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Dr. 172. 26. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Die schweizerische Heimarbeitsausitellung in Zürich  .

Die Züricher   Heimarbeitsausstellung kann der Berliner   Heim­arbeitsausstellung von 1906 als würdiges Pendant zur Seite gestellt werden. Mit ihren zirka 3000 Ausstellungsgegenständen ist sie auch fehr reichhaltig und die an denselben angebrachten Etiketten mit An­gaben über die Arbeits-, Lohn-, Wohnungs- und persönlichen Ver­hältnisse bieten ein reiches Tatsachenmaterial, das uns das ganze ergreifende Elend der Heimarbeiter und ihrer Familien vor Augen fübt und das einen ungemein wertvollen und wirksamen neuen Agitationsstoff zur Aufklärung und Organisierung derselben bietet. Für die wichtigsten Industrien sind die durchschnittlichen Stundenlöhne der Heimarbeiter berechnet worden und bietet die Zusammenstellung folgendes Bild:

Schuhmacherei( Handwerk). Beuteltuchweberei

Holzschnigerei

Seidenbandweberei

Cts.

48,2

34,4

31,4

Sattlerei

23,7

22,9

Kleiderkonfektion

21,3

Wäschekonfektion

17,9

Plattstichweberei

16,5

Schuhmacherei( Fabrik)

14,8

Strickerei.

Handschuhmacheret

13,4 12,2

11,1

10,2

8,4

Leinenweberei Häkelei

.

Seidenstoffweberei

die

Dienstag, 27. Juli 1909.

webstühle auf 11 480 in 1906 zurückgegangen und gleichzeitig die aber mit 45 Pf. bezahlt wurde. Der Aufschlag beträgt fast der mechanischen Webstühle von 927 auf 15 156 gestiegen. Diese 30 Proz. Noch schärfer ist der Semmelpreis in Branden  Verschiebung ist besonders bedeutungsvoll für das Kleinbauerntum, burg   a.. hinaufgeschnellt: H. er stellte sich im Januar dessen weibliche Angehörige zu Hause als Seidenweberinnen tätig auf 40, im Juni aber auf 55 Pf. In Frankfurt   a. D.   ist die waren und Jahreslöhne von 350 bis 400 Fr. in 240 Arbeitstagen Preissteigerung nicht viel geringer. Exorbitant ist der Preis aufschlag erzielten. In dieser Industrie beträgt der höchste Stundenlohn einer in Stettin  , wo 1 Kilogramm im Juni 75 Bf. foftete gegen nur Heimarbeiterin 27,5 Cts. und der geringste nur noch 2,6 Cts.1 45 Pf. im Januar! In Köslin   ist der Preis von 38 auf 56 f. Besser daran find 7558 hausindustriellen Seiden- hinaufgegangen, also nicht viel geringer. Der Semmelpreis in bandweber, die hauptsächlich bon Baseler Unter- Breslau stieg von 40 auf 50 Pf., in Erfurt   von 48 auf 56 Pf. nehmern im Kanton Baselland   beschäftigt werden und im Maximum Mit einer außergewöhnlichen Steigerung ragt sodann Kiel   hervor. auf 54 Cts., im Minimum auf 16,3 Cts. pro Stunde, in guten Sier wurden im Januar für das Kilo Weißbrot 36 Bf. bezahlt; Jahren auf 700 bis 1200 Frank kommen, in schlechten aber auch im Juni steht der Preis auf 62 Pf. Auch Hannover   gehört zu den unter 600 Fraut bleiben. Dreiviertel der Seidenbandweber find Städten mit ungewöhnlicher Preissteigerung: der Semmelpreis Arbeiterinnen. notierte im Januar mit 35, im Juni mit 53 Bf. In Stade   und Die meisten Heimarbeiter beschäftigt die Stidereiindustrie Emden   ist die Verteuerung ebenfalls enorm. Die durchschnittlichen Stundenlöhne schwanken zwischen 65 Cts. und mit über 35 000 Personen, wovon allein 20484 im Stanton St. Gallen! Die Krise. 4,2 Cts. Schuler nimmt für den Sticker einen durchschnittlichen Tagesverdienst von 3 Frank, für die Fädlerin von 1,20-1,50 Frank Verbande bayerischer Glasschleifer und Polierwerke vom 9. August Wegen schlechten Geschäftsganges sollen laut Vereinbarung im an. Ein schwerer Schaden ist das Abzugswesen. Ein Stider hatte ab sämtliche Fabriken auf vier Wochen geschlossen werden. beispielsweise 5,77 Frank an Lohn verdient, er mußte aber wegen Fehlern die Arbeit für 20,25 Frank übernehmen, die er dann um für Montag, 26. d. M., eine Feierschicht ein. Die Bergwerksdirektion Saarbrücken legt auf sämtlichen Gruben einen fleinen Betrag beim Ramscher losschlagen muß.

