kleinen Zwergbetriebe seien bedroht, die kerne wirtschaftliche Existenzberechlrgung mehr haben. Dabei fühlen sich jetzt schon nicht nur mittlere, sondern sogar große Mühlen von den großen Riesenbetrieben bedroht. Außerdem sind aber auch die kleinen und kleinsten Betriebe wichtige Glieder unseres Wirtschaftslörpers, deren Unterstützuirg alle staatSerhaltenden Kreise sich zur Aufgabe machen sollten.(Sehr richtig! im Zentrum und rechts.) Man schiebt den Rückgang der kleinen und mittleren Mühlen auf ihre technische Rück- ständigkeit, aber mit Unrecht. Jedenfalls haben wir alle Veranlassung, zu versuchen, auch die kleinsten Betriebe Über Wasser zu halten. Der wahre Grund des Rückganges der kleinen und mittleren Betriebe ist die Ueberproduktion der Großmühlen weit über den Bedarf. Dabei werden die Großmühlcn noch durch die Gesetzgebung gefördert, durch die Abgabenfreiheit für die Schiffahrt, durch die VersicherungSgesetz- gebung, welche das kleine und mittlere Gewerbe viel mehr belastet als die großen, durch die Eisenbahntarife, indem die Eisenbahnen das feinste Mehl zu demselben Tarif befördern wie das Rohprodukt. das Getreide. Diese Aufsaugung der kleinen Mühlenbetriebe bildet auch eine Gefahr für unsere Volksernährung, sie führt die Gefahr einer Ringbildung herbei, und der Ring kann dann die Preise diktieren.(Sehr richtig I im Zentrum.). Die Schutzzölle sollten in unserer Landwirtschaft den Absatz im In- lande ermöglichen, die Großmühlen aber vereiteln diese Wirkung der Schutzzölle. Diese Großmühlen bedeuten auch eine große Gefahr im Kriegsfalle, da man dieZufuhr aus wenigen Mehlzentren viel leichter ab- schneiden kann als aus vielen Tausenden kleinerer Lager.(Sehr richtig I im Zentrum.) Auch für die Arbeiter ist die Aussaugung der kleinen und mittleren Mühlen nicht gleichgültig; von den 70000 in den Mühlen­betrieben beschäftigten Arbeitern werden zwei Drittel brotlos werden und als Preisdrücker auf dem Markt erscheinen. Daß dieser Prozeß durch ein Eingreifen der Gesetzgebung aufgehalten werden muß, da- für haben sich auch eine Reihe von Handelskammern ausgesprochen. Auch der bayerische   Landtag hat sich für die Mühlenumsatzsteuer ausgesprochen, und zwar ist dort seltsamerweise als Schützer des Großkapitals nur die Sozialdemokratie aufgetreten. Die Liegnitzer Handelskammer bat sich gegen die Mühlenumsatzsteuer erklärt, weil sie eine Bresche im Bollwerk der Gewerbcfreiheit wäre. Dieses Bollwerk hat uns dahin gebracht, daß das kleine und mittlere Gewerbe seufzt unter dem Drucke des Großkapitals. (Lebhaftes Sehr richtig I im Zentrum und rechts.) Die Gewerbe- freiheit auf ein vernünftiges Maß zu beschränken, liegt im Interesse des Mittelstandes. Man verweist auf das Fiasko der bayerischen Mühlenumsatzsteuer. Bayern   ist eben kein abgeschlossenes Wirtschafts- gebiet, und deshalb beweist dieses Fiasko nur die Notwendigkeit der Reichs Umsatzsteuer für Mühlen. Durch diese muß der Ausdehnung der Großmühlen ein Ende gemacht und eine Verschiebung der Pro- duktion herbeigeführt werden; das bedeutet dann auch keine Ver- teuerung des Brotes. Helfen Sie uns in dem Bestreben, den Mittel stand zu fördern.(Lebhaftes Bravo I im Zentrum und rechts.) Abg. Dr. Röficke(k.)