Auch die tut Dienste dcZ Kapitals krankgcwordenen Arbeits-brüder gedachten des Wcltfeiertages. So erfreuten uns die Genossenaus Beelitz i. Mark mit einem Telegramm, in dem sie zumWeltfeieriage ihre volle Sympathie ausdrückten. Die Patientenvon H o h c n e l s e bei R h e i n s b e r g i. Mark übersandten unsein Telegramm, in dem sie ihren Arbeitsbrüdcrn zum 1. Mai vonihrem Spaziergang brüderlichen Gruß entbieten und dem preu-ßischen Proletariat vollen Sieg im Wahlrechtskampf wünschen.Velten. An dem polizeilich genehmigten Festzug beteiligtensich über 1000 Personen. Im Anschluß daran fand eine Versamm-lung statt, in der Genosse 5iarl Liebknecht vor 1200 Zuhörernsprach. Auch abends fanden in drei Lokalen festliche Veranstal-tungen statt.Auch in Ketzin hatte die Polizei die Genehmigung für einenUmzug erteilt. Unter Vorantritt eines Musikchors bewegte sichder Zug durch die Stadt und mehrere umliegende Dörfer. Ueberallwurden die Teilnehmer von den Einwohnern lebhaft begrüßt.Nachmittags sprach Genosse Uth es-Berlin in einer stark bc-suchten Versammlung.Brandenburg. Vormittags machten die Gewerkschaften einenAusflug nach dem Neuen Krug. Es nahmen 12 OlK) Personen teil.Nachmittags hatte die Partei in drei Lokalen, im Volkshaus, imVolksgartcn und im Cafe Helgoland von der Partei Massen-Veranstaltungen arrangiert, die einen glänzenden Besuch aufwiesen.In den Parteivcrsammlungen der einzelnen Lokale feierten dieGenossen Redakteur K l ü tz- Rixdorf, Redakteur Karl Leid-Berlin und Parteisekretär Hermann M ü l l er- Berlin die Ae-dcutung des Tages.Rathenow. Die hiesigen Genossen begingen den Maitag durcheinen F e st z u g. Im Anschluß daran fand eine Versammlungunter freiem Himmel statt. Beteiligung etwa 40011 Personen.In Schwedt beteiligten sich an einem Morgenspaziergang zirka250 Personen. Bei der Rückkehr zur Stadt stellte sich dem Zugedie gesamte örtliche P v l i z e i gv wa lt in Stärke vonvier Mann entgegen. Die beabsichtigte Sprengung mißlang undunter allgemeiner Heiterkeit bewegte sich der Zug nach dem Ver-sammlungslokal, wo eine von zirka 400 Personen besuchte Ver-sammlung stattfand. Genosse Buhl-Berlin hielt das beifällig auf-genommene Referat.Schwicbus. 400 Personen beteiligten sich an der Veranstaltung.Genosse Grauer- Berlin fand mit seinen Ausführungen lebhaftenBeifall, die Berliner Resolution wurde einstimig angenommen.In Marwitz bei Velten sprach vor einer überfüllten Versamm-lung Genossin Agnes Fahren Wald. Die ersten 20 weib-l i ch e n Mitglieder wurden für die Partei gewonnen.Die Genossen in Heegermllhle veranstalteten am Morgen einenSpaziergang; nachmittags fand ein Umzug mit Musik durch dasDorf statt; im Anschluß daran sprach in einer gut besuchten Ver-sammlung Genosse S ch u l z- Berlin.Nheinsbcrg. Vormittags Ausflug, am Nachmittag öffentlicheVersammlung, in der Genosse N ü r n be r g- Berlin referierte.Die Genossen in Beelitz i. M. begingen das Maifest durch eineMittagsversammlung, in der Genosse G a i d a- Rixdorf unter leb-haftem Beifall sprach.In Rädnitz i. M. war von den Parteigenossen ein Festzug ge-plant. Der zuständige Amtsvorsteher hatte es aber nicht für not-wendig gehaltein, auf das Gesuch eineAntwortzu geben. Zirka300 Erwachsene und zahlreiche Kinder fanden sich am Nachmittagzu einem Waldfeste ein, das in einer Festrede des GenossenK u n z e- Rixdorf seinen Höhepunkt fand.Im Kreise Königsberg i. N.