Einzelbild herunterladen
 
6ewerbrcbaftlfcbe9« Aa die baugewerblichen Arbeiter der Provinzen Ost» und Westpreuhen. Pommern   und Brandenburg   l Bezugnehmend auf die Bekanntmachung der Einberufung einer Bauarbeiter-Schutzkonferenz für den 13. Juni nach Berlin  , Engelufer 15, teilen wir mit, daß die Delegierten stch so einzurichten haben, daß sie am Sonnabend hier ein- treffen. Die Konferenz wird pünktlich am Sonntag früh um 9 Uhr eröffnet. Für die Verhandlungen ist der ganze Sonntag vorgesehen und können dieselben an einem Tage be- endet werden. Die Mandate stellen die beteiligten Or- qanisationen aus. Wir geben nochmals die Tagesordnung bekannt: 1. Der Bauarbeiterschutz in Preußen und die Nordöstliche Baugewerks- Berufs- genossenschaft. 2. Diverse Anträge. Wir erwarten eine rege Beteiligung. Anmeldungen wollen die Delegierten schon vorher an den Unterzeichneten richten. Im Auftrage: Die Banarbeiterschutzkommission Berlin  . G. Link, Engelufer 15. Berlin   und llmgegend« Einigungsverhandlungen der Bauklempner fanden am Diestag auf Anregung und unter Vorsitz des Magistratsrats v. Schulz im Sitzungssaale des Gewerbegerichts statt. Im Einigungsamt saßen als Vertrauensmänner der Arbeiter Behrendt und K ö r st e n. der Arbeitgeber Nasse und Dr. M i e l e n z. Die Verhandlungen begannen mit einer Darlegung Cohens über den seitherigen Verlauf des Konflikts. Er führte unter anderem aus, daß die Frage der Akkordarbeit der wesentlichste Streitpunkt sei. Während der alte Vertrag bestimmte, daß ausschließlich in Lohn gearbeitet werden soll, verlangen die Arbeitgeber im neuen Vertrage eine Bestimmung des Inhalts, daß nach Wahl der Arbeitgeber auch Akkordarbeit zulässig sein soll. Da die Arbeiter sich einstimmig gegen die Akkordarbeit erklärt haben, so kam ein neuer Vertrag nicht zustande. Um ihre Bedingungen durchzusetzen, verhängten die Arbeitgeber am 1. April eine teilweise Aussperrung, welche die Arbeiter mit dem Streik beantworteten. Nachdem der Kampf jetzt 10 Wochen währt, haben, wie Cohen sagte, 126 Firmen den Tarif der Arbeiterorganisaiton unterzeichnet. Darunter find ebenso viel große Firmen wie unter denen, welche die Arbeiter- fordcrungen noch nicht bewilligt haben. Gegenwärtig arbeiten zu dem von den Arbeitern aufgestellten Tarif 156 Bauklempner mehr, gls sich jetzt noch im Ausstande befinden. Klempnermeister Thom, als Wortführer der Arbeitgeber, sagte: 70 Großbetriebe, welche für die Bauklempnerei maßgebend sind, gehören der Arbeitgeber-Vereinigung an. Von diesen 70 großen Firmen haben nur 4 den Tarif der Arbeiter anerkannt, während bei den übrigen zu dem von den Arbeitgebern aufge- stellten Tarif gearbeitet, wird. Die 76 Firmen der Vereinigung beschäftigen 1666 Arbeiter. Außerdem gibt es noch 1666 kleine Geschäfte mit zusammen 666 Arbeitern. 