(zur Geschäftsordnung) bittet, einen An trag der konservativen Partei, der sich inhaltlich mit dem Antrag Speck deckt, mit zur Debatte zu stellen. Da Widerspruch nicht erfolgt, wird so verfahren. Abg. Dr. Rösicke(k.): Ich kann mich im wesentlichen meinem Borredner anschließen. In manchen Betrieben ist die großkapitalisttsche Entwickelung notwendig, z. B. beim Bau von Panzerschiffen; in anderen ist sie sehr gefährlich, vor allen, in der Nahrungsmittel- iudustrie. Hier bedeutet die großkapitalistische Entwickelung eine Art Faustrecht, durch das der Mittelstand ruiniert wird, ohne daß es wirtschaftlich notwendig ist. Dieser Entwickelung setzen wir uns entgegen. Wir dürfen vor gesetzgeberischem Zwang auf dem wichtigen Gebiet der Mühlenindustrie nicht zurückschrecken, wir müssen die Ein- richtung neuer Großmühlen und die Ausdehnung der bestehenden kleines femUeton. Wie die individuelle Form der Handschrift entsteht, darüber gibt Meumamr in derPäd. Reform" interessante Aufschlüsse. Die indi- viduelle Handschrift ist, so hat schon Preyer gezeigt, kein Produkt der Hand, sondern deS Gehirns. Unsere Handschrift ist in Wahrheit Gehirnschrift. Die individuellen Charaktere der Schrift bleiben diefelben, wenn man den Bleistift»nt dem Munde, dem Knie, dem Fuße rechts und links führt. Da hierbei das Gehirn das einzige Organ ist, welches immer beteiligt bleibt, so müssen die individuellen Formen der Schrift durch die Art der motorischen Innervation unserer Bewegung durch das Gehirn bedingt sein. Preyer glaubte, daß jüngere Kinder noch keine individuelle Hand- schrift besitzen, jedoch hat Ufer gezeigt, daß sehr bald schon beim Schulkinde einzelne individuelle Eigentümlich leiten der Schrift hervortreten, so daß die kindliche Schrift eine Mittelstellung zwischen natürlicher und künstlicher Schrift hat. Wichtiger als diese Untersuchung PreyerS sind die Erpcrimente, mit denen man den Druck der Hand und die Zeitverhältnisse beim Schreiben zu messen sucht. Kraepelin   hat dafür eine Schriftwage konstruiert, bei der man auf einer kleinen Wagschale schreibt, deren Ausschlag auf ein berußtes Papier einer langsam rotierenden Trommel ge- zeichnet wird. Mcumann benutzt einen Apparat, der durch doppelte pneumatische Ueberttagung der Druckkurve die Handschrift aufzeichnet. n man zugleich die Zeitverhältnisse beim Schreiben Hierbei kann,... messen. Diese lassen sich schon aus dem Verlauf der Druckkurve selbst ablesen. Besser noch verwendet man das Prinzip eines inter  - mittierenden elektrischen Stromes, der das Papier von der Spitze deS Bleistiftes beständig perforiert; so kann man. nach der Eittfernung der Perforationen von einander, die Schreibzeichen dirett ablesen. Der erwachsene Mensch-- das haben diese Untersuchungen er- geben schreibt mit rhythmischer Verteilung deS Druckes auf das Wort. An einer Stelle liegt der Hauptdruck, die übrigen Drucke sind diesem rhythmisch untergeordnet. Auch die Zeitverhältnisse des Schreibens nehmen an diesem Rhythmus teil. Nach Meumanns Beobachtungen wird die betonte Stelle etwas langsamer geschrieben. Daraus folgt, daß der erwachsene Mensch inGesamtimpulsen" schreibt, d. h. er bedarf keiner besonderen Willcnsimpulse für den einzelnen Buchstaben, sondern auf den allgemeinen Impuls hin wickelt sich das Schreiben eines ganzen Wortes oder mehrerer Wörter automatisch ab. Ebenso wie wir nicht einzelne Buchstaben lesen, sondern das ganze Wort, so schreiben wir auch nicht mehr die einzelnen Buchstaben, sondern das ganze Wort oder eine Wort- gruppe. Der Anfänger schreibt nicht in Gesamtimpulsen, sondern er !nuß noch so viele Willensimpulse aufwenden, als er Buchstaben zu schreiben hat. Die Entwickelung der kindlichen Handschrist zur individuelle» besteht also in der Verdrängung der Einzelimpulse durch Gesamtimpulfe. Vom Walfischfang. Der Walfischfang oder dieMalerei" ist! besonders in den letzten Jahrzehnten nach ganz neuen Rethoden 4 erschweren. In dieser Richtung würde die von uns beantragte staffelmäßig steigende Umsatzsteuer wirken.