Plenum begonnen. Die Situation hat sich insofern verschoben.als der Antrag Erzberger nach der Ablehnung in der Kam-nnssion nicht wieder eingebracht war. Geblieben war aberdessen Abniilderung in Form des Antrages Lattmann, der36 Mill. Mark durch eine Vermögenssteuer in Südwestafrikaals Beitrag zu den Kriegskosten aufbringen will. Zu diesemAntrage bekannte sich auch Herr Erzberger selbst, wobei esallerdings noch dahingestellt sein muß, wie viele seiner Partei-genossen dabei seiiierjffeinung sind. Wieder eingebracht istauch der Antrag der Sozialdemokratie, der eine Wertzuwachssteuer für Südwestafrika in das Gesetz hineingearbeitet habenwill, um mit den Erträgen die Äriegskosten abzutrage».Die Debatte wurde durch Herrn Erzberger eröffnet,der in einer zweieinhalbstündigen Rede die südwestafrikanischePolitik erörterte. In der Hauptsache suchte er die Ratsam-keit und Tunlichkeit der Rücknahme der Ländereien aus denHänden der großen Gesellschaften für das Reich und desÜeberganges der Bergwerksbetriebe in die Hände des Reichs-fiskus nachzuweisen. Dabei polemisierte er gegen den Staats-fekrctär Dcrnburg besonders deswegen, weil dieser seinerAnsiäst nach die großen kapitalistischen Gesellschaften zu-Ungunsten des Reichsfiskus zu sehr begünstige und auch denWünschen der südwestafnkanischen Farmer und sonstigerkleinerer Interessenten nicht genügend Rechnung trage.Herr Dernburg wiederholte die Darlegung seiner süd-Westafrikanischen Politik aus der Budgetkommiision. zunächstganz sachlich, dann aber in einen gereizten Ton verfallend,als er auf die Anspielungen Erzbergers zu sprechen kam. daßauch einzelne Beamte in den Kolonien sich für die Farmer-wünsche ausgesprochen haben. Dernburgs Aeußerungen dazuwaren eine schlecht verhüllte Drohung gegen diese Beamte.Er fand für seine Ausführungen eine bedingte Unter-stützung bei dem konservativen Herrn D r ö s ch e r. eine un-bedingte bei dem nationalliberalen Herrn S e m l er.Morgen geht die Debatte weiter.Etatsberatung.Da? Abgeordnetenhaus nahm am Freitag in zweiter Lesungden Nachtragsetat betr. den Umbau des Opernhauses an.In der Debatte sprach FinanzmiKister Frhr. v. Rheinbabendie Hoffnung aus, daß der Verkauf des Opernhauses an die StadtBerlin zustande kommen werde. Er fügte hinzu, daß Berlin dannein würdiges Repräsentationshaus erhalte, wo auch internationaleKongresse tagen und Konzert« veranstaltet werden könnten.Hierauf setzte das Haus die Beratung des KulhisetatS fort.Die Debatte, die sich völlig in Einzelheiten verlor, nahm einen soscksteppenden Verlauf an, daß sie auf den Abend vertagtwerden mußte, da sonst das Zustandekommen des Etats vorPfingsten auch nur im Mgeordnetenhause gefährdet ist. DasHerrenhaus wird die Etatberatung sowieso erst nach Pfingsten be-ginnen.Wann wird der Reichstag vertagt?Diese Frage beschäftigte Freitag wieder den Senioren-konvent. Die Dispositionen des Reichstages find durch dieMaßnahmen der Regierung immer schwieriger geworden. Es wirdunmöglich sein, alle die Gesetze durchzuberaten. die die Regierung«fertiggestellt wissen will. Im Seniorenkonvent machte der Prä-sident Mitteilung, daß er die M i ß st i m m u n g des Hausesüber den späten Eingang der Gesetzentwürfe mitgeteilt habe.Bon sozialdemokratischer Seite wurde dem hinzugefügt, daß immerneue Gesetzentwürfe eingebracht worden seien, die die Regierungauch noch erledigt