MiiglieLer sämtlicher Parteien Lahin einig. Laß ein derartigerEntwurf viel weniger bringen würde, als man nach den bisherigenVerhandlungen erwarten und auch verlangen durfte.Ei» vielseitiger Politiker.Än der Spitze der Hakatistischen Bewegung in Schleswig-Holstein steht der Landgerichtsrat Dr. Hahn, dessen politische Tätig-Kit schon mehrmals Anlaß zu heftigen Angriffen bot. Jedenfallskann das Vertrauen zur deutschen Rechtspflege nicht sonderlich be-festigt werden, wenn ein Richter sich an die Spitze der Hetze gegendie Dänen stellt. Der Landgerichtsrat Hahn ist nun aber ein Mannvon geradezu beispielloser Vielseitigkeit. Wie der„Berliner Volks-zettung" geschrieben wird, stellte ein Demokrat ln einer Versamm-lung in Flensburg fest, daß der Landgerichtsrat Dr. Hahn-Flens-bürg eingeschriebenes Mitglied der nationalliberalenPartei, der freikonservativen und der deutsch-sozialen Partei sei; ferner des Bundes der Landwirte,des Alldeutschen Verbandes und des Reichsverban-des zur Bekämpfung der Sozialdemokratie.Dann hat der freisinnige Verein in Apenrade bei der Land-tagswahl in 1908 öffentlich zur Unterstützung des Herrn Dr. Hahnausgefordert, und für die kommende Reichstagswahl hat der frei-sinnige Verein Apenrade beschlossen.�wiederum dieKandidatur Hahns für den Wahlkreis Hadersleben-Sonderburg zuunterstützen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten.Dr. Hahn kandidierte schon 1998 und 1997 in Hadersleben-Sonderburg, und zwar für die nationalliberale, und beider Landtagswahl 1998 in Sonderburg-Apenrade für die frei-konservative Partei._Die Drehscheibe.Eine nette Charakteristik der Nationalliberalen veröffentlichtAlbert Traeger in einem auswärtigen Blatt. ES heißt da:„Kaum ist eine gefällige Schöne jemals brünstiger umworbenworden, als die nationalliberale Partei zur Zeit von den hitzigenBlockfreiern. Ein gar lustiges Mienenspiel mit schmachtendemGirren und drohendem Ungestüm. Zum Teil ist sie schon gewonnen,die vielspaltige Huldin mit den wandelbaren, widerspruchsvollenSeelen. Sind s ie denn überhaupt noch eine Partei,die sogenannten Nationalliberalen, die nicht nurin den verschiedenen Parlamenten wie auch in den einzelnen Wahl-kreisen einander kaum noch ähnlich sehen? Im preußischen Ab-geordnetenhause, dem Sitze der Unähnlichsten, haben sie bei derWahlrechtsvorlage das unverdiente Glück gehabt, den R u h nider Standhaftigkeit zu erringen, während den Preis ihresUmfalles selbst der Block zu zahlen weigerte. Die Drittelung derWähler im ganzen Wahlbezirke schließt die Sozialdemokraten vonder Volksvertretung aus, für die vereinigten Reaktionäre gewißein lockendes Ziel, und doch verschmähten sie, den Iiationalliberalendahin zu folgen. Diese aber wurden getrieben durch den scharfenWind, der jetzt aus der rheinisch-westfälischen Ecke bläst, wo ihrepotentesten und darum vielleicht unsozialsten Elemente Hausen. DieJunker der hohen Schlote, die den Junkern der hohen Halme inmanchen Stücken noch über sind. Besagter Wind droht sogar denFührer Bassermann, den Egmont der mittlerenLinie, umzublasen. Ein in mancher Hinsicht sehr tüchtiger undsogar zuverlässiger Mann von angenehmer Erscheinung, der sich nurnoch nicht ganz zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß seinenReihen die Hauptpflicht des Führers ist, sich führen zu lassen. DiesePflicht anerkennen die Nationalliberalen auch für sich selbst, siewollen durchaus überall dabei sein und sind erbötig, allesmitzumachen, wenn nur der Schein gewahrt � bleibt, imäußersten Falle auch ohne das. Natürlich schätzen sie sich sehr hochein in'dem Glauben, der Mittelpunkt, wenn auch nicht gerade derWelt, so doch des Parlaments zu sein, und diese frohe Zuversichtist seinerzeit von dem Unternehnier des Bülotvblocks mit klugerBeflissenheit genährt und gefestigt worden. Sie halten sich nochheute für die Hüter des echten BlockgedcmkenS, die Ritter desheiligen Gral."