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MiiglieLer sämtlicher Parteien Lahin einig. Laß ein derartiger Entwurf viel weniger bringen würde, als man nach den bisherigen Verhandlungen erwarten und auch verlangen durfte. Ei» vielseitiger Politiker. Än der Spitze der Hakatistischen Bewegung in Schleswig- Holstein   steht der Landgerichtsrat Dr. Hahn, dessen politische Tätig- Kit schon mehrmals Anlaß zu heftigen Angriffen bot. Jedenfalls kann das Vertrauen zur deutschen   Rechtspflege nicht sonderlich be- festigt werden, wenn ein Richter sich an die Spitze der Hetze gegen die Dänen stellt. Der Landgerichtsrat Hahn ist nun aber ein Mann von geradezu beispielloser Vielseitigkeit. Wie derBerliner   Volks- zettung" geschrieben wird, stellte ein Demokrat ln einer Versamm- lung in Flensburg   fest, daß der Landgerichtsrat Dr. Hahn-Flens- bürg eingeschriebenes Mitglied der nationalliberalen Partei, der freikonservativen und der deutsch  - sozialen Partei sei; ferner des Bundes der Landwirte, des Alldeutschen Verbandes   und des Reichsverban- des zur Bekämpfung der Sozialdemokratie. Dann hat der freisinnige Verein in Apenrade   bei der Land- tagswahl in 1908 öffentlich zur Unterstützung des Herrn Dr. Hahn ausgefordert, und für die kommende Reichstagswahl hat der frei- sinnige Verein Apenrade   beschlossen.�wiederum die Kandidatur Hahns für den Wahlkreis Hadersleben  -Sonderburg   zu unterstützen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten. Dr. Hahn kandidierte schon 1998 und 1997 in Hadersleben  - Sonderburg  , und zwar für die nationalliberale, und bei der Landtagswahl 1998 in Sonderburg  -Apenrade   für die frei- konservative Partei.  _ Die Drehscheibe. Eine nette Charakteristik der Nationalliberalen veröffentlicht Albert Traeger   in einem auswärtigen Blatt. ES heißt da: Kaum ist eine gefällige Schöne jemals brünstiger umworben worden, als die nationalliberale Partei   zur Zeit von den hitzigen Blockfreiern. Ein gar lustiges Mienenspiel mit schmachtendem Girren und drohendem Ungestüm. Zum Teil ist sie schon gewonnen, die vielspaltige Huldin mit den wandelbaren, widerspruchsvollen Seelen. Sind s ie denn überhaupt noch eine Partei, die sogenannten Nationalliberalen, die nicht nur in den verschiedenen Parlamenten wie auch in den einzelnen Wahl- kreisen einander kaum noch ähnlich sehen? Im preußischen Ab- geordnetenhause, dem Sitze der Unähnlichsten, haben sie bei der Wahlrechtsvorlage das unverdiente Glück gehabt, den R u h ni der Standhaftigkeit zu erringen, während den Preis ihres Umfalles selbst der Block zu zahlen weigerte. Die Drittelung der Wähler im ganzen Wahlbezirke schließt die Sozialdemokraten von der Volksvertretung aus, für die vereinigten Reaktionäre gewiß ein lockendes Ziel, und doch verschmähten sie, den Iiationalliberalen dahin zu folgen. Diese aber wurden getrieben durch den scharfen Wind, der jetzt aus der rheinisch-westfälischen Ecke bläst, wo ihre potentesten und darum vielleicht unsozialsten Elemente Hausen. Die Junker der hohen Schlote, die den Junkern der hohen Halme in manchen Stücken noch über sind. Besagter Wind droht sogar den Führer Bassermann, den Egmont der mittleren Linie, umzublasen. Ein in mancher Hinsicht sehr tüchtiger und sogar zuverlässiger Mann von angenehmer Erscheinung, der sich nur noch nicht ganz zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß seinen Reihen die Hauptpflicht des Führers ist, sich führen zu lassen. Diese Pflicht anerkennen die Nationalliberalen auch für sich selbst, sie wollen durchaus überall dabei sein und sind erbötig, alles mitzumachen, wenn nur der Schein gewahrt bleibt, im äußersten Falle auch ohne das. Natürlich schätzen sie sich sehr hoch ein in'dem Glauben, der Mittelpunkt, wenn auch nicht gerade der Welt, so doch des Parlaments zu sein, und diese frohe Zuversicht ist seinerzeit von dem Unternehnier des Bülotvblocks mit kluger Beflissenheit genährt und gefestigt worden. Sie halten sich noch heute für die Hüter des echten BlockgedcmkenS, die Ritter des heiligen Gral."