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J

Nr. 27. 27. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 2. februar 1910.

28. Sigung. Dienstag, den 1. februar, nachmittags 1 hr.

Am Bundesratstische: Dr. Delbrüd, v. Schoen, Dernbringen. burg, Wermuth.

Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Beschlußfassung über die Einsprache des Abg. Ledebour  ( Soz.) gegen den ihm am 29. Januar vom Vizepräsidenten Erbprinz zu Hohenlohe­Langenburg erteilten Ordnungsruf. Der Ordnungsruf wird mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Freifinnigen und Polen   für gerechtfertigt Es folgt die

erklärt.

zweite Lesung des Handels- und Schiffahrtsvertrages zwischen dem Deutschen   Reiche und Portugal  . Der Berichterstatter Abg. Hormann( fri.Vp.) empfiehlt namens der Kommission die Ablehnung des Vertrages. Abg. Herold( 8.): Einig sind meine Freunde darin, daß der Handelsvertrag für Deutschland   verhältnismäßig ungünstig ist. Trotzdem wird ein Teil meiner politischen Freunde für den Vertrag stimmen, weil sie einen vertraglosen Zustand für noch ungünstiger für Deutschland   halten. Ein anderer Teil meiner Freunde wird den Vertrag a blehnen, weil sie glauben, daß dann bei fünftigen Verhandlungen günstigere Bedingungen von Portugal   zu erreichen find.( Sehr richtig! im Zentrum.)

und

Sehr

bei gut!

Gegner von jeglicher Art von Zollfricg.

