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Nr. 127.

Erscheint täglich außer Montags. Brets pränumerando: Biertels jährlich 8,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Bfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter freuzs band: Deutschland u. Defterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Poft Zeitungs- Preisliste

für 1893 unter Nr. 6708.

sought. 10. Jahrg.

Vorwärts

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochens tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonne und Festtagen bis 9 Uhr Vor. mittags geöffnet.

fernsprech- Anschluß Amt 1, Ur. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Luxusfeuern.

Freitag, den 2. Juni 1893.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Bei den Luxussteuern ist ferner in Betracht zu ziehen, der Stadt, wo zahlreiche Luxussteuersubjekte zusammen­daß das Steuerobjekt in einem Falle Luxusgegenstand sein wohnen, wo eine gewisse Deffentlichkeit des Lurus und das Abgesehen von der großen Gegnerschaft, welche die kann, während es im anderen dies nicht ist, dies gilt z. B. mit die Möglichkeit der Kontrolle vorhanden ist, wird es steigenden Forderungen für den Militarismus in den von der Hundesteuer; das Schooßhündchen immer, der noch eher möglich sein, die Lurussteuer einzutreiben, als auf weitesten Kreisen des Volkes hervorgerufen haben, sind auch Jagdhund in der Regel werden Lurusgegenstände sein, der dem Lande, wo das Zerstreutwohnen der Reichen, ein schweres die Anhänger der Vermehrung unserer Kriegsmacht unzu Biehhund des armen Kleinhändlers, der Wachthund des Hinderniß der Eintreibung sein werden. Daß eine Reihe frieden wegen der Art, wie die steigenden Ausgaben bes Roffäthen auf dem Lande sind keine Luxusgegenstände, das Unbequemlichkeiten für die Steuersubjekte bei wirklich ernst schafft werden sollen. Allgemein, bis in die reicheren Klavier des Musiklehrers muß steuerpolitisch unter anderen licher Durchführung der Luxussteuer- Geseze sich naturgemäß Schichten der Gesellschaft hinein, fühlt man, daß weitere Gesichtspunkten betrachtet werden, wie das der höheren ergeben muß, sei auch erwähnt, weil hieraus und aus der Belastungen der unteren Volksschichten eine durch nichts zu Tochter" u. s. w. entschiedenen Abneigung der besitzenden Klasse, Steuern zu bannende Unzufriedenheit erzeugen werden. Diese will man Weiter ist bei den Luxussteuern in Betracht zu ziehen, bezahlen, auf eine starte Opposition gegen die eventuellen hindern, aber die besigenden Klassen doch nicht entsprechend daß gerade die stärksten Vermögensansammlungen von den Vorlagen der Reichsregierung zu schließen ist. ihrem Bermögen und Einkommen zu den ins Unermeßliche selben vollständig unberührt bleiben, so die Kartelle, die Da Herr Malzahn und seine Räthe bis zu diesem Tage sich steigernden Ausgaben des Reiches heranziehen. Man Aktiengesellschaften, Eisenbahnen, Banten , mit einem Worte noch nie einen originellen, sich durch einen durchschlagenden sucht deshalb nach einem Ausweg, um zwar weiter auf den die große Zahl juristischer Personen. Die Theilhaber eines neuen Gedanken auszeichnenden Steuerplan ausgearbeitet Rücken des Volkes die Lasten zu laden, aber durch