_ Agrarische Unverfrorenheit. Die Buttereinfuhr aus dem Ausländ ist den Agrariern seit langer Zeit schon sehr unangenehm. In derKreuzzeitung  " wird nun betont, tttß Deutschland   jährlich vom Ausland für etwa 89 Millionen Mark Butter bezieht, davon reickstich zwei Drittel auS Rußland   und aus Holland  , wo angeblich sehr viel minderwertige Butter erzeugt wird. Diese minderwertige Butter werde vielfach als deutsche, nicht selten sogar alsfrische Landbutter" angekün- digt und verkauft, und damit der Verbraucher über die Herkunst und zugleich über den Wert der Ware getäuscht. Hier liege un- zweifelhast ein unlauterer Wettbewerb vor. Nach den Berichten des deutschen   Generalkonsulats in Petersburg   wurden in dem russischen   Hafen Windau während des Jahres 1999 699 999 Faß russisch  -sibirische Butter verladen, davon 173 999 Faß nach Kopen- Hägen, tue dann zum großen Teil als dänische Butter in Deutsch  - land eingeführt wird. Die Agrarier wünschen nun, daß auf jedem einzelnen Stück Butter, das vom Ausland nach Deutschland   ein- geführt wild, auf dem Umschlag das Herkunstsland deutlich erkenn- dar anzugeben ist. Die Agrarier wissen selbstverständlich, daß eine solche Maß- nähme einfach nicht durchführbar, ihre Durchführung also mit der Unterbindung der Einfuhr gleichbedeutend wäre. Bei den hohen Butterpreisen ist dieser neue Versuch der Agrarier, ein wich- tiges Nahrungsmittel zu verteuern, wirklich eins starke Unver- lchämtheit._ Kämpfe in Kamernn. Nach einer Meldung aus Südkamerun soll dort der Auf- stand der Makha, die bekanntlich unlängst einen deutschen  Kaufmann erschlagen hatten, von dem Major Dominick nieder- geschlagen worden sein.Es herrsche bereits wieder Friede und Ordnung". Bekanntlich hatte kürzlich ein Landeskundiger in der Berliner M o r g e n P o st" höchst interessante Eni- hüllungen über Weiberraub, Zwangsarbeit und andere skan- dalöse Zustände in Kamerun   gemacht. Es wäre dringend er- wünscht, wenn man trotz der bereits erfolgten Nicderiverfung der Makha diesen Klagen eines Sachverständigen einmal sorgfältig auf den Grund ginge, um dergestalt weitere Zusammenstöße zu verhüten, die sonst una usbleib- l i ch wären! Gerade Kamerun   ist ja durch seine elvlgen blutigen Zusammenstöße berüchtigt! Das Ei des Kolumbus. DieDeutsche Kolonialzeitung", das Organ der Deutschen Kolonialgesellschast, bringt in Nr. 28 eine Zuschrift aus Süd- drutschland, die sichSozialdemokratie und Kolonialpolitik" betitelt mid die Frage streift, wie sich die Kolonial-Jnteresstnten gegenüber der gerade in bürgerlichen Kreisen öfter geäußerten Anregung ver- halte» sollen:man möge sozialdemokratischen Abgeordneten des Reichstags Gelegenheit geben, mit staatlicher Unterstützung die Wer- Hältnisse in den Kolonie» an Ort und Stelle kennen zu lernen, damit sie sich überzeugen könnten, wie einseitig und falsch ihre Mei- «ung von den Kolonien sei." Dazu äußert sich der naive Süddeutsche in derDeutschen Lolonialzeitung" folgendermaßen: Als ob die Sozialdemokraten nicht auch in Deutschland   viel- fach Gelegenheit hätten, sich über Heer, Verwaltung und Industrie zu unterrichten, und als ob sie das einen Äugenblick davon ab- hielte, alle Dinge, die sich ihren politischen Zielen m de» Weg stellen, weiter zu verdrehen und zu