zu ziehen. Wie die Dinge liegen, erscheint es auch üverflüssig, undals ebensowenig notwendig kann man jetzt die Arbeitsniederlegungder Eisenbahner ansehen. Offenbar hat sich dieser Gedanke auch inden Kreisen der Eisenbahner selbst geltend gemacht. Wie verlautet,hat ihre Abstimmung wohl eine Mehrheit, aber nicht die zurallgemeinen Arbeitsniederlegung notwendige Z w.e i d r i t t e l m e hr-h e it ergeben. Post-, Telegraph- und Telephonvcrkehr leiden auchso schweren Schaden unter dem Generalstreik, daß in diesen Betriebeneine Arbeitsniederlegung auch nicht von Bedeutung wäre.Die Behörden greifen hier und da zu sonderbaren Maßnahmengegen die kämpfende Arbeiterschaft. In Göteborg versucht diePolizeibehörde diepräventive Zensurwieder einzuführen. Sie verlangt für eine auf morgen einberufeneMassenversammlung, daß der Referent, ReichstagsabgeordneterThorSson, seine Rede vorher schriftlich derPolizeikammer vorlege. Uebrigens war die letzte Frei-luftsversammlung in Göteborg von 20 00» Menschen besucht, einBeweis, daß auch dort die Arbeiterschaft, wie im ganzen Lande, aufdem Posten ist.— Hier in Stockholm will das Oberstatthalteramtder Arbeiterschaft das vor sieben Jahren errungene Recht auföffentliche Den, onstrationSzüge vorenthalten.Dabei gebärdet sich das bürgerliche.SchutzkorpS* unter dem Schutzeder uniformierten Polizei immer herausfordernder.•Entschlossene Fortführung des Kampfes.Die Situation am Dienstag gibt folgende Depeschewieder:Stockholm, 17. August.(Privatbepesche des„Vorwärts")Wie heute aus den verschiedensten Orten einlaufende Nach-richten bestätigen, ist die Wiederaufnahme derArbeit nicht erfolgt. Die Hoffnungen der Unternehmersind also, wie wir in unserem gestrigen Telegramm feststellenkonnten, illusorisch geworden. Die wenigen Unorganisierten,die sich zur Arbeit gemeldet haben, spielen keine Nolle, D i eorganisierten Arbeiter stehen überall im gan«z e n Lande fest.Offizielle Zahlen bürste» in de» nächsten Tagen erscheinen.Die Wirkungen des Ausstandes aiif das GeschäftSlcbcn sindimmer intensivere und die Stockung des gesamte,, Er-wcrbSlebens wird mit jedem Tage vollständiger. Troiidem hoffendie leitenden Kreise der Unternehmer immer noch, der Arbeiter-bewegung einen Todesstoß versehen zu können, und die Scharf-mnchrr haben immer noch die Oberhand. Die Stimmnug inner-halb der Arbeiterschaft ist eine e n t I ch l o s s e n r, die durch diekräftige Hilfe des internationalen Proletariats noch bedeutendgestärkt wird.Stockholm, 27. Aug. Der hiesige Korrespondent der„Frank-furter Zeitung" hatte gestern eine Unterredung mit demDirektor des Arbeitgeberverbau des von Sh'd'o'w.Dieser erklärte, daß seiner Ansicht nach keine Stimmung für Ver-mittlungsversuche vorhanden ist und daß die Regierung keine solcheunternehmen wird. Auch sehe er keine Möglichkeit, ein Kompro-miß oder einen Ausweg zu finden. Der Arbeitgeberverband werdenach wie vor an seinen Forderungen festhalten. Man müssenoch mit einer langen Dauer des Streikesrechnen. �»Jnternatlonale Solidarität.Nla'chdem der Vorstand des Flensburger GeWerk-s ch a f t s k a r t e l l s auf den Aufruf der Generalkommissionftin den streikenden Arbeitern Schwedens 1000 M. sofort gesandt hatte, beschlost eine Versammlung der Gewcrkschafts-vorstände, als zweite Rate 3000 M. ebenfalls sofort abzu-senden. Weitere Sammlungen sind eingeleitet.Der Gesamtvorsta-nd des Alten Ber�-arieiterverbandes überwies den Streikenden inSchweden aus Vcrbandsmitteln eine Unterstützung von20 000 M.