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Nr. 102. 27. Jahrgang. 4. Knltzt des Lmiick" Knlim ZcksM Dienstag, 3. Mai 19l0. partei- Hngelegenbeiten« Zur Lokalliste. Auf wiederholte Anfragen sowie für die Besucher der Friedhöfe in Ahrensfelde <Nieder-Barnim> teilen wir mit, dah uns dortfelbst nur die Lokale Heinrich Löser, am Bahnhof. und Julius Schneider, am Ostfriedhof, zur Verfügung stehen. Alle anderen Lokale sind streng zu meiden. Die Lokalkommisston. Zweiter Wahlkreis. Heute Dienstag findet die Fortsetzung der Vortrüge de« Genossen Grunewald statt, und zwar bei Habel, Bergmannstr. 7/9. Ansang pünktlich 8'/, Uhr. Die Teilnehmer werden gebeten, pünktlich zu erscheinen. Legitimation mitbringen l Der Borstand. Mariendorf . Am Mittwoch, den 4. Mai, abends gl/, Uhr, findet bei Preust, Kurfürstenstratze, eine öffeniliche Versammlung statt. Tagesordnung: Die Bedeutung der Konsumaenossenschastsbewegung für die arbeiiende Bevölkerung. Referent: M. Barth-Berlin . Freie Aussprache. Die Parleigenossen werden ersucht, für diese Bersamm» luitg rege Propaganda zu machen. Grünau . Eine Herrenpartie in unseren AgilationSbezirk unter- nimim am HimmelfahrtStage der Arbeiter-Gesangverein. Da die �ortie zugleich der Agitation dienen soll, werden die Genossen ersucht, sich auzuschliefzen. Abfahrt 8. Uhr Bahnhof Grünau . Potsdam . Die dieSinonailiche Wahlvereinsversammlung fällt a u S. Der gnhlabend findet am Mittwoch, den!8. Mai. in den Bezirkslokalen statt._ Der Vorstand. Berliner JVacbricbteiio Die Baumblüte in Werder hat in den lefeten Tagen Zehntausends von Berliner AuS- flüglern nach dem schönen Havclstädtchen gelockt. Hatte die Ende vorvoriger Woche herrschende kühle Witterung die Blüte auch etwas beeinträchtigt, so war doch ein Werderbesuch für den, der sich ihn leisten kann, noch lohnend genug. Natürlich darf man sich nicht darauf beschränken, etwa sofort einzu- kehren und von den verschiedensten Sorten Fruchtweinen zu kosten; wer das tut. hat wohl bald einen gehörigen Zacken sitzen, aber von der Baumblüte hat er verteufelt wenig ge- sehen. Man muß schon die Wege kennen, die durch die Blütenwälder führen, um auch einen wirklichen Genufc von einem Werderbesuch zu haben. Die mit Obst angebaute Fläche beträgt etwa 23000 Morgen und wer den hinter der Bismarckshöhe belegenen Galgenberg entlang geht, bekommt erst einen Begriff von dem Umfang der Obstanlagen Werders und seiner Umgebung. Auch die Höhen gewähren einen gewaltigen Fernblick. Jeder, der sich an dem Blütenzauber WcrderS er- freut, wird erstaunt sein darüber, daß der Brandenburger Sand noch eine solche Vegetation hervorbringt. In den letzten Jahren hat die Fahrt zur Baumblüte nach Werder immer mehr zugenommen. Die Eisenbahnver tvaltung muß Extrazüge einlegen, um alle Menschen zu befördern. Für die Geschäftswelt in Werder bedeutet dieser Massenbesuch einen wahren Goldregen. Natürlich fahren manche Gesellschaften nicht so sehr der Blüte halber als deS Vergnügens wegen nach Werder. Und wer einmal beobachtet hat, in welcher Verfassung die meisten Werderbesucher wieder heimkehren, kann recht tntereffante Studien machen. Wir blaues Blut entsteht. Charakteristische Bilder aus dem Pnrasitenwm der Terraim spekulation zeigt ein Artikel in der WochenschriftDie Bau weit", aus dem man wieder einmal ersehen kann, wie kleine Schollenbesitzer, wenn sie Glück haben und gerissen sind, Millionen einsacken können, um dann wurmstichige Adels geschlechtcr aufzufrischen oder gar neue zu gründen. Damit erleidet auch die fromme alte Mär, daß man durchFleiß und Sparsamkeit" wohlhabend wird, einen argen Stoß, gleichzeitig lernt man auch den