Gewerhrcbaftlicbce.„Hufforderung zum Selbstmord."Das Zentralblatt der christlichen GeWerk-s ch a f t e n kommt in seiner letzten Nummer ans die Heraus-k?abe zweier Broschüren von christlicher Seite über denStreik in Badisch-Rheinfelden, die badischeFabrikinspektion und die christlichen Gewerkschaftenzu sprechen und rollt dabei noch einmal das Verhalten desGewerbeinspektors Dr. B i t t m a n n auf. Dieser badischeBeamte hat die Wahrheitsliebe diverser zentrumschristlicherGewerkschaftsführer kennen gelernt und deshalb„jeden Ver-kehr mit den christlichen Gewerkschaften abgebrochen." DieGewerbeinspektion will einen Verkehr erst wieder aufnehmen,„nachdem ihr für eine einwandfreie Geschäftsführung Gewährgeleistet worden ist." B i t t m a n n gibt dafür folgendeGründe an:„Da die wiederholten bewußten Unwahrheiten deschristlichen Gewerkschaftssekretärs Engel und der Schutz undBeistand,' den er bei a n d e r e n B e a m t e n der ch r i st-lichen Gewerkschaften, beim christlichen Metall-arbeiterverband und beim Vorstand des Gesamt-Verbandes gefunden hat, den Argwohn kOgründen, daßZweideutigkeiten, Unwahrheiten und Entstellung ocr Wahrheitvon den leitenden Organen der christlichen Gewerkschaften alserlaubte Gewerkschaftstaktii zur Hervorrufung und Austragungvon Arbeiterbewegungen angesehen werden."Das christliche Zentralblatt will sich nun dahinter ver-stecken, daß Dr. B l t t m a n n„die gekennzeichneten Infi-nuationen"»licht als Behauptung aufstelle, sondern nur von„Argwohn" rede, und deshalb es unmöglich sei, den Gewerbe-inspektor vor den Strafrichter zu ziehen, wo es ihm„Zweifel-los schlecht ergehen" würde.Das ist ja wieder eine gar zu plumpe Schiebung. Hatdoch Dr. B i t t in a n n klar und ohne jede Klausel von„b e-wußten Unwahrheiten des ch r i st l i ch e n G e-wcrkschaftssekretärs Engel" usw. gesprochen.Klagt Engel unter diesen Umständen nicht, so weiß jeder-mann, was er davon zu halten hat.Nach dieser Richtung hin außerordentlich charakteristischist ja auch, daß nach dem Bericht im christlichen Zentralblattselbst die christlichen Gewerkschaftsführer Schiffer,W i e b e r und S t e g e r w a l d bei einer Verhandlung dievon Dr. Bittmann diktierten Friedensbedin-g u u g e n im„Z a l l Engel" akzeptiert haben,obgleich der christlichen Schilderung zufolge Dr. B i t t m a n n„ein geradezu empörendes Benehmen her-vorgekehrt und bald jeder zweite von ihmgesprochene Satz„eine Drohung" dargestellthabe. Trotzdem pater peccavi! Da war aber noch so ein„christlicher" Sekretär, T h e d e n-Mannheim, der dem Landes-kominissar T r a u b eine„befriedigende" Erklärung abgebensollte, die in der verlangten Form nach der christlichen Dar-stcllung für die Christen eine„niederdrückende De-m ü t i g u n g" bedeutet hätte. Eine Aendernng der ver-langten Erklärung wurde vom Gewerbeinspektor a b g e-lehnt.—Nun sind die Musterchristen, die ja sonst über die angeb-liche„Kautsky-Moral" der Sozialdemokraten„nicht Wortegenug der Zunge finden" können, dem Dr. B i t t m a n nspinnefeind. Das Verlangen des Gewerbeinspektors solleinem„T r i u m p h" der Sozialdemokraten und einer„A u f-f o r d e r u n g z u nl S e l h st m o r d" an die christlichen Ge-werkschaften gleichgekommen sein. Schlimm allerdings fürdie„Christen", wenn eine wahrheitsgemäße Darstellungsolche Wirkungen hat.VerUn und Umgegend.Gelber Schwindel.In verschiedenen Teilen der Stadt klingelte dieser Tage einSTCanil von zirka 40 Jahren an einer Wohnung