126 Kleinmeister mit 166 Gesellen haben den Tarif der Arbeiter bewilligt. Im ganzen arbeiten 223 Gesellen, also nur 16 Proz aller, zu den Bedingungen der Arbeiter. Richtig ist wie Herr Thom sagte daß die Kleinmeister unter Ausnutzung der gegenwärtigen Lage den großen Firmen einen Teil ihrer Arbeiten abgenommen haben. Die Klein- meister würden aber diese Arbeiten wieder verlieren, sobald die großen Firmen ihre Betriebe wieder öffnen. Cohen bestritt die Richtigkeit der von Herrn Thom an- gegebenen Zahlen. Nicht 2566, sondern nur 1566 Bauklempner gebe es in Berlin  . Die Zahlen der Arbeitgeber seien den Nach- Weisungen der Berufsgenossenschaft entnommen, die sich auf das Jahr 1666 bezögen und nicht nur die Bauklempner, sondern alle in Klempnereien beschäftigten Personen umfassen. Die Streik- leitung sei sehr genau über die Sachlage informiert, ihre Angaben seien durchaus zutreffend. Nach mehrstündigen Beratungen des Einigungsamtes und öfteren Sonderverhandlungen der Vertrauensmänner mit den Parteien verkündete der Vorsitzende v. Schulz: Die Vergleichs- versuche sind gescheitert, es findet deshalb eine erneute Sitzung gm 23. d. M. statt._ Die Lohnbewegung der Bauschlosscr und Kunstschmiede stand auf der Tagesordnung einer allgemeinen Schlosserversammlung, die am Montag abgehalten wurde. Der Besuch der Versammlung war so stark, daß der große Saal des Gewerkschaftshauses kaum aus- reichte, um die andrängende Menge zu fassen. Es handelt sich um eine Bewegung zum Abschluß eines neuen Tarifs für die Bauschlosser, Kunstschmiede und Geldschrankarbeiter. Der alte Tarif ist von den Arbeitgebern gekündigt worden und läuft am 86. Juni ab. Den Ausführungen des Referenten Handke ist zu entnehmen, daß die Leitung des Mctallarbeiterverbandcs, nach- dem der Tarif gekündigt war, versucht hat, so bald als möglich mit den Unternehmern wegen Abschluß eines neuen Tarifs in Unter- Handlungen zu treten. Die Arbeitgeber haben aber die VerHand- lungen so weit hinausgeschoben, daß nach mehrfachem Schriftwechsel erst am 28. Mai eine gemeinsame Sitzung der beiderseitigen Ver- treter abgehalten worden ist. Die Arbeitgeber legten einen Tarif- entwurf vor, über den aber keine Einigung erzielt wurde. Dieser Entwurf sowie die Gegenvorschläge der Vertrauens- männer der Arbeiter lagen der Versammlung zur Beratung vor. Der Entwurf der Arbeitgeber hält in allen wesentlichen Punkten an den Bestimmungen des alten Tarifs fest: neunstündige Arbeits- zeit, ein Mindestlohn von 4 IM- Pf. pro Stunde, Zuschlag für Ueberstunden bis 6 Uhr abends 25 Proz., nach 6 Uhr sowie Sonn- tags 56 Proz. Eine Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Tarif enthält die Vorlage der Arbeitgeber insofern, als' sie den Stundenlohn für Junggesellen von 45 auf 46 Pf. herabsetzt. Die sonst noch in der Vorlage der Arbeitgeber enthaltenen Aenderungen deS alten Tarifs sind weniger bedeutend. Die Versammlung sprach sich einmütig dahin auS, daß die Vorschläge der Unternehmer unannehmbar seien und daß eine Aufbesserung der Löhne nicht nur gerechtfertigt, sondern durchaus notwendig sei. Von diesen Gesichtspunkten geht auch der von den Vertrauensmännern der Arbeiter aufgestellte Tarifentwurf aus. Die Beschlüsse der Versammlung gingen in einigen Punkten noch über die Vorschläge der Vertrauensmänner hinaus. Hiernach stellen also die Arbeiter in der Hauptsache folgende aus Ver- besserung des alten Tarifs gerichtete Forderungen auf: Mindest- lohn 66 Pf., für Hilfsarbeiter 56 Pf., für Selbständigarbeitende 65 Pf. und für Kolonnenführer 76 