Prozeß kennen, wie durch Geld gemeines roieS Blut in edles blaueS verwandelt wird. Der Schreiber des Artikels bekennt sich zu dem charakteristischen Ausspruch: So wie sie(die Genannten) eS hier(in Berlin ) zu Geld ge bracht haben und den Adel erlangten oder doch anstrebten, laufen sie auf dem Lande Rittergüter, stiften Fideikommisse und werdenSchloßgesessene". Dafür, heißt es weiter, sei gerade die freiherrliche Familie von Griebenow typisch, der ein simpler Büchsenmacher war und mit einer Bauern- tochter 800 Morgen wüsten Landes auf dem Weddtng und ein Gehöft vor dem Schönhauser Tor erbte. Er wurde der erste wirkliche und großzügige Terratnspekulant in Berlin . brachte eS zu einem Rtesenvermögen, kam in den AdelS- und seine Nachkommen sogar in den Freiherrnstand. Aehnlich ging es mit den Millionenbauern von Schöneberg I Mette, Hewald, Richnow und Beegemann. An Stelle des heutigen Jostyschen EafSs am Potsdamer Platz breitete sich 1825 noch eine grüne Wiese aus, deren Verkauf eine f i e g e(!). ein S ch n a p S f r ü h st ü ck und 25 T a l e r ein- rächte. Später brachte der Platz Millionen und Adelstitel den glücklichen Verkäufern. Der Verfasser zählt nun eine ganze Reihe erlauchter Gel schlechter auf. die durch solche Art- entweder gepftopst oder neu entstanden sind, so daß man sich fragen muß. wo denn über- Haupt noch derUradel" sitzt. Und dieseEdlen", die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern und namenloses Elend verschuldeten, sind heute unenttvegte Stützen von Thron und Altar. _ Die Rieselfeldarbeiter der Stadt Berlin beschäftigten sich in den letzten Tageo in mehreren Versammlungen mit dem Resultat ihrer Lohnbewegung. DaS Ergebnis ist, wie bei allen übrigen städtischen Arbeitern, die glatte Ablehnung aller Forderungen. In der Versammlungen wurden vefonderS die Rechenkunststücke des SiadtkämmererS Steininger einer Kritik unterzogen. Hatte doch der Herr Kämmerer in der Stadtverordnetenjitzung am 23. März frank und frei behauptet, der Jahresverdienst der Hofleut« fei im letzten Jahrzehnt von 1109 auf 1900 M. gestiegen. Diese Behaupt- lung trägt den Stempel der Unwahrheit an der Stirn. Kaum 600 M. beträgt das Durchschnittseinkommen dieser Arbeiter. Neben einem Deputat, das mit 300 M. genügend bewertet ist, erhalten die Arbeiter im Winter einen Tagelohn von 1,29 M., im Sommer 4.50 M. Die Sommerlöhne sind seit 20 Jahren nicht mehr erhöht worden. Es liegen Jahresrechnungen bor mit einer Einkommensumme von 750 M. Ein Arbeiter, der einen großen Teil der Sonntage mitgearbeitet hat, kommt ausnahsweise auf 953 M. Dabei find die Klagen über mangelhaftes Deputat all- gemein. So sind die Kartoffeln vielfach derart, daß sie nur als Biehfutter verwandt werden können. Als Brennholz giebt es eine Fuhre Reisig, bestehend aus dem Wasserhalz der Obstbäume. Die Ausführungen des Kämmerers wurden in den Versammlungen durch diese Tatsachen absurdum geführt. Aehnlich schlecht liegen die Verhältnifie bei den Nieselwärtern. Diese Arbc-.ter erhalten für die ILstündige Schicht L,75 nach 10 Jahren 3.25 M. Ver- gegenwärtigt man sich, dah die Vororte in ihren verhältnisien. WohnungSmiete, Lebensmittelpreise, sich mehr und mehr Berlin nähern, so muß eine derartige Entlohnung als völlig unzureichend bezeichnet werden. Dabei sind die Rieselfeldarbeiter von-den so- genannten WohlfahrtSeinrichtungen ausgeschloffen. Sie erhalten z. B. keinen Sommerurlaub. ES wird da gesagt, sie wären immer infrischer Luft". Diese Angaben sind unhaltbar, pestilenMirtig stinkt eS beim Rieseln der Felder. Mit der Auszahlung der Diffe- renz zwischen Lohn und Krankengeld wird auch nicht nach