und fragt dieöffnende Frau, ob ihr Mann zu sprechen sei. Als die Frau ver-nciute, tat er sehr enttäuscht und meinte:„Dann könnten Siedrch das Krankenbuch bezahlen." Das alte Buch sei voll, das neuekoste mit dem Beitrag für Februar 1,15 M. Der Trick gelangmehrfach. Die Frauen waren durch das sichere Auftreten desMannes verwirrt, gaben den geforderten Betrag, und nahmendafür ein kleines Buch, nach dem Aussehen ein Krankenkassenbuch,in Empfang. Bei genauerem Hinsehen war es ein Buch derZentral-Unterstützungskasse des gelben Ar-beitsbundes, Sitz Berlin. Der Kassierer hatte natürlich rechtschnell sein Fortkommen gesucht, um anderwärts denselben Trickzu versuchen. Man weise den Schwindlern mit den gelben Bundes-büchern die Türe und veranlasse eventuell ihre Verhaftung.Tarifbewegung der Bürsten- und Pinselmacher.Die Bürsten- und Pinselmacher Berlins, für die bisher nurlose Abmachungen bestanden haben, trachten seit einiger Zeit mitEifer danach, eine bestimmte tarifliche Regelung der Lohn- undArbeitsbedingungen herbeizuführen. Sie haben Ende des ver-flossenen Jahres einen Tarifentwurf ausgearbeitet, der sich sowohlauf die Lohn- wie die Akkordarbeit und die übrigen Arbeitsbedin-gungcn bezieht. Der Tarif ist dem Obermeister der Bürstenmacher-iunuitg mit lder höfliche» Anfrage zugesandt worden, ob derJnnungsvorstand geneigt sei, über den Abschluß eines Tarifver-tvagcs zu verhandeln.Ilm Mittwoch fand nun bei Preuß in der Holzmarktstraße eineBranchenversammlung der Bürsten- und Pinselmacher statt, in der„Die Stellung der Unternehmer zu dem überreichten Tarif" aufder Tagesordnung stand. Der Branchenvertrauensmann Wiese,der den Bericht gab, verlas>das Antwortschreiben des Obermeisters.Es besagt, daß der Jnnungsvorstand nur mit dem Gcsellenausschußüber oei Lohn- und Arbeitsbedingungen verhandeln könne. Eswäre«ine Ausnahme, wenn er mit der Bvanchenkommisswn ver-handelte. Der Gesellenausschuh sei wohl nicht zu umgehen. Diesenicht direkt ablehnende aber auch nicht zustimmende Antwort konntedie Branchenkommission selbstverständlich ebenso wenig wie die Ver.sammlung befriedigen. Die Meinung ging dahin, daß auf jedenFall mit den Vertretern der Organisation verhandelt und derTarif mit ihnen abgeschlossen werden müsse. Wenn der Gesellen-ausschuß auch an den Verhandlungen teilnehmen sollte, so hatteman nichts dagegen einzuwenden. Ferner wurde hervorgehoben,daß auch die außerhalb der Innung stehenden Unternehmer zu denVerhandlungen herangezogen werden müssen. Es soll alles auf-geboten werden, um zu einer tariflichen Regelung der Lohn- undArbeitsverhältnisse zu gelangen. Die Branchenleitung wird sich indiesem Sinne nochmals an die Innung wenden. Es ist ihr imübrigen freie Hand gelassen, zu tun, was zur Förderung der Be-wcgung notlvendig ist.— Der eingereichte Tarifentwurf enthält,neben dem sehr sorgfältig ausgearbeiteten Akkordtarif, in derHauptsache noch folgende Forderungen: Di« Arbeitszeit beträgt62 Stunden wöchentlich, Montags und Sonnabends 8, die übrigenTage 9 Stunden. Als Mindestlohn für einen Vollarbciter sollen27 M. die Woche gezahlt werden. Tüchtigere Arbeiter haben, ihrenLeistungen entsprechend, einen höheren Lohn zu erhalten. ImStundenlohn sollen 55—00 Pf. berechnet werden. Für die Schleif-,Draht- und Maschincnbürstenavbeiter sieht der Entwurf einenStundenlohn von 65 Pf. und einen Wochenlohn von mindestens80 M. vor. Daran schließt sich eine Reihe allgemeiner Bestimmun-gen wie die, daß Ueberstunden