und Theater erinnern, so darf man auch aussprechen: es gibt dieleLeute, die die ganze Selbstverwaltung in Preußen auch bei denSteuerbehörden nur ansehen als Kulisse eines Puppentheaters, undder Herr Landrat hinter der Kulisse, das ist soder Herr... Landdrahtzichcr.(Heiterkeit.) Ich will mich mit diesen Ausführungen keineswegs ein-mischen in den lieblichen Streit der verschiedenen Grohkapitalisten,ich will nicht entscheiden, wo die Vertreter derjenigen sind, die amunliebsten Steuern zahlen, ob im Zirkus Schumann oder imZirkus Busch.(Heiterkeit und Sehr gut l bei den Sozialdemokraten.)Hier paßt das süddeutsche Wort:„Koriander, es ist einer wie der ander".(Heiterkeit.) Das eine muß ich zugeben: Wenn Sie den ZirkusSchumann und den Zirkus Busch vergleichen, so darf konstatiertwerden, daß im Zirkus Busch geschicktere Zirkusdirektion ist.(Heiter-keit.) Reden wie die des Herrn Kirdorf, die so wenig ins Programmpassen, dürfte Herr Dr. Hahn dort nicht halten.Der Finanzminister v. Rheinbaben hat hervorgehoben, daßgegenüber allen Steuerpflichtigen die Grundsätze der Gerechtigkeitobwalten. Formell mag das zutreffen. Er hätte aber wohl daraufhindeuten können, daß eine sehr große, die größte Bevölkerung voll-kommen erhaben ist über jeden Zweifel an richtiger Steuerzahlung.Das ist die Masse derer, die von ihrer Arbeit leben müssen: dieArbeiter und Beamten!(Lebh. Zustimmung bei den Sozialdemokr.)Bei den Arbeitern werden die Lohnlisten eingefordert, und kein Pfennigwird zu wenig eingeschätzt, bei den Beamten ivird der Gehaltstarifaufgeschlagen, und eS wird ebenfalls kein Pfennig zu wenig ver-steuert. Nun sind wir der Meinung, daß der Steucrvorschlag, denSie unS bringen, geeignet ist, gerade einen Teil derjenigen Leuie zutreffen, denen der Vorwurf der Steuerhinterziehung am wenigstengemacht werden kann. Wir sind überzeugt, daß ein Teil derArbeiter von der KotierungSsteuer getroffen wird.(Widerspruchrechts.) Durch die Belastung der Hypothekenpfandbriefe wird auchdie Bautätigkeit erschwert und verteuert.(Lebhafte Zustimmunglinks.) Nun wissen Sie,' wie schwer das Baugewerbe seit einige»Jahren darniederliegt. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal eineFamilie eines Arbeiters, der nwnatelang keine Beschäftigung hat, ausder Nähe gesehen haben. Ich habe in solche Wohnungen hineingeschaut.Ich habe Maurerwohnungen gesehen, wo der Hausvater schon daszweite Jahr nicht beschäftigt war! Wenn Sie sehen, daß die Bau-tütigkeit jetzt leise wieder einsetzt, so sollten Sie sich hüten,den allergeringsten Versuch zu machen, der neu beginnenden Bau-tätigkeit Steine in den Weg zu werfen.(Sehr wahrl bei denSozialdemokraten.) Bei der Beratung der Erbschaftssteuer habenSie auf die Gefährdung des Familiensinns, die Sie annehmen, hin-gewiesen. Wir meinen, die Familien der Arbeiter verlangen eben-falls Berücksichtigung.