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Nr. 158. 26. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 10. Juli 1909.

279. Sigung vom Freitag, den 9. Juli, bormittags 11 Uhr.

Am Bundesratstisch: Sydow, v. Rheinbaбen. Präsident Graf Stolberg teilt mit, daß Graf Zeppelin   den Reichstag zu einem Besuch Anfang September nach Friedrichshafen  einzuladen beabsichtigt.

Auf der Tagesordnung steht die

dritte Lesung der Finanzreform;

sie beginnt mit dem

Bransteuergesetz.

Abg. Zubeil( S03.):

( Die Mitglieder der Rechten und des Zentrums unterhalten sich

die Segel streichen und von der Durchführung dieser eigentlich be- Deutscher vertreten. Nun hat man dem Herrn Reichskanzler rechtigten Forderung absehen. 1906 hat in der Bierkommission einzureden versucht, die Petitionen seien ein Machwerk des Tabat­ein Regierungsvertreter gesagt, im Gastwirtgewerbe sei eine vereins. In Baden sind eine große Anzahl Petitionen in Versamm­große Zahl fragwürdiger Existenzen. Bei solcher Auffassung be- lungen beschlossen worden, wo entweder der Pfarrer geredet und greift man, daß Sie denken, es schadet nichts, wenn eine ganze der Bürgermeister der Vorsitz gefühl oder der Memeister ge­Anzahl dieser Existenzen verschwindet. Aber der Herr hatte sich redet und der Pfarrer den Vorsiz geführt hat. Nun werden die diese Worte wohl nicht gut überlegt. Er hätte doch wissen müssen, Herren vom Zentrum doch zugeben, daß die Pfarrer im badischen daß niemand in Berlin   und Umgegend eine Konzession erhält, der Oberland, nicht im Dienste des Tabakvereins stehen! Sie haben die nicht völlig einwandfrei ist, wofern er nicht etwa im Versammlungen einberufen und mit guten Gründen nachgewiesen, Interesse der Polizei gebraucht wird. Es gibt Lokale daß es für ihre Gemeinde ein Unglüd

in Berlin  , in denen die Spitzbuben verkehren, die aber von der Bolizei gebraucht werden, und die Liebhaber der Lokale, d. h. ihre

