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aufgefordert, Hochrufe auSzubringeU. Als Zeuge hierfür sei doch Schutzmann Brand benannt worden. Brand erklärte, nicht er habe Erler sisticrt, und er könne auch nicht sagen, wer sistiert habe. Hiernach blieb dem Staatsanwalt es war wieder ein Spezial. Staatsanwalt fürDcmonstrationsfachen" zur Stelle nur übrig, selber die Freisprechung zu beantragen. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Heinemann schloh sich dem an, und das Gericht erkannte ohne Beratung sofort auf Freisprechung, weil kein Be- weis erbracht sei. Man sieht wieder einmal, waS alles in Demonstrationssachen" möglich ist! Streikposten finden geschwinde Ankläger. �n der Metallgießerei von Lustig u. Kärper, Oranienstr. 188, wurde im Winter gestreikt. Herr Körper, der Inhaber, war ent- schlössen, keinen Streikposten zu dulden. Vor allem war's ihm darum zu tun, etwaigen Streikposten den Zutritt zu dem Grund- stück zu verwehren, auf dem er sein Geschäft betrieb. Der Fehler war nur der� daß dieses Grundstück nicht ihm gehörte. Die Be- sitzerin ist eine alte Dame, die schwerlich das rechte Verständnis dafür hatte, um was cS sich hier handelte. Herr Körper brachte sie dahin, daß sie ihm völlig freie Hand gab. Er ließ sich von ihr da? HanSrecht übertragen, damit er die Möglichkeit habe, Streik- Posten hinauszuweisen und sie eventuell wegen Hausfriedensbruchs zu belangen. Aber Herr Körper hatte nicht Lust, den ganzen Tag daheim zu bleiben, um auf Streikposten zu lauern. Darum be- schloß er, das ihm übertragene Hausrecht seinerseits wieder auf einen Herrn Biguweit zu übertragen, der dort wohl eine Art Hauswart war. Biguweit beobachtete nun am 5. Januar auf dem Grundstück den Former Vergath und den Kernmacher Guth- schmidt, die er für Streikposten halten zu sollen glaubte. Es wies sie weg, und da sie ihm nicht flink genug sich entfernten, so er- stattete er Herrn Körper Bericht. Dieser zeigte sie wegen Haus- friede, iSbruchs an, und es wurde Anklage erhoben. Gestern standen Bergath und Guthschmidt vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte(129. Abteilung). Die Angeklagten erklärten, auf BiguweitS Aufforderung sofort gegangen zu sein. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Heinemann stellte fest, daß die Besitzerin des Grundstücks erklärt hat, sie selber habe gar kein Jnteresie an der Verfolgung des auf ihrem Grundstück angeblich begangenen Haus- friedensbruchs. In der Tat war Herr Körper der einzige, der ein Interesse daran hatte. Vernommen wurde Herr Biguweit. Er bekundete, daß er, sobald die beiden Angeklagten ihm zu Gesicht gekommen seien, gefragt habe, was sie da suchten. Als ihm grob geantwortet wurde, das gehe doch ihn nichts an, habe er gesagt- Das geht mich wohl etwas an!" Und schließlich habe er sie auf- gefordert, den Hof zu verlassen. Bergath sei dann bald gegangen, später auch Guthschmidt. Legitimiert hatte Biguweit sich nicht, aber es war vor Erhebung der Anklage keinem Ankläger eingefallen, zunächst eirnnal feststellen zu lassen, ob die Beschuldigten über- Haupt gewußt hatten, daß dem Herrn Biguweit so etwas wie ein HauSrecht zustehe. Trotz diesem Ergebnis der Beweisaufnahme vertrat der Amtsanwalt den Standpunkt, daß die Angeklagten das hätten wissen oder