Hr. 101. 27. Jahrgang.3. Mze des Lmiirls" Serlim WIKsMZonntag, 1. Mai 1910.Gewerksekaftttcke�.zum Kampf für den HcbtftundensArbeitstag 1Es läßt sich bereits jetzt erkennen, daß die deutschen Ge-werkschaften im Jahre 1909 eine Gesamtzunahme ihrer Mit-gliedzahlen von über Hunderttausend erzielt habenwerden. Wenn auch etwa zehn Organisationen Mitglieder-Verluste zu verzeichnen haben infolge der Krise, so wird aberdieser Verlust nicht groß sein, wie schon jetzt feststeht und beider Gesamtzahl erst recht nicht schwer ins Gewicht fallenkönnen, wenn wir auch wünschen, daß ein Verlust besser beikeiner Organisation vorhanden wäre. Sämtliche Jahres-berichte liegen ja noch nicht vor. Es sei jedoch gestattet, ausden etwa dreißig bisher bekannt gewordenen Berichten von22 Verbänden das wertvollste Zahlenbeweismaterial mitzu-feilen, woraus die Gesundung sich deutlich erkennen läßt,gegenüber dem Stillstand des Vorjahrs. Die Situation derimAufwärts st eigen begriffenen Verbände ist folgende:Inzwischen hat auch dieses Frühjahr ein weiterer Zu-gang bei allen größeren Organisationen stattgefunden, so daßdie Zeit des Stillstandes in der Mitgliederbewegung wiederglücklich überwunden und mit neuer Kraft und größererFreudigkeit die Werbearbeiten auk der ganzen Linie einsetzenkönnen: Dem Achtstundenarbeitstage entgegen! Ohne Zwei-fel bringt auch die gegenwärtige Bauarbeiterbewegung für dieGewerkschaftsbewegung überall Erfolge, nicht minder diereaktionäre sozialpolitische Regierungspolitik, wie sie mit derNcichsversicherungsordnung ausgegeben worden ist.- So-vielTatsachenwiegegenwärtigwaren jeden-falls noch nickt vorhanden und klar vor allerA rbeit er a ugeu ausgebreitet, womit die aller-besten Möglichkeiten für eine intensive Agitation überall undfür alle Berufsangehörigen gegeben sind. Darum werbt!Arbeiter und Arbeiterinnen, stürzt Euch hinein in dieAgitation!_ßertin und Umgegend.In beut Streik der Leitergerüstbauer sind Friedensverhandlungenangebahnt worden durch den Malermeister Kruse, der versuchte,die Differenzen zwischen den Streikenden und der Firma A l t m a n nvor das Einigungsamt zu bringen. Auch Herr Altmann hatteschon um eine Vermittelung bei dem Gewerbegericht angestagt, undam Freitag fand eine Aussprache darüber bei den streitenden Parteienstatt. Herr A l t m a n n stellte sich zuerst aus den Standpunkt, daßer nur mit einem Ausschuß»seiner Arbeiter' verhandeln wolle.Darauf konnten sich natürlich die Vertreter des Deutschen Transport-arbeiterverbandeS. welche die Sache der Streikenden führen, nicht ein-lassen. ES kamen dann einige Differenzen zu Besprechung über die Alt-mann erst am Montag Bericht erteileen will, so daß sich dannentscheiden wird, ob die Verhandlungen in Fluß zu bringen sind.Mit dem Arbeitermaterial, welche« sich die Firma aus Essen ver-schrieben hat, ist man gar nicht zufrieden. Vor diesen Streikbrechernscheint Herrn A l t m a n n selbst ein Gruseln anzukommen, denn ermöchte sie am liebsten wieder loS sein und verstieg sich sogar zu demVorschlag, daß der Verband den Leuten da? Reisegeld geben könnte.um sie dorthin zu schicken, wo sie hergekommen sind, womit natürlickidie Firma von aller Verantwortlichkeit befreit wäre. Diesen Wunschkonnte der Verband aber nicht erfüllen. Herr Altmann hofft,daß die Streikenden wankend werden, weil Pfingsten bald vor derTür steht. Aber die Streikenden sind entschlossen auszuharren. Daszeigte sich auch wieder in einer gutbesuchten Versammlung, die sieam Sonnabendnachmittag im.VolkshauS', Charlottenburg, abhielten.Die größte Entrüstung gab sich kund über das Verhalten der Polizei,besonders in Charlottenburg, wo