gleich Kartells, die Aktionäre einer Bank können zum großen haben, da sie sich stets begnügten, anderwärts und früher zeitige scheinbare Belastung der besitzenden Klassen den Theile im Auslande wohnen, sie werden dann nicht schon angewandte Steuerarten für unsere Verhältnisse zuzu­Schein der Gerechtigkeit zu erzeugen, und den Beweis des von den Luxussteuern getroffen, während die anderen Auf- ftußen, so tann man auf grund der Ergebnisse anderer guten Willens einer gleichmäßigen Belastung des Boltes zu wandsteuern unweigerlich die Steuersubjekte auffinden. Dann Staaten auf die bei uns in Aussicht stehenden Erträgnisse erbringen. muß speziell in Deutschland die Unmasse fürstlicher und aus den Luxussteuern schließen. Aus diesen Erwägungen heraus ist es zu erklären, daß prinzlicher Hofhaltungen in Betracht gezogen werden, welche Für die Luxussteuern kommen blos zwei größere Staaten man die Börsensteuer vorgeschlagen hat und nun mit bei gleichzeitigem großem Luxuskonsum sich weitgehender in Betracht, Frankreich und England. Beide Staaten den Luxussteuern das Bolt irre führen will. Es handelt Steuerbefreiungen erfreuen, die von Herrn v. Malzahn haben einen sehr reichen, verschwenderischen Adel, eine ältere, sich bei diesen Vorschlägen lediglich um Wahlbeeinflussung, um sicherlich nicht aufgehoben werden dürften. zahlreichere und weniger kleinlich knaufernde Bourgeoisie Irreführung des Volkes und nicht um die Absicht, einen Endlich ist bei den Luxussteuern noch zweierlei in Be- als das Deutsche Reich . Und trotzdem sind die Erträgnisse erheblichen Bruchtheil der Kosten der Militärvorlage zu tracht zu ziehen: Die Ungleichmäßigkeit ihrer Eingänge, dieser Steuern im Verhältniß zur Belastung der ärmeren decken. Würden wir doch selbst Herrn von Malzahn zu die Schwierigkeit und großen Kosten ihrer Erhebung. Boltsklassen in Deutschland und zu den uns in Aussicht nahe treten, wenn wir seine Kenntnisse der Steuergeschichte Während der Genuß von Brot, Fleisch, Schnaps, Bier, stehenden Hundert Millionen Forderungen mehr als un­so niedrig tagiren würden, daß wir annehmen sollten, er Salz, Kaffeefurrogaten, Raffee ein wenig schwankender, weil bedeutend. meine mit Lurussteuern Einkommensquellen zu eröffnen, die unentbehrlicher ist, ist der Luxuskonsum ein wechselnder, er In Frankreich werden Wagen, Pferde, Billards und dem gesteigerten Bedarfe des Reiches gegenüber ernstlich in ist der Mode unterworfen, tann leicht sich auf unbesteuerte gesellige Bereine besteuert. Das Gesammterträgniß dieser Betracht kämen. Objekte werfen, besonders dann, wenn ein höherer Steuerfuß Steuern war im Jahre 1884 etwas über 10 Mill. Mart, Die Lurussteuern sind ein Mittel der hohen Politit, angewandt wird, dies wird um so leichter möglich sein, da demnach blos ca. 10 pCt. der Auslagen, welche uns die der Sozialpolitik der Satten und Bevorrechteten, sie sollen es niemals gelingen wird, alle Formen des Luxus zu be- von der Reichsregierung geforderte Vermehrung der nicht etwa viel einbringen, sie sollen nur sozial versteueru. Die Mode der besitzenden Klassen tann mehrfach Armee alljährlich fosten dürfte. Somit würde die Ein­söhnend" wirken, den Reichen nicht wesentlich belasten auf