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portugiesischen Tarifes, sondern nimmt Anstoß an den niedrigen Sägen, die wir Portugal   durch die Meistbegünstigung bei den portu- Und deshalb stimmen wir für den Vertrag, zumal wir bei giefifchen Weinen gewähren. Dadurch würde nach ihrer Meinung feiner Ablehnung die verrückt hohen Bölle in Portugal   nicht hindern der deutsche Weinbau aufs schwerste geschädigt. Aber ich glaube, tönnen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Für Deutsch­die deutschen   Weinbauern überschäßen die portugiesischen Weine. land treten dann aber noch eine Reihe weiterer Schwierigkeiten Was Portugal   liefert, werden auch Griechenland  , Spanien  , Frankreich   hinzu. Es bestände die Möglichkeit, daß andere Staaten Liefern können, welche in erheblichem Maße Südweine auf den Markt mit Portugal   günstige Handelsverträge abschließen und den deutschen   Export an sich reißen. Diesen möchten wir aber Nun macht man unseren Unterhändlern die schwersten Vorwürfe: nicht preisgeben. Wenn Herr Stresemann die 30 Millionen auch fie hätten ihre Pflicht nicht getan. Wir wissen aber doch, daß da für eine Kleinigkeit hält wir wissen, daß durch ihren Verlust auch nicht die Unterhändler die Schuld trifft. Als 1902 hier der Zoll- eine ganze Reihe von Arbeitern betroffen wird.( Sehr richtig! tarif beschlossen wurde, was hat man da nicht vom Regierungstisch bei den Sozialdemokraten.) Ferner verlangen wir, daß Deutschland  für eine wundertätige Wirkung des neuen Zolltarifs herausgerechnet, unter allen Umständen mit anderen Ländern im Meist. vom Grafen Posadowsky herunter bis zum Fürsten Bülow.( Große begünstigungsverhältnis steht. Dieser Weg wäre ab­Heiterleit Als nun die Verhandlungen in Portugal   eingeleitet wurden, in Portugal   von der Meistbegünstigung ausgeschlossen, und zwar den Sozialdemokraten.) geschnitten, wenn wir den Vertrag ablehnen; denn wir wären dann es find ja nicht die gegenwärtigen Herren, die das taten, sondern nicht bloß bei dem Einfuhrhandel, sondern auch bei der fünf Jahre lang hat man verhandelt, und da hätte doch einmal Schiffahrt, die in den portugiesischen Häfen eine erhebliche Fürst Bülow felber vor das Haus treten follen und sagen:" Seht Rolle spielt. Wenn wir deshalb für den Vertrag stimmen, einmal, was für eine Großtat ich vollbracht habe: hier diesen fo find wir uns doch darüber klar, daß die Bollsäge ver­Handelsvertrag, den haben wir unserem Bolltarif zu danken!"( Große rüdte bleiben. Aber solche Zollerhöhungen, über die Herr Heiterfeit links.) Jetzt fagen wir:" Ja, diesen Handelsvertrag, den Merkel sich bei der erfien Lesung luftig machte, haben wir in dankt ihr dem Bolltarif." Wir, die wir berausgesagt haben, Deutschland   ja auch vorgenommen!( Sehr richtig! redits.) Wir wie schwierig es ſein würde, mit einem solchen Bolltarif Handels- haben 1902 den Zoll für Fahrradteile von 24 M. auf 150 m. erhöht, verträge abzuschließen. Sie sagen jetzt, die Unterhändler haben ihre also um 525 Broz, und damit noch keineswegs die Wünsche der Pflicht nicht getan. Für solche Vorwürfe follte man dann doch be- Fahrradhändler erfüllt. Wenn uns die Portugiesen das nachmachen, stimmte Unterlagen geben.( Sehr gut! bei den Sozialdemo- fönnen wir das ihnen nicht verdenken. Will man dergleichen Uebelstände fraten.) abschaffen, so muß man in der eigenen Heimat anfangen!