auch Unbeteiligte unter dem rigo-roien Vorgehen der Schutzleute zu leiden hatten. Von einem Bau-arbeiter wurde erzählt, der mit einem dreijährigen Kinde an der Handdem Treiben der Polizei zusah und plötzlich gepackt und so übel zu-gerichtet wurde, daß er mit einem Wagen nach dem KrankenhausWestend gebracht werden mußte. Uebcrall ist ein großes Aufgebotvvn Schutzleuten zu sehen, wo Streikbrecher beschäftigt werden.Alle Ausschreilungen der letzteren werden sofort den Streikendenzugeschoben. Der„Vorwärts' hat die lügenhaften Be-richte der bürgerlichen Preffe mehrfach scharf zurückgewiesen.Welchen Lärm machte diese Presse in den letzten Tagenüber die Exzesse in Wilmersdorf, die allein von den Streikendenverschuldet sein sollten I Jetzt schreibt die„WilmerSdorser Zeitung"svom Freitag), die sich auch als„amtliche Zeitung" bezeichnet:„Zu den Streikunrnhen in der Prinzregentenstraße, erfahrenwir noch, daß der sistierte Verwalter de« Gartens, in dem sichein Teil der Exzedentcn verborgen gehalten hat, sofort wiederauf freien Fuß gesetzt worden ist. Es hat sich inzwischen auchherausgestellt, daß der Verdacht der Beamten, der Verwalterhabe den Streikenden Unterschlupf gewährt, vollständig un-begründet war. Auch die von uns ignorierte, aber von auswärtige»Blattern verbreitete Behauptung, in dem Garten sei ein � voll-ständige? Nachtlager der Streikenden eingerichtet gewesen, ist un-richtig. Der Verwalter de« Gartengrundstücks Prinz-Regenten-Straße, der ein kleines einstöckiges Haus inmitten des Gartensbewohnt, schildert den Vorfall vielmehr folgendermaßen: GegenVjl Uhr nachtS sei er durch Schüsse aus dem Schlafegeweckt worden. Als er ans Fenster eilte, näherten sichdem Hause zwei Personen, die sich als Arbeitswilligeausgaben und nach dem Ausgang fragten, da mansie verfolge. Darauf habe er sich rasch angekleidet und sei zur.Türe geeilt. Als er diese öffnete, will er sich einem TruppSchutzleuten und Arbeitern gegenübergesehen haben. Uit-mittelbar darauf wurde er, von wem kann er nicht an-geben, niedergeschlagen, so daß er annahm, er habe ver-kleidete Schutzleute vor sich. Als es ihm endlich gelungenwar, sich loszureißen und in die Haustüre zu flüchten, habeman ihn erneut herausgezogen und niedergeschlagen. Er seifroh gewesen, als man ihn endlich aufforderte, zur Wachemitzukommen und er habe sich nicht geweigert, dieser AufforderungFolge zu leisten.— Diese Schilderung steht in diametraleinGegensatz zu den Angaben der Beamten. Man wird deshalb guttun, mit einem Urteil zurückzuhalten, bis die Angelegenheit ihregerichtliche Erledigung gefunden hat."In dieser Notiz ist nur bestätigt, was der„Vorwärts" über dieaugeblichen Exzesse der Streikenden geschrieben hat.Achtung, Bautischler! In der Bautischlerei von Herzog,Friedenau, Handjerhstraße 52, sind sämtliche Kollegen in den Aus-stand getrete», weil diese Firma bei Einführung einer neuenArbeitsmethode 5» Prozent von den bisherigen Tarifpreisen ab-ziehen will. Der Betrieb bleibt bis auf weiteres gesperrt.Der Gauvorstand.Deutlenes Reich-Ueber den Umfang der Bauarbeiteraussperrnngwurde am Donnerstag in einer VorstandSsitzung des Arbeitgeber-bundcs berichtet. Angeblich sind von den Unternehmern im ganzenReiche185 5(X1 Ausgesperrtegezählt worden. Die Unternehmer machen sich die Hoffnung, daßdiese Ziffer in den nächsten Tagen noch um 10 Proz. zunehmenwird. Wir glauben aber, daß nach dem Beispiel HamburgsBerlins, Bremens und anderer Orte eine Abbröckelungder Aussperrung stattfinden dürfte. Auch sind wir nicht geradeüberzeugt davon, daß die Angabe der Unternehmer von 18S 500 Ausgesperrten die richtigere ist gegenüber