(Bravo  ! rechts.) Abg. Renner(natl.): Die Forderung nach einer Mühlenumsatz- steuer wird schon seit langem erhoben, aber eine Reihe von Pettttonen bekämpfen diese Forderung auch. Meine Freunde sind überzeugt, daß die Binnenniüllerei sich in einer Notlage befindet und daß die Bimrenmühlen von den großen Mühlen an den Wasser- straßen aufgesaugt werden, wenn die Gesetzgebung ihnen nicht zu Hilfe kommt. Eine Mühlenumsatzsteuer, die eine starke Staffelung zeigt, erscheint als berechtigt und zweckmäßig, aber nur dann, wenn sie im ganzen Reiche, nicht nur in einzelnen Staaten eingeführt wird. Die Frage bedarf jedoch einer eingehenden Prüfung, die nur in einer Kommission erfolgen kann, an die ich deshalb den Antrag zu verweisen bitte.(Zustimmung bei den Nationalliberalen.) Direktor im Reichsschatzamt Kühn verliest Zahlen über den Rück- gang der kleinen Mühlenbetriebe, über den Fortschritt der mittleren, großen und sehr großen Mühlenbetriebe. Einen erheblichen Rück- gang zeigen nur die ganz kleinen Bettiebe, die mittleren zeigen einen Fortgang. Die verbündeten Regierungen werden die Statistik noch fortsetzen und vervollständigen, ehe sie zu der Frage der Umsatz- steuer Stellung nehmen. Bayerischer Bundesratsbevollmächtigter Staatsrat v. Burkhard: Die bayerische Regierung ist stets geneigt, den Mittelstand zu schützen und will gern der Aufsaugung der kleinen und mittleren Mühlen entgegentreten, wenn es ohne Eingriff in die Gewerbefreihcit mög- lich ist. Auch der Mühlenumsatzsteuer ist sie bereit, näher zu tteten, doch ist die Voraussetzung, daß kein Eingriff in die Steuergesetz- gebung der Einzelstaaten erfolgt. Abg. Kaempf(srs. Vp.): Die von Herrn Direktor Kühn an- geführten Zahlen beweisen, daß die mittleren Mühlenbetriebe nicht zurückgehen, wie die Herren Speck   und Dr. Roesicke behauptet haben. Aber auch abgesehen davon, ist der Umsatz überhaupt kein Kriterium für die Rentabilität eines Betriebes; jede Umsatzsteuer hemmt den technischen Fortschritt und damit die Grundlagen der fortschreitenden Entwickelung des ganzen Reiches.(Sehr richtig! bei den Freisinnigen.) Die Konsequenz dieser Steuer wäre die Besteuerung jedes Fabrik- betriebes zugunsten deS Handwerks. Die Besteuerung eines einzelnen Zweiges hilft dem Mittelstand gar nicht, wie die Warenhaussteuer deutlich gezeigt hat. Unser Herz schlägt ebenso laut für den Mittelstand wie das Ihrige(nach rechts), wir erzählen aber dem kleinen und mittleren Müller nicht, daß ihm durch die Umsatzsteuer geholfen werden könnte.(Sehr richtig! bei den Freisinnigen.) Vielleicht kann man ihm auf anderem Wege helfen, etwa durch andere Tarisierung; darüber sind wir bereit, in Erwägungen einzutreten, doch steht das heute nicht auf der Tages- ordnung. Im allgemeinen ist die Entwickelung zum Großbetrieb ein ivirt- schaftlicher Fortschritt, der eine Verbilligung der Herstellungskosten mit sich bringt. Das ist auch im Müllereibetrieb nicht anders: wir müssen ausländisches Getreide einführen, schon um es mit deusschem zu mischen und dieses dadurch zu verbessern. Dazu find aber nur die Großmühlen im stände. Herr Speck sprach von der Gefahr eines MehlringeS. Die aus dem Reichsschatzamt angeführten Zahlen beweisen, daß eine solche Gefahr noch sehr fern ist. Sollte sie in greifbare Nähe rücken, so würde das Kapital auch ohne staatliches Eingreifen für die notwendige Konkurrenz sorgen. (Zustimmung bei den Freisinnigen.) Herr Speck bestreitet auch, daß die Mühlenumsatzsteuer das Mehl verteuern lvürde. Ihr ganzer Zweck ist doch aber, den kleinen und mittleren Mühlen einen größeren Gewinn zu ernröglichen, und das ist doch nur durch Verteuerung des Mehles möglich.