merken können, als sie weggewiesen wurden. Sie müßten ihrenHausfriedensbruch" mit je 20 M. Geldstraf« büßen. Ter Verteidiger forderte Freisprechung. Er bezeichnete es in objektiver Hinsicht als sehr zweifelhaft, ob das überhaupt angängig feii, sein Hausrecht in dieser Weise durch einen zweiten auf einen dritten zu übertragen. Unter allen Umständen aber könne von Hausfriedensbruch keine Rede sein, da BiguweitS Ant- wort:Das geht mich wohl etwas an!" nie und nimmer eine ausreichende Legitimation sei. Das Urteil lautete: Freisprechung. Den Angeklagten sei nicht nachgewiesen, daß sie Kenntnis von der Uebertragung gehabt und sich einer Rechtswidrigkeit ihrer Handlung bewußt gewesen seien. Um das festzustellen, hatte es erst einer Gerichtsverhandlung bedurft. Hätte man das von vornherein festzustellen versucht, so wäre der Staatsanwaltschaft die Mühe einer Anklageerhebung er- spart worden und den Angeklagten die Schererei und der Zeitverlust, wofür kein Mensch sie entschädigt. Weil er die Hände nicht frei hatte!" Ein Straßenbahnfahrer Zach, der bei der Straßenbahn der Stadt Berlin   beschäftigt ist, stand gestern vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte(Abteilung 142) unter der Anklage der vorsätzlichen gefährlichen Körperverletzung. Er sollte auf seinem Wagen einem Hausdiener Domes mit dem in schwerem Holzschuh steckenden Fuß einen Stoß vor die Brust gegeben haben, sodaß D. herunter- fiel. Der Angeklagte versicherte, er habe Dames nur vom Be- steigen des Wagens abhalten wollen. Zu diesem Zweck habe er den Fuß vorgestreckt, und dann habe D. selber sich zu Boden ge- warfen. Die Zeugenaussagen ergaben ein anderes Bild. Zach habe, so wurde bekundet, einen auf dem Vorderperron seines Wagens stehenden Angetrunkenen in unnötig barscher Weste zu- rechtgcwiesen und ihn von dem noch nicht mal ganz zum Stehen gebrachten Wagen heruntergestoßen. Als die anderen Fahrgäste diese Handlungsweise tadelten, habe er einem der Tadler dieselbe BeHandlungsweise in Aussicht gestellt und dann tatsächlich auch ihn vom Wagen heruntergebracht. Hinterher sei ein Schutzmann ersucht worden, die Persönlichkeit des Fahrers festzustellen. AlS darauf Dames, der mit abgestiegen war. den Wagen wieder be- steigen wollte, habe Z. ihm das verwehrt und mit dem Fuß nach ihm gestoßen, so daß D. 1V> 2 Meter weit zurückflog, mit einem Schrei auf das Pflaster fiel und stöhnend liegen blieb. Z. sei weitergefahren, ohne sich noch um D. zu kümmern, von anderen Personen sei D. nach dem Krankenhaus gebracht worden, wo man eine Brustquetschung festgestellt, ihn aber nach Hause entlassen habe. Auch der Schutzmann Heider, der die Persönlichkeit Zachs festgestellt hatte, bekundete, daß Z. mit dem Fuß gestoßen habe. Er erklärte das daraus, daß Z. beide Hände an der Kurbel gehabt habe. Er wiederholte:Mit den Händen konnte er nichts machen, also hat er mit dem Faß gestoßen." Dem Amtsanwalt schien diesesalso" nicht sehr plausibel zu sein, er beantragte 50 M. Geldstrafe. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Schwarz, beantragte Freisprechung. Z. habe das Recht gehabt, D. zu hindern, daß er den Wagen besteige. Er habe von D. einen Angriff, wenn nicht auf seine Person, so auf die Betriebssicherheit seines Wagens be- fürchtet, und den habe er in der Notwehr abgewehrt. Sei er zu weit gegangen, so wolle man bedenken, daß er durch die Kritik der Fahrgäste gereizt worden war. Das Urteil verhängte über Z. eine Geldstrafe von 50 M., weil die Vorsätzlichkeit erwiesen sei. Aner- kannt wurde, daß das Amt eines Straßenbahnfahrers schwer ist und er sich in Erregung befand. Andererseits wurde ihm aber als erschwerend angerechnet, daß die Fahrgäste, als sie seine Hand- lungswcise tadelten, sich offenbar sehr ruhig und anständig be- nommen hätten._ Unlauterer Wettbewerb bei Nachdruck von Inseraten. Der Zeitungsverleger Otto Schultz in Berlin   klagt gegen die Firma N. von DeckerS Verlag daselbst neben anderem auf Unter- lassung des Nachdrucks von Inseraten, in denen Stevenailsschrer« bungen von Behörden und Privaten bekanntgemacht werden. Prozeßgeschichtlich ist von Interesse, daß beide Parteien Heraus- geber von mehreren Vakanzenzeitungen sind. ES sind Zeitschriften, für Staats- und Gemeindebcamte, die ähnliche Titel führen. Der Kläger   behauptet, daß die beklagte Firma mit ihremVakanzen- Anzeiger für Reichs-, Staats-, Gemeinde- und Privatbehörden" unlauteren Wettbewerb betreibe. Der Vakanzen-Anzeiger sei nichts weiter als ein planmäßiger Abdruck seiner Vakanzenzeitung. So seien bei 63 Ausschreibungen von Behörden nur 3 Originale vorhanden, das andere seien Nachdrucke. Das Landgericht und das Kammergericht Berlin   verurteilte die Beklagte, in dem von ihr herausgegebenen Vakanzen-Anzeiger den Nachdruck von Inseraten zu unterlassen, in welchem Stellen- ausschreibungen von Behörden und Privaten bekanntgemacht weroen, sowie die Behauptung zu unterlassen, der Vakanzen-An- zeiger sei Beiblatt der Monatsschrift für deutsche Beamte und er sei das alleinige Organ des 170 000 Mitglieder zählenden Ver- bandes deutscher Beamtenvereine. Das Kammcrgericht erklärt. es sei als erwiesen anzusehen, daß die Behauptungen des Klägers über die Nachdrucke im wesentlichen tatsächlich richtig sind. Diese Annahme aber führe zu dem Ergebnis, daß das fortgesetzte, plan- mäßige Nachdrucken einer großen Anzahl von Stellenausschreibungs- Inseraten, welche die Beklagte für ihren Vakanzenanzeiger auS der klägerischen Vakanzenzeitung entnommen hat, sich als eine Zuwiderhandlung gegen 8 1 des Gesetzes zur Bekämpfung dcS un- lauteren Wettbewerbs darstellt. Denn bei den Lesern werde durch die abgedruckten Inserate der Glaube erweckt, es handle sich um ein von Behörden viel gesuchtes Blatt und eine auch vom Publikum vielgelesene Zeitung. waS bei einer Zeitung mit wenige Inseraten nicht anzunehmen sei. Gegen das Urteil deS Kammergerichts hatte die Beklagte Revision beim Reichsgericht eingelegt. Der zweite Zivilsenat er- kannte jedoch im wesentlichen auf Zurückweisung der Revision. Nur insofern billigte er eine Maßgabe zu, als der Nachdruck von Füllannoncen dann nicht weiter untersagt sein soll, wenn die Be- klagte die Füllannoncen als solche kenntlich macht. Ein gefährlicher Jugendverderber mutzte sich gestern in der Person deS angeblichenRedakteurs" Otto Teich   unter der Anklage der tätlichen Beleidigung vor der 5. Strafkammer des Landgerichts I   verantworten. Der jetzt in der Rheinprovinz   wohnhafte Angeklagte hielt sich Anfangs d. Js. in Berlin   auf. Am Neujahrstage telephonierte er an eine Filiale