( Lebhafte Ich gebe zu, daß der Handelsvertrag so schlecht als möglich ist, Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Hier ist es am Plage, der das liegt aber nicht an den Unterhändlern, sondern das ist Üleberspannung der Hochschußzölle entgegenzutreten. Wenn die Abg. Kaempf( frs. Vp.): Der Unmut über den Vertrag sowohl die Folge des Zolltarifs! Deutschen   es erst einmal empfinden, daß die Hochschutzölle eine wegen der formellen Behandlung als wegen des materiellen Ergeb=( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn National Berrücktheit sind, und wenn sie anfangen, fte abzubauen, so werden, nisses ist berechtigt. Troydem wünscht die Industrie, daß der Vertrag liberale und Zentrum sich jetzt über die Wirkungen des Bolltarifs wenn erst ein großer Staat damit begonnen hat, die anderen zustande kommt, weil sie durch einen vertraglosen Zustand schwer geschädigt werden würde. Ferner ist in dem Vertrage für uns die beschweren, fo fage ich: Sie dürfen nicht flagen, denn Sie sind folgen.( Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemokraten.) die Urheber dieser Zustände!( Lebhafte Zustimmung links.) Die Abg. Linz  ( Sp.) verliest eine Menge Zuſchriften, speziell aus den Weiſtbegünstigung und eine Bindung der Zollfäze erreicht. Deshalb Schutzölner dürfen es ja auch Bortugal nicht verdenken, daß es Streifen der rheinischen Induſtrie, die sich mehr oder minder scharf wird die überwiegende Mehrzahl meiner Freunde für den Vertrag sich mit hohen Schutzöllen umgibt; am allerwenigsten dürfen die gegen den Vertrag wenden; daher werde die Minderheit seiner stimmen.( Bravo  ! bei den Freifinnigen.) Abg. Graf v. Schwerin Löwitz( f.): Meine politischen Freunde Herren sich darüber beschweren, die meinen, mit hohen Schutzöllen Fraktion diesen höchft verderblichen Vertrag a blehnen, die Mehr­werden den Handelsvertrag einstimmig annehmen, obwohl wir seine tönnte man eine Industrie fördern. Es gibt kein europäisches Land, heit seiner Fraktion aber werde den Vertrag annehmen, weil Mängel anerkennen und bedauern; aber der Schaden, der unserer welches eine so starke paffive Handelsbilanz hat wie Portugal  . Da fie einen vertraglosen Zustand und einen Boutrieg für noch verderb= Industrie aus einer Störung der Handelsbeziehungen mit Portugal   iſt es also zu begreifen, wenn die Schutzölner in Portugal   hohe licher halte. Staatssekretär des Auswärtigen v. Schoen stellt nachdrücklichst erwachsen würde, ist größer als der Vorteil, den wir bei der Ab- Schutzölle fordern, um eine Industrie hervorzurufen. Ich bin Abfreilich Tehnung des Vertrages für die Zukunft erreichen würden.( Bravo  ! freilich anderer Meinung, ich meine, die hohen Schutzölle dienen fest, daß Sachverständige bei allen Stadien der Verhandlungen zu lediglich dazu, das eigene Boll auszupländern,( Lebhafte Zustimmung gezogen feien. Abg. Hanisch( wirtsch. Wgg.) fcheint sich, soweit feine Aus­Abg. Dr. Stresemann( natl.): Einmütig sind meine Freunde bei den Sozialdemokraten) und in erster Linie hätte das portu führungen überhaupt verständlich sind, gegen die Annahme des Ver­der Meinung, daß der Vertrag uns nicht befriedigen laun. Ich giefifche Bolt Urface, fich über die hohen Zölle zu beschweren. glaube, weite Streife des portugiesischen Handels haben ein viel fuhr verlieren, so gibt das nur eine fleine Budung ohne Bedeutung Herr Stresemann   fagt, wenn wir die ganze portugiesische Aus- trages auszusprechen. größeres Juteresse daran, einen vertraglofen Zustand zu vermeiden für die deutsche   Volkswirtschaft. Allerdings laufen die 5 Millionen als wir.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Für unsere Ver­5%, handlungen mit anderen Ländern, nach denen unser Handel viel armer Leute in Portugal   nicht viel, aber wichtiger ist, wäre es nicht günstig, wenn das fleine Portugal   mehr, ais es selbst erwartet, durch die bloße Drohung mit einem Boll friege erreichen würde.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Deshalb wird die überwiegende Mehrzahl meiner Freunde gegen den Vertrag stimmen. Abg. Molkenbuhr( Soz.):

