Mhtsr! MrteigmojftK!Liste steht.Heute, Sonntag, ist der vierte Tag, dasdie Mählerlisten emsgelegt sind. Versäumekeiner nachzusehen, ob sein Name in derWähler, Parteigenossen, thu! Wi&nn fiiv Mtmxn Enve Dfltcht.Tie„Sozialreform von Oben" schreitet vonTriumph zu Triumph, sie sorgt dafür, daß die Gewerbe-Novelle bald der letzten Arbciterschutz-Bestimmung ledig seinwird. Wie die„Berliner Politischen Nach-richten" berichten, wurden am 20. Mai die Repräsen-tauten des„Deutschen Tabaksvereins", des„Vereins aller Interessenten der Zigarren- und Tabaks-brauche von Berlin und Umgegend von 1892", des„Vereinsder Tabaksfabrikanten und-Händler von Berlin und Um-gegeud", sowie des„Vereins ver deutschen Tabaksfabrikantenund-Händler" vom Vertreter des Reichskanzlers, Staats-sekretär des Reichsamts des Innern, Staatsminister vonBötticher in längerer Audienz empfangen, in welcheres sich uni die Frage der Verlängerung der Ge-schäftsstunden an Sonn- und Feiertagenhandelte.„Tie Unternehmer," heißt es,„überreichten ein« Petition,in welcher auf grund der bisher gemachten Eefahrungen diegroßen Schädigungen erörtert sind, weiche durch zu kurzeBemessung der Verkaufszeit die ganze Tabaks-drancbe erlitten hat, und die Ausfälle in den Jahrescinnahmender Geschäfte ziffernmäßig zur Darstellung gebracht wordensind. Der Minister ging aus die mündlichen Auseinander-setzungen der Herren mit größter Bereitwilligkeitnäher ein und bekundete sein lebhaftes Interesse für dieseFrage. Wenngleich er nicht in der Lage war, Aussicht aufeine in absehbarer Zeit zu erwartende Abänderung desGesetzes zu machen, so nahm er doch Gelegenheit, denHerren die Versicherung zu geben, daß die Frage zur Zeitseitens der Reichsregierung einer eingehenden Prüfungunterzogen wird, und daß seitens des Reichskanzlers, wenndiese Prüfung, wie nach den Darlegungen der Herrenzu erwarten stände. im Sinne der Petition ausfiele,die I» i t i a t i v e ergriffen werden würde, um eine möglichstgleichmäßige Interpretation des Gesetzes zu gunsten der Ver-längeruug der Verkaufszeit etwa in dem Sinne, wie dies inBayern, Württemberg und Bremen, auf welch« die Tabaks-interessenlen exemplifizirt hatten, geschehen, auch in den übrigenBundesstaaten herbeizuführen. Es würde dies diejenige Aus-legung des§ 105 e der Gewerbe-Ordnung sein, welche seitensder Tabaksiuteressenten nnzestrebt wird und wonach der Tabalein unentbehrliches Genußnffttel ist, so daß also eine Ver-längerung der Verkaufszeit für denselben als zulässig er-achlet werden könnte. In der Petition bitten die oben ge-nannten Vereine um eine Verlängerung der ver-laufszeit bis 5 Uhr Nachmittags."So wird die Sonntagsruhe im Handels-g e w e r b e, das Steckenpferd der christlichen„Reformer",Stück für Stück zerfetzt und durchlöchert. Wie sagte dochderselbe Herr von Bötticher zu den Großunternehmern:„Meine Herren, wir arbeiten nur für Sie!" Die Arbeiter,die Handclsgehilfen sollen die Zeche zahlen. Bei denWahlen sei diese Thatsache den kaufmännischen An-gestellten recht gründlich dargelegt!—Ans der„Ferienkolonie". In Koblenz erhängtesich dieser Tage laut der„Koblenzer Volks-Zeitung" indemWallgraben, hinter der Rheinanschluß-Kaserne ein Soldatder 8. Kompagnie des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Sir. 4. Der Mann ist aus Berlin, diente imdritten Jahre und wird als ein braver Soldat und guterKamerad von seinen Kollegen geschildert. Gründe zu dieserThat liegen nicht vor, und nimmt man an, daß der Un-glückliche„tiefsinnig" geworden sei. Es wäre sehr zuwünschen, daß die Ursache dieses neuesten Soldaten-Selbst-mordes festgestellt würde.