-M. war die Beteiligung stärkerals je zuvor. In Neu da mm sprach Genosse Hackelbusch-Berlin in überfülltem Saale.— In Kiistrin fand ein Ausmarschnach dem Stadtwald statt. Der Zug bewegte sich unter Führungder Arbeiterradfahrer und Vorantritt eines Musikkorps durch dieVorstadt nach dem Festplatz. Es waren wohl 1000 Personen imZuge. Die Festrede hielt der Kandidat des Kreises, GenosseB o r g m a n n.Kirchhai» N.-L. Genosse Büchner referierte bor über 400Besuchern, die seine Ausführungen mit lebhaftem Beifall auf-nahmen. Vormittags unternahmen etwa 200 Genoffen einen Aus-flug.—Gassen, N.-Lausitz. Frühmorgens unternahmen die Genossenbei starker Beteiligung einen Spaziergang, nachmittags fand einefestliche Veranstaltung statt, bei der Genosse Pause- Berlin dieFestrede hielt.Preuhen.Halle a. S. An einem Frühausflug beteiligten sich 2000 Per-sonen. Gegen Mittag fanden sieben Versammlungen statt, die7— 8000 Teilnehmer zählten. Nach Schluß derselben kam es an einerStelle zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, diemehrere Verhaftungen vornahm. Auch zwei Kompagnien Infanteriewaren bereitgehalten. Im Regierungsbezirk Merseburg fanden ins-gesamt 73 gutbesuchte Versammlungen statt. Fn sechs Städten wurdenpolizeilich genehmigte Umzüge veranstaltet, einige waren nachträglichverboten worden.Magdeburg. Statt des wieder verbotenen MaiumzugeS unter-nahmen die Genossen in Magdeburg einen Massenspaziergang inden städtischen Parkanlagen. Beim Rückweg durch die Stadt nachden Versammlungslokalen Luisenpark, in dessen Garten vier Rednersprechen sollten, nahm die Polizei verschiedene Absperrungen vor.Das gleiche geschah, als die Massen, etwa 12—15 000 PersonennachSchluß der Versammlung den Heimweg antraten. War vis dahin diePolizei verhältnismäßig ruhig gewesen, so wurde sie jetztnervös. Am Ulrichstor wurde niemand hindurchgelassen und dieMenge in die Glacisanlage abgedrängt. In der Wilhelm-straße zogen niehrere Schutzleute, berittene undnnberittene, blank, trieben eine Menge von etwa 300Personen vor sich her und hieben mit der Waffe in dieFliehenden ein. Auch an anderen Stellen zog die Polizeimehrfach blank, jedoch ist über ernstliche Verletzungen bisher nichtsbekannt geworden. In der inneren Stadt wurden noch längere Zeithindurch die Absperrungen aufrecht erhalten. Es scheint der Polizeidarum zu tun zu sein, unter allen Umständen eine Ansammlung derMaifeiernden in der Hauptstraße der Stadt, dem Breiten Wege, zuverhindern.Erfurt. Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung begingdie Erfurter Arbeiterschaft die Maifeier. Früh 7 Uhr wurde inniehreren Abteilungen ein Spaziergang durch die Stadt unternommen,bei dem die in außerordentlicher Zahl aufgebotene P o l i z e i mehr-fach störend eingriff, ohne daß es indessen danl der Dis-ziplin der Parteigenossen zu Zwischenfällen kam. Der Heimweg vondem außerhalb der Stadt gelegenen Ausflugslokal wurde gemeinsamangetreten. Ucbcr 3000 Personen waren daran beteiligt. Vor derStadt zerstreute sich aus Anordnung der Festleitung der Zug in voll-kommcncr Ordnung. Abends fand in den überfüllten Räumen de?