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Nun ist es recht bezeichnend, daß Sie zwar dieHypothekenpfandbriefe mit der Kotierungssteuer treffen wollen,aber die einfachen Hypotheken, die einem ähnlichen wirt-schaftlichen Zweck dienen, mcht belasten. Das ist nach unsererUeberzeugung lein Zufall, sondern ist symptomatisch für die An-schauung, aus der heraus der Steuervorschlag gekommen ist. Siewollen in Hhpothekenpfandbriefen nicht den Besitz als solchen treffen.sondern sehen darin ein Merkzeichen des Verkehrs und Kreditwesens,die Sie bekämpfen wollen. Es ist immer die gleiche Melodie:einmal Fahrkartensteuer, dann Schiffahrtsabgaben, jetzt Kotierungs-stcuer. E« ist immer dieselbe Weise und derselbe Text:Feindschaft gegen die moderne Entioicklung des Kreditwesens.(Leb-hafte Zustimmung links.) Wir aber wollen, daß die EntwickelungDeutschlands nicht rückwärts geht und auch nicht stehen bleibt,sondern daß sie vorwärts schreitet; das wollen wir im Interessenamentlich der Arbeiterschaft.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozial-demokraten.) Was für die Herren vom Zirkus Schumann zum größtenTeil nureine Profitfragegewesen ist, das ist für die industrielle Arbeiterschafteine Lebensfrage.(Sehr wahrt bei den Sozialdemokraten.) Wir sind auch der Meinung,daß die friedliche Besetzung auswärtiger Märkte notwendig istfür die Entwickelung Deutschlands, und wir glauben, daß diechinesische Eisenbahnanleihe uns wesentlich billiger zu stehen kommt,als ein chinesischer Krieg.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.)Wir glauben, daß diese Steuer die wirtschaftliche Annäherung derNationen wenn auch nicht verhindert, so doch hindert und erschwert.WaS nützt es, wenn die verschiedenen Souveräne von Zeit zu Zeitzu Wasser und zu Lande sich treffen, sich umarmen und aus beideWangen küssen, daß aber, wenn sie dann heim kommen, Gesetzegemacht werden, welche wirtschaftlichen Unfrieden säen l(Sehr gut!bei den Sozialdemolraten.)Verschiedentlich ist auf das Beispiel Frankreichs hingewiesenworden. Wir könnten in unseren öffentlichen Einrichtungen vonFrankreich viel lernen, aber auf dem Gebiete des Steuerwesens sehrwenig.(Lebhaftes Sehr richtig! links.) In Frankreich hat ein rück-ständiges Kleinbürgertum feit Jahrzehnten verhindert, daß eine gerechteEinkommensteuer eingeführt wird. Wenn Sie Frankreich absolutetwas abgucken wollen, so holen Sie die Erbschaftssteuer von dort.(Lebhafte Zustimmung links.) Wir glauben, daß im Interesse derallgemeinen Entwickelung Deutschlands die Kotierungssteuer ab-zulehnen ist. Wir sind nicht im Begriffe, ein Industriestaatzu werden, sondern sind es längst.(Zustimmung links.)Nur 32.7 Proz. der Bevölkerung gehört dem Kreise der Land-Wirtschaft an. Dieses Drittel herrscht bisher auf Grund unsererrückständigen Einrichtungen über die anderen zwei Drittel. Sie(nach rechts) haben hier im Hause das Uebergewicht, das Sie bisherdurch die durchaus ungerechte, mit der Verfassung im Widerspruchstehende WahlkreiSeinteilung aufrecht zu halten verstanden.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Das ist dermorsche Ast, auf dem Sie sitzen, hoffentlich nicht für alleEwigkeit, und wenn eS wahr ist, daß Hochmut vor demFall kommt, dann sind wir überzeugt, daß der Sturz der agrarischenHerrschaft in Deutschland nicht mehr weit ist.(Lebhafter Beifalllinks.)Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf DienstagL Uhr.