rechte.)

unser Handel mit Portugal  

Abg. Pauly- Cochem  ( 8.): Unfere heimischen Weine verdienen ge­bührenden Zollschuß schon wegen ihrer patriotischen Verdienste. Wenn nicht die guten Moselweine Herz und Nieren unferer tapferen Krieger geftärkt hätten, wer weiß, wo wir dann 1870 geblieben wären. ( Schallende Heiterfeit.) Man kann es den deutschen   Winzern nicht ist ein durchaus attiver. Im Jahre 1902 fauften tvir bon verdenken, wenn fie gegen solche Deutschland   mit fremden Wein Portugal   für 14,4 millionen und führten für 20,4 Millionen Mark aus überschwemmenden Handelsverträge Front machen, wenigstens fo= und das stieg bis zum Jahre 1908, to unfere Einfuhr aus Portugal   lange sie nicht Herrn v. Oldenburg   mit seinen Januschauern gegen nur 13,6, unfere Ausfuhr dagegen 32,3 Millionen Mark betrug. die auswärtigen Weine loslassen fönnen.( Große Heiterkeit.) Nimmt man die portugiesischen Kolonien hinzu, fo betrug unsere Abg. Ahlhorn( Hosp. b. d. frs. p.): Was Du nicht willst, daß Die Herren vom Handel beklagen fich darüber, daß fie von der Einfuhr in den acht Jahren feit 1901 226 Millionen Mart, unsere Auss man Dir tu, das füg' auch keinem andern zu. Das ist der Fuch Regierung schlecht behandelt werden. Daran haben die Herren doc fuhr 274 Millionen Mart. Als einführendes Land stehen wir in der bösen Tat, daß fie fortzeugend Böses muß gebären. Der Vertrag felbst schuld. Sie haben ja dazu beigetragen, daß das agrarische Bortugal gleich hinter Großbritannien   an zweiter Stelle, als aus ist gewiß nicht gut. Aber der Zollkrieg ist noch schlimmer. Mit der Glement immer gestärkt wurde, und wenn Agrarier an der Herrschaft führendes erst an vierter. Nun gebe ich zu, daß die deutsche Ablehnung würden wir nur England und Frankreich   einen Gefallen find, ist es nicht zu verwundern, daß ein Vertreter des Handels- Industrie nicht zugrunde gehen würde, wenn wir in einen erweisen. Meine Freunde werden daher für den Vertrag stimmen. inges länger als 18 Monate auf Antwort warten muß. Der Bollfrieg mit Portugal   tamen. Es müßten dann aber für Staatssekretär Dr. Delbrück: Was für und was gegen den Ver­Präsident des Deutschen Landwirtschaftstages hätte eine fämtliche Waren aus Portugal   Einfuhrzölle eingeführt werden und trag spricht, ist schon sehr eingehend erörtert worden. Wird der Antwort viel schneller erhalten.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den was das zugleich für Scherereien für den Handel bedeutet, weiß jeder, Vertrag abgelehnt, so bleibt es Portugal   gegenüber bei der An­Sozialdemokraten.) Run, wir leben einmal in einer Zeit, wo der im Wirtschaftsleben steht. Ich begreife, daß diejenigen, welche wendung unseres Generaltarifs, und dadurch wird Portugal   ge­agrarisch Trumpf ist, und wenn viele Leute sich jetzt beschweren, daß überhaupt Bollfriege wünschen, um unsere Einfuhrzölle zu erhöhen, zwungen, unsere Einfuhr nach Bortugal mit so hohen Bollsäzen zu der Handelsvertrag unseren wirtschaftlichen Interessen so wenig ent- es nicht abwarten fönnen, daß man endlich einmal mit einem Lande belegen, daß unser Handel mit Portugal   dadurch unterbunden wird. spricht, so meine ich, er ist gerade so, wie er bei unserer Sorte von anfängt.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir aber find Auch würde Portugal   unsere Schiffahrt in den portugiesischen Häfen, Handelspolitik fein fann. Es hört sich gewissermaßen fomisch an, Gegner derartiger Boйtriege und sagen uns: es fommt für uns in die beständig zugenommen hat, schwer schädigen. Bei einem Boll­wenn Schutzölner hier über die verderbenbringende Wirkung der erster Linie nicht darauf an, welche Bölle in einem anderen Lande trieg mit Portugal   wären wir nicht imstande, Rohprodukte, die unsere Schutzölle flagen; dadurch, daß ein anderer Staat sehr hohe bestehen, sondern darauf, daß unsere Waren nicht höhere Bölle zu Industrie braucht, mit Kampfzöllen zu belegen. Eine Ausdehnung Schutzölle hat, erkennt man das Verderbenbringende der Schutzzoll- zahlen haben als die aus anderen Ländern. Ganz gleichgültig des Boultrieges auch auf die portugiesischen Kolonien wäre schon politik( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), die das ganze ist freilich die Höhe der Zollsätze auch nicht, weil an fich nicht wünschenswert, dann trifft auch hier zu, daß wir für Wirtschaftsleben schädigt. Wer find denn die Gegner des Vertrages? durch fie eine Verteuerung der Ware eintritt und damit 4,6 Millionen unentbehrliche Rohstoffe einführen und für die Auf der einen Seite find es die Industriellen, denen die ein Rückgang des Konjums in dem Lande, welches die Bölle hat, übrigen 8,1 Millionen Mark im wesentlichen Sa tao, den wir doch portugiesischen Zölle zu hoch sind und denen bei so hohen Zöllen in und damit auch eine schädliche Rückwirkung auf das ausführende auch nicht verteuern wollen. Ich bitte daher den Vertrag anzu­Bortugal ihr Geschäft zugrunde geht. Die zweite Gruppe von Land. Wir Sozialdemokraten haben ja von Anfang an die Hoch- nehmen. Gegnern des Vertrages stößt sich weniger an den hohen Sägen des schutzöllerei bekämpft, aber vor allem sind wir auch Hierauf wird ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen.