—Die„bedingt Tauglichen" machen den Offiziösenviel Schmerzen. So behauptet das Pindterblatt, daß dieBestimmungen über die Beurtheilung der Körperbeschaffen-heit der Militärpflichtigen in keiner Richtung einen Nach-laß der au die Tauglichkeit zu stellenden Anforderungengegen früher enthalten. Das ist Wortklauberei. Die Be-stimmungen sind nicht geändert, aber die Klasse der bedingtTauglichen, aus deren Reihen früher nur ganz vereinzeltEinstellungen stattfanden, wird nunmehr durchweg für einezweijährig« Dienstzeit ausgehoben.—Bankdirektor Schaust, ein Führer der bayerischenNationalliberalen, ist am 19. Mai in München gestorben.Er war von 1871 bis 1879 Reichstagsmitglied. 1879wurde er ausgesprochen schutzzöllnerischer BiSmärcker. Schaußgehörte zu den persönlich unsympathischsten und gehässigstenGegnern der Sozialdemokratie. Er war einer der Nähr-väter des im dritten Münchener Geheimbundsprozesseentlarvten Lockspitzels und Zuchthäuslers Fürst. DieMünchener Liberalen verlieren in dem Vielgewandten, dervon den Konservativen bis zu dm Demotraten den Mittlerspielte, ihren fähigsten Führer.Tie österreichische» Sozialde»«okraten beschlossen,wie das Bureau„Herold" aus Wien meldet, eine aus-gedehnte Agitation für das allgemeine Wahlrechteiuznleltcu. Zu diesem Zweck werden mehrere groß« Volks-Versammlungen einberusen mit der Tagesordnung desallgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts. Außerdemwerden massenhaft Broschüren unter die Arbeiter vertheilt,in welchen das ganze Aktionsprogramm zur Geltend-machung der sozialdemokratischen Forderungen entwickeltwird.—Jiakie». Wieder eine Ministerkrisis? In der geKammersitzung wurde das Gesammtbudget desMinisteriums bei der endgiltigen Abstimmung mit 139gegen 133 Stimmen abgelehnt. Zunächst hat blas derJiistizminister seine Entlassung genommen— das ganzeMinisterium wird aber nachfolgen müssen. Der König sollwünschen, daß der unvermeidliche Giolitti ein neuesMinisterium bilde. Andere sprechen von einem MinisteriumZanardelli. Das wäre dieselbe Couleur in Grün. Solange Italien im Dreibund bleibt und die auf die Dauerunerträgliche Dreibund-Militärlast tragen muß, und solange die Panamisten Giolitti und Konsorten der Anklage-dank fern sind, kommt Italien nicht aus den Minister«krisen heran?.—Russisches. Am 19. Mai wurde das Gesetz amtlichveröffenilicht, wonach die körperliche Züchtigung von Frauen,die zur Deportation verurtheilt sind, abgeschafft wird. Beiuns will die lex Heinze den Lattenarrest und die Fasten-kost wiedereinführen, und diese Strasverschärfuug kann auchpolitische und Preß-„Sünder" treffen. In„Besserungs-Anstalten" ist außerdem das Prügeln noch immer üblich.Man denke nur an Ichtershausen. Man schreitetvor— in Rußland.—In der Redaktion des„Vorwärts" und in denPrivatwohnungen sämmtlicher Redakteure, sowie desRedaktioussekretärs, des Verlegers und des Prokuristen des„Vorwärts", unseres Korrektors und eines früheren Redak-teurs, der soeben aus dreimonatlicher Festungshaft heim-gekehrt ist, erschienen heute Vormittag zwischen 8 undValO Uhr je drei bis vierzehn Polizcibeamte— bei Liebknechtfünf und in der Redaktion vierzehn— um auf Veranlassungdes Ersten Staatsanwalts von Breslau und eines Be-schlnsses des Amtsgerichts Breslau„eine Durchsuchung vor-zunehmen nach den„Origiualien oder Abschriften kriegs-gerichtlicher Urthcile über Militärgefangene, welche in der kgl.Gefangenenanstalt zu Breslau detinirt»vorden sind. Die„Durchsuchung"— einige der Redakteure mußten auch den In-halt ihrer Taschen vorweisen— wurde aufs Gründlichste vor-genommen und dauerte bei Liebknecht gegen drei Stunden.Gesunden wurde nichts.Ausdrücklich erkennen wir an, daß die Beamten sichihrer Aufgabe mit möglichster Rücksicht entledigt