der Messenger-Boys-Gesellschaft und ließ sich einen Boten nach seiner Wohnung in der Stallschreiberstrahe senden, um diesem an- geblich wichtige Bestellungen zu übergeben. Als der Botq, der 14 jährige jetzige Bäckerlehrling V. in der Wohnung des Angeklagten eintraf, wurde er von diesem mit starkem Grog und schweren Likören traktiert, so daß der junge Bursche sich bald dem Willen des Lüstlings gefügig zeigte. Angeblich um ihn zu zeichnen, ließ der Angeklagte den jungen Menschen sich entkleiden und verging sich dann an dem durch den Alkohol fast Willenlosen in einer Weise, die hart an ein Vergehen gegen den 8 1�5 grenzt. Der Vierzehn­jährige machte aus Scham seinem Vater, einem Malermeister, von dem Vorfall keinerlei Mitteilung. Durch einen Zufall erhielt jedoch die Direktion der Messenger-Boys-Gesellschaft von dem Vorgang Kenntnis, die dem Vater hiervon Mitteilung machte. Das Schöffengericht Berlin-Mitte sah die schweren sittlichen Verfehlungen des Angeklagten sehr milde an und verurteilte ihn nur zu 50 M. Geldstrafe. Hiergegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein. In der gestrigen Verhandlung beantragte StaatSanw->Assessor LammerS mit Rücksicht darauf, saß es sich um einen recht gefähr- lichen Jugendverführer handele, eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten. Das Gericht erkannte unter Aufhebung deS ersten Urteils auf einen Monat Gefängnis. ssbltur? des Ballonsvellftlch". Die vier Insassen tot. Eine schwere Ballonkatastrophe hat sich während deS Gewitter» in der Nacht zum Sonntag bei Reichensachsen  , einem Dorfe im Regierungsbezirk Kassel  , ereignet. Der BallonDelitzsch  ", der am Sonnabendabend 0 Uhr 15 Minuten in Bitterfeld   auf- gestiegen war, geriet in das Gewitter, der Ballon wurde zerstört und die vier Insassen deS Ballons stürzten auS sehr be- trächtlicher Höhe auf die Erde hernieder. Alle vier Herren waren sofort tot. Ueber die Katastrophe erhalten wir folgende Depeschen: Eschwege  , 17. April. Die Hülle deS BallonsDelitzsch  ", der gestern von Bitterfeld   aufgestiegen war, wurde hente bei Rrichrnsachsen aufgefunden. Der Ballon ist anscheinend während deS Gewitters vom Blitz getroffen worden. Alle vier Insassen find tot. Bitterfrld, 17. April. Die vier Insassen de» Ballons Delitzsch  " waren der Kaufmann Karl Luft auS Bitterfrld als Führer, der feine 25. Fahrt unternahm, Herr L r u ch f r n- ring von der Luftfahrzeug-Gcfrllschaft, der den Münchener Ballon der Gesellschaft führen sollte, und die Herren Hoecker und Graupuer aus Leipzig  . Der Ballon ist gestern abend S Uhr 15 Minuten am Werte Elektron II aufgestiegen. Er gehört dem Bitterfeldrr Berein. Der Aufstieg ging sehr glatt von Patten. Es herrschte fast völlige Windstille und der Ballon zog in laugsamer Fahrt in westlicher Siichtung davon. Eschwcgc, 17. April. Die Fahrt deS verunglückten Ballons Delitzsch  " ging über Halle, Delitzsch  . Niedereichstädt. Kölleda   und Sömmerda  . Um 12 Uhr nachts passierte der Ballon in 440 Meter Höhe Eisenach  . Um diese Zeit scheint er in einen Gewittersturm geraten und nach Westen getrieben worden zu sein. Ueber dem Dorfe Reichensachsen   ist er vom Blitz getroffen worden und mit großer Geschwindigkeit zur Erde gestürzt. Die Gondel ist wahr- scheinlich mit furchtbarer Gewalt