sehen wolle. Das habe die Arbeit gehäuft unddie Situation verwirrt. Gegenüber dieser Situation halte derSenorenkonvent, d. h. alle Parteien, daran fest, daß die Vertagungdes Reichstages vor Pfingsten eintrete. Nach Pfingsten feieine Beschlußfähigkeit des Hauses nicht mehr zu erreichen.Nun sind folgende Dispositionen, die für die nächste Zeit ge-faßt wurden, getroffen: Montag. Dienstag und Mittwoch nächsterWoche sollen die Gesetzentwürfe über das Urheberrecht, überdie Entlastung des Reichsgerichts, das Abkommen mitAegypten, die Ausgaben für S ü d w e st a f ri k a und dasStellenvermittelungsgesetz in zweiter resp. dritterBeratung erledigt werden. Nach MitteUung der Vorsitzenden derKommissionen kann da? Wertzuwachssteuergesetz in nächster Wochezur zweiten Beratung kommen, dafür sind Freitag und Sonnabendin Aussicht genommen. Schwieriger steht es um das K a k i g« s e tz.Von mehreren Seiten wird erklärt, daß das Kaligesetz u n m ö g-lich vor Pfingsten zum Abschluß kommen könne, obgleichdie Regierung das unter allen Umständen wünscht. ES wird an-geregt, daß, falls das Gesetz nicht zustande kommt, die Regierungeventuell ein Notgesetz machen möge.Die sozialdemokratische Fraktion beschloß inihrer Sitzung vom Freitag, dem StellenvermittelungS-g e i e tz zuzustimmen.Bauernbund und Konservative.Die Bauernbündler haben seit dem Wahlsieg in Lyck-Johannisburg gewaltige Hoffnungen. In ihrer Korrespondenzrechnen sie den Konservativen im Osten nur drei sichereMandate zu, nämlich in den Kreisen Prenßisch-Holland-M.ohrungen, Heiligenbeil-Eylau und Rngnit-Pillkallen. DaSsind die Kreise, die jetzt von den Abgeordneten Glüer, v. Ekernund Graf Kaniv vertreten werden. KönigSberg-Stadt und-Landsolvie Labiau-Wchlau werden der Sozialdemokratie zugerechnet,die anderen Kreise gedenkt der Bauerndund mit Hilfe deSHansabundes zu erobern. Nach den Erfahrungen in demKreise Lyck-Johannisburg verspricht der Wahlkampf in Ost-Preußen recht amüsant zu werden, vorausgesetzt, daß diefeindlichen Brüder sich nicht beim Kuhhandel wieder zusammen-finden._____Wie StaatSarbeiter behandelt»Verden.Infolge der seinerzeit großes Aufsehen erregenden Waffen-dieb stähle in der tön,gl. Gewehrsabrik zu Erfurt.die ja auch zur Verurteilung einer ganzen Anzahl Angestellter ge«führt haben, und veranlaßl durch die bekonnten Vorgänge auf derKieler Werft, treibt da« Mißtrauen der leitenden Stellen gegendie Arbeiter die eigenartigsten Blüten. Ein A n s ch l a g in derErfurter Gewehrfabrik gibt den Arbeitern bekannt, daß sie sich beiStraf« den strengsten K o n t r o l l in a ß n a h in e n zuunterwerfen haben. Diese Kontrolle aber sieht so aiiS: Die Arbeiter müssen ihre Werkst ättenkleidung offen, nichtzusammengerollt, aus dem Botriebe tragen. Un-mittelbar hinter dem direkt auf die Straße mündendenFabriktor befindet sich noch ei» besonderes Drahtgitter, dasimmer nur ein Mann passieren kann, so daß der Kontrolleurimstande ist. genaueste Revision zu halten, ob vielleicht in den Taschender Arbeitskleider etwa? verborgen ist. Dann stehen die Arbeitermit ihren schmutzigen Sachen unmittelbar auf der Straße, wo sienatürlich den S P v t t der Passanten erregen, denn besondersan Sonnabenden sieht es aus, als wenn sie aus einem großenTrödelladen kämen. Irgend weiche Einrichtungen zum orditimgS-mäßigen Einpacken der Kleider hat die DirelNon nicht getroffen.Sie