begeifern. Es ist eine völlige Verkennung des Wesens der Sozialdemo- ktatie, von ihr zu erwarten, daß die nähere Beschäftigung mit den Verhältnissen in den Kolonien sie zu besserer Ansicht und zu fruchtbringender Arbeit führen würde. Im Gegenteil, die Sozial- demokratie wird aus allen Beobachtungen nur neues Gift ziehen, und der Schein persönlicher Erfahrung wird die Hetzerei der Agitatoren noch wirksamer machen. Dann aber wäre es auch eine starke Zumutung gegenüber den Beamten und Offizieren in den �Kolonien, diesen Herren, von denen sie jahrelang mit giftigstem Hohn und gewissenlosesten Verleumdungen überschüttet wurden, dienstwillige Führer abzugeben." Wie schlau I Je mehr man sich informiert, desto besser kann man die Dinge beurteilen und kritisieren..verdrehen" undbe­geifern"), ergo: man verhindere, daß sozialdeinokratische Abgeordnete in die deutschen Kolonien kommen I Für den Fall aber, daßdiese Herren" doch einmal inS gelobte Land der Arenbcrg, Leist, Peters und Konsorten gelangen sollten, muß den Beamten und Offizieren drüben" scharfmacherisch beigebracht werde», daß sie denRoten  " Jnformations- und Führerdienste zu verweigern haben.... In der Tat: das Ei des Kolumbus I Nur hat die koloniale Pauke ein großes Loch; denn selbst wenn die Mär vomgiftigsten Hohn" und von dengewissenlosesten Verleumdungeil" so wahr wäre, wie sie in Wirklichkeit erlogen ist, und wenn(falls sozialdemo- kratische Abgeordnete einmal zu Studienzwecken in die Kolonien reisten) die Herren Beamten und Offiziere etwa den für solche Fälle in Betracht kommenden Dien st befehlen Ungehorsam(In- subordination) entgegensetzen wollten, so wäre jeder sozialdemo- kratische Abgeordnete, der die Kolonien bereist, Mannes genug, sich auf eigene Faust Einblick ins koloniale Getriebe zu verschaffen. Es wird fortgewurstelt. DieKölnische Vollszeitung" gibt in einer Berliner   Korre. spondenz folgenden Ausblick in die politische Zukunft, nachdem sie sich vorher über die vielen Zeitungsmeldungen von angeblichen Plänen der Regierung lustig gemacht hat: In den nächsten eineinhalb Jahren wird voraussichtlich in der inneren Politik nichts Wichtiges passieren, sondern die Regierung wird sich, um mit dem Grafen Taaffe zu reden, so gut es geht, durchpressen". Die Regierung und auch die Parteileitungen blicken wie hypnotisiert auf die nächsten Reichstagswahlen und suchen sich auf die dann bevorstehenden großen Wandlungen mit der Zeit ein­zurichten. Daß unter solchen Umständen die Regierung nicht ge- neigt ist, vorher noch große Pläne in Angriff zu nehmen, versteht sich von selbst. Ebenso wird sie von der Organisation einer dauernden parlamentarischen Mehrheit auch dann absehen, wenn sie was sehr unwahrscheinlich eine solche erreichen könnte, denn nach den Neuwahlen müßte ja doch alles wieder von vorn an- gefangen werden. frznkrdcb. Die radikale» Kleinbürger als Hilfstruppe der Klerikale». Paris  , 18. Juli.  (Eig. Ber.) Der Ausfall deS zweiten Wahl- gangS im IS. Arrondiffement ist ein drastischer Beweis für die sozial reaktionäre Gesinnung des Pariser Kleinbürgertums. DerLiberale", das heißt Klerikale d'Aramon drang mit einer Mehr- heit von 1599 Stimmen gegen Genoffen P r e s s e n s ö durch, nach- dem er im ersten Wahlgang um 899 Stimmen hinter ihm zurückgeblieben war. Die radikalen Wähler sind in ihrer großen Masse zu ihm abgeschwenkt, nachdem der radikalsozialistische Kandidat Chörioux in seiner RücktrittSerklärung sie aufgefordert hatte, nach ihrem Gewissen zu stimmen. Chörioux hatte im ersten Wahl gang 3469 Stimmen erhalten. Gestern erhielt nun d'Aramon 6S49 Stinunen gegen 4972 im ersten Wahlgang, Gen. Pressenss dagegen 