aufgestoßen, denn die Leichen weisen gräßliche Verletzungen auf. Zwei Leichen waren herausgeschleudert, während sich zwei in der Gondel befanden. Nach einer weiteren Meldung hatte am UnglückSorte der Be- fltzer eines Grundstückes gegen 1 Uhr nachts ein eigentümlich sausendes und krachendes Geräusch wahrgenommen, wegen deS tobenden Gewitters demselben jedoch keine besondere Bedeutung beigelegt. So wurden die Leichen der Verunglückten erst am Sonntagmorgen gegen 6 Uhr aufgefunden. Der Ballonkorb war auf einen alten Obstbaum niedergestürzt, den er unter sich begrub. die Hülle hatte sich losgerissen und war noch etwa einen Kilometer weitcrgetragen worden. Der Befund der Leichen läßt erkennen, daß die Verunglückten einen schrecklichen Tod gefunden haben. Zwei der Verletzten sind mit dem Kopf auf die Erde aufgeschlagen und haben s o schwere Verstümmelungen erlitten, daß sie ganz unkenntlich gelvorden waren. Die zwei anderen hatten sich krampfhaft an den Tauen der Gondel festgehalten und ihr Tod muß nach Ansicht der Aerzte durch schwere innere Verletzungen, Zerreißung der Därme. Quetschung der Lunge und Leber, Reißen der Herzadern, sofort nach dem Aufschlagen eingetreten sein. Diese beiden zeigen keine sonstigen Verstümmelungen im Gesicht und doch bieten gerade ihre Totenmaske» einen entsetzlichen Anblick. Ihr Antlitz ist grauenvoll verzerrt und die Todesangst malt sich in ihnen in so furchtbarer Weise, daß die Aerzte übereinstimmend erklärten, einen derartig erschütternden und unverwischbaren Eindruck beim Anblick von Toten noch niemals gehabt zu haben. Die erprobte Krankenschwester, die den Aerzten Beistand leisten wollte, verfiel beim Anblick dieser beiden Getöteten in Schreikrämpfe und war lange Zeit be- wußtlos. ».» Wie ist das Unglück entstanden? Die Untersuchung der Hülle des verunglückten Ballons«Delitzsch  ", welche gestern in Neichensachsen eingetroffene Herren vom Verein für Luftschiffahrt- Bitterfeld vorgenommen haben, läßt mit Sicher« heit erkennen, daß das Unglück nicht durch Blitzschlag herbei- geführt wurde. Der Ballon ist infolge der in der Nacht zum Sonntag im Werratal herrschenden Gewitter in eine starke Luftströmung ge- raten und nach unten gedrückt worden. Seine Jasaffen haben durch Auswerfen von Ballast versucht, auS dem Bereich deS Ge- witters zu kommen, dem starken Widerstand der Luftströmungen aber hat der Ballon anscheinend nicht standgehalten und ist geplatzt. Für diese Annahme scheint auch das Fehlen eines Ventildeckels zu sprechen. Erst wenn dieser gefunden ist, glaubt man die genaue Ursache deS Unglücks feststellen zu können. Als die Katastrophe eintrat, befand sich der Ballon nach Aufzeichnungen des in der Gondel aufgefundenen Apparates in 2600 Meter Höhe. Die Hülle soll heute nochmals untersucht werden. Die Leichen sind zur Bestattung fteigegeben worden. DaS im Ballonkorbe aufgefundene Fahrtbuch gibt ausführliche Auskunft über Wind-, Zeit- und Höhenverhältnisse. Um S Uhr 30 Min. abends wurde bei 160 Meter Höhe Halle gesichtet, um 8 Uhr 15 Min. bei 180 Meter Niedereichstädt bei Erfurt  . Dann stieg der Ballon langsam weiter hoch und erreichte bei Kölleda   eine Höhe von 250 Metern. Um 12 Uhr nachtS wurde Eisenach   mit der Wartburg   in 443 Meter Höhe passiert. Das ist die letzte