glaubt das nicht nötig zu haben, denn Staatsarbeiter müssen sich.da ihnen da» KoolitionSrecht vom Staate vorenthalten wird, auchdie schikanöseste Behandlung widerspruchslos gefallen lassen. Organi-sierten Arbeitern in einem Privatbetriebe dürften derartige Zu-mutungen freilich nicht gestellt werden.Der Fall Terpetrosow und der russische Botschafter.Wir haben unseren Lesern mitgeteilt, daß der Pfleger desgeisteskranken Semen Arschakoff Terpetrosowdem Staatsanwalt des Kriegsgerichts in Tiflis die über denGeisteszustand Tcrpetrosows erstatteten Gutachten geschickt hatte.Da der Pfleger dem Vormundschastsgericht über den Verbleib unddas Ergehen des Geisteskranken berichten mutz, ersuchte er, unterHinweis auf diese Pflicht, den Staatsanwalt in mehreren Briefenund Telegrammen um Auskunft, weshalb Terpetrosow in Tifli«verhaftet ist. und ob die Gutachten durch eine erneute Beobachtungdes Kranken nachgeprüft oder ohne weiteres dem kriegsgerichtlichenVerfahren zugrunde gelegt wurden. Der General Affanaso-witsch ließ nach bewährter russischer Methode alle diese Anfragenunbeantwortet. Rechtsanwalt Oskar Cohn hat sich deshalban den russischen Botschafter mit einem Briefe gewandt und darinunter anderem folgendes ausgeführt:„Den deutschen Behörden mag es überlassen bleiben, dieihnen geeignet scheinenden Schritte dagegen zu tun, daß manbeim Kriegsgericht in Tiflis die sorgfältigen Gutachten beamteterdeutscher Aerzte, das unbestechliche Urteil der deutschen Wissen-schaft, anscheinend in keiner Weise beachtet. Ich selbst habe dieIntervention des Herrn Präsidenten und mehrerer Abgeordnetender Gossudarstwcnnaja Duma angerufen und auch die Absicht ge,faßt, bei der höchsten militärischen Gerichtsbehörde in Si. Peters-bürg über den Herrn General Affanasowitsch Beschwerde zuführen. Da indes die Zeit bis zur kriegsgerichtlichen Verhand-jung zu kurz ist. als daß noch ein Erfolg der Beschwerde er-lvartet werden könnte, mutz ich mich hiermit an Eure Exzellenzwenden, um Sie zu bitten, sogleich Ihren Einfluß in der Rich-tung aufzubieten, daß die Prozedur oder gar die Vollstreckungeiner Strafe gegen den Geisteskranken verhindert werde. Zu-gleich aber bitte ich, den Herrn General Affanasowitsch anzu»weisen oder anweisen zu lassen, er möge sein Verhalten so ein.richten, daß eS mir nicht die Erfüllung meiner gesetzlichen Pflichtals Pfleger des Geisteskranken unmöglich mache."Es bleibt abzuwarten, welchen Erfolg di? Anrufung des russischen Botschafters haben wird. Hier hätte er die Gelegenheit, zubeweisen, ob er auch die Interessen der Kultur und Menschlichkeitvertritt.Unsere liebe Polizei freut sich der neuen Ordensdekorationenund hüllt sich in das Schweigen des bösen Gewissen?.Der MandatSraubDaß die Annahme des Antrages Schorlemer eineVerschärfung der plutokratischen Wirkungendes Schandgesetzes bedeutet, dafür liegt daS unverdächtigeZeugnis dcr'„Deutschen Tagesz." vor. DaS Brotwucherorganschreibt:.So viele Nackitcile die Redner aber auch an der Bezirks»drittelung zu entdecken glaubten, daß ihre Beseitigung in dieseVorloge hineinpasse, dafür konnte niemand überzeugendeGründe beibringen. Denn wem, die Herren ansfilhrtcn, weilman durch die Maximierung, die Erhöhung des fingierten Steuersatzes— und die Privilegierungen— den.plutokratischen" Charakterdes DreiklassenwahlreckitS abschwäche, deshalb müsse man auf deranderen