„Tivoli" eine Versammlung statt, in der Redakteur Genosse D äsumigsprach. Irgendwelche besonderen Zwischenfälle kamen nicht vor.Görlitz. Trotz polizeilichen Verbots fand ein Umzug statt, andem sich mehrere tausend Personen beteiligten. Die Polizei be-gleitete den Zug, verhielt sich aber ruhig. Im Anschluß an denUmzug fand eine Versammlung unter freiem Himmel statt. Inzahlreichen Orten Niederschlesiens fanden gleichfalls Umzüge statt.Wcisswasscr. Für Weißwasser und Umgebung fand eine Mai«feierversammlmig unter freiem Hinimel in Keulahütte bei Muskaustatt. Besucherzahl zirka 2000. Kleine Reibereien mit der Gendarmerie,sonst alles ruhig verlaufen.Breslau. Die Vormittagsversammlung fand im Gewerkschafts-haus statt. Um einen Umzug in der Stadt zu verhindern, sperrtedie Polizei nach Schluß der Versammlung die benachbarten Straßennach dem Innern der Stadt ab, nachmittag zogen die Maifeierndenin Trupps nach Morgenau, wo sich ca. 15 000 Personen zusammen-fanden. Die Polizei ließ diesen Aufmarsch gewähren. Im Land-bezirk Breslau fanden 5 stark besuchte Feste statt.In Frankfurt a. M. fand nachmittags 3 Uhr eine Versammlungunter freiem Himmel im Stadtwald statt. Von drei Tribünensprachen vor ungefähr 20 000 Menschsn die Genossen Göller,Möller und Rudolph. Während und nach den Referaten zogenverantw. Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw-üimmer weitere Menschenmassen im Wald zum Mai fest, an demungezählte Tausende— 50 000 ist nicht zu hoch geschätzt— ins-gesamt teilgenommen haben. Die Polizei hatte unifassende Vor-kehrungen getroffen. Seit 11 Uhr morgen» waren die Schutzleutetruppenweise in der Stadt verteilt. Im Walde selbst warenuniformierte Schutzleute nicht zu sehen, dafür aber ein ganzes HeerKriminaler, die bis in die spätesten Abendstunden ausharrten. Inder Nähe de» Waldes, im Hippodrom, war eine starke AbteilungSchutzleute untergebracht, die eine event. Zugbildung verhindernsollten. Die Polizei bekam aber keine Arbeit.Wiesbaden. Die Maiversammlung fand unter freiem Himmelstatt. Etwa 3—4000 Teilnehmer marschierten in geschlossenem Zugenach dem Festplatz auf der Wiesbadener Warte.Hanau. Versammlung unter freiem Himmel, Besuch 12 000 Per-sonen. Nachmittags beteiligten sich am Festzuge 5—6000 Personen.Im Wahlkreise Hanau fanden 22 große Versammlungen statt. InGelnhausen fand ebenfalls ein Festzug statt, auch in Fechenheim.Königsberg. Die Maifeier litt unter der Ungunst der Witte-rung, es war kalt, dazu herrschte ein rauher Wind, am frühenAbend fiel auch ein leichter Regen. Trotzdem nahmen an der Mai-feier zirka 8000—10 000 Personen teil. Zwei Versammlungen tagtenim Parteietablissement Ludwigslust unter freiem Himmel, Rednerwaren die Genossen Hugo Haase und Koenen. Die Versammlungenmußten am Nachmittag abgehalten werden, da der Polizei-Präsident deren Abhaltung am Vormittag aus„religiösen"Gründen verboten halte. Ebenso fand der geplante Um-z u g durch die Stadt nicht die Genehmigung der zu-ständigen Behörden, die öffentliche Ruhe und Sicherheit solltegefährdet sein. In der Nacht zum 1. Mai tobte aber im Zentrumder Stadt die akademische Jugend. So wurde in feucht-fröhlicher Alkoholstimmung von„diesen" Tägern der Zukunft, derWonnemonat begrüßt. Musikkapellen ließen auf offener Straße ihreWeisen erklinge», dazu gröhlte man die sogenannten Burschenlieder,indem die einzelnen Verbindungen, deren Mitglieder teilweise inWichs waren, mit leuibtenden Lampions durch die Anlagen desSchloßteiches und über die öffentlichen Plätze zogen. Natürlich gabes unzählige Gaffer, die den Skandal mitmachten, aber