Art, wie die Regierung gegen die Arbeiterturnbereine borgeht unddor allem dagegen, daß nian so uotwendige und gesunde Be-strcbungen, wie die Körperpflege, mit politischen Zwecken reaktionärsterArt verknüpft. Mit Recht betonte er, daß shstematisch einpatriotisierender Geist in die Veranstaltungen gewisser Bereine hinein-getragen wird und daß man die sportlichen Veranstaltungen zumDeckmantel der Bekänipfung der Sozialdemokratie benutzt. DemKultusminister war die Liebknechtsche Kritik sichtlich unangenehm,er suchte mit einigen Redensarten darüber hinwegzukommen, aberer erreichte dadurch nur, daß unser Genosse ihn nun erst recht fest-nageln und den schlüssigen Beweis für die Richtigkeit seiner Bc>hauptungen erbringen konnte.Diesem Intermezzo war eine Abrechnung der Linken mit demZentrumsabgeordneten Dr. Heß wegen seiner dreisten und un-erhörten Angriffe auf den Deutschen Lehrerverein vorausgegangen.Obwohl die Konservativen ihm dienstbeflissen zu Hilfe eilten, mußteHerr Heß ganz zerzaust den Kampfplatz räumen. In dem Bewußt-sein, eine schwere Niederlage erlitten zu haben, stieß er schon imSterben noch einige Schimpfivorte gegen die Nationalliberalen aus,wohl um den Beweis zu liefern, wie notwendig es ist, durch eineAenderung der Geschäftsordnung erzieherisch auf ihn und seines-gleichen einzuwirken. Dem Lexikon unparlamentarischer Ausdrückesind dadurch wieder einige Nummern eingereiht, die den sogenanntenguten Ton der bürgerlichen Parteien im Abgeordnetenhause treffendcharakterisieren.Freitag: Fortsetzung der Beratung des KultuSetats.Die Regierung gegen hohe Lehrcrgehälter.Die Regierung in Potsdam hat in einem Schreiben an denSchöneberger Magistrat sich gegen die von der Stadt Schöncbergden Volksschullehrern bewilligte Ortszulage von 900 M. aus-gesprochen. Der Magistrat hatte die Bewilligung dieses Satzes, desHöchstsatzes des LehrerbesoldungSgesetzeS, damit begründet, daß derLebensunterhalt in Schöneberg nicht billiger sei als in Verlin,manche Lebensmittel ständen sogar in Schöneberg höher im Preise,und zudem entspräche die Ortszulage lediglich den Sätzen. loelchebei den mittleren städtischen Beamten in Anwendung kämen.Darauf antwortet die Potsdamer Regierung in in ihrem Bescheidemit folgender merkwürdigen Begründung ihrer Ablehnung:„ES muß billigerweise gefordert werden, daß die Schul-verbände bei ihrer Bemesiung der Ortszulagen auf die Verhält-niffe in gleichartigen Orten des Bezirks und des Bezirks derProvinz Rücksicht nehmen, damit die Gesamtinteressen desBollsschulwesens nicht gefährdet werden. Prüft mandie Besoldungsordnung, so wird man zugeben müssen,daß in Schöneberg die Einführung einer Ortszulage ge-boten ist. Hieraus folgt aber keineswegs dieNotwendigkeit, die Ortszulagen so hoch zu be-messen, daß der gesetzlich zulässige Höchstsatzerreicht wird. Er erscheint daher zweckmäßig, für den Falleiner weiteren wohl unausbleiblichen weiteren Preissteigerung dieMöglichkeit einer weiteren Erhöhung des Diensteinkommensdurch Erhöhung der Ortszulage offen zu lassen und zwarumsomehr, als bei der immer mehr fortschreitenden Welt»städtischen EntWickelung Berlins eine Steigerung der TeucrungS-Verhältnisse auch an den unmittelbar benachbarten Bor-orten durchaus wahrscheinlich ist. Wenn auch zugegeben werdenkann, daß die Preise für Lebensmittel und anderen Bedarfs-gegenständen, die in Schöneberg gekauft werden, nicht seltenteuerer sind, als in Berlin, so muß doch der Borort-verkehr von Schöneberg in Betracht gezogen werden, denn tat-sächlich wird von der Schöneberger Bevölkerung, sicher also auchvon den Lehrern, ein