Pf. mindestens. Überstunden dürfen nur im äußersten Notfall gemacht werden und sind zu ver- güten bis 8 Uhr abends mit 33� Proz., nach 8 Uhr sowie Sonntags- arbeit mit 75 Proz Zuschlag. Sonnabends ist 1 Stunde(bisher % Stunde), am Tage vor den hohen Festen 2 Stunden früher Feierabend zu machen ohne Lohnabzug. Bei Arbeiten außerhalb der Werkstatt ist ein Zuschlag von 5 Pf. pro Stunde, wenn aus- wärtiges Uebernachten notwendig ist. ein Zuschlag von 3,56 M. pro Tag zu zahlen, Fahrzeit und Fahrgeld ist zu vergüten. Die sonstigen Forderungen der Arbeiter beziehen sich auf gewisse Regelungen der Akkordarbeit, Durchführung hygienischer Maß- nahmen ustv. Ferner wird verlangt. Laß, ehe bei Arbeitsmangel Entlassungen stattfinden, die Arbeitszeit verkürzt werden soll. Der Ablaufstermin des neuen Tarifs soll nach dem Vorschlage der Arbeiter der 36. Juni 1611, nach dem Entwurf der Unternehmer der 31. März 1614 sein. Die Versammlung setzte eine Kommission ein, welche die beschlossenen Forderungen bei tzez Verhandlung mit den Unternehmern vertreten soll. Der Streik und die Aussperrung bei Borsig. DieB. Z. am Mittag" wußte bereits am Montag zu berichten, daß der Ausstand bei der Firma Borsig   beendet sei. Die Nachricht war jedoch ein gut Teil verfrüht. Tatsächlich ist am Montag den ganzen Tag verhandelt worden und zwar 6 Stunden lang. Es blieb nicht einmal Zeit übrig, die Strreikenden und Ausgesperrten, die doch selbst die Entscheidung über die Wiederaufnahme der Arbeit zu treffen hatten, von dem Ergebnis der Verhandlungen zu unterrichten. Das konnte erst am gestrigen Tage geschehen. Es wurden zu diesem Zweck bei Trapp in Tegel   nicht weniger als drei oder eigentlich vier Versammlungen abgehalten, um den einzelnen Gruppen Gelegenheit zu geben, ihre Entscheidung zu treffen. Zunächst teilte Handke der gemeinsamen Versammlung der Streikenden und Ausgesperrten mit, daß die Verhandlungen zwischen der Direktion und der Subkommission des Arbeiteraus- schusses sowie den Vertretern der Streikenden und der Schmiede stattgefunden hatten, wies darauf hin, daß dieB. Z.  " am Montag mittag durchaus noch nichts von den Verhandlungen wissen konnte, da zu der Zeit eine Einigung noch gar nicht erzielt war, und erklärte ferner, daß eine Notiz derTegeler Zeitung", wonach die Schuld an dem Ausstand auf Seite der Arbeiter liegen sollte, in keiner Weise den Tatsachen ent- spricht. Nachdem die Ausgesperrten den Saal verlassen hatten, berichtete Adam als Vertreter der Subkommission den Streikenden über die Verhandlungen und ihr Ergebnis. Es ist dabei eine allgemeine Vereinbarung zustande gekommen, die für das ganze Werk gelten soll und geeignet erscheint, die Lohn- drückereien, wie sie zu dem Lohnkampf geführt haben, gewisser- maßen rückgängig und für die Zukunft unmöglich zu machen. Die Vereinbarung besagt, daß eine Aenderung der Stückpreise zur Er- Haltung der Konkurrenzfähigkeit des Werkes eintritt, wenn die Arbeitsbedingungen sich ändern oder Irrtümer vorliegen, das heißt also in der Hauptsache, wenn technische Verbesserungen geschaffen werden. Die Betriebsleitung erklärt ausdrücklich, daß bei Aenderungen der Preise auf den Durchschnittsverdienst Rücksicht