hierwar weder die öffentliche Ruhe, noch die bürger-liche Sicherheit in Gefahr, dort, wo der m eisteLärm war. war auch nicht ein Schutzmann zu sehen.Dagegen war am Weltfeiertag, den sich die„Kanaille" gegeben,Königsberg unter Waffen.Dänzig. Die Danziger Polizei hatte zur Maidemonstration ihrebesonderen Vorbereitungen getroffen. Den beantragten Umzughatte sie ebenso wie die Versammlung unter freie inHimmel verboten. Der Verlag der freisinnigen„DanzigerZeitung" hatte es als Pächter der städtischen Plakatsäulen abgelehnt,ein hübsches Maiplakat anzukleben, weil— der Kopf rot gedrucktwar. Trotz des wenig günstigen Wetters waren denn auch wiederunheimliche Polizeimassen mobil gemacht worden. Vom Langen-markt durften die Demonstranten durch die Langgasse noch unbe-hclligt abziehen. Am Langgasser Tor sperrten jedoch Polizeiietten dengesamten Verkehr über den Kohlenmarkt. Ebenso ging es denGenossen, die von der Altstadt kamen. Eine Anzahl Arbeiterturnerwurden unter reichlichen polizeilichen Liebenswürdigkeiten sistiert,weil sie in ihrer kleidsamen Turntracht, weißer Anzug mit fast ganzverdeckter roter Schärpe, spazieren gingen. In der völlig überfülltenVersammlung im.Bürgergarten" in Schidlitz referierte GenosseB a r t e l.Stettin. Aus 13 Versammlungen strömten nach Schluß zirka13 000—15 000 Menschen nach einer Waldlichtung im Stetliner Haffund demonstrierten dortsclbst mehrere Stunden. Die Polizei ließAn« und Abmarsch ruhig gewähren. Sie hatte früh morgens um6 Uhr schon eine Demonstration im Innern der Stadt, aber ver-geblich erwartet.Kiel. Demonstration auf der Waldwiese. Besucherzahl zirka15 000.Harburg(Elbe). Die Morgenversammlung unter freiem Himmelwar trotz schlechten Wetters von über 2000 Personen besucht.Elmshorn. Morgenkonzert: Beteiligung 500 Personen. Nach-mittags Ausmarsch: Beteiligung zirka 3000 Personen, Die Festredehielt Genosse Krause. An der Nachmittags- und Abcnddemonstrationbeteiligten sich 3000 Personen.Hannover. Die Arbeiterschaft Hannovers traf sich vormittagsbei der Herrenhäuser Allee, um sich von dort aus im Zuge, derauf zirka 25000 Personen angewachsen Ivar, nach denfünf Versammlungslokalen zu begeben, die natürlicherweise alleüberfüllt waren. Die Nachmittagsdemonstration litt sehr unterstarkem Regen, der einen Aufenthalt im Freien unmöglich machte.Die Abendkommerse fanden in sieben Lokalen statt.Bernburg. 2 000 Personen beteiligten sich am Ausflug nachNienburg. Morgens 11 Uhr Versammlung unter freiemHimmel, besucht von 30 0 0 Personen. LandtagsabgeordneterVoigt-Bernburg referierte. Die Versammlung gestaltete sichzu einer wuchtigen Wahlrechtsdemonstration. Abends Kommerse,in Bernburg und Nienburg überfüllt.In SanderSlcben nahmen 300 Personen an der Maifeier teil.Landtagsabgeordneter Voigt-Bernburg sprach über unsereMai- und Wahlrechtsforderungen.Oestliches Westfalen. In Herford waren 800 Personen ver-sammelt, in Enger 500, in Bünde 450, in Minden 350, in Rehme250, in Salzuflen 300, in Lemgo 250. In weiteren 10 Orten fandengutbesuchte Versammlungen und der Würde des TageS entsprechendeFeiern statt.Wilhelmshaven. In Rüstringen bei Wilhelmshaven versammeltensich früh zirka 3000 Personen zu einer Versammlung. Sie gingendann gemeinsam durch Wilhelmsbaven nach Bant und hielten aufdem Marktplatz eine öffentliche DcmonstrationSversammlung ab. DieOldenburger Polizei verhielt sich