Seite die vielfach demokratisch wirkende Bezirksdrittelungbeseitigen, so war doch zweifellos die Logik des einzigen Gegen-redners, des Grafen Oppersdorfs, zwingender: DaS geradein einer Vorlage, deren Hanpttendenz dock eine Beschneidung der„plutokratischen Auswüchse" der Dreiklossenwahl sein soll, dieEinsügung einer s» zweifellos plutokratisch wirkenden Bestimmungsich sehr merkwürdig ausnimmt. Man darf doch auch wirtlich nichtdas. waS man mit der einen Hand den Minderbemittelten gibt,mit der anderen ihnen wieder nehmen, ohne sich dem Bor-wurf auszusetzen, daß eS einem mit der„Veschneidung der plutokratischen Auswüchse" im Grunde nicht ernst sei. Undwenn eS auch sicher in der Richtung„konservativer" Staat?»auffassung liegt, den besitzlosen und fluktuierenden Massen keinenz» großen Einfluß auf die Leitung der Glaatsgeschäst« einzuräumen, so ist es doch mehr als zweifelhaft, ob man dieBeseitigung eines ZustandeS konservativ nennen kann, der nichtnur gewissermaßen durch wahltechnische Isolierung großer Ver-mögen vielfach den Einfluß des Mittelstandes verstärkt, sondernder auch mit der indirekten Wahl auf daS engste organisch ver-Kunden ist und den Urwahlbezirk erst eigentlich zur lebendigenZelle de« ganzen Wahlkörpers macht."...Ob das Zentrum dieser„Verschärfung der plutokratischen Wirkungen" zustimmen wird, darauf darf man begierigsein. Die„Märk. VolkSzeitung" ist freilich sehr ent-schieden:.Daß die Zentrumsfraktion gar nicht daran denkt,eine Borlage mu einer solchen Drittelung anzunebmeu, bedarf garkeiner Erklärung. Fraglich ist nur. wie sich die K o n s e r v a t i v e nVerhalten werden. Wir niöchten glauben, daß sich kaum eine Mehr-heit aus den Mittelparteien und Teilen der konservativen Parteizusammenfinden wird. Möglich ist eS immerhin, daß in derSchlußabstimmung die Wahlrechtsvorlage von den Nationalliberalen,den Freikonservativen und Konservativen angenommen wird. Dieneue Drittelungsmethode bedeutet die AuSliefenmg der Großstädte und der Jndustriegegenden an das Großkapital. DasZentrum würde einige Sitze verlieren, die Sozialdemo-trati« würde aber in Zukunft kaum mehr einenVertreter in das Abgeordnetenhaus bringen.Ein solcher Ausgang der WahlrechtSlampagn«, insbesonderedie letztgenannte Aussicht mag für manchen Herry auf derRechten etwas Verlockendes haben; die Konservativen werdensich aber doch schwerlich darüber im unklaren sein.daß eine solche„Reform" das Land in die wüstest«Agitation stürzen würde. Den Sozialdemokratenlönnten nichts Angenehmeres zustoßen, als eine solche Ausschaltung.Sie böte ihnen einen A g it a t i o n s st o ff. der m den weiteste»Kreisen seine Wirksamkeit nicht verfehlen wurde."Aber das Zentrum hat durch seinen elenden VerratdeS gleichen Wahlrechts sich selbst zum Gefangenen derKonservativen gemacht und die Freiheit seines Handels ist sehrbeschränkt. Ist man erst einmal so weit gegangen wie dieZentrumsherren, dann kann man schwer zurück und auf etwasmehr oder weniger Volksverrat wird eS den Machtgierigen jakaum mehr ankommen. Die.Germania" begnügt sichauch damit, die im Herrenhaus ausgesprochenen Erivartungen,das Zentrum werde den Verrat schon üben, mit ein paarFragezeichen z» versehen.Dagegen sind die Freikonservativen entzückt.Sie sehen ihr Verlangen, die Sozialdemokratie zu entrechten,ja erfüllt und ihre Parteikorrespondenz ist von dem AntragSchorlemer ganz