(Vorher Rechnungssachen und ein Nachtragsetat.)Schluß 7 Uhr._Soziaice*Der erste Kongreß für Säuglingsschutz.Eine schwere Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaft war dieTagung des ersten Kongresses für Säuglingsschutz in Dresden am19. Juni. Medizinalrat Renck-Dresden wies in seiner Begrüßungs-anspräche schon darauf hin, daß Sachsen zu den Ländern gehöre,die die größte Kindersterblichkeit aufweisen. Er hätte hinzufügensollen, daß Schuld daran die erbärmliche Bezahlung in der Textil-und in der Spielwarenindustrie trägt« die diesen den NamenHungerindustrie eingetragen hat.Der Geh. Obermedizinalrat Dr. Dietrich führte den Beweis,daß es in Preußen nicht besser aussieht. Die Sterblichkeit sei überallin Preußen im ersten Lebensmonat am größten. Von 198 Säug-lingen, die 1995 von 1999 starben, wurden 57— das sind einDrittel— im ersten Monate dahingerafft, V» starben im zweiten.»/» im dritten Monat. Auf dem Lande ist die Sterblichkeit etwasgrößer wie in der Stadt. Die beste Pflege für das Kind sei diesachkundig angeleitete und gut ausgestattete Mutter. Deshalbmüsse in erster Linie die Mutter geschützt und schon vor der Eni-bindung in die Lage versetzt werden, mit Ruhe ihrer schwerenStunde entgegenzusehen. Die matemlle Sichcrstellung der Hebammen und eine Vermehrung der Entbindungsanstalten wärenweitere Vorbedingungen. An letzteren fehle es selbst in Groß-städten; Berlin habe insgesamt nur 399 Betten. Frankreich undRußland selbst hätte» Deutschland weit übcrtroffen in diesemPunkte.Professor Dr. Selge-Göttingen fordert vor allem Wöch-verinnenhcime, die in Verbindung mit der ERtbind.migsavst.Ätstehen, und in denen Wöchnerimlen, die in schlechlen Verhältnissenleben, mit ihren Kindern Aufnahme finden. Diese Heime seienbesonders für die unehelichen Wöchnerinnen eine Notwendigkeit.Der dritte Berichterstatter, Professor Dr. von Franque-Gießen,legte an der Hand statistischer Mitteilungen die Notwendigkeit er-höhten Mutter- und Säuglingsschutzes dar. Die Sterblichkeit derKinder kurz vor und nach der Geburt raube Deutschland im Jahredurchschnittlich 149 999 Menschenleben, von denen zirka 115 999durch eine bessere Fürsorge für Schwangere und Gebärende ge-rettet werden könnten. Selbst von den gesund aus den Entbin-dungsanstalten entlassenen unehelichen Kindern sterben infolgeder ungünstigen Verhältnisse, in die sie kommen, bis zu 47 Proz.im ersten Lebensjahre. Auch dieser Redner fordert Gründungvon Mütter- und Säuglingsheimen und Stillung der Kinder durch� die Mütter. Es sei eine Pflicht nationaler Selbsterhaltung, eineVerminderung der Säuglingssterblichkeit herbeizuführen.Der Stadtrat Hofmann-Leipzig wies sehr richtig darauf hin.daß die Frage erhöhten Säuglingsschutzes, erhöhter Stillfähigkeitauch vor allem eine wirtschaftliche Frage sei. Die Mütter müßtendurch wirtschaftliche Hilfe in den Stand gesetzt werden, sich ge-nügend der Erziehung ihres Kindes widmen zu können. Die gesetz-liche Ausdehnung des Schutzes, den der Z 137 der Gewerbeordnungden Fabrikarbeiterinnen gewährt, auf Dienstboten und Handels-angestellte müsse gefordert werden, vor allem aber auch eine AuS-dchnung der Schutzfrist vor der Niederkunft. Redner fordert eben-falls die Errichtung von Wöchnermnenheimen.Die Professoren Dr. Siegert-Köln und Dr. Kluncker-Frank-fürt a. M. fordern auf, für bessere und gesündere WohnungenSorge zu tragen.