haben.Wir machen also den ausführenden Beamten keinen Vorwurf.Ebenso wenig können wir bestreiten, daß der Erste Staats-anwalt zu Breslau und das Amtsgericht Breslau formellim Rechte waren, als sie die Haussuchung veraulaßten.Unbegreiflich erscheint es uns nur, wie man sich voneiner solchen Maßregel einen Erfolg versprechen konnte. Jndeßgesetzlich war, was gethan ward. Und gerade dies giebtdem Vorgang seine politische Bedeutung. Die Thatsache, daßein Beamter auf bloßes Vermuthen hin eine AnzahlStaatsbürger den Belästigungen und Unannehmlichkeiteneiner Haussuchung aussetzen kann, zeigt, wie weit wirDeutsche in bezug auf den Schutz der persönlichen Freiheithinter anderen Kulturvölkern zurückstehen— hinter denEranzosen um hundert Jahre, hinter den Engländern umahrhunderte.Weder in England noch in Frankreich, überhaupt inkeinem Lande mit festbegründeter bürgerlicher Freiheit wärederartiges möglich. Solches ist nur möglich in einemPolizei- und Militärstaat, wie Preußen- Deutschland esleider noch ist.—Die Reichstagswahleu.Offizielle sozialdemokratische R-ichstagS-Kaudidaturen.H o h e n z o ller n-H ech i ng e n: August Bebel. Einbeck-Northeim: W. Magnus in Hamburg. Oberbarnim:B. Bruns in Berlin. Usingen- Höchst-Homburg:v*** m» i/iuiiuutu-- vyicuuiyaijcu; lyuuucc xuuiniKörsten in Berlin. Ueckermünde- Usedom- Wollin: GastwirthWilhelm Gründet in Berlin. Anklam-Demmin: SchriftsetzerOtto Ohl in Stettin. Greisswald-Grimmen: ZigarrenfabrikantGnstav Wegncr in Wolgast. Stralsund» Franzburg- Rügen:Zimmerer August Rathmann in Hamburg. Greifenberg-Kammin:Metallarbeiter Alexander Kuntze in Steltin. Pyritz-Saatzig(Stargard): Kaufmann Franz Storch in Bredow. Naugard-Regenwalde: Stadtverordueler Hermann Borkmann in Grabowa. d. O. Kolberg-Körlin-Köslin: Kaufmann Hermann Lötz inKöelin. Belgard-Dramburg-Schievelbein: Hafenarbeiter AugustSteinweg in Stettin. Musteltin: Schirrmeister August Waschkauin Grabow a. O. Schlawe- Rummelsdurg- Bütow: RedakteurKarl Nathusins in Grabow a. O. Elolp- Lauenburg: Schiff-bauer Friedrich Bröker in Stettin.Bürgerliche Kandidaturen. Nieder« Barnim:Dr. Bachler, Redakteur der„Staatsbürger-Zeitung"(A).Rostock: AI. Meyer(Vg). Berlin 2—5: Fabrikant Frehse(Bodenbesitzresormer). Schleswig: Lorenzen(Bg), zugleichKandidat der K und N. Koblenz: Amtsrichter Wellstein(Z).Aalen: Pfarrer Wengert(Z). Amberg: Landgerichts-rath Lerno-Weiden(Z). N e u m a r t: Oetonom Berger(Z).Neuenburg: Privatier Witzelsberger-Tham(Z). Neu-stadt a. W.: Amlsgcrichtssekretär Lehner(Z). Tilsit-Niederung: Gutsbesitzer Käswurm-Balgarden(St). Oldenburg-Plön: Gras Holstein(K). 1. württemdergischerWahlkreis: Verleger Stübling-Ulm(A), b. Württemberg i s ch er Wahlkreis: Landwirth Lang(A.)Breslau-West: Virchow(FV). Breslau-Ost Re-dakteur Winckler-Tannenberg(FV). Wusitz• Schubin: Landrathvon Davier(K). I. Trier: Amtsgerichtsrath Brockmann(Z).1. Oldenburg: Enneccerus(N).Ueber die Wahlbeweaung in Arnstadt i. Tb. wird unsgeschrieben: Am 16. Mai sprach im Saal« zum Kronprinzenunser Kandidat Bock über die politische Lage. Wir habenseit einiger Zeit keine so stark besuchte Versammlunggehabt. Ter Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, einegroße Zahl Personen stand dicht gedrängt an den geöffnetenFenstern und Thüren. Die Rede wurde oft von stürmischemBeisall unterbrochen. Unsere Gegner rührten sich nicht.