Ein- tragung. Die Katastrophe muß sich also gegen 1 Uhr ereignet haben. Wie ein hiesiges Blatt zu melden weiß, ist der Witwe des bei dem Absturz verunglückten Herrn Hoecker auS Leipzig   der Tod ihres Gatten durch ein Beerdigungsinstitut gemeldet worden, daS sich um die Beerdigung bewarb. In Leipzig   hat diese unerhörte Bummelei der zur Benachrichtigung Verpflichteten sehr berechtigte Entrüstung hervorgerufen._ Noch ein Ballonnnfall. Der am Sonntagvormittag in A r n st a d t aufgestiegene Ballon Erfurt  " hatte am Nachmittage bei seiner Landung in der Nähe von Bitterfeld   einen bedauerlichen Unfall. Zwei Jnsaffen des Ballons wurden bei dem Aufprall auS der Gondel geschleudert, erlitten jedoch keine erheblichen Verletzungen. Der Führer des Ballons, Direktor Hermann aus Erfurt  , zog fich bei der Landung einen doppelten Beinbruch zu. Vermiscdres. Ein neuer Flugrckord. Der Aviasiker Henri Farm an unternahm am Sonntagabend mit seinem Zweiflächer in Begleitung eines PaffagierS einen Flug von Etampeö nach Orleans   und zurück. Er legte die etwa 50 Kilo- meter lange Strecke in ungefähr 40 Minuten zurück und hat damit einen neuen Weltrekord für direkten Flug zu Zweien ge« schaffen. Unwetter in England. Wie ein Telegramm aus London   meldet, ging auch in Eng- land in der Nacht zum Sonntag ein heftiges Gewitter nieder. In London   wurden viele Straßen überschwemmt, der Straßenbahn­verkehr ist an mehreren Stellen unterbrochen und verschiedene Per« sonen wurden verletzt. Der Blitz schlug an mehreren Stellen ein, zündete aber nur in einem Falle. Auch in der Provinz hat nach den vorliegenden Meldungen der Swrin arg gehaust; in Marlborongh wurde ein Schäfer vom Blitz erschlagen. Eigenartige Neierrcichung einer Petition. Die Bewohner von Villeneuve-le-RoiS bei Paris  , die feit Jahren vergeblich die Errichtung eines Bahnhofes fordern, ver- anstalteten am Sonntag unter Führung des Deputierten ArgeliöS eine Kundgebung, indem sie das BahugleiS besetzten und zwei Schnellzüge durch Schwenken roter Fahnen zum Anhalten zwangen. Sie überreichten sodann den Lokomotiv  - sührern Schriftstücke, in denen die Forderung auf Errichtung eines Bahnhofes begründet wird, und ersuchten sie, die Petitionen dem Direktor der OrläanSbahnen zu übergeben._ Kleine Notizen. In Posen erschoß ein 20 Jahre alter Arbeiter Bessert seine 17 Jahre alte Geliebte. Nach Berübung der Tat beging der junge Mann Selbstmord.   Vom Blitz erschlagen wurde am Sonntag ftüh bei einem über Jarchau, Regierungsbezirk Magdeburg.   niedergegangenen Gewitter der Schlächter Holz und seine Frau. Die Leiche des Mannes war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Bei dem Einstürze einer Eilen- gießerei in Valencia   wurde ein junges Mädchen getötet; 30 Personen wurden verletzt. In der Ortschaft F e I s ö f a l v a in Ungarn   brannten infolge Unvorsichtigkeit spielender Kinder 182 Häuser samt den Nebengebäuden ab. Der Postdampfer , M i n n e h a h a" ist auf der Fahrt von New Jork nach London  bei den Scilly-Jnseln gestrandet. Die Passagiere wurden an Land gesetzt. Verantwortlicher Redakteur Richard Barth  , Berlin  . Für den Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke, Berlin  . Druck u. vertag: Vorwärt» Buchdruckerei u. veriagöanstait Paul Singer& So. Berlin   SW,