— Sanitätsrat Dr. Brennecke-Magdeburg fordertanalog den Handels- und Gewerbekammekn Fraucnhilfslammern.Nächster Kongreßort ist München.Moderner Sklavenhandel.Bisher bestand in Staaten, die vorgaben, Kulturstaatenzu sein, allen vorcm natürlich Deutschland, die Ansicht, daßnur die dem Menschen innewohnende Arbeitskraft zu einerWare geworden sei, nicht aber dieser selbst. Das ist jetzt andersgeworden, das privatkapitalistische Zeitalter zeigt sich inimmer brutaleren Formen. Das Organ der Zuckersiederund-Händler der Provinz Sachsen, die„MagdeburgischeZeitung", bringt in ihrer Sonnabendnummer das folgendeInserat:129 stramme Mädchen und einige Burschen hat gegen EndeJuni abzugeben.Max Koch, Konservenfabrikant, Braunschweig.Also genau so, wie man fette Gänse, Hammel oderArbeitstiere anpreist und zum Kauf anbietet, genau so geschiehtes hier mit Menschen, den Ebenbildern Gottes. Mit derArbeitskraft geht auch der Mansch in das Eigentum des Unter-nehmers über._Zur Gcsindcordnung.Arn 3. Mai verließ ein löjähriges Dienstmädchen wegenschlechter Behandlung den Dienst, obwohl di? Mndigung erst EndeMai abgelaufen war. Wegen„mutwilligen unberechtigten" Ver»lassen des Dienstes es von der Polizeidirektion Dresden eine Straf-Verfügung über 19 M.(I) Das Mädchen beantragte richterlicheEntscheidung, weshalb sich das Dresdener Jugendgericht mit derAngelegenheit beschäftigte. Es klagte über mangelhaftes Essen,über fortgesetzte Schimpfereien und große Ausbeutung seiner Arbeitskraft. Das Gericht setzte die Strafe auf 5 M. herab. Es warder Ansicht, daß weder das Leben, noch die Gesundheit des Mäd-chens gefährdet war, und daß deshalb kein gesetzlicher Grund fürdas Mädchen vorlag, den Dienst vorzeitig zu verlassen I Wie wirwiederholt dargelegt haben, werden die Eltern gut tun, durch Ver-trag die Kündigungsgründe der Gesindeordnungen aufzuheben,wen» sie ihre Kinder nicht schlecht behandelt und obendrein nochbestraft wissen wollen. jHilfskassen und ReichsverficherungSordnung.In den Tagen vom 21. bis 23. Juni findet in Münchendie 14. Generalversammlung der Zentralkranken- und Sterbekasseder Zimmerer, eing. Hilfskasse Hamburg, statt. Der Vorstands-bericht konstatiert, daß die besonders im Baugewerbe eingetreteneKrisis auf die Kasse eine verheerende Wirkung ausübte. Schloßdoch die Kasse im vergangenen Jahre mit einem Defizit von 71 999Mark ab, eine Tatsache, wie sie seit Bestehen der Kasse nicht zuverzeichnen war. Dazu kommt noch, daß auch die Krankenhaus-kosten, Aerztehonorare bedeutend in die Höhe getrieben wurden.Die Unsicherheit, was mit den freien Hilfskassen in Anbetrachtder in Aussicht stehenden Reichsversicherungsordnung werden wird,wirkte lähmend auf die Entwickelung der Kasse und der freienHilfskassen überhaupt.