genommen werden soll. In ganz strittigen Fällne soll der Akkord- preis dadurch ermittelt werden, daß das betreffende Stück von einem andern angefertigt wird und die aufgewendete Zeit mit dem Durchschnittsverdienste multipliziert wird. Es wurde dabei ausdrücklich hervorgehoben, daß bei solcher Probearbeit keine andern als die üblichen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden dürfen. Hinsichtlich der Abzüge auf die einzelnen Stücke konnten bestimmte Zugeständnisse trotz aller Bemühungen der Vertreter der Arbeiter nicht erzielt werden. Es wird darüber nach Wiederaufnahme der Arbeit auf Grund der allgemeinen Verein- barung weiter verhandelt werden. Mit Rücksicht auf die Klagen der Stemmer über den Revolver, der nicht so funktioniert wie er sollte, versprach die Betriebsleitung Verbesserung zu schaffen. Die allgemeine Vereinbarung, die erst nach langen Verhandlungen zustande kam die Firma hatte zuerst Vorschläge gemacht, die durchaus nicht annehmbar erscheinen konnten wurden von der Direktion als ein Ultimatum bezeichnet. Falls sie nicht von allen Gruppen angenommen werden sollte, wollte man eine all- gemeine Aussperrung veranstalten. In der Diskussion, an der zunächst nur die Former teilnahmen, sprachen viele Redner entschieden gegen diese Art der Erledigung der Streitfragen und für Fortsetzung des Streiks. Demgegenüber erklärt Handke, daß die StreiNeitung sich nach dreistündiger Beratung im Interesse der Allgemeinheit dafür entschieden hatte. die Annahme der Vereinbarung zu empfehlen. Im selben Sinne sprachen die übrigen Organisationsvertreter. Die Abstimmung, die durch Zettel vorgenommen wurde, ergab unter den Formern 46 für und 36 gegen die Wiederaufnahme der Arbeit, neben 2 unbe- schriebenen Zetteln. Sodann diskutierten die Stemmer über die Angelegenheit. Bei ihnen war der Widerspruch noch stärker als bei den Formern. Sie lehnten die Wiederaufnahme der Arbeit ab mit 35 gegen 16 Stimmen. Am Nachmittag versammelten sich zunächst die Schmiede. die zu einem Teil um zwei Uhr von der Arbeit kamen, zum andern Teil von der Betriebsleitung beurlaubt waren, um an der Versammlung teilnehmen zu können. Den Bericht gaben ihre Vertreter Petersdors und B i l l e r. Für die Schmiede sollen selbstverständlich zunächst auch die allgemeinen Vereinbarungen gelten. Hinsichtlich der besonderen Lohnstreitigkeiten der Hammer- schmiede, die Arbeit für dieUnion  " in Königsberg   betreffend, erklärte die Direktion sich bereit, zunächst nur eine Probeserie anfertigen zu lassen und wenn die Arbeiter dabei nicht auf ihren Durchschnittslohn kommen, das Fehlende zuzulegen. Wird die Arbeit dann zu teuer, so soll der Auftrag nicht weiter ausgeführt werden. Auch bei den Schmieden trat ein starker Widerspruch hervor, sie erklärten sich jedoch schließlich, wenn auch nur mit ge- ringer Mehrheit, mit den Vereinbarungen einverstanden. Auf 5 Uhr war die Versammlung der Ausgesperrten einberufen. Hier berichtete Siering, vom Schmiedeverband, über die Verhandlungen mit der Direktion sowie über die Stel- lung, die die bereits abgehaltenen Versammlungen dazu einge- nommen hatten. Der Redner empfahl den Versammelten unter Hinweisung auf