passiv, dagegen verwehrte diepreußische Polizei in Wilhelmshaven den Teilnehmem den Durch-gang durch die Hauptstraßen.Köln a. Rh. Nachmittags fanden unter freiem Himmel Ver-sammlungen statt, an denen 15 000 Personen teilnahmen. Ein un-geheueres Schutzmannsaufgebot verhinderte den Spaziergang. Abendsfanden zehn massenhaft besuchte Feiern statt.Düsseldorf. Hierselbst fand eine Versammlung unter freiemHimmel statt, an der 15 000 Personen teilnahmen, trotz strömendenRegen«.Dortmund. Trotz des Verbots des Festzuges fand eine De-monstration statt, wie sie Dortmund noch nicht gesehen. Um l/i3 Uhrsammelten sich in den Hauptstraßen der Stadt 40—50 000 Menschen.Die Polizei hatte sich ebenfalls in Mengen eingefunden, namentlichan den Zugangsstraßen zur Stadt, verhielt sich aber in der Haupt-fache zurückhaltend. Der Vorbeimarsch dauerte etwa, t Stunde.An der Hobertsburg an der Festwiese fand eine große Versammlungunter freiem Himmel statt, es wurde von mehreren Tribünen ge-sprachen.Duisburg. In der Mittagsstunde fanden 7 Versammlungen statt,die überall stark besucht waren. Etwa 5000 Personen versammeltensich am Nachmittag zu einem Ausflug in die Umgebung. Etwa5000 Personen waren anwesend.Solingen. Trotz schlechter Witterung waren 10000 bis12000 De monstranten unter freiem Himmel versammelt.Von zwei Tribünen wurde gesprochen. Vor und nach der Ver-sammlung fanden Straßendemonstrationen statt; die Polizei be-nahm sich sehr zurückhaltend. Im oberen Kreise Solingen warenauf Bäumen und Schornsteinen 40 bis 50 rote Fahnen angebracht.Die Abendfeste in zehn Orten waren total überfüllt.Essen. Die Maifeier wurde begangen durch einen Ausflug desganzen Kreises nach dem drei Stunden entfernten Werden. 80000Personen beteiligten sich an dem Zuge. Die Essener Polizei warwieder massenhaft aufgeboten, sperrte abends ganz unnötigerweisedie Straßen in der Stadt ab und nahm eine Menge Verhaftungenvor. von denen wie gewöhnlich Bürgerliche betroffen wurden, diemit der Maidemonstration nichts zu tun hatten. Der Berichterstatterdes„Berliner Tageblatt" wurde auch verhaftet und, wie er seinemBlatte schreibt, nur deshalb, weil er eine kritische Bemerkung dar-über machte, daß ein Zivilist, wie sich später herausstellte, einlt. Glocke, Berlin, Druck u, Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanftall ffKriniinalbeamter, einen flüchtenden, gutgekleideten Bürger am Kragennahm und durch berittene Schutzleute wegbringen ließ.Bochum. Die Maifeier für den Bezirk Witten wurde um 8 Uhrmorgens mit einem Frühkonzert eingeleitet, nach dem Konzert fandein Ausflug nach den städtischen Anlagen statt. Um 3'/z Uhr Festrede; daran schloß sich Konzert und Ball. Etwa 3000 Personennahmen an der Versammlung teil, die Polizei verhielt fick, reserviert.In Bochum fand eine Versammlung aus dem Schützenfcff statt, Beteiligung 3000 Personen.In Hagen, wo der freisinnige Oberbürgermeister Cuno jedeStraßendemoustration am 1. Mai verboten hatte, nahm der Protestder Arbeiter'chaft besondere Formen an. 12 rote Fahnen mit In-sckiriften wehten am frühen Morgen von den Höhen herab. Von9 Uhr morgens ab war derBelagerungszustand ver-hängt. Die Polizei hatte von auswärts Beamten zur Verstärkungzugezogen. Jeder uniformierte Schutzmann hatteeinenBeamteninZivilals Begleiter. Die Maiseier gestaltete sich zu einem Protest gegen denFreisinn und gegen das