Depu- tationsbeschluß gehandelt. Ein Administrator zahlt auS, der andere verweigert,«der zahlt erst nach langem Hinundherverhandeln. In den Versammlungen kam allerorts eine starke Empörung über diese Dinge zum Ausdruck. Einstimmig gelangte die nachstehende Resolution zur Annahme:Die zahlreich versammelten Drainage. arbeit«. Rieselwärter, Arbeiterinnen und Arbeiter der städtischen Rieselgüter protestieren auf daS schärfste gegen die Ablehnung ihrer bescheiocnen Anträge auf Verbesserung ihrer Verhältnisse. Die Behauptungen des Herrn StadtkämmererS Steininger, das Einkommen der Hofleutc fei in 10 Jahren von 1100 auf 1900 M. gestiegen, sind völlig aus der Luft gegriffen. Festzustellen ist. daß ihr normales Einkommen nirgends 800 M. übersteigt, und daß in einigen Fällen seit 20 Jahren keine Erhöhung der Löhne erfolgt ist. Die versammelten erwarten, daß bei der zum 1. Mai ange- kundigten Lohnerhöhung daS Personal der Rieselgüter in weitestem Maße berücksichtigt wird. In der Erkenntnis, daß die rückständige Lage der Rieselfeldarbeiter ihren Hauptgrund im Fernbleiben der Arbeiter von der Organisatian hat. verpflichten sie sich. Mann für Mann dem verbände der Gemeinde- und StaatSarbeiter beizu treten und für dessen weiter« Ausbreitung Sorge zu tragen. Das Senefelderdenkmal am Treffpunkt der Schönhauser Allee und der Weißenburger Straße, wo jetzt die Arbeiten zum Bau eines neuen Untergrundbahnhofes begonnen haben, hatte vor einer Reihe von Jahren bedenkliche Risse aufzuweisen, so daß der ziemlich große Sockel mit der sitzenden Figur SenefelderS, des Erfinders der Lithographie, sich senkte. Es wird deshalb aus unserem Leserkreise darauf aufmerksam gemacht, daß durch die unvermeidlichen Er- stbütterungen beim unterirdischen BahnbäfSbau das schöne Denkmal abermals leiden könnte. Besondere Schutzmaßregel» sind bis jetzt nicht getroffen. Da» dürft« aber doch wohl nötig sei», W das Denk mal sogar innerhalb deS Bauzaunes liegt. Die AbHolzungen auf dem Senefelder Platz sind«ingestellt worden, nachdem wir gegen diese Rücksichtslosigkeit protestiert hatten. Die wenigen noch stehenden Bäume hat man zum Schutz mit H»lzverfchalungen umkleidet. Dagegen ist die schöne Prome- nade der Schönhauser Allee vom Senefeloer Platz bis zur Wörther Straße vollständig wegrastert. Auch nicht ein einziger Baum oder Strauch steht hier mehr. Hoffentlich bleibt wenigstens der Prome> nadenweg hinter der Wörther«trahe von einer gleichartig rücksichts­losen und wohl nicht unbedingt notwendiger Zerstörungswut ver« schont._ Wie die Polizei gerichtet. Unter der Ueberschrist:Eine Massenfestnahme von Hungrigen" brachten wir in unserer Nummer vom 24. April eine Notiz, die sich auf den Poltzeibericht stützte und knüpften daran einige kritische Bemerkungen. Der Polizeibericht lautet« wörtlich .Mittag« gegen 1 Uhr betraten etwa dreißig Männer den Hausflur des Nikola uS-Stift». Boxhagener Straße 43, und bettelten dort um Essen . Da sie sich durch ihr unverschämte» Wesen außerordentlich l ä st i g machten, ließ die Oberin des StiftS einen Schutzmann rufen, der mit Unterstützung eine? Kollegen vierundzwan. zig von ihnen festnahm und sie zur Wache deS 80. Poli- zeirevierS führte. Zwei von ihnen konnten, da sie Wohnung haben, entlassen Wersen; die übrigen wurden dem Polizeipräfi- dium zugeführt." Wie aus einer Zuschrift der Oberin deS NikolauS-StiftS an uns hervorgeht, nimmt eS der Polizetbericht mit der Wahrheit nicht genau. Die Oberin ersucht unS um folgende Berichtigung: ES ist nicht walir, baß die Oberin des St. NikolauS-StiftS eine» Schuvmann rufen ließ? vielmehr wurde die Oberin seitens des zuständigen Polizeireviers an das