begeistert. Die Nationalliberalenaber sind in die heftigsten Schwankungen geraten und dieWahrscheinlichkeit des Umfalle ist größer als jemals.Die ungültige Verordnung aus dem Jahre 1787.Auf Beschwerde deS sozialdemokratischen Vereins Bremengegen das Verbot der bremischen Polizcidirektion. am Sonntag-vormittag während der Kirchzeit Versammlnngen abzuhalten,erhielt der Vorsitzende Freitagabend den Bescheid, daß diePolizeidirektion.ihre mündlich geäußerte Auffassung, daßöffentliche Versammlungen während der Zeit deS Haupt-gotteSdiensteS nicht zu gestatten seien, nach nochmaliger ein-gehender Prüfung, im Einverständnis mit der Justizkommissiondes Senats, nicht aufrecht erhält.Endlich dämmert also auch der liberalen bremischen Polizei,daß sich mit Verordnungen aus dem Jahre 1«97 nichtsmachen läßt._Zweiseelentheorie.In einer von der Demokratischen Vereinigung Hamburgseinberufenen Versammlung, in der Dr. B r e i t s ch e i d über diepolitische Situation sprach und das lendenlahme Verhalten derFreisinnigen Volksparteiler zur Wahlrechtsfrage geißelte, glaubteein„Unentwegter", seine kompromittierten Freunde retten znmüssen. Dieser Versuch an einem untauglichen Objekt scheiterteaber kläglich, denn selbst die anläßlich des Wahlrechtsraubes inHamburg gegründete Fraktion der Vereinigten Liberalen will,was die Beseitigung der Privilegiertenwahlkörper anlangt, nur„schrittweises Vorgehen, organische Fortentwickelung". Bei denim Februar in Hamburg stattgehabten Grundeigentümerwahlenzur Bürgerschaft erkannte das mit den Vereinigten Liberalen lieb-äugelnde„Hamburger Fremdenblatt" die„Reformbedürftigkeit"des Wahlrechts an, fügte aber sofort hinzu:„Aber selbst bei Aenderung dieser Sachlage sind wir nichtgeneigt, die privilegierten Wahlen ohne weiteresabzuschaffen: das hieße unser Staatswesen er-barmungslos der Sozialdemokratie aus»liefern. Daran ist nicht zu denken I Rur müssen die No-tadeln- und Grundeigentümerwahlcn auf eine andere Basisgestellt werden."Nach dem bekannten Grundsatz:„Verschon' mein Hau», zünd"andere anl" tritt dieses echt„freisinnige" Blatt für die Ueber-tragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen ein, das es fürdie„Stadtrepubliken" sür„unzweckmäßig" halt.Weitere Arbeiterentlafsunaen in den SpandauerStaatsbetriebe»».Wie die„National-Zeitung" meldet, sollen die Arbeiterent-lassungen im Spandau«» Fencrwerkslaboratorium doch bedeutendumfangreicher sein, als ursprünglich angenommen wurde.Im Monat April sind etwa 1000 Arbeiter, die zum Teil eine lang-jährige Tätigkeit in den Staatswerkstätten hinter sich haben, ent-lassen worden: weiter« 500 Mann sollen noch folgen. Ein Teil derEntlassenen soll in der Artillerie-Werkstätte und anderen BetriebenArbeit gefunden haben, jedoch ist die Mehrzahl noch arbeitslos.Aus dem sächsischen Landtage.Am Schluß der Abendsitzung vom Donnerstag wurde derAntrag unserer Fraktion auf Aufhebung der indirekten Landes«steuern von der Mehrheit, die aus Konservativen und NationaNibe-ralen gebildet war. abgelehnt. Auch ein Antrag der Freisinnigen,die Schlachtsteuern aufzuheben und die llebergangsabgaben ansFleisch zu beschränken, wurde mit Mehrheit abgelehnt. Der Mi-nister führte wieder als Grund an, daß bei einer Erhöhung derdirekten Steuern die reichen Leute das Land verlassen würden.Unsere Genossen Fleißnsr und Sindermann widerlegtendiese ministerielle Logik.