_Agrarische Unverfrorenheit.Die Buttereinfuhr aus dem Ausländ ist den Agrariernseit langer Zeit schon sehr unangenehm. In der„Kreuzzeitung"wird nun betont, tttß Deutschland jährlich vom Ausland für etwa89 Millionen Mark Butter bezieht, davon reickstich zwei Drittel auSRußland und aus Holland, wo angeblich sehr viel minderwertigeButter erzeugt wird. Diese minderwertige Butter werde vielfachals deutsche, nicht selten sogar als„frische Landbutter" angekün-digt und verkauft, und damit der Verbraucher über die Herkunstund zugleich über den Wert der Ware getäuscht. Hier liege un-zweifelhast ein unlauterer Wettbewerb vor. Nach den Berichtendes deutschen Generalkonsulats in Petersburg wurden in demrussischen Hafen Windau während des Jahres 1999 699 999 Faßrussisch-sibirische Butter verladen, davon 173 999 Faß nach Kopen-Hägen, tue dann zum großen Teil als dänische Butter in Deutsch-land eingeführt wird. Die Agrarier wünschen nun, daß auf jedemeinzelnen Stück Butter, das vom Ausland nach Deutschland ein-geführt wild, auf dem Umschlag das Herkunstsland deutlich erkenn-dar anzugeben ist.Die Agrarier wissen selbstverständlich, daß eine solche Maß-nähme einfach nicht durchführbar, ihre Durchführung also mit derUnterbindung der Einfuhr gleichbedeutend wäre. Bei denhohen Butterpreisen ist dieser neue Versuch der Agrarier, ein wich-tiges Nahrungsmittel zu verteuern, wirklich eins starke Unver-lchämtheit._Kämpfe in Kamernn.Nach einer Meldung aus Südkamerun soll dort der Auf-stand der Makha, die bekanntlich unlängst einen deutschenKaufmann erschlagen hatten, von dem Major Dominick nieder-geschlagen worden sein.„Es herrsche bereits wieder Friedeund Ordnung".Bekanntlich hatte kürzlich ein Landeskundiger in der„Berliner M o r g e n P o st" höchst interessante Eni-hüllungen über Weiberraub, Zwangsarbeit und andere skan-dalöse Zustände in Kamerun gemacht. Es wäre dringend er-wünscht, wenn man trotz der bereits erfolgten Nicderiverfungder Makha diesen Klagen eines Sachverständigen einmalsorgfältig auf den Grund ginge, um dergestalt weitereZusammenstöße zu verhüten, die sonst una usbleib-l i ch wären! Gerade Kamerun ist ja durch seine elvlgenblutigen Zusammenstöße berüchtigt!Das Ei des Kolumbus.Die„Deutsche Kolonialzeitung", das Organ der DeutschenKolonialgesellschast, bringt in Nr. 28 eine Zuschrift aus Süd-drutschland, die sich„Sozialdemokratie und Kolonialpolitik" betiteltmid die Frage streift, wie sich die Kolonial-Jnteresstnten gegenüberder gerade in bürgerlichen Kreisen öfter geäußerten Anregung ver-halte» sollen:„man möge sozialdemokratischen Abgeordneten desReichstags Gelegenheit geben, mit staatlicher Unterstützung die Wer-Hältnisse in den Kolonie» an Ort und Stelle kennen zu lernen,damit sie sich überzeugen könnten, wie einseitig und falsch ihre Mei-«ung von den Kolonien sei."