die allgemeine Lage, der Vereinbarung zuzu- stimmen. Maßregelungen, das hat die Direktion bindend erklärt, sollen nicht stattfinden. Die Wiedereinstellung der Streikenden und Ausgesperrten kann jedoch auS technischen Gründen nicht mit einem Male erfolgen. Die Direktion will allerdings, daß die Stemmer sofort wieder in Arbeit treten, was um so mehr bemerkenswert ist, als man bisher so tat, als ob man diese sehr wohl entbehren könnte. In der sehr leb» haften Debatte wurde ein Antrag gestellt, die Ausgesperrten sollten überhaupt keine Abstimmung über die Vereinbarungen vornehmen, um die Streikenden in keiner Weise zu beeinflussen. Da jedoch die Organisationsvertreter erklärten, daß auf jeden Fall die Meinung der Ausgesperrten durch Abstimmung festgestellt werden müsse, wurde eine solche vorgenommen, und zwar durch Stimm- zettel. Es wurden 77 Stimmen für, 273 gegen Be- endigung der Bewegung abgegeben, einige Stimmen waren ungültig. Diese Abstimmung ist, wie Handke nochmals her- vorhob, als eine Meinungsäußerung aufzufassen. Die streikenden Stemmer werden heute früh nochmals dazu Stellung nehmen, da im Laufe des gestrigen Tages nochmals mit der Direktion ver- handelt worden ist. Auch die Ausgesperrten werden dann noch- mals zusammenkommen. Oeutfches Reich. Ein Gautag der Buchbinder der Mar! Brandenburg fand am Sonntag in Rathenow   statt. Erschienen waren 21 Delegierte, welche die Orte Berlin  , Luckenwalde  , Rathenow  , Potsdam  , Neu» Babelsberg  , Kottbus  , Brandenburg   a. H., Finsterwalde  . Neu- Ruppin  , Frankfurt   a. O., Bernau  , Spremberg  , Neudamm   und Guben   vertraten. Der Gauvorstand war durch L e m s e r, Gerber und Petermann vertreten. Den Geschäftsbericht des GauvorftandeS, welcher die Jahre 1667 und 1668 umfaßt, er- stattete L e m s e r. Die Agitation ist trotz der Schwierigkeiten. welche die Krise bot, rege betrieben worden durch Verbreitung von Flugblättern, Agitationsschriften und Versammlungen. Es wurden teilweise auch gute Erfolge erziel, die in den Orten, wo tüchtige Kollegen an der Spitze standen, gute Früchte brachten. Erfolg- reiche Tarifbetvegungeii fänden in Luckenivakde, RathenoK. Potsdam   und Neu-Babelsberg   statt. Orte, die auch in bezug auf die Mitgliederbewegung erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen haben. Neben Berlin   mit über 6566 Mitgliedern ist Luckenwalde  auf 266, Rathenow   auf 154 und Potsdam   mit Neu-Babelsberg  auf 70 Mitglieder gestiegen. Die übrigen Orte weisen teils keine, teils nur unwesentliche Fortschritte auf. Die Löhne sind infolge der Konkurrenz der weiblichen Arbeitskraft äußerst gedrückte; sie gehen für männliche Arbeiter bis unter 15 M., für Arbeiterinnen bis unter 5 M. herunter. Tie größte Ausbeutung herrscht bei der Heimarbeit, welche namentlich die in der Saison mehr ge- brauchten Arbeitskräfte liefert und an der. wie in Kottbus  . auch Beamtenfrauen teilnehmen. In Brandenburg   a. H.. wo in der Saison 466566 Heimarbeiterinnen tätig sind, werden durchgängig nur Löhne von 2 4 M. erzielt. In Kottbus  , Lucken- Walde, Neu-Ruppin  , Frankfurt   a. O. wird das Tütenkleben als Heimarbeit verrichtet. Daneben blüht eine gewissenlose