erheblicher Teil des Wirt-schaftsbedarfS in Berlin gedeckt. Ebenso wenigist der Hinweis deS Magistrats auf die Gehälter derstädtischen Beamten von Bedeutung; denn da die Schuleeine Veranstaltung de« Staates ist, nehmen auch die Lehrereine besondere Stellung ein. Zudem ist die Gleichstellungder Lehrer mit den mittleren Beamten, insbesondere denSekretären, bei den Beratungen vor Erlaß deS Lehrerbesoldungsgesetzes abgelehnt worden. Das Bestreben, die Gehälter derLehrer denen der Asfistenten und Sekretäre gleichzustellen, wider-spricht daher einem Grundsatze des LehrerbesoldungSgesetzeS."Räch der Ablehnung der Schöneberger Ortszulage von 900 M.ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß nun auch den anderengroßen Vororten Berlins nicht gestattet werden wird, ihren Volks-fchullehrern den Höchstsatz zu gewähren. Tatsächlich hat Charlotten-bürg bereits heute erneut einen ablehnenden Bescheid erhallen; dochgedenkt der Magisttat gegen den Bescheid Beschwerde einzulegen.Eine aufgedeckte Verschwörung.Der„Post'-Redaktion ist es gelungen, einer fürchterlichen Ver-schwörung auf die Spur zu kommen und enthüllt sie den finsterenPlan in einem Leitartikel der Ausgabe vom Mittwochabend. DerArttkel beschäftigt fich mit den Ausführungen deS Genoffen KautSIyin der.Neuen Zeit" über unsere Aussichten bei der nächsten Reichs-tagswahl. Es heißt dort:„Selbstverständlich bleiben die Wahlrechtsdemonstranten fetztruhig. Ihre Aufgabe ist zunächst, sich unter sozialdemokratischerFührung mit den Straßen bekannt zu machen, die einzelnenwichtigen Gebäude, die kürzeste und am wenigstenauffällige Verbindungsstraße zwischen deneinzelnen Zahl st eilen, wichtige Hausdurch-S länge und viele? andere kennen zu lernen. Wennie sich dann ihrer Sache sicher sind, wenn die Sozialdemokratieüberwältigend angewachsen sein wird, dann werden diesefriedlichen und harmlosen Wahlrechtsspaziergänger eine?TageS ihr wahres Gesicht und ihre der Polizei weitüberlegene Taktik zeigen. An einem schönen Sonntage.wenn die politischen Wahlrechtsspaziergänge und die Versamm-sammlungen unter freiem Himmel längst eine dauerndeInstitution geworden sein werden, wenn die Wach-samkeit der Polizei gänzlich eingeschläfert sein wird, dann wirdlosgeschlagen werden. Und dann loird dieSozialdemokratie die Herrin der Situationsein. Verantwortlich aber für das Blut, das dann fließen wird,sind die Männer, die sich über den Ernst der Wahlrechtsbewegungvon vornherein nicht im klaren gewesen sind. Die Zickzack-Politik des Berliner Polizeipräsidiums wird sich dann furchtbarrächen.Nach den von uns sofort eingeholten Erkundigungen ist der vor-zeitig enthüllte Plan noch dahin zu ergänzen, daß das geheimeRevoluttonsttibunal das„Post"-Gebäude als eines der wichtigstenbettachtet. ES ist daher bei Ausbruch der Verschwörung sofortzu erstürmen, die Redakteure werden gefangen genommen und da-durch unschädlich gemacht, daß man sie auf Lebenszeit in einerAnstalt in der Nähe von Wittenau unterbringt.Großindustrielle und Landbündler.Zwischen dem Zentralverband deutscher Industrieller, dem Bundder Industriellen und der Zenttalstelle zur Vorbereitung von Handels-vertragen bestand früher eine Interessengemeinschaft. Durch denAustritt des Bundes der Industriellen hat diese an Bedeutungwesentlich verloren. Der Zentralverband bemüht sich nun, denBund der Industriellen wieder zum Beitritt zu bewegen, damit dieIndustrie bei den kommenden ReichStagSwahlcn geschloffen auftretenkönne. Im Bunde der Industriellen steht man jedoch diesem LiebeS-werben kalt gegenüber, und zwar hauptsächlich deshalb, weil