— Vorher hatte Genosse Kraus« ein-gehend das Verfahren bei den Wahlen zu der Pensionskasse derBergarbeiter kritisiert. Bpn der Regierung wurde alles abgestrittenund der Präsident meinte sehr überflüssigerweise, man sollte nichtsolche langen Reden halten, dadurch würde doch nichts genützt.Oeltcmicb.Regierung und Staatsangestellte.Der gegenwärtig mit der Beratung der Regierungsvorlageüber die Dienstpragmatik der Staatsangestellten beschäftigteStaatsangestelltenausschuß des Abgeordnetenhauses legte gemäßeinem Antrage des Genossen Glöckel den Grundsatz fest, daßdie staatsbürgerlichen Rechte durch die Bestimmungender Dienstpragmati! nicht beeinträchtigt werden dürfen.Die Christlichsozialen wollten zuerst nicht dafür stimmen, tatendies aber, nachdem der Regierungsvertrcter erklärt hatte, daß ergegen den Antrag nichts habe, da ja auch die Regierung die staats-bürgerlichen Rechte der Staatsangestellten nicht einschränken wolle.Was meinen die Herren Rheinbaben, Breitenbach und Konsortenzu dieser Haltung ihrer kkollegen in dem.rückständigen" Oester-reich?frantodch.Der Maiumzug,Paris, SS. April. Mit Rücksicht aus die für den 1. Maiim Bots de Boulogne geplanten Kundgebungen derSozialisten sind alle Vorbereitungen getroffen, um dieOrdnung und die Achtung vor dem Gesetz aufrechtzuerhalten.Die Regierung wird die Bürger nicht verhindern, ins Bois zugehen,»oird aber jeden Umzug im Bois oder in Parismit G e w a l t z e r st r e u e n.Die Wahl Delcassös!Foix, 29. April. Delcaffö wurde mit 65 StimmenMehrheit für gewählt erklärt.Italien.Die Sozialdemokratie und die Regierung.Rom, 29- April.(Privatdepesche des„Vorwärts".) DiesozialdemokratischeFraktionder Kaminer beschloßihre Stellung zum Kabinett davon abhängig zu machen, obdie Regierung die Wahlreform sofort durchzu-führen bereit ist._Die Kammerdebatte.Rom. LS. April. An der heutigen Sitzung der Deputierten-kamwer standen die gestern von der Regierung abgegedsnen Ex«llärungen zur Beratung. Viazzi erklärte im Namen der rcpu.blikanischen Gruppe, daß seine Partei nicht gegen das Kabinettstimmen und ihm gegenüber eine wohlwollende Haltung einnehmenwerde. Auch F i a m b c r t i und Cavagnari erklarten, daßsie dem Kabinett wohssvollend gegenüberständen. Im Namen derRadikal'en sprach Alessio sich anerkennend über die Projekteder Regierung, die von seiner Partei unterstützt werden würde,aus. M e d a führte im Namen der katholischen Gruppe aus, seinePartei iverde für das Ministerium stimmen, wenn Luzzati be-ruhigende Erklärungen gebe. Steves begtündete im Namen derSozialisten ein« Tagesordnung, in der eine Reform de»Wahlgesetzes und Reformen auf dem Gebiete der Politik undder Verwaltung verlangt werden.OrKei.Der Alifstand in Albanien.Konstantinopel. M. April. Nach dem Ministerrat erging anden Oberkommandanten der Befehl, die Albanesen. welche inStärke von 8000 Mann den Engpaß von Katschanik besetzthalten, anzugreifen. Der Aufstand hat nunmehr alleDörfer OberalbanienS erfaßt.Nach einer amtlichen Nachricht ist zu den Aufständischenin Jpek eine BermittelungSdeputation entsendetworden.Röckzng der Arnanten.Saloniki, 29. April. Der Anmarsch der Truppen von Veriso-vstsch» der von zwei Seiten erfolgte, vcranlaßte die Arnauten, dieden Eingang des Defilees von Katschanik besetzt hatten, ihreStellung in größte« Unordnung zu verlassen und siching Gebirge zurückzuziehen,