nicht gemacht werden dürfen, daß anLerantw. Rcdakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.:den Vorabenden der großen Feste um 2 Uhr Feierabend sein soll,daß bei schlechtem Geschäftsgang, um Entlassungen zu vermeiden,die Arbeitszeit verkürzt werden soll usw. Als Gültigkeitsdauer wirdein Jahr vorgeschlagen. Zur Schlichtung von Streitigkeiten solleine gemeinsame Kommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmernmit cinein unparteiischen Vorsitzenden eingesetzt werden.Zu Beginn der Versammlung hatte S ch l e m m i n g e r einenlehrreichen Vortrag über:„Die EntWickelung der Tarifverträge inder Holzindustrie" gehalten, der lebhaften Beifall fand.Lohnbewegung in der Kostümbranche.Die Schneiderinnen bei der Firma Herm. Engel, LandsbergerStraße 80—88, sowie bei der Firma Gebr. O p p l e r, Mauerstr. 81,haben Lohnforderungen gestellt. Es ist nicht ausgeschlossen, daßes zum Streik kommt._Achtung, Töpfer! Hiermit heben wir die Sperre über die FirmaM e l z e r, S r r a h I u. C o„ Inhaber Strahl, LW., Komman-dantenstraße 16, auf, da selbige sich verpflichtet hat, lvieder denTarif zu zahlen und nur Verbandskollegen z» beschäftigen.Die Verbaudsleitung.Achtung, Kunststeinarbeiter! Am Freitagmittag(25. Februar)haben die gesamten bei der Firma Gebr. F r i e s e ck e, Britz,Ehausseestraße, beschäftigten Stampfer, Schleifer, Mischer undTransportarbeiter die Arbeit eingestellt, weil es die Firmenleitungablehnte, mit einer Kommission der Arbeiter wegen Abänderungdes Lohn- und Arbeitsverhältnisses zu verhandeln. Wir ersuchenZuzug streng fernzuhalten, und bitten arbeiterfreundliche Blätterum Abdruck. Fabrikarbeitervcrband.Oeutfcbes Reich.Das Ende einer gelben Herrlichkeit.Nachdem die Direktion der Exelsior-Fahrradwerke in Branden-bürg a. H. den gelben Verein nicht mehr protegiert und erklärt hat,die Koalitionsfreiheit ihrer Angestellten nicht anzutasten, liegt diegelbe Herrlichkeit auch schon in«cherben. Schon am nächsten Tagetraten 121 Arbeiter aus dem gelben Werkverein aus. Nachdemauch noch die Funktionäre des Vereins die gelbe Fahne verlassenhatten, erklärte der Rest der Mitglieder in einer am nächsten Tageeinberufenen Versammlung seinen Austritt. Das war ein schnellesSterben des mühsam hochgepäppelten gelben Gebildes. Friedeseiner Asche!Im Lebiusschen„Bund" wird auch eine kleine Leichenredegehalten und eine Zähre zerdrückt über„die neuesten sozialdemo-tische Boykottblüte". Noch am Grabe wird sodann die Hoffnungaufgepflanzt, daß an Stelle des begrabenen gelben Werkvereiiiseine gelbe Zentralorganisation für Brandenburg erstehen möge,der dort bestehende gelbe Arbeiterbund brauche nur ausgebaut zuwerden. Glückauf zum neuen Bau!Praktiken des Mannheimer Jnd ustriellen-Nachweises.In der Margarinefabrik Schlink zu Mannheim kam ein Vor«arbeiter mit seinem Meister in Konflikt, der zu Tätlichkeiten aus-artete. Der Vorarbeiter wurde entlassen. Als er beim Industriellen-Arbeitsnachweis um Arbeit anfragte, wurde er vom Leiter desArbeitsnachweises aufgefordert, bei seinem früheren Arbeitgeberwegen dieses Vorfalles Abbitte zu leisten. Das zu tun lehnte derMann ab. weil ihm bitter unrecht geschehen sei. Darauf erklärteDr. M o e b i u s:„Dann kann ich Sie nicht vermitteln l Sie müssendie Konsequenzen tragen I'Das ist der erzieherische Einfluß, den nach Anficht der Unter-nehmer ihre Arbeitsnachweise auf die Arbeiter ausüben sollen.Sie maßen sich damit ein Recht an, das ihnen imRahmen des freien