sich zwischendem Zenttalverband der Industriellen und den» Bund der Landwirteeine engere Verbindung anzubahnen scheint. Einzelne führendePersönlichkeiten deS ZentralverbandeS wollen die künftige Vertretungder Industrie im Reichstage der Freikonservativen Partei übertragenwisse». Sie bemühen sich jetzt schon, Geldsummen flüssig zu machen,um zunächst die„Post", die künftig ihr Organ werden soll, auf einegesicherte finanzielle Grundlage zu stellen. Für diese Bestrebungenist der Bund der Industriellen nicht zu haben, weil er nach wie vorin dem Bunde der Landwirte eine Gefahr für die Interessen derIndustrie erblickt._Erzbergers sogenannter Konfiskationsantrag.Der Antrag Erzberger, die Kosten für den Krieg in Südwest-afrika den dort domizilierenden Gesellschaften aufzubürden, hat inder kapitalistischen Presse große Empörung ausgelöst. Man weistdarauf hin, daß der Antrag wesentlich gegen die DeutscheKolonialgesellschaft gerichtet sei, und im Grunde genommen aufeine Vermögenskonfiskation hinauslaufe. Der„Lokal-Anzeiger"ist auch bereits in der Lage, mitzuteilen, daß das Reichskolonial-amt den Antrag Erzberger für undiskutierbar hält. Allerdingswerde der Gedanke, die Kolonie zur Tragung der Kriegökosten mitheranzuziehen, nicht von der Hand zu weisen sein; aber bei derDurchführung dieses Gedankens müßten ganz andere Prinzipien insAuge gefaßt werden.Den bedrohten Kapitalisten ist die Fortschrittliche VolkSparteibereits zu Hilfe gekommen, indem sie einen Antrag stellte, wonachdie Kriegsschuld als eine Schuld des südwestasrikanischen Schutzgebietes behandelt werden soll. Die Verzinsung und allmählicheAmortisation soll durch das Schutzgebiet erfolgen und zwar sollendie jetzt für den Eisenbahnbau reservierten Einnahmen, sobald siefrei werden, zu diesem Zwecke Verwendung finden. Außerdem wirdeine Einkommen- oder Vermögenssteuer in der Kolonie zur Ein-führung empfohlen, die aber so bemessen sein soll, daß die kulturellenund wirtschaftlichen Aufgaben deS Schutzgebietes nicht beeinträchtigtwerden.Der Anttag wird am Freitag in der Budgetkommission gleich-zeitig mit dem Anttag Erzberger zur Verhandlung kommen.Eine Ricsenwahlrcchtsversammlungfand am Mittwochabend in Braunschweig statt, in der Genosse KarlLiebknecht-Berlin über den Wablrechtskampf referierte. Etwa 8000Personen waren erschienen. Die Versammlung sprach in einer ein-stimmig angenommenen Resolution dem preußischen Proletariat dielebhafte Anerkennung für den mutigen und opferreichen Kampf un,die Erringung des allgemeinen, gleichen, geheimen und duektenWahlrechts aus und forderte die Arbeiter BraunschweigS auf. auchin Braunschweig den WahlrechtSkampf energisch fortzusetzen.Verpuffte Staatsaktion.Di« Staatsanwaltschaft in Danzig hatte aus Anlaß derWahlrechtökundgebungen gegen den Genoffen Mar ckw a l d- Königs-berg ein Verfahren wegen LandfriedenSbruchS, Aufruhrs und Wider st ands gegen die Staatsgewalteingeleitet. Marckwald wurde als Rädelsführer bezeichnet.Die Strafkammer hat jetzt die Einstellung de» Ver-f a h r e n s beschloffen._Hilfskaffengesetz.In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde dem EntWurfeeines Gesetzes betr. die Aufhebung des HilfskassengesetzeS die Zu-stimmung erteilt._Vetcranenuntcrstützung und Wehrsteuer.Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat nun ebenfall» einenAnttag im Reichstage eingebracht, der die Gewährung von Beihilfenan Kriegsteilnehmer verlangt. Unterstützungsbedürftige KriegSteil-nehmcr sollen jährlich 120 M. Beihilfe erhalten. Diese Beihilfe sollaber nur dann bezahlt werden, wenn sich die Betreffenden dauerndin unterstützungsbedürftiger Lage befinden oder wenn sie über60 Jahre alt sind und weniger als 600 M. jährlich Einkommenhaben. Dem Antrage ist eine Resolution beigefügt, in welcher dieAufbringung der Mittel durch die Erhebung einer Wehrsteuer ver-langt wrrd._Militärischer Exzeß.Ein großer militärischer Exzeß ereignete sich Donnerstag frühin Stuttgart. Zwei Kompagnien eines Infanterieregiments mar-schielten die Königstraße hinab. Ein Depeschenbote des Postamts.der einen dringenden Auftrag auszuführen hatte, suchte schnellzwischen den Kompagnien Hindurchzugelangen. Der Hauptmannrückte ihm mit dem Säbel zu Leibe und ein Unteroffizier attackierteden Boten mit dem Gewehr. Durch einen Kolbenhieb auf den Kopferhielt der Bote eine schwere Kopfwunde, die ein Arzt vernähenmußte._Rußland.Der Zar am Pranger.Anläßlich der Debatte über die Einschränkung der Kompetenzder Duma spielte sich dort eine Szene ab. die in ihrer ganzenFarvenpracht festgehalten zu werden verdient. Der liberale Ab-geordnete Miljukow erwähnte ain Schluß seiner Rede, daß dasZentralorgan der.Echtruffen".„Rußkoje Snamja", auf Befehl desMinisterpräsidenten Stolypin»nit einer Geldstrafe von 500 Rubelbelegt wurde, weil eS die Nachricht verbreitet hatte, er habe voneiner jüdischen Deputation ein Geschenk erhalten.„Jndeffen—setzte der Redner fort— war in Nr. 18 desselben Blattes vom28. Januar eine noch empörendere, lügnerische(!) Nachricht abge-druckt, die den, über den sie spricht, noch mehr diskreditiert. Dortwar gesagt, selbst unser Zar, unser souveräner Herr und Führernebst seinem Nachfolger seien Mitglieder des Verbandes des russischenVolkes.(Lärm rechts.)— Purischke witsch: Oho!(Lachen.)—Miljukow: DaS, meine Herren, ist interessant.... Jntereffant, weil diesesAttentat ungesühnt blieb.— Purischkewitsch: Weil daS wahrist.— Miljukow: Die Beschuldigung des Monarchen, er seiMitglied eines Verbandes von Mördern und Pogromisten...—Purischkewitsch: Lüge 1 Schweinerei! Was bedeutet das?(Lärm rechts. Rufe: Jude raus I Hundekerl l Gesindel I Ich gebeDir eins in die Freffe l Ich zerschlage Dir die Fratze! Grobian!Wir hängen Dich auf, Judensöldling! Vieh! Wir schlagen Dir dieZähne ein I Raus!)— Miljukow: Meine Frist ist abgelaufen,so daß ich meine Rede abbrechen muß.(Stimmen rechts: Juden-söldling l Lump! Schwein l Applaus links.)Die geschilderten Exzeffe der Rechten, die wir wörtlich demstenographischen Dumabericht entnehmen, ändern natürlich nichts ander Tatsache, daß die von Miljukow vorgebrachte indirekte Beschuldi-gung des Zaren vollkommen der Wahrheit entspricht.Aegypten.Die Ermordung ButroS Paschas.Kairo, 21. April. Heute begann hier der Prozeß gegenW a r d a n i. den Mörder des Ministerpräsidenten B u t r o sPascha.Amerika.Die Einkoinmensteuer gescheitert.Albany(New Aork), 20. April. Die gesetzgebende VersammlungdeS Staates New Jork lehnte heute mit 74 gegen 86 Stimmeneinen Abänderungsantrag zur Bundesverfassung ab, welcher sich füreine Bundeseinkommen st euer ausspricht, wie ste von Taftempfohlen wurde. Man hält es für unwahrscheinlich, daß eine Zwei-.drittelmehrbeit der gesetzgebenden Versammlungen der Staaten, welchefür eine Abänderung der Bundesverfassung erforderlich ist, ohne NewAork erreicht werden kann._________parlamentarircbes.Kaligesctz-Kommission.In der Donnerstogsitzuiig wurde§ 3, der den Begriff deSKalisalzes feststellt, debattelos angenommen. Zu§ 4 liegt einAntrag G o t h c i n vor. der den Interessen der Soiwerfabrikcngerecht werden will. S y d o w erkennt die Berechtigung an, wünschtaber diesbezügliches in die Uebcrgangsbeftimmungcn aufgenommen.Die Abstimmung wird ausgesetzt.