(Lebhaftes Sehr richttg! bei den Freisinnigen.) Denr Mittelstand kann nur geholfen werden durch Verbilligung der Lebensmittel, nicht durch Verteuerung der Lebensmittel; der vor- liegende Antrag ist aber ein Steinchen ans dem Wege zur Ver- teuerung der Lebensmittel, wir lehnen ihn daher ab.(Bravo I bei den Freisinnigen.) Abg. Frhr. v. Gamp(Rp.): Würden die kleinen Mühlen ein- gehen, so»nüßte der Bauer und Landarbeiter sein Getreide in der Stadt vermählen lassen und würde dann teureres und schlechteres Brot erhalten als jetzt, wo er in der kleinen benachbarten Mühle mahlen lassen kann. Das soll man bei dieser Frage doch nicht vergessen. Den technischen Fortschritt wünschen auch wir nicht zu hemmen; hier aber handelt es sich um besondere Verhältnisse und um die VolkSernährung. Deshalb sind meine politischen Freunde einer ver- ständigen Besteuerung der Großmühlen nicht abgeneigt; der Kon- tingentierung kann sehr wohl nähergetreten werden, bei der Brannt- wembrennerei hat sie sich bewährt(Widerspruch links.), sie hat dort die kleinen Bettiebe vor dem Untergange bewahrt.(Beifall rechts.) Abg. Stauffer(wirtsch. Vg.): ES handelt sich bei dem vor­liegenden Antrag darum, der Müllerei die Weitcrexistenz zu er- ausgebildet worden. Man sendet jetzt keine großen Kreuzer mehr aus, die auf langen Fahrten mit Harpunen dem Wal zu Leibe gehen, sondern man legt da, wo der Walfisch auf seinen periodisch bestimmten Futterplätzen regelmäßig zu erscheinen Pflegt, Walfang stattonen oder Faktoreien an. So sind an der Westküste von Kolumbien  , an der von Alaska   und an der Küste Finnmarkens bei Tromsö Fabrikgebäude mit Nebenhäusern ensstanden, von denen kleine Dampfer zu kurzen Streifzügen ausgehen. Diese Dampfer haben an Stelle des Bugspriets eine kleine Plattform, auf der eine Harpunkanone steht, deren Geschoß, eine schwere schmiedeeiserne Harpune, ein etwa 7 Zentimeter starkes Tau mit sich reißt. Durch dieses Tau wird der Wal  , wenn er glücklich getroffen ist, an das Schiff gefesselt. Die Harpune enthält außerdem in einem besonderen Behälter im Schafte noch eine Sprengladung; wird das Tau durch die Bewegung des verwundeten Wales   straff ge zogen, so zerbricht ein GlaS, dessen Inhalt die Ladung entzündet. Bisweilen bringt der Harpunierer seine Beute auf den ersten Schuß zur Strecke, häufig aber muß er mehrmals feuern, und es kommt sogar zwischen dem verwundeten Tiere und seinen Jägern zu einer erbitterten und hartträckigeu Verfolgung, so daß dann der Harpunierer, wie in der älteren Zeit des Walfanges, seinem Opfer mit der Handlanze den letzten tödlichen Stoß versetzen muß. Als der größte aller Walfische gilt bei den Walfängern des Stillen Ozeans der S ch w e s e l b a n ch, der an der ganzen Pazifischen Küste verbreitet ist. Man hat von ihm Exemplare gefangen, die 29 Meter lang waren und ein Gewicht von 147 Tonnen oder 147 000 Kilogramm erreichten. Sonst werden Buckelwale und Finn- Wale zahlreich erlegt. Die erlegten Wale werden mit einer Eisenkette. die um ihre Schwanzflosse geschlungen ist, am Bug des Dampfers befestigt und so zur Station gebracht. Dazu müssen sie schlviinniend erhalten und darun, künstlich aufgeblasen werden, was mittels einer an Bord befindlichen Luftpumpe und eines GummischlaucheS, der vorn in eine längere, spitz zulaufende und durchlöcherte Metallröhre endet, bewerkstelligt wird. DaS spitze Metallrohr wird dem ver- endeten Wal bis zu genügender Tiefe in den Leib getrieben; ist der Kadaver bis zur Schwimmfähigkeit aufgeblasen, so entfernt man das Rohr und schließt die entstandene Oeffnuug mit Kalfaterwerg. Sind bei einer Ausfahrt mehr Tiere zur Sttecke gebracht, als auf einmal nach der Station bugsiert werden können, so befestigt man