__„1Blkderaufnadme des effener liielneids-prozeffes?Am 17. August 1895 sprachen die Geschworenen desSchwurgerichts Essen die Genossen LudwigSchröder, den Vorsitzenden des Bergarbeiterverbandes,Johann Meyer, den Kassierer desselben Verbandes, undfünf andere Genossen und Bergleute des Meineidsschuldig! Ein Aufschrei der Empörung und des Pro-testes ging durch die Arbeiterschaft Deutschlands! Das Pro-letariat sah sofort in den Verurteilten, was sie waren: Opferder Klassenjustiz, des politischen Vorurteils: es zeigte durcheine sofort eingeleitete, ein glänzendes Ergebnis zeNigendeSammlung, wie es dieses Urteil wertete, das der ErsteStaatsanwalt Peltasohn und andere mit der unwahren Be-hauptung gefordert hatte, daß die Sozialdemokratie desRuhrreviers den Meineid für den Genossen billige, jafordere!Der Anlast zu dem Meineidsprozeß war eine Bagatelle.Durch einen Zeitungsbericht über eine christliche Berg-arbeiterversammlung zu Bankau bei Herne im Nuhrrevier,in der Genosse Schröder in der Diskussion gegen die damalsim Gang befindliche Gründung des Gewerkvereins christlicherBergleute sprechen wollte, worauf ihm der Vorsitzende Brustdes Lokals verwies, sollte der Gendarm Munter be-leidigt worden sein, weil der Bericht behauptete, Munterhabe den Genossen Schröder zum Saale hinausgestoßen, sodaß er zu Fall kam. In dem Prestprozeß beschwor Schröderund beschworen seine späteren Mitangeklagten, daß sich derVorgang so abgespielt habe. Gendarm Münter aber stellteunter Eid in Abrede, daß er Schröder gestoßen oder auch nurangefaßt habe— mehrere andere Zeugen hatten niöhtgesehen, daß er es getan hätte und meinten kum Teil,sie hätten es sehen müssen, wenn es geschehen wäre. Vor-nehmlich auf das Zeugnis M U n t e r s hin wurden dieAngeklagten des Essener Meineidsprozesses zu mehr-jährigen Zuchthausstrafen verurteilt. DieStrafen sind heute längst verbüßt— Genosse Meyer hatdabei seine Gesundheit verloren—, aber die Erinnerungan das furchtbare Unrecht, das den Verurteilten durch denSpruch der Bourgeoisgeschworenen und der gelehrtenNichter zugefügt wurde, ist nicht erloschen.Mehrfach haben die Verurteilten hinterher versucht,eine Wiederaufnahme des Verfahrens durchzusetzen. Aberdie Organe der Klassenjustiz fanden das Material nichtbeweiskräftig genug. Jetzt aber, nach vierzehn Jahreo,scheint plötzlich die Möglichkeit gegeben, die Unglaubwürdig-ke.it des Hauptbelastungszeugen, des Gendarmen Münter,lnachzuweisen. Münter wurde-später als Magistrats-bureauassistent in Berlin angestellt. Gegen ihnist letzthin ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden,weil er es unternommen haben soll, Zeugen zu einer un-wahren Aussage zu verleiten» andere Zeugen zur Abgabeeiner unrichtige» eidesstattliche» Versicherung veranlaßt habe»soll und versucht hat, weitere Zeugen zu beeinflussen.In diesem Disziplinarverfahren ist auch zur Erörterunggekommen, daß Münter, auf dessen Zuverlässigkeit undGlaubwürdigkeit das damalige Urteil beruhte, neben seinemAmte fremde