—Gegnerische Kandidaten sind bis jetzt noch nicht bekanntgeworden.Wie verlautet, wollen die Nationalllberalen wieder ihren Dr.Pieschel aufstellen; die„Freisinnigen" wollen, wie es heißt, denLandtagsnbgeordneten Lerche-Nordhausen ausstellen.Warum das nicht schon geschehen ist? Auf alle Fälle werdendie Herren die Trauben sehr sauer finden, da die„vernichtete"Sozialdemokratie die Situation beherrscht und kampsesmuthigund voll guter Hoffnung der Zukunft ins Aug« sieht.Der Grmeindevorstand in Wilkau(Sachse«) gestattetnicht, daß«in Wahlberechttgter die Wählerliste auch für andereWahlberechtigte mit einsieht. Vielen Bergarbeitern, dieerst nach 7 Uhr Abends von ihrer Arbeilsstälte im Ort« ein-treffen, ist die Selbsteinfichtnahme unmöglich, da dann die Ge-meinde-Expedition geschlossen ist. Das Verfahren der Gemeinde-beHördt verstößt offenbar gegen das Wahlgesetz, das die Einsicht-nadm« der Liste„jedermann" gestattet.— Wir erwarten,daß der gegen den Gemeindevorstand erhobenen Beschwerde nochrechtzeitig, d. h. in diesem Falle sofort Folge gegebenwird, damit den etwa nicht m die List« eingetragen«» Wählerndas Wadirecht gesichert«erde» kann.Zu ith Breslauer ZeutrnmSkonventikel bemerkt treffendunser Breslauer Bruderorgan, die„Sch lesische Volks-wacht":„Am 13. Mai tagte eine Versammlung der Zentrums-Wähler im alten Saale des St. Vincenzhauscs. Man beschloß,um den Zentrumsrandidaten, eventuell wenn sie gewählt werdensollten, das Umfallen leichter zu machen, daß in derMilitärsrag« vertrauensvoll dem Zentrumsvertreterfreie Hand gelaflen werde. Wähler Schlesiens, wählt kein«Zentrumsmänner, denn sie werben im Reichstag dt« Volks-intereffen nicht vertreten."Gewehre, schreibt der Offenburger„Volksfreund", sind imbadischen Musterlande kein« seltenen Gäste inden Wählerversammlungen. Wie aus Kappelrodeckund Achern gemeldet wird, mußte dort Apotheker Lutz vor denFlinte» sein Bürgerrecht ausüben; in Odenheim stand der Kan-didat Geck neben einem Gendarm, der krampfhaft den Hinter-lader zwischen den Fingern hielt, obschon Geck ihn höflich ersuchthatte, die Mordwaffe in einer Bürgerversammlung, wo man sichüber die Beseitigung des Krieges beräth, bei feite zu lassen. DieGendarmen berufen sich aus ihre Instruktion. Wir aber rufendem großherzoglichen Ministerium zu, diese an barbarischeSitte und Unkultur erinnernde, außerdem gesetzlich nichtbegründete Mordwaffe»- Demonstration in Wahlversamm-lungen schleunigst zu dem Zunstzopf zu hängen. InKarlsruhe, wo sich Sozialdemokraten nach Tausenden zu-sammenfinden, erblickt man niemals einen Hinterladerzum Schutze des Ministeriuins. Zu unserem Schutze sindblaue Bohnen nicht nöthig; denn unsere Gegner sind lauterOrdnungsmänner, denen em Wort eines Wachtmeisters schon sovielen Respekt einflößt, als ein achtmillimetrigeS Geschoß.Den Parteiaenosseu i« kleine« Städten empfiehlt derOffenburger„Volksfreund", nach dem Beispiel von HornbergAbschrlften der Wählerlisten auszulegen, damit esden Wählern möglich ist, zu jeder Tageszeit sich zu übe rzeugenob sie in die offiziellen Listen eingetragen sind.Die Freiberger Amtshauptmannschaft macht, wie die�Sächs. Arb.-Ztg." mittheilt, die Gemeindevorftände ihres Bezirksdarauf aufmerksam, daß sie eine ganze Reihe früher vorgekooi-mener Verstöße gegen die Bestimmungen des Wahlgesetzes diesmalvermeiden möchten. Auch wird noch besonders daraus hin«gewiesen, daß Wahlvorsteher. Beisitzer und Protvkolljührer reinunmittelbares Staatsamt bekleiden dürfen.'Pelvleinackrichketl.Die angekündigte Broschüre:„Die Thätigkeit desDeutschen Reichstags von 18va bis 189?" ist nebst einemAnhange soeben erschrenen. Sie kostet 20 Pf. Die Besprechungdes Inhaltes finden die Leser unter„Literarischem".