—Dazu äußert sich der naive Süddeutsche in der„DeutschenLolonialzeitung" folgendermaßen:„Als ob die Sozialdemokraten nicht auch in Deutschland viel-fach Gelegenheit hätten, sich über Heer, Verwaltung und Industriezu unterrichten, und als ob sie das einen Äugenblick davon ab-hielte, alle Dinge, die sich ihren politischen Zielen m de» Wegstellen, weiter zu verdrehen und zu begeifern.Es ist eine völlige Verkennung des Wesens der Sozialdemo-ktatie, von ihr zu erwarten, daß die nähere Beschäftigung mit denVerhältnissen in den Kolonien sie zu besserer Ansicht und zufruchtbringender Arbeit führen würde. Im Gegenteil, die Sozial-demokratie wird aus allen Beobachtungen nur neues Gift ziehen,und der Schein persönlicher Erfahrung wird die Hetzerei derAgitatoren noch wirksamer machen. Dann aber wäre es aucheine starke Zumutung gegenüber den Beamten und Offizieren inden �Kolonien, diesen Herren, von denen sie jahrelang mitgiftigstem Hohn und gewissenlosesten Verleumdungen überschüttetwurden, dienstwillige Führer abzugeben."Wie schlau I Je mehr man sich informiert, desto besser kannman die Dinge beurteilen und kritisieren �..verdrehen" und„begeifern"), ergo: man verhindere, daß sozialdeinokratische Abgeordnetein die deutschen Kolonien kommen I Für den Fall aber, daß„dieseHerren" doch einmal inS gelobte Land der Arenbcrg, Leist, Petersund Konsorten gelangen sollten, muß den Beamten und Offizieren„drüben" scharfmacherisch beigebracht werde», daß sie den„Roten"Jnformations- und Führerdienste zu verweigern haben....In der Tat: das Ei des Kolumbus I Nur hat die kolonialePauke ein großes Loch; denn selbst wenn die Mär vom„giftigstenHohn" und von den„gewissenlosesten Verleumdungeil" so wahr wäre,wie sie in Wirklichkeit erlogen ist, und wenn(falls sozialdemo-kratische Abgeordnete einmal zu Studienzwecken in die Kolonienreisten) die Herren Beamten und Offiziere etwa den für solche Fällein Betracht kommenden Dien st befehlen Ungehorsam(In-subordination) entgegensetzen wollten, so wäre jeder sozialdemo-kratische Abgeordnete, der die Kolonien bereist, Mannes genug, sichauf eigene Faust Einblick ins koloniale Getriebe zu verschaffen.Es wird fortgewurstelt.Die„Kölnische Vollszeitung" gibt in einer Berliner Korre.spondenz folgenden Ausblick in die politische Zukunft, nachdem siesich vorher über die vielen Zeitungsmeldungen von angeblichenPlänen der Regierung lustig gemacht hat:„In den nächsten eineinhalb Jahren wird voraussichtlich in derinneren Politik nichts Wichtiges passieren, sondern die Regierungwird sich, um mit dem Grafen Taaffe zu reden, so gut es geht,„durchpressen". Die Regierung und auch die Parteileitungen blickenwie hypnotisiert auf die nächsten Reichstagswahlen und suchen sichauf die dann bevorstehenden großen Wandlungen mit der Zeit einzurichten. Daß unter solchen Umständen die Regierung nicht ge-neigt ist, vorher noch große Pläne in Angriff zu nehmen, verstehtsich von selbst. Ebenso wird sie von der Organisation einerdauernden parlamentarischen Mehrheit auch dann absehen, wennsie— was sehr unwahrscheinlich— eine solche erreichen könnte,denn nach den Neuwahlen müßte ja doch alles wieder von vorn an-gefangen werden.frznkrdcb.Die radikale» Kleinbürger als Hilfstruppe der Klerikale».Paris, 18. Juli.(Eig. Ber.) Der Ausfall deS zweiten Wahl-gangS im IS. Arrondiffement ist ein drastischer Beweis für die sozialreaktionäre Gesinnung des Pariser Kleinbürgertums. Der„Liberale",das heißt Klerikale d'Aramon drang mit einer Mehr-heit von 1599 Stimmen gegen Genoffen P r e s s e n s ö durch, nach-dem er im ersten Wahlgang um 899 Stimmen hinter ihmzurückgeblieben war. Die radikalen Wähler sind in ihrer großenMasse zu ihm abgeschwenkt, nachdem der radikalsozialistische KandidatChörioux in seiner RücktrittSerklärung sie aufgefordert hatte,nach ihrem Gewissen zu stimmen. Chörioux hatte im ersten Wahlgang 3469 Stimmen erhalten. Gestern erhielt nun d'Aramon 6S49Stinunen gegen 4972 im ersten Wahlgang, Gen. Pressenss