Lehrlingsausbeutung. Erhebungen über die Berufsverhältnisse im Gau, mit Ausnahme Berlins   und der Vororte, wurden 1668 zum erstenmal unternommen, worüber Gerber- Berlin referierte. Ermittelt wurden in 53 Orten 367 Betriebe. In 217 Betrieben, die mit fremden Hilfskräften arbeiten, wurden 554 Arbeiter, 847 Arbeiterinnen, 58 Hilfarbeiter und 83 Lehrlinge beschäftigt. Dazu kommen noch 35 Arbeiter und 366 666 Ar­beiterinnen, die in der Heimindustrie beschäftigt sind. Von 1836 im Beruf beschäftigten Personen waren 436 24 Proz. organisiert, und zwar von 554 Arbeitern 283 53 Proz., von 847 Arbeite­rinnen 146 17 Proz., von 58 Hilfsarbeitern 7 12 Proz. Die Arbeitszeit schwankt zwischen 8 und 12 Stunden. Vorherrschend ist die 6 sti stündige Arbeitszeit. 12stündige Arbeitszeit herrscht noch in den Buchbindereien von Forst. 11 Stunden wird gearbeitet in den Buchbindereien und Kartonnagegcschäften von Kottbus  . Havelberg  , Landsberg  , Luckau  , Neudamm  , Spremberg   und Velten  . Von den männlichen Arbeitern verdienten 65 weniger als 15 M., 163 weniger als 26 M. und 251 mehr als 26 M. Bei den Arbeite- rinnen, über welche Lohnangaben vorlagen, betrug der Lohn bei 36 weniger als 5 M., bei 262 weniger, als 16 M. und nur bei 114 mehr wie 16 M. Alles in allem bietet die Statistik eine Be- stätigung der überaus schlechten Arbeitsverhältnisse der Provinz. Beschlossen wurde, einen Arbeitsnachweis für den Gau einzurichten. Ferner gelangte ein Antrag zur Annahme, welcher den Ver- bandsvorstand auffordert, dem nächsten Verbandstage eine Vor- läge betreffend Aufnahme von Lehrlingen und jugendlichen Arbeitern zu unterbreiten, in der unter Zugrundelegung eines 16- bis 15-Pf.-Wochenbeitrages die Lieferung derArbeiter- Jugend" und Leistung der entsprechenden statutarischen Unter, stützungssätze vorgesehen ist. Endlich wurde noch beschlossen, an den Verbandsvorstand den Antrag zu richten, daß zum Herbst eine Konferenz der EtuiS- arbeiter und-Arbeiterinnen Deutschlands   einberufen wird.= Als Ort des nächsten Gautages wurde Kottbus   bestimmt. Die städtischen Arbeiter in Kiel   sind in den Ausstand getreten. Anlaß dazu gab die vom Magistrat den geringen Forderungen der städtischen Arbeiter gegenüber neuerdings wieder bekundete ab- lehnende Haltung. Keine, selbst nicht die geringsten Zugeständnisse glaubte man den Arbeitern machen zu können. Hingegen ließ der Magistrat durch den Mund eines Stadtvaters erklären, daß auch die drohende Haltung der Arbeiter den Magistrat nicht zu einer anderen Meinung veranlassen konnte. Die Worte des Magistrats- Vertreters gingen sogar dahin, daß die Stadtverwaltung schon weit- gehendste Maßnahmen getroffen hätte, um bei einem Streik ge- rüstet zu sein. Auch eine von der Organisationsleitung in letzter Stunde nochmals versuchte Unterhandlung mit dem Magistrat führte zu keiner Verständigung. So war es folglich unausbleiblich, daß der Streik kommen mußte. Hoffentlich wird der Magistrat sich der Verantwortung bewußt sein, die er durch seine ablehnende Haltung heraufbeschworen hat. Die angedrohte Aussperrung im Hamburger Baugewerbe ist, soweit es sich um Bauhilfsarbeiter, Maurer und Zimmerer handelt, von den