gekommen. Dieses Ergebnis wird allerdings die städtischenSteuerzahler nicht befriedigen, wie es mich auch nicht Be-friedigt. Es wäre aber Bitteres Unrecht, darüber den Stadt«Verwaltungen Vorwürfe zu machen. Die Vorwürfe find vielmehr,wenn man solche erheben will, gegen diejenigen zu richten, welchefür solche— gelinde gesagt— unüberlegte Gesetzgebung verant-wortlich find."Diese oberbürgermeisterliche Zuschrift läßt an Deutlichkeit überdie verpfuschte Besitzsteuer nichts zu wünschen übrig. Der schwarz-blaue Blocl wollte eine Besitzsteuer schaffen und brachte eine Schulden-steuer zuwege. Aerger hat sich kaum je eine Parlamentsmehrheitblamiert.Die Kündigung des deutsch-amerikanischen Handels-abkommen?steht bevor; sie ist die unmittelbare Folge des neuen amerikanischenZolltarifs. Es soll die längste KündigungSftist angewendet werden;das bedeutet für Deutschland ein Ziel von 6 Monaten. Ob währenddieser Zeit ein einigermaßen befriedigendes Resultat zu erzielen seinwird, ist von verschiedenen Seiten stark angezweifelt worden.Die Schutzlofigkeit deutscher Reichsangehörigerin Ruhland.Am 16. Mai v. I. wurde der deutsche ReichSangehörige Thrunnebst seinem Schwager Ugniwenko nach einer Haussuchung, dieVon total betrunkenen Polizisten und Gendarmen in ihrer Wohnungin Je katerin o dar vorgenommen wurde, auf der Straßemeuchlings erschossen. Der Polizeikommissar Golowko.der die Abteilung befehligte, und der Gendarmerieoffizier entferntensich sofort, während die Polizisten die Leichen der Ermordeten nachdem nächsten Friedhof brachten. Alle Anzeichen sprachen dafür, daßdie Unglücklichen ohne jeden Anlaß ermordet worden waren.Obgleich seitdem mehr als ein Jahr verstrichen ist. hörte manvon dieser Angelegenheit nichts. Die örtliche offizielle Zeitung be-gnügte sich damit, den Mord mit dem in Rußland üblichen Hinweiszu entschuldigen, daß die Verhafteten bei einem Fluchtversuch er-schössen wurden. Das war die einzige Konzession, die die Ad-ministration der öffentlichen Meinung in Deutschland schuldig zusein glaubte.Nun wird aus Jekaterinodar mitgeteilt, daß der PolizeikommissarGolowko, der inzwischen zum Gehilfen des Polizeimeisters avanciertist, nebst zwei Schutzleuten auf Verfügung der Gerichtsbehördenverhaftet worden ist. Die Verhaftung steht in Verbindung mitder Ermordung Thruns und Ugniwenlos. Es hat also länger alsein Jahr gedauert, ehe die Schuldigen zur Verantwortung gezogenwurden. Es wäre interessant zu erfahren, welche Schritte diedeutsche Regierung in dieser Angelegenheit getan hat undob es ihr nicht möglich gewesen ist, die Untersuchung in diesem Fallezu beschleunigen._Aus der Arbeit gerissen.Wie die ArbeitcrlegitimationSkarten, deren Einfühmng selbstgegen die Staatsverträge verstößt, zum Kontraktbruch und zurÄrbeitslosmachung von Ausländern mißbraucht werden, zeigt folgenderFall: Der Mafchinenschloffer Wladimir Slawnicki, in Berlin wohn-hast, stand seit L�/z Jahren bei Borsig in Tegel in Arbeit.Im Juni verlangte die Berliner Polizei von ihm, er solle sich eineLegitimationskarte beschaffen, sonst müsse er ausgewiesen werden.Er stellte darauf bei dem Tegeler Amtsvorsteher den Antragauf Ausstellung solcher Karte. Nach etwa einem Monat teilteihm die Tegeler Behörde mit, er könne keine Legitimationskarte er-halten, da er Pole sei. Er