Arbeiter,

Gäste, unterstützen die Polizei. Von den Besitzern dieser Lokale ab- wäre, wenn ein solches Gesetz angenommen würde. Ganze Stadt­gesehen, erhält feine anrüchige Person in Berlin   und Umgegend eine vertretungen, bald dieser, bald jener politischen Richtung, machen Konzession. Vollkommen unbescholtenen Sozialdemokraten fällt es gegen dieses Steuergesetz Front, weil sie aus der Erfahrung wissen, sogar sehr schwer, eine Konzession zu erlangen. Zum mindesten daß durch ein solches Gesetz die Armenlasten ihrer Gemeinde dauert es bei diesen sehr lange. Wenn also fragwürdige Eristenzen erheblich anschwellen. Weiter liegen auch Petitionen von mehr als einer halben Million Tabakarbeiter im Gastwirtsgewerbe find, so nur im Interesse der Polizei.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) vor, dann Petitionen aus Fachorganen und Tabakvereinen, auch ungeniert, und die während der Nede in den Saal strömenden Wir haben Ihnen einen Antrag unterbreitet, von dem wir Tabatarbeitervereinen, Händlervereinen, Handelskammern und Tabat­Abgeordneten sind derartig unruhig, daß der Präsident mehrfach, hoffen, daß Sie ihn noch in der 12. Stunde annehmen. Es ist bauern usw., die alle ihre Interessen durch Inkrafttreten dieses Ge­wenn auch vergeblich, um Ruhe bitten muß.) Durch diese Gesetz- das der fetzes als geschädigt ansehen. Ich möchte wirklich wissen, wer es ge­gebung wird die Ausplünderung des arbeitenden Voltes fortgesetzt, während der unersättliche Moloch gefüttert wird. Gerade Entschädigungsantrag für die in der Brauerei- Industrie beschäftigten wesen ist, der dem Reichskanzler erzählt hat, daß diese ganze Be­wegung durch den Tabakverein gemacht worden sei. Es gibt feinen das Gastwirtsgewerbe ist schon in hohem be= Maße lastet durch Steuern aller Art. Gewerbesteuer, Vergnügungs- die unbedingt zu einem großen Teil zufolge dieses Gesetzes ihres größeren Gegensatz als zwischen dem Tabakverein und dem Tabak­arbeiterverein.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wie steuer muß der Gastwirt bereits zahlen, und in erster Linie Arbeitsverdienstes beraubt werden. Bei der Tabaksteuervorlage haben wird er auch wieder von den neuen Steuergesezen getroffen; von Sie einen ähnlichen Antrag angenommen. Auch hier wird ein großer Schroff dieser Gegensatz ist, geht daraus hervor, daß, als 1903 der Brausteuer, der Branntweinsteuer, der Lichtsteuer, der Steuer Teil der Arbeiterschaft brotlos werden, und ich bitte Sie im Interesse Agitation gegen die Fabrikatsteuer, die Arbeiter das Geld aus­der Fabrikantenverein in Hamburg   den Arbeitern Geld anbot für auf Streichhölzer. Auch im preußischen Landtag wird der Gastwirt dieser Arbeiterschaft, unserem Antrage zuzustimmen. Gern hätten wir belastet. Die Automatensteuer hat man dort eingeführt. Weiter den Antrag ausgedehnt auch auf die vernichteten Gristenzen von Gast- geschlagen haben, indem sie sagten: Mit Euch wollen wir keine hat er kommunale Biersteuern zu tragen.( Da die Unruhe des wirten. Aber ein derartiger Antrag ist bei Ihnen ja vollkommen aussichts- die Arbeiter trotzdem ebenso wie der Tabakverein in die Agitation Gemeinschaft haben!( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wenn Schnapsblocks noch zunimmt, hält der Redner eine Weile inne, los. Heute schon ist ein Stückgang des Konsums zu verzeichnen, und Fahrer, dann zur Rechten gewendet.) Ich habe Beit! Meinetwegen können Mitfahrer und Kesselheizer sind aus den Brauereien entlassen. Wenn gegen das Gesch eintreten, so deshalb, weil ihre eigenen Interessen wir die ganze nächste Woche noch tagen.( Sehr richtig! bei den das Biersteuergesetz in Kraft tritt, wird der Umfang dieser Ent- geschädigt sind. Mehr als neum Zehntel der ganzen Petitionen find Sozialdemokraten. Es wird für einen Moment ruhig, doch fallen lassungen noch zunehmen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) die in ihren Lebensinteressen geschädigt sind.( Sehr wahr! bei den nicht durch den Tabakverein, sondern durch Tabatarbeiter veranlaßt, die Mitglieder des Schnapsblocks bald wieder in ihre gewohnten Ich richte daher auch an das Zentrum die Bitte, im Intereſſe dieser Sozialdemokraten.) Dieses gemeinsame Vorgehen von Tabatarbeitern Unterhaltungen und Unterbrechungen zurück.) Nun heißt es zwar, Arbeiter unseren Antrag anzunehmen. Wenn das Wort wahr sein und Tabakverein beweist, daß diese Finanzreform eine derartige die Steuer soll auf die Konsumenten abgewälzt werden. Gerade soll, daß Sie für die Arbeiter eintreten, auch für die christlichen ist, daß sie sogar die schroffften Gegenfäße Schulter an Schulter das aber muß, wie ich schon anfangs fagte, einen Kampf aller Arbeiter, die ebenso hart betroffen werden, so zeigen Sie, daß Sie gegen alle entfesseln. Die Gastwirte können eben nicht ohne weiteres das Christentum nicht nur auf den Lippen haben, sondern daß Sie zusammenführt. Beim Kohlenausfuhrzoll haben wir es ja fogar 100 Millionen Mart auf ihre eigenen Schultern nehmen, und des- es auch in die Tat umfeßen. Wenn Sie das wollen, müssen Sie gesehen, daß ein Hue und Kirdorf sich in der Abwehr zusammen­fanden. wegen muß ein Kampf zwischen Konsumenten und Gastwirten ent- für unseren Antrag stimmen.( Lebhaftes Bravo! bei den Sozial­Es gab eine Zeit, in der die Regierung sich Mühe gab, die brennen, der sich auf die ganze Brauindustrie ausdehnen wird. Ein demokraten.) solcher Kampf muß zur Verminderung der Produktion führen, wie Abg. Speck( 3.) erklärt, daß seine süddeutschen Freunde trotz Industrie zu fördern und diese Förderung der Industrie ist ruhm­ja auch im Jahre 1906 ein Produktionsrüdgang eingetreten ist. ihrer schweren Bedenken gegen die Brausteuer auch in dritter Lesung reicher als andere Taten der Regierung. Denn durch sie ist Deutsch­Dieser Produktionsrückgang wird auch bewirken, daß die vom für die Kompromißbeschlüsse stimmen würden mit Rücksicht auf die land zu jener Bedeutung in der Kultur herangewachsen, die es Schnapsblock erivarteten 100 Millionen gar nicht herauskommen. heute hat. Im schroffen Gegensatz dazu stehen heute die Regierung hohe nationale Bedeutung der Finanzreform.( Burufe bei den Sozial- und die Mehrheitsparteien, indem sie eine blühende Industrie herab. Präsident Graf Stolberg: Wenn ich recht gehört habe, was bei demokraten.) drücken wollen. Darin zeigt sich Ihr ganzes dem großen Lärm im Hause freilich sehr schwer ist, hat der Redner Damit schließt die Diskussion. den Ausdruck Schnapsblock"