Verbot des Spazierganges. Den Teil-nehmern, die wegen Ueberfüllung die Versammlungen nicht be-suchen konnten, wurde der Rückzug durch die Polizei abgesperrt. Eskam zu einer großen Straßendemonstration. Die Polizei sperrtedie Straßen und den Marktplatz ab. Viele Verhaftungen erfolgten,unter anderem wurde der Redakteur Genosse Liebig von der Elber-selber„Freien Presse" verhaftet. Bis 5 Uhr abends ist kein Blut-vergießen gemeldet.Gclscnkirchen. In Gelsenkirchen und den umliegenden Ortenfanden Morgenausflüge statt, die sich reger Teilnahme erfreuten.Die Mittagsversammlungen und die Nachmittagsfeste warenüberfüllt.Recklinghauscn. Am Morgen ein Ausflug unter Beteiligungaus dem ganzen Kreise, zirka 3000 Personen. Die Polizei verhieltsich ruhig, obwohl sie massenhaft zur Stelle war und die innereStadt Essen absperrte.Hattingen. Maifeier unter freiem Himmel, Beteiligung zirka4000 Personen.Bielefeld. Der genehmigte Morgenfesizug fand unter Musik-begleitung und Beteiligung von zirka 9— 10 000 Personen nach Brack-wede statt. Nachmittags fanden in neun Lokalen der Stadt und Um-gegend entsprechende Feiern statt.In Herford fanden vornnttagS vier überfüllte Versammlungenstatt und nachmittags eine Festveranstaltung. Gleiche Feiern fandenunter starker Beteiligung in 18 Orten und Städten des östlichen West-falens und der beiden Lippe statt.Die Hansastädte.Die Feier in Hamburg gestaltete sich, wie das nicht anders zuerwarten war, zu einer machtvollen Kundgebung des Proletariats.Obwohl der launische Wettergott abwechselnd Hagel, Regen und— inden ersten Nachmittagsstunden allerdings nur knapp bemessen—Sonnenschein zur Erde niederschickle, hatten sich um 1 Uhr mittagsriesige Menschenmassen in den zur Aufstellung des Festzuges frei«gegebenen Straßen eingefunden. Um l1/« Uhr setzte sich, an der Spitzeunsere ehrwürdige rote Parteifahne, der aus 53 Abteilungen be-stehende Zug, in dem wir 13 Musikkorps und über 200 Fahnen undBanner bemerkten, unter den Klängen:„Auf, Sozialisten, schließt dieReihen!" in Bewegung und marschierte hinaus nach den großen Garten-lokalen Mühlenkamp und Schützenhof. Der Vorbeimarsch dauerteüber 3 l/g S t u» d e n. Die Massen dieser ans mindestens dreikriegsstarken Korps bestehenden roten Armee zu zählen, war un-möglich. Rechts und links von den Straßen, die der Zug passierte,standen wohl über 100 000 Menschen; tausende eilten dem Zugevoraus, um sich ein Plätzchen zu sichern; der größte Teil derHamburger Bevölker ring war auf den Bein.en. Inden Lokalen hielten die Genossen Reichstagsabgeordneter W. Metzger,Förster und Saalfeld kernige Ansprachen, die in brausenden Hochsaus die internationale Sozialdemokratie ausklangen. Da die Lokaleauch nicht annähernd die Massen zu fassen vermochten, schwenktenZehntausende nach dem zur preußischen Gemeinde Steilshoop ge-hörenden„Forsthof", den in geschlossenem Zuge zu betrtten der umPreußens Sicherheit bedachte vorsichtige Amtsvorstehcr in Poppen»büttel bekanntlich verboten hatte. Es dürften wohl nur wenigeArbeiter Hamburgs gefehlt haben.In Bremen nahm die Feier einen würdigen und imposantenVerlans. Aus der großen Wiese beim Schützenhose, wo seit Jahrendas Gewerkschaftsfest begangen wird, fand morgens eine Versamm-lung unter freiem Himmel statt; von vier Tribünen herab erfolgtenanfeuernde halbstündige Ansprachen an die dichtgedrängte Menge.Zu gleicher