legte dar. daß er Oesterreicher, und zwarNuthepe ist, und reichte seine Geburtsurkunde ein. Die TegelerBeHorde lehnte trotzdem die Erteilung einer Legitimationskarte abund verlangte von der Firma Borsig, denArbeiter zu entlassen. Die Firma glaubte.diesem Verlangen nachkommen zu müssen. DemArbeiter wurde vom Konsul, an den er sich hilfesuchend wendete,geraten, sich an die Feldarbeiterzentrale zu wenden. Die Feldarbeiter-zentrale stellte ihm auch am 6. August gegen Zahlung von5,15 Mark eine gelbe Legitimationskarte aus. Die TegelerBehörde blieb dabei, er dürfe bei Borsig nicht in Arbeit treten,in der Provinz Brandenburg dürften Polen undRuthenen in industriellen Betrieben nicht be-schäftigt werden. Feldarbeit aber können sie machen. DieFirma bedauerte, den tüchtigen Arbeiter infolge des polizeilichen Verbots nicht wieder aufnehmen zu können.Selbstverständlich hat der österreichische Arbeiter, der ein ge-prüfter Maschinist ist, keine Veranlassung. Feldarbeit anzunehmen.Das polizeiliche Verbot, daß Polen oder Ruthenen in industriellenBetrieben beschäftigt werden, verstößt klar gegen den mit Oester-reich geschlossenen Staatsvertrag. Indessen, was tut's? Kontrakt-bruch Arbeitern gegenüber ist ja das Ideal der Agrarier. Unerhörtist es, daß der Arbeiter gar noch dafür, daß er behördlich aus derArbeit gebracht ist, dem privaten Vermittelungsinstitut 5,15 M. zuzahlen hatte.Werden endlich die österreichisch-ungarische und italienische Re-gierung mit dem Verlangen ernst machen, daß das Haag erSchiedsgericht eine Entscheidung dahin trifft, daß der indeutstchen Partikular st aaten, insbesondere inPreußen, eingeführte LegitimationS karten zwangaufs krasseste das Völkerrecht und die Staats-Verträge verletzt?__Heil, Gompers, Dir!Das„Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerk»schaften Deutschlands" bringt in seiner Nummer vom 7. Augustden ganzen und genauen Wortlaut der Rede, die Herr Gompersam 31. Juli im Berliner Gewerkschaftshaus hat halten dürfen.In einem Nachwort moniert die Redaktion des„Correspondenz-blatt..." an Hand einer eingehenden statistischen Feststellung,daß der„Vorwärts" in seiner Nummer vom 4. August dieGompers-Rede mit 123 und die Diskussion mit 112 Zeilen„abtat", dagegen in einer Nachschrift von 121 Zeilen gegen SeineMajestät Herrn GomperS zu polemisieren wagtet Wir haben diestatistische Zeilenberechnung deS„Correspondenzblatt" nicht nach-geprüft, unterstellen sie aber mit Vergnügen als ebenso bedeutsamwie richtig. Nur sehen wir nicht, worauf der Vorwurf gegen unshinaus soll. Meint das„Correspondenzblatt", auch wir hätten dieVerpflichlung gehabt, unseren Lesern den ganzen Gompers zu-zumuten? Oder meint es, für eine Frage, die(wie ja gerade derVerlauf der Diskussion an jenem Abend bewies) den deutschen Ar-beitern sehr am Herzen liegt, dürften wir nicht 121 Zeilen opfern?Oder aber sollten wir so bescheiden sein wie das„Correspondenz-blatt", das von GomperS' Speech keine Silbe unterschlägt, die RededeS Genossen Legien aber— leider— mit 14 Zeilen„abtut"?Doch dies alle» ist schließlich nicht so wichtig. Festnageln abermüssen wir doch, daß nach und trotz unseren Feststellungen vom4. August das„Correspondenzblatt" keinen Wert darauf legt, da-� von Notiz zu nehmen, daß GomperS, der ehrenwerte Mann, denman in