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Industrie und Presse.

Konfettion und But beschäftigten 1905 8524 Heim­arbeiter. Auf der Heimarbeitsausstellung sind Wäsche-, Damen, Knaben und Herrenkonfektion, auch die hausindustrielle Uniform­Die Köln  . Voltsztg." schreibt in ihrer Nummer vom letzten schneiderei stark vertreten, lettere allerdings nur durch einige Stücke. Freitag: Ein Blatt, das sich der Gunst der Verbände erfreuen und Die Etiketten mit ihren wichtigen und präzisen Angaben befunden Informationen" haben will, muß mit vollen Baden ihr Lob fingen viel Elend. Sd verdient eine Heimarbeiterin in Zürich   9 Cts. pro und durchaus verbandsfreundlich sein. Auf die verbandstüchtige Ge Stunde, und sie wohnt mit ihrer 11töpfigen Familie in einem Raum, finnung kommt es in allererster Linie an, ist diese echt und über der zugleich Arbeits- und Schlafraum, Küche, Keller und Holz allen Zweifel erhaben, so darf sich das Blatt wohl auch gelegentlich behälter ist. Eine andere Züricher Heimarbeiterin hat mit 122 Cts. mal einen Tabel erlauben. Dies hört der Verband zwar nicht gern, Stundenlohn ihren arbeitsunfähigen Mann mitzuerhalten. aber ein solches Blatt fällt bei ihm deswegen noch nicht in Ungnade, Aber am elendesten sind die Verhältnisse in der Strohdenn der Verband weiß, daß er bei solchen ihm sonst ergebenen industrie. Nur selten erhebt sich der Stundenlohn über 20 bis Beitungen doch viel Schutz und alle Unterstützung findet. Als solche 35 Cts. im Maximum, er fintt aber andererseits bis auf 0,4 Cts. verbandstreue Blätter gelten z. B. die Kölnische Zeitung  " und die herab. Die Unglückliche ist eine 63jährige Witwe, die die 4 bis Rheinisch- westfälische Zeitung". 5 Cts. als notwendigen Nebenverdienst" braucht. Und in diesen So ist's aber überall! elenden Verhältnissen arbeiten über 6000 Personen, meistens im werden, daß das fromme N. Münchener Tageblatt" sich furchtbar Als lustiges Kuriosum mag bemerkt Kanton Aargau  . Die Unternehmer beschönigen die schamlosen über das Ganterſche Buch aufgeregt hat, das in der Druckerei des Hungerlöhne mit der japanischen Konkurrenz, sie selbst gedeihen aber N. Münchener Tageblatt" gedruckt worden ist. Moral, Geschäft trotzdem dabei und auch die Zwischenhändlergewinne erreichen das und Presse passen oft recht eigentümlich zusammen. landesübliche Maß". Gegen den Hansabund.

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Ernteanssichten in Amerika  . Amerita steht, wie die New Yorker Handelsztg." schreibt, vor einer ungewöhnlich reichen Ernte, die nach den neuesten amtlichen Ermittelungen 3 000 000 000 Bushel Mais verspricht. Auch im übrigen lautet der neueste Regierungsbericht über den Stand der Ernte am 1. d. M. sehr günstig. Für die Körnerfrüchte stellen sich die Ernteaussichten in Bushels Ernte im Jahre 1908