Arbeitsvertrages keineswegs zusteht.Der Arbeiter bedarf dieser unteniehmerlichen Fürsorge und Er-ziehung nicht. Polizei und Justiz sorgen schon in ausreichendemMaße für fein Wohlverhalten im Staate. Wäre der Arbeiter indiesem Falle strafrechtlich zu fasten, so hätte man das gewiß nichtversäumt, in die Wege zu leiten, ihm aber deshalb seiner Existenzvöllig zu berauben, ist unerhört. Zu den vielseitigen Praktiken desJndustriellen-NachwcifeS gesellt sich nun also noch die, daß er fichals eine Art Privat-Justizbehörde etabliert. Doch— mißliebigeArbeiter werden ja nicht gekennzeichnet, so hat wenigstens die staatS-anwaltschaftliche Untersuchung ergeben.Bon den zentralen Verhandlungen im Holzgewerbe.Wie schon mitgeteilt, sind neue Verhandlungen zwischen denZentralvorständen in die Wege geleitet. Bei der verfahrenenSituation war es außerordentlich schwer, eine Basis zu finden,auf welcher weitere Verhandlungen überhaupt möglich sind. DerVorstand des Arbeitgeberschutzverbandes verlangte bekanntlich dieAnerkennung einer Verhandlungskommission, nachdem er dasSchiedsgericht abgelehnt hatte. Diese Verhandlungskommissionanzuerkennen, lag für den Holzarbeiterverband keine Ver-anlassung vor.Es handelte sich nun darum, einen Weg für die Fortsetzungder Verhandlungen zu finden. Wurde dieser Weg nicht gefunden,so bedeutete dieses den endgültigen Abbruch der Verhandlungenund— den Ausbruch des Kampfes auf der ganzen Linie. Nachtagelangen Auseinandersetzungen kamen dann die Zentralvorftändedahin überein, daß die Verhandlungen an den einzelnen Ortennicht unterbrochen werden dürfen. In den Orten, wo die Arbeit»geber den Eintritt in die Verhandlungen von der vorherigen Re-duktion der Gehilfenforderungen abhängig machten, sind sie hier-von zurückgekommen. Die Vorstände vereinbaren ferner—wie wir bereits mitgeteilt haben—, daß, solange die Verhand-lungen fortgesetzt werden, Streiks und Aussperrungen nicht statt-finden sollen. Diese Vereinbarung ist bisher von beiden Seiteneingehalten worden. Die Verhandlungen an den einzelnen Ortenhaben bisher ein nennenswertes Resultat nicht ergeben. Nur inzwei Städten ist eS zur endgültigen Einigung gekommen. Ver-einbart wurde darum, daß die Ortsverhandlungen unter Assistenzder Zentralvorstände in Berlin fortgesetzt werden sollten. Seitdem 14. Februar sind nun Vertreter der Ortsparteien in Berlinanwesend und verhandeln in der Weise, daß den Vertretern dereinzelnen Orte je ein Abgeordneter der Zentralvorstände zugeteiltwurde. Wie wir hören, ist über die allgemeinen Vertrags-bestimmungen betreffend Ueberstunden, Montagearbeit, Schlich-tungskommifsion, Arbeit an Maschinen usw. für eine ganze AnzahlStädte eine Einigung erzielt. In einer Reihe Städte ist cSauch gelungen, eine Verständigung über die im Vertrage fest-zulegende Lohnnorm zu erzielen. Dagegen konnte bisher nur füreine geringe Anzahl Städte eine vollständige Einigung erzieltwerden. Die meisten Schwierigkeiten bietet natürlich die Lohn-frage und die Verkürzung der Arbeitszeit, und da haben sich dieArbeitgeber bisher wenig entgegenkommend gezeigt.Die Verhandlungen werden gegenwärtig noch fortgesetzt undläßt sich das Gesamtresultat noch nicht übersehen. Die Vorständehoffen, daß bis Mitte der kommenden Woche diese Verhandlungenzu Ende geführt werden können; erst dann läßt es sich übersehen.ob Aussicht vorhanden ist, den Frieden zu erhalten. Eine Gefahrfür den Frieden liegt noch darin, daß die Städtedcrtrctcr desArbeitgeberschutzverbandes beschlossen haben, daß die endgültigeEntscheidung von dem Ortsvorsitzenden der in Frage kommendenStädte gemeinsam getroffen werden soll. Tie Mitglieder desHolzarbeiterverbandes werden ihre Rüstungen fortsetzen, um allenEventualitäten gewachsen zu sein.Ttz. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: VorwärtSBuchdrlmverlagSanstallOhne Arbeitseinstellung erfolgreich beendet ist die Lohnbewe-gung der Schneider in Bayreuth. Ein von den Unternehmern an-genommener Tarif bringt den Arbeitern Lohnerhöhungen von 8 bis10 Proz. Wochen- und Tagarbeiter erhalten eine zehnprozentigeLohnerhöhung. Der bisher geltende und von den Arbeitern vielbekämvste Doppeltarif ist beseitigt. Der neue Tarif tritt am1. März in Kraft und gilt, was allerdings von den Arbeitern nurmit großem Widerwillen angenommen wurde, auf 3 Jahre. ZurUeberwachung des Tarifs wird eine zu gleichen Teilen aus Arbeiternund Arbeitgebern zuscnnmengesetzte Kommission eingesetzt. DerAbschluß dieser Lohnbewegung bedeutet einen Erfolg der Organi»sation.hlusianck.Aussperrung der Schneider in der Schweiz. In Bern. Basel,Aarau und St. Gallen haben die Schneidermeister die Gehilfen a»S-gesperrt oder gekündigt zu dem Zwecke, sie zum Abschluß eines fürsie ungünstigen Generalstreiks für die ganze Schweiz zu zwingen.In Bern sind seit Montag 103Gebilfe» ausgesperrt, andere sind be-reits abgereist. ES wiederholt sich mit dieser Aussperrung dasbereits Ende 1S08 versuchte Spiel, die Gehilfen dem Meisterwillengefügig zu macheu._Versammlungen.Zu dem Bericht über die Generalversammlung der ArbeitenBildungsschule erhalten wir folgende Zuschrift:Der Notiz in der Nummer vom 15. cr. Ihre? geschätztenBlattes gegenüber bitten wir um freundliche Aufnahme folgenderErklärung:Der unterzeichnete Vorstand und Arberterausschuß der A. U. K.erklären es für sehr bedauerlich, wenn in den nach den Unterrichts-stunden stattfindenden Nachsitzungen Kursleiter über politische undähnliche Themen Vorträge halten. Es ist nach einem Kursleiter»beschluß auch Recht und Pflicht des Vorstandes, dafür zu sorgen,daß derartiges nicht vorkommt.Wenn andererseits in privatem Gespräche Meinungen über„gesellschastswissenschaftliche" Stoffe ausgetauscht werden, so kannvom Vorstande aus dagegen nichts erfolgen; nur sind die Studie-renden ständig gebeten worden, möglichst auch private Meinungs-äußerungcn über derartige Gebiete zu unterlassen.Hörer, die Mißstände der erstgenannten Art zu rügen haben,sind dringend gebeten, Beschwerden an den Vorstand oder Ausschußgelangen zu lassen, da ohne eine vorliegende Beschwerde nichtsgegen den betreffenden Kursleiter unternommen werden kann.HochachtungsvollTer Vorstand der A. U. K.I. St.: Erich Loewy, eand. med., 1. Vorsitzender.Der Arbeiterausschutz der A. U. K.I. A.: Ernst Schmidt, 1. Vorsitzender.Letzte JNfacbrlcbtcn und vepelcben.Ans den französischen Parlamenten.Paris, 25. Februar.(W.T.B.) In der heutigen Senatssitzung richtete C i c e r o n, der Senator von Guadeloupe, eineInterpellation an die Regierung, über die Ereignisse aufder Insel Guadeloupe, die vermutlich schlimmer seien, als die offi-ziellen Berichte sie darstellen, und kritisierte die Haltung derKolonialbeamten. Kolonialminister T r o u i l l o t antwortete, erHab seit gestern außer einer Mitteilung, daß der Gouverneur derInsel eine Proklamation erlassen habe, in der die Streikenden zurWiederaufnahme der Arbeit aufgefordert werden und in der ihnengerechte Prüfung ihrer Wünsche zugestanden wird, keine amtlichenNachrichten erhalten. Er hoffe, daß die Ordnung weniger bedrohtsei, als man fürchte, und protestierte gegen den allgemeinen Vor»wurf, den man den Kolonialbeamten machen wolle. Hierauf wurdeeine Tagesordnung, in der der Regierung das Bcrtranenausgesprochen wird, angenommen. �Paris» 25. Februar.