erklärte

"

Kleines feuilleton.

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Notizen.

er

Jahren Mitarbeiter der Arbeiterpresse ist, fowie mit Eifer für die wissenschaftliche Aufklärung des Volfes sorgt. Die schwedische Regierung hat fich, obwohl sie konservativ In den Kammerspielen des Deutschen Theaters Die Solidarität der Zensurbehörden. Es mußte so tommen. ist, an den Einspruch des Brokanzlers nicht gefehrt. Sie werden am Sonnabend, den 5. d. M., nachmittags 3 Uhr, Marha Die österreichische Zenfur hat durch Mißbrauch ihrer Macht( indem hat allerdings damit nur verfassungsgemäß gehandelt und ge- Delbard und Herr Henry in neuem szenischen Nahmen Lieder dem in fie einen tonzeifionslosen Theaterdirektor mit den Folgen drohte), treu den Universitätsstatuten festgelegten festgelegten Grundfaß, und Stimmungen zu Gehör bringen. nicht durch ein flares Verbot die weitere Aufführung der Militär- daß keine anderen Gründe, als die an den Tag gelegte wissenschaft­Eine Krise in der Berliner   Gezession. Bei Tomödie Der Feldherrnhügel von Roda Roda   und liche Befähigung, für die Besetzung der Profeffureu maßgebend sein der Neuwahl eines Teils der Vorstandschaft hat die jüngere Nichtung Rözler in Wien   verhindert. Eine imponierende Versammlung sollen. In dem uralten Kulturlande, das die Wissenschaft in Erbpacht genehme Kandidaten durchgebracht. Darauf legte der ganze alte der Sezeffion, die ihre Interessen vernachlässigt fühlte, einige ihnen hat gegen diese standalöse Interdrückung und Entrechtung in Wien  protestiert. Die Arbeiterschaft und die Literatur gingen dabei zusammen. hat, wir meinen Breußen, ist es natürlich undenkbar, daß Borstand seine Aemter nieder und erklärte feinen Austritt. Versuche, Da nun in Berlin   das Stück auch aufgeführt werden sollte, Profefforen einen Sozialdemokraten für eine Professur empfehlen die Einigung wieder herzustellen, waren bisher ergebnislos. So sehr fich die preußische Zensur mit der österreichischen   und die Regierung ihn bestätigt. Das wäre ja das Ende der im Interesse der in Berlin   immer noch von mächtigen Faktoren solidarisch und berbot gleichfalls das Stück, weil nach den von den Dinge! verfemten fezeffionistischen Kunst ihre Einheit zu wünschen wäre, fo Ortsbehörden bestätigten Nachrichten der Presse in Wien   das Stück als eine Beleidigung der österreichischen   Armee, ihrer Einrichtungen Reife- und Bohême- Schriftsteller Otto Larfien plöglich am Herzichlag erhalten ist. Otto Larssen. Dieser Tage ist in Kopenhagen   der dänische ist doch ohne weiteres klar, daß sie nur auf demokratischer Basis zu und ihrer Kommandos empfunden worden ist, aus diesen Gründen gestorben. Der Tod hat damit seinem bunten und reichen Leben Sübpolaregpeditionen in Sight. In einer in Anstoß und ergernis erregt hat und in der vorgelegten Fassung ein jähes Ende gefegt. Otto Larssen war ein Weltenbummler sans London   abgehaltenen Versammlung der Wissenschaftlichen Ver­ohne Zweifel auch in Berlin   diefelbe Wirkung hervorbringen würde" phrase. Seine ungebändigte Wanderlust ließ ihn nirgends festen einigung für Geographie und Naturkunde hielt Kapitän Scott Bunktum! Es lebe das preußisch österreichische Bündnis für Fuß faffen. Als Nachkomme einer alten Schifferfamilie war ihm einen Vortrag, in dem er feiner festen Hoffnung Ausdruck verlieh, Unterdrüdung mißliebiger Stritit durch absolutistische Maßnahmen. Die Sehnsucht nach fernen Weltteilen und Weltmeeren angeboren, die den Südpol   bis zum Breußen will vor Desterreich nichts voraus haben; es würde sich ihn immer und wieder hinaustrieb zu neuen Erdteilen, neuen Aben- reichen, wenn alle feine Pläne ohne Unfall ausgeführt werden 22. Dezember 1911 ficher ficher zu vor der ganzen Welt schämen, weniger reaktionär als das ber- teuern, neuen Entbehrungen. Es gibt wohl laum ein Land auf der könnten. rottete Desterreich" zu sein. Die heilige Allianz der bureaukratischen Erde, das Otto Larssen nicht betreten, und es gibt wohl faum eine und antarktischen Ozean unter der Führung des Universitäts­Eine neue große Egedition nach dem südatlantischen Billfür, die unter der Hand spielend wegeskamotiert, was das Lebenslage, die er nicht durchgekostet hat. Bald Schauspieler in sekretärs Nagel   wird in nächster Zeit von Washington   abgehen. Gesetz scheinbar gewährt, ist noch in Saft und Kraft. Wahrhaft Stopenhagen, bald Tagelöhner in Amerika  , bald Journalist, bald Die Idee geht von dem Präsidenten des amerikanischen   