§ 4a des Kompronnßantragcswird von einem Regicrungsvertretcr begründet, lvomit die Regie-rung sich offiziell zu der Baterschaft oder wenigstens der Mitvatcr-schaft des ganzen Antrages bekennt. Nach längerer Diskussion wirdauch hier die Abstimmung ausgesetzt. Auch die Z§ 5 bis inkl. 20,die die Vertriebsgeineinichaft betreffen, lverden abgelehnt. Zu8 21, der die Verkaufspreise für das Inland regelt, liegen eineganze Anzahl Abäirderungsanträge vor. Abg. Hl a us m a n n(uatl.) beantragt eine Erhöhung der Preise, Abg. Heim eine Her-obsetzung von Ys Pf. pro 1 Proz. reines Kali, und G o t h e i n bc-antragt die Herabsetzung von 2 Pf. pro 1 Proz. reines Kali. Erz-berger macht seine ganze Stellungnahme zum Gesetz von derPreisfestsetzung abhängig. Jetzt erzielen manche Werke 400 Proz.Aufschlag auf ihre Selbstkosten. Heim will die Rabattsätze beider Preisfestsetzung berücksichtigt haben. Es darf keine Differen-zicrung zwischen Handel und Landwirtschaft eintreten. Ein Rc«gierungsvcrtrctcr bezeichiwt die Preise als ausreichend und denAntrag Hausmann für unberechtigt. Gothein bekämpft jedePreisfestsetzung als bureaukratische Bevormundung. H u e findetdie vorgeschlagenen Preise reichlich hoch. Die Interessentenhaben sich bis jetzt nicht dagegen gewandt, das beweist mehr alsgenug für die Höhe der Preise. Die Selbstkostenberechnung ist deröffentlichen Kontrolle vorentlialten worden. Das rächt sich bei Be»rakung der Preise. Die freie Konkurrenz hat im Bergbau un-geheure Nachteike zur Folge gehabt. Daher sind wir Gegner derfreien Konkurrenz auf diesem Gebiete, v. Brockhausen sk.)erklärt sich mit der Gleichstellung von Handel und Landwirtschasteinverstanden. Das Gesetz ist ein Sprung inS Dunkle, daher sollteinan die Preisfestsetzung nur für drei Jahre vornehmen. GenosseE m m e l schließt sich dem an und betont, daß die Preise nicht nurden Interessen der Kalispekulanten entsprechen dürfen. Sodannfordert er für Süddeutschland eine Frachtbasis für Regensburg undfür Straßburg i. E.Zu einer Abstimmung gelangte man noch nicht. ZurGeschäftsordnung erklärte Abg. Heim namens des Zentrums, daßwohl eine Erledigung des Gesetzes vor der Vertagung nicht wahr-scheinlich fei, dieserhalb erklärt sich das Zentrum bereit, im Herbsteein Gesetz mit rückwirkender Kraft zu votieren. HandelsministerSydow erklärte, der Reichskanzler lege großes Gewicht auf dieErledigung de LGesetzes, so daß eine Vertagung vor Erledigungauch kaum eintreten werde. Genosse Emmel legt Verwahrunggegen diese Drohung ein. Der ursprüngliche Regierungsentwurfsei von der Regierung preisgegeben, jetzt verteidige die Regierungden Antrag K ö l l e, der seit zwei Tagen vorliege. Wenn der Vor-wurf der Verschleppung berechtigt sei, so treffe er nur die Regie-rung. Die Sozialdemokraten ließen keine Pression auf sich aus-üben. Sydow erklärte, er habe nicht gedroht.Die Kommission zur Borbcralung eines Zuwachssteuergesctze»hielt am Mittwoch und Tonnerstag Sitzungen ab. Bei ß 1 entstehteine lange Debatte, welche die ganze Sitzung am Mittwoch aus-füllte und am DonnSertag fortgesetzt wurde.In der Donnerstagssitzung erklärte Staatssekretär Wer»muth, die Regierung habe den dringenden Wunsch, daß der Ge-srtzentwurf noch in dieser Tagung verabschiedet werde.Der Abg. C u n o begründet zum H 1 einen von ihm gestelltenAntrag, wonach keine Wertzuwachsbcsteuerung eintritt, wenn derVeränßerungsprciS ohne die im 8 1o zugelassenen Abzüge bei be-bauten Gruirdstücken nicht mehr als 20 000 M., bei unbebautenGrundstücken nicht über 9000 M. beträgt und