Rechtsangelegenheiten besorgte und in den vonihm besorgten Rschtsangelegenheiten immer als Zeugeeine merkwürdige Rolle gespielt hat.Auf Grund dieser Tatsachen hat nunmehr Rechts-anwalt Dr. Niemeyer-Essen einen neuen Antrag aufWiederaufnahme des Verfahrens gegenSchröder und Genossen gestellt, in dem dieUnglaubwürdigkeit des Zeugen Münternachgewiesen werden soll. Hoffentlich gelingt esjetzt, die Wiederaufnahme des Verfahrens durchzusetzenPolitische debcrlicbt.Berlin, den 17. August 1909.Wilhelm II. als Landesvater.Bei einer KricgervcreinZpcirade auf der Hoheiisyvurg soll den,„Isert. Tagebl." zufolge der Kaiser einen ihm fremden, vtjährigenHerrn, einen aiigesehenen Fabrikanten, mit der Anfrage ausgezeichnethaben:„Wo hast Du daS Eiserne Kreuz bekommen?" Einen vierzigjährigen Herrn tippte der Kaiser mit dem Marschallstab auf dieSchulter und sagte:»Du bist unten zu dick geworden I" Die HerrenKrieger fühlten sich sehr geschmeichelt....Der Kaiser muß nach seinen Erfahrungen die Kriegervereinlerals sehr kindliche Leute einschätzen, daß er sich bei seinen Anredenselbst noch gegenüber 64jährigen und 40jährigen Männern des. Du"bedient. Vielleicht hat eo im ganzen mit dieser OualitätSeinschätzungnicht unrecht; aber selbst in diesem Falle zeugt der Gebrauch deSWortes»Du' davon, daß Wilhelm II. sein Verhältnis zu denpreußischen Staatsbürgern ganz verkehrt auffaßt und deshalb indiesem Punkte der Belehrung bedarf.Eine Feste der Reaktion.Oberst G ä d k e widmet im„Verl. Tageblatt" demMilitärkabinette eine interessante Erörterung. Erweist nach, daß die Institution des Militärkabinetts und dieSchaffung verfassungswidrig absolutistischer Zustände auf demGebiete unseres Heereswesens nichts anderes darstellen, alseine Feste der Reaktion, einen absolutistischenEinbruch in die verfassungsmäßigen Verhältnisse. Dennder gegenwärttge Zustand, der die Rechte des Reichstages,die bürgerlichen Freiheiten bedrohe, stamme nicht etwa alsunantastbares Recht aus der Zeit der einstigen Vollgewaltder Krone, sondern sei mit bewußter Absicht währendder Herrschaft der Verfassung als wesentliche Ein-schränkung dieser geschaffen worden: Erst durch dieKabinettsorder von 1861 wurde die Gegenzeichnungdes Ministers in Personalangelegenheiten und aufdem Gebiete der Kommandogewalt beseitigt IGädke fährt dann fort:»Das Gebäude wurde gekrönt durch die K a b i n e t t S-ord er von 1883, die die Unterstellung deS Chefsdes Militärkabinetts unter den KriegSmini st erbeseitigte. Eine vollkommene Re st au ratio» deSAbsolutismus unter möglichst harmlosen und versteckten Formen,ohne daß seitens der Parlamente sofort ent«rü steter Widerspruch erfolgtel Der Sinn beiderKabinettsorderS war nämlich trotz ihrer Maskierung ganz klar:über die Grenzen der Kominandogewait wollteallein die Krone zu bestimmen haben, dem Parlamentesollte ein Einspruch nicht zustehen, er sollte in jedem Falle wirkungslosdadurch gemacht werden, daß der Kriegs min ist er dieVerantwortung ablehnen konnte. Unter dem Schutzedieser verfassungswidrigen Neuordnungen ist danntatsächlich das eingetreten, was wohl von allem Anfange mitbeabsichtigt war: eine wesentliche Ausdehnung der Kommando«gewalt mitten in das bürge rft ich e.L eben hinein, eineBeschränkung der politischen