— Der Reservefonds sollte eine Höhevon 597 226 M. haben; das Vermögen der Kasse beträgt aber nur334 941 M., so daß in diesem Jahre zur Ergänzung des Reserve»fonds 57 999 M. aufgebracht werden müssen. Zur Deckung schlägtder Vorstand drei Extrabeiträge vor, in der Boraussetzung, daßsich die Baukonjunktnr in diesem Jahre besser gestalten wird. DieReineinnahme betrug im Jahre 1996 525 775 M,; sie stieg imJahre 1998 auf 621 283 M., was eine Mehreinnahme von 95 598Mark ausmacht; dagegen steigerten sich die Ausgaben von 442 944Mark im Jahre 1996 auf 684 782 M. im Jahre 1993, also um dasZivcicinhalbfache. Die Mitgliederzahl stieg in den Berichtsjahrenauf 14 319 männliche und 597 weibliche Mitglieder im Jahre 1998.In den letzten zwei Jahren wurden 94 neue Verwaltungsstellengegründet und 3 aufgelöst. Der Bericht weist zum Schluß auf denEntwurf der Reichsversicherungsordnung hin, die, falls sie Gesetzwerden sollte, den Vorstand veranlassen dürfte, mit gutem K.e-wissen die Aufrechterhaltung der Kasse nicht zu empfehlen.Prämien für Kassenbetrllger.„Der Unternehmer für Eisenbahn-, Tief- und Betonbau,Ingenieur L. Mildner, Berlin, schuldet der hiesigen AllgemeinenOrtskrankenkasse 414,79 M. an Eintrittsgeldern und Beiträgen.Die von der Kasse veranlassten Pfändungen fielen fruchtlos aus.Die Pfandstücke mußten aus Intervention der Ehefrau des Schuld-ners freigegeben werden. Ein Zahlungsverbot an den Auftraggeberdes Schuldners, die Eisenbahndirektion Halle a. S., blieb ebenfallserfolglos: Mildner hatte seine Forderung bereits einem KaufmannLange zediert. Schließlich erstattete die Krankenkasse Anzeige aufGrund des§ 82b des Krankenkassenversicherungsgesctzes bei derStaatsanwaltschaft. Die Anklage erfolgte. Mildner wurde zuganzen— 15 M. Geldstrafe, eventuell 3 Tagen Gefängnis ver-urteilt. Mit anderen Worten: für den zuungunsten der Arbeiterund der Kasse verübten Betrug wurde Mildner mit 414,79— 15=399,70 M. belohnt. Erkennen Gerichte auch auf solche Belohnungen,wenn ein Arbeiter dem Arbeitgeber 414,79 M. unterschlägt?Unseres Wissens ist solcher Fall noch nie vorgekommen. Aber—Klassenjustiz gibt es nicht. Die immer mehr sich einbürgerndePrämiierungspraxis gegenüber Kassenbetrügereien, die in der ge-schilderten Art vorgenommen werden, wirken direkt als Begünsti-gung solcher Betrügereien gegenüber Arbeitern und Unter-schlagungen gegenüber der Kasse. Die 414,79 M. Kassenschuldenfetzen sich aus rund 499 einzelnen Betrugsfällen gegen Arbeiterzusammen. Denn in soviel Fällen ist den Arbeitern der Lohn umden Kassenbeitrag durch die falsche Vorspiegelung gekürzt, die Bei-träge seien oder wurden an die Kasse gezahlt. Wenn ein armerTeufel einen reichen Mann um einige Mark in ähnlicher Weiseerleichtert, so marschiert er flugs ins Gefängnis, im Rückfall insZuchthaus. Aber Bauunternehmer und Lieferanten für könig-liche Eisenbahnen werden für Schädigung von Arbeitern um Hun-derte von Mark wie geschildert von den königlichen Gerichten aufGrund der Gesetze behandelt und schimpfen dann um so kräftigerüber die ungeheuren„Laste!»"- der Unternehmer. Eine prächtigeKleseflschgstKo�jlltLg.?Zus Inclnftne und Rande!.Preissteigerung im Mai.Im Monat Mai ist der Preis einer Reihe wichtiger NahrnngS-mittel teilweise erheblich teurer geworden. Nach den Zusammen-stellungen der„Statistischen Korrespondenz" ergeben sich folgendeSteigerungen:Großhandelspreise: April MaiWeizen, 1 Tonne in Mark.... �» 235 251Roggen„„„....»» 174 183Hafer,........ 183 191Weizenmehl, 1 Doppelzentner in Mark. 32 34Roggenmehl„«.. 