Es erscheint überraschend, die Schuhmacherei, die sonst nicht im Rufe Hoher Arbeitslöhne steht, an der Spize der Tabelle zu sehen, und man wird da unwillkürlich an das Sprüchwort vom Einäugigen, der im Reiche der Blinden König ist, erinnert. Es handelt sich da um tüchtigste Gehilfen in Zürich  , Basel  , Bern   und Genf  , die nach den bestehenden Tarifverträgen bezahlt werden und deren Verdienst daher eher niedrig als hoch erscheint, namentlich auch in Rücksicht auf die teilweise oder gänzliche Arbeitslosigkeit in der flauen Zeit. Die einzelnen Stundenlöhne bewegen fich zwischen 55,4 und 25,8 Cts. Letterer Lohn ist nur ein Trinkgeld für einen gelernten Berufsarbeiter. Die Heimarbeiter für Schuhfabriken kommen auf Die Holzschnigerei wird fast ausschließlich im Berner ein Drittel des Lohnes ihrer Kollegen vom Handwerk, doch handelt Oberland von Männern betrieben. Ihre Stundenlöhne bewegen sich es fich hierbei meistens um Frauen, die eine Teilarbeit ausführen. zwischen 12 bis 53,6 Cts. Die zirka 12 000 Heimarbeiter der Der 4000 Mitglieder umfassende Verband selbständiger deutscher Natürlich ist auch für sie der Lohn viel zu gering. Aber es ver- ihrenindustrie tommen auf 18,4 bis 75 Cts. Die Musik- Installateure und Klempner sowie der Kupferschmiede begann mit dienen felbst gelernte Heimarbeiter für Schuhfabriken, ausgebildete bofenmacher in St. Croix  ( Stanton Waadt) verdienen 11,03 bis 600 Teilnehmern am Sonntag in Wiesbaden   seine Hauptversamm Schuhmacher  , nur 27,5 bis 35 Cts. durchschnittlichen Stundenlohn. 50,90 Cts., der Lohn wird teils in Waren bezahlt, teils in bar, aber lung. Man sprach sich gegen den Beitritt zum Hansabund aus. In der Sattlerei, die glüdlicherweise nur ganz wenig nur auf Verlangen. Abgerechnet wird nur halbjährlich! Heimarbeit fennt, verdient eine verheiratete Heimarbeiterin in Zürich   Die Bigarrenindustrie zeigt Löhne von 3 bis 30 Cts., mit dem Nähen von Schultaschen 19,4 bis 34,1 Cts. pro Stunde, Bürstenbinderei von 14 bis 30 Cts., Storfettschneiderei je nach der Art der Arbeit. 17 bis 17,3 Cts., Schirmmacherei 14,2 bis 30,4 Cts., Hanf Die Handschuhmacherei beschäftigt zwar mehr Heim- ipulen von 5,4 bis 45 Cts., häteln, Striden und arbeiterinnen, ist aber auf der Ausstellung nur schwach vertreten. Se aufchen 5 bis 48 Cts.( für Seidenfransen), Papierfäde In Zürich   verdient eine 23jährige ledige Handschuhnäherin 14 bis 18,7 bis 31,4 Cts., Bonbontüten 3 Cts., Gebetbücher 15 Cts., in Einsiedeln   kommen ihre Leidensgenossinnen auf 9,1 bis 9,4 Cts., wovon der fromme Kapitalist in dem frommen Einsiedeln  26,3 Cts. pro Stunde. noch 10 Broz. ohne jede Grundangabe zurüdbehält. In der Plattstid und Seidenbeuteltuchweberei Das Elend der Hausindustrie in allen seinen Formen. Möge ist besonders die Tatsache bemerkenswert, daß die Heimarbeiter die Heimarbeitsausstellung die Selbsthilfe und Staatshilfe in Be meistens gewerkschaftlich organisiert sind. Von 3500 Plattstichwebern wegung sezen, um hier Besserung zu schaffen. find 2200, von den Seidenbeuteltuchivebern 98 Proz. gewerkschaftlich organisiert. Die letzteren haben ihre Organisation schon seit 1886 und ihr Arbeitsverhältnis durch Tarifvertrag geregelt und nur darum wohl haben sie auch einen durchschnittlichen Stundenlohn von 24,4 Cts., der freilich noch immer nicht hoch" ist. Bezeichnend für den in dieser Industrie Herrschenden Unternehmergeist ist das Verbot der Fabrikantenorganisation für die Arbeiter, an die Heimarbeiter­ausstellung Muster zu liefern. Der selbstherrliche Ufas ist in der Abteilung für die Textilindustrie angeschlagen. Es hat dann aber eine anders dentende Firma von sich aus Muster in der Heim arbeitsausstellung untergebracht. Auch den Plattstichwebern hat die Organisation etwas höhere Löhne gebracht, aber auch heute noch sind Januar. Tagesverdienste bon 4-5 Fr. bei 11-13stündiger Arbeitszeit seltene Februar. Ausnahmen, und Kinder sowie ältere Leute bringen es mit dem März. Spulen nur auf 50-60 Cts. bei 12stündiger Arbeitszeit. Brauchten im Januar für das Nicht besser daran sind die Heimarbeiterinnen für Seiden- fo tostet es jetzt bereits 56 Bf. ftoffweberei, die übrigens immer mehr in der Fabrik kon- 7 Bf. in einem halben Jahre. zentriert wird. Bon 27 531 im Jahre 1871 ist die Zahl der Hand­

Kleines feuilleton.