gebraucht. Dieser Ausdruck ist nicht parlamentarisch.( Burufe bei den Sozialdemokraten: Aber treffend!)

Ueber einen Antrag Zehnter( 3.), der eine erhöhte Steuer für nach dem 1. August in Betrieb genommene Brauereien vorsteht, wird auf Antrag Singer( Soz.) namentlich abgestimmt. Die Abstimmung ergibt die Annahme des Antrages mit 218 gegen 131 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen.

Weiter wird auf Antrag Singer( Soz.) namentlich abgestimmt über den Antrag Albrecht( Soz.) auf Entschädigung der arbeitslos werdenden Brauereiarbeiter. Dieser Antrag wird mit 215 gegen 148 Stimmen abgelehnt.( Pfui- Nufe bei den Sozialdemokraten.)

Präs. Graf Stolberg ruft die Pfui- Rufer zur Ordnung.

Der Rest des Gesetzes wird nach den Beschlüssen zweiter Lesung

angenommen.

kulturfeindliches Streben.

( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Gerade die schivankenden Existenzen kommen beim Konsumrückgang zuerst in Not. Die, welche notdürftig heute mit ihrem Bigarrenladen fich ernähren, die als Kleinfabrikanten ein notdürftiges Austommen haben und gerade noch auf der Grenze der Eristenzmöglichkeit stehen, werden dem Ruins preisgegeben.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wer also für ein solches Gesetz stimmt und dann noch behauptet, den Mittel­stand schüßen zu wollen, dem kann man dreist das Wort entgegenrufen.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten. ,, Lügner!"

Abg. Zubeil( fortfahrend): Wie schlecht es jetzt schon im Gasts wirtsgewerbe aussieht, zeigt der Umstand, daß sehr vielen Gastwirten in Groß- Berlin die Gewerbesteuer erlassen ist, weil sie ein Ein­tominen unter 1500 M. haben. In Süddeutschland   existiert die Pfennigrechnung. Wenn es gelänge, fie auch in Norddeutschland einzuführen, so wäre es denkbar, daß die Gastwirte eine nicht allzu fühlbare Abwälzung der Stener auf die Kons sumenten vornehmen fönnten. Das ist aber in Nord- Präs. Graf Stolberg: Da Verbesserungsanträge angenommen Unruhe beim Schnapsblock.) Schon jetzt sind die Bigarrenarbeiter deutschland   ganz ausgeschlossen. Auch an den Speisen kaun der Gastwirt nichts verdienen. Sie wissen ja, was für ein wunderbares Mittagbrot wir hier im Reichstag   bekommen.( Leb­haftes Sehr richtig! von allen Seiten.) Sie können sich also denten, was dort verdient wird, wo für 60, 70 und 75 Pf. zu Mittag gegessen wird. Und doch muß der Gastwirt Mittagstisch halten, wenn er Bierumsatz haben will. An den Speisen muß er also in den meisten Fällen noch Geld zugeben.