Amerika„JudaS Jfcharioth-GomperS" taufte, die Ge-werkschaftShauSvcrfammlung am 31. Juli in der EinwanderungS-frage einfach angelogen hat!Die„Deutsche Arbeitgeber-Zeitung" preist Herrn Gompers inihrer Nummer vom 8. August: er ist— so meint sie-- samtseiner Gefolgschaft auS ganz anderem Holze geschnitzt als dieeuropäischen Gewerkschaften. Nun, wenn dem guten Gompers derCoup gelänge, den er vor hat, dann würde das Holz der deutschenGewerkschaften sehr bald ebenso dürr sein wie das der ameri-konischen Föderation of Labor. Stellt doch die Chemnitzer„Volks-stimme" fest, Legien habe sich, als er nach Gompers das Wortergriff, über den Begriff des„wahrhaft Revolutionären" so un-geschickt ausgedrückt, daß man auf den(falschen) Verdacht ge-raten konnte,„als stehe er ganz auf dem amerikanischen Stand-punkte und sehe gewissermaßen die Sozialdemokratie als einelästige Störerin einer einheitlichen Gewerkschaftsaktion derdeutschen Arbeiter an".Wir bekämpfen die Versuchung, zur Frage„Die Gewerk-schaftsbewegung diesseits und jenseits des Ozeans" noch das eineund das andere sonst zm sagen, damit uns das«Correspondenz-blatt" nicht wieder die Zeilen in den Mund zählt.Die Reichsverfassnng und die indirekten Steuern.Aus unserem Leserkreise wird uns geschrieben:Ihre Notiz über die Rede des Zentrumsabgeordneten Gies-berts, der glauben machen will, daß die direkten Steuern ver-fassungsmäßig den Bundesstaaten vorbehalten sind und das Reichnach der Verfassung auf die indirekten Steuern angewiesen ist,gibt Veranlassung, auf den Artikel 58 der Reichsverfassung hin-zuweisen. In diesem Verfassungsartikel ist ausgesprochen, daß dieKosten des gesamten Kriegswesens des Reichs„von allen Bundes.staaten und ihren Angehörigen gleichmäßig zu twgen" sind,so daß„weder Bevorzugungen noch Prägravatio-nen einzelner Staaten oder Klassen grundsätzlich zu-lässig sind." Es ist in dem Artikel 58 weiter ausgesprochen, daßalle etwaigen Ungleichheiten„nach den Grundsätzen derGerechtji gleit" im Wege der Gesetzgebung auszugleichen sind.Dies ist das verfassungsmäßige Steuerpro-gromm für das Deutsche Reich.Da die Kosten des gesamten Kriegswesens des Reiches den beiweitem größten Teil aller im Reiche überhaupt zu deckenden Aus-gaben bilden, so folgt hieraus, daß die im Reiche vorherrschendeindirekte Besteuerung geradezu verfassungswidrig ist.Denn die indirekten Steuern bedeuten eine Bevorzugung der be-sitzenden Klasse und eine Prägravation(d. h. eine im Vergleich zuanderen Volksklaffen ungleiche Belastung der Arbeiterklasse. Daßdie indirekten Steuern auch allen„Grundsätzen der Gerechtigkeit",von denen die Verfassung spricht, ins Gesicht schlagen, kann nicht ge-leugnet werden.Es ist demnach das gerade Gegenteil von dem, was Herr Gies-berts behauptet hat, richtig._Betrügereien auf der kaiserlichen Werst in Danzig.Umfangreiche Unterschleife sind, wie ein Teil der Provinz-presse SBestjjreußcnS meldet, auf der kaiserlichen Werft vorge-kommen. Der Werftbuchführer Ewert, der im Annahmeamt tätigist, wurde plötzlich verhaftet. Apparate, Eisen und Kupfer in be-deutenden Mengen wurden von dem Biedermanne beiseite ge-schafft und später verkauft. Auf der sogenannten Holminsel fandnian ein ganzes Lager solcher gestohlenen Wertgegenstände. DerVerdacht gegen Ewert bestand sckzon lange. Der