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Aus Induftrie und Handel.

Die Semmeln steigen im Preise.

Werteuerung erfahren, sie stehen um nicht weniger als 14 Broz. Im Laufe dieses Jahres haben die Semmelpreise eine erhebliche über dem Stande vom Januar. 1 Kilogramm Weißbrot( Semmel) tostete nämlich im Durchschnitt von 55 deutschen   Städten Mitte des

Monats Mart:

0

O

0,49 0,52

April

0,54

Mai

0,53

Juni

0,55 0,56

wie folgt:

Winterweizen.  : Frühjahrsweizen Weizen insgesamt Mais Hafer Roggen Gerste

.

Juli

1909

409 704 000 253 796 000 663 500 000 3 161 174 000

962 933 000 31 928 000 183 723 000

437 908 000

226 694 000 664 604 000

2 668 651 000

807 156 000

31 851 000 166 756 000

nur 15 062 000 Bushel, während sich am 1. Juli ber legten Jahre Für das ganze Land fchätzt das Ackerbauamt die Vorräte auf in Händen der Farmer befanden: in 1908 33 794 000, in 1907 54 853 000 und in 1906 46 053 000 Bushels.

Ueberlandzentralen.

Immer neue Ueberlandzentralen werden gegründet. Jetzt geht die Elektrizitätslieferungs- Attiengesellschaft, die zum Konzern der A. E.-G. gehört, an die Herstellung eines solchen Wertes. Mit der Braunkohlen- A.- G. Herkules in Bittau- Hirschfelde hat sie einen großen Kohlenabnahmevertrag geschlossen. Es ist beabsichtigt, für