23 26Kleinhandelspreise:Erbsen, 1 Kilogramm in Mark..Ii 9,36 0,37Speisebohnen, 1 Kilogramm in Mark., 9,37 0,39Linsen„„„.. 47 49Eßbutter„„„,. 256 258Weizenmehl„.. 38 40Weißbrot(Semmel)„„.. 54 56Roggenbrot„„.. 31 32Schweineschmalz, inländ., 1 Kilogr. in Mark 167 168„ ausländ.«„„ 136 137Zucker, 1 Kilogramm in Mark..«. 59 51Also Preissteigerungen für fast alle notwendigen Lebensinittel.Und die konservativ-zentrümliche Mehrheit bemüht mit Eifer sich,dem Volke die Lebenshaltung noch mehr zu verteuern. Das nenntman arbeiterfreundliche Politik im Staate der agrarisch-IlcrikalenHerrschaft._Syndikatspreispolitik.Nach einer Meldung der»Frankfurter Zeitung" sind Vor-bereitungen im Gange, um das im vergangenen Herbst auf-geflogene internationale Aluminiumsyndikat wieder zu rekonstruieren.WaS die Verwirklichung des Planes fiir den Konsum bedeutet, kannman sich nach den„Erfolgen" deS früheren Syndikats ausmalen. Essicherte den Aluminiumfabrikanten so horrende Gewinne, daß, angelocktvon dem Segen, eine Reihe Fabriken entstand, die als Außenseiterdem Syndikat Konkurrenz und für sich glänzende Geschäfte machten-Das führte zur Auflösung der BerteuerungS-Vereinigung und derPreis des Aluminiums, der im Jahre 1997 zwischen 3V«— 4 Markper Kilogramm schwankte, sank auf IVe� Mark. Nach den der-zeitigen Londoner Tonnennotierungen stellt dort der Preis sich auf1,29 bis 1,25 M. pro Kilogr., in Paris auf 1,26 bis 1,69 MarkGrundpreis. Tritt das Syndikat wieder inS Leben, werden auch diePreise alsbald kräftig emporschnellen.Blinder Lärm. Die letzte Gesellschaftsversammlung des Kali-syndikats hat beschlossen, die Verhandlungen der Kommission alsgescheitert anzusehen wegen Ablehnung ver>chiedener Werke, vor derKommission zu erscheinen. Vor dem 1. Juli soll eine Generalver-sammlung stattfinden, die über die sofortige Auflösung deS Kali-syndikats Beschluß fassen soll. Die Ankündigung ist wohl nur alsSchreckschuß für die Widerspenstigen gedacht.Saatcnstand. Zu dem Bericht über den Saatenstand in PreußenMitte Juni bemerkt die„Statistische Korrespondenz" u. a.:Die auf eine gute Entwickelung der Saaten gesetzte Hoffnungist im Berichtsmonat nur teilweise in Erfüllung gegangen. Dieallgemeine Witterung war viel zu kühl, und die Niederschläge warennicht überall eindringlich genug. Wegen der widrigen Witterungs-Verhältnisse des Frühjahrs wurden noch nachträglich Umpflügungen in-folge von Winterschäden notwendig. Ziemlich oft wird über starkeVerunkrautung der Sommerung geklagt. Ebenso sollen tierische Schäd-linge in Massen vorkommen. Mäuse sollen im allgemeinen kaum zubemerken sein. Von Pflanzenkrankheiten werden nur Kleekrebs, Mehl»tau und Wurzelbrand angegeben.Der Stand des WinlerweizenS wird vorläufig nur in Ost- undWestpreutzen sowie in den Regierungsbezirken Stralsund, Posen,Schleswig, Lüneburg, Osnabrück, Minden, Trier, Aachen und Sig-Moringen als befriedigend angesehen. Winterspelz hat sich in Sig-Moringen, wo er am meisten gebaut wird, gut entwickelt. DerStand des Winterroggens wird vielfach als dünn bezeichnet,auch soll das Stroh fast allgemein zu kurz geblieben sein.Hier und da ist der Roggen vor der Blüte zum Lagern ge-kommen. Winterraps