dagegen5939 gegen 4815. In, ganzen haben also nur 290 radikale Wähler fürPressensü gestimmt. Bedenkt man nun noch, daß Pressenss als einFührer der Drehfus-Kampagne und als Präsident der Liga derMenschenrechte auf die Stimmen der demokratischen Intellektuellenrechnen konnte, so zeigt dieser Ausfall einerseits, wie schwach undeinflußlos die ganze Jntelleltuellenbewegung geworden ist, andererfeits, daß überall, wo die ökonomischen Jntereffen desKleinbürgertums in Frage kommen, das bürgerliche Klaffenbcwußtsein über die Ideologie den Sieg davonträgt.Zweifellos hat d'Aramon mit einer in Paris nicht gewöhnlichenWählerkorruption gearbeitet, aber sein überwältigender Sieg in demseit langen Jahren von dem ehemaligen Kommunarden Chauviörevertretenen Bezirk ist doch im wesentlichen auf die Umstimmung derkleinbürgerlichen Massen, auf ihren wachsenden Haß gegen die Arbeiterschast und ihre Belehrung zu einer Blockpolitik der Besitzenden zurückzuführen._Ein französisches Bankbeamten-Syndikat.Paris, 2 9. I u l i. In der Arbeitsbörse hielten gestern abendgegen zweitausend Bankbeamte eine Versammlung ab, in der siebeschlossen, ein Syndikat zu bilden, um durch Unterstützung seitensdes allgemeinen Arbeiterperbandes eine Besserung ihrer Lage zuerzielen.Italien.Ein Klassenurteil.Rom, 16. Juli.(Eig. Ber.) In Pistoja wurden am 14. d. MtS19 Landarbeiter zu mehr oder weniger schweren Strafen verurteilt, weil sie sich bei einem Streik angeblich des Widerstandesgegen die Staatsgewalt, Vergehens gegen die Freiheit der Arbeit,Gewalttat usw. schuldig gemacht hatten. Gegen die Verurteilten lagso gut wie gar nichts Tatsächliches vor. Der ganzeProzeß war nur angestiftet worden, um die Gewerkschaft desOrtes zugrunde zu richten. Man hat es sogar fertiggebracht, einige Unbeteiligte wegen„moralischer Mitschuld" auf dieAnklagebank zu bringen, bloß weil sie der Gewerkschaft angehörten.Angeklagt waren im ganzen 56 Personell. Die Strafen be-tragen im Moxin, um 6 Monate und im Minimum 45 Tage.Auch vier Minderjährige, unter ihnen ein 15 j ä h r i g e S Kindsowie drei Frauen wurden verurteilt. Allerdings wurde hierbedingte Verurteilung angewendet.Spanien.Unzuftiedene Minister.Madrid, 20. Juli. In der gestrigen Sitzung ber Depu-t i e r t e n k a m m e r beklagte der stühere Ministerpräsident M o r e tdie brüske Art. auf die er entlassen worden sei. obwohl er immerloyal der Monarchie gedient habe. M a u r a verteidigte die Maß-nahmen seiner Regierung, kam auf die dem Rif-Feldzuge vorher-gegangenen Ereignisse zurück und sagte, Spanien habe sich verteidigenmüssen, das Risgebiet sei»ur ein Stützpunkt für das Friedensw'erk,und es sei unsinnig, dort Reichtümer zu suchen. M a u r a recht-fertigte die von ihm getroffenen Maßnahmen zur Unterdrückungdes Aufstandes in Barcelona und erklärte, er werde, wenn erdie Macht wiedererlangen sollte, noch strenger in der Anwendungder Gesetze verfahren. Redner sagte dem Kabinett C a n a le j a S.ebenso wie jedem anderen liberalen Kabinett, das zur Macht kommenwerde, die wohlwollende Unter st ütz ung der Konser«v a t i v e n zu.Ciirfcci.DaS Geheimkomitee.Konfiantinopel, IS. Juli. Ein spät abends ausgegebenes Com-muniquö der Pforte bestätigt im wesentlichen die bisherigenMeldungen, daß das Geheim komitee eine allgemeineErhebung und die Ermordung einiger Mitglieder desKabinetts und der Kammer plante. Es sollte ein neues Kabinett ausMitgliedern der Opposition gebildet, die Kammer aufgelöst werden,mid Neuwahlen sollten stattfinden. Der Belagerungszustand sollteaufgehoben und die zwangsweise verabschiedeten Beamten solltenwieder eingesetzt werden. Unter den aufgefundenen Papieren befindet sich ein Aufruf an das türkische Heer in Albanien, nicht gegendie Albanesen, fondern gegen die jetzige Regierung zu marschieren.CMna.Der russisch-japanische Vertrag.Ncw-Dork, 20. Juli.