Mitgliedern des Baugewerbeverbandes am Sonnabend durchgeführt worden. Die anderen Berufe des Bau» gewerbes sind vorläufig von der Aussperrung verschont geblieben. Soweit sich bis jetzt von der Streikleitung feststellen ließ, sind 3266 Maurer, 1466 Zimmerer und 1566 Bauhilfsarbeiter ausgc- spert. Von bürgerlicher Seite wird gemeldet, daß mehrere dem Arbeitgeberverbande nicht angehörende Bauunternehmer die Forde- rungen der Arbeiter bewilligt haben und die verhängte Bausperre nicht mitmachen. Die Lieferanten beabsichtigen, diesen Unter- nehmern das Material zu sperren, auch verlautet, daß ver- schiedene Banken die Baugelder zurückhalten wollen. Die Malerinnung macht die Bausperre ebenfalls nicht mit, weil noch ein gültiger Tarifvertrag besteht. Die Liibecker Flußschiffer sind am Montagmorgen in den Aus st and getreten, weil die Arbeitgeber auf ihre Lohn- forderungen überhaupt keine Antwort gaben. Die Streikenden verlangten vor allem den Abschluß eines Tarifs. Uever den Streik der Former in Velbert   ist zu berichten, daß in drei Gießereien die Differenzen zugunsten der Streikenden beigelegt wurden. Die Gießereibesitzer haben den neuen Tarif entfernt und durch Anschlag sowie persönliche Erklärung den Kominissionen gegenüber bekannt gegeben, daß nach den alten Bedingungen die Arbeit fortgesetzt werden soll. Achtung, Geschäftskutscher! Die Kutscher   und Mitfahrer der Firma Max Häusler u. Co., Kaffeeversandgeschäft in München  , befinden sich seit Anfang Juni d. I. im Streik. Wir ersuchen die Kollegen, Arbeitsangebote der Firma strikte ab- zulehnen,' Deutscher   Transportarbeiterverband. Letzte I�achncbtcn und Dcpcfcbcn. Die Aussperrungen und Streiks in Hamburg  . Hamburg  , 8. Juni.  (Privatdepesche desVorwärts".) Bis heute abend sind im Hamburger Baugewerbe rund 8066 Maurer  , Zimmerer, Bauhilfsarbeiter und Stukkateure ausgesperrt. Die Arbeitseinstellung der Sortierer der TabakSbranche erfolgt mit großer Einmütigkeit. Bisher sind 466 Arbeiter in den Streik getreten. Der Rest der Beteiligten wird morgen die Arbeit ein- stellen._ Unwetter in Mähren  . Tischnowih(Mähren  ), 8. Juni.  (W. T. B.)I Durch ein mit wolkenbruchartigem Ziegen verbundenes Gewitter sind in hiesiger Gegend die Saaten vollständig vernichtet worden. Der Schaden Wird auf eine Million Kronen geschätzt. Der Urheber der Zusammeukuuft. Petersburg, 8. Juni.  (W. T. B.) Eine Anzahl russischer und ausländischer Blätter hält trotz der von deutscher Seite er- folgten Mitteilungen die Behauptung auftecht, daß die Kaiscrcntrevue aus die Initiative des deutschen   Kaisers zurückzuführen sei. Dem- gegenüber ist der Petersburger Vertreter von Wolffs telegrapischem Bureau durch das russische Ministerium des Auswärtigen berechtigt, zu bestätigen, daß Kaiser Nikolaus die Initiative zu der Herbeiführung dieser Entrevue ergriffen hat, und Kaiser Wilhelm   auf Einladung des Kaisers von Rußland   sich in die finnischen   Gewässer begibt. vergntw. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Jnfexgtentejl vergnttv.; Zh, Glocke, Berlin  . Drnck». Verlag: Vorwärts Buchdr. u, VerlagSgnstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu2 Beilagen u. Unterbaltungsbl.