Museums amüsant wirkt die Begründung, die sich auf Nachrichten... der Matrofe, heute auf der Zinne des Lebens, morgen im tiefften Glend für Naturwissenschaften aus. Dieser erhielt von glaubwürdigen See­Breffe beruft und von einer Berliner   Aufführung Wirkungen er als entbehrender, fich abplagender Sohlenzieher auf einem Dampfer. fahrern die Nachricht, daß auf gewissen Inseln des südatlantischen vartet, die nur in einem extra zum Anstoßnehmen kommandierten Aber wie das Leben ihn auch herumgewürfelt hat, seine Freude am Ozeans große Herden von Seebunden sich befinden und zwar in so bornierten Bolizeigehirn eintreten:.nten. großer Anzahl, daß die Expedition durch die Ausbeutung dieser Vielleicht ist es der Berliner   Zenfur unbekannt, daß der Feld- Leben und sein Optimismus ist ihm bis zuletzt geblieben. Was Otto Larffen erlebt, gefühlt, gedacht und gelitten hat, das Tiere schon einen gewiffen fommerziellen Erfolg verspreche. Im Herrnhügel" eine sehr luftige Verfpottung militärischer Lächerlichkeiten und Mißstände enthält, die in den zahlreichen unbeanstandeten Auf- hat er uns in einigen Büchern hinterlassen. Welch reine Poesie und antarktischen Ozean gibt es vier Sorten von Walfischen, die in großer Ebenso sei das Meer hier reich an See­echte Stimmung atmen feine Gedanken und Erinnerungen, und wie Anzahl auftreten sollen. führungen in Bien nur beifällige Zustimmung gefunden hat und traftstrogend, gesund und spannend sind die Schilderungen seiner elephanten.( Die Zierwelt der Antarktis   wird also auch bald aus ohne allen Zweifel auch in Berlin   finden würde. Erlebnisse. Ob die Berliner   Schriftsteller ebenso mutig und deutlich gegen gerottet sein und noch dazu durch die Anregung eines Naturtvissen­dieses Meisterstück der Zensur protestieren werden wie die Wiener  ? Dänemarks  . Aber wohlgemerkt: er war fein Stadtboheme, nicht Man nannte Otto Larssen den einzigen und echten Bohême fchaftlers.) - Die Totenliste von Messina  . Die ersten offiziellen Ein sozialistischer Professor in Schweben. Bengt Lidforß  , der Mann mit dem abgetragenen Ueberzieher und den armen 8ahlen über die Opfer der großen Katastrophe von Messina   werden bisher Dozent an der Universität Lund  , der unseren Lesern durch schiefen Abfägen. Rein, dieser freie Vogel war von ganz anderer jegt in der Gazzetta di Messina e delle Calabrie" veröffentlicht. einige vortreffliche naturwissenschaftliche Auffäße bekannt ist, ist als Art.- Er hatte startes Seemannsblut in den Adern, seine Lebens- Bis August 1909 waren auf den Beerdigungsplägen Messinas Professor der Botanik an die Universität Upsala berufen worden. anschauung war nüchtern, er flagte niemals, und er nahm die 27 524 Tote beigesetzt worden. Die Zahl der Leichen, die noch Es war bis zum letzten Augenblic zweifelhaft, ob ihm dieses Amt Abenteuer des Lebens die guten wie die bösen mit feftem, ungeborgen unter den Trümmern liegen, wird amtlich auf 32 477 übertragen werden sollte. Wohl batten alle Sachverständigen und ruhigem Sinn entgegen", sagt der nortvegische Dichter Thomas gefchäßt, Für die Proving Calabrien lanten die Zahlen: Im Kreis Universitätsbehörden anerkannt, daß er die beste wissenschaftliche Be- B. Strag von ihm in der Einleitung der unter dem Titel" Auf Gerace   12 Tote, in der Umgebung von Palmi   1734, in anderen fähigung befize, aber der Erzbischof von Upsala hatte als Profanzler der Langfahrt" kürzlich in Tillges Verlag in Leipzig   erschienenen Dörfern 44, in Reggio   7957, in San Giovanni 1092, in Gallico 963, Universität ein Recht, das ihm nur noch bis zum 1. Januar 1910 zustand, deutschen   Ausgabe einer Auswahl von Otto Larssens Erzählungen. in Pellaro 922, in Cannitello 650 und in den übrigen Gemeinden nachträglich noch dazu ausgenutzt, Einspruch gegen die vorgeschlagene Von Otto Larffen kann man mit Recht fagen: er starb wie er 5424. Die Gesamtzahl der Opfer des Erdbebens beträgt nach dieser Person zu erheben nicht aus wissenschaftlichen Gründen, sondern lebte. Sein Optimismus, feine nüchterne Lebensphilosophie und fein amtlichen Aufstellung 77 283 Tote. unter dem Vorwand, daß Libforß teinen tadellofen Lebenswandel feiner, nobler Charakter halfen ihm leicht über alle Klippen geführt habe oder führe. Der eigentliche Grund des Einspruchs war des Lebens hinweg. Und leicht und schmerzlos ist er aus dem Leben aber offenbar der, daß Lidfors Sozialdemokrat und feit langen geschieden.

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