den Lugus wirken. Sind deutsche Seebäder, das führung der in Frankreich üblichen Luxussteuern bei An­und beim Armen den Glauben erwecken, daß der Reiche bayerische Hochgebirge in einem Jahre als Sommer- nahme ähnlicher Erträgnisse unsere Finanzverwaltung schwer belastet ist, daß er ganz eigenartige Steuern trägt, aufenthalt beliebt, so wird der gesammte Luxustonjum be- zwingen, doch den weitans überwiegenden Theil, nämlich von denen der Arme vollständig frei ist. steuert werden, sind dagegen französische und belgische See- 90 pCt. der sich ergebenden neuen Auslagen für militärische Unter Luxussteuern versteht man Aufwandsteuern, die bäder, Norwegen und die Schweiz die Erholungsstätten der Zwecke vom Bolte durch Branntwein, Bier- und dergleichen nicht auf Gegenstände des allgemeinen und ausnahmslosen sich vom Rouponschneiden erholenden Spitzen der Gesellschaft, Steuern decken zu lassen. Aehnliche Erfahrungen würden Bedarfs gelegt werden, und welche nicht Gegenstände treffen, so wird ein beträchtlicher Theil des Luruskonsums nicht ge- wir mit den in England angewandten Lurussteuern machen, die nach der Kulturstufe eines Volkes und nach den troffen werden, und ganz frei wird ausgehen, wer den dieselben erstrecken sich auf Kutschen, Pferde, Wappen, herrschenden Verbrauchsverhältnissen als unentbehrlich be- Winter an der italienischen Mittelmeerküste und den Dienstboten, Haarpuder und Hunde. Scheiden wir die trachtet werden müssen, demnach find Steuern auf Sommer in einem englischen Seebade verbringt, und doch ist Hunde aus, welche in den meisten deutschen Staaten Tabat, Branntwein, Bier, Wein, Kaffee, Petroleum, er taum der Aermste derer, die, Luxussteuer zu zahlen schon besteuert werden, so ergiebt sich pro 1882/83 Zündhölzchen , Seife, Kalender, Zeitungen bei der gegen hätten. eine Gesammteinnahme von ca. 15% Millionen Mark, wärtigen Kulturstufe in Deutschland nicht als Luxussteuern Was die Erhebung betrifft, so hat sie schon deshalb so daß bei Annahme ähnlicher Erträgnisse im zu betrachten. Dies ist besonders festzuhalten, weil man ihre großen Schwierigkeiten, weil in den besitzenden Klassen die Deutschem Reiche 84% pCt. der neuen Militärausgaben fich, so lange nur im allgemeinen über die Absicht, Lurus ärgsten und geriebensten Steuerhinterzieher sind; die doch durch die breiten Schichten des Boltes getragen wer steuern einzuführen, gesprochen wird, der Befürchtung nicht preußische Einkommensteuer- Statistit, der Fall Baare haben den müßten. In England hatte man früher auch auf entschlagen darf, daß mit den Luxussteuern einer oder selbst den größten Bewunderern unserer herrschenden Klassen Hüte, Handschuhe und neue Uhren Luxussteuern gelegt, mehrere dieser Gegenstände getroffen werden sollen, wodurch hierüber die Augen geöffnet. Aber auch sonst wird es oft man hat sie aber bald wegen zu geringer Erträge nicht eine weitere Belastung der breitesten Volksschichten unter sehr schwer sein, die Steuerobjekte zu fassen, so insbesondere weiter erhoben. Aehnliche Erfahrungen würde man in der falschen Firma der Luxussteuern eintreten würde. bei den nothleidenden Großgrundbefizern" des Ostens. In Deutschland mit anderen Steuerobjekten machen, so mit