Nun ist es nicht nur die Biersteuer, die den Gastwirt belastet, auch das neue Branntweinsteuergesetz erschwert es ihm, Ueberschüsse aus dem Branntwein zu ziehen. Weiter kommt hinzu, daß man bei ihm in Zukunft auch nicht mehr eine Bigarre für 5 Pfennige wird bekommen können. Auch die Lichtsteuer trifft in hohem Maße den Gastwirt. Eine Tasse Kaffee bekommt man jetzt noch in vielen Gastwirt­schaften für 5 bis 10 Pf. Nachdem die Kaffeezollerhöhung beschlossen ist, ergibt sich auch hieraus eine weitere schwere Belastung des Gast­wirts. Auch die Belastung der Zündhölzer trifft den Gastwirt sehr schwer. Für die norddeutschen Gastwirte tommt außerdem die Zu­gabe an Brot hinzu. Der Gastwirt in Süddeutschland   gibt zu feiner Speise Brot umsonst. In Berlin   machte man vor einigen Jahren den Versuch, ebenfalls für Brot Bezahlung zu nehmen. Aber vor dem erbitterten Kampf der Konsumenten mußten die Gastwirte

Johannes Calvin  .

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widerspricht.

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sind, kann die Gesamtabstimmung nur stattfinden, wenn niemand Das geschieht nicht daß Verbesserungsanträge angenommen worden sind, es find Abg. Gothein( frs. Wg.): Herr Präsident, ich kann nicht zugeben, Verschlechterungsanträge!

( Lebhafte Zustimmung links.)

so tief herniedergedrückt, daß fie dringend der Aufbesserung bedürfen. Während der Durchschnittslohn des Arbeiters in Deutschland   über 1000. iſt, iſt der Durchschnittslohn bes Tabakarbeiters 600 M.! Anstatt nun den Tabakarbeitern zu helfen, haben Sie ihnen auch noch die Lebensmittel verteuert! Beint Kaffee, Tee, Bier und Branntwein

In der Gesamtabstimmung wird hierauf das Bransteuergesetz mit müssen die Tabakarbeiter die Steuern mitzahlen. Daß die Herren, 204 gegen 160 Stimmen angenommen. Es folgt die

dritte Lesung der Tabakstener. Abg. Molkenbühr( Soz.):

die am Schnaps ein Interesse haben, für ein solches Gesetz eintreten, begreife ich. Diese Herren wollen bewußt die Lebenshaltung der Arbeiter herabdrücken, weil dann der Schnapsgenuß steigt.( Sehr richtig bei den Sozialdemokraten.) Aus den Zahlen der Ertrags­berechnung ergibt sich deutlich, daß

Angesichts der Tatsache, daß die Mehrheit in ihrer Abstimmung ein Konsumrückgang von 12,8 Millionen offenbar nicht mehr zu beeinflussen ist, auch mit den besten erwartet wird, d. H. ein Rückgang von 12 Proz., das ist Argumenten nicht, ist es eine schwierige Aufgabe, noch den Versuch gleichbedeutend mit der Brotlosmachung von 20 000 Arbeitern! zu machen, Ihnen nachzuweisen, daß es kein größeres Unrecht geben weiter kommt hinzu, daß der Fabrikant einen Teil der Verteuerung fann, als einem Geseze wie dem Tabaksteuergesetz die Zustimmung der Ware auf den Lohn abwälzen wird, weil er die Ware so billig zu geben. Wenn es etwas gibt, das die Mehrheit dieses Hauses ein wie möglich herstellen will.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) wenig stußig machen könnte, so müßten es die gegen das Gesetz vor­liegenden Petitionen sein. Diejenigen, die für die Ablehnung sprechen, tönnen auf Grund dieser Petitionen ruhig sagen, daß sie Millionen ist noch verrückter als das Monopol in Frankreich  , würde ich sagen,