BewegungS- und UeberzeugungS-freiheit aller Bürger, soweit man sie irgendwie gesetzlichoder nicht gesetzlich mit dem Heere in Verbindung bringenkonnte. Die Mittel hierzu waren daS Ernenn u n g S-recht der Krone auch für die Offiziere oeSB e u r la n b tenst an d e S, die Entlassung dieser Offiziereund die Ehrengerichte. Die skrupellose Handhabung dieserRechte hat em iveitgehendeS System von sehr fühlbaren oder auchvermeintlichen Abhängigkeiten geschaffen, die die Gewalt der Re-gterung auch in politischen Dingen weit über die Grenzender Verfassung hinaus erhöht habe».'Gädke weift dann im einzelnen nach, wie speziell dasEmennungsrecht der Krone für die Offiziere deS Beurlaubten-standes die Handhabe zur verfassungswidrigenBoykottierung einzelner Konfessionen geliefert und darüberhinaus zur Knebelung jeder freien Betätigungder Offiziere des Beurlaubtenstandes geführt hat. Er schließtseine Betrachtungen mit der Forderung:»Diese Beispiele zeigen klar, wohin die gegenwärtigeStellung des Militärkabinetts führt; sie ist derletzte Grund deS herrsche>: den Militärabsolu-t i S in u s, der«manfhörlichen Eingriffe in die bürgerliche Freiheitder Preußen und der Deutschen. Sie muß daher in jedemFalle beseitigt werden; ein Parlament, das sich seinere r st e n Pflicht bewußt ist, müßte vor allen Dingen denKampf gegen diese verfassungswidrigen Zuständeauf seine Fahne schreiben."Der Liberalismus hat bekanntlich in dem von der Sozial-demokratte unternommenen Vorstoß gegen den Absolutismusderart kläglich versagt, daß man sich kaum der Illusion hinzu-geben vermag, er werde sich in Zukunft heldenhafter de-nehnren I_Ein hübsches Geständnis.Die agrarische Presse sucht die Wichtigkeit der Landwirtschaftund damit die Notwendigkeit der Begünstigung der Land-Wirtschaft unier anderem auch mit dem Argument zu begründen,daß schon im Jntereffe der Wehrs ähi gleit deS Lande? durch»ine Politik der Liebesgaben die Landwirtschaft sin Wirklichkeitmeint man den landwirtschaftlichen Großbesitz) besonders gehätscheltwerden müsse. Liefere doch die Landwirtschaft prozentual doppeltsoviel Rekruten wie die industrielle Bevölkerung. Zu diesem Wegen-stände wird nun der»R H.-W e st s. Z t g." von medizinischer Seitegeschrieben:„Für die HeereSergänzung sind letzten Endes nicht die Ver-hältniSzahlen, sondern die absoluten Ziffern maßgebend. Nunlehrt die Statistik, daß nur etwa aller Soldaten von land-wirtschaftlich tätigen,*[, dagegen von anderweitig beschäftigtenVätern abstammten. Man sieht also, daß die relative Abnahmeder in der Landwirtschaft beschäftigten Personen und ungünstigeFolgen für die Wehrfähigkeit und mithin für die Gesundheitde« Volke« nicht gezeitigt hat... Und ferner muß manbei der in Rede stehenden Statistik beachten, daß die Unterschiedehinsichtlich der Ergiebigkeit für die HeereSergänzung weniger vonden väterlichen Berufsarten an sich abhängen, als vielmehr davon,ob die Väter selbständig oder unselbständig waren. Die selbständigen stellten nämlich, soweit sie landwirtschaftlich tätigwaren, verhältnismäßig mehr als doppelt so viel,soweit sie anderweitig beschäftigt waren, relativ fastdoppelt so viel Söhne zum Heeresdienst wie die unselb-ständigen. Diese liefern, soweit es sich um Väter ans der