Feuilleton.

Nadbrua verboten.)

( 16

Vom Stamm gerissen.

Von Elise Schweichel

" Nun, wie schaut's aus?"

Halbchaise auf Federn."

glatt von statten. Wohl geborgen in der Wagenecke sigend, fuhr fie, ohne auf die tiefen Bücklinge des Wirthes zu achten, auf demselben Wege von dannen, den der Geliebte vor wenigen Stunden unter so schmählichen Umständen zurück­gelegt hatte. VII.

in die Krankenpflege getheilt. Fräulein Adele war keine gute Krantenpflegerin. Sie besaß weder Hingebung, noch Langmuth, noch Opferfähigkeit, und ihre Liebe zum Bruder entsprang nur geschmeichelter Eitelkeit. Rosa hatte im ganzen den Charakter der Zante, und wiewohl beide beständig auf einander stichelten, stimmten ihre Neigungen doch überein. Auch Rosa war nicht zur Samariterin ge­boren, und alles, was sie an Gefühl besaß, verschwendete fie in zärtlichen oder schmollenden Billets an ihren Bräutigam.

Ueber drei Wochen schwebte das Leben des Herrn von Kries in höchster Gefahr. Dann aber trat in seinem Bu stand eine günstige Wendung ein. Das heftige Wundfieber, in dem ihn die wildesten Phantasien verfolgt hatten, ließ " Wird gleich vorfahren, Herr Doktor, ist eine gute nach, die Heilung der Wunde schien einen normalen Ber Frau von Kries hatte den Augenblick, wo ihr Gatte lauf zu nehmen. zum Bewußtsein erwachen würde, ebenso sehr ersehnt, wie Eines Morgens erwachte er mit freiem Ropfe. Es war gefürchtet. Wie würde die Erinnerung an seine Berirrung, Na, sehen Sie. Es geht alles in der Welt, und es geht" oft weit besser als man glaubt," sagte er in ermuthigen fo ftill um ihn, so feierlich still wie in einer Kirche. Hatte die all das Unglück nach sich gezogen, auf ihn wirken? dem Tone, der mehr Valeska als dem Wirth galt. Nun er blos im Traum ein beständiges Brausen und Rauschen Würden Neue und Aufregung nicht die Genesung wieder in bringen Sie mal noch schnell etwas kalten Braten und Weiß- und Knattern gehört, oder war es nur augenblicklich Frage stellen, zum mindesten verzögern? Sie hatte während brot. Auch einen Bogen Papier zum Einwickeln, unterwegs verftummt?- Jemand schlich heran und sah um die der langer, fchlaflosen Nächte, der beschäftigungslosen, nur Es war der Wartung des Kranten gewidmeten Tage so viel Zeit schmeckt's vielleicht besser. Und hören Sie, Sie sorgen mir Ecke des Schirmes, der sein Bett umſtand. dafür, daß die Dame unbelästigt in den Wagen tommt. Frau von Kries, die seinen ersten ruhigen Schlummer, gehabt, über Bergangenes nachzudenken. Ihr Leben lag von dem sie eine wohlthätige Wirkung erwartet, gehütet gewissermaßen abgeschlossen hinter ihr. Was sie noch leben Ich muß jetzt gehen. Was bekommen Sie?" war nur eine Art Nachspiel, ein Er bezahlte die Rechnung und reichte dann Valeska Jenseits, das mit dem vollendeten Theil in geringem Zu­beide Hände zum Abschied. Sie legte die ihrigen mit fammenhang stand. Das war nun also die Liebe, die thränenfeuchtem Blick hinein und konnte nur:" Dant, Dant," höchste Empfindung der Menschenbrust, dieser Eck und Grundstein alles irdischen Glückes! Sie hatte einen anderen Begriff davon gehabt. Ein lebenslanges Gefühl, das mit jeder Herzensfaser verwachsen war, fonnte plöglich aufhören, fonnte, wenn auch nur vorübergehend, auf ein anderes, taum gekanntes Wesen übertragen werden, jeden Augenblick der allgemeinen Wandlung ausgesett! Welchen Werth hatte noch das Leben?

ftammeln.

Auch des Doktors Augen wurden feucht.

Hoffen Sie, armes Rind, und erinnern Sie sich, daß Sie an mir einen Freund haben." Er legte die Rechte väterlich auf ihr Haupt, wandte sich kurz und schritt hinaus.

Balesta saß unbeweglich wie ein Steinbild da, bis der Wagen angekündigt wurde.

Dant der Fürsorge des Doktors, ging das Einsteigen

batte. Von Zeit zu Zeit sah sie nach, ob er etwa er- und erleben sollte, wacht sei.

Marie!" flüsterte der Kranke und machte eine Bewe­gung, als ob er die Hand ausstrecken wollte.

Hich, hsch!" wehrte ihm seine Gattin, indem fie näher trat und vor Freude erröthend, fich über ihn beugte. Du erkennst mich?"

Ein inniger Blick antwortete ihr, und sie niete neben dem Bette nieder und weinte selige Thränen auf seine Hand, während die andere auf ihrem Haupte ruhte.

Auch während seines bewußtlosen Zustandes hatte er nur sie um sich haben, höchstens noch Agnes in seiner Nähe dulden wollen und mit letterer hatte Frau von Kries fich

Unter den Schmerzen dieser Betrachtungen war eine stille Resignation über sie gekommen. Es war ihr Fehler gewesen.