Telephon gerufen und um Auskunft ersucht, auS welcher Veranlassung sie den Bettlern Mittagessen gebe. Auf die Erwiderung, daß eS aus Men» schenpflicht und der als Ordensregel geltenden Uebung der Barmherzigkeit geschehe, wurde das Ge» spräch abgebrochen. Kurz darauf erschienen dann 2 Polizei» beamte, die sämtliche Personen zur Wache brachten. Die Maß- nähme der Polizei ist aber auf Beschwerde von Anwohnern und nicht auf deren eigene Initiative und ebensowenig auf das An- suchen der Oberin deS St. Nikolausstifts erfolgt. Letzteres ist wohl schon deshalb ausgeschlossen, weil bereits den ganzen ver- gangencn Winter täglich zirka 50 Personen mittags ihre warme Suppe erhielten. Im übrigen haben sich die Notleidenben und Elenden, abgesehen von wenigen Ausnahmen nie durch unverschämte? Wesen liistig gemacht, sodaß trotz der sehr be- schränkten Mittel des Stifts«n der täglichen Speisung der Ar- men nach Möglichkeit festgehalten wurde." Die vorstehend abgeoruckte Zuschrift der Oberin deS Nikolaus- stiftS sagt so ziemlich das Gegenteil dessen, was die Polizei be­richtet hat. Der Polizeibericht hat danach in den wesentlichsten Punkten die Unwahrheit behauptet. Unwahr ist die polizeiliche Behauptung, daß die Oberin die Polizei habe rufen lassen. Unwahr ist, daß die Leute gebettelt haben, denn wie die Oberin sagt, ver- teilt da» Stift schon immer Essen an Hungrige. Unwahr ist nach dem Schreiben der Oberin die polizeiliche Behauptung, daß die Armen sich unverschämt benommen oder sich lästig gemocht hätten. Damit wird ab« die polizeiliche Berichterstattung in einer so krassen Weise beleuchtet, daß jeder weit«« Kommentar mir ab­schwächend wirken würde. Selbstverständlich trifft nach d« oben wiedergegebenen Dar- legung der Oberin de? NtkolauSstiftS die letztere nicht der geringste Vorwurf, sondern ihre Hochherzigkeit soll gern anerkannt werden. Daß eine falsche Meinung entstehen konnte, ist lediglich Schuld d« Polizei._ Soll da»warme Herz" sich«ich« mehr amüsieren dürfen? Ueb«moderne Armenfürsorge" unterhielt man sich am Freitag imErziehungS- und Fürsorgeverein für geistig zurückgebliebene Kinder". Referent war Herr Dr. A. Levy, der die von derDeutschen Gesellschaft für ethische Kultur"«ingerichtete Auskunftsstelle für Wohlfahrtspflege leitet und der Armendirektion Berlins als Bürgerdeputierter angehört. Levy erörterte dreiPro- grammpunkte", die et als wichtig bezeichnete: Die Herstellung einer engeren Beziehung zwischen den verschiedenen Wohlfahrtseinrich- tungen und Fürsorgcbestrebungen, eine fachgemäße Ausbildung von beruflichen Pflegern, ein einwandfreies Verfahren bei Be» schaffung der Geldmittel. Seine Ausführungen üb« den dritten Punkt regten eine Diskusston an, weil er an die Ver- anstalter jener sattsam bekannten Wohltätigkeitsamüse- mentS. ohne die angeblich daswarme Herz" der Wohlhabenden sich die milden Spenden nicht abringen läßt, eine scharfe Absage ge- richtet hatte. Der genannte ErziehungS- und Fürsorgeverein ge- hört zu den wenigen Bereinigungen, die beizeiten mit diesen Lock- Mitteln d« Geldbeschaffung gebrochen hatte. In d« Diskussion wurde die Meinung ausgesprochen, dgß wahrscheinlich in der nächsten Zeit die Schwärmerei für Wohltätigkeitsfeste ohnedies nach- lassen werde. Es wurde angedeutet, daßan sehr hoher Stelle" sich eine Abneigung gegen derartige Veranstaltun- gen bemerkbar gemacht habe. Hiernach sei zu erwarten und zu hoffen, daß ein von dort gegebener Wink seinen Einfluß auf die wohlhabenden GesellschaftLschichten ausüben und zu einer Minde- rung der Wohltätigkettsfeste führen werde. Man sieht, was alles der Mode unterworfen ist, und wie sie auch hier nach