D

Die Wertsteuer

Die Calvinsche Kirchenverfassung konnte schon deshalb keine abgeschafften katholischen Feiertagen nicht arbeitete. Darin kommt wirklich demokratische sein, weil nach diesem Grunddogma Calvins der bürgerlich kapitalistische Pferdefuß schon deutlich zum Vorschein. von der Gnadenwahl in der Kirche die auserwählten, das heißt die Ueberhaupt waren die ökonomischen Anschauungen Calvins   durch­Vor vierhundert Jahren, am 10. Juli 1509, wurde Johannes eigentlich berufenen Mitglieder, nur eine Minderheit ausmachen. aus den bürgerlichen Interessen gemäß. Im Gegensatz zum katholischen Calvin   zu Noyon   in der Picardie geboren. Der Genfer   Reformator Die Lehre von der Gnadenwahl ist übrigens eine ideo- Mittelalter erklärt er das Binsnehmen für erlaubt. Handel und Gewerbe er­mit einer furzen Unterbrechung hat Calvin   von 1536 bis zu logische Widerspiegelung der bürgerlich- aristokratischen Neigungen freuen sich seiner Gunst, an den Gewinnen des Großhandels findet er nichts seinem Tode im Jahre 1564 in der Rhônestadt gewirkt wird Calvins  , wie Louis Blanc   dies schon 1847 ausgesprochen unerlaubtes. Zur Beschäftigung der Armen empfahl er Begründung von Brotestanten wie Katholiken im wesentlichen unter dem theolo- hat: Man übertrage den Calvinismus aus der Theologie in die von Tuchwebereien. Und unter seinen Auspizien wurde auch die gischen Gesichtspunkt betrachtet werden. In Wirklichkeit war Calvin Politit, so sind dieses die folgen: die Auserwählten, das sind obrigkeitliche Festsetzung der Löhne in Genf   durchgeführt; von welchem ebensowohl Staatsmann und Staatsgelehrter wie Theologe. Seine die Glücklichen der Erde, die Verworfenen, das sind die Armen; Gesichtspunkt aus, darauf läßt der Grundsatz schließen, den Calvin   sich politische Wirksamkeit und Denkweise kann sehr wohl begriffen werden, zwischen den ersten und den anderen ist ein Abgrund, ein verhängniss nicht scheute, offen auszusprechen: man müsse das Bolt stets in Armut ohne sein theologisches System im einzelnen in Betracht zu ziehen, boller Abgrund: die Ungleichheit der Lage und die göttliche Laune, erhalten, damit es gehorsam bleibe. Gehorsam den Regierenden der Genfer  dagegen ist er als Theologe keineswegs zu begreifen, wenn man der man sich mit Verehrung unterwerfen muß, das ist der Zufall Geldsacksrepublik; denn eine solche war das Calvinsche Gemeinwesen. feine politische Stellung außer Acht läßt. Jm ganzen fann man der Geburt." Das besitzende Bürgertum verfügte über die regierenden Räte. Der ihm bloß gerecht werden, wenn man sich sein Wesen aus seiner Daß Calvin   faktisch die Herrschaft des Besitzes als die gott  - allgemeine Rat, das heißt die ganze Bürgerschaft, wurde zwar noch Silaffenzugehörigkeit heraus erklärt. Er ist der Repräsentant des gewollte Ordnung anjah, zeigen nun seine massenhaften Ausgelegentlich berufen, war aber zu Einflußlosigkeit verurteilt. besitzenden Bürgertums, wie es zur Reformationszeit in seinen lassungen über die Fragen der Staatsverfassung und seine staatsmännische Calvin   war das noch nicht genug; ihm erschien die bloße fortgeschrittensten Teilen sich darstellt. Und so erscheint Calvin   Wirksamkeit in Genf   aufs Unzweideutigste. Zwei Regierungsformen find Fortdauer des allgemeinen Rats als ein Mißbrauch, der abgeschafft als eine revolutionäre Gestalt, in seinem Verhältnis es, die sich seiner Abneigung erfreuen: der Absolutismus   und die werden müsse. Seine demokratenfeindlichen Gesinnungen gingen nicht zu den herrschenden Gewalten der Zeit, dem monarchischen Demokratie. aus unbestimmter Furcht vor dem Wolke hervor, sondern aus Absolutismus   und dem zerfallenden Feudalismus  ; dagegen als eine Gegen die unumschränkte Monarchie macht er geltend, daß sie bürgerlicher Angst vor dem Kommunismus. Sein erstes großes ganz konservative Persönlichkeit gegenüber den Massen, wenn sie nicht leicht in Tyrannei ausarte, daß ein Einzelner nicht Werf, die Grundlegung der christlichen Religion", war hervors als Hammelherde hinter den berufenen Seelenhirten herlaufen. Dies die genügende Einsicht zum Regieren besize; dazu gehören mehrere. gerufen