aus der KielerUnterschlagungsangelegenheit bekannte Kriminalkommissar Wan-nowski aus Berlin war mit der Entdeckung beauftragt und weilteschon seit Mitte Mai d. I. zu dem Zwecke auf dem Werke. Be-zeichnend ist, daß vor der Verhaftung Ewerts eine Revision derAnnahmestelle vom Reichsmarineamt stattgefunden hatte, die aberfür den später Verhafteten nichts Belastendes ergab. Bald darauflief ein anonymer Brief bei der Direktion ein, der bei nähererNachprüfung der Bücher und Bestände im Annahmeamte dann zurFestnahme des Ewert führte. Die„Danzigcr Zeitung" beeilt sichnun in höchst auffälliger Weise, die Angelegenheit als durchausharmlos hinzustellen, obwohl die Untersuchung durchaus noch nichtabgeschlossen ist; während andere Zeitungen wieder die Verun-trcuungen Ewerts auf mehrere Tausend Mark angeben. Wieder-holt sollen Waggons mit mehr Material abgegangen sein, als de«klariert war.Spanien.Ein neuer spanisch-marokkanischer Zwischenfall.Paris, 7. August. Petit Parisien meldet aus Tanger: AusT e t u a n wird ein Zwischenfall gemeldet, der von demspanischen Konsul verursacht seip soll und der ernst zu werdendroht. Das spanische Konsulat, in daS einige Beamte des Rhogigeflüchtet waren, die der Machsen festnehmen lassen wollte, wurdevon Wächtern und Soldaten deS Machsen umringt. Diese hattenden Befehl erhalten, die Angeschuldigten zu verhaften, sobald siesich blicken ließen. Der spanische Konsul, ärgerlich über die Be-lagerung, feuerte nachts Revolverschüsse auf dieWächter ab, ohne jedoch jemand zu treffen. Das Feuer wurdenicht erwidert. Der Konsul hat sich an seine Regierung gewandtund die Ausstellung von Schutzbriefen für die Eingeborenengefordert._Ununterbrochene Kämpfe.Madrid, 7. August. Wie der„Heraldo" aus Alhucemasmeldet, wurde gestern der Dampfer„Sevilla" durch heftigesGewehrfeuer der Mauren gehindert, Lebensmittel,Wasser und Munition an Land zu schaffen. Das von den Batterienauf die Mauren eröffnete Feuer war wirkungslos. Das Ge-wehrfeuer dauert ununterbrochen seit dem23. Juli an.Cnglanck.Die Rehabilitation der liberalen Regierung.London, 5. August.(Eig. Ber.) Vor einem Jahreschrieben wir an dieser Stelle, die liberale Regierung würdegroße reformatorische Anstrengungen machen müssen, um dasVertrauen zurückzugewinnen, das ihr die Mehrheit derWähler im Jahre 1906 geschenkt hatte. Wir schrieben ferner,die Liberalen würden gegen das Oberhaus kämpfen müssen,wenn sie nicht untergehen wollen. Das scheint sich bewahr-Herten zu wollen.Der Etat und die Tätigkeit von Lloyd George undMinister Churchill haben der Regierung viel Prestige beimVolke wieder erworben, so daß jetzt die widerspruchslose An-nahmedes Etats durch dieLordssicher ist. DieVertrauensleute der konservativen Partei ließen ihrer Partei-leitung die Mitteilung zugehen, der Etat sei sehr populär,und es wäre eine schlechte Taktik, jetzt auf eine Auflösung desParlaments hinzuwirken und in Neuwahlen einzutreten.Unter dem Einflüsse dieser Mitteilung ist auch die konserva-tive Obstruktion im Uuterhause zusammengebrochen.Im letzten Grunde dreht sich alles um die Arbeiter-k l a s s e. Die liberale Regierung muß reformatorisch wirken,um nicht alle Arbeiter und alle Reformer zum Anschluß andie Arbeiterpartei zu veranlassen, und die Konservativen unddie Lords können keine