Land-Wirtschaft handelt, verhältnismäßig das gleiche geringeKontingent, wie die nicht landwirtschaftlich Be-schäftigten. Daraus erhellt mit aller Klarheit, daß dieErhaltung der Selbständigleit, ganz gleich welcher Berus inBetracht kommt, von der größten Wichtigkeit für die Militär-tauglichkeit wäre.Aver die Berufszählung hat erwiesen, daß die relativeZahl der Selbständige», sowohl in der Landwirtschaft wiebesonders in der Industrie, wesentlich abnimmt.Die Mnffe der Lnselb ständigen vergrößert sichinfolge der wirtschaftlichen EntwickelungDeutschlands immer mehr. so daß dadurchdie Aussichten für die Heeresergänzung immer schlechter werden.— Im Interesse der Wehrfähigkeit der Nation wiezun, Wohle der Volksgesundheit im allge-meinen wird es mithin notwendig sein, durch gc-eignete Maßnahmen den Unselbständigen zu geben, was diegünstigere Lage den Selbständigen ohne weiteresbietet. Durch Staats- und Selbsthilfe müssen die Unselb-ständigen und ihre Nachkommen in hygienische Zustände versetztwerden, durch die der Mangel der Wohlhabenheitwenigstens in gesundheitlicher Beziehung auSgeglichcuwird.'Also: Es ist nicht die industrielle Beschäftigung, die denProzentsatz der Militärtanglichkeit herabsetzt, vielmehr die Wirt-s ch a f t l i ch e Unselbständigkeit, die auf dem plattenLande genau in demselben Maße wie in der Industrie diekörperliche EntWickelung hemmt! Die Junker, die über die industrielleEntwickelung zetern, haben es also selbst durch das Dauern-legen, durch die A n n e k t i o n eines vollen Drittels de?gesamten Grund und BodenS in Preußen verschuldet, daß die Zahlder Militärtauglichen nicht größer ist!Weiter aber weist der Mediziner der»Rh ein.- W estf. Ztg.'auf die eigentliche Grundursache der geringeren körpcr-lichen Entwickelung der wirtschaftlich Abhängigen, der Land- wie derStadtprolctarier, hin: auf ihren»Mangel an Wohlhaben-heit', auf die unhhgienischen Zustände, in der die stetswachsende Masse des Volkes zu leben verdammt ist.Das ist in der Tat des Pudels Ken, I Höhere Löhne,die bessere Ernährung, bessere Behausung, mehrfreie körperliche Betätigung ermöglichen, würden ohneweiteres auch die physische Minderwertigkeit des deutschen Pro-letariat? beseitigen!Die Scharfmacher und Lohndrücker in Stadtund Land sind eS also ganz allein, die Deutsch-landSWehrkraftnachwievorbedrohen!Ein Kind als Steuerzahler.In der Zeit vom Mai bis 1. August d. I. war in Büttgen beiNeuß sRheinland) ein eben aus der Schule entlassenerKnabe aus Weißenberg(Kreis Neuß) bei einem Milcfc-Händler als ArbeitSjnnge in Dienst bei 7,60 M. Monatslohn. Nachseinem Dienstaustritt schrieben seine Eltern an das Bürgern, eistcr-amt Büttgen um Zusendung deS Abmeldescheines für ihr Kindund legten für Rückporto eine 10 Pf.-Marke bei. Einige Tagedarauf erhielten sie vom Bürgermeisteramte Büttgen einen Nach-„ahmebricf über 60 Pf., die sie natürlich zahlten. Der Brief ein-hielt den Abmeldeschein für den Jungen und die lakonische, schrift-liche Mitteilung:„An Steuern wurden 60 Pf. nach-genommen.' Wofür im ganzen 00 Pf. nachgenoinmcn. warnicht angegeben.Ein Kind von 14 Jahren mit 00 M. Jahresverdienst wird mit2 M. zur Steuer veranlagt, während viele unserer Agrarier inPreuße» steuerfrei bleiben. Höher gehts wohl nimmer.