der Wertzuwachsuicht über 90 Proz. ausuiacht. Der Antrag wird nach längererDebatte angenommen.Zum§ 3 beantragten die sozialdemokratischen Kom-missionsmitglieder, daß Eigentum, das nicht in andere Händeübergeht, alle 19 Jahre nach dem gemeinen Wert abgeschätzt werde.Der Wertzuwachs solle der Besteuerung unterliegen. Für diesenAntrag stimmt außer den vier Sozialdemokraten nur ein Zen-trumsmann, er wird abgelehnt.Bei der Debatte über den 8 � beantragen die Sozialdemokraten, die in den Ziffern 1— 6 vorgesehenen Ausnahmen der Bc-steuerung zu streichen, da sonst der Umgehung des Gesetzes Tür undTor geöffnet sei. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Sozial-demokraten abgelehnt. Dagegen wurden mehrere Anträge, dieweitere Befreiungen von der Zahlung der Wertzuwachssteucr ver-langen, vom schwarz-blauen Block angenommen.Die nächste Sitzung findet am Freitagmorgen statt.Aus der Strafjustizkommission._ Aus den Beratungen der Strasiustizkonimission wären folgendeBeschlüsse hervorzuheben. Die Wiedereinsetzung in denvorherigen Stand wurde gegenüber dem geltenden Rechtund dem Entwurf erleichtert. Sie soll zulässig sein, wenn ohne einpersönliches Verschulden des Beteiligten die versäumte Fristnicht innegehalten war. Das Verschulden eines Vertreters oderVerteidigers des Verteidigten soll also in Zukunft der Partei selbstnicht mehr zugerechnet werden. Längere Diskussion riefen dieVorschriften über Zeugenvernehmungen hervor. Mit«glieder einer gesetzgebenden Körperschaft sind nach der geltendenStrafprozeßordnung während der Sitzungsperiode nur an demOrte der Verhandlung zu vernehmen, wenn der zu Vernehmendesich dort aufhält. Da in die Sitzungsperiode auch bee Zeit der Ver,jagung hineinfällt, will der Entwurf die Pflicht, Abgeordnete nuram Ort der Versammlung als Zeugen zu vernehmen, auf die Zeitbeschränken, während der die Körperschaft versammelt ist. Eswürden danach Mitglieder einer Kommission, die während derVertagung sitzt, gezwungen sein, an jedem Orte als Zeugen zu er-scheinen. Die Kommission strich diese Beschränkung. Bei dieserBestimmung blieb die Kommission, wiewohl die Regierung undcr-ständlicherweise den Beschluß für unannehmbar bezeichnete. Einausgebliebener Zeuge kann nach dem bestehenden Gesetzmit Geldstrafe bis zu 300 M. oder mit Haft bis zu sechs Wochenbelegt werden. Die Kommission setzte die HöchstsreiheitSstrafe aufdrei Wochen herab und beschloh, daß Strafe nur zweimal verhängtwerden dürfe. Zur Sicherung der geheimen Stimm»abgäbe waren von verschiedenen Seiten Anträge als 8 49 ein-gebracht. Es ging schließlich mit großer Mehrheit ein absolutesVerbot gegen Befragung eines Zeugen durch. Der 8 45a wurdefolgendermaßen formuliert:„Kein Zeuge darf über Tat-fachen befragt werden, die darauf schließenlassen, für wen er bei einer auf Gesetz beruhen,den geheimen Wahl g e st i m nr t hat." Aus der Debatteergab sich, daß Neigung dafür besteht, in der zweiten Lesung eineAusnahme für Prozesse zu gestatten, in denen es sich um Anklagenwegen Wahlfälschung handelt. Allerdings müßte dann ein Schutzdahin gegeben werden, daß lediglich das Gericht solche Frage zu-lassen darf, wenn sie zur Ermittelung der Wahrheit unerläßlichist. Und ferner müßte dem Zeugen auch das Recht zugestandenwerden, seine Auskunft zu verweigern. Die nächste Sitzung amDienstag soll mit der Beratung des sozialdemokratischen Antrage»beginnen:„Der Zeuge darf eine Aussage über seine Polstische Ge-sinnnng oder Betätigung verweigern."'Reichstagsdrucksachcn.Im Reichstaae ist eingegangen: Bericht der Kommisston betr.Aenderung des Strafgesetzbuches,