der der Arbeiter von nur130—140 000 Ausgesperrten.Soviel steht aber auch nach den von den Unternehmern gegebenen Ziffern fest, daß die Aussperrung bei weitem nicht den Um-fang erreicht hat. den die Scharfmacher als für ihre Zwecke not-wendig erachtet haben._Aussperrungen in der Metallindustrie in Hagenin Sicht.In einer vertraulichen Sitzung der Unternehmer wurde be-schlössen, am 4. Mai 50 Proz. der in den Gießereien beschäftigtenArbeiter zu kündigen, wenn bis dahin die in einigen Betriebenstreikenden Arbeiter die Arbeit nicht aufgenommen und die geheimeSperre nicht aufgehoben haben. Nötigenfalls soll am 18. Mai derRest der Gießereiarbeiter und am 1. Juni 50 Proz. der gesamtenArbeiter gekündigt werden. Es würden im ganzen 20 bis30 000 Arbeiter in Betracht kommen.Ter Gärtnerstreik in Remscheid, über den der„Vorwärts" inseiner Nr. 74 berichtete, ist beendet. Die Gärtner können mitdem Erfolg ihres Kampfes vollauf zufrieden sein. Ganz abgesehendavon, daß sich die Streikenden musterhaft hielten— kein einzigerwurde zum Verräter— und sich Streikbrecher überhaupt nur ver-einzelt auftreiben ließen, ist es den Gärtnern gelungen, ihreForderungen durchzudrücken. Die namhaftesten Firmenhaben bewilligt, über die übrigen, einige kleinere Firmen, die nichtbewilligt haben, ist die Sperre verhängt worden.Die Aussperrung im Hamburger Fleischergewerbe ist nunmehrdurch die Innung vollzogen worden, weil die Organisation denBoykott über die Firma K o t s ch nicht aufgehoben hat. DurchRundschreiben der Innung wurden alle Meister aufgefordert, diesemBeschluß sofort nachzukommen. Zuzug von Schlächtergesellen nachHamburg ist fernzuhalten.Im Steinsetzgewerbe zu Plauen i. B. haben am Donnersiag-abend Verhandlungen stattgefunden, die zu einer Beilegung der Lohn-differenzen führten. Am Montag wird die Arbeit wieder auf-genommen. Die Unternehmer haben sich verpflichtet, einen Stunden-lohn von 60—ö3 Pf. zu zahlen. Die Rammer erhalten 40—50 Pf.Stundenlohn. Die Arbeiter haben durch den Streik eine Erhöhungdes Stundenlohnes von 6 Pf. erzielt.Hueland.Die Delegiertenversammlung des Verein? schweizerischerLokomotivführer hat nach eingehender grundsätzlicher Debatte mit42 gegen 28 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen den Anschlußan den Gewerkschaftsbund beschlossen. Besonderen Ein-druck hatten die Ausführungen des Vertreters der ö st e r r e i ch i-s ch e n Lokomotivführer gemacht, der darlegte, daß diese die gleicheKrise durchgemacht, durch den Anschluß an die Gesamtarbeiter-bewegung aber große Errungenschaften erzielt haben. Auch inOesterreich seien die Eisenbahner immer allein auf die Sozial-demokraten angewiesen. Mit 51 Stimmen wurde Zürich wiederals Vorort bestellt. Vorher war die Verschmelzung mitdem Heizerverein beschlossen worden. Dagegen beschloßdie Delegiertenversammlung des Verbandes des Rangier-Personals noch einmal, mit 32 gegen 20 Stimmen, A b-l e h n u n g des gleichen Antrages. Den Anschluß an den GeWerk-schaftsbund beschloß gleichfaö. ei n st i m m i g und ohne Diskussion,die Tagung der Arbeiterunion schweizerischerTransportanstalten, der 11000 Mitglieder angehören.Der Beitritt � zur Internationalen Transportarbeiter-Föderation wurde für die nächste Delegierten-Versammlung zurückgestellt._Der Lohnkampf in der englischen Textilindustrie.London, 28. April.