Gewaltstreiche gegen die liberale Re-gierung unternehmen, da sie wissen, daß die Arbeiter für Re-formen sind.Das Schicksal des festländisch-europäischen Llberallsmusist eine ständige Warnung für den englischen Liberalismus.Dieser weiß jetzt, daß es für ihn nur die Alternative gibt, ent-weder sozialpolitisch und demokratisch zu wirken, oder abzu-sterben.Die sozialistische Bewegung, die scheinbar in Englandschwach ist, übt hier tatsächlich eine größere Gewalt auf dieRegierung aus als in irgend einem anderen Lande.Der soziale Liberalismus ist in D e u t s ch l a n d nureine literarische Spielerei geblieben: der soziale Radikalismusist in F r a n k r e i ch nur eine politische Phrase. Hier inEngland wird damit vielleicht ernst gemacht werden; hiernennt man diese Gedankenrichtung: konstruktiverLiberalismus.Die Lage der britischen Arbeiterpartei wird zwar dadurchnicht leichter. Die Hauptsache ist jedoch vorläufig, darauf zusehen, daß die Reformen, die der konstruktive Liberalismusschaffen will, keine Scheinreformen bleiben.Gesetzliche Arbeitszeit der Ladengehilfen.London, 6. August.(Eig. Ber.) Das im Jahre 1904 ange-nommene Gesetz betreffend die Kürzung der Arbeitszeit der Laden-gehilfen ist ein toter Buchstabe geblieben, da es nicht obligatorischwar und von dem guten Willen der Lokalbehörden und der Laden-bcsitzer abhing. Inzwischen hat der Verband der Ladengehilfen,der der Arbeiterpartei angeschlossen ist, seine Agitation fortgesetzt,die die Regierung zwang, an die Ausarbeittmg einer neuen Vor-läge heranzugehen. Mr. Gladstone, der Minister des Innern,legte gestern dem Unterhause die Grundzüge der neuen Vorlagevor, die wohl einen Fortschritt über das Gesetz vom Jahre 1994 be-deuten, aber doch noch vieles zu wünschen übrig lassen. Die neueVorlage setzt die Arbeitswoche der Ladengehilfen auf dasMaximum von 69 Stunden fest. Sie gestattet 69 lieber-stunden im Jahre. Die Ladengehilfen müssen während der Wochen-tage einen halben Tag frei haben.Mit der.Beratung der Vorlage soll erst nächstes Jahr be-gönnen werden.OrkeiDie kretische Gefahr.Während in der Türkei die Kriegslust zunimmt, haben sich dievier Schutzmächte Kretas, namentlich aus die InitiativeFrankreichs hin. das seiner schon durch finanzielle Interessen ge-botenen Friedenspolitik im Orient treu bleiben will, zu einementschiedeneren Vorgehen entschlossen. Die Pforte wird in einerNote ersucht werden, ihre herausfordernde Haltunggegenüber Griechenland aufzugeben, dessen Gebaren gegen-über der ottomanischen Regierung niemals herausfordernd oderdrohcttd gewesen sei. Gleichzeitig werden die Kretenser be-nachrichtigt, daß die Schutzmächte unter keinen Umständendie Hissung der griechischen Flagge auf öffentlichenGebäuden dulden werden. Endlich wird an die griechischeRegierung das Ersuchen gerichtet, die griechischenOffiziere, die in kretischen Diensten stehen, endgültig aus denListen der griechischen Armee zu streichen.Unterdessen hat die Wrkei an Griechenland eine Reihe Forde-rungen gerichtet, die sehr nach Provokation aussehen. Nach einerMeldung der„Jeni Gazetta" hat der türkische Gesandte in AthenWeisung erhalten, der griechischen Regierung heute eine Mit-teilung zu machen, in der Griechenland vorgeworfen wird, durchseine widerrechtliche Haltung in der Kretafrage dieheutige Lage