— Dabeihat der Vater deS Jungen noch für acht Kinder unter 14 Jahren zusorge»._Eine glänzende Anszeichnung.Dem neuen Reichskanzler ist eine hohe Ehre widerfahren. Er.der bisher nur Ritttneister a. D. war, ist in Anerkennung seinerVerdienste zum Major befördert und ihm die Berechtigung erteiltworden, die Uniform des 1. Gardedragonerreglments zu tragen.DaS„Mllttärwochcnblatt' bringt folgende Meldung: v. Bcth-mann Hollweg. Rittweister a. D., zuletzt Oberleutnant des zweitenAufgebots der Gardelandwehrlavallerie(Potsdam) unter VerleihungdeS Charakters als Major mit der Berechtigung zum Tragen derUniform des 1. Gardedragonerregiments bei den Offizieren& lasuits der Armee angestellt.Da der ReichSknnzier jetzt glücklich um die m, stößige„Majors-ecke' herum ist, bringt er es vielleicht doch noch zum Oberstleutnantoder Obersten. Dem Verdienste seine Krone IFolgen der neuen Tabaksteuer.Im fünften Gau deS TabakarbciterverbandeS(Westfalen, Lippe,Waldeck) fanden infolge der neuen Tabaksteuer folgende weitereArbciterentlaffnngen statt. ES wurde gekündigt in Südlengernbei der Firma W. Seiden 36 Zigarrenarbeitern, bei Böhlen undBündel 12 Arbeitern; in Bünde bei Althoff u. Reinhold 27, beiMüller u. Woltgen 48, bei Heinccke u. Co. sämtlichen Arbeitern, beiSteimneister 48, bei Gebr. Hofbrancr 30, bei Krüger u. Blumenau120� Arbeitern; bei Wiemann u. Tintelnot in Kirchlengern 7 Ar-bcitern; bei Burmestcr u. Rodenberg in Bustedt 31 Arbeitern.Der Zigarrensabrikant Krochmann in Osnabrück(Hannover)schloß am 14. August seine Fabrik. Zur Entlassung kamen14 Arbeiter, die sämtlich im Alter von 60 bis 70 Jahrenstehen und zehn bis fünfzig Jahre bei Krochmann gearbeitet haben.Die Firmen Paradies und Jsaaksohn, beide in Bielefeld, habenebenfalls sämtliche Arbeiter entlassen, desgleichen die letztere Firmaihre sämtlichen Arbeiter in Enger. Auch die Firma Rhode in Oeyn-Hausen hat ihren sämtlichen Arbeitern gekündigt.DaS sind in den letzten 14 Tagen zusammen zirka 900 Arbeiter,die allein in Westfalen und dem angrenzendenTabakindustriegebiet ihre Arbeits st elle durch dieneu« Steuer verloren haben.Das Ende der Reichstagskandidatnr Weinhansen.Der für den Wahlkreis Landsberg-Soldiu aufgestellte Kandidatder Liberalen. Generalsekretär Weinhausen, ist von der Kandidalurzurückgetreten, weil die notwendige Einigkeit aller liberalen Rich-tungen an seiner Person zu scheitern drohte. Der Rücktritt dürsteauch dadurch beeinflußt woroen sein, daß in der Presse ein BriefdeS Herrn Weinhausen veröffentlicht wurde, in der er sich erbötigzeigte, die mittelständlerische Agitation in der schärfsten Weise zu be-kämpfen. Das war im Jahre 1006. Auf die von ihm damals be-kämpften Mittclständler wäre Herr Weinhausen aber jetzt angewiesengewesen, und daß ihm dabei der Brief nicht förderlich sein konnte,hat er jedenfalls selbst eingesehen. VKommunale Abgaben auf Zucker.In verschiedenen Gemeinden Elsaß-LothringenS ist in letzterZeit der Borschlag aufgetaucht, zur Erhöhung der Gemeinde-einnahmen den im Gemeindebezirk verbrauchten Zucker mit einerkommunalen BervrauchSaVgabe(Oktroi) zu belegen. Diese« Be-streben bewog den Verein der deutschen Zuckerindustrie sich an dieReichsregierung mit dem Ansuchen zu wenden, solchen Besteuerung?-