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Nur

Kilo nur 49 Pf. gezahlt werden, Der Preisaufschlag beträgt also Aaffallend ist die Steigerung in Potsdam  , wo 1 Kilogramm Weißbrot im Januar mit 35, im Juni Das Hamburger Echo" hatte sogar die Generalerlaubnis zum Ab- 1887 und 1893 schenfte der nahezu 80jährige Greis der Welt noch brud feiner Profawerte. Bis ihn eines Tages die Militärbehörde zwei Bertonungen Shakespearescher Werte: den" Othello" und den awang, fie zurüdauziehen. Man hatte, so wird im Echo" erzählt, Falstaff". Den letzteren hat vor einigen Jahren die hiesige König­Lilieneron und wir. Als Liliencron   feine ersten Gedichte schrieb ein hochnotweinliches Verfahren gegen ihn eröffnet mit der liche neueinstudiert. er war damals schon für einen angehenden Lyriker ganz hübsch Befchuldigung, daß er für die sozialdemokratische Zeitung Es ist eine der eigentümlichsten Episoden der Musikgeschichte, bei Jahren da herrschte in der deutschen   Literatur als gangbare Hamburger Echo" einen Artikel( sic!) Adjutantenritte ge- daß ein an Verdienst überreicher Ehrengreis nach dem Vorbild eines Marktware der süße und berlogene Kitsch. Natürlich mochten die schrieben" hätte. Der hohe militärische Herr, der ihn ber- weit größeren, Richard Wagners, eine neue Wandlung durchmacht. literarisch maßgebenden Herrschaften Liliencron   nicht. Aber die nahm, hielt dem Verstockten schwarz auf weiß den Artikel" Beide zulegt genannte Opern gelten als Wagner- Verdis. Tatsächlich Jungen, die die fatt und bequem gewordene Literatur revolutionieren im" Echo" triumphierend unter die Nase: Willst Du noch interessieren sie nicht nur durch den in Sing- und Spielstimmen auf­wollten, die fahen in ihm alsbald einen der ihren. Da war leugnen, Du Förderer des Umsturzes? In Lilienzron kämpften gebotenen Reichtum, sondern auch durch ein auffallend Ursprünglichkeit und Frische; in dieser Syrit fam ein ganzer helle Empörung und schreiende Luftigkeit. Was man ihm vorhielt, energisches Losgehen auf dramatische Straft, auf gegensätzliche Mann zu Wort, der nicht für Backfische Goldschnittbändchen war die Mittagsschlacht", die als erstes Stück der Reihe unter dem Wirkungen sowie durch eine besondere Kunst, zwei oder fleisterte. Erlebtes aus der Wirklichkeit, das als lyrisches Generaltitel adjutantenritte" im" Echo" abgedruckt war. Man mehrere Dialoge gleichzeitig miteinander zu führen. Stimmungsbild Gestaltung fand, träftige Sinnlichkeit, Verachtung hatte sich anscheinend nicht einmal die Mühe genommen, das fühlen wir bald, daß hier doch mehr ein mächtiges Theaterblut und der Konvenienz, neue Stoffe und Töne und dabei die lebendigste corpus delicti zu lesen. Der Titel, der Autorname und die Tat Bühnentemperament wirkt, als der eigentliche dramatische Künstler, und bildkräftigste Phantasie das alles fanden sie in dem Dichter. fache, daß die Sache im sozialdemokratischen Echo" stand, hatten der aus ruhigerer Tiefe allmählich zum Sturm des Konfliktes und zur Und der Mensch Liliencron   war trotz der Jahresunterschiede, jung der Militärbehörde genügt, um Liliencron  , der nicht nur Deutschlands   Steigerung feiner Gaben hinaufführt. Und außerdem schlägt toie fie, ein Bohèmier, ein Ungebundener, einer, der das Leben auf größter Lyriker, sondern auch Offizier a. D. war, in so ungeheuer durch all die Wagnerei" etwas anderes durch, die erste Liebe, zu eigene Art paden und meistern wollte. ficher Weise zu belästigen. Es halfen ihm auch alle verständigen Dar- der auch der Komponist zurückkehrt- der der alte Opernjang. Unser Strauß hat vor einigen Jahren in einem der furzen, legungen nicht, daß es sich nicht um einen Artikel, sondern um Tritt man dann während des Zwischenaktes hinaus in den Krollschen Inappen Bilder, die ihm so meisterlich gelangen( ie eine vor vielen Jahren schon entstandene Geschichte handelte, daß er Garten und hört ein Potpourri von alten Verdischen und ähnlichen id) fie fah") feine ersten Begegnungen mit Liliencron   durch eine früher gegebene Generalerlaubnis geschäftlich gebunden Leierarien wie z. B. Ach wie so trügerisch sind Weiberherzen": geschildert. Mitte der achtziger Mitte der achtziger Jahre schrieb er sei usw. Man erklärte ihm: wenn er nicht dafür sorge, daß nie dann fragt man sich doch, ob nicht gerade die Unechtheit dieses wußte das deuische Lesepublikum noch nichts von ihm. Bei uns, wieder von ihm in sozialdemokratischen Beitungen etwas abgedruckt Singfanges das Echte und die Echtheit jener Dramatit das Un den Jungen", galt er als ein kleiner Herrgott. Die Gesellschaft" würde, so müßte er gewärtigen, daß ihm seine Offizierspension und echte ist. hatte für ihn die Trommel gerührt. Jeder Blid in seine Adju- die 2000 m. jährlichen Gnadengehalts, die er vom Kaiser erhalte, tantenritte" machte uns Freude Da war einer, der die Natur entzogen würden. Liliencron   konnte diese Einkünfte nicht entbehren. wieder mit eigenen Augen ansah, und, was wir geahnt und gefühlt, Er mußte sich fügen. darzustellen wußte, daß es ein Kunstwerk ward. Briefe fanden ihn Daß Liliencron   groß von der Arbeiterbewegung und von den bald. War gar nicht stolz der Freiherr... Weir fandte er einige Kulturleistungen unserer Presse gedacht hat, war bekannt. Man ver­Originale fürs Blättle:" Der stille Weg"," Ueber ein Stnictor ge- steht es daher, daß Liliencron  , der es mit großer Freude sah, wenn lehnt" u. a. Nahm sie selbstverständlich, mit geschmaßten Händen, feine Werke durch unsere Presse ins Bolt getragen wurden, nach dem und ließ sie drucken." Gewährsmann des Echo", diesen Schlag der Militärbehörde um so Die bürgerliche Bresse feierte Liliencron  , seitdem er sich durch- tiefer und schmerzlicher empfand. gerungen hatte, wie sie alles anerkennt, was zu Erfolg gekommen Wir aber fragen: Ist es nicht eine Schmach fondergleichen, daß ist. Aber es wird doch gut sein, daran zu erinnern, daß die sozial- dem Künstler der Weg zum Bolte künstlich versperrt wird? Und ist demokratische Breffe zuerst ihm Verständnis entgegenbrachte. Bereits es nicht eine Ironie fondergleichen, daß die tapitalistische Preffe jett im Jahre 1887 erschien eine Stizze( Der Löpfer") von Liliencron   einen Dichter feiert, dem sie den Erfolg seiner besten Jahre unter­im Vorwärts". In der Neuen Welt", im Hamburger Echo" und schlagen hat? auch in anderen Barteiblättern ist dann Liliencron   wiederholt zu Wort gekommen, als Lyriker und Erzähler. Was Liliencron   selber von der Honetten Breffe hielt, erzählt jemand in einem Hamburger Blatte: Buerst hat man auch mir meine Sachen zurüdgeschickt wie jedem Anfänger, umsonst habe ich sie schließlich gegeben, nachdem ich sie bergeblich fieben, acht Zeitungen angeboten, aber jetzt, jest tommen fie etwas von mir belämen. Nun aber kann ich nicht mehr so, und fie von allen Geffen und gäben mir zwanzig Mart die Zeile, wenn ich schriebe ihnen feite Zeile, ging's nicht für Frau und Kinder." Fleißes. Mit Hamburger Genossen hat Liliencron   immer Fühlung ge­habt und mit ihnen strog feiner abweichenden, wenn auch nicht deutlich politisch ausgesprochenen Anschauungen in der vorurteils losesten und echt menschlichen Art, die ihn auszeichnete, verfehrt.