5939 gegen 4815. In, ganzen haben also nur 290 radikale Wähler für Pressensü gestimmt. Bedenkt man nun noch, daß Pressenss als ein Führer der Drehfus-Kampagne und als Präsident der Liga der Menschenrechte auf die Stimmen der demokratischen Intellektuellen rechnen konnte, so zeigt dieser Ausfall einerseits, wie schwach und einflußlos die ganze Jntelleltuellenbewegung geworden ist, anderer feits, daß überall, wo die ökonomischen Jntereffen des Kleinbürgertums in Frage kommen, das bürgerliche Klaffen bcwußtsein über die Ideologie den Sieg davonträgt. Zweifellos hat d'Aramon   mit einer in Paris   nicht gewöhnlichen Wählerkorruption gearbeitet, aber sein überwältigender Sieg in dem seit langen Jahren von dem ehemaligen Kommunarden Chauviöre vertretenen Bezirk ist doch im wesentlichen auf die Umstimmung der kleinbürgerlichen Massen, auf ihren wachsenden Haß gegen die Arbeiter schast und ihre Belehrung zu einer Blockpolitik der Besitzenden zurück­zuführen._ Ein französisches Bankbeamten-Syndikat. Paris  , 2 9. I u l i. In der Arbeitsbörse hielten gestern abend gegen zweitausend Bankbeamte eine Versammlung ab, in der sie beschlossen, ein Syndikat zu bilden, um durch Unterstützung seitens des allgemeinen Arbeiterperbandes eine Besserung ihrer Lage zu erzielen. Italien  . Ein Klassenurteil. Rom  , 16. Juli.  (Eig. Ber.) In Pistoja wurden am 14. d. MtS 19 Landarbeiter zu mehr oder weniger schweren Strafen ver urteilt, weil sie sich bei einem Streik angeblich des Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Vergehens gegen die Freiheit der Arbeit, Gewalttat usw. schuldig gemacht hatten. Gegen die Verurteilten lag so gut wie gar nichts Tatsächliches vor. Der ganze Prozeß war nur angestiftet worden, um die Gewerkschaft des Ortes zugrunde zu richten. Man hat es sogar fertig gebracht, einige Unbeteiligte wegenmoralischer Mitschuld" auf die Anklagebank zu bringen, bloß weil sie der Gewerkschaft angehörten. Angeklagt waren im ganzen 56 Personell. Die Strafen be- tragen im Moxin, um 6 Monate und im Minimum 45 Tage. Auch vier Minderjährige, unter ihnen ein 15 j ä h r i g e S Kind sowie drei Frauen wurden verurteilt. Allerdings wurde hier bedingte Verurteilung angewendet. Spanien  . Unzuftiedene Minister. Madrid  , 20. Juli. In der gestrigen Sitzung ber Depu- t i e r t e n k a m m e r beklagte der stühere Ministerpräsident M o r e t die brüske Art. auf die er entlassen worden sei. obwohl er immer loyal der Monarchie gedient habe. M a u r a verteidigte die Maß- nahmen seiner Regierung, kam auf die dem Rif-Feldzuge vorher- gegangenen Ereignisse zurück und sagte, Spanien   habe sich verteidigen müssen, das Risgebiet sei»ur ein Stützpunkt für das Friedensw'erk, und es sei unsinnig, dort Reichtümer zu suchen. M a u r a recht- fertigte die von ihm getroffenen Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstandes in Barcelona   und erklärte, er werde, wenn er die Macht wiedererlangen sollte, noch strenger in der Anwendung der Gesetze verfahren. Redner sagte dem Kabinett C a n a le j a S. ebenso wie jedem anderen liberalen Kabinett, das zur Macht kommen werde, die wohlwollende Unter st ütz ung der Konser« v a t i v e n zu. Ciirfcci. DaS Geheimkomitee. Konfiantinopel, IS. Juli. Ein spät abends ausgegebenes Com- muniquö der Pforte bestätigt im wesentlichen die bisherigen Meldungen, daß das Geheim komitee eine allgemeine Erhebung und die Ermordung einiger Mitglieder des Kabinetts und der Kammer plante. Es sollte ein neues Kabinett aus Mitgliedern der Opposition gebildet, die Kammer aufgelöst werden, mid Neuwahlen sollten stattfinden. Der Belagerungszustand sollte aufgehoben und die zwangsweise verabschiedeten Beamten sollten wieder eingesetzt werden. Unter den aufgefundenen Papieren be­findet sich ein Aufruf an das türkische Heer in Albanien  , nicht gegen die Albanesen, fondern gegen die jetzige Regierung zu marschieren. CMna. Der russisch  -japanische Vertrag. Ncw-Dork, 20. Juli.  (P.-T.) Die Pekinger offiziöse Presse be« schäftigt sich jetzt lebhaft mit dem russisch  -japanischen Vertrag. Sie fordert einen Protest Chinas   dagegen, weil nicht nur alte Rechte des Landes, sondern auch das durch Verträge fremden Großmächten gewährte GlcichberechtigungSrecht verletzt wird. Die führenden Zeitungen, die bisher in ihrer Kritik sehr zurückhaltend waren, erklären jetzt offen, daß der neue Vertrag vor allem gegen Amerika  und Deutschland  , dann aber auch direlt gegen China   ge- richtet ist. Großbritannien   hat ihm beigestimmt, weil es Amerikas  kommerzielles Vordringen in der Mandschurei   aufhalten und ein großes ViererbündniS Rußland und Frankreich  , Japan  und England in Asien   schaffen wolle. Weiterhin führen, nach einer Meldung desNew Jork Herald", Pekinger Zeitungen auS, daß Chinas   Hoffnungen auf den engen Anschluß an andere Großmächte beruhen; ein Bündnis mit Deutschland   und Amerika fei wünschens« wert._ Vierzkhllte ordkutliche Gk>!tla!vkrssim»i!Ng desDeuWo Tlihakarbeitkrvtrliandes. Braunschweig  , den 19. Fulst$ Am Dienstagmorgen wurde die Diskussion über die Vorstands- berichte und die dazu vorliegenden Anträge fortgesetzt. Diese An- träge waren zum Teil einander recht widersprechend; ihre große Mehrzahl aber lief auf die Herbeiführung einer viel schärferen und planmäßigeren Agitation hinaus. Verschiedene Gaue sollen geteilt werden; Süddeutschland   wollte seinen Gauleitern Unter- beamte(Bezirksleiter) unterstellt, Posen dem dortigen Gauleiter eine der polnischen Sprache mächtige Hilfskraft zur Seite ge- stellt sehen; eine Anzahl Orte wünschten besoldete OrtSbeamte; be­sondere Maßnahmen(Anstellung eines Beamten, Neichskonferenz, Lohn- und Arbeitsstatistik) wurden verlangt, um die Agitation unter den Z i g'a r e t t e n a r b e i t e r n erfolgreicher zu betreiben. Der Vorstand und eine Reche Filialen hattep beantragt, alle Gaue nach Möglichkeit mit festangestellten Gauleitern zu besetzen. Weiter war die Anbahnung von Schritten zur Verschmelzung des Ver- bandes der Zigarrensortierer und Kistenbckleber mit dem Tabak- arbeiterverband beantragt; ferner die Verschmelzung des letzteren mit dem Fabrikarbeiterverband, wie die Verschmelzung aller in der Nahrungs- und Genutzmittelbranche beschäftigten Arbeiter zu einem Jndustrieverband. Eine Anzahl anderer Anträge liefen auf ver- waltungstechnische Neuerungen, auf Abschaffung der� Gauarbeits­nachweise und ihren Ersatz durch Ortsarbeitsnachweise, auf Um- Wandlung der Arbeitslosen- und Krankenunterstützung in eine Er- werbslosenunterstützung hinaus. Hübsch, der Vertreter der Generalkommission, warnte ein- dringlich davor, die regulären Unterstützungssätze noch weiter zu erhöhen. Besonders die Krankenunterstützung belaste den Verband heute schon zu reichlich. Nicht Erhöhung der Unterstützungen, son- der» Stärkung des Kampffonds müsse die Parole sein. Zur Ver- schmelzungsfrage wünschte er, daß es nicht bei der platonischen Er- klärung des Vertreters des Zigarrensortiererverbandcs bletbei« möchte. Die Sortierer seien professionell so eng mit den Tabak- arbeitern verwachsen, daß eine Einheitsorganisation nur das uatür- liche Verhältnis darstellen würde.'