(P.-T.) Die Pekinger offiziöse Presse be«schäftigt sich jetzt lebhaft mit dem russisch-japanischen Vertrag. Siefordert einen Protest Chinas dagegen, weil nicht nur alteRechte des Landes, sondern auch das durch Verträge fremdenGroßmächten gewährte GlcichberechtigungSrecht verletzt wird. Dieführenden Zeitungen, die bisher in ihrer Kritik sehr zurückhaltend waren,erklären jetzt offen, daß der neue Vertrag vor allem gegen Amerikaund Deutschland, dann aber auch direlt gegen China ge-richtet ist. Großbritannien hat ihm beigestimmt, weil es Amerikaskommerzielles Vordringen in der Mandschurei aufhalten und eingroßes ViererbündniS— Rußland und Frankreich, Japanund England— in Asien schaffen wolle. Weiterhin führen, nacheiner Meldung des„New Jork Herald", Pekinger Zeitungen auS, daßChinas Hoffnungen auf den engen Anschluß an andere Großmächteberuhen; ein Bündnis mit Deutschland und Amerika fei wünschens«wert._Vierzkhllte ordkutliche Gk>!tla!vkrssim»i!Ng desDeuWoTlihakarbeitkrvtrliandes.Braunschweig, den 19. Fulst$Am Dienstagmorgen wurde die Diskussion über die Vorstands-berichte und die dazu vorliegenden Anträge fortgesetzt. Diese An-träge waren zum Teil einander recht widersprechend; ihre großeMehrzahl aber lief auf die Herbeiführung einer viel schärferenund planmäßigeren Agitation hinaus. Verschiedene Gaue sollengeteilt werden; Süddeutschland wollte seinen Gauleitern Unter-beamte(Bezirksleiter) unterstellt, Posen dem dortigen Gauleitereine der polnischen Sprache mächtige Hilfskraft zur Seite ge-stellt sehen; eine Anzahl Orte wünschten besoldete OrtSbeamte; besondere Maßnahmen(Anstellung eines Beamten, Neichskonferenz,Lohn- und Arbeitsstatistik) wurden verlangt, um die Agitationunter den Z i g'a r e t t e n a r b e i t e r n erfolgreicher zu betreiben.Der Vorstand und eine Reche Filialen hattep beantragt, alle Gauenach Möglichkeit mit festangestellten Gauleitern zu besetzen. Weiterwar die Anbahnung von Schritten zur Verschmelzung des Ver-bandes der Zigarrensortierer und Kistenbckleber mit dem Tabak-arbeiterverband beantragt; ferner die Verschmelzung des letzterenmit dem Fabrikarbeiterverband, wie die Verschmelzung aller in derNahrungs- und Genutzmittelbranche beschäftigten Arbeiter zu einemJndustrieverband. Eine Anzahl anderer Anträge liefen auf ver-waltungstechnische Neuerungen, auf Abschaffung der� Gauarbeitsnachweise und ihren Ersatz durch Ortsarbeitsnachweise, auf Um-Wandlung der Arbeitslosen- und Krankenunterstützung in eine Er-werbslosenunterstützung hinaus.Hübsch, der Vertreter der Generalkommission, warnte ein-dringlich davor, die regulären Unterstützungssätze noch weiter zuerhöhen. Besonders die Krankenunterstützung belaste den Verbandheute schon zu reichlich. Nicht Erhöhung der Unterstützungen, son-der» Stärkung des Kampffonds müsse die Parole sein. Zur Ver-schmelzungsfrage wünschte er, daß es nicht bei der platonischen Er-klärung des Vertreters des Zigarrensortiererverbandcs bletbei«möchte. Die Sortierer seien professionell so eng mit den Tabak-arbeitern verwachsen, daß eine Einheitsorganisation nur das uatür-liche Verhältnis darstellen würde.'