Wunsch wechselt, sobald tonangebende Persönlichkeiten merken lassen, daß die bisherige Mode ihnen zuwider geworden ist. Unter uns gesagt: es ist schmachvoll, daß es zu dieser Wandlung erst eines Winkes von oben" bedarf, schmachvoll, daß die besitzende Klasse nicht aus eigenem Antriebe längst davon zurückgekommen ist, für ihre Bettelpfennige ein Amüsement als Gegenleistung zu fordern. Warten wir übrigens ab, obs überhaupt wahr ist. daßvon oben gewinkt" werden soll._ Eine KindrSleiche wurde auf dem Friedhofe der DankeS-Ge- meinde zwischen den Gräbern gefunden. Die Leiche des Neugebore­nen war in starkes Packpapier eingehüllt. Die Nase abgebissen hat in einem Streit in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag in der Pankstraße«in Schlosser Eger dem Pankstr. 27 wohnenden Arbeiter Weigel. Eger hat auch mehrere andere Personen in der schlimmsten Weise attackiert. Er wurde verhaftet. Der schwerverletzte Weigel wurde zunächst nach der Unfallstation in der Badstratze und von dort nach der königlichen Klinik in der Ziegelstraße gebracht, wo ihm unter anderem eine künstliche Nase angesetzt werden mutz. Arbeits- und Mittellosigkeit haben den SV Jahre alten Ar­beiter Martin Twarz, der als Junggeselle in der Wilhelmstr. 91 in Schlafstelle wohnte, in den Tod getrieben. Der Mann war längere Jlelt in einer Anstalt für Teppichreinigung in der Wilhelmstr. 3K eschäfttgt, mußte aber vor zwei Monaten wegen schlechten Geschäfts- ganges aufhören. Seitdem gelang es ihm nicht mehr, feste Arveit zu bekommen. Um daS Leben zu fristen, half er bei Umzügen, ver- diente aber nur sehr wenig. Wiederholt klagte er Berufsgenossen, daß er Schulden habe machen müssen und nicht mehr aus noch«in wisse. Es werde ihm nicht anderes übrig bleiben, als sich das Leben zu nehmen. Gestern morgen trank er sich Mut an, ging dann nach einem Heuboden in der Wilhelmstrabe 3d und erhängte sich an einem Balken. Erst um IL Ubr mittags fand ihn ein Siallmann tot auf. Auf die«>>>1«« gelegt wurde am«.i»»>M»»llr,v>.»»>ttag eine im Haus« Salzwedeler Straße 7 wohnende grau K., die vpm Ver- Walter Timme wegen Mietsrückständen exmittiert wurde. Frau K. war im hochschwangeren Zustande und mußte infolge der sich ein- stellenden Geburtswehen sofort mittels Droschke nach der Charit« gebracht werden, wo sie von einem toten Kinde entbunden wurde. Große Empörung rief gestern vormittag die Behandlung eine» Mannes durch einen Schutzmann Nr. 499 hervor. Ein ettva 05- jähriger anständig gekleidet« Mann hatte sich in der Nähe des Büschingplatze» am Friedrichshain auf einer Bank niedergelassen und behelligte niemand. Da trat der genannte Schutzmann hinzu, ritz den alten Mann mit aller Gewalt von der Bank, so daß der so Behandelte zwei Meter entfernt hinstürzte. DaS Publikum war über diese Tat deS Schutzmannes so empört, datz es seiner Ent» rüstung laut Ausdruck gab. Mehrer« Betriebsstörungen im Straheudahnverkehr ereigneten sich am Sonnabend. An der Ecke der Haupt» und Tempelherren - stratze in Schöneberg entgleiste ein Motorwagen der Linie I in der Kurve und sperrte dt« Gleise während der Zeit von 2,45 bis 3,10 Uhr nachmittags. Eine fast halbstündige Störung wurde in der Köpenicker Straße durch einen umgestürzten Steinwasen ver- ursacht, dem ein Rad gebrochen war. Das Hindernis wurde durch den Rettungswagen der Straßenbahn beseitigt. Während der Zeit von 4,60 bis 5,15 Uhr mußten die Linien 19, 83, 87 und 88 in der Richtung nach dem Spittelmarkt über Görlitzer Bahnhof, Walde- mar- und Adalbertstraße abgelenkt werden, während die nach dem Schlesischen Tor fahrenden Wagen Aufenthalt hatten. Eine weitere Betriebsstörung, die sich auf die Zeit von 7,37 bis 3,05 Uhr abends erstreckte, fand in der Belle-Alliancestratze statt. Ein Wagen der Firma Wenzel, SolmSstraße 42, dem ein Hinterrad gebrochen war, sperrte daS Gleis in der Richtung nach dem Halle - schen Tor. Die Wagen der Linien 70. 