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Musik.

Was getan werden konnte, um das schwer Ueberzeugende glaub haft zu machen, haben H. Gura und die Seinen getan. Er selbst sang den Intriganten Jago mit fo reichem Aufgebot von Ausdrucks farben, wie es vielen schöneren Stimmen nicht eigen ist. Die Be­fegung der Titelpartie durch Herrn Pennarini und der Desdemona durch Fräulein Hummel stellte den richtigen Gegen­fatz zwischen einem in gutem Sinne überfräftigen Tenor und einem augleich weichen und starken Sopran nebeneinander. Der letztere flingt auch in tieferen Lagen soweit mächtig, daß zu reiner Vollendung nur wenig mehr fehlt. Humor und Satire. Deutsche   Ferien.

Stimme deine Leier, Barde! Unser Reichstag ging zu Bett. Eine halbe Milliarde Am Sonnabend hörten wir in der Gura Dper den Neuer Steuern ist komplett. Othello  " von G. Verdi, nachdem er ein paar Tage früher Kaum verlohnt es sich zu leben, in einer der Direktion selbst noch nicht ganz geglidt erscheinenden Auf- Wenn man nicht ein Junter ist. führung herausgebracht war. Man sieht nicht nur daraus, daß Wer da hat, dem wird gegeben", Stätten eines die Mitwirkenden außergewöhnlich anstrengenden üstert's dich nach großen Taten, diese Direktion etwas auf sich hält. Sommertheater sind überhaupt Sagte schon Herr Jesus Christ  . Verdi war in der Mitte seines Lebens, in den Jahren 1851 und Michel, trinke fleißig Bier! 1853, durch seine so ganz italienischen" Opern Rigoletto  "," Trou- Dann bezahlst du die Soldaten babour"," Traviata  " weltberühmt geworden. Zur Eröffnung des Und ersparst dir ein Klistier. Suezkanals 1871 tam seine äußerlich hochdramatische Arda"; und

SZ.

Sing: 0 tempora! O mores! Aber, soll das Reich bestehn, Rauche leißig Stinkadorss I Achter fosten jego zehn. Einen Panzer einzusparen Für des Reiches Herrlichkeit, Rat ich, Eisenbahn zu fahren Dritter Klasse, möglichst weit!

Treu den deutschen   Idealen, Leiste freudig du Verzicht! Für die Reichen zu bezahlen, Ift des Armen heil'ge Pflicht. ( Edgar Steiger   im Simplicissimus  .)