__ 1Noch eine ganze Anzahl Redner brachten gravierende Beweisevon der Not und den Schädigungen bei, die durch die Tabaksteuerüber die Tabakarbeiter herbeigeführt sind.Die Diskussion fand ihr Ende, nachdem 50 Redner zu Wortegekymmen. Während der Diskussion ging noch ein Antrag ein. dieGeneralkommission möge das ihrige dazu tun, damit die Verschmel-zung der Zigarrensortierer mit de» Tabakarbeitern zustandekomme.An der Tätigkeit des Vorstandes waren beinahe keinerlei Aus-stellungen gemacht worden; der Borsitzende Deichmann konntesich deshalb in seinem Schlußworte darauf beschränken, das Fürund Wider der Anträge noch einmal kritisch zu behandeln. Bezüg-lich der Verschmelzung mit den Zigarrensortierern meinte er, daßweniger durch ein Eingreifen der Generalkommission, noch durchein Votum der Generalversammlung die Vereinigung bewirktwerden könne, sondern von unten herauf, aus den Mitglieder-kreisen müsse recht kräftig für die Verschmelzung Propaganda ge-macht werden.In der Abstimmung wurden folgende Beschl'üsse gefaßt:1. Der Anstellung der Gauleiter für Braunschweig. Erfurtund Dresden wird die Zustimmung erteilt.2. Der 9. Gau(Bayern, Baden. Württemberg. Elsaß) undder 13. Gau(Ost- und Westpreußen und die beiden Mecklenburg))sollen in zwei Gaue geteilt werden......•3. Alle Gaue werden nach Möglichkeit mit festangestelltenGauleitern besetzt.4. Im Zentralvorstand, wird ein zweiter Kassierer eingestellt.5. Mitglieder, die zwei Verbänden angehören, behalten ihrestatutarischen Rechte., � �'6. Der Vorstand soll' eine parlamentarische Ordnung fürMitgliederversammlungen und einen Kommentar zum Statutherausgeben. �Folgende Anträge wurden dem Vorstand zur Berücksichtiggung überwiesen:1. in Gauen mit stark ausgedehnter Tabakindustrie den Tau-leitern Hilfskräfte beizugeben;2. für den Gießener Bezirk einen Bezirkssekretär;3. für Breslau einen besoldeten Beamten anzustellen;4. desgleichen für Waldheim, Hartha. Geringswalde utiLDöbeln;5. im posenschen Gau einen polnisch sprechenden Agitatoreinzustellen;•-6. den Sitz des Gaues Köln nach Aachen zu verlegen;'-7. für Süddeutschland baldigst einen Tabakarbeiterkongreßeinzuberufen.In der Verschmelzungsfrage lehnte die Generalversammlungjeden Beschluß ab, nach einer allerdings rein persönlichen Erklärungdes Vertreters des Sortiererverbandes, daß er innerhalb seiner Or-ganisation nach Kräften für die Verschmelzung wirken werde.Zur Frage derUnterstützung ber arbeitslos gewordene» MschädigtraTabakarbeiternahm der Kongreß zunächst die Protestresolution gegen die von denVerbündeten Regierungen und Reichsschatzamt verfügte Schmäle-rung dieser Unterstützung an, dann sagte er den geschädigten Tabak-arbeitern die pekuniäre Unterstützung des Verbandes durch Anbnähme folgender R e s o l'u t i o n zu:„Alle infolge der Tabaksteuer arbeitslos gewordenen voll-berechtigten Mitglieder des Verbandes erhalten, sofern die vomStaat gewährten Unterstützungen geringer sind wie die im Ver-bände gewährleistete Arbeitslosenunterstützung, vom 18. Juli1919 an gerechnet aus der Verbandskasse einen Zuschuß bis zurHöhe dieser Verbandsunterstützung..Nachdem G r ä b n e r- Hanau im Namen der Revisionskom-Mission, welche Kasse, Bücher und Belege in bester Ordnung be-funden hatte, die Techargeerteilung deS Vorstandes beantragt, demeinstimmig willfahren wurde, berichtete er noch über einen Einzel-beschwerdefall; sodann, hielt Verbandssekretär Eberle in letzterStunde ein einleitendes Referat über alle zum Statut.Streik- und Wahlreglemen't gestellten Anträge.Er sah im Auftrage des Vorstandes und in Berücksichtigung aller inBetracht kommenden Momente von der Empfehlung einer Beitrags-erhöhung ab.Diz weitere Beratuns der Anträge wurde auf Mittwoch ver,tagt. j