„Mutter, wa» läuft der Herr Gendarm so?" lautetder Titel eines für die Landbevölkerung bestimmten Flugblattes,dessen Schicksal es zu sein scheint, durch ganz Deutschland beschlag-nahmt zu werden. Die erste Beschlagnahme ist erfolgt aus derInsel Rügen, die zweite in Stargard. Wochenlang haben dieStaatsanwälte sich abgequält einen strafbaren Inhalt herauszu-destilliren, beide Male aber haben die Gerichte schon im Vor-verfahren die Untersuchung niedergeschlagen.Und nun erhalten wir heute aus Stendal wieder per Drahtdie Nachricht, daß dort das arme Ding von Flugblatt auf's Neue— nun also zum dritten Mal«, beschlagnahmt sei. Daß einanderes Resultat, als in Stargard und auf Rügen, in Stendal er-zielt werden könnte, ist bei dem Inhalt des Flugblattes einfachausgeschlossen. Aber für unsere rechtlichen Zustände ist der Bor-ang charakteristisch und deshalb widmen wir ihm diese paareuen.»Eine hochinteressante WLHler-Bersammlnng fand amDonnerstag Abend in Posen statt. Der bisherige AbgeordneteEegielsti hielt eS für angezeigt, den Wählern Bericht über seineparlamentarische Thätigkeit zu erstatten. Diese hatten sich aberviel zahlreicher eingesunden, als den polnischen Wadelstrümpflernlieb war. Das Lokal war gefüllt biS auf den letzten Stuhl undAngehörige aller Klaffen, mcht zum wenigsten Arbeiter, warenanwesend. Di« Versammlung aestaltete fich in einer Weise lebendig,wie es in Posen noch nicht erlebt worden ist. Der schnöde Ver-ralh, den die polnischen Abgeordneten bei der Militärvorlagran ihren Wählern geübt haben, hat dies« in einer Weise empört,von der fich die Wadlstrümpfler Admiralski, Eeaielski ic. wohlkeine Vorstellung gemacht hatten. Die Versammlang amDonnerstag war ein Beweis dafür. Zwischenrufe. wiesie bei der Gelegenheit laut wurde«, hat wohl noch keinpolnisch- nationaler Abgeordneter von seinen Wählern zuhören bekommen. So zum Beispiel als Eegielsti sich überdie Biersteuer aussprach und meinte, daß dai Glas Bier stattjetzt 10 dann 11 Pfg. kosten würde, erscholl der Rus: Gieb unsmehr Lohn; mit 6 und 7 M. können w« nicht«xistiren und mehrSteuern zahlen. Als er weiter bemerkte, welche Verantwortungein Abgeordneter habe, da wurde ihm entgegengerufen: Dukannst ruhig zu Hause bleiben, wir schicken Dich nicht mehr hin.Nur unter fortwährenden Unterbrechungen konnte der schließlichvollständig erschöpfte Redner zum Schlüsse kommen. RedakteurDr. Szymanski trat ihm zuerst entgegen, trotzdem wurde auch erniedergeschrieen. Ein ehemaliger Arbeiter Cegielski's krilisirtedessen zur Schau getragene Menschensreundlichkert. Die schlichtenWorte wurden von der Masse mit Jubel ausgenommen.Der Schornsteinfegermeistcr Andrzeiewski ging mit Eegielskiins Gericht in Betreff der Mtlitärvorlaae:„Ihr seidBerräther, aber keine Vertreter des Volkes. AlleAchtung, alleEhr« z o ll e n wir d cn eu, die g e gendie Militärvorlage gestimmt haben. Pfui!(erwendet sich gegen Eegielski) Euch allen, die Ihr dafür gestimmthabt." Stürmisch wurde ihm applaudirt. Als Eegielski wiederdas Wort ergriff, wurde gerufen: Genug, genug— weg mitDir— weg mit dem gekauften Komitee. Ein Geistlicher wolltedie Massen beschwichtigen, aber auch er kam nicht zum Schluß.indem man ihm seine Körperfülle und seine a,istre»gun<jsloseBeschäftigung vorwarf und ihn fragte: Was willst Du eigent-lich hier? Nun wurde über eine von dem einberufenden Komiteevorgelegte Resolution zur Abstimmung geschritten; der Vor-sitzende konftattrt, die Majorität sei für die Resolution. Rufe:Ist nicht wahr, Gegenprobe! Gegenprobe! Der Borsitzende bliebdabei, daß die Mehrheit dafür fei, und betonte, daß das Komiteeeinstimmig konstalirte, es sei die Majorität. Aber die Gegen-probe getraute er sich nicht vorzunehmen und damit ist das voll-ständige Fiasko der polmschen Militärparteller perfekt.Gemeindewahlen. In E'chlutup bei Lübeck, wo zweiGemeinderathSmitglieder nebst Ersatzmännern zu wählen waren,gelang«S de, Arbeiterpartei,«inen Kandidaten durchzudringen.