73, 90E. und 99 wurden in der Kreuzbergstraße umgelegt und ebenso wie die Linien 34, 35, 30, 37 und 38 durch die Katzbach- und Vorkstraße umgeleitet. Unter den Rädern deS Automobil». Zwei schwere Automobil« Unfälle haben sich gestern früh in der Wilhelmstratze und in der Friedrichstraße zugetragen. An der Ecke der Wilhelm- und Hede- mannstratze geriet der 29 jährige Mechaniker Willi Liebetraut auS der Reichenbergerstr. 43 unter die Räder eines Privatautomobils. Der Verunglückte erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels und erhebliche Kopfwunden. Nachdem er auf der Unfallstation am Tempclhofer Ufer die erste Hilfe erhalten hatte, wurde er in bedenk- lichem Zustande nach dem Urbankrankenhause geschafft. In der Friedrichstraße wurde der 53jährige Kaufmann Otto Lerch auS der Landsberger Straße von einer Autodrofchke überfahren und am Kopfe erheblich verletzt. Lerch wurde auf der Unfallstation in der Kronenftratze verbunden und dann nach seiner Wohnung gebracht. Geschlossene Krankenkasse. Die eingeschriebene Hilfskasse Fortuna ", Kranken- und VersicherungS-Anstalt zu München . Kapu- zinerstraße 31, ist von der Regierung von Oberbayern am 31. März 1910 geschlossen worden.(Hiesige Vertreter waren Emil Billick, Kommandantentstr. 5», Robert Valeske, Ebertystr. 23 und G. A. Kampmann, Steglitz , Schlotzstr. 23.) Die Gebühren für die Benutzung der Liegestellen für Schiffs. fahrzeuge an dem zum Rixdorfer Stadtgebiet gehörenden Teil de» Maybachufers sowie am Rixdorfer Kanal werben von heute, den 1. Mai. ab durch den Magistrat zu Rixdorf erhoben. Mit dem gleichen Zeitpunkte sind die polizeilichen Meldungen der Schiffer. die die Rixdorfer Lösch- und Ladestellen benutzen wollen, im Polizeidienstgebäude zu Rixdorf, Kaiser-Friedrich-Straße 193/194, zu erstatten. Mit den Anmeldungen ist außer den üblichen Legi- timationen die Anweisung deS städtischen Kanalaufsehers über Zuteilung einer Liegestelle vorzulegen. Die Zählkarten für bis Reichsstatistik(BundeSratSbestimmungen vom 25. Juni 1908) werden in der Stadthauptkasse zu Rixdorf, Berliner Straße 62/03, woselbst auch die Uftrgebühren zu entrichten sind, entgegen» genommen werden. Thalia-Theatcr. Die Diretnon als Verfasserfirma meint'S ja gut mir dem Publikum; und so bescherte sie ihm gleich auf einen Hieb dreiOttoS", d. h. soviel Einakterpossen, die, ob zusammen- gehörig oder nicht, auf diesen Rufnamen getauft sind. TaS Mittel» stück, em Vaudeville an Löon X a n r o f f, war' das beste, wenn eS von Herrn Jean Kren nicht für sein Thalio-Theater verbeckmessert worden wäre. Ein Hammelsürst, dahinten von der Donau her, hat der fanzösischen Republik seinen ersten offiziellen Besuch gemacht. Mehr aber alS Paris als Pflanzstätte europäischer Kultur inter « essieren den Neinen�Thrönchenbesitzer die Ballettratten der Großen Oper. Mit einer solchen, die ihm'nachts ihre Aufwartimg macht, besteht er seinen ersten Liebesroman. Ein artiges Tanzdnett bildet den Schluß. Serenissimus kommt unter der bekannten Not- lüge: daßWir" nicht lieben, nurwählen" dürfen, billig weg. Die Französin ist nobel, denn sie nimmt mir einen wertlosen Ring zum Andenken an dieskönigliche" Abenteuerchen mit nicht etwa auch noch dietürkische Musik" als unangenehme Dreingabe.Otto der Zweite ' undOtto der Dritte' find Berliner Original'possen au» ver fleißigen Hausdichterwerlstaty d. h. zwei aus verschiedenen