und-Rübsen sollen derart gelitten haben, daßauf eine allgemeine Besserung jetzt nicht mehr zu rechnen ist. Rechtungünstig lauten die Nachrichten über die Futterpflanzen, deren Er-trag oftmals nicht die Arbeit lohnen soll. Die Wiesen sehen hierund da wieder wie im April rot und grau aus. Sommerhalm- undHülsenfrüchte haben, ausgenommen Roggen, einen ziemlich zufrieden-.stellenden Stand, ebenio Flachs. Hackfrüchte sind nicht überallgleichmäßig aufgegangen, Kartoffeln hier und da erfroren undZuckerrüben durch Aaskäfer vernichtet, so daß Neupflanzungen statt-finden mußten.Dividenden. Die Mtionäre der Maschinenbau-Akt.-G.- vorm.Bilk u. Henkel in Kassel erhalten für das letzte Jahr 11 Proz.gegen 19 Proz. im Vorjahre.— Bei erhöhtem Aktienkapital schüttetdie Elektrizitäts-A.-G. vorm. Lahmeyer u. Co.-Franksnrt für dasletzte Jahr 6 Proz. Dividende aus, im Vorjahre 7 Proz.Produktionseinschränkung in der Glasindustrie. Der VerbandSchlesisch-Lausitzer Tafelglashütten G. m. b. H. zu Weißwasser O.-L..dem sämtliche Fensterglasfabriken der Ober- und Niederlausitz mitAusnahme dreier Werke angehören, hat in seiner letzten Mitglieder-Versammlung beschlossen, mit Rücksicht auf die gesamte Marktlagedurch eine Betriebsaussetzung für sämtliche Hütten die Produktionmit dem Absatz in Einklang zu bringen. Wie dazu mitgeteiltwird, soll die Erzeugungseinstellung zirka vier Wochen andauern.Offensichtlich wollen die Fabrikanten durch die Maßnahme einePreissteigerung vorbereiten.BetrievSreduktiou. In Verfolg deS BeschlusieS deS im Mai inMailand abgehaltenen VaumwollkongresseS. eine internationaleBetriebseinschränkung zu organisieren, hat jetzt die Vereinigung derenglischen Baumwollspinner ihren Mitgliedern den Vorschlag unter-breitet, in den Spinnereien, welche amerikanische Baumwolle ver-arbeiten, in der Zeit vom 19. Juli bis zum 27. September anjedem Sonnabend und Montag die Betriebe stillzulegen. Ein Still-stand der Spindeln von 186 Stunden während der Monate Juli,August und September ist ebenfalls in Aussicht genommen.Gerichts-ZeitungIn Jandorfs Warenhaus am Kottbuserbammhakte sich ein stürmischer Auftritt abgespielt, dessen' Einzelheiten amMontag bor dem Amtsgericht Bcrlin-Tempelhos in zwei Verhand-lungen erörtert wurden.Der Handlungsgehilfe I., der in der Fleischabteilung als Ver-käufer beschäftigt wurde, hatte die Unzufriedenheit des Abtcilnngs-Vorstehers Kleinert erregt, war von diesem aus der Abtcklung hin-ausgewiesen und dann von dem Geschäftsführer Led»? entlassenworden. I. meint, der Anlaß der Streitigkeit sei der gewesen, daßer einer Kundin beim Verkauf von Kasseler Rippespeer 5 Pfennigabgelassen. Nach de? Darstellung von Kleinert aber) hätte I.eine Kundin unhöflich behandelt und wäre hinterher ihm und demGeschäftsführer ungebührlich entgegengetreten. I., der aus derin einem oberen Stockwerk gelegenen Abteilung unter Anwendungvon Zwang die Treppe hinuntergebracht worden war, klagte gegenLeo» und Kleinert wegen wörtlicher bezw. tätlicher Beleidigung.Levy sollte mit Bezug auf I. gerufen haben, man möge ihm„denFungen" herbringen. Kleinert sollte I. gepackt und gestoßen haben,1« dgß L, blsvs FUis dAvSKtZllg. Die awa« Affäre, die sich Mitte