geschaffen zu haben. Die Pforte fordert Griechen-lind auf, der türkischen Regierung ausdrücklich zu erklären, daßes keine Eroberungsabsichten auf Kreta habe undjede Aktion zurückweise, die als Annexions-aktion aufgefaßt werden könne. Falls die griechische Regierungnicht in bestimmter Frist antworte, werde der türkische Gesandtemit dem ersten Sekretär auf unbestimmte Zeit abreisenund den zweiten Sekretär zur Erledigung der gewöhnlichen Ge-schäfte zurücklassen.Das ist also beinahe ein Ultimatum. Doch darf man nochimmer hoffen, daß schließlich bei der türkischen Regierung die Be-sonnenheit Oberhand gewinnen wird und daß nicht frivolerweiseein Krieg angezettelt wird, der an sich ohne Berechtigung, deneuropäischen Frieden wieder auf eine harte Probe stellen würde.Die türkische Regierung weiß wohl, welche Gefahren derKrieg für die Türkei bedeutet. Aber sie ist von der Kriegsagitationbeständig zurückgewichen. Die Intervention der Mächte gibt ihrdie Möglichkeit, gegenüber der jungtürkischen Agitation daraufhinzuweisen, daß sie sich in einer Zwangslage befindet und daß esWahnwitz wäre, gegen den einmütigen Willen Europas in denKrieg zu gehen. So darf man von dieser diplomatischen Aktionwohl einen Erfolg erwarten._Bohkottierung der Griechen.Konstantinopel, 7. August. In Gaklipoli hat einBohkottsynöikat von morgen ab den Boykott gegen den grie,chischen Handel und Schiffsverkehr verhängt.Der neue Minister.Konstantinopel, 7. August. Der Vizepräsident der Kammer,T a l a a t, ist zum Minister de» Innern ernannt worden.Diese Ernennung ist eine Konzession an die radikalere Richtungunter den Jungtürken.perNen.Ljacholv bleibt auf seinem Posten.Die„Nolvoje Wremja" dementiert auf das energischste dieNachricht, daß der Kosakenoberst L j a ch o w aus Persien ab-berufen werden soll. Nach den Worten deS offiziösen Blatteswird nichts derartiges geplant. Ljachow fei einfach nach PetcrS.bürg abgereist, um wegen der Ereignisse in Perfien Berichtzu erstatten, und werde wahrscheinlich in kurzer Zeit nachTeheran zurückkehren. �Japan.Der Konflikt mit China.Tokio, 7. August. Japan hat China eine Note überreicht,Worin zur Begründung des japanischen Verfahrens unter anderemgesagt wird, China wolle durch frivole Einwürfe den durchden Pekinger Vertrag von 1995 vorgesehenen Ausbau der Militär.bahn Antung-Mukden in eine allen Nationen offenstehendeHandels- und Verkehrsbahn verhindern; es habe nach der üblichenVerschlcppungspolitik am 24. Jmii in einer Weise ge»antwortet, die den Vertrag von Peking vernichtet; da Japans Ver-suche, tm Interesse der Erhaltung guter Beziehungen eine An»erkennung seiner im Vertrage von Peking klar umschriebenenRechte herbeizuführen und China zur Erlaubnis des Baubeginnszu veranlassen, erfolglos geblieben seien, so beginne Japan denBau der Bahn sofort ohne Rücksicht auf die chinesischeBehörde.HtoieHks.Die Handelsverträge.Washington, 6. August. Bezüglich des Ablaufs derHandelsabkommen mit auswärtigen Staaten hat dasStaatsdepartement beschlossen, die längste Kündi-gungZfrist anzuwenden, die durch das Gesetz über dasInkrafttreten des neuen Tarifs gestattet wird. Das bedeutetfür Deutschland und Großbritannien 6 Monate, fürItalien, Spanien und die Niederlande 12 Monate von heuteah gerechnet, für Frankreich 6 Monate vom 20. April.-'