an jedes, sobald sie aufgeblasen sind, eine Schwimmboje mit einem Fähnchen daran, und holt sie je nach Gelegenheit und Bequemlichkeit ein. Das Herauf- ziehen des Fischkadavers wird auf den Walfischstationen mit einer Dampfwinde besorgt; durch eine mechanische Vorrichtung werden die Speckschichten von der Masse der Muskelfleischschichten so glatt und rasch abgelöst wie die Schale einer Orange. Das Fleisch und die Knochenmasse dienen zur Trangewimmng; aus der entfetteten und künstlich gerrockneten Fleischfaser sowie aus dem Blut und dem ans den gemahlenen Knochen gewonnenen Mehl wird ein ttefflicher Kunstdünger hergestellt; selbst das Wasser, in dem das Fett aus- gekocht worden ist. dient zur Zubereitung des bekanntenFisch- leims", und so geht nichts von dem Tiere für die Verwerwng ver- loren. möglichen. Tatsächlich sind in den letzten Jahren Tausende kleiner Mühlenbetriebe zugrunde gegangen; dieser unheilvollen Entwickelung entgegenzutreten ist die Absicht des vorliegenden Antrages und des- halb findet er unsere Billigung.(Bravo I bei der Wirtschaftlichen Vereinigung.) Präsident Graf Etolberg schlägt dem Hause vor, sich bis Dicns- tag 2 Uhr zu vertagen.' Abg. Bassermann(natl.) beantragt, die nächste Sitzung erst Mittwoch abzuhalten. Abg. Frhr. v. Gamp(Rp.) schließt sich diesem Anttag an. Abg. Singer(Soz.): Auch wir widersprechen diesem Vorschlage nicht, aber unter der Voraussetzung, daß das Plenum in der nächsten Woche von Mittwoch an die Woche hindurch tagt und in der übs- nächsten Woche auch am Montag und Dienstag.(Zustimmung.) Der Präsident Graf S t o l b e r g schließt sich diesem Vor« schlage an. Nächste Sitzung Mittwoch 2 Uhr.(Fortsetzung der heutigen Be- ratung.) Schluß 6 Uhr._ Mgeoränetenbaus. 8t. Sitzung, Donnerstag, den 6. Mai, vormittags 11 Uhr. Die zweite Beratung des K u l t u S e t a t S wird fortgesetzt beim TitelElementarunterrichts wesen" mit den Anträgen Schiffer(nationall.) auf Zulassung der Volksschnllehrer zum Schöffenamt, Abg. Dr. Gotlschalk(natl.) betreffend gesetz- liche Regelung der Schulpflicht, und den konservativen und ftcisinnigen Anträgen auf verstärkte Heranziehung weiblicher Lehrkräfte für den Elementarunterricht und Ver- mchrung der L e h r e r i n n e n s e m i n a r e. Abg. Frhr.   v. Zedlitz<fk.) erklärt sich mit der Ueberweisung deS Antrages Gottschalk an die UnterrichtSkonmnssion einverstanden. Im übrigen bleiben seine Ausführungen auf der Tribüne un« verständlich. Abg. Borgmann(Soz.): Das Lehrerbesoldnngsgesetz wird hoffentlich dazu beitragen, den Lehrermangel etwas zu vermindern. Einen großen Teil der Schuld an dem bestehenden Mangel an Lehrern trägt die Tatsache, daß, wie Ministerialdirektor Dr. Schwartzkopff selbst zu- gegeben hat, ftllhcr zu wenig Seminare bestanden haben. Der Ansicht, daß es nicht wünschenswert sei, diese Seminare in große Städte zu verlegen, kann ich mich nicht anschließen. Gerade die großen Städte bieten denr Lehrer die v i e l s e i t i g st e G e« legenheit zur Ausbildung. Ich bezweifle, daß der Lehrermangel so leicht zu beseitigen ist. Wenn auch die Zahl der fehlenden Lehrer abgenommen hat, so werden doch noch eine sehr große Zahl von Kindern in Halbtagsschulen unterrichtet. Wenn diese beseitigt werden sollen, waS ja auch die Unttrrichtsvcrwaltung als ihr Ziel bezeichnet hat. werden doch wieder erhebliS mehr Lehrer ge- braucht. Zweifellos ist auch, daß die Frequenz unserer Volksschulen noch viel zu groß ist, und auch die Beseitigung dieses UebelstandeS wird wieder neue Lehrkräfte erfordern und den Lehrerinangel deutlicher in die Erscheinung treten lassen. Die Zahl der Lehrer- ausbildungSstätten bedarf also einer ganz erheblichen Vermehrung. Das Ziel aller einsichtigen Pädagogen ist doch, daß nicht mehr aiS 40 Kinder in einer Klasse unterrichtet werde».