durch die Behauptung Franz I.   von Frankreich, daß die zeigt sich schon in der Kirchenverfassung des Calvinismus  . Sie führt Die gewöhnlichen Regierungen, die sich von Gottes Gnaden französischen   Ketzerhinrichtungen nur umstürzlerische Wiedertäufer zwar austelle des Papismus mit seiner feudalen Gliederung die Gleichheit nennen, treten göttliches und menschliches Recht mit Füßen, knechten betroffen hätten, die alle gesellschaftliche Ordnung beseitigen wollten. der Geistlichen ein und anstelle der autoritären Besetzung der ihre Untertanen, morden Unschuldige, verschwelgen des Volkes Gegen die Vermengung mit den Wiedertäufern wendet sich nun Kirchenämter von oben her soll grundsätzlich die Wahl von Pres- Eigentum, rauben wie Straßenräuber. Da ist nun unter Umständen Calvin   mit großem Zorn und bekämpft aufs schärfste den bytern, Laienältesten und Geistlichen durch die Gemeinden treten. die Revolution zulässig, aber nur auf das Signal der dazu Berufenen, Kommunismus, deffen Anhänger den Regie­Deshalb darf man den Calvinschen Presbyterianismus doch zum Beispiel der Stände, nicht aber auf eigene Eingebung des rungen durchaus recht gibt. In Genf   felber machen ihn fein demokratisches System nennen. Denn faktisch beschränkt sich Boltes. Dieses ist vielmehr unbedingt zum Gehorsam gegen die die Wiedertäufer schwer zu schaffen, und als Anhänger der unter Calvin   selbst in Genf   das Wahlrecht der Gemeinde auf ein Obrigkeit verpflichtet. Die Demokratie ist noch viel schlimmer als eßzerhinrichtung, hatte er nichts dagegen einzuwenden, enn es den bloßes Zustimmungsrecht zu Vorschlägen, die von den Geistlichen, die Monarchie, weil sie fast notwendig zur Anarchie führt; denn Kommunisten an den etagen ging. bezw. dem in Händen des besitzenden Bürgertums befindlichen Rat das Volk ist töricht, wettertvendisch, undankbar, leichtsinnig, zur Der Einfluß der bürgerlichen Kommunistenfurcht auf die unterschätzt werden. der Zweihundert ausgehen. Deshalb spottet schon im 17. Jahr- Neuerung und Empörung geneigt. Es soll nicht regieren, sondern calvinistischen Anschauungen darf nicht doch Nicht die Anzahl soll den Ausschlag geben, Findet sich in zum Beispiel hundert der englische   Dichter Butler in seinem Hudibras" über die regiert werden. dem ersten Glaubens evangelische Freiheit der Presbyterianer: sondern das Gewicht und die Bedeutung der Personen oder nach bekenntnis der französischen   Reformierten eine ausdrückliche Ver­heutiger Ausdrucksweise, Bildung und Bejizz. wünschung" derer, die den Kommunismus, einführen wollten, daher Eine gemäßigte Aristokratie erscheint Calvin   als die beste Verwerfung aller Auflehnung gegen die gottgetvollte Ordnung. Das sind Regierungsform und damit meint er die Herrschaft des bürgerlichen dieselben Hugenotten  , die so lange Jahre gegen das französische   Königtum oder verbürgerlichten Besitzes. Dies erhellt schon daraus, daß der in Waffen gestanden haben. Sie waren eben, wie ihr Meister, kon­Calvinsche Puritanismus, die Verwerfung des Lurus in fervativ gegenüber den Massen, revolutionär als Vertreter der Ve Essen, Trinken, Kleidung usw., sich gegen die feudalen sizenden. Und nur in diesem Sinne ist der Calvinismus   auch Sitten kehrt, ein Ausfluß der bürgerlichen Sparsamkeit ist. Die anderswo revolutionär gewesen: in Holland   und England hat die Calvinsche Sittenpolizei hat in Genf   die absonderlichsten Blüten Calvinsche Reformation der bürgerlichen Revolution die Losung ge­getrieben. So wurden ein paar Lohgerber bei Wasser und liefert, und darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung des Genfer  Brot eingekerfert, weil sie sich zum Frühstück Bastetchen Reformators.- geleistet hatten. Gefängnis stand auch darauf, wenn einer an den

" Jm Grunde schafft Presbyterei Zum Freistaat um die Päpstelei. Ein Päpstchen wohnt in jedem Dorf Und lebt da wie die Laus im Schorf. Der Presbyter und sein Diak' Sind Meister über Käs' und Spad. Das Kirchenhaupt an jedem Drt Herrscht wie ein heil'ger Vater fort Und tut so stolz auf seinem Plaz, Wie Gregor oder Bonifaz."

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