Zeil schlössen die Redner mit einem begeistert auf»genommenen Hoch auf das allgemeine, gleiche, direkte und geheimeWahlrecht. Dann formierte sich der von der Polizei genehmigteDemonstrationszug, an dem w o h l an die 15 000 Personenbeiderlei Geschlechts teilnahmen. Es ging durch ver-schiedene Straßen der Stadt zu dem im jungfräulichen Grünprangenden Bürgerpark, wo sich der Zug, dessen Vorbeimarsch fasteine Stunde währte, allmählich auflöste. Im Zuge erblickte mandie alte Parteisahne und die Embleme und Fahnen der GeWerk«schoflen, die sich alle an der Demonstration beteiligten.Lübeck. An der Morgenveranstaltung beteiligten sich 8000, amNachmittagsfestzug 11000 Personen. Im benachbarten Stöckels»d o r f und in Eutin fanden Versammlungen statt, die den Ver«Hältnissen nach gut besucht waren. Nirgends waren Störungen,Thüringen.Weimar. Am Vormittag fand ein Ausflug nach dem benach-Karten Ehringsdorf statt. Am Nachmittag bewegte sich ein Fest-z u g, an dem sich rund 1000 Personen beteiligten, durch die Haupt-straßen der Residenz, ohne daß die öffentliche Ordnung eine Störungerfahren. Die Festrede im Garten des Volkshauses hielt GenosseB aud ert. Da dieser Teil des Festes als öffentliche Versammlunggalt, mußte auf Anweisung deS Ueberwachenden Genosse Baudertseine Rede unterbrechen, um aus die gesetzlichen Bestimmungenbetreffs der Jugendlichen hinzuweisen, so daß selbst die Kinderden Garten verlassen mußten. Am Abend Unterhaltung und Ball.Eisenach. Die Maifeier ist unter starker Beteiligung gut ver-laufen. Das Programm war folgende?: Vormittags von ll— 12UhrVolksversammlung im„Engel". Nachmittags Umzug. Beteiligungüber 2000 Personen. Darauf in sämtlichen Lokalen deS„Tivoli"Konzert. Der Reichstagsabgeordnete Leber hielt in der Vormittags-Versammlung die Festtede. Die Versammelten gaben ihr Einverständnismit dem Referenten durch stürmischen Beifall kund.Saalfcld. Der Nachmittagsfestzug durch die Stadt zählte900 Teilnehmer. Auf dem Festplatze sammelten sich 2800 Per-sonen an.Gcra-Reuß. Vormittags fanden drei Versammlungen statt, andenen zirka 3500 Personen teilnahmen. In sechs Nachmittags-Versammlungen wurden 14 000 Teilnehmer geschätzt.Greiz. Der Umzug zählte 1200 Personen, die Versammlung1600 Teilnehmer.Mühlhausen(Thüringen), vormittags fand ein Ausflug mit1500 Teilnehmen, statt. Nachmittagsversammlungen waren über-füllt. Die Polizei verhielt sich zurückhaltend, obgleich die Versamm-lungcn nicht genehmigt waren.Langensalza. Hier hatte der Magistrat den städtischen Schützen«platz für eine Versammlung unter freiem Himmel hergegeben. DieVersammlung war von ca. 800 Personen besucht.Gotha. Der Maifestzug, der nachmittags durch die Hauptstraßender Stadt zog. umfaßte zirka 2000 Personen. Anschließend war eineVersammlung im.Volkshausgarten". Der Umzug machte großenEindruck, da seit Jahren Umzüge nicht stattfanden. Zwei Fabrikenmit zusammen 700 Arbeitern haben ihrem Personal den Bcsucb derMaivcranstaltungen verboten. Die Arbeiter befolgten leider größten-teils dieses schimpfliche Verbot.Sachsen-Altenburg. Die Maifeier bestand hier in einem nichtgenehmigten Umzug, an dem 401)0 Personen teilnahmen. In zahl-reichen Orten des Herzogtums Sachsen-Altenburg fanden Vera»»staltungen statt, die zumeist sehr gut besucht waren.(Schluß in der 1. Beilage.)auISinger LeCo., Berlin L�V, Hierzu 4 Beilagen u.UntvhaltungSbl,