(Eig. Ber.) Die Lage im englischenTextilgewerbe nähert sich von Tag zu Tag mehr dem Punkte, woeine Krise unausbleiblich wird. Im- Unternehmerverbande scheinendie rücksichtslosen Scharfmacher, die es auf eine Demütigung derArbeiter abgesehen haben, endgültig die Oberhand zu gewinnen.Am Mittwoch hielten die Unternehmer eine große Versammlungin Manchester ab, in der der Vorschlag des Verbandsvorstandes,„die nötigen Schritte zur allgemeinen fünfprozenti-gen Lohnreduktion zu unternehmen", behandelt wurde.Ueber die„moralische Berechtigung" der Forderung der Unter-nehmer kann man sich daraus ein Urteil bilden, daß sie selbst voneinem großen Fabrikanten scharf zurückgewiesen wurde. Diesererklärte, die Arbeiter haben im Laufe des letzten Jahres ohnehinschon sehr große Lohnausfälle infolge der organisierten Produk-tionseinschränkung erlitten und hätten jetzt ein Recht darauf, daßihre Interessen berücksichtigt werden. Die versammelten Unter-nehmer aber schenkten diesen Worten kein Gehör und nahmen dieResolution des Vorstandes mit allen gegen zwei Stimmen an. Die„nötigen Schritte", die unternommen werden sollen, sind erstenseine Urabstimmung der Mitglieder des UnternehmerverbandeS.Wenn, worüber kein Zweifel mehr möglich ist, vier Fünftel derUnternehmer für die Lohnreduktion stimmen, dann tritt diese nacheinem Monat in Kraft.Am Montag findet die gemeinsame Konferenz der Vertreterder Fabrikanten und Arbeiter statt. Wenn diese zu keinem Ver-gleich führt, dann wird unter den Arbeitern eine Urabstimmungvorgenommen, um festzustellen, ob vier Fünftel derselben für einenKampf sind. Man nimmt allgemein an, daß die Arbeiter sich prcrk»tisch einstimmig für d-n Widerstand erklären werden.Ein großer Teil der Unternehmer scheint zu dieser scharf-macherischen Haltung durch die Hoffnung veranlaßt zu sein, daßeine Produktionsstockung im gegenwärtigen Augenblicke zu einemPreissturz in der Rohbaumwolle führen werde. Von anderenFabrikanten wird dies jedoch bestritten und der Befürchtung Ans-druck gegeben, daß eine Produktionsstockung bei dem jetzigen ge-ringen Warenvorrat der englischen Industrie dauernden Schadenzufügen und ihren deutschen Konkurrenten eine Vorzug-liche Gelegenheit geben werde, namentlich in Indien und Süd-amerika einzudringen. Die Zahl der von dem Konflikt unmittel-bar betroffenen Textilarbeiter beträgt 150 000.Verniilektes.Familiendrama.Aus bisher noch nicht aufgeklärten Ursachen versuchte inBollingen(Elsaß-Lothringen) die Frau des Bergmanns AndrAsich und ihre vier Kinder durch Messerstiche zutöten. Ein sechsjähriges Mädchen ist an den erhall«�.. Verletzungen gestorben, die Frau, ein achtjähriges und ein zwei-einhalbjährigcs Mädchen liegen an schweren Verletzungendanieder, während ein Mädchen von neun Jahren mit leichterenVerwundungen davon kam. Offenbar hat die Frau die entsetz-liche Tat im Zustande geistiger Störung begangen.Zur Affäre Hofrichter.Das Verhör mit Frau Hofrichter wurde Sonnabendvormiitagfortgesetzt. An eine Mitschuld glaubt man nicht. Dem WienerSicherheitsbureau ist aus Essen an derRuhr die Mitteilungzugekommen, ein seit 16. April in Haft befindlicher Chemiker, beidem Zyankali gefunden wurde, habe die Angabe gemacht, daß ereine Stange von diesem Zyankali seinerzeit Hof-richter übergeben habe» den er zufällig auf einer Reifekennen gelernt habe.Nach einer weiteren Meldung wurde Frau Hofrichter Sonn-abend abend aus dem Polizeigewahrsam entlassen, doch wird dieUntersuchung wegen dringenden Verdachts des Verbrechens derfalschen Zeugenaussage gegen sie fortgesetzt.Schwerer Automobilunfall.In der Nähe des Kölner Stadtwaldes fuhr am Sonnabendein von Aachen kommendes Automobil, das von vier Personen besetztwar, mit voller Wucht gegen einen Baum. Durch denAnprall wurden die Insassen herausgeschlendert; einer warsofort tot, zwei wurden schwer verletzt, der Führerdes Wagens erlitt leichtere Verletzungen. Das Automobilwurde vollständig