__ 1 Noch eine ganze Anzahl Redner brachten gravierende Beweise von der Not und den Schädigungen bei, die durch die Tabaksteuer über die Tabakarbeiter herbeigeführt sind. Die Diskussion fand ihr Ende, nachdem 50 Redner zu Worte gekymmen. Während der Diskussion ging noch ein Antrag ein. die Generalkommission möge das ihrige dazu tun, damit die Verschmel- zung der Zigarrensortierer mit de» Tabakarbeitern zustandekomme. An der Tätigkeit des Vorstandes waren beinahe keinerlei Aus- stellungen gemacht worden; der Borsitzende Deichmann konnte sich deshalb in seinem Schlußworte darauf beschränken, das Für und Wider der Anträge noch einmal kritisch zu behandeln. Bezüg- lich der Verschmelzung mit den Zigarrensortierern meinte er, daß weniger durch ein Eingreifen der Generalkommission, noch durch ein Votum der Generalversammlung die Vereinigung bewirkt werden könne, sondern von unten herauf, aus den Mitglieder- kreisen müsse recht kräftig für die Verschmelzung Propaganda ge- macht werden. In der Abstimmung wurden folgende Beschl'üsse gefaßt: 1. Der Anstellung der Gauleiter für Braunschweig  . Erfurt  und Dresden   wird die Zustimmung erteilt. 2. Der 9. Gau(Bayern  , Baden. Württemberg  . Elsaß  ) und der 13. Gau(Ost- und Westpreußen   und die beiden Mecklenburg  )) sollen in zwei Gaue geteilt werden...... 3. Alle Gaue werden nach Möglichkeit mit festangestellten Gauleitern besetzt. 4. Im Zentralvorstand, wird ein zweiter Kassierer eingestellt. 5. Mitglieder, die zwei Verbänden angehören, behalten ihre statutarischen Rechte.,' 6. Der Vorstand soll' eine parlamentarische Ordnung für Mitgliederversammlungen und einen Kommentar zum Statut herausgeben. Folgende Anträge wurden dem Vorstand zur Berücksichtig gung überwiesen: 1. in Gauen mit stark ausgedehnter Tabakindustrie den Tau- leitern Hilfskräfte beizugeben; 2. für den Gießener   Bezirk einen Bezirkssekretär; 3. für Breslau   einen besoldeten Beamten anzustellen; 4. desgleichen für Waldheim  , Hartha  . Geringswalde   utiL Döbeln; 5. im posenschen Gau einen polnisch sprechenden Agitator einzustellen;- 6. den Sitz des Gaues Köln   nach Aachen   zu verlegen;'- 7. für Süddeutschland   baldigst einen Tabakarbeiterkongreß einzuberufen. In der Verschmelzungsfrage lehnte die Generalversammlung jeden Beschluß ab, nach einer allerdings rein persönlichen Erklärung des Vertreters des Sortiererverbandes, daß er innerhalb seiner Or- ganisation nach Kräften für die Verschmelzung wirken werde. Zur Frage der Unterstützung ber arbeitslos gewordene» Mschädigtra Tabakarbeiter nahm der Kongreß zunächst die Protestresolution gegen die von den Verbündeten Regierungen und Reichsschatzamt verfügte Schmäle- rung dieser Unterstützung an, dann sagte er den geschädigten Tabak- arbeitern die pekuniäre Unterstützung des Verbandes durch Anb nähme folgender R e s o l'u t i o n zu: Alle infolge der Tabaksteuer arbeitslos gewordenen voll- berechtigten Mitglieder des Verbandes erhalten, sofern die vom Staat gewährten Unterstützungen geringer sind wie die im Ver- bände gewährleistete Arbeitslosenunterstützung, vom 18. Juli 1919 an gerechnet aus der Verbandskasse einen Zuschuß bis zur Höhe dieser Verbandsunterstützung.. Nachdem G r ä b n e r- Hanau im Namen der Revisionskom- Mission, welche Kasse, Bücher und Belege in bester Ordnung be- funden hatte, die Techargeerteilung deS Vorstandes beantragt, dem einstimmig willfahren wurde, berichtete er noch über einen Einzel- beschwerdefall; sodann, hielt Verbandssekretär Eberle in letzter Stunde ein einleitendes Referat über alle zum Statut. Streik- und Wahlreglemen't gestellten Anträge. Er sah im Auftrage des Vorstandes und in Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Momente von der Empfehlung einer Beitrags- erhöhung ab. Diz weitere Beratuns der Anträge wurde auf Mittwoch ver, tagt. j