(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) In 11 MO Schulen haben 210 000 Kinder heute noch einen Weg von über 21/a Kilometer zu der Schule zu machen! Auch dieser Zustand ist unhaltbar und seine Beseitigung erfordert neue Lehrkräfte. Dazu kommt, daß nach der Statistik von 1906 für eine große Anzahl von Kindern überhaupt keine Schulräume vorhanden sind. Wenn auch in dieser Beziehung damals eine wesentliche Ve» besserung zu verzeichnen war, so glaube ich doch, daß eine Statistik, die heute aufgemacht würde, wieder eine Verschlechterung dieser Zu- stände erweisen würde. Zu den schlechtesten Provinzen in dieser Hinsicht gehören Posen, Brandenburg   und vor allem Schlesien  , und da ist es insbesondere der Regierungsbezirk Liegnitz  , wo nahe- zu die Hälfte sämtlicher Kind'er in Halbta agS» schulen unterrichtet werden.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Auf die Entwickelung unseres Volksschulwesens auf dem Laiche von großem Einfluß sind ferner auch die Unter- kunftSräume für Schüler und Lehrer. Es ist ja darauf schon häufig hingewiesen worden. Wir haben gestern in der Unter- Humor und Satire. Dem Gardegrenadier Christian Joseph Pinkuleit aus Dreikallen, zehn Kilometer hinter Stallupönen, hatte sein Leutnant solange, bis Pinkuleit begriffen hatte, eingeprägt, daß ein tüchtiger preußischer Soldat sich stets bereit halten muß, auf Vater und Mutter zu schießen, sobald es der König befiehlt. TagS darauf ivar Pinkuleit unter Mitnahme seines Gewehr? spurlos verduftet. Schlau, wie die Militärbehörde ist. wartete sie sieben Tage, bis Pinkuleit ganz offenbar und zweifellos fahnenflüchtig geworden war. und telegraphierte danndringend" nach Dreikallen. zehn Kilo- meter hinter Stallnpöncn. Der dortige Gendarm fand den Ausreißer bei seinen Eltern am Kaffeetisch, mit vollen Backen kauend, die treue Flinte zwischen den Knien und die ganze Familie mit verklärten Gesichtern um ihn herum. Pinkuleit war die Harmlosigkeit selber: er habe sich eben bereit halten müssen, jeden Augenblick auf Vater und Mutter zu schießen! Und--- von Berlin   aus könne er das nicht... rommigkeit.»Wie andächtig Sie beten können, Herr Rachbarl DaS findet man bei den Männern selten."Ich muß doch dem lieben Gott dafür danken, daß ich die Wachskerzen- liefenmg bekommen habe und nicht der Schweinehund, der mir gegenüber wohnt." Der Freisinnige als Zimmerherr.Sie kreditieren Ihrem Zimmerherrn schon acht Wochen lang, Frau Meier? Wird er's Ihnen denn auch bezahlen?"O ja I Er sagt, er habe noch große Forderungen ausstehen bei einem gewissen Bülow!" (Der wahre Jacob.") %*-' Notizen. '"«Die L i b f e r f r i st. Fritz Reviers Gcburtsstadt, Stavflt- Hägen, will seinem größten Sohne ein Denkmal errichten. In dem Preisausschreiben ist eine Lieferfrist von 1 Jahr vorgesehen. Gegen diese Denkmalsbackerei wendet sich der Vorstand der Ber  - liner Bildhauervereinigung mit einem berechtigten und begrüßens­werten Protest. Hoffentlich sind die Herren ebenso auf dem Posten, wenn wieder mal für die Berliner   Puppenallee eine Allerhöchste Order erteilt wird. Tkchudis Programm. Daß Tschndi nach München  geht, ist jetzt ganz sicher. Als sein Programm für die neue Tätig- kcit bezeichnete er es: in der Kunst das Höchste zu wollen, die be- rühmten Münchcner Galerien auf die höchste Stufe zu bringen und sie auf dieser Höhe zu erhalten. Einen Mann mit so hoch» fliegenden Plänen konnte man natürlich in der unmittelbaren Nachbarschaft deS alten Schlosses zu Berlin   nicht dulden.-