zertrümmert.Ueberführung der Leiche Björnsons.Nach einer Meldung aus Kopenhagen kam der Sarg mitdem Leichnam BjörnsonS am Sonnabendvormittag auf demdortigen Bahnhofe an. Zu der Ankunft hatten sich die meistenMinister, viele NeichstagSabgeordnete und eine große Anzahl Ver-treter der Kunst und Wissenschast eingefunden. In feierlichem Zugewurde der Sarg durch die Straßen Kopenhagens nach dem Hafengeleitet, wo er durch ein norwegisches Panzerschiff i»Empfang genommen wurde, um in die norwegische Heimat über-geführt zu werden._Sonderbare Salutschüsse.Die Gadebuscher— so wird erzählt— wollten in dem BuZdrnckder Freude ihres Herzens über die glückliche Geburt des«rbgroß-herzogS hinter der Refidenz Schwerin nicht zurückstehen und auchihre 101 Kanonenschüsse zum Salut des allerhöchsten Stammhaltersverfeuern. Der KönigSschußmörser wurde also hervorgeholt, undSchuß auf Schuß donnerte über das patriotische Gadebusch dahin.Allein die Bedienungsmannschaft hatte die Ladungen wohl etwaskräftig bemessen— beim 93. Schuß war ihr plötzlich da»Pulver ausgegangen, und nun war Gadebusch in Not.Kein Körnchen Pulver war in der ganzen Stadtaufzutreiben. Der findige StadtmusikuS fand endlich einenAusweg. Er eilte mit der großen Pauke auf den Markt-platz, und mit acht mächtigen Schlägen auf dasKalbfell wurden die vorschriftsmäßigen Kanonen»schlüge vollzählig gemacht.Neue Jünger des Hauptmann von Köpenick.Jetzt hat der Hauptmann von Köpenick sogar in SardinienNachahmer gefunden. In Saasari stellten sich in der Nacht zum27. Mai ein Wachtmeister der Corabinieri mit einemGemeinen derselben Waffe und zweiJnfanteriefoldatendem Gutsbesitzer Pietro F e d e l i vor und erklärten, sie hätten beiihm eine Haussuchung vorzunehmen. Sie machten ihre Sachesehr gründlich und fanden in barem Gelde 1300 Lire vonNachdem sie ihrem Zweifel über die Rechtmäßigkeit dieses BesitzesAusdruck gegeben halten, beschlagnahmten sie die Summe, und dader Besitzer protestierte, stellten sie ihm eine regelrechteQuittung aus. Dann gingen sie ihrer Wege, besuchten denGutsbesitzer De Candia, beschlagnahmten 60 Lire,q u i t t i e r t e n und wurden nicht mehr gesehen. Am nächstenTage begaben sich beide Behaussuchten in das Wachtlokal und er-fuhren zu ihrem Schrecken, daß von den Behörden keinerlei HauS-fuchung veranlaßt worden war. Bis jetzt ist man den Schlau-meiern noch nicht auf der Spur.Kleine Notizen.Durch eine Gasexplosion wurde in EberSwalde der Gas-anstalsarbeiter Schumann schwer verletzt, ein anderer Arbeitererlitt leichtere Verletzungen. Die Explosion entstand bei der Ab-leuchtung undicht gewordener GaSröhren in einemRestaurant.Als Schwindler verhaftet wurde in Budapest der Gutsbesitzerund Sportsinann Julius B e t a f f y. Er wird beschuldigt, einen tmJrrenhause befindlichen Hauptmann um mehr als 300 000 Kronenbetrogen zu haben.Griisi» Vaugha», die Witwe deS verstorbenen KönigsLeopold von Belgien, wurde bei einer Ausfahrt von ihrerjüngsten Schwester Frau Adele A n f e l i mit einem Revolver be-droht. ES soll sich bei dem Attentat, das mit einer nicht geladenenWaffe vorgenommen wurde, um Gelderpressimg gebandelt haben.Singegangcne Drucklcbviftcn.Handbuch der sozialdemokratischen ParteUas« 1863—9109,bearbeitet von Wilhelm Schröder, komplett in 18 Licserungen a 80 Ps. zuje 32 Seiten. Verlag vo»(5. Birk u. Co. m. b. H., München. Soeben istdie 9. und 10. Lieserung erschienen. ES werden" darin behandelt: Land-tagSwahlbeteiligung— Lassalleancr(Sezession)—„Leipziger Volks-zeitung"— Löbtauer Prozek— Lokalsrage— Maiseier— Maisestzeitung— MajestätSbcleidlgungSparagraph— Massenstreik— Mecklenburg— Militarismus.