(W. T. B.) Deputiertenkammer-Die Kammer trat heute in die Verhandlung über das Finanzgesetzein und nahm eine Erhöhung der Automobilsteuer an. Nach kurzerDiskussion bewilligte die Kammer sodann die Bestimmungen, wo-nach für ein- und zweisitzige Automobile von Ausländern, die sichin Frankreich aufhalten, eine 50 Frank festgesetzte Steuer» undzwar für einen Zeitraum von 300 Tagen, erhoben wird. DieSteuer für Automobile mit mehr als zwei Sitze beträgt für den»selben Zeitraum 90 Frank. Außerdem soll eine Steuer, die je nachder Motorkraft des Automobils abgestuft ist, und zwischen 5 Frankund 15 Frank für die Pferdekraft variiert, entrichtet werden.—Im weiteren Verlaufe der Sitzung brachte Lebrun ein Amendementein, wonach jede fremde Arbeiter, der nur während eines Teiles desJahres in Frankreich arbeitet, verpflichtet ist, eine Kopfsteuer znentrichten. Jeder fremde Gewerbetreibende soll während dcS erstenJahres seines Aufenthalts in Frankreich seine direkten Steuernbinnen 14 Tagen nach Beröffentlichung des Steuerregisters ent-richten. D o u m e r erklärte, die ganze Kammer»verde das gerechtePrinzip dieses Amendements billigen.Der flüchtige Dalai Lama.Peking, 26. Februar.(W. T. B.) Durch ein kaiserlichesDekret ist der Dalai Lama wegen der Flucht aus Lhassa untenAberkennung der geistlichen Vorrechte seines Amtes enthobenworden. Die Wahl des Nachfolgers ist bereits angeordnet. jLondon, 25. Februar. Wie das Reutersche Bureau auS Dar»filing meldet, ist der Dalai Lama gestern in Kalimpangeingetroffen, und hat feine Reise nach Darjiling fortgesetzt.Ein Spionageprozeß.Leipzig, 25. Februar.(B. H.) Das Reichsgericht vr?»urteilte den Kaufmann Weisset aus Angerbnrg in Ost«preußen wegen Vergehens gegen Z 3 des Spionagegesetzes und ver«suchten Vergehens gegen§ 3 desselben Gesetze» in Verbindungwegen Vergehen? gegen% 333 des Reichsstrafgesetzbuchs(Bestechung militärischer Personen) zu 4 Jahren Zuchthaus und achtJahren Ehrverlust. Der Angeklagte hatte angeblich militärisch«Gegenstände verraten, die im Interesse des Reiches geheimzuhaltensind._Verurteilter Kardinalbischof.ReimS, 25. Februar.(B. H.) In dem Schadenersatzprozeß.den der Schullchrerverband von Frankreich gegen den Kardinalerz»bischof von Reims, Msgir. Lucon angestrengt hatte, fällte heutenachmittag das Zivilgericht seinen Urteilsspruch. Der Kardinalerz»bischof wurde zu 500 Frank Schadenersatz verurtrilt. Der Schul-lehrcrverband hatte bekanntlich eine Entschädigung von 5000 Frankverlangt._Hochwasser in Belgien.Brüssel, 25. Februar.(B. H.) Aus Lütt ich und Na mu rlaufen neuerdings beunruhigende Nachrichten über rapides Steigender Maas und ihren Nebenflüssen ein. ES ist nunmehr dasfcchstemal im Laufe dieses Winters, daß diese Flüsse aus ihrenUfern treten. Die Sambre überflutet bereits ihre Ufer undein Stadtviertel in Namur steht vollständigunterWasser.Infolge des neuen heftigen Regens befürchtet man ernsten Schaden.Die Schiffahrt auf der Maas mußte eingestellt werden, wodurchbesonders die Kohlenausfuhr nach Frankreich schwer geschädigtwird. iMaul Singer St Co.. Berlin SW. Hierzu 8 Beilagen«. Nutrrhaltnugsbl,